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Schnipsel Nr. 25

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Peking-Schnipsel”.

Anti-China- statt faktenbasierter Pandemie-Politik?

In den USA (und auch schon in Deutschland) verbreitet sich eine neue, möglicherweise ansteckendere und gefährlichere Variante des Coronavirus, aber eine Testpflicht wird nur für Reisende aus China eingeführt und eine Reisewarnung für China (nicht die USA) herausgegeben. Warum der Fokus auf China nichts weiter als eine Nebelkerze ist, wird hier vom Wissenschaftsmagazin Spektrum erklärt.

Aber auch hier setzt die Beschränkung auf Reisende aus China den falschen Fokus. Denn das große fröhliche Variantenzüchten geschieht weltweit, ohne dass sich irgendwer daran stören würde. Im Gegenteil, während in den vergangenen Monaten ein ganzer Zoo sehr ansteckender Immunfluchtvarianten entstand – darunter die XBB-Linie, die sich derzeit in diversen Ländern extrem stark verbreitet – probten die meisten Länder der Welt die Normalität. Überwachung und Maßnahmen wurden zurückgefahren, man akzeptiert jetzt hohe Infektionszahlen und die dadurch geförderte Virusevolution. Und nun ist China auf einmal das Problem?

Vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis es – quid pro quo – entsprechende Maßnahmen aus China gibt. Und damit wächst bei uns die Besorgnis, dass sich unsere Reisemöglichkeiten doch nicht normalisieren werden. Ich bin sehr dafür, die Pandemie wirksam zu bekämpfen – aber politisch motivierte Alibi-Maßnahmen mit Beschränkung auf China sind Quatsch.

Downgrade!

Seit heute gilt Covid in China „nur noch“ als eine Class B Erkrankung (wie HIV, Hepatitis, Vogelgrippe z.B.). Das heißt: keine Quarantäne, kein Tracking enger Kontakte, keine Risk-Areas mehr. Endlich!

Winterfreuden

So langsam geht’s mir besser, nach über einem Monat wird das auch mal Zeit. Es tut mir gut, wieder in der Stadt unterwegs zu sein. Noch reicht die Kraft nicht für Tagesausflüge, aber jeden Tag geht ein bisschen mehr.

Das Wetter ist schön, nachts durchgängig Minusgrade, aber heute ist es tagsüber ungewöhnlich warm mit 11 Grad (normal ist das nicht!). Für Donnerstag ist Niederschlag vorhergesagt und bis vorhin hatte ich auf Schnee gesetzt. Aber nun werden die Temperaturen tagsüber wohl nicht um 0 Grad, sondern bei 3 Grad liegen, damit wird das wohl Regen werden.

Gestern wollte ich eigentlich in Richtung Lama-Tempel und Ditan-Park. Ich war neugierig,  denn am Neujahrstag wurden rund um den Lama-Tempel viele Absperrgitter abgeladen, und ich wollte schauen, ob und was da los ist. Spannend ist ja, ob es dieses Jahr wieder Tempelmessen geben wird – die größte in Peking war immer im Ditan-Park. Ich habe gehofft, dass die Gitter vielleicht dafür gedacht waren. „Large scale events“ sind allerdings weiterhin nicht erwünscht, von daher heißt es abwarten, ob und was es an Temple fairs geben wird.

Aber als ich über die Brücke am Liangma River gefahren bin, hat mich der Trubel auf dem Eis so gelockt, dass ich erstmal eine Weile hier spazieren gegangen bin.

Schlittschuhe sind die Ausnahme, aber diese Stuhlschlitten gibt es en masse, von der großen Luxusvariante bis zum improvisierten Klappmodell.

Für richtig viel „Eishockey“-Spaß sowohl für die Spieler:innen als auch die vielen Zuschauer:innen sorgen ein paar Besen und eine Kleberolle. Und wenn mal einer ausrutscht und hinfällt, wird das mit viel freundlichem (!) Gelächter und Applaus bedacht.

Vorsicht!

Mit den ungewöhnlich hohen Tagestemperaturen ist das Eis auf manchen Kanälen brüchig, auf WeChat kursiert ein Video mit einer kleinen Gruppe, die gestern in der Nähe des Beijing Exhibition Centers eingebrochen ist und gerettet wird.

Fotos

Schließlich tuckere ich weiter in Richtung Lama-Tempel. In der gesamten Yonghegong-Straße steppt der Bär, aus den Souvenirläden dröhnen wieder wie vor der Pandemie Meditationsgesänge vom Band. Aber die Gitter vorm Tempel sind weg, und auch am Ditan-Park ist nichts los. Anders als der Liangma River ist der Beihucheng River nicht zugefroren. Leider ist so langsam meine Energie aufgebraucht und ich mache mich auf den Rückweg.

Gehört hier zum Winter dazu: Süßkartoffel-Verkäufer!

Solche überladenen Fahrzeuge gibt es zwar weiterhin, aber doch viel weniger als früher.

Schule!

Heute ist der letzte Ferientag, morgen startet die Schule. In Präsenz. Das Thema Online-Schule ist hoffentlich dauerhaft Geschichte! Ein paar Maßnahmen gibt es noch:  es muss ein Schnelltest gemacht werden (und ein Formular ausgefüllt und hochgeladen oder mitgegeben werden). Schnelltests sind neu für uns, aber nun können wir an die Erfahrung auch einen Haken machen… Außerdem wird beim Betreten der Schule weiterhin die Temperatur gemessen, müssen im Gebäude Masken getragen werden, soll der Kontakt zu anderen Klassen auf das notwendige Minimum beschränkt werden und Eltern dürfen die Schule nicht betreten. Letzteres ist im Hinblick auf den normalen Schulalltag nicht so wild, aber die Schule kann so noch nicht wieder in die Rolle als Treffpunkt der deutschen Community mit Festen und Veranstaltungen zurückkehren. Aber das wird hoffentlich auch bald noch!

Als Lichtblick für alle, die sich nicht so auf die Schule freuen: in zwei Wochen sind schon wieder (Neujahrs-)Ferien!

Neujahrsspaziergang am Shichahai

Ich bin zwar immer noch nicht fit, aber mein Neujahrsspaziergang musste gestern sein. Ich hab allerdings den Scooter stehen lassen und bin mit dem Didi zum Shichahai gefahren, was sich später auch als gute Entscheidung entpuppen wird.

Immer noch angeschlagen

Wie angeschlagen ich noch bin, merke ich unter anderem auch daran, dass ich ganz dicht am Wasser gebaut bin. Keine QR-Code-Aufkleber mehr im Taxi, nichts mehr scannen? Feuchte Augen. Gewimmel auf den Straßen, reichlich Ampelrückstau? Feuchte Augen.

Vor wenigen Wochen habe ich noch voller Überzeugung gesagt, dass ich es richtig finde, dass man Covid nicht einfach durchrauschen lässt (und falsch finde ich das weiterhin nicht). Aber nun ist auch in China „durchrauschen“ angesagt – und ich habe die Kehrtwende von ZeroCovid auf VollCovid immer noch nicht wirklich verarbeitet, nicht nur, weil uns die Seuche prompt erwischt hat. Den Begriff „VollCovid“ habe ich übrigens nicht erfunden, sondern von Sven Tetzlaff übernommen. Es ist gut, dass das an etlichen Punkten weit übers Sinnvolle hinausschießende ZeroCovid-Regime sein Ende hat. Und deshalb tut es nun unglaublich gut, so viele Leute auf den Straßen zu sehen.

Kurz hinter dem Trommelturm steige ich aus dem Didi aus und bin mitten im Gewusel. Ich gehe zum See hinunter und beschließe, den Qianhai (den Vorderen See) zu umrunden. Und dann stehe ich am Seeufer und habe das Gefühl Teil eines Wimmelbilds von Ali Mitgutsch zu sein. Und zack, wieder feuchte Augen.

Viele Menschen mit Eis-Rädern und Schlitten auf dem zugefrorenen Qianhai

Auch wenn die Situation in China sicher gerade schwierig ist mit den unendlich vielen Erkrankten, von denen viele nicht so glimpflich wie wir davonkommen werden – Normalität scheint zum Greifen nah zu sein.

Ich bin Teil eines lebendigen Wimmelbilds

Langsam umrunde ich diesen Teil des Shichahais: den Qianhai. Es gibt fünf Zugangspunkte aufs Eis, aber ich fühle mich nicht fit genug, um aufs Eis zu gehen. Das werde ich aber sicher demnächst nachholen können. Außerdem: Sämtliche Schlitten und Räder (im Eintritt inbegriffen) sind verliehen.

Qianhai in der Dämmerung, auf der Eisfläche tummeln sich viele Menschen

Alle Schlitten und Räder sind verliehen

Auch auf dem Kanal am Tempel des Feuergotts tummeln sich Leute, manche sind sogar so wagemutig? leichtsinnig? unter der Brücke – hier ist die Eisfläche nicht durchgängig – durchzugehen.

Als ich schließlich bei der Yinding-Brücke ankomme, ist es nicht nur dunkel, sondern ich bin schon ziemlich erledigt. Durch die „Pfeifenstiel-Gasse“ gehe ich zurück zur Straße und noch ein Stückchen weiter, bis das Gewimmel etwas weniger wird. Hier rufe ich mir ein Didi.

Inzwischen bin ich echt fertig und wirklich froh, dass ich mich gemütlich auf die Rückbank des Didis kuscheln kann und nicht noch mit dem Scooter durch die Kälte fahren muss. Aber wie erledigt ich wirklich bin, merke ich erst Zuhause – wo ich noch vor 20 Uhr ins Bett falle. Total kaputt, aber auch zufrieden und zuversichtlich im Hinblick auf 2023.

Fotos

Byebye 2022

Nach drei Jahren Pandemie hat es uns mit dem 180-Grad-Schwenk von ZeroCovid auf VollCovid am Ende doch erwischt und umgehauen. Die Familie hat es überstanden, bei mir zieht es sich.

Ein bisschen gemein vom Schicksal war es, dass mich schüttelfrost-geplagt die Mail vom Auswärtigen Amt erreicht hat, dass wir uns nun für Biontech-Impfungen registrieren können. Trotzdem, besser spät als nie.

Die Weihnachtsfeiertage sind entsprechend unfeierlich und unspektakulär vorübergegangen, wurden überwiegend verschlafen. Statt Kartoffelsalat und Würstchen gab es Leckereien vom Inder (sah zumindest gut aus, ich kann aktuell nur „scharf“ und „nichts“ schmecken), und Peking-Ente macht statt Gänsebraten als Festessen auch was her.

2022 möchte ich schnell hinter mir lassen. Natürlich gab es auch Schönes, aber unterm Strich war es für uns – nicht nur, weil uns die Seuche zum Jahresende doch erwischt hat – das schwierigste Pandemie-Jahr. Auch wenn wir bei den letzten Jahreswechseln schon immer gehofft haben, dass das neue Jahr besser wird: dieses Jahr stehen die Chancen dafür deutlich besser.

Fotoparade 2022

An 2022 möchte ich wirklich nur noch einen Haken machen, und statt eines ausführlichen Rückblicks möchte ich nur eine Handvoll Fotos zeigen – und nehme damit wieder an der Fotoparade von Michaels Blog Erkunde-die-Welt teil.

Kategorie: “Berühmt”

Pekings Sommerpalast im Winter mit dem Eis-Vergnügenauf dem zugefrorenen Kunming-See

Sicherlich eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Welt: der Sommerpalast. Hier im Winter, auf dem zugefrorenen Kunming-See tobt das Eisvergnügen. Ich habe für Kälte nicht viel übrig, aber mit einem Eis-Fahrrad auf dem See vor dieser Kulisse herum zu radeln, das gehört auf jeden Fall zu den besten Aktivitäten in Peking. Mehr Bilder hier.

Kategorie “Modern”

Pekings "Lange Unterhose" und weitere Hochhäuser nachts von oben fotografiert.

Wenn ich an „Peking“ und „modern“ denke, kommt mir als erstes der CBD in den Sinn mit den hohen Türmen und dem charakteristischen Hauptgebäude des CCTV, der „Langen Unterhose“. Meist fotografiere ich dort von unten, aber dieses Jahr ist dieses Bild entstanden, und zwar aus der Atmosphere Bar im 80. Stock der China World Mall.

Kategorie “Naturwunder”

Schwalbenschwanz auf blauer Blume

Wer Schmetterlinge lachen hört, der weiß wie Wolken schmecken. (Carlo Karges)

Aus bekannten Gründen sind wir auch dieses Jahr nicht gereist, also keine Bilder von landschaftlichen Naturwundern wie den „Avatar-Bergen“ in Zhangjiajie oder den Karstkegelbergen bei Guilin. Stattdessen war ich in diesem Jahr mehrfach im Botanischen Garten und habe mir die „kleinen“ Naturwunder wie Pflanzen und Blumen – und diesen Schwalbenschwanz angesehen.

Kategorie “Obst”

Granatäpfel an einem Baum im Lama-Tempel

Diese Granatäpfel wachsen nicht irgendwo, sondern mitten im Lama-Tempel.

Kategorie “Botschaft”

Deutsche Botschaft in Peking mit Ukraine-Fahne am Gebäude.

Ich glaube, zu diesem Bild muss ich nicht viel sagen. Eine Botschaft der Solidarität an der deutschen Botschaft in Peking.

Kategorie “Selfie”

Linni auf dem zugefrorenen Kunming-See vor dem Sommerpalasst

Wenn es hochkommt, mach ich vielleicht zehn Selfies im Jahr – ich finde meine Umgebung viel interessanter, so wie hier das Eisvergnügen auf dem zugefrorenen Kunming-See vor dem Sommerpalast.

Kategorie „SW“

Zuwegung zum Yongdingmen (Tor) in Peking, schwarz-weiß und trostlos: breiter, weitgehend leerer Weg, wenige Menschen, kahle Bäume

Das ist der Weg zum Yongdingmen. Eine Sackgasse, in einer kleinen Parkanlage, es gibt nur den einen Eingang. In seiner Trostlosigkeit ein für dieses Jahr wohl sehr typisches Bild.

Kategorie „Koloriert“

Laubengang im Botanischen Garten mit roten Lampions

Wenn ich an Peking und kolorierte Bilder denke, fallen mir dazu natürlich rote Lampions ein. Und hier sind sie: im Botanischen Garten.

Silvester

Ich bin immer noch angeschlagen, daher werden wir es uns heute Abend zuhause gemütlich machen. Kein Raclette, kein Fondue, sondern „Shabushabu“ mit Hotpot und Grill, damit sind hier alle happy. An unseren Traditionen halten wir fest: Dinner for One wird nachher einmal laufen, Ekel Alfreds Silvesterpunsch dafür in Dauerschleife als Hintergrundbeschallung.

Und in drei Wochen feiern wir dann ja schon wieder: wenn das Jahr des Tigers endet und das Jahr des Hasen beginnt.

Ich wünsche allen einen Guten Rutsch und ein wirklich GUTES NEUES JAHR!

Peking und das Ende von Zero Covid

Letzten Mittwoch wurde quasi das Ende von ZeroCovid in Peking verkündet. Erste Vereinfachungen hat es bereits von den Protesten gegeben, aber diese haben das sicher beschleunigt.

Einerseits ist das eine große Erleichterung und normale(re) Zeiten rücken näher, Grund zur Hoffnung.  Natürlich ist es gut, nicht mehr ständig zum Test wackeln zu müssen, natürlich ist es gut, dass man sich im Falle der Ansteckung zuhause auskurieren kann.

Andererseits ist das zunächst aber auch mit viel Verunsicherung und der Befürchtung, dass sich nun extrem viele Menschen anstecken werden, verbunden.

Das hat unter anderem mit (nicht nur) unserem suboptimalen Impfschutz zu tun. Im November hieß es ja nach dem Staatsbesuch des Kanzlers direkt: Biontech kommt für Ausländer:innen in China. Vor gut zwei Wochen habe ich den Regionalarzt angeschrieben, Antwort: dauert noch, muss noch weiter ausgehandelt werden. Einen Schritt weiter ist das inzwischen wohl mit der Zulassung chinesischer Impfstoffe für chinesische Staatsbürger in Deutschland, aber bis wir uns hier tatsächlich mit Biontech impfen lassen können, wird es noch dauern. Dabei wünscht man sich angesichts der derzeitigen Situation, dass da der Turbo angeworfen wird, aber an den Weihnachtsmann glaube ich auch nicht mehr. Meine dritte Sinovac-Impfung ist ein Jahr her, Minderjährige haben gar keinen Anspruch auf eine dritte Impfung, und nebenbei wird in unserer Klinik aktuell nur gegen Grippe, nicht gegen Covid geimpft. Arghs.

Und wie befürchtet gibt es inzwischen tatsächlich lange Schlangen vor den Kliniken.

Ach, und einem maximal 48 Stunden alten negativen Tests braucht man weiterhin doch noch unter anderem für Restaurants, Behördengänge, Kinos, Fitnesscenter, Schulen (soweit überhaupt geöffnet). Problem dabei: wo ist die nächste Teststation? So wie die im Frühling wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, sind sie jetzt über Nacht spurlos verschwunden.

Eine Art Ausnahmezustand

Peking befindet sich derzeit in einer Art Ausnahmezustand. Die Straßen sind wie leergefegt, wer irgendwie kann, igelt sich zuhause ein.

Botschaft

Gestern sagt die Botschaft 3,5 Stunden vor dem geplanten Beginn ihren Weihnachtsempfang ab. Heute wird der für nächsten Dienstag gebuchte Termin zur Passbeantragung  abgesagt, zusammen mit dem Hinweis, dass es vor dem 9.1. auch keine neuen Termine mehr geben wird. Fast einen Monat keinen Pass beantragen können? Das ist schon sehr krass. Mit dem Ablaufdatum des Passes läuft auch die Aufenthaltserlaubnis ab. Zum Glück hatte ich großzügig geplant, aber mit weiteren Absagen würde es eng werden, und ich bezweifele, dass die Botschaft den Expresszuschlag übernehmen wird.

Einkaufen/Versorgung

Jingkelong, Pekinger Supermarktkette, liefert derzeit gar nicht. Lieferzeiten von Restaurants haben sich in etwa verdreifacht. Bei Jindong und Taobao verlängern sich die Lieferzeiten ebenfalls um mehrere Tage. D.h. es wird schwieriger, sich zu Hause einzubuddeln und allen potenziellen Virenschleudern aus dem Weg zu gehen.

Zum Glück haben wir unseren Compoundshop, dessen Besitzer aktuell deutlich mehr frische Lebensmittel als normalerweise im Angebot hat.

Erkältungsmedikamente, Ibuprofen, Paracetamol usw. können inzwischen zwar wieder ohne formelle Registrierung erworben werden. Rein praktisch gestaltet sich das schwierig: es hat einen großen Ansturm darauf gegeben, und nun sind diese Medikamente nahezu überall ausverkauft.

Schule

Mittwoch war in der Zeit (leider hinter der Bezahlschranke) zu lesen, dass der Schulleiter auf baldigen Präsenzunterricht hofft. Donnerstag kam dann auch eine Mail an die Eltern: wir hoffen auf Präsenzunterricht ab Montag. Mail am Freitag: es wird noch verhandelt, wir melden uns. Am Sonnabend musste die Schule dann mitteilen, dass in der letzten Schulwoche vor den Weihnachtsferien doch nicht zum Präsenzunterricht übergegangen werden kann, weil von Erziehungsbehörde und Schule(n) noch an den Maßnahmen gefeilt würde.

Heute wird per Mail mitgeteilt, dass aufgrund des hohen Krankenstandes ein großer Teil des Onlineunterrichts ersatzlos entfallen muss. Am Freitag beginnen die Weihnachtsferien, zum Glück. Nach den Ferien ist die Situation dann hoffentlich wirklich normaler.

Es ist und bleibt schwierig

Aktuell finde ich die Situation so schwierig wie zu Beginn der Pandemie (wenn nicht noch schlimmer, weil wir ins vierte Pandemiejahr gehen und es inzwischen Impfungen gibt). Von daher fällt der Jubel für das Ende von Zero Covid hier nur sehr verhalten aus.

Montag vom Feinsten

Und weil die Situation derzeit wohl doch noch nicht aufreibend genug ist: Montagmorgen wache ich auf und denke, oh nein, warum ist es schon wieder so kalt? Aber als ich dann das Licht nicht anknipsen konnte, war klar, dass das Problem diesmal nicht die Heizung war. Blick aus dem Fenster: bei den Nachbarn brennt das Licht.

Strom ist alle!

Damit ist klar: Strom ist alle (der ist hier prepaid). Nachdem wir tagelang nur mit e-Heizungen geheizt haben, auch kein Wunder, dass das so viel schneller als erwartet passiert. Also bin ich im Dunkeln in die Klamotten gesprungen, runtergeflitzt, Strom gekauft, wieder hoch und noch ein paar Minuten auf den Worker gewartet und: es wurde hell. Aber leider rief mich im gleichen Moment einer der Jungs: „Unter meinem Schreibtisch hat es geblitzt und geknallt.“ Ja, da war noch eine Sicherung raus. Also Kabel gecheckt, den Übeltäter identifiziert und weggeworfen, Ersatzkabel eingesteckt, Sicherung angemacht. Soweit schon ein anstrengender Start in die neue Woche, aber besonders, wenn der Junior dann auch gleich eine Online-Klausur schreiben muss…

Sandsturm

Auf meinem Handy kam derweil eine blaue Gefahrenwarnung an: Sandsturm. Blau ist die niedrigste von vier Warnstufen. Und tatsächlich wurde der AQI vierstellig, wenn auch nicht auf meiner App, da endet die Skala bei 999. Solche extremen Luftwerte gab es lange nicht, wenn man bedenkt, dass es solche Werte früher auch ohne Sandsturm gegeben hat. Inzwischen pfeift immer noch eiskalter Wind ums Haus, aber der Sand ist zum Glück weg.

Wenn der Wind doch nur auch Sorgen und Verunsicherung und vor allem dieses Drecksvirus wegblasen könnte…

Frost in Peking

Proteste

Sonntagabend bis zum frühen Montagmorgen wurde nur wenige hundert Meter von uns entfernt protestiert. Bis gegen 3 Uhr habe ich versucht, auf verschiedenen Kanälen auf dem laufenden zu bleiben. Hingehen und gucken? Natürlich hat mich das gejuckt, aber das ist halt riskant einerseits, und möglicherweise kontraproduktiv andererseits (das Framing „vom Westen gesteuert“ will ich nicht durch meine Anwesenheit befeuern). Kalt gelassen hat es mich jedenfalls nicht.
Eine Einschätzung, ob und wie sich die Proteste fortsetzen werden, ist schwierig, auch darüber ob und welche Folgen der Tod von Jiang Zemin möglicherweise haben wird.

Ich habe ja neulich schon auf den Podcast von Sven Tetzlaff hingewiesen. Als ich gestern die aktuelle Folge seines China-Tagebuchs gehört habe, habe ich in dem Kapitel „ZeroCovid“ fast nach jedem Satz zustimmend mit dem Kopf genickt. Anstatt das jetzt hier einfach nachzuplappern, möchte ich stattdessen diese Folge besonders empfehlen!

Pandemie

Wir waren zweimal kurz im Lockdown. Das erste Mal über Nacht – wenn sich unser Vermieter nicht gemeldet hätte, hätten wir das vermutlich gar nicht mitbekommen. Das zweite Mal tagsüber, an einem kalten, grauen Tag, den ich vermutlich eh zuhause verbracht hätte, auch nicht so tragisch, die Jungs sind zudem ja eh den Großteil des Tages am PC wegen des Online-Unterrichts (Präsenzschule gibt es voraussichtlich wohl wirklich erst wieder nach den chinesischen Neujahrsferien). Schwierig ist vor allem die Unsicherheit, wie lange sich das hinziehen mag. Inzwischen wurde neu geregelt, dass solche Lockdowns nicht länger als 24 Stunden dauern dürfen. Blöd ist natürlich, wenn sich dann ein Kurz-Lockdown an den anderen reiht.

Covid-Test in Peking unter freiem Himmel. Eine Frau im Hazmat-Suit sitzt an einem Schreibtisch, unter dem ein elektrischer Heizkörper steht. Sie tippt die Daten eines vor ihr stehenden Jugendlichen in ein Handy ein.Es wurde wieder eine temporäre Teststation im Hof aufgebaut, das ist – für uns – ganz praktisch, weil’s Testen nun wirklich nur noch ein paar Minuten dauert. Die Mitarbeiter:innen tun mir allerdings leid: bei den Temperaturen in einem Zelt zu sitzen (immerhin gibt es jetzt ein Zelt, vorher unter freiem Himmel), das ist alles andere als ein Vergnügen. Sie haben zwar jeweils einen e-Heizkörper unter ihrem Tisch, aber dass die Dinger nur sehr begrenzt wirken, erfahren wir gerade selbst (siehe unten).

Ganz aktuell kommt gerade die Meldung rein, dass in Peking asymptomatisch Infizierte und solche mit leichten Symptomen, die Infektion zuhause auskurieren können – wenn ausreichend Wohnraum vorhanden ist und keine potentiellen Risikopatienten wie Ältere und Menschen mit Grunderkrankungen dort wohnen. Das mag wie ein kleiner Schritt wirken, ich empfinde derzeit aber jede noch so kleine Vereinfachung als großen Schritt weiter. Heute waren es wieder ein paar mehr Infektionen (5053), aber vielleicht ein kleiner Lichtblick: „in the wild“ (also außerhalb bekannter Infektionsketten) hat sich die Zahl von gestern auf heute deutlich reduziert, von 609 auf 356. Das wäre echt gut, wenn sich das fortsetzt…

Nanowrimo

Der National Novel Writing Month (nanowrimo) ist vorüber, ich bin schon am 28. November über die Ziellinie gekommen: Hurra, mein zweiter „Sieg“ nach 2017. Nun ist ein erster Rohentwurf eines Krimis  fertig. Der muss nun ein wenig vor sich hinbrüten, ab Januar will ich mich ans Überarbeiten machen, was deutlich länger als 30 Tage dauern wird. Mal sehen, ob ich diesmal am Ende zufrieden damit bin.

Winner-Badge des NaNoWriMo 2022: Schriftzug "Winner" auf floralem Hintergrund.

Über diesen Krimientwurf hinaus hat sich die Teilnahme für mich mehr als gelohnt, denn das (kreative) Schreiben ist nach längerer Flaute endlich wieder fester Bestandteil meines Alltags. Das hat mir gefehlt, aber ich habe – bis November – einfach die Kurve nicht gekriegt.

Schön waren auch die – viel zu wenigen – Write-ins in einem netten Café in Dongzhimen – mehr ging nicht wegen Pandemie. Aber vielleicht gelingt es uns, diese Treffen wieder aufzunehmen, wenn Restaurants wieder geöffnet sind und die Lage sich entspannt hat.

Mimimi: Frieren

Mir ist kalt. 13-14 Grad in der Bude, bis minus 12 Grad draußen, ich hasse alles und jeden (nein, das nun auch nicht, aber für Kälte habe ich Nullkommagarnix übrig). Ich war dieses Jahr schon frühzeitig hinterher, dass unsere Heizung gewartet wird, damit sie funktioniert, wenn es richtig kalt wird. Die Arbeiten waren aber wohl wieder eher semiprofessionell – und nun haben wir den Salat: Pünktlich zur ersten großen Kältewelle fällt die Heizung aus. Worker kam immerhin gewohnt schnell, aber die Ansage, die Anlage sei eingefroren, hat mich dann doch zunächst an Übersetzungsfehler glauben lassen. Aber sowas gibt es wohl tatsächlich (ist eine Split-Anlage). Nun sollte die Anlage bei Außentemperaturen unter Null auftauen, und zwar 30 (!) Stunden lang.
Mit ein paar e-Heizkörpern, vielen Decken, heißem Kakao, Tee, Glühwein haben wir die Zeit überstanden, hoffnungsvoll die Heizung wieder angeworfen. Tja, innerhalb von 4 Stunden von 13,3 auf 15 Grad? Nun frieren wir weiter und warten wieder auf den Worker – der, wie sich gerade rausgestellt hat – nicht kommen kann. Er ist in Quarantäne.

Ich mach mal Glühwein.

Pandemie und kein Ende…

Nach der Covid-Welle Ende April/Anfang Mai, die relativ überschaubar geblieben ist, spitzt sich die Lage in Peking aktuell immer weiter zu. Die Zahl der Infizierten steigt täglich. Aus europäischer Perspektive mögen +/- 500 Fälle am Tag auf 23 Millionen Einwohner ein Witz sein, hier hat das weitreichende Folgen. Ich finde immer noch, dass es schlauer ist, die Krankheit nicht durchrauschen zu lassen, vor allem nicht mit dem Wissensstand, den wir heute haben (Post- und Long-Covid, schwerere Erkrankungen bei Re-Infektion …), aber was andernorts zu wenig gemacht wird, ist hier zu viel.

Wir wohnen in Chaoyang, einem zentralen, dicht besiedelten Bezirk (von insgesamt 16 Stadtbezirken), Pi mal Auge so viele Einwohner:innen wie Berlin. Dieses Wochenende wurde ganz Chaoyang gebeten, möglichst zu Hause zu bleiben und den Distrikt nicht zu verlassen. In zwei Vierteln in unserer Nähe sind bis auf Apotheken, Lebensmittelläden und Supermärkte alle Geschäfte geschlossen, Restaurants dürfen keine Gäste mehr bewirten, sondern nur take-away anbieten, Arbeit soll soweit möglich aus dem Homeoffice stattfinden, Büros (hier gibt es unfassbar viele Großraumbüros) dürfen nur zu 50% besetzt sein … Seufz. Es steht zu befürchten, dass sich das auf weitere Viertel ausdehnen wird.

Screenshot einer Map, die das östliche Zentrum Pekings mit roten Markern zugesprenkelt zeigt. Die Marker zeigen Covidfälle an.Gestern morgen ging es mit einer besorgten Nachricht unseres Vermieters los, der einen Screenshot einer Karte geteilt hat, dass wir inmitten eines Nests von Covidfällen sitzen, und er hat uns zur Vorsicht geraten. Daraufhin habe ich erst einmal einen Schwung N95-Masken statt der bisher genutzten surgical masks bestellt, wobei es unklar war, ob es eine persönliche Empfehlung unseres besorgten Vermieters oder eine grundsätzliche Regelung war. Schaden wird es jedenfalls nicht.

Teststellen als Spreadstellen?

Heute müssen wir testen gehen (wegen Schule + Terminen am Montag, und weil jetzt wirklich fast überall ein negativer Test aus den letzten 24 Stunden statt der bisherigen 72 gefordert ist). Die Teststellen haben hier in der Regel zwei Schalter: am ersten werden die Daten aufgenommen, am zweiten der Abstrich gemacht. Bei den Chines:innen wird deren ID-Card mit einem Handy eingescannt. Bei uns Ausländer:innen wird mühsam Name, Passnummer und Nationalität eingetippt – was die Leute hinter einem in der Schlange immer sehr freut (nicht), weil das halt deutlich länger dauert als das Scannen.

Nun kennen die Leute in der Testbox uns inzwischen vom Sehen (wir sind ja oft genug da…). Bei meinem Mann übernehmen sie das Tippen, aber mir und den Jungs wird das Handy rübergereicht, weil es halt echt viel schneller geht, wenn wir selbst unsere Daten eingeben – stellt euch vor, ihr müsstet chinesische Zeichen abmalen, ich finde das vollkommen okay. Beziehungsweise es war okay, solange es kaum Fälle gab. Jetzt, wo gerade auch Teststationen eine potentielle Spreadingstelle sind, finde ich es zunehmend eklig. Im Container sitzt einer im Hazmatsuit mit Faceshield und Handschuhen, und ich grabsche mit ungeschützten Pfoten dieses Handy an! Ich hab gerade Nachschub an Desinfektionsfluid und -tüchern bestellt und werde auch den Jungs einschärfen, das Zeug zu benutzen, bevor sie ein Fenster weiter die Maske anfassen und runterziehen für den Abstrich.

Eigentlich wollen wir ja lockern, aber…

Wie ich schon erzählt habe, sind ja gerade ein paar Regelungen wie z.B. die Einreisebedingungen etwas erleichtert worden: Quarantäne auf 5 Tage zentralisierte Hotelquarantäne verkürzt plus 3 Tage Quarantäne zuhause; Einreise ist wieder über Drittländer möglich (die erhoffte Normalisierung der Flugpreise hat es bisher leider trotzdem noch nicht gegeben). Die Klassifizierung von Risikogebieten wurde vereinfacht.

Und für uns das Wichtigste: sekundäre Kontakte werden nicht mehr in Quarantäne gesteckt. Blöd ist nur, dass es immer noch reicht, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, und schwupps: Primärkontakt (= Quarantäne zuhause). Aber immerhin: zuhause. Blöd ist nur, wenn tatsächlich ein Covid-Fall im gleichen Compound auftritt: dann wird zugemacht.

Es fühlt sich gerade alles paradox an, einerseits erste Vereinfachungen, und jetzt grätscht die aktuelle Welle rein. Heute sind es schon über 600 gemeldete Fälle, dazu der erste Corona-Tote in Peking seit zwei Jahren, der zehnte insgesamt.

Aktuell überlege ich, was ich eventuell noch an „Quarantänevorsorge“ erledigen muss, nur für den Fall, dass es uns auch erwischt. Es wird hier zwar immer versichert, dass es keine Shanghaier Verhältnisse geben wird, aber die Schilderungen von Freundinnen aus Shanghai sind nicht ohne Einfluss auf mich geblieben. Gut ist, dass wir unseren Minisupermarkt unten in der Lobby haben, Lieferdienste sollen auch Compounds beliefern, die wegen Corona-Fällen im Lockdown sind, wobei ein bei Expats beliebter Shop von Problemen berichtet hat, weil die Lieferungen an einen solchen Compound nicht abgeliefert werden konnten. Also verlassen wir uns besser nicht komplett darauf. Mehl und Reis kaufe ich eh immer in 10-Kilo-Säcken, da sind wir noch versorgt, aber vielleicht ist es doch nicht verkehrt, noch mal einen Schwung Gemüse einzukaufen und einzufrieren. Oder ich könnte typisch chinesisch ein paar Kohlköpfe auf dem Balkon stapeln. Mal sehen.

Trübe Aussichten

Hier sehnen sich die Menschen genauso oder noch mehr nach einem wirklichen (!) Ende der Pandemie wie überall sonst auf der Welt. Da grätscht die aktuelle Welle ganz fies rein. Ganz besonders zum Beispiel für Restaurants, denen nach bald drei Jahren Pandemie das Wasser schon lange bis zum Hals steht.

Es ist wieder nichts planbar. Diese Woche sind für mich ein Ausflug ins Stadtplanungsmuseum mit deutschsprachiger Führung und das NaNoWriMo-Treffen ausgefallen, ob die Termine, die ich für nächste Woche im Kalender stehen habe, stattfinden können: fraglich. Ich bringe meine Tage trotzdem halbwegs sinnvoll rum, die Jungs können (noch?) zur Schule gehen, der Mann arbeiten. Ja, das ist auch einen interessante Frage, Schulschließung war ja schon angekündigt und wurde zurückgenommen. Kann natürlich trotzdem noch kommen.

Die Hoffnung auf mehr Normalität ist erstmal dahin. Ganz im Gegenteil: Mit den immer noch steigenden Fallzahlen und der Unsicherheit, wie darauf reagiert werden wird und was das für unseren Alltag bedeutet, sind die Aussichten eher trübe und die Stimmung ist so, wie der Blick aus dem Fenster heute: AQI im lila Bereich (very unhealthy), dazu Mistwetter. Novembergrau wie aus dem Gruselbilderbuch.

Schnipsel Nr. 24 – Novemberschnipsel

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Peking-Schnipsel”.

Ombidombi goes Fediverse

Ich hatte jetzt ziemlich lange Zeit Probleme mit instabilem oder gar nicht funktionierendem Internet und VPN. Da gingen dann unter anderem auch Facebook, Twitter und Co. nicht oder nur so schlecht, dass ich gleich wieder weggeklickt hab. Was funktioniert hat: Mastodon, immerhin die kleine Instanz, auf der ich mich seit einem Jahr herumtreibe. Also bin ich dort aktiver geworden. Nun kam noch die Twitterübernahme dazu, was viele neue User:innen zu Mastodon gebracht hat.
Internet und VPN laufen jetzt endlich wieder stabil, aber Mastodon gefällt mir inzwischen so gut, dass ich mehr dort und weniger auf anderen Netzwerken sein werde. Zu finden bin ich unter @lin@literatur.social – und wenn jetzt alles geklappt hat, ist auch mein Blog nun Teil des Fediverse: @Linni@ombidombi.de .
Ich kann nur empfehlen, Mastodon (und die anderen Elemente des Fediverse) auszuprobieren.  Das Klima ist deutlich besser, es gibt weder Kommerz noch Werbung (abgesehen von gelegentlicher Eigenwerbung von Autor:innen oder Künstler:innen z.B.), keinen Hate (das bleibt hoffentlich so)… Weniger Blödsinn, der einem ungebeten in die Timeline rutscht… Kein Monopol, kein Bezahlen mit den eigenen Daten.
Das hat sich jetzt alles zu Chinesisch angehört? Unter anderem hier ist das alles noch mal gut erklärt.

NaNoWriMo

Erst ein Drittel des Monats ist rum, aber ich kann jetzt schon sagen, dass es mein bisher „bester“ NaNoWriMo (National Novel Writing Month) ist. Die Freude am Schreiben ist wieder voll da, es ist wieder selbstverständlich, mich jeden Tag mindestens morgens und meist auch abends hinzusetzen und zu schreiben. Heute war wieder ein kleines, aber feines Write In in einem urigen Café, in dem es wärmer als bei uns Zuhause ist. Natürlich schreibt jeder alleine vor sich hin, aber zwischen anderen Menschen zu sitzen, die das Gleiche tun, sich zwischendrin gegenseitig zu ermutigen und auszutauschen, das ist schön. Und mal sehen, vielleicht bin ich dieses Mal so zufrieden, dass nach dem editieren und bearbeiten und überarbeiten und teils neu schreiben und weiter überarbeiten vielleicht doch mal eine Geschichte das Licht der Öffentlichkeit sieht.

Immer noch Pandemie…

Die Zahl der Covid-Infektionen in Peking ist so hoch wie im April, aber gleichzeitig gibt es eine ganze Reihe von Erleichterungen und Vereinfachungen der Maßnahmen, u.a. wird die Quarantäne bei Einreise nach China von 10 (7+3) auf 8 (5+3) verkürzt, also „nur noch“ fünf Tage zentrale Hotelquarantäne, drei Zuhause. Für uns, die wir aktuell noch nicht reisen, vielleicht am Wichtigsten: sekundäre Kontakte (close contacts of close contacts) werden nicht mehr verfolgt, das heißt, das Risiko in die Covid-Maschinerie zu geraten sinkt deutlich. Detailliert kann man das bei China Daily nachlesen.
Bemerkenswert ist halt wirklich, dass diese Erleichterungen kommen, während die Zahl der positiven Tests so hoch ist. Ich will das, ganz vorsichtig noch, als positives Zeichen nehmen.

Schon wieder November

Ich habe das ja sicher schon ein paar Mal erwähnt (hier zum Beispiel): der November ist maximal mein zwölftliebster Monat.

Dieser Monat steht für mich für Tod und Verfall, Trübsinn, Kälte, es wird dunkel.  Die Farben verschwinden, alles ist grau. Wenn sich das hier dann auch noch mit Smog und Nebel mischt, kostet es wirklich Kraft, dass sich das viele Grau nicht auf die Seele legt.

Noch hängt buntes Laub an den Bäumen, aber um goldenen Ginkgo zu sehen, muss man sich so langsam sputen. Wenn man nicht zu weit vom Zentrum weg möchte, gibt es sowohl im Ditan-Park als auch im Lama-Tempel schöne Gingko-Alleen.

Aber ich zähle jetzt schon die Tage, bis der Winter vorbei ist.

Ich muss im November aktiv und gezielt gegen trübe Stimmung angehen. Da kam der Blogartikel „Warum wir den November dringend brauchen“ von Helmut Achatz gerade rechtzeitig: einige Ideen und Gedanken, was es Positives im November gibt. Aber wenn es morgen schon Mitte April wäre – ich hätte absolut nichts dagegen…

Heizperiode, Heizungsgrenze, Ofenäquator?

Das Wetter ist der Jahreszeit entsprechend, aber ich friere schon dauernd und muss aufpassen, dass aus dem leichten Halskratzen nicht mehr wird. 18 Grad, das ist ein bisschen frisch, wenn man am Schreibtisch sitzt (im Schlafzimmer von mir aus). Immerhin, wir müssen nicht bis zum 15. November – dem offiziellen Beginn der Heizperiode – warten, in unserem Compound wird die Heizanlage ein paar Tage früher angestellt. Und immerhin, hier wird dann geheizt werden – südlich des Yangtse nicht. Mehr Informationen und Eindrücke seit 1988 hat Ulrike vom Bambooblog zusammengetragen.

Und täglich grüßt das Covidtier…

Letztes Jahr im November hatte ich ja noch Hoffnungen, dass das Covid-Thema sich so langsam erledigt. Bekanntlich Fehlanzeige. Letzte Woche gab es bei uns in der Nähe ein paar Fälle, also mussten wir drei aufeinanderfolgende Tage zum Test, da waren die Wartezeiten auch wieder etwas länger.

Schülerinnen und Schüler müssen nun viermal in der Woche getestet werden, zum Glück nimmt uns das Montag, Mittwoch und Freitag die Schule ab, Sonnabends gehen wir zu „unserer“ Testbox und laden dann das Ergebnis bis Sonntagabend über die Schulwebseite hoch.

Die (eh nur vage) Hoffnung, dass nach dem KP-Parteitag die Regeln allmählich gelockert werden könnten, hat sich erstmal zerschlagen. Stattdessen wird von der Pekinger Gesundheitskommison empfohlen „large scale events“ abzusagen und auf  Online-Alternativen zu wechseln. (Was auch noch nicht wirklich besser geworden ist: Internetstabilität an sich und VPNs im Besonderen…)

Auch wenn ich es richtig finde, Covid nicht einfach durchrauschen zu lassen und Menschenleben als Kollateralschäden im Dienste der Freiheit anzusehen, der Blick nach Deutschland macht derzeit schon ein bisschen neidisch. Die Sehnsucht nach Normalität ist hier unfassbar groß.

Enttäuschung: Weihnachtsbasar fällt wieder aus

Besonders bitter finde ich in diesem Zusammenhang, dass die Botschaft den Deutschen Charity Weihnachtsbasar abgesagt hat. Der Basar wird von Ehrenamtlichen organisiert, die Botschaft stellt das Gelände zur Verfügung, große und kleine Sponsoren unterstützen den Basar – und der Gewinn geht an verschiedene Hilfsorganisationen.

Das ist nun das dritte Mal, dass er ausfallen wird – und es gibt schon einige Unkenrufe, dass eine bald 30jährige Tradition damit am Ende sein könnte. Es ist ja kaum noch jemand da, der aktiv in die ehrenamtliche Organisation des Basars eingebunden war (wie auch, wenn die meisten Expats im Schnitt drei Jahre hier sind und aktuell aus nachvollziehbaren Gründen eher kürzer).

Es ist ja nicht nur eine große Glühweinsause für die internationale Community – bei der Veranstaltung ist immer viel Geld für die Hilfsorganisationen zusammengekommen. Denen wird ohne den Basar ein substantieller Beitrag ihrer Finanzierung fehlen. Deshalb zerbrechen sich gerade viele Menschen den Kopf, welche Alternativen so kurzfristig organisiert werden können, um das wenigstens etwas zu kompensieren.

NaNoWriMo

November, das ist auch NaNoWriMo-Zeit. Nano-Was? National Novel Writing Month, ursprünglich eine amerikanische Aktion, 1999 mit 21 Teilnehmer:innen gestartet und inzwischen weltweit etabliert mit einer Rekordbeteiligung von über 400.000 Teilnehmer:innen 2017: im November schreibt man jeden Tag 1667 Worte und hat dann am Ende des Monats eine 50.000 Wörter umfassende Geschichte geschrieben.

Ich mache da seit 2017 mit, was auch das bisher einzige Jahr war, in dem ich das Ziel erreicht habe (die Geschichten habe ich dann später zu Ende geschrieben). Dieses Jahr bin ich besser vorbereitet als in all den Jahren zuvor, extrem motiviert und habe mir in den ersten beiden Tagen schon ein kleines Polster angeschrieben.

Der NaNoWriMo ist damit auch eine der positiven Seiten am November. Am Wochenende treffe ich mich mit lauter anderen „Wrimos“, um den ganzen Tag gemeinsam zu schreiben, uns auszutauschen, Wordsprints zu starten.

Podcastempfehlung

Es ist schon eine Weile her, da bin ich auf Facebook in einer gemeinsamen China-Gruppe über Sven Tetzlaff gestolpert, der in Hangzhou lebt und arbeitet. Ich muss gestehen, dass ich lange Zeit Podcast-Muffel war und das Format erst im Sommer für mich entdeckt habe. Lesen geht schneller, es bleibt mehr hängen – aber es geht halt nicht nebenbei. Also kombiniere ich nun – und inzwischen startet mein Tag mit dem Tagesthemen-Podcast…

Zeit-Verbrechen habe ich in wenigen Tagen alle Folgen komplett durchgesuchtet und jieper jetzt jeden zweite Woche auf die nächste Folge. Ich mag „Kein Mucks“ mit Bastian Pastewka (alte Krimihörspiele seit den 1940er Jahren), sporadisch und je nach zur Verfügung stehender Zeit weitere News-/Science-/Literatur- und China Podcasts. Und jeden Mittwoch: Umlauts Diary – das Chinatagebuch von Sven. Ich schreibe hier in meinem Blog über meinen Alltag in China, er erzählt in seinem Podcast von seinem Leben in China und was ihn umtreibt. Am besten hier abonnieren: Svens China-Tagebuch. Das ist noch mal eine andere Perspektive, eine andere Stadt – manchmal andere, oft ähnliche Sichtweisen: klare Hör-Empfehlung!

Oktober in Peking

Der Herbst ist angekommen. Herbst, das ist hier der kurze Augenblick zwischen „zu heiß“ und „zu kalt“. Der Mann kam mit einer schnieken neuen Übergangsjacke an. Ich habe ihn ausgelacht, weil man sowas in Peking wirklich nicht braucht, Anfänger.

Dicke Luft

Unsere Luftfilter standen den ganzen Sommer über ungenutzt rum. Neulich musste ich sie doch wieder anschließen, ohne ging es nicht mehr. Aber Smog-Kopfschmerzen und -Halskratzen braucht kein Mensch. Seit Sonntag ist der Himmel nun wieder strahlend blau, die Stecker sind  gezogen und das leise Hintergrundbrummen (die Dinger sind zwar ganz leise, aber halt nicht lautlos) nervt nicht mehr. Die Luftqualität hat sich hier seit unserer Ankunft extrem verbessert, blauen Himmel gibt es schon lange nicht mehr nur zu Parteitagen. Umso mehr nervt es, wenn der graubraungelbe Schleier über allem liegt und das auch noch tagelang.

Brücken und Tunnel

Das hier ist eine Brücke am östlichen 3. Ring, Liangmaqiao. Am westlichen 3. Ring, etwa 14 Kilometer entfernt, hat jemand an einer ähnlichen Brücke ein Protestbanner aufgehängt. Ich hab das erst spät mitbekommen, da Internet und vor allem VPNs derzeit stark beeinträchtigt sind.

Zur Zeit heißt es also heute und heute journal statt Tagessschau und Tagesthemen – die ZDF-Seiten sind im Gegensatz zu den ARD-Seiten auch ohne Tunnel erreichbar. Nach dem 22. Oktober wird es dann wohl wieder „normal“…

Eindrücke von unterwegs

Ich hab sicher schon mal ein Bild von „Papageno“, wie ich ihn in Unkenntnis seines richtigen Namens nenne, gezeigt. Ich freue mich immer, wenn ich ihn treffe.

Hab ich schon erwähnt, dass es herbstlich wird? Die beiden Türme, die im Bildhintergrund in der dicken Luft verschwimmen, sind eine Dauerbaustelle, waren es schon, als wir angekommen sind. Die große Halle im Vordergrund steht noch nicht so lange und wird vermutlich auch bald wieder weg sein – das ist eine Metro-Baustelle. Seit wir hier sind, sind viele neue U-Bahn-Kilometer und -Stationen hinzugekommen.

Es ist Parteitag. Überall in der Stadt stehen an Kreuzungen Freiwillige.

Noch eine Brücke

Diese Brücke ist am 2. Ring, wie man sieht kurz vor dem Lamatempel. Und man kann auch die Berge sehen: sicherstes Indiz für gute Luft. Nicht im Bild: ein Brückenwächter, der genau geguckt hat, was ich da tue. Aber nachdem er sich davon überzeugt hat, dass ich harmlos bin, hat er sich wieder seiner Teeflasche gewidmet. Olympia, Two Sessions, große Konferenzen oder eben jetzt Parteitag: wie die Volunteers oben gehören solche Brückenwächter dann zum Stadtbild. Jetzt kurz nach dem Protestbanner fällt es einem nur stärker auf.

Hier ist der hübsche Paifang am Beginn der Guozijian Street – der Straße, an der der Konfuziustempel liegt. Sah man schon immer: Liefertuktuks an jeder Ecke. Sieht man verstärkt erst seit Covid-19: viele Leute mit weißem Kittel.

Rucksäcke mit Guckloch und Transportboxen aller Art für Katzen und kleine Hunde sieht man hier immer häufiger. Und auch improvisierte Lösungen, die Frontkörbe der Leihfahrräder sind genauso geeignet wie offene Scooterboxen – oder auch Buggys. Beim Warten hat der Mann seinen Hund noch im Arm gehalten und mit ihm gekuschelt. Im Hintergrund: eine der vielen Testboxen, die jetzt an jeder Ecke stehen.

Covid und kein Ende

Hier gilt weiterhin, dass man fast überall ein höchstens 72 Stunden altes negatives Testergebnis vorweisen muss, um reinzukommen. Nachdem wir hier im Umfeld anfangs relativ lange Wartezeiten hatten, stehen nun rund um die nächste Kreuzung drei Testboxen, jetzt ist das innerhalb von wenigen Minuten erledigt.

Im Moment werden allerdings jeden Tag zwischen zehn und zwanzig neue Fälle in Peking gemeldet. Einzige Konsequenz bisher: die Covid-Pressekonferenz findet wieder zweimal am Tag statt. Ich hoffe, dass es dabei bleibt (und dass es keine verpflichtenden täglichen Tests, keine Schulschließung etc. geben wird) und möchte gerne glauben, dass das ein Zeichen von Lockerung ist, weil es bei solchen Zahlen schon ganz andere Reaktionen gegeben hat. Aber erstmal sehen, wie es nach dem 22. Oktober ist…

Pflaumenregen

Die Regenzeit hat begonnen. Die poetische Bezeichnung „Pflaumenregen“ (梅雨méiyu) hängt mit der Reifezeit der Pflaumen zusammen. Genauso ausgesprochen wird 霉雨, was Schimmelregen bedeutet – und mindestens genauso treffend für diese Phase ist (wobei ich mich in unserer Wohnung nicht darüber beklagen kann).

Die Luftfeuchtigkeit liegt jenseits von gut und böse, es sieht ständig nach Regen aus, der manchmal runterkommt und manchmal nicht. Ich bin nicht aus Zucker und für meine Kamera hab ich sicherheitshalber eine Neoprentasche im Rucksack, also lass ich mich vom Wetter nicht ausbremsen. Nur vor Gewitter und Starkregen habe ich großen Respekt, aber beides wird recht zuverlässig vorhergesagt. Immerhin ist der Regen warm, Tageshöchsttemperatur liegt derzeit meist über 30 Grad.

Als Sonnen- oder Regenschutz: Schirm geht gerade immer. Von diesem Standpunkt noch ca. 30 Minuten Wartezeit.

Ein Schritt vor, einer zurück…

Was mich ausgebremst hat, ist der Rückschlag in Sachen Pandemie. Vor zehn Tagen sah es so aus, als ginge es aufwärts, aber es kam anders. Nun weiß ganz Peking, dass es in Sanlitun die Heaven Supermarkt Bar gibt – kein Supermarkt, sondern eine sehr günstige, stark frequentierte Selbstbedienungsbar. Oder vielmehr gab, die Lizenz ist nun weg, Tausende sind von dem Ausbruch dort direkt betroffen, weil sie als Kontaktpersonen in Quarantäne mussten (und ihre Compounds gleich mit), über 300 Infektionen lassen sich darauf zurückführen. Und die 5 Millionen Einwohner Chaoyangs, darunter wir vier, mussten (und müssen) sich wieder täglichen Tests unterziehen.

Erst wurde die Öffnung der Schulen für weitere Jahrgänge zurückgenommen, dann hieß es auch für die Abschlussjahrgänge: zurück in den Distanzunterricht. Es ist ja nicht so, dass in der letzten Schulwoche (nächsten Freitag beginnen die Sommerferien) noch besonders viel gelernt würde, aber sich noch ein letztes Mal in dieser Zusammensetzung live, in echt und in Farbe zu sehen – das hätte ich den Kids sehr gegönnt.

Testen, testen, testen

Als es ab Ende April die ersten verpflichtenden Massentests gab, war das wirklich gut organisiert, selbst bei größtem Andrang hatten wir nie mehr als 20 Minuten Wartezeit. Die Lage entspannte sich, die Teststation wurde abgebaut. Tests waren erst „nur noch“ jeden zweiten Tag nötig, später jeden dritten. Aber dann kam der neue Ausbruch mit neuen Testpflichten, aber ohne „unsere“ alte Teststation.

Ich selbst kann mir meine Zeit ja frei einteilen, die Jungs sind aber von ihrem Stundenplan abhängig und wünschen manchmal Begleitung. Und dann komme auch ich in den Genuss von langen Wartezeiten. Negativrekord waren eineinhalb Stunden. Da ist dann auch die Stimmung merklich gekippt, vor allem mit der Aussicht darauf, dass man sich den „Spaß“ täglich wieder gönnen muss. Daraufhin wurde die Station am Tag darauf sicherheitshalber gar nicht geöffnet, und wir mussten zu einer anderen ausweichen.

Symbolbild: Warst du heute schon beim Test? – Das Klo steht kurz vor der Überquerung des 4. Ringes an der Shuguang West Road, falls jemand probesitzen möchte ;)

Nun ist diese Station wieder geöffnet. Unmittelbar vor und nach Ende der Mittagspause hat sich als günstiger Termin herausgestellt, dann sind es rund 20 Minuten Wartezeit. Die Mittagspause wurde zentral verordnet, damit es nicht auch noch eine Hitzschlags-Epidemie gibt (wobei es eigentlich oft erst gegen 15 Uhr und später am heißesten ist).

Wieder mehr Streetfood

Vor ein paar Jahren wurden die Streetfood-Tuktuks weitestgehend aus der Stadt verbannt. Wo zum Beispiel früher an der Ecke Liangmaqio Road/Dongfangdong Road die Streetfood-Wagen den Weg pflasterten, sind da nun nur noch unzählige Leihräder und Scooter geparkt. Aufgrund der Schließungen/Beschränkungen, die für Restaurants galten und gelten, erobert Streetfood jetzt die Stadt zurück, und das bleibt hoffentlich auch so, wenn Indoor-Dining wieder problemlos möglich ist.

Oder es gibt andere kreative Lösungen, wenn Häuser nicht von Lieferanten betreten werden dürfen, so wie hier, wo das Essen einfach am Seil aus dem Fenster heruntergelassen wird. Karte mit WeChat-QR-Code zum Bezahlen liegt dabei.

 

Mit dem Schrecken davongekommen…

Auf dem Rückweg von einem Abschiedsfrühstück habe ich neulich Pech gehabt. Ein großes Tuktuk, voll beladen mit Ramsch, hat mich auf der Bikelane erst überholt und ist dann einer entgegenkommenden Radfahrerin ausgewichen, hatte also innerhalb von Sekunden vergessen, dass er an mir vorbeigefahren ist. Wegen der parkenden Autos daneben konnte ich nicht weit genug ausweichen, es gab einen hässlichen Ruck samt hässlichem Geräusch, es klöterte und mein armer Scooter hat nun einen Spiegel (samt Handyhalterung) weniger. Auch das hat der gute Mann nicht mitbekommen (wollen?) und ist weitergefahren. Ich habe den Spiegel aufgelesen, bin nach Hause gefahren – und hab da erst mal einen Moment gezittert. Das war ein bisschen eng für meinen Geschmack. Aber dann hab ich durchgeatmet, ich hab ja nicht mal einen Kratzer abbekommen. Ich bin auch direkt wieder mit dem Scooter losgetuckert. Das Loch, wo die Spiegelhalterung herausgerissen wurde, habe ich fachgerecht chinesisch mit Klebeband verarztet.

Klimaanlagen-Stories, die 313. Folge

Vorgestern meldete sich morgens der Vermieter, ob später die Klimaanlage repariert werden könnte. Na klar, prima.

Vielleicht wäre das Provisorium (aus dem Fenster hängender Gummischlauch) auf Dauer die bessere Lösung gewesen? Die Wand zwischen Rumpelkammer und Küche hat nun ein weiteres Loch, durch das ein Plastikrohr verlegt wurde, dass sehr abenteuerlich mit den Abflussrohren von Spül- und Waschmaschine verbunden wurde. Ich soll gut aufpassen, wenn ich das erste Mal Wäsche wasche!

Ich habe mich noch nicht getraut, dies Abenteuer werde ich erst am Wochenende wagen…

Geht es aufwärts?

Gut einen Monat hatte die Pandemie Peking fest im Griff, aber nun scheint es endlich aufwärts zu gehen. So langsam findet die Stadt in die „Pandemie-Normalität“ zurück.

Trotz Massentests werden nur noch wenige Fälle gefunden, die sich alle auf bereits bekannte Infektionskettenzurückführen lassen. Die Maßnahmen werden nach und nach aufgehoben: Restaurants, Parks, Sehenswürdigkeiten, Geschäfte öffnen wieder, wenn auch mit eingeschränkter Kapazität. Home Office ist für die meisten vorbei, Compounds dürfen wieder von Außenstehenden betreten werden. Und die Schulen öffnen wieder: K4 ist seit gestern zurück in der Schule, K5 darf nächste Woche. Die Abstände zwischen den Tests wurden von zwei auf drei Tage ausgedehnt. Zur Erinnerung: ohne negativen Test kein Zutritt zu allem, was hinter einer Tür/einem Tor liegt. Und das ist hier fast alles.

Kein Test, kein (Outdoor-)Leben

Blöd nur, dass mein Testergebnis von gestern den Weg auf mein Handy nicht gefunden hat. In der Safe-and-Sane-Gruppe (siehe weiter unten) wurde nur einmal nach diesem Problem gefragt, scheint also kein Bug in der Software, sondern eher ein Tippfehler zu sein (die Daten von Ausländer*innen werden beim Test händisch eingetippt, nur die chinesische ID-Card kann gescannt werden). Da ich morgen Vormittag verabredet bin, musste ich heute also schon wieder zum Test (statt eigentlich erst am Donnerstag).

Meine bevorzugte Teststelle war gestern geschlossen, sah schon halb abgebaut aus, also bin ich zur nächstgelegenen gegangen. Die vermeide ich eigentlich, weil es dort immer ewig dauert. Wenn das Abtippen deutscher Namen für Chines*innen schwierig ist, kein Ding, denn mir fällt es ja auch schwer, Chinesisch zu schreiben. Aber wenn jemand, der sich offensichtlich richtig schwer damit tut, mich nach freundlicher Bitte nicht mal einen Blick darauf werfen lässt, ob die Daten korrekt erfasst sind, dann finde ich das blöd, zumal das an anderen Teststellen durchaus grundsätzlich üblich ist. Es hängt halt der ganze Alltag an dem aktuellen Testergebnis, und nachdem das gestern schon nicht geklappt hat, war ich zunächst ein bisschen gnatzig, was zu leichter Verunsicherung abebbte und jetzt bei „ach, ist auch egal“ angekommen ist. Wird schon hinhauen.

Safe and Sane?

„Safe and sane“ – das ist nicht nur ein guter Wunsch, sondern der Name von WeChat-Gruppen, die von Mike Wester ins Leben gerufen wurden. Mike Wester ist der Gründer und Geschäftsführer u.a. des „Beijingers“, dem englischsprachigen Stadtmagazin nicht nur für Ausländer*innen, lebt seit über 25 Jahren in China und ist sicherlich einer der Laowais, die die Stadt am besten kennen. In den „Safe and Sane“-Gruppen informiert er die englisch sprechende Community über die Pandemiesituation in Peking: nur Fakten, keine Gerüchte, keine Spekulationen.

Das ist – wenn man nicht oder nur mit Hilfe von mehr oder weniger präzisen Übersetzungsapps Chinesisch lesen kann – unglaublich wertvoll für uns geworden. Die erste WeChat-Gruppe war rasch voll (Obergrenze von 500 Mitgliedern), inzwischen gibt es 17 (!) dieser Gruppen. Mike fasst die wesentlichen Informationen der Pressekonferenzen der städtischen Gesundheitskommission zusammen, die zweimal am Tag – jeden Tag – stattfinden. Außerdem gibt es Hilfestellung beim Finden von Testcentern, Problemen mit der App und Ähnlichem. Habe ich schon erwähnt, wie hilfreich das ist?

Goodbye-Season

Dass viele Deutsche zum Schuljahresende Peking verlassen werden, war „schon immer“ so. Dass es dieses Jahr mehr als sonst sein werden, war lange absehbar. Jetzt kommt alle paar Tage aber noch jemand dazu, der seine Pläne ändert und Peking vorzeitig den Rücken kehren wird. So sehr ich die eine oder andere vermissen werde, so gut kann ich das nachvollziehen. Die Pandemie ist ja nicht vorbei, es kann niemand seriös einschätzen, wann das Damokles-Schwert möglicher (Teil-)Lockdowns endgültig verschwinden wird.  Wann wirklich wieder Normalität einkehren wird, darüber kann man nur spekulieren. Der – endlich aufgehobene – Lockdown in Shanghai und die starken Einschränkungen in den letzten Wochen hier in Peking haben bei manchen sicher zur Entscheidung gegen Peking beigetragen.

Einer der Punkte, die das Leben in Peking für viele interessant gemacht haben, war das Reisen von hier aus. Ganz Asien vor der Haustür, der Weg nach Australien und Neuseeland nur noch halb so weit wie von Deutschland aus… Aber solange China bei den pandemiebedingten Einreisebeschränkungen bleibt, fällt das hinten runter.

Obendrein war es leichter, sich für China zu entscheiden, als man noch innerhalb von Stunden im Flieger nach Deutschland sitzen konnte, aber aktuell sind Flüge rar und extrem teuer (mal abgesehen von der Rückkehr-Problematik). Aktuell fühlt sich Deutschland deshalb viel weiter weg an, als es noch vor der Pandemie war. Also absolut nachvollziehbar, wenn man jetzt ausreist – oder gar nicht erst einreist.

Wieder mehr unterwegs

Jetzt, wo sich die Fallzahlen wieder der Null annähern, mag ich auch wieder mehr unterwegs sein (wenn nicht gerade die HealthApp nervt). Es war keinesfalls verboten, aber vorher hatte ich immer etwas Bammel im Hinterkopf, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein – und mit Pech als Kontaktperson identifiziert zu werden (da reichte es schon, mit mehreren Stunden Abstand im gleichen Supermarkt gewesen zu sein!). Und das hätte entsprechende Auswirkungen nicht nur auf die Familie, sondern die ganze Nachbarschaft. Das kann theoretisch zwar immer noch passieren, aber bei nur einer Handvoll bekannter aktiver Fälle auf 22 Millionen Einwohner, ist das dann doch eher unwahrscheinlich.

Das Farbfoto zeigt eine Pekinger Straßenszene an einem Zebrastreifen: ein Scooter, auf dem eine dreiköpfige Familie sitzt, ein Tuktuk, in dem ein betagtes Ehepaar fährt. Im Hintergrund Leihfahrräder und Fußgänger.

Endlich wieder mehr los draußen!

Gestern bin ich nicht eine meiner üblichen Strecken gefahren, um dann ein bisschen rumzulaufen, sondern habe mal eine andere Richtung eingeschlagen. Nur ganz normale Wohn-/Geschäftsviertel, keine Sehenswürdigkeiten. Und genau das war richtig gut, denn weil zum ersten Mal in dieser Ecke habe ich genauer hingeguckt und das Andere, Exotischere, Chinesische viel bewusster wahrgenommen, als wenn ich zum 548. Mal zum Shichahai getuckert wäre, um dort spazieren zu gehen. Das ist halt auch vertraut, Peking ist ja nun schon sieben Jahre mein Zuhause. Zum Shichahai werde ich sicher weiterhin häufig fahren, ist halt wirklich schön dort; aber ich will jetzt ganz bewusst den Blick für das Andere wieder schärfen.

Peking im Mai

Der Mai ist schon zu zwei Dritteln vorbei? Die Zeit scheint hier gleichzeitig stillzustehen und vorbeizurasen.

Vor Corona hatten wir fast immer im Mai Besuch hier. Durch die Erinnerungsfunktionen diverser Apps wird damit immer auch ein klein bisschen Salz in die Wunde gerieben, wenn Bilder wie dieses aufpoppen – und gleichzeitig denke ich gerne an wirklich schöne Zeiten mit vielen wunderbaren Ausflügen und tollen Restaurantbesuchen zurück. Wie hier zum Beispiel, im Yunnan-Hotpot-Restaurant „Shuhe Renjia“  in der Nähe der Nanluoguxiang.

Erinnerungen…

Kein Lockdown, aber…

Wir haben zwar keinen richtigen Lockdown, aber jeden Tag kommt irgendeine kleine Maßnahme hinzu, womit es sich hier täglich etwas „enger“ anfühlt. Immer mehr Parks werden geschlossen. Die Leute weichen auf die Kanäle aus (deren Ufer in den letzten Jahren zu hübschen kleinen Parks weiterentwickelt wurden). Nun gibt es dort auch Absperrungen und Verbotsschilder. Compounds dürfen nur noch einen Ein-/Ausgang benutzen.

Viele Metrostationen in „high/medium risk areas“ sind geschlossen, die U-Bahnen fahren dort durch. Ich persönlich verzichte derzeit eh lieber auf Bus und Bahn. Wo ich derzeit hin möchte oder muss, das kann ich zu Fuß oder per Scooter erreichen.

Die Straßen sind überwiegend frei, dafür gab es hier Stau unter der Yindingbrücke am Shichahai. Und auch drumherum war ein bisschen war los.

Durch die weitgehende Homeoffice-Pflicht sind die Straßen wie gesagt ziemlich leer, da kommen sogar mal die Rettungskräfte so schnell durch, wie man sich das an sich immer wünscht.

Das etwas andere Streetfood

Restaurants dürfen derzeit nur liefern und Essen zum Mitnehmen verkaufen. Deshalb sieht man überall in der Stadt jetzt Stände wie diesen hier.

Testen…

Und natürlich: der (beinah) tägliche Gang zum Test. Das sogenannte „Community-Testing“ scheint – erstmal – abgeschlossen zu sein, die für uns zuständige Teststation ist zwar geschlossen, wenn auch noch nicht komplett abgebaut. Jetzt müssen wir nicht mehr täglich zum Test, aber wenn man irgendwo hinein möchte, wo ein Gate ist, braucht man einen höchstens 48 Stunden alten Test.

Natürlich ist es lästig, die Zeit dafür immer einplanen zu müssen, und im Hinterkopf wabert schon ein bisschen Sorge, dass einer der anderen 9 Leute, deren Sabber im gleichen Röhrchen wie der eigene landet, infiziert sein könnte und die Maschinerie ihren Lauf nimmt… Aber unterm Strich ist es auch nicht so dramatisch. Die Tests sind tatsächlich gut organisiert, bei unserer Teststation lief es so ab: Erst mit der HealthApp per Scan registrieren, dann an einer der ordentlich aufgereihte Schlangen (je nach Andrang 1-4 Schlangen) mit langen Abständen zwischen den einzelnen Leuten anstellen. Es folgt ein erster Tisch, an dem  die Daten erfasst werden, ein paar Meter weiter steht ein zweiter Tisch, an dem der Abstrich gemacht wird. Für das Erfassen der Daten legen Chines:innen ihre ID-Karte in einen Plexiglashalter, die wird mit einem Smartphone gescannt, weiter zur nächsten Station und Abstrich, das dauert nur wenige Sekunden. Wir Ausländer:innen halten den Ablauf immer etwas auf, weil alle Daten händisch in besagtes Smartphone eingegeben werden müssen. Das wird einem dann noch kurz unter die Nase gehalten, um zu überprüfen, dass vor allem die Telefonnummer stimmt. Mein Name war auch schon mal falsch geschrieben: „macht nichts“, denn das Ergebnis wird anhand der Telefonnummer an die HealthApp übermittelt.

Teststation in der Gulou Dajie

Freie Straßen

Hatte ich erwähnt, dass auf den Straßen nur wenig los ist?

Zweiter Ring am Lama-Tempel

Aber die Shared Bikes sind gefragt wie immer und dieser vertraute Anblick bleibt.

Shared Bikes vor dem Wudaoying-Hutong

Um in den  Wudaoying-Hutong (eine der bekannteren Hutongs mit vielen Restaurants gleich gegenüber vom Lama-Tempel) zu kommen, müsste man sich per App registrieren, nicht aber in den anderen Hutongs in der Nähe.

Online-Schule

Die Schulen sind weiterhin geschlossen, und so langsam fürchte ich, dass das für den Rest des Schuljahres so bleibt. Das sind noch fünf Wochen, was sich je nach Stimmungslage mal wie eine Ewigkeit anfühlt, mal wie ein kurzer Moment. Dann folgen allerdings 9 Wochen Sommerferien, und das fühlt sich angesichts von Staycation sehr, sehr lange an.

Ich kann aber auch wirklich von Glück sagen, dass meine Jungs computeraffine Teenager sind. Dass andere Familien mit jüngeren Kindern so langsam auf dem Zahnfleisch gehen, kann ich nur zu gut verstehen.

Es ist wie es ist

Also kein Lockdown hier, aber viele Maßnahmen, die unseren Alltag schon sehr verändern. Es ist wie Leben mit angezogener Handbremse. Ich zähl die Tage, bis wir wieder Vollgas geben können…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Pandemie ist wieder da…

Fast zwei Jahre haben wir hier in Peking ein halbwegs normales Leben führen können (okay, einmal abgesehen von Reisebeschränkungen, Healthkit, Masken, Temperaturkontrollen). Doch jetzt meldet sich die Pandemie zurück in Peking, und bei vielen liegen hier die Nerven blank, dass es so dramatisch werden könnte wie in Shanghai: stadtweiter, wochenlanger Lockdown, mit Versorgungsproblemen, Barrikaden etc. Ich denke und hoffe, ein stadtweiter Lockdown wird hier vermieden werden, aber betroffene Compounds/Viertel wird es treffen.

Letztes Wochenende wurden erst 22 positive Fälle, dann 16 weitere gefunden. Unter dem Motto „better safe than sorry“ habe ich am Sonntag unsere bereits angelegten Vorräte noch mal aufgestockt und mehr Mehl, Reis, Nudeln, Getränke etc. und eine große Gemüsekiste bestellt und gehofft, dass es auch noch vor einem eventuellen Lockdown eintrifft.

Ganz Chaoyang muss zum Test

Am Sonntagabend kam dann die Aufforderung zum Test:  Ab 7 Uhr am Montag, Mittwoch und Freitag bitte mit Pass und Handy gegenüber vom Nordeingang testen lassen. Später stellte sich raus, dass das nicht nur für unseren Compound, sondern für den ganzen Chaoyang-Bezirk, also rund 3,5 Millionen Menschen gilt. Das hat es dann auch in die CNN-News geschafft.

Ich bin mit den Jungs gleich morgens vor der Schule zum Testen gegangen, da war die Schlange noch überschaubar und nach einer halben Stunde waren wir schon wieder zurück.

Die Jungs sind dann zur Schule gegangen, ich habe mich auf den Weg zum Einkaufen gemacht. Dabei bin ich überall an mehr oder weniger langen Test-Schlangen vorbeigekommen. Zum Beispiel hier am Towercrest-Plaza…

… oder hier vor dem Solana.

Nervosität und Anspannung

Zuerst fahre ich zum internationalen Supermarkt: Nutella und Tomatenkonserven stehen ganz oben auf meiner Liste. Das gibt es auch alles noch reichlich, nur die Regale mit „italienischen“ Nudeln sind schon recht leer geräumt, und auch beim verpackten Käse gibt es deutliche Lücken. Der Laden ist voller als sonst vormittags. Aber Panik? Nein, keine Panik. Das ist mit dem Wissen um die Zustände in Shanghai angemessene Vorsicht und Vorbereitung, die Stimmung ist eher nervös-angespannt. Eigentlich will ich als nächstes beim Jingkelong Halt machen, aber davor steht eine lange Schlange, also fahre ich erst einmal weiter zum deutschen Bäcker. Das „Schwäbische Holzofenbrot“ ist ausverkauft, aber alles andere gibt es noch, auch wenn die Regale eher wie sonst am Abend und nicht am Vormittag aussehen.

Als ich meine Einkäufe verstaut hatte, Blick aus dem Fenster: die Test-Schlange ist doch ein wenig länger geworden…

Nun mache ich mich auf den Weg zum Jingkelong und reihe mich in die Warteschlange ein.

Es geht aber recht zügig voran. Healthcode scannen, Temperatur messen, und ich darf rein. Drinnen ist es etwa so voll wie vor dem Neujahrsfest (wie in Deutschland zu Weihnachten). Es sind deutlich mehr Mitarbeiter:innen  als sonst da (und verglichen mit deutschen Supermärkten gibt es eh schon echt viel Personal in den Supermärkten), die Obst- und Gemüseregale werden permanent wieder aufgefüllt. Auch die Kühltheken sind komplett gefüllt. Nur im Obergeschoss sind die großen Flaschen mit heller Sojasauce ausverkauft, es gibt aber noch viele kleinere Flaschen (und es gibt hier keinen Preisvorteil bei größeren Packungen).

Weder Klopapier- noch Öl-Mangel

Doch: zwei Tage später am Mittwoch, als ich nach dem morgendlichen Test wieder zum Einkaufen unterwegs bin, sind 5,6 l Flaschen Sonnenblumenöl im Sonderangebot. Da greif ich doch auch direkt zu. ;) Das wird tatsächlich auch viel gekauft. Auch sieht man viel mehr Leute als sonst mit Klopapier. Die Schlange vor dem Supermarkt ist deutlich kürzer, innen ist es aber wieder relativ voll. Es gibt bis aufs Gewürzregal keine Lücken mehr, und dies wird gerade aufgefüllt. Auch die beliebte Sojasauce in den großen Flaschen ist wieder da. Es gibt weder Gerempel noch Gemecker, die Leute sind freundlich. Wie gesagt, das ist keine Panik, das ist Vorsicht.

Als ich zuhause schwer bepackt in den Fahrstuhl steige, schüttelt eine Nachbarin den Kopf: warum ich die schweren Sachen denn nicht online kaufen würde? Mache ich ja normalerweise auch, aber die Onlinehändler haben alle einen Disclaimer, dass Lieferungen sich verzögern könnten. Und tatsächlich sind meine Getränke nicht wie sonst am nächsten, sondern erst drei Tage später da.

Schule geht online, weitere Maßnahmen

Am Donnerstagmorgen schau ich aufs Handy: oh, alle Schulen in Chaoyang müssen online gehen? Es kursieren inoffizielle Nachrichten über unsere Deutsche Botschaftsschule: Schulschließung hier erst am Freitag. Um viertel vor 10 wird das dann per Mail auch offiziell bestätigt.

Im Laufe des Tages wird bekanntgegeben, dass „Vergnügungsstätten“ schließen müssen. Restaurants dürfen – mit Auflagen – geöffnet bleiben. Dazu muss man aber auch wissen, dass es hier zum Alltag gehört, auswärts zu essen, selbst zu kochen ist eher die Ausnahme.

Im Chaoyang-Bezirk dürfen „commercial buildings“ nur noch mit maximal 48-Stunden-altem negativen PCR-Test betreten werden.

Auch am Freitagmorgen geht es wieder zum Test, diesmal dauert es etwas länger, aber rechtzeitig vor dem Online-Schul-Start, sind wir wieder zuhause.

Im Laufe des Tages werden weitere Maßnahmen veröffentlicht: Picknicken und Aufstellen von Zelten im Chaoyang-Park verboten, andere Parks ziehen nach. (Hier ist jetzt langes Feiertagswochenende, da ist das normalerweise sehr beliebt.)

Ein „Landsleutebrief“ aus der Botschaft trudelt ein. Darin steht aber nichts wesentlich Neues:

Ein großflächiger Lockdown wurde nicht angeordnet. Dieser kann aber weiter nicht ausgeschlossen werden. Daher wird weiterhin empfohlen, einen Vorrat an Lebensmitteln, Trinkwasser und anderen Dingen des täglichen Bedarfs (ggf. auch Medikamenten) vorzuhalten.

Hilfreich könnte aber ein verlinktes FAQ sein, die angegebene Notfall-Kontaktnummer sollte man als Deutsche in China eh im Handy gespeichert haben (und weiter hoffen, dass man sie nie brauchen wird).

Zahlen

Trotz Massentest sind es – bisher – noch vergleichsweise wenig positive Ergebnisse. Nach den langen Monaten ohne Neuinfektion oder im maximal einstelligen Bereich, ist es für uns aber erschreckend viel (und im Vergleich zu Deutschland echt wenig – da ist er wieder, der Knoten im Kopf). Die Grafik habe ich auf Basis der offiziellen Zahlen erstellt, die täglich von der Pekinger Gesundheitskommission veröffentlicht werden, es handelt sich jeweils um die lokalen Fälle, die zwischen 0 und 24 Uhr am betreffenden Tag positiv getestet wurden.

Stand 29.4. – 17:15 Uhr

Selbst wenn man davon ausgeht, dass es eine Dunkelziffer gibt, so ist das hier doch die Basis, auf der hier die Entscheidungen getroffen werden. Möglicherweise sind auch noch nicht alle Tests ausgewertet, so dass die Zahlen noch steigen könnten. Mal sehen, wie sehr… Wir müssen jedenfalls damit rechnen, dass sehr kurzfristig neue und andere Maßnahmen eingeführt werden können.

Schnipsel Nr. 14

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Schnipsel”. 

6 Jahre in Peking

Wir hatten Jahrestag: am 16. August hat nun schon unser 7. Peking-Jahr begonnen. Hätte mir das früher jemand gesagt, dass wir so lange hier bleiben, hätte ich das vermutlich nicht geglaubt. Und nun sind wir alle vier immer noch gerne hier, und so wie es aussieht, bleibt das auch noch ein paar Jahre so.

Ich finde Peking und China immer noch so spannend und aufregend wie am ersten Tag. Langweilig wird es hier nie. Nicht nur, weil sich hier immer und überall alles ständig ändert, sondern auch weil es immer noch so vieles zu entdecken gibt. Was natürlich inzwischen viel besser als am Anfang ist: das sich auskennen, Ängste und Unsicherheiten abgelegt zu haben.

Was immer noch und immer wieder mal nervt: die Sprachbarriere. Andererseits habe ich mich mit meinem dürren Chinesisch abgefunden, komme im Alltag gut zurecht damit. Um besser sprechen und vor allem mehr lesen zu können, müsste ich viel Zeit investieren. Dieser Aufwand steht in keinem gescheitem Verhältnis zum Ergebnis, und es bliebe keine Zeit mehr für andere Interessen und Aktivitäten. Auch so im Alltag lerne ich ja doch immer wieder ein bisschen dazu. Und sei es, dass ich anlassbezogen Wörter und Floskeln auswendig lerne. Mal sehen, wie schnell ich wieder vergesse, was „entspiegelte Brillengläser/Antireflexbeschichtung“ heißt. ;) Wenn es wirklich mal klemmt, helfen eh Übersetzungs-Apps gut weiter.

Sommerferien gehen zu Ende

Die langen Sommerferien (immerhin fast zwei Monate) gehen mit Riesenschritten auf ihr Ende zu. Nächsten Montag geht die Schule wieder los. Zunächst zwar „nur“ online, aber das läuft hier gut, und die Jungs kommen damit auch gut klar. Die beiden freuen sich eher über den sanften Übergang in den Schulalltag. Ab 1.9. geht’s dann ganz normal mit Präsenzunterricht los.

Die kleinen Jungs, mit denen ich hier angekommen bin, sind inzwischen große Teens, die mich überragen, keine Grundschüler mehr, sondern Oberstufenschüler.

Covid in Peking

Erfreulicherweise ist es bei dem jüngsten Ausbruch bei einer Handvoll Fälle geblieben. Heute wurden 8 Tage ohne lokale Neuinfektion vermeldet. Die spürbare Anspannung auf den Straßen ist wieder weg, das wird u.a. durch die wieder lässigere Handhabung der Masken sichtbar, dazu sind wieder mehr Leute unterwegs. Der Lamatempel ist allerdings noch geschlossen, und die meisten Museen und viele Parks haben noch reduzierte Kapazitäten. Für die Verbotene Stadt werden derzeit maximal 48.000 Tickets/Tag verkauft (60 Prozent von normal vor Corona, da lag die tägliche Kapazitätsgrenze bei 80.000 Tickets).

Wir hoffen nur, dass es bald mit dem Reisen wieder einfacher wird, unsere drei Großen, den Rest der Familie und Freunde so lange nicht sehen zu können, das macht schon etwas zu schaffen. Egal, ob wir nach Europa fliegen oder wir hier Besuch bekommen: das fehlt. Aber vor Sommer 2022 wird das wohl nichts mehr, böse Zungen unken schon von 2023 *Ohrenzuhalt*.

Besuch fehlt auch noch in einer anderen Hinsicht: Wenn ich mit Besuch unterwegs bin, habe ich viel mehr den Blick für das Andere, Besondere, Ungewöhnliche. Nach so langer Zeit ist Peking unser Zuhause, und solche in Deutschland eher ungewöhnlichen Fahrzeuge sind für uns normal. Jetzt muss ich bewusst hinsehen, um den Blick für den hier oft doch so anderen Alltag zu schärfen. Dabei hilft natürlich, dass ich nie ohne Kamera aus dem Haus geh.

Zwei Kinder stehen einem mit Wäschesäcken voll beladenem Tuktuk.

Mumins in Peking

In der Citic Buchhandlung gegenüber vom Capital Mansion sind gerade Mumin-Wochen. Außer Mumin-Büchern (chinesische Übersetzungen) kann man auch Drucke und allerlei Merch erwerben.

Das fand ich jetzt mal richtig knuffig.

 

Schnipsel Nr. 13

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Schnipsel”. 

Wir sommern so vor uns hin. Der Monsunregen macht gerade ein bisschen Pause. Allerdings ist uns die Lust auf Ausflüge vergangen.

Covid ist zurück in Peking

Reisende haben die Seuche zurück nach Peking gebracht. Die Zahl der aktuell Infizierten liegt unter 10, aber die Folgen sind erheblich. Nach einem halben Jahr ohne lokale Neuinfektion in Peking ist das ziemlich niederschmetternd.

Nun ist es mit dem lässigen Maske-unterm-Kinn erstmal vorbei. Damit das mit dem Abstandhalten klappt, haben unter anderem Parks und Metro wieder ihre Kapazitäten reduziert. Auf die Metro verzichte ich dann auch erstmal lieber ganz. Dazu treibt mich weniger die Angst vor der Krankheit, vielmehr die Unlust auf Quarantäne/Isolation womöglich in einer staatlichen Einrichtung und wer weiß, was im Fall der Fälle noch auf einen zukommen könnte.

Wer jetzt zurück nach Peking reisen will, muss auch innerchinesisch einige Hürden bewältigen, von außerhalb Chinas gibt es ja eh das komfortable Quarantänepaket…  Zahlreiche Flüge und Zugverbindungen sind vorerst gestrichen, das Zurückkommen könnte sich verzögern.

Déjà vu: Schule startet erstmal online

Die chinesischen Schulen starten erst am 1. September. Manche der internationalen Schulen haben ihren Schulstart bereits verschoben. An unserer Schule ist der 23. August der erste Schultag – nun allerdings zunächst für eine Woche nur online, Präsenzunterricht darf erst am 1. September losgehen.

Die Regelung aus dem letzten Jahr, dass vor dem Betreten der Schule drei Wochen Anwesenheit in Peking sein müssen sowie ein aktueller negativer Test vorhanden sein muss, wurde jetzt auch auf die Schülerinnen und Schüler ausgedehnt. Letztes Jahr betraf dies nur das Personal.

Das heißt, dass man für einen pünktlichen (Präsenz-)Schulbeginn schon am 2. August zurück in Peking hätte sein müssen. Wenn man jetzt noch nicht zurück ist, könnte die Rückkehr schwierig werden (siehe oben). Von daher wird es vermutlich eine Zeitlang parallel Online-Unterricht geben.

Mit Drohnen und Bananen: Elefanten (fast) zuhause

Nach 17 Monaten ist die wandernde Elefantenherde fast wieder zuhause in ihrem gewohnten Habitat im Süden Yunnans. Irgendwann in den letzten Wochen sind die Elefanten umgekehrt. Vielleicht, weil der Sommer zu Ende geht? Vielleicht aber auch, weil sie mit einer Mischung aus moderner Technik und simplen Essen – Drohnen und Bananen – in die richtige Richtung gelenkt worden sind? Am gestrigen Sonntagabend hat die Herde einen Fluss überquert, der bislang zu viel Wasser geführt hatte. Nun trennen sie „nur noch“ wenige hundert Meilen von ihrem Ursprungsort.

Nanxincang „Kultur- und Freizeitstraße“

Bisher bin ich immer dran vorbeigefahren, gestern habe ich mir die Zeit genommen, um mal einen Blick darauf zu werfen, was sich hinter diesem Anblick und den Schildern „Nanxincang Pedestrian Street“ verbirgt. Ein paar Altbauten ducken sich zwischen den modernen Hochhäusern, was mag das sein?

Blick auf die Nanxincang, kleine, alte Häuser ducken sich zwischen den Hochhäusern.

Blick auf die Nancingcang von der Fußgängerbrücke aus

Es handelt sich um die ehemaligen Kornspeicher aus der Ming-Dynastie, jetzt sind da schnieke Restaurants. Eigentlich, denn tatsächlich wird aktuell renoviert und der direkte Zugang ist versperrt. Hier mal Essen gehen: gerne, wenn die Arbeiten abgeschlossen sind. Aber extra als Ausflugsziel? Nein.

Schnipsel Nr. 10

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Schnipsel”.

1 von 12 geschafft

Ich muss zugeben, dass ich nicht so irre optimistisch bin, was das baldige Besiegen der Pandemie angeht und die damit verbundene Normalisierung des Lebens. Ich will mich nicht beklagen, im Vergleich zu vielen anderen Orten auf der Welt geht es uns hier weiterhin wirklich gut. Der Alltag ist hier – zwar derzeit noch mit Online-Schule etc. – relativ normal. Zu schaffen macht mir, dass der deutsche Teil der Familie nun gefühlt viel weiter weg ist. Derzeit ist es undenkbar, wie vor zweieinhalb Jahren praktisch von jetzt auf gleich nach Deutschland und wieder zurück fliegen zu können. Blöder Gedanke, meine großen Kinder vermutlich auch im vor uns liegenden Sommer nicht umarmen zu können.

Was das Impfen angeht, fallen wir hier (noch?) durch alle Raster – weder China noch Deutschland sind für uns zuständig. Immerhin, heute ist der achte Tag ohne lokale Neuinfektion in Peking.

Mit dem Januar liegt der kälteste Wintermonat hinter uns, und die zwei Tage mit zweistelligen (Plus!) Temperaturen diese Woche haben echt gut getan, das Ende des Winters ist endlich in Sicht.

Neujahrsfest und Two Sessions

Das chinesisches Neujahrsfest steht vor der Tür. Mittwoch ist der letzte (Online-)Schultag, dann sind zehn Tage Ferien. Gefühlt gibt es fast jeden Tag neue Regeln, die in Peking  oft auch noch strenger sind als im Rest Chinas – Hauptstadt halt. Während der offiziellen chinesischen Neujahrferien sind nun Zusammenkünfte von mehr als 10 Personen verboten, und dann bitte auch nicht länger als zwei Stunden. Vom Reisen wird abgeraten, sofern es nicht unbedingt sein muss – normalerweise findet zum Neujahrsfest eine Völkerwanderung statt…

Wenn man von außerhalb nach Peking einreisen will, sind inzwischen zwei Wochen Hotelquarantäne, eine Woche Heimquarantäne und eine Woche „Gesundheitsmonitoring“ (mehrmals täglich Temperatur melden) obligatorisch.

Anfang März finden auch noch die Two Sessions statt, von daher rechne ich eher mit weiteren Vorsichtsmaßnahmen statt mit Lockerungen.

Die – zugegebenermaßen wenigen – chinesischen Familien in meinem Umfeld bleiben alle in Peking. Die Erinnerung, dass man letztes Jahr wochenlang nicht zurück nach Peking konnte und die Probleme, die das mit sich brachte, sind noch frisch, das will keiner erneut riskieren.

Abends am 3. Ring

Diese Woche habe ich einen abendlichen Fotospaziergang ein Stück am östlichen 3. Ring entlang gemacht und bei der Gelegenheit das Malen mit Licht (Handytaschenlampe) ausprobiert.

I love Beijing mit Licht gemalt vor Pekings 3. Ring

I <3 Beijing

Arbeiten am Blog: Im Schnelldurchlauf durch die letzten Jahre

In den letzten Wochen habe ich hinter den Kulissen viel am Blog geschraubt. So habe ich nicht mehr notwendige und veraltete Plugins deinstalliert. Unter anderem brauche ich mein altes Galerie-Plugin nicht mehr. Leider musste ich sämtliche alten Galerien händisch übertragen, weil es kein zuverlässiges Script oder Plugin dafür gibt.

Das war eine Menge Arbeit (alle alten Galerien per FTP herunterladen und hunderte Bilder wieder hochladen und in die jeweiligen Blogartikel einfügen…), die allerdings auch einen netten Nebeneffekt hatte: Ich bin quasi im Schnelldurchlauf durch die letzten Jahre gereist. Wie aufgeregt, beinah ängstlich und ahnungslos ich war, bevor es nach Peking ging! Was ich all den Jahren dazugelernt und kennengelernt habe! Wie dankbar ich für die tollen Reisen bin, die ich machen konnte.

Also, selbst wenn ich irgendwann keine Leser*innen außer mir selbst mehr haben sollte: So ein Blog ist eine tolle Erinnerung.

 

Happy New Year? Das zweite Corona-Jahr

Auf ins neue Coronajahr

Frohes Neues Jahr!
Die Hoffnung ist groß, dass dieses Jahr besser wird – die Befürchtung, dass das (erstmal?) nicht der Fall sein wird, allerdings auch.

Gestartet sind wir gut ins Jahr, ein schöner Silvesterabend mit Dinner for One und Ekel Alfreds Silvesterpunsch, Spielen und chinesischer Silvestershow. Statt Raclette oder Fondue stand der Shabu-Grill auf dem Tisch (Kombi von Tischgrill und HotPot). Da hat tatsächlich jeder was gefunden, was er mochte. Sogar Mäkler Nr. 1 möchte das jetzt mindestens einmal im Monat machen. Immerhin, wir können in gut einem Monat noch mal „Silvester“ feiern, wenn das Chinesische Neujahrsfest ansteht.

Ansonsten sind halt Winterferien mit viel Schlafen und Spielen, die leider morgen zu Ende gehen.

Rekordkälte

Screenshot Wetter-App

Minus 18 Grad in Peking

Vor ein paar Tagen sank die Temperatur noch tiefer in den Keller als eh schon, mit -18 Grad wurde ein Rekordwert erreicht. Leider ist da auch unsere Heizung kurzfristig in die Knie gegangen, Eckzimmer auf der windigen Seite sind nicht wärmer als 12 Grad geworden, bei mehr als zwei zusätzlich angeschalteten e-Heizungen, knallte die Sicherung raus.

Jetzt ist es wenigstens tagsüber mit Temperaturen über Null ganz okay. Ja, es ist Winter, klar, dass es kalt ist.

Grundsätzlich ist die trockene Kälte in Peking mit vielen sonnigen Tagen (und tatsächlich auch ganz guter Luft – anders als früher) gut auszuhalten. Aber warm und Sommer mag ich dann doch deutlich lieber – statt Stuga in Jämtland vielleicht später doch lieber eine Strandhütte in Thailand?

Baustellen

Vor einem Jahr war vor meinem Fenster eine Baugrube, jetzt steht da ein Rohbau, der wohl noch um ein paar weitere Stockwerke wachsen wird. Spannend die Frage, was das wohl für Beton ist, der bei zweistelligen Minusgraden vernünftig aushärtet … ;) Zu gucken gibt es hier jedenfalls immer etwas, auch wenn die Aussicht in Richtung Westen nun versperrt ist.

Arbeiter auf Baustelle in Peking

Arbeiter auf der Baustelle

Der Lady Street Flower Market hat seine Pforten ja schon vor über zwei Jahren geschlossen. Neulich wurde er eingerüstet und ich hab noch gedacht, endlich machen sie voran mit der Renovierung. Denkste. Keine Renovierung, es wird abgerissen, vorgestern stand nur noch die nette alte Front mit dem Lotus auf dem Dach und den Elefanten davor.

Abriss Lady Street Flower Market, Peking

Lady Street Flower Market wird abgerissen

Corona

Auch deutsche Zeitungen berichten vom erneuten „großen“ Corona-Ausbruch in China. Allerdings verschwindet eine nicht ganz unwichtige Einordnung im Kleingedruckten, wenn es überhaupt erwähnt wird: bis jetzt handelt es sich um insgesamt ca. 230 Fälle – also deutlich weniger als sich derzeit täglich in mancher deutschen Stadt infizieren.

Im umgekehrten Verhältnis stehen dazu die Maßnahmen: Massentests, Quarantäne (überwachte und nicht „bittebitte, bleibt am besten zuhause“), abgeriegelte Straßen. War Time Mode klingt ja in der Tat dramatisch – wobei ich persönlich um die 1000 Tote am Tag als deutlich dramatischer empfinde.

Auch in Pekings Bezirk Shunyi, wo wir bis vor knapp zwei Jahren gewohnt haben, gibt es neue Infektionen, heute wieder eine. Die betroffenen Wohngebiete werden abgeriegelt (voraussichtlich für drei Tage) und die Bewohner durchgetestet. Einer der Erkrankten ist Taxifahrer und ziemlich viel rumgekommen – unter anderem nun Anlass für weitere Aufrufe zur Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen und zur Einführung neuer: auch beim Taxifahren muss man sich ab sofort per Health App registrieren.

Taxis dürfen gerade nicht von/nach Shunyi fahren (mit Ausnahme des Flughafens), von Einschränkungen des Bus- und Bahnverkehrs ist jetzt gerade noch nichts bekannt.

Mal sehen, ob und welche Auswirkungen das auf die DSP-Schüler*innen haben wird, die in Shunyi wohnen.

Kopfkirmes

Unser Risiko, hier in Peking an Covid-19 zu erkranken, dürfte weiterhin ziemlich gering sein. Dass Risiko von einschneidenden* Eindämmungsmaßnahmen betroffen zu sein, ist allerdings ungleich größer. Also das Gegenteil von Deutschland?

*einschneidend: Nicht nur Maskenpflicht, Temperaturkontrolle, HealthApp – daran haben wir uns gewöhnt, sondern isolierte Wohngebiete oder kontrollierte Quarantäne.

Dass das Virus nicht weg ist, dass es im Winter mehr Ansteckungen geben könnte, war ja eigentlich absehbar, davor ist gewarnt worden, überrascht sollte man jetzt nicht sein. War trotzdem beruhigender, als wir die lange Phase ohne Neuerkrankungen in Peking hatten.

Es wird dieses Jahr zum zweiten Mal keine Temple Fairs zum Neujahrsfest geben. Alles, wo sich viele Menschen zusammenknubbeln könnten, wird mit Besucherobergrenzen versehen (und besonders neuralgische Punkte wie beispielsweise der oberste Pavillon im Jingshan-Park gesperrt).

Dieses unterschiedliche Herangehen macht mir nach wie vor ziemlich Kopfzerbrechen. Nicht nur theoretisch, sondern ganz konkret aus Sorge um meine großen Kinder, den Rest der Familie, Freunde in Deutschland. Aktuell sehe ich noch nicht, dass die Infektionszahlen in Deutschland sinken (zu viele Lücken in unzureichenden Maßnahmen?). Wie lange wir wohl noch Glück haben, dass keiner unserer Lieben erkrankt?

Ich bin gespannt, was dieses zweite Corona-Jahr uns bringen wird und hoffe sehr, dass es mit dem Frühling besser wird.

Verflixtes Corona – Rückblick auf 2020

Das verflixte Corona-Jahr neigt sich so langsam dem Ende zu. Zeit für einen Rückblick auf 2020, mit dem ich auch an der Fotoparade von Michael vom Blog Erkunde die Welt teilnehme. Die Bilder sind nicht unbedingt nach „Schönheit“ ausgewählt, sondern eher um das Jahr zu illustrieren.

Januar

Anfang Januar war unsere Welt noch in Ordnung. Ein paar Freunde (und noch mehr Ausländer) sind die kurze Zeit zwischen Weihnachts- und Chinesischen Neujahrsferien gar nicht zurückgekommen, lohnte sich ja nicht für die gerade mal drei Wochen. Entsprechend ruhig war es Anfang des Jahres auch noch bei uns. Dass die drei Wochen im Januar die einzigen drei Präsenzschulwochen im zweiten Halbjahr 19/20 sein würden, war nicht abzusehen. Auch wenn es erste Meldungen über die „mysteriöse Lungenkrankheit“ in China schon Ende Dezember 2019 gab, war das für uns noch kein Thema.

Eisiger Winter mit viel Schnee

Winter in Peking sind zwar eiskalt, aber trocken. Als es dann am 6. Januar richtig viel geschneit hat, habe ich alles stehen und liegen lassen und bin zum Jingshan-Park gefahren. Auf dem Rückweg habe ich dann noch einen Halt an „der Ecke“ gemacht – von diesem Wachturm der Verbotenen Stadt gibt es sicher Tausende Bilder, aber nicht ganz so viele mit Schnee und Eis, auch wenn es in diesem Jahr anders war und später noch ein paar Mal geschneit hat.

Wachturm Verbotene Stadt – #kalt

Zwei Wochen später sah es dann schon ganz anders aus. Es kamen die ersten „Landsleutemails“ aus der Botschaft, die Schule riet unter anderem dazu dazu, an Bahnhöfen und Flughäfen Feinstaubmasken zu tragen.  Das hat mich dann schon das erste Mal verunsichert, gleichzeitig fühlte es sich surreal an. Wir haben Besuch von unserem Mittleren und seiner Freundin erwartet, die zunächst uns besuchen wollten, um dann weiter nach Sichuan zu fliegen und dort zu wandern. Der Gedanke, die Reise abzusagen, war kurz da, aber zu dem Zeitpunkt schien das uns das noch mehr als übervorsichtig bis hysterisch… Also habe ich die beiden dann vom Flughafen abgeholt. Mit Maske.

Am chinesischen „Silvesterabend“ habe ich am späten Nachmittag eine meiner „Kontrollrunden“ gedreht und mal wieder (wie immer vergeblich) versucht, den Tiananmen mit dem Scooter zur kreuzen. Dass die Stadt zum Neujahrsfest wie leergefegt ist, ist immer so. Aber unter dem Eindruck der neuen Krankheit und mit Maske fühlte es sich unwirklich an. 

Nordost-Ecke Verbotene Stadt

Eine Sehenswürdigkeit nach der anderen wurde geschlossen, die Temple Fairs abgesagt – das ist so, als wenn in Deutschland Weihnachtsmärkte abgesagt werden. Mit dem Besuch sind wir dennoch ein bisschen durch die Stadt gezogen, aber wenn die Wangfujing sich so leer präsentiert, weiß man, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist.

Leergefegte Wangfujing Ende Januar 2020

Auch am Osteingang des Jingshan-Parks: tote Hose.

Jingshan East Street: nichts los im Januar 2020

Februar

Ein paar Tage später war klar: weiter in China herumzureisen ist keine gute Idee. Tagelang hingen wir am Telefon, bis es endlich einen Rückflug für den Mittleren und Freundin gab. Normalerweise heule ich Rotz und Wasser, wenn ich mich von den Kindern verabschieden muss, diesmal war ich tatsächlich erleichtert. (Auch wenn ich im Nachhinein denke, vielleicht wären sie besser hiergeblieben.)

Während Corona in Deutschland weiterhin kaum mehr als ein Sack Reis in China war, Masken als unnötig und unsinnig abgetan wurden (und damit einer der Bausteine für das derzeitige Chaos gelegt wurde), war unser Alltag klar durch Corona bestimmt. Überflüssig zu sagen, dass hier ohne Maske nichts mehr ging. 

Lin mit Helm und Maske

#maskiert

Die Schulferien wurden erst verlängert, dann kam der Online-Unterricht. Die Jungs waren zuhause. Immer. Auch wenn unsere „Lütten“ schon lange keinen Babysitter mehr brauchen, einigten wir uns darauf, dass immer ein Elternteil bei ihnen bleibt. Nicht, dass es ganz dumm läuft, und wir zur falschen Zeit am falschen Ort sind und irgendwo festsitzen. Rausgehen wollten sie eh nicht, da war durchaus Angst im Spiel.

Wenn der Mann nicht arbeiten war, bin ich von Zeit zu Zeit durch die Stadt getuckert. Inzwischen hatten sich die Wohngebiete, egal ob Westler-Compound oder Hutong, alle mehr oder weniger abgeriegelt. Zugang ausschließlich für Bewohner, keine Besucher oder Lieferanten erlaubt, Handwerker nur im Notfall mit viel Hickhack.

Kontrollposten gegenüber vom Lama-Tempel: nichts los. 

Weiterhin alles leergefegt. So wichtig meine „Kontrolltouren“ für mich einerseits auch waren, um keinen Budenkoller zu kriegen, so froh war ich andererseits immer, wenn ich in der sicheren Wohnung zurück war.

Yonghegong-Straße

Solltet Ihr glauben, nur die kleineren Straßen wären so leer gewesen – Irrtum. Hier ein Blick in die Chang’an – die große Prachtstraße im Zentrum, die an Tienanmen und Verbotener Stadt vorbeiführt, wo zum Nationalfeiertag die Paraden stattfinden, wichtige Ost-West-Verbindung: gespenstische Leere.

Blick in die Chang’an Avenue in Richtung Tienanmen und Verbotene Stadt

März

Im März nicht viel anders: wir hocken fast nur zuhause im Apartment, einziger Sozialkontakt außerhalb der Familie ist der Ladenbesitzer des kleinen Geschäfts im Compound. Ich drehe weiter von Zeit zu Zeit meine „Kontrollrunden“, die ich mit kleinen Besorgungen verbinde. Besonders gut tut mir ein Spaziergang im Jingshan-Park.

Jingshan-Park hat mehr zur bieten als „nur“ den Blick vom Kohlehügel auf die Verbotene Stadt.

So langsam gibt es wieder etwas mehr Verkehr, aber es ist und bleibt weit entfernt vom normalen Chaos.

Nicht viel los am 3. Ring und der Sideroad.

Der Frühling kommt endlich – gleichzeitig verabschieden wir uns so langsam von der Vorstellung, dass die Schule ihre Pforten noch vor den Osterferien wieder öffnet. Und eine leise Ahnung macht sich breit, dass der geplante Heimaturlaub in den Sommerferien vermutlich ausfallen wird.

Erstes Frühlingsgrün im Tuanjiehu-Park

April

Endlich wird es wärmer, der Frühling ist da und überall grünt und blüht es. Was im Corona-Jahr ist wie immer: was blüht, muss fotografiert werden.

Frühlings-Fotografie im Ditan-Park

Die Temperaturen liegen über 20 Grad, normalerweise würde ich mit Freundinnen in Cafés draußen sitzen – aber Fehlanzeige. Überall gibt es Temperaturkontrollen, Sehenswürdigkeiten sind weiterhin geschlossen, Parks bleiben geöffnet, haben aber Besucher-Obergrenzen. Wo sich sonst Touristenbusse stapeln: Leere.

Guozijian Jie – Hier geht es zum Konfuzius-Tempel

Für die Jungs beginnen nach 9 Wochen Online-Schule die Osterferien. Chinas Grenzen sind für Ausländer weiterhin dicht.

Mai

Anfang Mai darf die Verbotene Stadt wieder öffnen. Statt normalerweise maximal 80.000 Besuchern dürfen aber nur 5.000 am Tag hinein. Die ersten Tickets sind sofort ausverkauft, ich ergattere eines für den 6. Mai. Ohne die üblichen Besucherströme wirkt die Verbotene Stadt ganz anders, vor allem die Plätze scheinen um ein Vielfaches größer zu sein.

Viel Platz in der Verbotenen Stadt

Ansonsten passiert bei uns im Mai nicht viel. Die Jungs haben Online-Schule, der Mann macht Home-Office, ich dreh meine Kontrollrunden. Soziale Kontakte außerhalb der Familie? Fehlanzeige. Der „Lütte“ wird 14, eine richtige Feier mit Besuch gibt es nicht (auch nicht an den anderen drei Geburtstagen hier), aber immerhin einen gemütlichen Tag samt gewünschtem Schokokuchen.

Geburtstagskuchen (zur Foodbloggerin tauge ich offensichtlich nicht! ;) )

Juni

Im Juni öffnet die Schule für ein paar Tage, dann gibt es einen neuen Corona-Ausbruch auf einem Markt und die Schulen müssen wieder schließen. Der Online-Unterricht läuft aber bis auf einzelne Ausnahmen gut, gibt halt auch unter Lehrern Digitalverweigerer, was normalerweise schon ein Ärgernis ist, jetzt aber an Arbeitsverweigerung grenzt.

Für etwas Abwechslung sorgt das Theater-Projekt der Jungs. Da die Schule geschlossen ist, findet die AG online statt, die Jungs habe ihre Parts gefilmt. Ich werde regelmäßig zur Schule gescheucht, um dafür Requisiten, GreenScreens etc. am Pförtnerhaus abzuholen. Hier ist das Ergebnis.

Ende Juni fangen die Sommerferien an, die Jungs waren im 2. Schulhalbjahr – also von Januar bis Juni – gerade mal vier Wochen in der Schule. Der geplante lange Sommerurlaub in Deutschland fällt coronabedingt ersatzlos aus. Nun haben wir Freunde und Familie über ein Jahr nicht mehr gesehen (Spoiler: und auch jetzt am Ende des Jahres ist noch kein Wiedersehen absehbar).

Der Markt-Ausbruch wird schnell eingedämmt, und unser Leben geht unter Corona-Bedingungen weiter: Masken, Temperaturkontrollen und Health App – Zugang fast überall nur mit grünem Code. 

Meine Schnapsidee, den Tiananmen mit dem Scooter zu kreuzen, verfolge ich in Abständen weiter – erfolglos. Aber drumherum ist es ja auch nett.

Große Halle des Volkes

Wetter und Stimmung sind gewittrig. Der Blick auf Deutschland macht es nicht besser, wir machen uns mehr und mehr Sorgen um die Familie und Freunde dort. 

Gewitter über Peking

Juli

Ab Juli geht es bei uns so langsam aufwärts. Endlich können wir so langsam wieder soziale Kontakte pflegen. In der Regel draußen, natürlich mit dem üblichen Vorsichtsmaßnahmen (Maske, Temperaturcheck, Health App), aber immerhin. Ich glaube, so allein wie in diesem guten halben Jahr war ich noch nie zuvor, wobei ich ja zum Glück die Familie hab. Vor allem die Jungs sind klasse.

Beide sind ja nun in einem Alter, in dem sie sich normalerweise so langsam von zuhause ablösen sollten, selbständiger werden – und stattdessen sind wir mehr denn je aufeinander angewiesen. Noch stärker, als es wegen der Situation „Ausländer in Peking“ sowieso schon der Fall ist. Aber sie tragen alles mit Fassung, die Angst der ersten Wochen hat sich zum Glück gelegt. Als Nachwuchsnerds kamen sie mit dem Online-Unterricht hervorragend klar, dass soziale Kontakte übers Internet stattfinden, ist für sie auch nichts Neues.

Regenzeit

Es regnet diesen Sommer ungewöhnlich viel. Mehrmals müssen die Compound-Mitarbeiter Sandsäcke vor die Türen legen und das Wasser aus der Lobby schieben. Ich bin ein letztes Mal mit einer Freundin verabredet, die Peking verlässt, da kann ich mich vom Wetter natürlich nicht abhalten lassen. Durch knöcheltiefes Wasser muss ich stapfen, um sie zu sehen (und hab mich hinterher ordentlich geschrubbt, lieber nicht darüber nachdenken, was in der warmen Brühe alles drin ist…).

Überflutete Kreuzung an der US-Botschaft

August

So langsam normalisiert sich das Leben weiter. Es gibt zwar weiterhin Obergrenzen für Besucherzahlen, Sehenswürdigkeiten sind aber wieder geöffnet. Die Maskenpflicht wird outdoor gelockert, sofern man Abstand halten kann, die meisten tragen aber weiterhin immer und überall ihre Maske. Ohne Health App geht gar nichts.

Am 7. August wird die bisher bis Mitte Dezember letzte lokale Corona-Neuinfektion in Peking registriert, eine für uns beruhigende Phase von 133 Tagen ohne lokale Neuinfektion beginnt.

Fast normal – abends vor dem Glockenturm

Das neue Schuljahr beginnt. Zunächst ein paar Tage online, dann in jahrgangsweisen Etappen auch wieder richtig in der Schule. Mit Maske, die nur zum Essen und Trinken und draußen abgenommen werden darf. Mit Temperaturkontrolle beim Ankommen. Die Masken sind lästig, keine Frage, aber besser mit Maske in der Schule als ohne auf der Intensivstation.

Hutong in Peking

Ich genieße das sommerliche Wetter, gerade ab dem späten Nachmittag ist es oft richtig schön (und nicht mehr so heiß) draußen.

Am Shichahai

September

Im September nimmt die Patengruppe ihre Aktivitäten wieder auf, also starte ich auch wieder Fotogruppen-Aktivitäten, wenn auch nicht ohne Disclaimer: wenn sich an der Corona-Lage etwas ändern sollte, wird alles abgesagt. 

Mit der Fotogruppe am Shichahai

Weihnachten im Spätsommer?

Die Pekinger „Weihnachtsengel“ treffen sich wieder regelmäßig. Der Basar in der Botschaft kann dieses Jahr nicht stattfinden, gebastelt wird trotzdem. Wenn nicht vor Ort verkauft werden kann, vielleicht geht das dann online? Das gestaltet sich schwierig, rechtliche Probleme ohne Ende, der von mir angedachte Webshop ist deshalb keine Lösung. Am Ende erstelle ich eine kleine Selbstvorstellungs-Webseite und bastel Online-Flyer, die wer mag auf WeChat posten konnte, damit auch ohne Basar Adventskränze und Co. für den guten Zweck verkauft werden können.

Flyer für die Weihnachtsengel

Die Stadt bereitet sich allerdings erstmal auf die Golden Week vor. 

Bankett-Vorbereitungen

Man könnte innerhalb Chinas reisen – man kann es aber auch lassen. Das Risiko, sich in irgendeinem Provinzhotel in überwachter Quarantäne wiederzufinden, lässt sich nicht von der Hand weisen, da es immer wieder vereinzelte lokale Ausbrüche gibt und stets sofort mit harten Maßnahmen reagiert wird – was ich gut finde, besonders mit dem Blick auf den Rest der Welt.

Die Klassenreisen, die sonst in der letzten Septemberwoche stattfinden, müssen ausfallen, und auch ich reise in dieser Zeit nicht wie in allen Jahren zuvor durch China. Nicht falsch verstehen, ich finde es richtig, während einer Pandemie nicht zu reisen – wehmütig bin ich trotzdem und das Reisen fehlt mir. Wobei die erste Reise „nach Corona“ für uns kein Erholungsurlaub sein wird, sondern Heimaturlaub in Deutschland, das Wiedersehen mit unserem „Anhang“ dort hat Vorrang.

Oktober

Der Monat startet mit einem Doppelfeiertag: Auch das Mondfest fällt wie der Nationalfeiertag auf den 1. Oktober. Die Jungs haben Ferien, wir bleiben in Peking. Wetter und Luft sind recht gut, ich mache viele Ausflüge.

Mit der Fotogruppe fahre ich nach Badachu. Natürlich geht es mit der Sommerrodelbahn wieder runter, den Spaß gönnen wir uns.

Distelfalter in Badachu

Meistens mache ich mich am späteren Nachmittag auf Streifzug durch die Stadt. Der Verkehr ist inzwischen „back to normal“. Einmal entsteht dabei dieses Bild – eigentlich wollte ich das noch mal geplant und mit Stativ angehen, aber meine Liste von Dingen, die ich noch tun möchte, ist ellenlang – hat bisher noch nicht geklappt.

Rush hour

Mit einer Freundin verbringe ich einen tollen Tag im Botanischen Garten. Wetter, Luft und Licht sind unglaublich schön, tut alles rundum gut.

Botanischer Garten

Mit der Fotogruppe geht es an einem Abend zum Olympiagelände. Hier wird gewerkelt, es sind ein paar „Hütten“ aufgebaut, die einerseits die Aussicht versperren, andererseits mit ihren verspiegelten Wänden neue Perspektiven eröffnen. Der chinesische Tourismus scheint wieder in Gang gekommen zu sein, eine Reisegruppe nach der anderen zieht an uns vorüber. 

Watercube und Spiegelung vom Bird’s Nest

November

So langsam wird es kalt, zum Glück wird in unserem Compound die Heizanlage nicht erst am 15.11. (offizieller Beginn der Heizperiode) angestellt. Gut so, ich glaube, für unsere e-Heizkörper brauchen wir ein eigenes kleines AKW, wir haben es halt gern warm…

Mit der Fotogruppe geht es zum Alten Observatorium. Das gefällt mir total gut, wird für künftige Besucher mit ins Ausflugsprogramm aufgenommen – wenn es denn irgendwann mal soweit ist, dass Reisen wieder möglich (und klug…) ist. Als nicht so klug empfinde ich die deutsche Corona-Politik, ich mach mir mehr und mehr Sorgen um meine Lieben in Deutschland. 

Altes Observatorium

Der Winter naht… Ich pappe Schneeflocken von innen an die Fenster und prompt fängt es draußen an zu schneien.

November-Schnee in Peking

Apropos Baustelle: Wo Anfang des Jahres noch eine tiefe Baugrube war, versperrt mir jetzt so langsam der halbfertige Rohbau den Blick zum 3. Ring (und es wächst noch weiter in die Höhe). 

Baustelle vor meinem Fenster

Bei den Weihnachtsengeln herrscht Hochbetrieb, es wird fast im Akkord gebastelt. Höhepunkt ist das letzte November-Wochenende, wo wir gleich auf zwei Weihnachtsmärkten vertreten sind. Ich hab mich für zwei Schichten einteilen lassen, es ist bitterkalt – aber Corona-Maßnahmen wirken auch gegen banale Erkältungen. So gesund wie in diesem Jahr war ich ewig nicht mehr…

Dezember

Der Advent ist vergleichsweise ruhig, da unter anderem die vielen Veranstaltungen in der Schule ausfallen müssen. Der letzte Fotogruppen-Ausflug in diesem Jahr führt in den CBD (Central Business District), wo ich zum ersten Mal sehe, wie ein Gebäude (Pekings höchstes: der Zhongguo Zun) einen Schatten an den Himmel wirft – Smog macht’s möglich… 

Shadow in the sky

Geschneit hat es auch schon wieder, diesmal spätabends. Sieht gegenüber auf der Baustelle mit dem Licht vom Kran ganz cool aus, finde ich. Die Baustelle ist wohl überhaupt das Motiv, dass ich dieses Jahr am Häufigsten fotografiert habe, vielleicht fasse ich das demnächst mal zusammen. ;)

Leise rieselt der Schnee…

In der Woche vor dem 4. Advent endet die lange, ruhige Phase ohne lokale Neuinfektion in Peking. Das Hotel und die unmittelbare Nachbarschaft, wo der Fall entdeckt wurde ist nun „orange“ – mittleres Risiko-Gebiet. Wird mit Tests,  Tracing und Quarantäne wieder eingedämmt, heute (21.12.) ist Tag 2 ohne lokale Ansteckung. Hoffentlich wird das jetzt wieder so eine lange Phase (oder besser noch länger) wie zuvor.

Weihnachten steht vor der Tür, das sechste Mal, seit wir in China leben, wobei wir zweimal in den Weihnachtsferien in Australien waren. Dann kommt Silvester, was ich fast noch lieber mag als Weihnachten. Und dieses Jahr besonders, denn die Hoffnung, dass das nächste Jahr besser wird, ist groß. Während wir Weihnachten gemütlich zuhause verbringen werden, gehen wir zu Silvester wohl aus, das war letztes Jahr schon sehr skurril und witzig.

Ausblick auf 2021

2021 wird hoffentlich besser werden. Ich habe große Sehnsucht nach meinen drei Großen, meiner Mutter, aber auch nach dem Rest der Familie, Freunden… Ich war noch nie so lange ununterbrochen aus Deutschland weg (und ununterbrochen in Peking). Wenn wir also wieder reisen können (ohne dass es das Risiko gibt, nicht wieder nach China zurückkommen zu können!), wird es nach Deutschland gehen, Familie und Freunde knuddeln, Beziehungen pflegen… Abgesehen davon geht es uns aber ganz gut, wir sind gesund und konnten zumindest seit dem Sommer ein halbwegs normales Leben führen. Glück gehabt haben wir auch insofern, dass es von unseren Lieben (bisher…) niemanden erwischt hat. 

Aber wir machen uns nichts vor – dass „Corona vorbei ist“ und wir im Sommer reisen können, ist noch lange nicht in trockenen Tüchern, auch wenn es mit den verschiedenen Impfstoffen jetzt Licht am Horizont gibt. Aber bis ausreichend eingedämmt einerseits und durchgeimpft andererseits sein wird, wird noch viel Zeit vergehen. Immerhin scheint sich endlich gerade in Deutschland der Fokus vom Retten „der Wirtschaft“ weg und hin zum Schutz der Menschen zu verschieben. 

Trotzdem, so ein neues, noch unbenutztes Jahr hat alle Chancen, gut – und besser als das vorherige – zu werden. Und der Rückblick auf 2021 wird hoffentlich fröhlicher.

Alle Fotos auf einen Blick

 

 

 

Doppelfeiertag

Gestern am 1. Oktober hat China gleich zwei Feiertage begangen, die ausnahmsweise auf den selben Tag gefallen sind: den Nationalfeiertag und das Mondfest (auch Mittherbstfest) – Doppelfeiertag! Das Mondfest, am 15. Tag des 8. Monats nach dem Mondkalender, ist nach dem chinesischen Neujahrsfest das zweitwichtigste chinesische Fest. Zum Nationalfeiertag gibt es Ferien in ganz China: die Golden Week, normalerweise ohne Corona die größte Völkerwanderung der Welt, Hauptreisezeit in China.

Die Stadt bereitet sich vor, überall (auch auf Verkehrsinseln, Seitenstreifen – da, wo in Deutschland günstig-praktisches „Straßenbegleitgrün“ wuchert oder vertrocknet) gibt es neue, farbenfrohe Herbstbepflanzungen und/oder Blumen(topf)-Arrangements. Überall werden rote Lampions aufgehängt und die Nationalflagge gehisst. Und auch Restaurants scheinen sich vorzubereiten.

Feiertag und IKEA? Dumme Idee.

Ich will ein paar Kleinigkeiten vom Möbelschweden besorgen, schwinge mich auf den Scooter, freue mich noch über die freie Bahn – jetzt nicht (mehr) Corona-bedingt, sondern wie jedes Jahr während der Golden Week. Aber kurz vor dem Ziel: abgesperrte Fahrspuren. Mehr und mehr Menschen. Oh nein, es ist wie bei IKEA-Schnelsen an einem Adventssonnabend… Okay, heute keine Kerzen, nur „schnell“ in den Lebensmittelmarkt und wieder raus. Tja, das hätte ich nach all der Zeit in Peking echt vorher wissen können… Kaum lasse ich IKEA hinter mir, sind die Straßen auch wieder leer und unweigerlich wandern meine Gedanken ein Dreivierteljahr zurück zum Neujahrsfest. Eigentlich müsste ich doch eine „Kontrollrunde“ am Tiananmen vorbei drehen. Also verstaue ich zuhause nur schnell die Einkäufe und tuckere wieder los.

„Kontrollrunde“

Ich nehme den gleichen Weg wie „damals“ am Neujahrstag. Da die Straßen leerer sind als sonst, fallen einem Fahrzeuge, die man auf Deutschlands Straßen nicht sieht, wieder viel stärker auf.

Das hier war nicht ganz so knapp wie es scheint, aber ich nehme es trotzdem als Erinnerung, konzentriert und defensiv weiter zu tuckern. Nicht vom Gegenverkehr täuschen lassen – das ist nur ein Witz von Ampelrückstau, die Straßen waren wirklich leer.

Tatsächlich sind die Straßen alles andere als leer, denn es sind unzählige Menschen unterwegs, aber es gibt kaum Autoverkehr. Nur vor beliebten Restaurants wie dem großen Huda in der Ghost Street wird mal eben in dritter Reihe gehalten, um die Familie rauszulassen. Auch auf dem Gehweg: kein Vergleich zum Neujahrsfest, hier tobt das Leben, Dutzende warten darauf, dass ein Tisch frei wird. Würziger Duft liegt in der Luft, und Peking ist normal laut.

Und so sieht es die ganze Ghost Street (die legendäre Futtermeile an der Dongzhimen Inner Street) entlang aus. Hier war es schon den ganzen Sommer über abends lebendig und gut gefüllt, aber heute toppt es das bei weitem.

Bist Du eigentlich neu in Peking oder was?

Eigentlich hätte ich ja schon in der Nähe des Jingshan-Parks aufmerken müssen. Die Straßen sind zwar wie am Neujahrstag leer, aber es gibt viele Polizeiposten. Und da ist dann auch die erste gesperrte Straße – keine motorisierten Fahrzeuge in Richtung Tiananmen erlaubt.

Keine Ahnung, was ich mir gedacht – bzw. nicht gedacht – habe. Ich fahre durch Nebenstraßen weiter in Richtung Tiananmen, nehme immer mehr Fußgänger wahr, die zunehmend auch den Bikestreifen benutzen. Hätte ich das Hirn eingeschaltet, hätte ich jetzt den Scooter abgestellt und wäre mitgelaufen. So stecke ich später zwischen Autos, anderen Scootern, Fahrrädern und Fußgängern an der Kreuzung an der Chang’an fest. Ich werde mit unzähligen anderen über die Prachtstraße geschleust, darf aber nicht in eine der Seitenstraßen fahren (wo ich eigentlich den Scooter abstellen wollte, um dann auch zu Fuß weiterzugehen). 

Abgesehen davon, dass alle Maske tragen, kann man sich hier nicht vorstellen, dass wir mitten in einer Pandemie sind. Abstände? Social distancing? Hier jedenfalls nicht. Aber trotz der Massen (die mich ja immer auch ein wenig stressen) eine greifbar fröhliche Stimmung. Das erinnert an den 70. Jahrestag im letzten Jahr, aber unterscheidet sich massiv vom Neujahrsfest.

Dann grinst mich auch meine Akkuanzeige noch blöd an: du dusselige Kuh hättest mich zwischendrin mal aufladen sollen, wenn du nicht schieben willst! Ich beschließe, an einem der nächsten Tage mit der Metro zum Tiananmen zu fahren und will nun auf dem kürzesten Weg über die Chang’an in Richtung Osten – nach Hause – weiter. Ist nicht. Nur für Fußgänger. Also fahre ich den Weg zurück, den ich gekommen bin. 

Unterwegs denke ich: was ein Unterschied! Und damit meine ich nicht das Wetter, das jetzt noch (beinah, zumindest nach Hamburger Maßstäben ;) ) spätsommerlich ist. Obwohl die Pandemie nicht überstanden ist, so ein Trubel. Zwar gab es in  Peking jetzt seit 55 Tagen keine lokale Neuinfektion. Und trotzdem steht das irgendwie im Widerspruch zu den Parolen, die man sonst überall lesen kann, weiterhin wachsam zu sein und sich an Vorsichtsmaßnahmen zu halten.

Es ist schon mehr als nur ein bisschen spannend, wie sich die Zahlen wohl nach der Golden Week entwickeln werden. Wenn das gut geht, was ich sehr hoffe, dann können wir uns hier wohl wirklich zurücklehnen, weitgehend normal (abgesehen von Masken, Temperaturkontrollen und Health App) vor uns hinleben, uns eigentlich keine Sorgen um die eigene Gesundheit machen müssen und auf das Ende der Pandemie bzw. einen Impfstoff warten. Aber sollte es neue lokale Infektionen geben, wirft das ein düsteres Licht auf den bevorstehenden Winter, und mir graut es davor, wieder so (relativ) isoliert zu sein wie im Frühling.

Schnipsel Nr. 9

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Schnipsel”. Dieses Mal: Schönwetterflash, Ferien in Sicht, Corona…

Schönwetterflash

Im September ist es in Peking ja immer besonders schön. Es ist noch sommerlich-warm, aber die brütende Hitze mit an die 40 Grad ist überstanden, die Regenzeit ist vorbei. Da macht es noch viel mehr Spaß, draußen unterwegs zu sein. Und dann kam in den letzten Tagen auch noch supergute Luft dazu. Ich war die Woche nur so viel verabredet, so dass ich es nicht in Richtung Berge oder an einen der Seen geschafft habe. War trotzdem schön und hat gut getan. 

Mittwoch ging es zu den Weihnachtsengeln – da fahre ich immer hier (Kreuzung von Airport Expressway und 4. Ring) entlang und finde diesen über mehrere Etagen gestapelten Verkehr höchst faszinierend.

Hier treffen der 4. Ring und der Airport Expressway aufeinander.

Am Donnerstag konnte ich die Sonne, die einem jetzt nicht mehr das Hirn wegbrennt, beim Brunch auf der Dachterrasse des MaiFresh mitten in den Hutongs zwischen Glockenturm und Konfuziustempel genießen. Tolle Location, leckeres Essen (auch „instagrammable“), nette Gesellschaft und gute Gespräche – sehr, sehr schön, da lohnt sich auch das Warten (der Service ist nicht so schnell, aber sehr reizend).

Abends leider auch weder irgendwo herumgetuckert, noch nett draußen gesessen, sondern in der Schule am Elternabend teilgenommen. Der war zum Glück kurz und schmerzlos.

Am Freitag bin ich mit der Strickgruppe zum Wollmarkt gefahren. Diesmal hatte ich nicht so hochfliegende Erwartungen und keine deutschen Geschäfte mit handgefärbten Strängen in allen denkbaren Qualitäten vor Augen – und tatsächlich lohnt sich ein Besuch dort doch. Ich selbst habe zwar nur ein paar Knöpfe erworben, aber alle anderen haben gut zugeschlagen – unser kleiner Beitrag zur Standortsicherung. ;) 

Auf der Rückfahrt haben wir dann noch diesen Mann gesehen:

Stylisher Cruiser auf der G110 in Peking

Der war so lässig! Kommt auf dem Foto leider nicht raus – schicke Federn am Hut. Der wusste jedenfalls, wie man so einen schönen Sonnentag genießen kann.

Gestern habe ich geschwächelt, heute hatten wir Besuch – schön war’s. 

Ferien, Mondfest und Golden Week in Sicht

Die kommende Woche ist auch noch mal so vollgepackt. Ich bin wieder jeden Tag verabredet, die Jungs schreiben Klausuren, aber am Freitag ist der letzte Schultag und dann sind Ferien: Golden Week. Dabei sind die Sommerferien doch gerade erst rum! Jedenfalls ist dann auch wieder Zeit für spontanes Rumstromern. Ich weiß, der „Freizeitstress“ ist selbstgemacht, aber nach der langen Zeit ohne soziale Kontakte außerhalb der Familie gab es auch ein gewisses Nachholbedürfnis, und das war jetzt eher zufällig, dass es sich so geballt hat.

Ich bin gespannt, wie es dieses Jahr in Peking sein wird. Sonst sind zur Golden Week die Straßen leer, dafür ballt es sich bei den Sehenswürdigkeiten. Das schau ich mir auf jeden Fall an.

Herbstlich ist es ja schon – in der Vegetation: es ist Erntezeit, vieles ist verblüht, die ersten Blätter fallen… Nur die Temperaturen sind noch sommerlich. Aber 28 Grad gelten hier nicht mehr als sommerlich genug, morgen wird die Klimaanlage abgeschaltet.

Der Vermieter hat uns gestern Mondkuchen geschenkt. Dieses Jahr ist das Mondfest relativ spät und fällt mit dem Nationalfeiertag am 1.10. auf den selben Tag.

Corona

Gestern ist es passiert: es wurde eine Corona-Infektion in Peking gemeldet, und das nach 43 Tagen ohne. Zwar „nur“ importiert, d.h. das Risiko für uns Pekinger dürfte nicht größer geworden sein, da direkt am Flughafen abgefangen und isoliert, Mitpassagiere in Quarantäne… Trotzdem mahnt es einen, nicht leichtsinnig zu werden, das Virus ist nicht weg. 

Ansonsten bin ich weiterhin froh, hier zu sein. Unser Leben ist derzeit halbwegs normal, zwar mit Maske und App – aber das kann man dafür dann schon in Kauf nehmen. Beatmung wäre schlimmer. Wieder niemanden treffen zu können, wäre schlimmer. Wieder Schulschließung wäre schlimmer – wobei die Jungs ja sehr gut mit dem Online-Unterricht zurechtgekommen sind, und zumindest teilweise konzentrierter und effektiver lernen konnten. Aber ich habe kein Ambitionen, wieder als Mathelehrerin einzuspringen. ;) Und ihre Kumpel und die Pausen haben die Kerle ja auch vermisst.

Da keiner weiß, wie sich die Corona-Lage während des Winters entwickeln wird, aber durchaus befürchtet wird, dass es dann (auch hier in Peking/China) wieder mehr Krankheitsfälle geben könnte, will ich noch möglichst viel unternehmen, solange es geht.

Nächste Woche steht noch einmal einiges an Gruppenaktivitäten an, unter anderem ein Ausflug mit der Fotogruppe, in der Golden Week dann mehr solo und spontan.