Himmelstempel und Tunnel des Grauens
Letzte Aktualisierung am 7. Februar 2023
Am Montag bin ich mit einer Freundin zum Himmelstempel gefahren. Wow, Weltkulturerbe! Von unserem Compound aus ist das schon eine halbe Weltreise, fast 1,5 Stunden. Wenn man mit der Metro anreisen möchte, die Linie 5 hält direkt am Osteingang (Tiantandongmen). Eintritt inklusive aller Gebäude (z.B. Halle des Erntegebets, Echomauer, Himmelsgewölbe) kostet 34 RMB. Im Park finden sich Kiosks und Imbissbuden, die Getränke, Souvenirs und Snacks anbieten, letztere sehen nicht wirklich appetitlich aus und die Preise sind 2-3mal höher als anderswo – Touristen-Hotspot halt. :)
Gleich am Eingang (wir sind am Nordeingang, der der Halle des Erntegebets am nächsten ist, angekommen) wurde getanzt – typisches Pekinger Parkleben. Ein breiter Weg führt direkt auf die Anlage mit der großen runden Halle zu, die von einer Mauer begrenzt wird. Und an dieser Mauer befindet sich ein riesiger LED-Bildschirm wie an Einkaufszentren auch und zeigt Werbefilmchen… Chinesische Kombination aus Weltkulturerbe und Gegenwart. :)
Ein paar Schritte weiter steht dann inmitten dieser riesigen Parkanlage also eine der bekanntesten Pekinger Sehenswürdigkeiten, die Halle des Erntegebets:
Wie nicht nur im Botanischen Garten zu sehen war: in China liebt man Blumen und insbesondere Rosen, kürzlich hat auch ein Rosen-Museum eröffnet. Blumen sind überall, nicht nur in Parks, sondern auch als „Straßenbegleitgrün“, was hier nicht möglichst preisgünstig und pflegeleicht angelegt wird, sondern üppig und repräsentativ. Und so sind nun auch rund um die Halle des Erntegebets und die Hallen drumherum reichlich Rosen arrangiert.
Natürlich sind auch die Mülleimer im Park der historisch-altehrwürdigen Umgebung angepasst:
Überall wachen Drachen, nicht nur auf Hausdächern, sondern auch auf Mauern:
Angesichts des nicht ganz so schönen Wetters („nur“ 24 Grad und angekündigter Regen) war der Park nicht überfüllt, aber doch voller Menschen. Neben einigen wenigen Langnasen-Touristen ganz viele chinesische Touristen, deren wartende Busse die umliegenden Straßen verstopfen, und dann natürlich viele Pekinger, die im Park nicht nur spazieren gehen, sondern tanzen, Karten und Fuß-Federball spielen oder wie dieser Mann musizieren (wobei er hier gerade eine Pause macht. ;) )
Wir sind dann weiter zum ebenfalls runden „Himmelsgewölbe“ spaziert. Dort ist nicht so viel Platz, also werden die Menschen im Gänsemarsch an der Tür vorbeigeschleust. Ein paar Jungen haben sich einen Spaß daraus gemacht, und sind schon auf dem Hof als Rucksackpolonaise losgewackelt. :)
Und bevor man dann weitergedrängelt wird, sieht man diese Utensilien:
In den rechteckigen Hallen rundherum finden sich Ausstellungen mit Informationen zum Bau der Anlage, Schautafeln und in einer Halle auch 2 große Modelle. Leider sind größtenteils nur die Überschriften auf Englisch, aber es reicht doch, um einen Eindruck zu gewinnen.
So weit, so gut…
Wären wir als Touristen unterwegs gewesen, hätten wir nun vermutlich direkt die nächste Sehenswürdigkeit angesteuert. Aber mit dem Luxus von viel Zeit, den wir hier genießen, konnten wir auch ein bisschen die weitere Umgebung erkunden. Hier ist es üblich, dass nicht nur Hunde, sondern auch Vögel mit nach draußen genommen werden – und wenn es die große Kreuzung um die Ecke ist. Wir sind dann nicht an der Straße neben den vielen Reisebussen, sondern am Fluss (genauer: dem South Moat) entlang spaziert. Auch hier alles hübsch angelegt, die Hänge an beiden Ufern sorgfältig bepflanzt. Zwischendrin immer wieder Gruppen von Säulen inmitten von Blumenbeeten.
Außer uns beiden Langnasen waren dort nur einige wenige Angler unterwegs und noch weniger Spaziergänger, zumeist mit kleinen Hunden, die aber für reichlich Hinterlassenschaften gesorgt haben… Und oben rauschte der Autoverkehr… Wir sind dann auf das Yongding-Tor (Yongdingmen) zugegangen, unten am Graben (eher ein Kanal) ging es in einer langen Unterführung unter den Straßen durch. Stockdunkel. Stinkend. Unheimlich. Glücklicherweise waren wir zu zweit und haben uns auch keine Horrorgeschichten von Pekinger Kampfratten erzählt, aber ich musste doch an Larry Underwood im Lincoln Tunnel denken… ;) Über das Licht am Ende des Tunnels waren wir dann doch hocherfreut.
Der Tunnel des Grauens
Von der Uferpromenade – hinter dem Tunnel des Grauens wieder hübsch repräsentativ – führten einige Stufen den Uferhang hinauf, wir wollten uns ja das Tor ansehen. Bedauerlicherweise führte der Weg ins Nichts, hörte einfach vor einer hübsch verzierten Begrenzungsmauer auf. Aber zurück durch den potentiellen Drehort für Zombieapokalypse IV wollten wir auch nicht mehr, also sind wir lieber über die Mauer geklettert und fanden uns auf einer viel befahrenen Kreuzung wieder. Von unserer Seite aus keine Chance, heil die Fahrbahnen bis zum Tor zu überqueren, Fußweg überhaupt Fehlanzeige, also vorsichtig auf der Radspur über die Brücke hinüber und in die nächste Straße hinein, wo wir nicht nur von Rasensprengern, sondern auch stärker werdendem Regen gegossen wurden. Riesenglück gehabt, gleich das erste Taxi hatte Erbarmen mit uns und hat uns nach Sanlitun zu Mr. Shi und seinen Dumplings gebracht, die hatten wir uns nach dem Abenteuer auch verdient.
War jedenfalls ein toller Tag mit einigem, was das Leben hier so spannend macht: olle Geschichte und Massentourismus, ein bisschen abseits der ausgetretenen Pfade und lecker Essen.
Solche Tage sind einfach wunderbar! Ich geh‘ jetzt gleich mal ein Hotelzimmer in Beijing für die erste Ferienwoche reservieren, denn da gibt es noch so viel, das wir nicht gesehen haben…
Wünsche Dir noch einen schönen Tag!
So long,
Corinna
Und wo es mir gerade einfällt… kürzlich war ich mit meinem Mann in Beijing und zufällig sind wir genau an der Stelle vorbeigekommen, an der ich bei unserem Look and See Trip — mein erster China-Besuch — meine allerersten China-Abenteuer erlebt habe, :-). Mensch, damals voll der Horror, aber jetzt eine vull schöne Erinnerung.
So long,
Corinna
Dankeschön! :)
Horror-Abenteuer zum Start ist ja nicht so prickelnd, aber so total abschreckend ist es ja zum Glück dann nicht gewesen?
Nach so „Horror-“ bzw. ungewohnten/fremden/merkwürdigen/beunruhigenden….etc. Situationen freu ich mich mit etwas mehr oder weniger Abstand immer ziemlich darüber, dass ich das bewältigt hab.
[…] der Wortklaubereien, wir betreten den Himmelstempel am Osttor. Von hier aus geht es immer geradeaus direkt auf die Halle der Ernte zu. Rechts von dem […]
[…] es geht los mit dem Himmelstempel Und zwar am besten gleich morgens, damit man viel vom Pekinger Parkleben mitbekommen kann: tanzende […]
[…] gehen also am Kanal entlang (South Moat/Nanhucheng). Und dann erreichen wir diesen finsteren „Tunnel des Grauens„. Oh, hier war ich doch schon mal, das ist schon erstaunliche sechs Jahre her. Der Tunnel ist […]