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Schnipsel Nr. 27

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild (oder vielen) ausgedrückt werden können – das sind meine “Peking-Schnipsel”. 

In diesem Fall hätte ich fast jeden Tag ausführlicher erzählen können – aber dafür fehlte die Zeit.

Mit der Patengruppe im Stadtplanungsmusum

Überblick über die Halle mit dem Pekinger Stadtmodell, an einer Empore ein LED-Bildschirm mit dem Text "Welcome to Beijing Planning Exhibition Hall" auf Englisch und Chinesisch

Das Stadtmodell

In all den Jahren habe ich bisher nur das Stadtmodell in Shanghai gesehen, aber ins Pekinger Stadtplanungsmuseum habe ich es bisher nie geschafft. Jetzt hat die Patengruppe eine deutschsprachige Führung organisiert. Die Beschriftungen in diesem Museum sind ausschließlich Chinesisch, von daher eine gute Idee.

Für mich war bei der Führung nicht viel Neues dabei, nur die Erklärung, warum der Drachenkopf des Pangu Plazas (Pekings „7-Sterne-Hotel“) verschwunden ist – denn der ist tatsächlich weg, nun ist der Komplex optisch nur noch einer von vielen langweiligen Kästen.

Detailansichtaus dem Stadtmodell mit dem 5-teiligen Hochauskomplex des Pangu Plazas

Ohne Drachenkopf: Pangu Plaza

Vielleicht gibt es offizielle Gründe wie Probleme mit der Statik. Oder schlechtes Feng Shui. Aber die interessanteste Erklärung ist diese: Der Drachen ist das Symbol des Kaisers – und es kann nur einen Kaiser geben. Also musste der Besitzer den Drachen zurück bauen. Das rundet die Geschichte rund um  das Pangu Plaza auch irgendwie ab.

Drachenkopf des Pangu Plaza, Kräne auf dem Dach

Noch mit Drachenkopf: Pangu Plaza.

Aber vor allem das große Stadtmodell fand ich beeindruckend – und die Fortsetzung des Modells im Fußboden: Peking aus der Luft unter Glas.

Luftbild der Ruinen im Alten Sommerpalast

Alter Sommerpalast

Ich glaube, dass es eine ziemlich gute Idee ist, wenn man zu Beginn seines Peking-Aufenthaltes hierher kommt und einen Blick auf das Stadtmodell wirft. Die Dimensionen der Stadt wirken hier doch noch ganz anders als auf der Handy-Map oder einem klassischen Stadtplan. Und dann sollte man wieder kommen, wenn man schon eine Weile da ist, weil’s auch viel Spaß macht, sein Haus, die Schule und andere einem persönlich bekannte Orte zu suchen.

Detailaufnahme vom Pekinger Stadtmodell mit den Türmen des CBD

Central Business District

Streifzüge

Ich war wieder unter anderem wieder in Xisi unterwegs, also im Altstadtviertel westlich der Verbotenen Stadt. Meistens bin ich ja eher östlich davon unterwegs, weil’s halt näher dran ist.

Galeries Lafayette

Jedenfalls habe ich endlich auch mal den Galeries Lafayette einen Besuch abgestattet – nicht weil ich mich plötzlich für Shopping interessieren würde (so langweilig wird mir niemals sein), sondern weil es dort im Untergeschoss eine schöne Buchhandlung gibt. Mondtore und verwinkelt wie eine Hobbithöhle – auch ohne viel Chinesisch lesen zu können, macht es Spaß, hier zu stöbern. Es gibt aber auch einige wenige englischsprachige Bücher.

Hutongs

In den Hutongs ist in einem Reiseführer noch eine Prinzenresidenz verzeichnet. Hier sollte sie sein:

Geschlossen, hier sind nun Wohnungen. Daneben steht aber zwischen Stromkästen ein Pfosten mit einem QR-Code, der zu einem Video und einer erklärenden Webseite führt.

Church of the Saviour

Stromert man zurück in die Stadtmitte, kommt man an der Church of the Saviour vorbei. Dort ist rundum aber alles geschlossen gewesen, dichter ran ging es nicht. Mal sehen, ob ich mehr herausfinden kann, ob man die Kirche vielleicht doch besichtigen kann.

Im Beihai-Park

Es gibt noch ein paar Neujahrsdekorationen, Boote und Natur sind noch im Winterschlaf (was sich jetzt ja ganz fix ändern wird, zum Glück).

Ein Mann hatte Vogelfutter dabei, das war ein schönes Schauspiel.

Drei-Tempel-Tour

Mit der Fotogruppe habe ich in dieser Woche eine Tour durch die drei Tempel gemacht, die dicht beieinander in Xisi liegen. Zunächst ging es in den Guanji-Tempel, wo wir auch diesmal etwas geschenkt bekamen. Beim letzten Mal war es Wasser, diesmal ein Buch. Allerdings ist außer dem Titel (Approach the Buddha and Understand Buddha-Dharma) alles auf Chinesisch. Ich mag diesen Tempel und die Stimmung hier sehr. Inzwischen kann man einfach hineingehen, keine Health Checks, keine Registrierung mehr nötig – einfach durchgehen. Schön.

Danach waren wir im Tempel der Alten Monarchen. Der Gegensatz zum Guangji Tempel ist natürlich krass: der eine voll und belebt, der andere so leer. Zum Schluss ging es dann noch in den Tempel der Weißen Pagode, wo ich diesmal bewusst auf die Statue des nepalisischen Architekten Araniko geachtet habe.

Kein WeChat-Pay

Neu ist, dass man weder im Tempel der Alten Monarchen noch im Tempel der Weißen Pagode mit WeChat bezahlen kann – nur mit AliPay oder mit Bargeld.

 

Huguosi Hutong Snack Street

Der Huguosi Hutong ist eine traditionelle Imbissstraße mit einer über 700-jährigen Geschichte und soll eine der berühmtesten Imbissstraßen in Peking sein. In der Gegend gab es einst den Huguo-Tempel, der in der Yuan-Dynastie (1271 – 1368 n. Chr.) erbaut wurde. Dort wurde jeweils am 8. Tag des Monats des chinesischen Mondkalenders ein Tempelfest abgehalten, bei dem es in der Umgebung des Tempels unzählige verschiedene Pekinger Snacks gab. In der späten Qing-Dynastie gab es einen Großbrand, nach dem vom Tempel nur die Jingang-Halle übrig geblieben ist – ich habe sie aber (noch?) nicht gefunden. Das Tempelfest findet nicht mehr statt, aber die Huguosi-Snacks (Huoguosi Xiaochi) wurden überliefert – und so finden sich hier auch heute noch viele Imbiss-Stände und Restaurants.

Losar im Lamatempel

Ich hatte ja von einer chinesischen Freundin den Tipp mit dem „Tanz im Lamatempel“ bekommen und von Ulrike vom Bambooblog die Erklärung, dass es sich dabei um Losar, das tibetische Neujahrsfest handelt.

Losar: Das tibetische Neujahrsfest

Losar ist ein wichtiges Fest für tibetische Buddhisten in China. Dieses Jahr fiel der Neujahrstag auf den 21. Februar. Die Feierlichkeiten zum tibetischen Neujahrsfest dauern fünf Tage, von den letzten beiden Tagen des Vorjahres bis zum dritten Tag des neuen Jahres: 2023 also vom 19. bis 23. Februar.

Bei dem Event am Sonntag handelte es sich um Buza. Das Wort Buza stammt aus dem Mongolischen und bedeutet „Das Schlagen der Teufel“.

China Daily schreibt dazu:

Das „Schlagen der Teufel“ ist immer noch eine geheimnisvolle religiöse Zeremonie, die Menschen aus der ganzen Welt anzieht, nicht nur Buddhisten, die sich ihr anschließen und die Atmosphäre einfangen, in der die Teufel aus dem Geist eines jeden vertrieben werden und die Seele und das Herz gereinigt werden.

Es wird voll

Am Abend vor dem Event waren die Tickets in der App schon ausverkauft, daher war ich schon gespannt, ob es wirklich vor Ort noch Tickets geben würde. Gab es, nicht nur für Ausländer. Ich hab eine Fotofreundin auf dem Weg zum Tempel getroffen und gemeinsam haben wir uns dann ins Getümmel gestürzt. Wir waren schon vor 12 Uhr da und es war bereits proppevoll. Rund um die Bühne wurde schon mächtig gedrängelt.

Ich kann das überhaupt nicht haben, in einer Menschenmenge festzustecken, und war daher froh, dass wir auf den Sockel eines der Fahnenmasten klettern konnten – und auch nicht von dort verscheucht wurden. Der noch freie Platz auf dem Bild war wenig später schon gut gefüllt.

Als es dann wirklich losging, alle aufstanden und ihre Handys und Kameras hochreckten, blieb zwischen Hüten und Zweigen nur noch ein kleines Guckloch, aber immerhin. Und wir hatten einen guten Überblick über die ganze Szenerie.

So konnten wir beobachten, wie mit Flatterband noch Korridore gezogen wurden, und wie die auf dem Bild noch freie Fläche sich rasch mit Menschen füllte. Wir konnten sehen, wie ein Krankenwagen ankam, Bao’ans Sanitätern mit Trage einen Weg bahnten und wie sie wenige Minuten später mit einer Frau auf der Trage zum Krankenwagen zurück eilten (die Frau hat sich aber mit den Sanitätern unterhalten, schien glücklicherweise nicht dramatisch zu sein). Wir konnten einen Streit um einen Platz weit vorne hören und sehen. Und wir konnten sehen, wie das Haupttor immer wieder geschlossen wurde, bis sich die Menge auf dem Platz besser verteilt hatte. Ich war wirklich sehr froh über meinen Standort oberhalb des Gedrängels…

Beating the devil – Devil’s Dance

Dann ging es los. Trotz der eingeschränkten Sicht aus der Entfernung – das war schon sehr cool, das erleben zu können.

Losar im Lamatempel: zwei verkleidete Mönche tanzen den Devil's Dance, im Hintergrund bunte Thangkas und weitere Mönche.

Nach zwanzig Minuten war es auch schon vorbei. Viele Leute sind direkt danach gegangen, durften aber nur durch die normalerweise geschlossenen Seitenausgänge hinaus gehen – durch den Haupteingang kamen immer noch weitere Menschen in den Tempel hinein.

Diese Maske anzusehen schien wichtig zu sein.

Und es wurden Unmengen von Räucherstäbchen angezündet.

Der nächste tibetische Neujahrstag fällt auf den 10. Februar 2024 – und zwei Tage vorher müsste wieder der Teufelstanz sein. Das Gedrängel direkt an der Bühne möchte ich mir nicht antun, aus der Entfernung hab ich’s gesehen. Aber ich werde mir rechtzeitig weiter hinten einen guten Standort suchen, um die festlich gekleideten und die kostümierten Mönche aus der Nähe betrachten und fotografieren zu können, wenn sie zur Bühne gehen beziehungsweise zurückkommen.

Das ist doch schon ziemlich cool, dass ich diese Möglichkeit habe, mir das nochmal aus einer anderen Perspektive anzusehen, oder?

Fotos

Laternenfest im Himmelstempel

Der Himmelstempel(-park) hat auf seinem WeChat-Account mit Aktivitäten zum Laternenfest geworben. Das habe ich zum Anlass genommen, um zusammen mit Rasmus mal wieder einen Ausflug dorthin zu machen. Wie sich dabei herausstellte, gab es leider keine Laternenausstellung, nur das Online-Laternenrätsel, früher am Tag war wohl auch ein kleines Konzert. Aber es war proppevoll, vielleicht, weil im kaiserlichen China der Kaiser den Himmelstempel am Laternenfest besucht und in der Halle der Ernte für gutes Wetter und gute Ernte gebetet hat. Aber sicher auch, weil es für viele Touristen der letzte Urlaubstag ist, einige Besucher haben Koffer dabei.

Das Laternenfest am 15. Tag des neuen Chinesischen Jahres schließt die Neujahrsfeierlichkeiten ab. Man isst Tangyuan (Klebreisklösschen) und löst Rätsel, die auf Laternen gezeichnet/geschrieben oder auf Zetteln daran befestigt sind. Mehr zum Laternenfest in Ulrikes Bambooblog.

Langer Gang geschlossen

Wir betreten den Himmelstempel am Osteingang. Ich freue mich darüber, wie voll es ist und dass es wieder die Wimpel der Reiseleiter zu sehen gibt. Der  Lange Gang ist allerdings wegen Renovierung gesperrt.

Um zur Halle der Ernte zu kommen, müssen wir also einen kleinen Umweg machen und kommen dann durch das Südtor dorthin. Ich finde den Anblick immer wieder beeindruckend.

Smog

Wie man sieht: man sieht nicht viel von der CBD-Skyline, denn der AQI dümpelt bei ca. 180 herum. (Vor ein paar Jahren hätte das noch als für vergleichsweise gut gegolten, aber inzwischen haben wir uns hier an deutlich bessere Luft gewöhnt.)

Eis zum Wucherpreis

Ein Magnum kostet im Supermarkt 10 RMB. Dieses Himmelstempel-Eis kostet 46 RMB/Stück – über 6 Euro, für chinesische Verhältnisse wirklich sehr teuer. Trotzdem sieht man wirklich viele Leute, die es sich gönnen. Es gibt es in vier Farben/Geschmacksrichtungen. Wir verzichten, uns ist so kalt, dass wir lieber eine Nudelsuppe gehabt hätten…

Dachziegeldrachendrama?

Die Dachziegel auf den Dächern und den Mauern sind mit Drachen verziert. Die grünen Ziegel beziehen sich auf die Erde, die blauen – natürlich – auf den Himmel. Rasmus stellt fest, dass die Drachen auf den Ziegeln alle gleich ausgerichtet sind – bis auf einen. Das muss überprüft werden…

Wir umrunden den kompletten Platz und entdecken noch einige wenige „falsche“ Ziegel mehr, falsch herum ausgerichtet oder ganz anders, vermutlich erneuert.

Irgendwann dringt ein geflüstertes „Waiguoren!“ (Ausländer!) an mein Ohr. Das haben wir auch lange nicht gehört. So schön, dass es wieder Touris in Peking gibt.

Nach der zweiten Runde ist uns dann wirklich kalt, und wir machen uns auf den Rückweg.

Habe ich erwähnt, dass es wirklich voll ist?

Wir müssen relativ lange auf ein Didi warten – der Andrang ist gerade sehr groß. Als wir dann endlich ein Didi bekommen, müssen wir angesichts der Route lachen…

Fotos

Lamatempel und Hutongs

Nach der langen Sommerpause starten so nach und nach wieder alle Gruppenaktivitäten. Heute war ich mit der Fotogruppe unterwegs: erst im Lamatempel und dann kurzer Hutongspaziergang samt Lunch im „Little Yunnan“. Da mein Orientierungssinn manchmal nur so mittelgut ausgeprägt ist, bin ich früher losgefahren, um noch einen netten Weg vom Tempel zum Restaurant auszukundschaften. Abgesehen davon war ich aber auch nervös, denn das letzte Mal, als es mit der Fotogruppe in den Lamatempel gehen sollte, hing ein handgeschriebenes „geschlossen“-Schild an der Tür. Der Lamatempel ist in der Pandemiezeit ein bisschen Indikator dafür geworden, wie angespannt die Lage ist: hier war immer als erstes geschlossen (und am längsten).

Auf dem Weg schon viel zu gucken

Schon auf dem Weg fallen mir viele Fahrzeuge ins Auge, die in den letzten Jahren total selbstverständlich für mich geworden sind, die es so in Deutschland nicht gibt. Guckt, das ist ein Lastenrad (mit e-Unterstützung).

Und das hier ist eine Rikscha, von denen es an der Metrostation Dongzhimen so langsam wieder mehr gibt. Hier werden nicht wie am Shichahai Touris rund um den See gefahren, sondern es ist wie ein Taxi für kürzere Strecken. Außerdem im Bild: Leihfahrrad, Scooter (und ein paar Fahrzeuge, die ständig im Weg oder im Stau stehen).

Ich tuckere durch die Hutongs, finde viel Interessantes – nur das Restaurant finde ich nicht wieder…

Nein, hier ist es auch nicht…

Unverrichteter Dinge mache ich mich zum Treffpunkt auf, wo sich schon bald die anderen einfinden.

Im Lamatempel (Yonghegong)

Zum ersten Mal seit langer Zeit gehe ich wieder durch die Ginkgo-Allee, die in wenigen Wochen schon goldgelb leuchten wird.

Obwohl es keine großen Touristengruppen gibt, ist der Tempel voll. Das könnte am bevorstehenden Mondfest (am Sonnabend) liegen. Bemerkenswert: es sind viele jüngere Leute.

Es riecht intensiv nach Weihrauch, der in Massen verbrannt wird. Plötzlich rennt ein Wächter los, schreit hinter einem jungen Mann her. Der hatte ganz in Gedanken Weihrauchstäbchen mit in die Halle genommen. Ups!

Ich hab hier ja mal erzählt, dass ich den Lamatempel auch schon mal auslassen würde, wenn Besuch da ist, und den dort alleine hinschicke. Aber nun war so lange kein Besuch mehr hier, so dass ich mich sehr freue, wieder in dieser wunderschönen, beeindruckenden Anlage zu sein.

Vor dem blauem Himmel sieht das alles nochmal so gut aus.

Hier im Tempel (der ja früher Prinzenpalast war, bevor er umgewidmet wurde) findet sich die klassische Palastarchitektur, gemischt mit tibetischen Elementen. Manche Beschriftungen finden sich in vier Sprachen: Mandschurisch, Chinesisch, Tibetisch und Mongolisch.

Noch mehr Eindrücke:

Mich zieht es wieder zur letzten großen Halle, in der der riesige Maitreya-Buddha aus einem einzigen Stück Sandelholz steht. Der 7. (oder 8.?) Dalai Lama hat diesen dem Kaiser Qianlong zum Geschenk gemacht. Der Transport von Tibet nach Peking hat drei Jahre beansprucht.

In den Hallen sind zwar die großen Schilder mit der roten durchgestrichenen Kamera verschwunden, das steht jetzt diskreter auf den Schildern draußen an den Hallen. Aber sobald man auch nur den Anschein erweckt, fotografieren zu wollen, kommt ein Mönch, um das zu unterbinden. Die Mönche tragen heute nicht die gelbbraune Kutten, an die ich mich erinnere, sondern traditionelle rote Jacken zu dunklen Hosen.

Die Granatäpfel sind (fast) reif!

Paifang (Torbogen) am Eingang:

Noch mehr Bilder vom Lamatempel, u.a. auch des riesigen Sandelholz-Buddhas, finden sich hier.

Ulrike vom Bambooblog erzählt hier von ihren Eindrücken, aber auch viel zur Geschichte.

Durch die Hutongs

Zum Glück hat eine der anderen einen Location-Pin vom „Little Yunnan“ samt Wegbeschreibung und so spazieren wir durch die Hutongs dorthin.

Hier wird auch Mittagspause gemacht.

Das Essen im Little Yunnan ist genauso toll, wie ich es in Erinnerung hab. Und: ich hab jetzt auch einen WeChat-Location-Pin, damit kann ich es künftig leicht wiederfinden. Jetzt fehlt nur noch der Besuch, den ich dahinschleppen kann…

Nun trennen sich unsere Wege, mit Leihrad, Bus, Bahn oder Scooter machen wir uns alle auf den Rückweg. Aber auch da gibt es noch viel zu sehen.

Chilis werden getrocknet.

Und das sind die ersten Maronen in diesem Herbst. Aber bei 30 Grad verzichte ich lieber – zum Leidwesen des Verkäufers, der etwas abseits im kühleren Laden gewartet hat, und sofort angerannt kommt, sobald er mein Interesse bemerkt.

Hund im Fahrrad- oder Scooterkorb sieht man inzwischen auch ziemlich oft. Und ganz oft ist es auch genau diese Pudelrasse.

 

Drei Tempel in Xisi

Ich bin im Ferienmodus, ich hinke mit der „Berichterstattung“ hinterher… Jetzt ist es schon über eine Woche her, dass meine Freundin und ich unsere historischen Stadtspaziergänge fortgesetzt haben und noch einmal in Xisi waren. Diesmal hatten wir vor allem die Tempel auf dem Zettel, die wir beim vorigen Besuch wegen meines fehlenden Testergebnisses nur von außen angeguckt haben:

  • Guangji Tempel (Tempel der umfangreichen Hilfe),
  • Lidai Diwang Miao (Tempel der alten Monarchen) und
  • Baita Si (Tempel der Weißen Pagode).

Und auch die Hutongs dort, die diversen Residenzen in Richtung Zhongnanhai – da ist noch einiges anzusehen.

Guangji Tempel

Ausgerechnet vom schönsten, interessantesten Tempel dieser Tour habe ich fast keine Bilder gemacht… Aber von vorn: Der Guangji Tempel ist Sitz der größten buddhistischen Vereinigung in China, der Chinesischen Buddhistischen Gesellschaft. Auch die chinesische buddhistische Forschungsgesellschaft ist hier angesiedelt. Schon draußen an der Straße ist viel los, Leute kommen und gehen. Auf Stellschildern prangen zwei QR-Codes, einer ist natürlich der für die Health App, den erkennt wohl inzwischen jeder. Wozu der andere wohl ist? Aber ich habe die Frage noch nicht einmal zu Ende gedacht, als schon mehre Mönche (oder Gläubige) in schlichter, traditioneller Kleidung bei uns sind und uns helfen. Okay, nun sind wir also als Besucherinnen von Pekings religiösen Stätten registriert (man lernt hier seine Passnummer in Handumdrehen auswendig, so oft wie die abgefragt wird) und dürfen hinein – der Eintritt ist frei.

Direkt nach diesem Foto werde ich darum gebeten, bitte nur zurückhaltend zu fotografieren und auf gar keinen Fall die Buddha-Statuen. Ich schalte die Kamera aus und nehme dann lieber die Atmosphäre mit allen Sinnen auf. Es ist heiß, das angenehme Gefühl der Sonnenstrahlen auf der Haut, den Geruch von Räucherstäbchen, Stimmengewirr, leise Musik… In einer Ecke werden Bücher an Kinder ausgegeben, vor einer Halle sitzen viele Menschen und lesen. Es ist bunt und lebendig und wirklich schön hier. Um nicht zu stören, schauen wir nicht in jede Ecke, sehen aber doch das meiste. Als wir uns dem Ausgang nähern, werden uns noch Wasserflaschen übergeben, selbst als ich auf die Flaschen zeige, die aus meinem Rucksack rausgucken. Einen Besuch hier kann ich nur empfehlen.

Tempel der alten Monarchen

Es geht weiter zum Tempel der alten Monarchen, einfach ein Stück weiter die Fuchengmennei Dajie (oder kürzer Funei Avenue) entlang. Dabei kommen wir an einer Comic Galerie vorbei, die wir uns auch noch kurz ansehen. Neben chinesischen Klassikern und „Revolutionärem“ gab es unter anderem auch Micky Mouse und Goofy.

Der Tempel der Herrscher der Vergangenheit (Lidai Diwang Miao) ist zwar der größte in Xisi, unser Guide (vergriffene Ausgabe von „Beijing by Foot“) attestiert ihm einen Mangel an Atmosphäre. Was damit gemeint ist, wird uns klar, sobald wir den Tempel betreten haben. Dieser Tempel, 1530 erbaut, diente dem Staats- und Ahnenkult, Besucher gibt es außer uns fast keine. Es ist alles picobello sauber, ein paar Pflanzen sind dekorativ aufgestellt – aber es ist leer und öde. Es gibt eine Ausstellung, die aber nur rudimentär auch in Englisch beschriftet ist, wir verlieren schnell das Interesse.

Es ist wirklich heiß. Wir setzen uns auf einen Bank unter einem riesigen, uralten Wachholder und machen eine Pause. Jetzt freue ich mich über das geschenkte Wasser – das mitgebrachte ist längst alle. Wir beschließen, uns wenigstens den Tempel der Weißen Pagode noch anzugucken, angesichts der Hitze müssen wir dann nicht noch mehr machen.

Tempel der Weißen Pagode

Wir kommen wieder an „Shutter Island“ (dem etwas gruselig wirkenden Krankenhaus) vorbei, überqueren eine Hauptstraße, bei der Hitze zieht sich der Weg weiter als wir es in Erinnerung haben. Aber endlich sind wir da.

Wie in vielen Tempeln wird die erste Eingangshalle von den vier Himmelskönigen bewacht.

Wir lassen die weiteren Hallen links und rechts liegen, denn es zieht uns als erstes zur weißen Pagode.

Aber leider ist die Treppe zur Pagode hinauf geschlossen, es sieht nach dauerhafter, nicht nur temporärer Sperrung aus. Aber immerhin, wir sind so dicht dran, wie es eben geht. Diese 1271 erbaute Stupa ist das älteste Gebäude in Peking und wurde auf Befehl von Kublai Khan vom nepalesischen Architekten Araniko erbaut. Wir umrunden die Stupa, ich hatte ja noch eine leise Hoffnung, dass es vielleicht doch noch einen Aufgang gäbe. Fehlanzeige.

Wir kommen am Souvenirshop vorbei und werfen einen Blick hinein. Einen langen Blick, denn es ist nicht nur wunderbar kühl, sondern die erhältlichen Souvenirs gehen über das übliche hinaus. Natürlich gibt es die gängigen Kühlschrankmagneten, viel chinesische Literatur, aber auch Becher, Taschen, Aufkleber…

Inzwischen sind nicht nur unsere Köpfe übervoll mit Eindrücken, die erstmal sacken müssen, sondern es ist wirklich unangenehm heiß (nur für den Fall, dass ich das noch nicht erwähnt haben sollte). Schluss für heute! Meine Freundin fährt mit dem Bus, ich schleiche die Straße entlang zurück zu meinem Scooter. Der Fahrtwind unterwegs ist klasse, die An- und Aussichten ebenfalls – zum Beispiel der Blick auf die andere Weiße Pagode in Peking mitten im Beihai (todesmutig während der Fahrt geknipst, Anhalten strengstens verboten, alle paar Meter stehen Wachen – Zhongnanhai ist um die Ecke).

Fazit

Das war sicherlich nicht der letzte Spaziergang in Xisi. Nicht nur, dass noch zahlreiche Residenzen und Hutongs auf uns warten, ich „muss“ nochmal in den Tempel der Weißen Pagode, um die Statue des nepalesischen Architekten anständig zu fotografieren – und ich möchte gerne wieder in den Guangji Tempel, dessen Atmosphäre mir unglaublich gut gefallen hat. Und vielleicht kann ich dort dann auch diskret und respektvoll doch noch ein, zwei Bilder mehr machen. Wer zum ersten Mal in der Ecke ist: dann kann man der Vollständigkeit halber auch einen Blick in den Tempel der alten Monarchen werfen, aber soviel verpasst man nicht. Ich bin jedenfalls sehr begeistert von Xisi, ein wirklich schönes, lebendiges, authentisches Pekinger Altstadtviertel!

Fotos!

 

Unterwegs in Xisi

Hier gilt weiterhin an vielen Orten (Museen, Restaurants, aber auch beim Zugang zu Hutongs, Wohngebieten, Einkaufsstraßen, Malls, Geschäften…), dass der Zutritt nur mit maximal 72 Stunden altem Testergebnis gestattet ist. Dummerweise habe ich am vergangenen Freitag ungewöhnlich lang auf mein Ergebnis warten müssen, so dass ich beim historischen Stadtspaziergang mit meiner Freundin nicht überall hinein konnte. So haben wir uns jetzt „nur“ einen Überblick über das Viertel verschafft und guten Grund, uns bald wieder dorthin aufzumachen.

Diesmal waren wir in Xisi unterwegs. Xisi (西四) heißt wörtlich übersetzt „West Vier“ und steht für die westlichen vier Torbögen (Paifangs), die das Viertel früher begrenzt haben. Östlich der Verbotenen Stadt befindet sich folgerichtig Dongsi (东四 = Ost Vier). Ist doch wirklich leicht, sich in Peking zu orientieren, alles ist nummeriert und/oder hat die Himmelsrichtung im Namen! *grins*

Tempel, Klinik, Moschee

Wir treffen uns in der Nähe der Metrostation Xisi, besorgen noch Getränke in einem Shop an der Hauptstraße und wollen dann in Richtung des Tempels der Weißen Dagoba abbiegen. An der Ecke möchte jemand eine Schildkröte verkaufen. (Im chinesischen Supermarkt schwimmen sie neben den Fischen und kosten derzeit 52 RMB/500 g – soviel wie Rinderhack.) Andere Länder, andere (Ess-)Sitten, trotzdem manchmal schwierig.

Wir sind kaum abgebogen, schon gibt es alle paar Meter ein neues, interessantes Gebäude, zum Beispiel der Tempel der alten Herrscher, der wir mit der fiesen Vier in meiner Healthapp diesmal nicht besichtigen können. Hier ist einiges zweisprachig beschildert, so dass man sich auch ohne Reiseführer einfach treiben lassen könnte, und trotzdem eine Ahnung bekommt, was es im Umfeld gibt.

Das ist das Peking University People’s Hospital, 1918 als „Peking Central Hospital“ gegründet. Uns erinnert es von der Stimmung her eher ans Kuckucksnest und Shutter Island

Wir kommen am Tempel der Weißen Dagoba vorbei. Jetzt ärger ich mich wirklich, dass mein Testergebnis immer noch nicht da ist. Ich will nun bald wieder in die Ecke, um die beiden Tempel auch von innen anzusehen.

Wir überqueren die Hauptstraße und schauen, ob wir die Pushou Moschee finden, die auch unter dem Namen „Jinshifang Street Mosque“ bekannt ist. Wir finden die Moschee auch, allerdings abgezäunt, kein Zutritt. Gebaut wird aber auch gerade nicht. Du findest, dass das gar nicht wie eine Moschee aussieht? Richtig, es war früher auch ein buddhistischer Tempel, der bei einem Freundschafts-Kungfu-Kampf an den neuen muslimischen Besitzer überging. Allerdings haben mich bislang auch die anderen chinesischen Moscheen, die ich bislang besichtigt habe, eher an Tempel als an arabische Moscheen mit Minarett erinnert. Das ist nun schon die zweite der vier großen Pekinger Moscheen, auf die ich nur von außen einen Blick werfen kann.

Kreuz und quer durch die Hutongs

Wir wenden uns jetzt wieder in Richtung Osten, überqueren eine Hauptstraße mit Blick auf die Weiße Dagoba und tauchen dann in die Hutongs ein.

Zuerst kommen wir noch an diesem sehr auch sehr typischen Innenhof vorbei.

Und dann verlieren wir uns tatsächlich in den Hutongs, gehen der Nase nach: „Sieht nett aus.“ – „Okay, dann geht’s da jetzt lang.“

Irgendwann scheinen wir dann aber wohl wirklich orientierungslos zu wirken, so dass uns ein Mann den Weg zur Hauptstraße erklärt. Die finden wir dann auch auf Anhieb.

Unsere nächste Etappe ist die Wansong-Pagode beziehungsweise genauer: die Pagode des Alten Mannes von Wansong.

Die Pagode steht in einem kleinen Hof. In den Gebäuden links und rechts befindet sich eine Buchhandlung, die sich auf Pekings Geschichte spezialisiert hat. Die Bücher sind zwar fast ausschließlich Chinesisch, aber es gibt auch ein paar Karten, Leporellos und ähnliches, das für uns reizvoll ist. Die Atmosphäre ist urig, und schön kühl ist es auch noch. Wir setzen uns einen Moment in den Hof, trinken literweise Wasser.

Schließlich machen wir uns wieder auf, wir haben noch weitere Tempel und Prinzenresidenzen auf dem Zettel. Es ist aber schon spät am Nachmittag, und die Tore der Sehenswürdigkeiten schließen, mein Testergebnis ist obendrein immer noch nicht da und die Hitze hat uns echt fertig gemacht. Schließlich stehen wir gegenüber der Mauer, die Zhongnanhai begrenzt, das für die Öffentlichkeit geschlossene Regierungsviertel.

Es reicht für heute und wir beschließen den Tag und Abend dann mit Jiaozi bei Mr. Shi unweit des Glockenturms, wo wir lange im lauschigen Innenhof sitzen. Ich muss mich erst reinmogeln, aber irgendwann kommt dann zum Glück endlich mein Testergebnis. Notiz an mich: besser doch häufiger zum Test und nicht mehr bis auf den letzten Drücker ausreizen.

Ich freu mich schon auf die nächste Tour – und auch darüber, dass es immer noch so viel zu entdecken gibt.

Ein September-Nachmittag in Peking

Heute Nachmittag hatte ich Zeit und bin spontan in Richtung Shichahai getuckert. Aber schon auf dem Weg gibt es viel zu gucken.

Zum Rauchen nach draußen…

Der Hund muss mit!

Am Shichahai

Heute ist nicht so viel los wie vor kurzem, die Rikschafahrer haben nichts zu tun.

Der Bootsverleih ist wieder geöffnet. Ich überlege kurz, denke aber, dass ich dafür gerne ein anderes Objektiv an der Kamera hätte, heute hab ich das 24 mm drauf. Wie so oft denke ich, dass das ein Luxus ist, den ich als Touri hier nicht hätte: ich kann halt unkompliziert jederzeit wiederkommen.

Bootsanleger am Westufer des Shichahai

Als sie sieht, dass ich sie fotografiere, wirft sie sich in Pose, Schirm kommt weg.

Tempel des Feuergottes

Wo ich schon in der Ecke bin, schau ich auch noch kurz in den Feuergott-Tempel hinein.

Die bunten Wimpel, die neulich noch hingen, sind weg. Schade, das war noch bunter. Dafür ist die Musik heute lauter.

Yandai Byway

Die Yandai Gasse ist zwar keine 250 Meter lang, aber wirklich hübsch. Klar, sie ist touristisch so aufgehübscht worden wie die Nanluoguxiang, mir gefällt’s trotzdem. „China Famous Historical Cultural Street“ seit 2010, da müssen wohl chinesische Standards gewahrt werden.

Türklopfer mal anders

Vor der historischen Post wird fotografiert.

Hier findet sich die typisch chinesische Mischung von Handwerks- und Souvenirläden, Imbissbuden und Restaurants mit (nicht nur) lokalen Spezialitäten. Mich versetzt das kurz in eine Stimmung wie auf Reisen, fühle mich an solche Tourigassen in Dali, Xi’an, Luoyang erinnert (so unterschiedlich diese Orte auch sind). Ich sollte wohl doch wieder häufiger auf Sightseeing-Tour gehen.

Egal wie alt du bist, du bist hier nie zu alt für Haarschmuck aller Art!

Dieses plastische Stadtmodell ist das erste, dass ich hier bewusst wahrnehme (Oder es ist das einzige? Keine Ahnung!).

Fuhrpark

Meerjungfrau oder Hofdame?

Sieht man auch vielerorts in China: Kuscheltiere als Deko am Haus.

Ich werfe noch einen Blick zurück in die Gasse, bevor ich zu meinem Scooter zurücklaufe.

Mondfest in Sicht

Auf dem Rückweg stoppe ich noch am Jingkelong, wo viel los ist. Der Bao’an, der mir immer helfen will und mich immer ermahnt, langsam zu fahren, kommt extra angerannt, um ein Fahrrad zur Seite zu schieben, damit ich meinen Scooter abstellen kann. Das ist mir echt peinlich, ich will keine Sonderbehandlung.

Im Supermarkt gibt es zahlreiche Sonderstände: nächste Woche ist das Mondfest. Natürlich Mondkuchen, stückweise einzeln verpackt oder in bunten, aufwendigen Geschenkverpackungen. Diese Geschenkpackungen gibt es aber auch für ganz alltägliche Dinge wie Eier, Öl, Würzsaucen, Süßigkeiten, Nüsse … .

Vorhin klingelt es an der Tür – der Vermieter, der mir zwei große Geschenktüten entgegenhält. Mondkuchen und eine Massagepistole. Cool. :)

Unterwegs in Peking: Tempel und mehr

In diesem Sommer regnet es noch mehr als üblicherweise im Juli, gefühlt immer, wobei es zum Glück doch Regenpausen gibt. Gestern habe ich ein paar trockene Stunden genutzt und bin spontan drauflosgetuckert.

Diesen fahrenden Händler (mit dem Kopf hinter den Grillenkäfigen) sehe ich relativ oft in verschiedenen Ecken. Er hat immer Grillen und Vögel dabei – und immer einen Pulk von Leuten um sich herum.

Tempel des Feuergottes

Kurz danach bin ich am Shichahai gelandet, wo ich mir spontan den Tempel des Feuergottes angesehen habe. Der Eintritt ist frei, keine Voranmeldung nötig – geht also tatsächlich spontan. Nur den Healthcode scannen und man darf eintreten.

Die meisten Touristengruppen gehen achtlos vorbei und steuern direkt den See und/oder die Rikschas dort an. Ich selbst habe das Gebäude auch erst vor Kurzem als Tempel wahrgenommen, es war aber abends und schon geschlossen.

Der Geschichte des taoistischen Tempel des Feuergotts (Huode Zhenjun-Tempel) reicht zurück bin in die Tang-Dynastie (7. Jahrhundert). Er muss eine recht wechselvolle Geschichte hinter sich haben, aber leider habe ich weder vor Ort noch im Internet oder meinen Reiseführern weitergehende Informationen gefunden.

Der Tempel ist überschaubar, lebendig, bunt, aktiv und gefällt mir auf Anhieb richtig gut.

In den Hallen sind die Altare vor den Buddhas bunt und üppig geschmückt (keine Bilder, Fotografieverbot). Besucher verbeugen sich, lassen sich auf Knien auf den Kissen davor nieder, berühren dreimal mit der Stirn den Boden. Diese Verbeugungen werden von Gongschlägen begleitet.

Dies Tor führt zu Straße, ist geschlossen und dient daher prima als Bike-Parkplatz. :)

Rikschas

Danach bin ich noch ein bisschen am See spazieren gegangen.

Ich selber bin erst einmal mit einer Rikscha gefahren, als ich an einem organisierten Ausflug teilgenommen hab, wo das mit dazugehörte. Ich habe ein ambivalentes Verhältnis dazu, ich fühle mich nicht wohl, wenn andere für meine Fortbewegung körperlich arbeiten müssen, da steige ich lieber selbst aufs Fahrrad oder meinen Scooter (der hat auch seinen Fun-Faktor).

Die Bogenbrücke ist zu steil, bis auf ein schlafendes Kind müssen alle aussteigen und zu Fuß über die Brücke. Manche Fahrgäste packen mit an.

Kreuz und quer durch die Hutongs

Inzwischen wurde es wieder düsterer, Zeit zum umkehren, um nicht nassgeregnet zu werden. Auch die Hochzeitsfotografen an „der Ecke“ der Verbotenen Stadt waren am zusammenpacken.

Hutongs können – nicht nur wegen des herannahenden Regens – ziemlich grau und trist wirken…

… aber auch bunt und idyllisch.

Eigentlich ist hier an der Kreuzung gerade eine große Verkehrskontrolle. Uneigentlich:

Tja, so hübsch kann „Straßenbegleitgrün“ aussehen.

Dieser Weihnachtsbaum steht hier „schon immer“, ganzjährig, seit ich in Peking angekommen bin.

Ich sprinte noch schnell durch den Jingkelong, als ich wieder rauskomme, nieselt es schon. Einer der Bao’ans (Sicherheitskräfte in schwarzen Uniformen mit roter Armbinde) lässt es sich nie nehmen, mir zu helfen. Anfangs war mir das peinlich und auch etwas lästig, weil ich meinen Scooter alleine schneller bepacken kann. Aber er lässt nicht locker, freut sich offenkundig immer, wenn er mich sieht, und nun gehört das halt zu meinem Jingkelong-Einkauf mit dazu. Nicht zuletzt hat es auch was von hier Zuhause zu sein.

Ich komme gerade noch trocken zuhause an – dann schüttet es wie aus Eimern. Glück mit dem Timing gehabt!

Fotos

Spontan in den Himmelstempel?

Am Wochenende war ich mit einer Freundin verabredet. Wir wollten in den Himmelstempel und uns dort mal an Timelapse-Videos (aus Fotos, nicht „nur“ ein schnell abgespielter Film) versuchen. Wir wollten das  – natürlich – auf dem großen Platz vor der ikonischen Halle der Ernte machen. Aber daraus wurde nichts.

Endlich! Frischer Kaffee im Himmelstempel

Wir hätten vielleicht schon am Eingang hellhörig werden können, denn es war nicht möglich, das „Through-Ticket“ (Park und alle Gebäude) zu lösen, nur das normale Parkticket für 10 RMB. Aber noch haben wir uns nichts dabei gedacht, sondern erstmal den neuen Coffeeshop im Himmelstempel unter die Lupe genommen. Der Laden ist hell und freundlich, es dominiert rot und blau, und trotzdem wirkt es eher wie eine Imbissbude als wie ein Café. Aber der Kaffee schmeckt! Klasse, nun kann man erst recht ganze Tage im Himmelstempel verbringen.

Nun stürmen wir aber auf die Halle der Ernte zu, ich stell mich am Ticketschalter an, aber als ich dran komme, werde ich lediglich auf einen QR-Code verwiesen – den es auch auf einigen Schildern rundherum gibt. Das geht den Leuten vor und nach mir in der Schlange aber genauso, man schüttelt ein bisschen den Kopf. Mit dem QR-Code öffnet sich nicht die App, die von vielen anderen Sehenswürdigkeiten genutzt wird. Nein, der Himmelstempel hat seine eigene App, wir wursteln uns mit unseren ausbaufähigen Chinesischkenntnissen so durch, aber: heute kein Ticket für uns. Ob man – wie am Konfuziustempel – mindestens einen Tag vorher buchen muss oder ob das Besucherlimit für den Tag erreicht ist, finden wir nicht heraus. Anders als bei den viel kleineren und nicht ganz so bedeutenden Tempeln wie dem Zhihua- oder dem Dongyue-Tempel ist hier auch niemand, der uns helfen könnte.

Frust …

Das ist echt ärgerlich. Wir wollen nur hoffen, dass dieses Verfahren nach „dem Ende von Corona“ (wann auch immer das ist und wie auch immer das aussieht) wieder eingestampft wird. Oder dass die Apps zumindest eine englische Version anbieten und dass es eine zentrale Übersicht gibt, wie man wo hineinkommt. Besonders lästig ist aber wirklich, dass es nicht eine App und eine Regelung für alle Sehenswürdigkeiten gibt, sondern dass es so viele Ausnahmen gibt. Aktuell kommen ja keine ausländischen Touristen ins Land und für die Handvoll Ausländer, die hier lebt, ist eine englische Version wohl nicht nötig.

Ein bisschen Frust macht sich schon breit, aber es nutzt ja nichts, wir spazieren weiter und bauen uns dann am Nordeingang auf.

… und Lust

Das Wetter ist viel zu schön, um sich lange zu ärgern. Mit unserem alternativen Standort sind wir dann auch zufrieden und toben uns mit unseren Kameras aus. Dafür, dass ich das zum ersten Mal gemacht habe, bin ich am Ende ganz zufrieden!

Wir spazieren dann noch kreuz und quer durch den Park.

Eichhörnchen am Boden

Wildlife ;)

Wenn man im Himmelstempel gen Himmel schaut, dann kann man auch mal den Mond sehen.

Halbmond am Nachmittag

Halbmond

Wie in so vielen chinesischen Parks wird auch hier gesungen und gesportelt. Auch hier stehen mehrere singende Gruppen und Grüppchen dicht an dicht, dabei ist noch soviel Platz im Park. Ob ich das wohl mal herausfinde, warum das so ist oder ob sie sich gar nicht gegenseitig gestört fühlen sondern angespornt?

Den beiden ausländischen Frauen mit den Kameras wird dann auch direkt demonstriert, wie stark, beweglich, sportlich man ist.

Turnerin und Trainer im Park

Ganz schön beweglich

So langsam wird es spät, wir gehen in Richtung Ausgang, nicht ohne noch einmal zurückzublicken.

Halle der Ernte im Gegenlicht

Halle der Ernte

Schön war es.

Auf der Rückfahrt fühlt sich Peking auf einmal richtig normal an: Stau! Und wir denken, wir müssten hier mal zum Fotografieren auf den Mittelstreifen.

Foto aus dem Auto auf dem 3. Ring Ost in Peking

Hier mal zu Fuß hin!

Okay, lieber nicht, da würden wir wohl schnell eingesammelt werden, aber wir können ja doch noch mal in der Nähe gucken.

Stippvisite im Zhihua-Tempel

Ich plane gerade Aktivitäten für die Fotogruppe. Als Thema für den März habe ich mir „Gegensätze“ überlegt, nicht zum ersten Mal, ist hier aber wirklich unerschöpflich. Starten will ich im Zhihua-Tempel und dann zum Galaxy Soho hinüber spazieren. Die Ecke kenne ich einigermaßen gut, eigentlich keine neue Erkundung vor Ort nötig. Aber um auszuschließen, dass gerade gebaut wird oder warum auch immer geschlossen ist, habe ich mich vorhin zum Zhihua-Tempel aufgemacht. Dass sich in China (und wegen der Pandemie erst Recht) plötzlich etwas ändern kann, ist halt so, aber ich will halt doch im Rahmen der Möglichkeiten sorgfältig vorbereiten.

Am Galaxy Soho stoppe ich nur kurz. Hier herrscht reges Kommen und Gehen, außer dem allgegenwärtigen Health Check gibt es hier keine Einschränkungen.

Health Check Station vor dem Galaxy Soho in Peking.

Health Check

Ich tuckere weiter, nur noch ein kurzes Stück am 2. Ring entlang, dann biege ich in die Hutongs ab, noch einmal abbiegen und schon steh ich vor dem Tempel. Sehr gut, er ist geöffnet. Ticketpreis ist unverändert, Öffnungszeiten auch. Keine Bauarbeiten. Eigentlich könnte ich wieder umdrehen, aber das Wetter ist so schön, also löse ich ein Ticket und drehe eine kurze Runde durch den Tempel.

Galaxy Soho vom Zhihua-Tempel aus gesehen.

Alte Hütte, neue Hütte…

Ja, zu gucken und zu fotografieren gibt es hier mehr als genug.

Die Tempel Fairs sind ja alle abgesagt. Aber Wunschkarten aufhängen, das geht.

Eine Frau hängt Wunschkarten an einen Baum im Zhihua-Tempel

Wunsch-Karten

Ich werfe noch einen Blick zurück und mache mich dann wieder auf den Weg.

Links Dachreiter und rechts kahler Winterbaum

Dachreiter

Im Hutong ist deutlich mehr los als im Tempel. Hunde rennen über die Straße, überall stehen oder sitzen Leute und unterhalten sich, ein bisschen Verkehr ist auch.

Im Lumicang-Hutong

Lumicang Hutong

Das war jetzt eine nette Runde, hat Lust auf mehr gemacht.

Und sonst?

Das Jahr des Ochsen hat begonnen, die TV-Gala war „wie immer“ und auch wieder nicht, die Schalten zu den Provinzen haben doch gefehlt, die machten das immer noch bunter.  Die staatlichen Neujahrsferien sind seit heute zu Ende, die Stadt scheint trotzdem noch stillzustehen, viele Firmen fangen wohl erst Montag wieder mit der Arbeit an. Peking hat inzwischen 19 Tage lang keine lokale Corona-Neuinfektion gemeldet. Wäre schön, wenn das noch lange so bleibt.

Fotos

Im Hutong

Dass es tagsüber nicht mehr so eiskalt ist, weckt meine Lebensgeister. Endlich habe ich wieder mehr Spaß daran, lange draußen unterwegs zu sein. Gestern habe ich einen langen Spaziergang durch zwei von Pekings bekannteren Hutongs gemacht: dem Wudaoying-Hutong und der Guozijian Jie.

 

Blick auf den Lamatempel vom Wudaoying-Hutong in Peking aus

Blick auf den Lamatempel

Der Wudaoying-Hutong

Lange Zeit wurden viele Hutongs abgerissen und durch moderne, höhere Bauten und breitere Straßen ersetzt.

Inzwischen ist man in Peking dazu übergegangen, die verbliebenen Hutongs zu erhalten, die Welle des Plattmachens ist gestoppt. 1949 sollen es noch 3250 Hutongs gewesen sein, heute sind keine 1000 übrig geblieben.

Der Wudaoying-Hutong ist einer der Hutongs in Peking, die schon früh renoviert wurden. Heute gilt er als „hip + cool“, zieht vermögende Chinesen und Touristen aus aller Welt an. Die Metrostation Lama-Tempel ist quasi direkt vor der Tür, der Ditan-Park liegt auch nur ein paar Minuten zu Fuß entfernt auf der anderen Seite des 3. Rings. Vor der Corona-Pandemie gehörte ein Spaziergang durch diesen Hutong nach der Besichtigung von Lama- und/oder Konfuziustempel zum Programm vieler Reisegruppen.

Diese großen Scharen von Menschen waren gestern natürlich nicht unterwegs, das hatte auch etwas für sich.

Weihnachtsbaum und chinesische Neujahrsdeko im Wudaoying-Hutong

Weihnachtsbaum und Neujahrsdeko

Im Wudaoying-Hutong finden sich Cafés, Restaurants und Bars, diverse Geschäfte – bei allen bezahlt man die Lage ein bisschen mit. Aber hier an Sommerabenden draußen oder auf einer der Dachterrassen zu sitzen, das ist schon besonders schön.

Im Wudaoying-Hutong, Altstadtgasse in Peking

Wudaoying-Hutong

Hier wird aber auch gewohnt und es gibt kleine chinesische Nachbarschaftsshops, da hängt dann oft an den Pforten ein „No photo!“-Schild.

Jetzt unmittelbar vor dem Neujahrsfest sieht man überall in der Stadt die rote Neujahrsdeko. Ausnahmsweise aber tatsächlich auch mal in Gold wie hier zu sehen.

Goldene Neujahrsdeko an der Glastür eines Geschäfts im Pekinger Wudaoying-Hutong

Gold statt rot – Neujahrsdeko

Jedesmal, wenn ich hier bin, entdecke ich etwas Neues – und manchmal stelle ich fest, dass etwas anderes weg ist. Diesmal bin ich mir nicht sicher: ist das Katzencafé ganz weg oder macht es nur Neujahrsferien?

Guozijian Straße

Nachdem ich den Wudaoying-Hutong ganz durchquert habe, biege ich links ab und gehe ein Stück die Andingmen Inner Street entlang, eine breite Hauptstraße mit vielen Restaurants und Läden. Würde ich ihr weiter nach Süden folgen, käme ich in Richtung Trommelturm und Verbotene Stadt.

Bushaltestelle mit Helfern in gelben Jacken in der Andingmen Inner Street in Peking

Bushaltestelle

Während der Rush Hours findet man diese Helfer an den Bushaltestellen, die die oft gleichzeitig ankommenden Busse und Fahrgäste effektiv dirigieren.

Kurz hinter dieser Bushaltestelle liegt der Eingang zur Guozijian Straße, ein etwas breiterer Hutong mit nur wenig Autoverkehr. Hier liegt der Konfuziustempel mit der Kaiserlichen Akademie.

Straßenschild: Guozijian Jie in Peking, eingerahmt vom Torbogen

Guozijian Straße

Auf dem Torbogen am Eingang tummeln sich lauter Vögel, die tiefstehende Sonne wirft ein schönes Licht, hier bleibe ich ein bisschen hängen.

Tor am Eingang der Guozijian Jie in Peking

Torbogen Guozijian Jie

In der Guozijian Jie gibt es Torbögen nicht nur am Anfang und Ende der Straße, sondern auch mittendrin – das ist schon besonders. Jetzt zum Neujahrsfest sind sie zusätzlich mit großen roten Glücksknoten geschmückt.

Torbögen und Neujahrsdeko in Pekings Guozijian Straße

Torbögen und Neujahrsdeko

Es gibt so viel zu sehen, zum Beispiel diese kleine Fahrradwerkstatt.

Fahrradwerkstatt im Hutong

Fahrradwerkstatt

Der Konfuziustempel hat gerade geschlossen, nach und nach kommen die letzten Besucher raus.

Passanten am Ausgang des Konfuzius-Tempels

Am Ausgang des Konfuzius-Tempels

Ein paar Schritte weiter ist dann auch schon das Ende der Guozijian Jie erreicht, genau gegenüber vom Eingang des Lama-Tempels kommt man hier raus. Ich biege wieder links ab und folge der Yonghegong-Straße bis fast zur Ecke, wo ich meinen Scooter abgestellt habe und werfe mich ins Getümmel auf den Rückweg. Schön war’s, muss ich bald wiederholen. Mal sehen, in welchen Hutong es mich dann treibt.

Wenn Du Peking schon kennst – hast Du einen Lieblingshutong?

Fotos

 

 

Park statt Tempel

Eigentlich wollte ich heute mit der Fotogruppe in den Lamatempel, vor allem Bilder mit Rauch wollten wir schießen. Uneigentlich klebte dieses Schild am verschlossenen Tor:

Schild an der Pforte des Lamatempels.

Temporär für die Außenwelt geschlossen.

Das ist etwas, was einem in China grundsätzlich immer und überall passieren kann, und jetzt zu Corona-Zeiten erst Recht. Trotzdem ärgerlich, zumal bei dem trüben Wetter sicher schöne, düster-dramatische Tempel-Bilder hätten entstehen können.

Zum Glück gibt es für Fotospaziergänge ja einiges in der Ecke, besonders naheliegend war der Konfuziustempel. Schon von weitem sehe ich: er ist geöffnet. Das teile ich den anderen auch per WeChat mit, parke meinen Scooter und gehe zum Eingang. Dort stellt sich dann leider raus, dass ich für einen Besuch heute spätestens gestern online ein Ticket hätte lösen müssen. Ich könnte ja morgen wiederkommen. Nee, ich brauche ja jetzt ein Alternativprogramm. 

Durch die Hutongs oder in den Ditanpark? Wir einigen uns auf den Park. Hier klappt alles problemlos: Tickets per WeChat-Pay am Schalter kaufen (2 RMB pro Person), Health App am Eingang vorzeigen, Temperatur scannen lassen und rein. Neuerdings könnte man den Eintritt auch einfach mit der Metro-Karte bezahlen, sehr praktisch.

Nach nur wenigen Schritten im Park treffen wir auch schon die erste Tanzgruppe.

Es ist kalt und trüb heute, Luft auch nicht besonders. Trotzdem ist ein bisschen was los.

Die Tauben gehören auch zum Park, irgendjemand füttert immer.

Und manche scheuchen auch.

Um sich selbst mit einem Buch hinzusetzen, ist es viel zu kalt. In ein paar Wochen dann wieder.

In dem kleinen „Wäldchen“  stehen vereinzelt ein paar Männer und trainieren für sich allein: TaiChi oder mit einem langen Speer. Ein bisschen weiter sitzt ein Mann im Pavillon und musiziert.

Zu gucken gibt es an jeder Ecke etwas.

Hinten im Garten wird gesungen. Der große Chor ist nicht da, dafür stehen zwei kleine Grüppchen nicht weit voneinander entfernt. Die einen mit Keyboard und stimmgewaltigem Tenor, der zwischendrin auch mal sehr klare Ansagen macht, die anderen gehen familiärer miteinander um.

Diese Brücke hat es mir ja angetan.

Wir gehen weiter in Richtung Square Water Altar. Der Erdaltar ist lange nicht so beeindruckend wie am gegenüberliegenden Ende der Stadt der Himmelsaltar, die große freie Fläche hat aber etwas – so wie auch die Details auf den Mauern. Für diesen Bereich muss man noch einmal extra Eintritt zahlen – 5 RMB, hier steht kein Metro-Karten-Scanner.

Hier ist auch ein ruhiges Fleckchen, um Gymnastik zu machen.

Und noch einmal innehalten, bevor die Damen weitergehen.

Hier sieht man die Mauern und „Star Gates“, die Altar und Park voneinander abgrenzen.

Hinten vor der Halle stehen links und rechts vom Tor zwei Magnolien.

Allmählich ist uns allen kalt, wir drehen um und gehen zurück zum Ausgang. Dabei kommen wir nochmal an Taubenfütterern vorbei.

Keine Berührungsängste…

Auch wenn das mal wieder anders als geplant war, war es ein schöner Spaziergang.

Ich bin jetzt nur gespannt, ob der Park in den nächsten Tagen wie sonst um diese Zeit fürs Neujahrsfest geschmückt wird – oder ob das wie die Temple Fair den Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen zum Opfer fällt.

Sommertag in Peking

Ein traumhafter Sommertag, die Jungs sind mit Online-Unterricht und Hausaufgaben beschäftigt, nichts wie raus. Da sich das Leben und die Corona-Regeln hier ziemlich normalisiert haben, will ich Fotowalks für die Fotogruppe planen. Einen Ort, den die Gruppe in den vergangenen fünf Jahren noch nicht besucht hat und zu dem es mich selbst schon lange hinzieht: Die Residenz von Prinz Gong. Die soll so besonders schön sein, ein bisschen an die Verbotene Stadt erinnern und gleichzeitig mit schönem Garten, Teichen und Flüssen aufwarten. 

Bisher habe ich nur kein Glück gehabt! Entweder es war Montag (und montags sind fast alle Sehenswürdigkeiten geschlossen) oder es wurde gebaut. Prinz Gong und ich – das wird nix.

Es wurde auch länger gebaut als vorgesehen, und ich hab es dann aus den Augen verloren, dann kam Corona, aber heute! Heute versuch ich es. Es ist auch nicht Montag!

Tja.

Alles dicht. Zu. Geschlossen.

Ich spreche ein paar Männer an, die vor dem verschlossenen Tor stehen. Nein, diesen Monat nicht mehr. Nächsten Monat. So ist das halt, zum Glück bin ich ja für länger hier und kann es dann im September wieder versuchen (wenn ich das nicht wieder vergesse…). Der Tag ist auch viel zu schön, um sich darüber zu ärgern, ich fahre dann halt ein Stück um die Residenz herum. 

Rechts hinter der Mauer befindet sich Prinz Gongs Residenz. Aber die Straße ist auch schon ziemlich idyllisch, oder?

Es ist Waschtag. Ach so, deshalb darf man nicht zum Prinzen.

Wäsche vor dem Nebeneingang von Prince Gong’s Mansion.

Ich fahr noch mal am Haupteingang vorbei, aber kein Schild, nichts. Auch die Männer von vorhin sind verschwunden. 

Prince Gong’s Mansion. Geschlossen, wie immer, wenn ich da hinein möchte.

Ich beschließe, dass der Fotogruppenausflug zum Dongyue-Tempel gehen soll. Auch das eine Location, wo die Gruppe in den vergangenen fünf Jahren nicht war. Aber um auf Nummer sicher zu gehen, will ich vorbeifahren und schauen, dass da nicht auch plötzlich Waschtag ist oder Bauarbeiten…

Am Shichahai

Vorher komme ich am Shichahai vorbei. Da muss ich auch unbedingt stoppen. Zuerst sehe ich zwei Arbeitern dabei zu, wie sie Müll rausfischen, der sich im Durchflussgitter Richtung Beihai verfangen hat. Als sie fertig sind, brausen sie los. Hach ja, aufs Wasser wäre jetzt eine feine Sache, aber der Bootsverleih hat geschlossen.

Shichahai

Ich bin an der Ecke vom See, wo sich der Lotosmarkt befindet. Der heißt so, weil…

Lotos. Blütezeit geht zu Ende.

Ist es ein Alien? Ist es verblühter Lotos?

Alt und neu – da kommt noch eine Blüte nach!

Auch verblüht immer noch schick.

Und dann kommt eine dieser Aussichten, wo man total vergisst, dass das hier mitten in der Großstadt ist.

Ist das nicht einfach unheimlich schön hier?

Die Sonne knallt ganz schön vom Himmel, mein Wasser ist alle, hier steht kein Verkaufswagen, die Shops sind geschlossen – ich mach mich auf den Weg zum Dongyue-Tempel.

Der Dongyue-Tempel

Okay, ich bin schon über fünf Jahre in Peking, aber die Stadt ist so riesig und mein Orientierungsvermögen so schlecht – und trotzdem finde ich den Weg ohne einmal aufs Handy zu gucken. Auch ein gutes Gefühl.

Das Ticketbüro ist nach draußen umgezogen. Ja, der Tempel ist geöffnet, keine Bauarbeiten oder Schließzeiten geplant. (Da wo mein Chinesisch nicht ausreicht, hilft die Übersetzungsapp!). Super, dem Fotogruppenausflug hierher steht also nichts im Weg. Wo ich schon mal da bin, will ich aber trotzdem rein.

Einen ersten Code mit WeChat-Pay scannen, um den Eintritt zu bezahlen. Einen zweiten Code mit der Beijing Health App scannen: damit bin ich zum einen registriert (und zwar nicht als Pippi Langstrumpf aus Bullerbü, wie manche weniger nette Menschen das in Deutschland wohl machen) und zum anderen wird mein grüner Code (nicht in Risikogebieten gewesen und wer weiß, was das Ding noch weiß) gesichtet: ich darf hinein.

Oh. Hier findet heute ein Event statt. Ich vermute, es hat mit dem chinesischen Valentinstag, Qixi zu tun. Das wurde hier aber nicht von darbenden Blumenhändlern erfunden, sondern geht auf eine alte Legende (Vom Kuhhirten und der Weberin) zurück.

Vorne am Eingang ist es relativ voll, also gehe ich erst einmal weiter.

Hauptachse

In Wahrheit zieht es mich auch zu den Nischen an den Außenseiten, wo 76 Departements aus dem daoistischen Jenseits dargestellt werden. Damit ich beim Fotogruppenausflug noch was zu tun und hinterher was zu erzählen habe, werde ich mir bis dahin mehr über diese Departements anlesen.

Dies scheint mir ein freundlicher Dämon…

Departement of Mord und Totschlag?

Hmm. Dies ist nicht das Department für unzüchtigen Lebenswandel. Aber welches dann?

Zwischen den vielen Gruselgestalten auch mal was Liebes!

Junger Mann, was haben Sie genommen?

Einerseits typischer Tempel: Ähnlicher Grundriss, rote Hallen mit Säulen und blau-grünen Verzierungen. Aber mehr Schrift – und halt die Department-Nischen (von denen viele übrigens Opferboxen vorne am Zäunchen haben).

Außer den Departments gibt es diese Stelen. Dazu muss ich mir auch noch mehr anlesen, ich glaube, diese hier haben mit den Tierkreiszeichen zu tun – und sie sollen aus der Geschichte der Umgebung erzählen.

Schildkröte! <3 Langlebig, weise… – Und zwei Dachreiter am Boden.

Innenhof. Mit Feuerlöschstation. Und so groß sehen die Dachreiter oben auf dem Dach jetzt gar nicht mehr aus, oder? Sind aber genauso groß wie die beiden goldenen am Boden.

Peking. Tradition und Moderne, Altes und Neues.

Kleine Säulen, große Säulen.

Fast vergessen: Dieser Tempel beherbergt zwar ein Museum (das Folkloremuseum, heute habe ich nur einen Blick auf ein paar sehr alte TCM-Fläschchen geworfen), aber es ein „aktiver“ Tempel. Die Mönche passen auch gut auf, dass man bestimmte Buddhas nicht fotografiert.

Auch im Tempel geht ohne Handy nix.

Noch ein Department. Schlachten? Tier-Opfer? Ich muss mich da echt noch mehr einlesen.

Nun bin ich einmal rundherum durchgegangen. Die Sonne knallt immer noch, ich hab immer noch nichts zu trinken, aber vorne am Tor muss ich mir doch noch diese drei hübschen Tänzerinnen ansehen.

Tänzerinnen beim Event im Tempel.

Ja, das war mein Pekinger Sommertag. Anders als geplant, aber trotzdem schön und voller bleibender Eindrücke. Also schon irgendwie typisch. 

Dongyue Tempel

Immer wieder bin ich in der letzten Zeit an einem Tempel mitten in der Stadt vorbeigekommen. Neulich im Didi habe ich beim Vorbeifahren fix auf der Map nachgesehen: aha, das ist der Dongyue Tempel. Und heute habe ich das schöne (wenn auch kalte!) Wetter und die annehmbare Luft genutzt und mich mit meinen Scooter auf den Weg dahin gemacht.

Vorher habe ich ein bisschen gegoogelt: Dongyue Tempel – Tempel des Ostbergs. 1319 erbaut, einer der größten daoistischen Tempel in Nordchina. Ursprünglich erbaut für die Götter der „Gesetzeserzwingung“, entsprechend stolpert man gleich am Eingang über grimmige Generäle, die dafür wohl prädestiniert sind.

General am Eingangstor

In den Höfen westlich und östlich der wie üblich in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Hauptachse – Happiness Road genannt – stehen zahlreiche Stelen. Am Ende des hintersten Hofes befinden sich zweistöckige Gebäude, die das Peking Folklore Museum beheimaten – heute allerdings geschlossen.

In der Haupthalle wurde getrommelt, musiziert und gebetet, Fotografieren nicht erlaubt. Aber zugucken durfte ich.

Ich glaube, dass außer mir maximal zehn weitere Besucher da waren. Mitten in der Stadt und dann so still, immer wieder findet man hier solche Oasen.

Dann habe ich mich gerade dieser Wand  (siehe Foto) genähert, als ich mich ein Wächter ansprach: Woher ich komme? Deutschland. Ah, Déguó hěn hao (Deutschland ist gut.). Ob ich aus dem Westen oder Osten käme? Oha, so differenziert wird fast nie nachgefragt. Und dann sagte er noch was mit nàcuì (Nazis) und shìjiè dàzhàn (Weltkrieg).  Ich hoffe, er hat mich verstanden, dass ich von altem und neuen Nazipack und Kriegen nichts halte. Ich muss mir auf jeden Fall noch mehr passendes Vokabular aneignen, ich fand meine Sprachlosigkeit und Unfähigkeit, mich auf Chinesisch richtig ausdrücken zu können, selten so furchtbar wie in diesem Moment. Aber ich glaube, unterm Strich ist das Richtige rübergekommen, lächelnd hat er mir die Mühlsteine gezeigt und auch noch eine der von mir so geliebten Schildkrötenfiguren.

Mühlsteine?

 

Eine Gottheit für jeden Zweck!

An den übrigen äußeren Gebäuden befinden sich unzählige Nischen mit Göttern für fast jeden Zweck. Die Darstellungen sind bemerkenswert, ich konnte mich kaum satt sehen. Auch wenn es Replicas sind – die Originale wurden während der Kulturrevolution zerstört/entwendet – bin ich fasziniert davon, wie sehr die alten Darstellungen modernen Comicfiguren gleichen.

Tierische Gottheiten?

Hab ich erwähnt, dass die Figuren wirklich krass sind?

Teufel auch!

Um die Ecke des Tempels liegt das Chaoyang Hospital. Hier wurden kürzlich die beiden Pestkranken aus der Mongolei behandelt. Wie praktisch, dass man hier im Tempel einer passenden Gottheit opfern konnte!

Nische mit Anti-Pest-Gottheit

Habe ich erwähnt, dass die Figuren wirklich, wirklich krass sind? Hier die Nische mit den Gottheiten der Bestrafung!

Punishment!

Nach fast zwei Stunden ist mir doch zu kalt geworden – und ich musste mich noch auf den Scooter schwingen und eine knappe halbe Stunde nach Hause düsen. Trotz Scooter-Decke bin ich fast erfroren. Da hat tatsächlich die Kälte den Spaß am Scooterfahren etwas gedämpft. Künftig also noch wärmer einpacken. Und ich verstehe jetzt, warum soviel Werbung für Scooter-Griff-Heizungen gemacht wird – hätte ich vorhin gerne gehabt.

Auf jeden Fall gibt es im Dongyue Tempel noch viel mehr zu gucken, nicht nur das Folklore-Museum. Ende Januar, zu Chinesisch Neujahr, wird hier eine Temple Fair stattfinden – gute Gelegenheit, um noch einmal hinzugehen. Und dann wieder im späten Frühling. Hauptsache, nicht mehr so kalt.

Fotos