Unterwegs in Xisi

Hier gilt weiterhin an vielen Orten (Museen, Restaurants, aber auch beim Zugang zu Hutongs, Wohngebieten, Einkaufsstraßen, Malls, Geschäften…), dass der Zutritt nur mit maximal 72 Stunden altem Testergebnis gestattet ist. Dummerweise habe ich am vergangenen Freitag ungewöhnlich lang auf mein Ergebnis warten müssen, so dass ich beim historischen Stadtspaziergang mit meiner Freundin nicht überall hinein konnte. So haben wir uns jetzt „nur“ einen Überblick über das Viertel verschafft und guten Grund, uns bald wieder dorthin aufzumachen.

Diesmal waren wir in Xisi unterwegs. Xisi (西四) heißt wörtlich übersetzt „West Vier“ und steht für die westlichen vier Torbögen (Paifangs), die das Viertel früher begrenzt haben. Östlich der Verbotenen Stadt befindet sich folgerichtig Dongsi (东四 = Ost Vier). Ist doch wirklich leicht, sich in Peking zu orientieren, alles ist nummeriert und/oder hat die Himmelsrichtung im Namen! *grins*

Tempel, Klinik, Moschee

Wir treffen uns in der Nähe der Metrostation Xisi, besorgen noch Getränke in einem Shop an der Hauptstraße und wollen dann in Richtung des Tempels der Weißen Dagoba abbiegen. An der Ecke möchte jemand eine Schildkröte verkaufen. (Im chinesischen Supermarkt schwimmen sie neben den Fischen und kosten derzeit 52 RMB/500 g – soviel wie Rinderhack.) Andere Länder, andere (Ess-)Sitten, trotzdem manchmal schwierig.

Wir sind kaum abgebogen, schon gibt es alle paar Meter ein neues, interessantes Gebäude, zum Beispiel der Tempel der alten Herrscher, der wir mit der fiesen Vier in meiner Healthapp diesmal nicht besichtigen können. Hier ist einiges zweisprachig beschildert, so dass man sich auch ohne Reiseführer einfach treiben lassen könnte, und trotzdem eine Ahnung bekommt, was es im Umfeld gibt.

Das ist das Peking University People’s Hospital, 1918 als „Peking Central Hospital“ gegründet. Uns erinnert es von der Stimmung her eher ans Kuckucksnest und Shutter Island

Wir kommen am Tempel der Weißen Dagoba vorbei. Jetzt ärger ich mich wirklich, dass mein Testergebnis immer noch nicht da ist. Ich will nun bald wieder in die Ecke, um die beiden Tempel auch von innen anzusehen.

Wir überqueren die Hauptstraße und schauen, ob wir die Pushou Moschee finden, die auch unter dem Namen „Jinshifang Street Mosque“ bekannt ist. Wir finden die Moschee auch, allerdings abgezäunt, kein Zutritt. Gebaut wird aber auch gerade nicht. Du findest, dass das gar nicht wie eine Moschee aussieht? Richtig, es war früher auch ein buddhistischer Tempel, der bei einem Freundschafts-Kungfu-Kampf an den neuen muslimischen Besitzer überging. Allerdings haben mich bislang auch die anderen chinesischen Moscheen, die ich bislang besichtigt habe, eher an Tempel als an arabische Moscheen mit Minarett erinnert. Das ist nun schon die zweite der vier großen Pekinger Moscheen, auf die ich nur von außen einen Blick werfen kann.

Kreuz und quer durch die Hutongs

Wir wenden uns jetzt wieder in Richtung Osten, überqueren eine Hauptstraße mit Blick auf die Weiße Dagoba und tauchen dann in die Hutongs ein.

Zuerst kommen wir noch an diesem sehr auch sehr typischen Innenhof vorbei.

Und dann verlieren wir uns tatsächlich in den Hutongs, gehen der Nase nach: „Sieht nett aus.“ – „Okay, dann geht’s da jetzt lang.“

Irgendwann scheinen wir dann aber wohl wirklich orientierungslos zu wirken, so dass uns ein Mann den Weg zur Hauptstraße erklärt. Die finden wir dann auch auf Anhieb.

Unsere nächste Etappe ist die Wansong-Pagode beziehungsweise genauer: die Pagode des Alten Mannes von Wansong.

Die Pagode steht in einem kleinen Hof. In den Gebäuden links und rechts befindet sich eine Buchhandlung, die sich auf Pekings Geschichte spezialisiert hat. Die Bücher sind zwar fast ausschließlich Chinesisch, aber es gibt auch ein paar Karten, Leporellos und ähnliches, das für uns reizvoll ist. Die Atmosphäre ist urig, und schön kühl ist es auch noch. Wir setzen uns einen Moment in den Hof, trinken literweise Wasser.

Schließlich machen wir uns wieder auf, wir haben noch weitere Tempel und Prinzenresidenzen auf dem Zettel. Es ist aber schon spät am Nachmittag, und die Tore der Sehenswürdigkeiten schließen, mein Testergebnis ist obendrein immer noch nicht da und die Hitze hat uns echt fertig gemacht. Schließlich stehen wir gegenüber der Mauer, die Zhongnanhai begrenzt, das für die Öffentlichkeit geschlossene Regierungsviertel.

Es reicht für heute und wir beschließen den Tag und Abend dann mit Jiaozi bei Mr. Shi unweit des Glockenturms, wo wir lange im lauschigen Innenhof sitzen. Ich muss mich erst reinmogeln, aber irgendwann kommt dann zum Glück endlich mein Testergebnis. Notiz an mich: besser doch häufiger zum Test und nicht mehr bis auf den letzten Drücker ausreizen.

Ich freu mich schon auf die nächste Tour – und auch darüber, dass es immer noch so viel zu entdecken gibt.

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4 Kommentare
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1 Jahr zuvor

Es gibt sie noch! Die Hutongs und die alten Tempel. Wie schön! LG Ulrike

Timoleon
1 Jahr zuvor

Immerhin konntest Du Dir erstmal einen Überblick verschaffen. Das nächste Mal kannst Du die einzelnen Sehenswürdigkeiten en détail anschauen. Heute hättest Du gar keine Zeit gehabt, um reinzugehen, es sei denn, Du hättest diesen spannenden Rundgang erheblich verkürzt. ;-)

1 Jahr zuvor

Vielen Dank für die Impressionen aus dem Land ganz weit im Osten :-)

LG Bernhard

[…] Woche her, dass meine Freundin und ich unsere historischen Stadtspaziergänge fortgesetzt haben und noch einmal in Xisi waren. Diesmal hatten wir vor allem die Tempel auf dem Zettel, die wir beim vorigen Besuch wegen […]