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Peking und das Ende von Zero Covid

Letzten Mittwoch wurde quasi das Ende von ZeroCovid in Peking verkündet. Erste Vereinfachungen hat es bereits von den Protesten gegeben, aber diese haben das sicher beschleunigt.

Einerseits ist das eine große Erleichterung und normale(re) Zeiten rücken näher, Grund zur Hoffnung.  Natürlich ist es gut, nicht mehr ständig zum Test wackeln zu müssen, natürlich ist es gut, dass man sich im Falle der Ansteckung zuhause auskurieren kann.

Andererseits ist das zunächst aber auch mit viel Verunsicherung und der Befürchtung, dass sich nun extrem viele Menschen anstecken werden, verbunden.

Das hat unter anderem mit (nicht nur) unserem suboptimalen Impfschutz zu tun. Im November hieß es ja nach dem Staatsbesuch des Kanzlers direkt: Biontech kommt für Ausländer:innen in China. Vor gut zwei Wochen habe ich den Regionalarzt angeschrieben, Antwort: dauert noch, muss noch weiter ausgehandelt werden. Einen Schritt weiter ist das inzwischen wohl mit der Zulassung chinesischer Impfstoffe für chinesische Staatsbürger in Deutschland, aber bis wir uns hier tatsächlich mit Biontech impfen lassen können, wird es noch dauern. Dabei wünscht man sich angesichts der derzeitigen Situation, dass da der Turbo angeworfen wird, aber an den Weihnachtsmann glaube ich auch nicht mehr. Meine dritte Sinovac-Impfung ist ein Jahr her, Minderjährige haben gar keinen Anspruch auf eine dritte Impfung, und nebenbei wird in unserer Klinik aktuell nur gegen Grippe, nicht gegen Covid geimpft. Arghs.

Und wie befürchtet gibt es inzwischen tatsächlich lange Schlangen vor den Kliniken.

Ach, und einem maximal 48 Stunden alten negativen Tests braucht man weiterhin doch noch unter anderem für Restaurants, Behördengänge, Kinos, Fitnesscenter, Schulen (soweit überhaupt geöffnet). Problem dabei: wo ist die nächste Teststation? So wie die im Frühling wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, sind sie jetzt über Nacht spurlos verschwunden.

Eine Art Ausnahmezustand

Peking befindet sich derzeit in einer Art Ausnahmezustand. Die Straßen sind wie leergefegt, wer irgendwie kann, igelt sich zuhause ein.

Botschaft

Gestern sagt die Botschaft 3,5 Stunden vor dem geplanten Beginn ihren Weihnachtsempfang ab. Heute wird der für nächsten Dienstag gebuchte Termin zur Passbeantragung  abgesagt, zusammen mit dem Hinweis, dass es vor dem 9.1. auch keine neuen Termine mehr geben wird. Fast einen Monat keinen Pass beantragen können? Das ist schon sehr krass. Mit dem Ablaufdatum des Passes läuft auch die Aufenthaltserlaubnis ab. Zum Glück hatte ich großzügig geplant, aber mit weiteren Absagen würde es eng werden, und ich bezweifele, dass die Botschaft den Expresszuschlag übernehmen wird.

Einkaufen/Versorgung

Jingkelong, Pekinger Supermarktkette, liefert derzeit gar nicht. Lieferzeiten von Restaurants haben sich in etwa verdreifacht. Bei Jindong und Taobao verlängern sich die Lieferzeiten ebenfalls um mehrere Tage. D.h. es wird schwieriger, sich zu Hause einzubuddeln und allen potenziellen Virenschleudern aus dem Weg zu gehen.

Zum Glück haben wir unseren Compoundshop, dessen Besitzer aktuell deutlich mehr frische Lebensmittel als normalerweise im Angebot hat.

Erkältungsmedikamente, Ibuprofen, Paracetamol usw. können inzwischen zwar wieder ohne formelle Registrierung erworben werden. Rein praktisch gestaltet sich das schwierig: es hat einen großen Ansturm darauf gegeben, und nun sind diese Medikamente nahezu überall ausverkauft.

Schule

Mittwoch war in der Zeit (leider hinter der Bezahlschranke) zu lesen, dass der Schulleiter auf baldigen Präsenzunterricht hofft. Donnerstag kam dann auch eine Mail an die Eltern: wir hoffen auf Präsenzunterricht ab Montag. Mail am Freitag: es wird noch verhandelt, wir melden uns. Am Sonnabend musste die Schule dann mitteilen, dass in der letzten Schulwoche vor den Weihnachtsferien doch nicht zum Präsenzunterricht übergegangen werden kann, weil von Erziehungsbehörde und Schule(n) noch an den Maßnahmen gefeilt würde.

Heute wird per Mail mitgeteilt, dass aufgrund des hohen Krankenstandes ein großer Teil des Onlineunterrichts ersatzlos entfallen muss. Am Freitag beginnen die Weihnachtsferien, zum Glück. Nach den Ferien ist die Situation dann hoffentlich wirklich normaler.

Es ist und bleibt schwierig

Aktuell finde ich die Situation so schwierig wie zu Beginn der Pandemie (wenn nicht noch schlimmer, weil wir ins vierte Pandemiejahr gehen und es inzwischen Impfungen gibt). Von daher fällt der Jubel für das Ende von Zero Covid hier nur sehr verhalten aus.

Montag vom Feinsten

Und weil die Situation derzeit wohl doch noch nicht aufreibend genug ist: Montagmorgen wache ich auf und denke, oh nein, warum ist es schon wieder so kalt? Aber als ich dann das Licht nicht anknipsen konnte, war klar, dass das Problem diesmal nicht die Heizung war. Blick aus dem Fenster: bei den Nachbarn brennt das Licht.

Strom ist alle!

Damit ist klar: Strom ist alle (der ist hier prepaid). Nachdem wir tagelang nur mit e-Heizungen geheizt haben, auch kein Wunder, dass das so viel schneller als erwartet passiert. Also bin ich im Dunkeln in die Klamotten gesprungen, runtergeflitzt, Strom gekauft, wieder hoch und noch ein paar Minuten auf den Worker gewartet und: es wurde hell. Aber leider rief mich im gleichen Moment einer der Jungs: „Unter meinem Schreibtisch hat es geblitzt und geknallt.“ Ja, da war noch eine Sicherung raus. Also Kabel gecheckt, den Übeltäter identifiziert und weggeworfen, Ersatzkabel eingesteckt, Sicherung angemacht. Soweit schon ein anstrengender Start in die neue Woche, aber besonders, wenn der Junior dann auch gleich eine Online-Klausur schreiben muss…

Sandsturm

Auf meinem Handy kam derweil eine blaue Gefahrenwarnung an: Sandsturm. Blau ist die niedrigste von vier Warnstufen. Und tatsächlich wurde der AQI vierstellig, wenn auch nicht auf meiner App, da endet die Skala bei 999. Solche extremen Luftwerte gab es lange nicht, wenn man bedenkt, dass es solche Werte früher auch ohne Sandsturm gegeben hat. Inzwischen pfeift immer noch eiskalter Wind ums Haus, aber der Sand ist zum Glück weg.

Wenn der Wind doch nur auch Sorgen und Verunsicherung und vor allem dieses Drecksvirus wegblasen könnte…

Pandemie und kein Ende…

Nach der Covid-Welle Ende April/Anfang Mai, die relativ überschaubar geblieben ist, spitzt sich die Lage in Peking aktuell immer weiter zu. Die Zahl der Infizierten steigt täglich. Aus europäischer Perspektive mögen +/- 500 Fälle am Tag auf 23 Millionen Einwohner ein Witz sein, hier hat das weitreichende Folgen. Ich finde immer noch, dass es schlauer ist, die Krankheit nicht durchrauschen zu lassen, vor allem nicht mit dem Wissensstand, den wir heute haben (Post- und Long-Covid, schwerere Erkrankungen bei Re-Infektion …), aber was andernorts zu wenig gemacht wird, ist hier zu viel.

Wir wohnen in Chaoyang, einem zentralen, dicht besiedelten Bezirk (von insgesamt 16 Stadtbezirken), Pi mal Auge so viele Einwohner:innen wie Berlin. Dieses Wochenende wurde ganz Chaoyang gebeten, möglichst zu Hause zu bleiben und den Distrikt nicht zu verlassen. In zwei Vierteln in unserer Nähe sind bis auf Apotheken, Lebensmittelläden und Supermärkte alle Geschäfte geschlossen, Restaurants dürfen keine Gäste mehr bewirten, sondern nur take-away anbieten, Arbeit soll soweit möglich aus dem Homeoffice stattfinden, Büros (hier gibt es unfassbar viele Großraumbüros) dürfen nur zu 50% besetzt sein … Seufz. Es steht zu befürchten, dass sich das auf weitere Viertel ausdehnen wird.

Screenshot einer Map, die das östliche Zentrum Pekings mit roten Markern zugesprenkelt zeigt. Die Marker zeigen Covidfälle an.Gestern morgen ging es mit einer besorgten Nachricht unseres Vermieters los, der einen Screenshot einer Karte geteilt hat, dass wir inmitten eines Nests von Covidfällen sitzen, und er hat uns zur Vorsicht geraten. Daraufhin habe ich erst einmal einen Schwung N95-Masken statt der bisher genutzten surgical masks bestellt, wobei es unklar war, ob es eine persönliche Empfehlung unseres besorgten Vermieters oder eine grundsätzliche Regelung war. Schaden wird es jedenfalls nicht.

Teststellen als Spreadstellen?

Heute müssen wir testen gehen (wegen Schule + Terminen am Montag, und weil jetzt wirklich fast überall ein negativer Test aus den letzten 24 Stunden statt der bisherigen 72 gefordert ist). Die Teststellen haben hier in der Regel zwei Schalter: am ersten werden die Daten aufgenommen, am zweiten der Abstrich gemacht. Bei den Chines:innen wird deren ID-Card mit einem Handy eingescannt. Bei uns Ausländer:innen wird mühsam Name, Passnummer und Nationalität eingetippt – was die Leute hinter einem in der Schlange immer sehr freut (nicht), weil das halt deutlich länger dauert als das Scannen.

Nun kennen die Leute in der Testbox uns inzwischen vom Sehen (wir sind ja oft genug da…). Bei meinem Mann übernehmen sie das Tippen, aber mir und den Jungs wird das Handy rübergereicht, weil es halt echt viel schneller geht, wenn wir selbst unsere Daten eingeben – stellt euch vor, ihr müsstet chinesische Zeichen abmalen, ich finde das vollkommen okay. Beziehungsweise es war okay, solange es kaum Fälle gab. Jetzt, wo gerade auch Teststationen eine potentielle Spreadingstelle sind, finde ich es zunehmend eklig. Im Container sitzt einer im Hazmatsuit mit Faceshield und Handschuhen, und ich grabsche mit ungeschützten Pfoten dieses Handy an! Ich hab gerade Nachschub an Desinfektionsfluid und -tüchern bestellt und werde auch den Jungs einschärfen, das Zeug zu benutzen, bevor sie ein Fenster weiter die Maske anfassen und runterziehen für den Abstrich.

Eigentlich wollen wir ja lockern, aber…

Wie ich schon erzählt habe, sind ja gerade ein paar Regelungen wie z.B. die Einreisebedingungen etwas erleichtert worden: Quarantäne auf 5 Tage zentralisierte Hotelquarantäne verkürzt plus 3 Tage Quarantäne zuhause; Einreise ist wieder über Drittländer möglich (die erhoffte Normalisierung der Flugpreise hat es bisher leider trotzdem noch nicht gegeben). Die Klassifizierung von Risikogebieten wurde vereinfacht.

Und für uns das Wichtigste: sekundäre Kontakte werden nicht mehr in Quarantäne gesteckt. Blöd ist nur, dass es immer noch reicht, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, und schwupps: Primärkontakt (= Quarantäne zuhause). Aber immerhin: zuhause. Blöd ist nur, wenn tatsächlich ein Covid-Fall im gleichen Compound auftritt: dann wird zugemacht.

Es fühlt sich gerade alles paradox an, einerseits erste Vereinfachungen, und jetzt grätscht die aktuelle Welle rein. Heute sind es schon über 600 gemeldete Fälle, dazu der erste Corona-Tote in Peking seit zwei Jahren, der zehnte insgesamt.

Aktuell überlege ich, was ich eventuell noch an „Quarantänevorsorge“ erledigen muss, nur für den Fall, dass es uns auch erwischt. Es wird hier zwar immer versichert, dass es keine Shanghaier Verhältnisse geben wird, aber die Schilderungen von Freundinnen aus Shanghai sind nicht ohne Einfluss auf mich geblieben. Gut ist, dass wir unseren Minisupermarkt unten in der Lobby haben, Lieferdienste sollen auch Compounds beliefern, die wegen Corona-Fällen im Lockdown sind, wobei ein bei Expats beliebter Shop von Problemen berichtet hat, weil die Lieferungen an einen solchen Compound nicht abgeliefert werden konnten. Also verlassen wir uns besser nicht komplett darauf. Mehl und Reis kaufe ich eh immer in 10-Kilo-Säcken, da sind wir noch versorgt, aber vielleicht ist es doch nicht verkehrt, noch mal einen Schwung Gemüse einzukaufen und einzufrieren. Oder ich könnte typisch chinesisch ein paar Kohlköpfe auf dem Balkon stapeln. Mal sehen.

Trübe Aussichten

Hier sehnen sich die Menschen genauso oder noch mehr nach einem wirklichen (!) Ende der Pandemie wie überall sonst auf der Welt. Da grätscht die aktuelle Welle ganz fies rein. Ganz besonders zum Beispiel für Restaurants, denen nach bald drei Jahren Pandemie das Wasser schon lange bis zum Hals steht.

Es ist wieder nichts planbar. Diese Woche sind für mich ein Ausflug ins Stadtplanungsmuseum mit deutschsprachiger Führung und das NaNoWriMo-Treffen ausgefallen, ob die Termine, die ich für nächste Woche im Kalender stehen habe, stattfinden können: fraglich. Ich bringe meine Tage trotzdem halbwegs sinnvoll rum, die Jungs können (noch?) zur Schule gehen, der Mann arbeiten. Ja, das ist auch einen interessante Frage, Schulschließung war ja schon angekündigt und wurde zurückgenommen. Kann natürlich trotzdem noch kommen.

Die Hoffnung auf mehr Normalität ist erstmal dahin. Ganz im Gegenteil: Mit den immer noch steigenden Fallzahlen und der Unsicherheit, wie darauf reagiert werden wird und was das für unseren Alltag bedeutet, sind die Aussichten eher trübe und die Stimmung ist so, wie der Blick aus dem Fenster heute: AQI im lila Bereich (very unhealthy), dazu Mistwetter. Novembergrau wie aus dem Gruselbilderbuch.

Schon wieder November

Ich habe das ja sicher schon ein paar Mal erwähnt (hier zum Beispiel): der November ist maximal mein zwölftliebster Monat.

Dieser Monat steht für mich für Tod und Verfall, Trübsinn, Kälte, es wird dunkel.  Die Farben verschwinden, alles ist grau. Wenn sich das hier dann auch noch mit Smog und Nebel mischt, kostet es wirklich Kraft, dass sich das viele Grau nicht auf die Seele legt.

Noch hängt buntes Laub an den Bäumen, aber um goldenen Ginkgo zu sehen, muss man sich so langsam sputen. Wenn man nicht zu weit vom Zentrum weg möchte, gibt es sowohl im Ditan-Park als auch im Lama-Tempel schöne Gingko-Alleen.

Aber ich zähle jetzt schon die Tage, bis der Winter vorbei ist.

Ich muss im November aktiv und gezielt gegen trübe Stimmung angehen. Da kam der Blogartikel „Warum wir den November dringend brauchen“ von Helmut Achatz gerade rechtzeitig: einige Ideen und Gedanken, was es Positives im November gibt. Aber wenn es morgen schon Mitte April wäre – ich hätte absolut nichts dagegen…

Heizperiode, Heizungsgrenze, Ofenäquator?

Das Wetter ist der Jahreszeit entsprechend, aber ich friere schon dauernd und muss aufpassen, dass aus dem leichten Halskratzen nicht mehr wird. 18 Grad, das ist ein bisschen frisch, wenn man am Schreibtisch sitzt (im Schlafzimmer von mir aus). Immerhin, wir müssen nicht bis zum 15. November – dem offiziellen Beginn der Heizperiode – warten, in unserem Compound wird die Heizanlage ein paar Tage früher angestellt. Und immerhin, hier wird dann geheizt werden – südlich des Yangtse nicht. Mehr Informationen und Eindrücke seit 1988 hat Ulrike vom Bambooblog zusammengetragen.

Und täglich grüßt das Covidtier…

Letztes Jahr im November hatte ich ja noch Hoffnungen, dass das Covid-Thema sich so langsam erledigt. Bekanntlich Fehlanzeige. Letzte Woche gab es bei uns in der Nähe ein paar Fälle, also mussten wir drei aufeinanderfolgende Tage zum Test, da waren die Wartezeiten auch wieder etwas länger.

Schülerinnen und Schüler müssen nun viermal in der Woche getestet werden, zum Glück nimmt uns das Montag, Mittwoch und Freitag die Schule ab, Sonnabends gehen wir zu „unserer“ Testbox und laden dann das Ergebnis bis Sonntagabend über die Schulwebseite hoch.

Die (eh nur vage) Hoffnung, dass nach dem KP-Parteitag die Regeln allmählich gelockert werden könnten, hat sich erstmal zerschlagen. Stattdessen wird von der Pekinger Gesundheitskommison empfohlen „large scale events“ abzusagen und auf  Online-Alternativen zu wechseln. (Was auch noch nicht wirklich besser geworden ist: Internetstabilität an sich und VPNs im Besonderen…)

Auch wenn ich es richtig finde, Covid nicht einfach durchrauschen zu lassen und Menschenleben als Kollateralschäden im Dienste der Freiheit anzusehen, der Blick nach Deutschland macht derzeit schon ein bisschen neidisch. Die Sehnsucht nach Normalität ist hier unfassbar groß.

Enttäuschung: Weihnachtsbasar fällt wieder aus

Besonders bitter finde ich in diesem Zusammenhang, dass die Botschaft den Deutschen Charity Weihnachtsbasar abgesagt hat. Der Basar wird von Ehrenamtlichen organisiert, die Botschaft stellt das Gelände zur Verfügung, große und kleine Sponsoren unterstützen den Basar – und der Gewinn geht an verschiedene Hilfsorganisationen.

Das ist nun das dritte Mal, dass er ausfallen wird – und es gibt schon einige Unkenrufe, dass eine bald 30jährige Tradition damit am Ende sein könnte. Es ist ja kaum noch jemand da, der aktiv in die ehrenamtliche Organisation des Basars eingebunden war (wie auch, wenn die meisten Expats im Schnitt drei Jahre hier sind und aktuell aus nachvollziehbaren Gründen eher kürzer).

Es ist ja nicht nur eine große Glühweinsause für die internationale Community – bei der Veranstaltung ist immer viel Geld für die Hilfsorganisationen zusammengekommen. Denen wird ohne den Basar ein substantieller Beitrag ihrer Finanzierung fehlen. Deshalb zerbrechen sich gerade viele Menschen den Kopf, welche Alternativen so kurzfristig organisiert werden können, um das wenigstens etwas zu kompensieren.

NaNoWriMo

November, das ist auch NaNoWriMo-Zeit. Nano-Was? National Novel Writing Month, ursprünglich eine amerikanische Aktion, 1999 mit 21 Teilnehmer:innen gestartet und inzwischen weltweit etabliert mit einer Rekordbeteiligung von über 400.000 Teilnehmer:innen 2017: im November schreibt man jeden Tag 1667 Worte und hat dann am Ende des Monats eine 50.000 Wörter umfassende Geschichte geschrieben.

Ich mache da seit 2017 mit, was auch das bisher einzige Jahr war, in dem ich das Ziel erreicht habe (die Geschichten habe ich dann später zu Ende geschrieben). Dieses Jahr bin ich besser vorbereitet als in all den Jahren zuvor, extrem motiviert und habe mir in den ersten beiden Tagen schon ein kleines Polster angeschrieben.

Der NaNoWriMo ist damit auch eine der positiven Seiten am November. Am Wochenende treffe ich mich mit lauter anderen „Wrimos“, um den ganzen Tag gemeinsam zu schreiben, uns auszutauschen, Wordsprints zu starten.

Podcastempfehlung

Es ist schon eine Weile her, da bin ich auf Facebook in einer gemeinsamen China-Gruppe über Sven Tetzlaff gestolpert, der in Hangzhou lebt und arbeitet. Ich muss gestehen, dass ich lange Zeit Podcast-Muffel war und das Format erst im Sommer für mich entdeckt habe. Lesen geht schneller, es bleibt mehr hängen – aber es geht halt nicht nebenbei. Also kombiniere ich nun – und inzwischen startet mein Tag mit dem Tagesthemen-Podcast…

Zeit-Verbrechen habe ich in wenigen Tagen alle Folgen komplett durchgesuchtet und jieper jetzt jeden zweite Woche auf die nächste Folge. Ich mag „Kein Mucks“ mit Bastian Pastewka (alte Krimihörspiele seit den 1940er Jahren), sporadisch und je nach zur Verfügung stehender Zeit weitere News-/Science-/Literatur- und China Podcasts. Und jeden Mittwoch: Umlauts Diary – das Chinatagebuch von Sven. Ich schreibe hier in meinem Blog über meinen Alltag in China, er erzählt in seinem Podcast von seinem Leben in China und was ihn umtreibt. Am besten hier abonnieren: Svens China-Tagebuch. Das ist noch mal eine andere Perspektive, eine andere Stadt – manchmal andere, oft ähnliche Sichtweisen: klare Hör-Empfehlung!

Peking im Mai

Der Mai ist schon zu zwei Dritteln vorbei? Die Zeit scheint hier gleichzeitig stillzustehen und vorbeizurasen.

Vor Corona hatten wir fast immer im Mai Besuch hier. Durch die Erinnerungsfunktionen diverser Apps wird damit immer auch ein klein bisschen Salz in die Wunde gerieben, wenn Bilder wie dieses aufpoppen – und gleichzeitig denke ich gerne an wirklich schöne Zeiten mit vielen wunderbaren Ausflügen und tollen Restaurantbesuchen zurück. Wie hier zum Beispiel, im Yunnan-Hotpot-Restaurant „Shuhe Renjia“  in der Nähe der Nanluoguxiang.

Erinnerungen…

Kein Lockdown, aber…

Wir haben zwar keinen richtigen Lockdown, aber jeden Tag kommt irgendeine kleine Maßnahme hinzu, womit es sich hier täglich etwas „enger“ anfühlt. Immer mehr Parks werden geschlossen. Die Leute weichen auf die Kanäle aus (deren Ufer in den letzten Jahren zu hübschen kleinen Parks weiterentwickelt wurden). Nun gibt es dort auch Absperrungen und Verbotsschilder. Compounds dürfen nur noch einen Ein-/Ausgang benutzen.

Viele Metrostationen in „high/medium risk areas“ sind geschlossen, die U-Bahnen fahren dort durch. Ich persönlich verzichte derzeit eh lieber auf Bus und Bahn. Wo ich derzeit hin möchte oder muss, das kann ich zu Fuß oder per Scooter erreichen.

Die Straßen sind überwiegend frei, dafür gab es hier Stau unter der Yindingbrücke am Shichahai. Und auch drumherum war ein bisschen war los.

Durch die weitgehende Homeoffice-Pflicht sind die Straßen wie gesagt ziemlich leer, da kommen sogar mal die Rettungskräfte so schnell durch, wie man sich das an sich immer wünscht.

Das etwas andere Streetfood

Restaurants dürfen derzeit nur liefern und Essen zum Mitnehmen verkaufen. Deshalb sieht man überall in der Stadt jetzt Stände wie diesen hier.

Testen…

Und natürlich: der (beinah) tägliche Gang zum Test. Das sogenannte „Community-Testing“ scheint – erstmal – abgeschlossen zu sein, die für uns zuständige Teststation ist zwar geschlossen, wenn auch noch nicht komplett abgebaut. Jetzt müssen wir nicht mehr täglich zum Test, aber wenn man irgendwo hinein möchte, wo ein Gate ist, braucht man einen höchstens 48 Stunden alten Test.

Natürlich ist es lästig, die Zeit dafür immer einplanen zu müssen, und im Hinterkopf wabert schon ein bisschen Sorge, dass einer der anderen 9 Leute, deren Sabber im gleichen Röhrchen wie der eigene landet, infiziert sein könnte und die Maschinerie ihren Lauf nimmt… Aber unterm Strich ist es auch nicht so dramatisch. Die Tests sind tatsächlich gut organisiert, bei unserer Teststation lief es so ab: Erst mit der HealthApp per Scan registrieren, dann an einer der ordentlich aufgereihte Schlangen (je nach Andrang 1-4 Schlangen) mit langen Abständen zwischen den einzelnen Leuten anstellen. Es folgt ein erster Tisch, an dem  die Daten erfasst werden, ein paar Meter weiter steht ein zweiter Tisch, an dem der Abstrich gemacht wird. Für das Erfassen der Daten legen Chines:innen ihre ID-Karte in einen Plexiglashalter, die wird mit einem Smartphone gescannt, weiter zur nächsten Station und Abstrich, das dauert nur wenige Sekunden. Wir Ausländer:innen halten den Ablauf immer etwas auf, weil alle Daten händisch in besagtes Smartphone eingegeben werden müssen. Das wird einem dann noch kurz unter die Nase gehalten, um zu überprüfen, dass vor allem die Telefonnummer stimmt. Mein Name war auch schon mal falsch geschrieben: „macht nichts“, denn das Ergebnis wird anhand der Telefonnummer an die HealthApp übermittelt.

Teststation in der Gulou Dajie

Freie Straßen

Hatte ich erwähnt, dass auf den Straßen nur wenig los ist?

Zweiter Ring am Lama-Tempel

Aber die Shared Bikes sind gefragt wie immer und dieser vertraute Anblick bleibt.

Shared Bikes vor dem Wudaoying-Hutong

Um in den  Wudaoying-Hutong (eine der bekannteren Hutongs mit vielen Restaurants gleich gegenüber vom Lama-Tempel) zu kommen, müsste man sich per App registrieren, nicht aber in den anderen Hutongs in der Nähe.

Online-Schule

Die Schulen sind weiterhin geschlossen, und so langsam fürchte ich, dass das für den Rest des Schuljahres so bleibt. Das sind noch fünf Wochen, was sich je nach Stimmungslage mal wie eine Ewigkeit anfühlt, mal wie ein kurzer Moment. Dann folgen allerdings 9 Wochen Sommerferien, und das fühlt sich angesichts von Staycation sehr, sehr lange an.

Ich kann aber auch wirklich von Glück sagen, dass meine Jungs computeraffine Teenager sind. Dass andere Familien mit jüngeren Kindern so langsam auf dem Zahnfleisch gehen, kann ich nur zu gut verstehen.

Es ist wie es ist

Also kein Lockdown hier, aber viele Maßnahmen, die unseren Alltag schon sehr verändern. Es ist wie Leben mit angezogener Handbremse. Ich zähl die Tage, bis wir wieder Vollgas geben können…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Pandemie ist wieder da…

Fast zwei Jahre haben wir hier in Peking ein halbwegs normales Leben führen können (okay, einmal abgesehen von Reisebeschränkungen, Healthkit, Masken, Temperaturkontrollen). Doch jetzt meldet sich die Pandemie zurück in Peking, und bei vielen liegen hier die Nerven blank, dass es so dramatisch werden könnte wie in Shanghai: stadtweiter, wochenlanger Lockdown, mit Versorgungsproblemen, Barrikaden etc. Ich denke und hoffe, ein stadtweiter Lockdown wird hier vermieden werden, aber betroffene Compounds/Viertel wird es treffen.

Letztes Wochenende wurden erst 22 positive Fälle, dann 16 weitere gefunden. Unter dem Motto „better safe than sorry“ habe ich am Sonntag unsere bereits angelegten Vorräte noch mal aufgestockt und mehr Mehl, Reis, Nudeln, Getränke etc. und eine große Gemüsekiste bestellt und gehofft, dass es auch noch vor einem eventuellen Lockdown eintrifft.

Ganz Chaoyang muss zum Test

Am Sonntagabend kam dann die Aufforderung zum Test:  Ab 7 Uhr am Montag, Mittwoch und Freitag bitte mit Pass und Handy gegenüber vom Nordeingang testen lassen. Später stellte sich raus, dass das nicht nur für unseren Compound, sondern für den ganzen Chaoyang-Bezirk, also rund 3,5 Millionen Menschen gilt. Das hat es dann auch in die CNN-News geschafft.

Ich bin mit den Jungs gleich morgens vor der Schule zum Testen gegangen, da war die Schlange noch überschaubar und nach einer halben Stunde waren wir schon wieder zurück.

Die Jungs sind dann zur Schule gegangen, ich habe mich auf den Weg zum Einkaufen gemacht. Dabei bin ich überall an mehr oder weniger langen Test-Schlangen vorbeigekommen. Zum Beispiel hier am Towercrest-Plaza…

… oder hier vor dem Solana.

Nervosität und Anspannung

Zuerst fahre ich zum internationalen Supermarkt: Nutella und Tomatenkonserven stehen ganz oben auf meiner Liste. Das gibt es auch alles noch reichlich, nur die Regale mit „italienischen“ Nudeln sind schon recht leer geräumt, und auch beim verpackten Käse gibt es deutliche Lücken. Der Laden ist voller als sonst vormittags. Aber Panik? Nein, keine Panik. Das ist mit dem Wissen um die Zustände in Shanghai angemessene Vorsicht und Vorbereitung, die Stimmung ist eher nervös-angespannt. Eigentlich will ich als nächstes beim Jingkelong Halt machen, aber davor steht eine lange Schlange, also fahre ich erst einmal weiter zum deutschen Bäcker. Das „Schwäbische Holzofenbrot“ ist ausverkauft, aber alles andere gibt es noch, auch wenn die Regale eher wie sonst am Abend und nicht am Vormittag aussehen.

Als ich meine Einkäufe verstaut hatte, Blick aus dem Fenster: die Test-Schlange ist doch ein wenig länger geworden…

Nun mache ich mich auf den Weg zum Jingkelong und reihe mich in die Warteschlange ein.

Es geht aber recht zügig voran. Healthcode scannen, Temperatur messen, und ich darf rein. Drinnen ist es etwa so voll wie vor dem Neujahrsfest (wie in Deutschland zu Weihnachten). Es sind deutlich mehr Mitarbeiter:innen  als sonst da (und verglichen mit deutschen Supermärkten gibt es eh schon echt viel Personal in den Supermärkten), die Obst- und Gemüseregale werden permanent wieder aufgefüllt. Auch die Kühltheken sind komplett gefüllt. Nur im Obergeschoss sind die großen Flaschen mit heller Sojasauce ausverkauft, es gibt aber noch viele kleinere Flaschen (und es gibt hier keinen Preisvorteil bei größeren Packungen).

Weder Klopapier- noch Öl-Mangel

Doch: zwei Tage später am Mittwoch, als ich nach dem morgendlichen Test wieder zum Einkaufen unterwegs bin, sind 5,6 l Flaschen Sonnenblumenöl im Sonderangebot. Da greif ich doch auch direkt zu. ;) Das wird tatsächlich auch viel gekauft. Auch sieht man viel mehr Leute als sonst mit Klopapier. Die Schlange vor dem Supermarkt ist deutlich kürzer, innen ist es aber wieder relativ voll. Es gibt bis aufs Gewürzregal keine Lücken mehr, und dies wird gerade aufgefüllt. Auch die beliebte Sojasauce in den großen Flaschen ist wieder da. Es gibt weder Gerempel noch Gemecker, die Leute sind freundlich. Wie gesagt, das ist keine Panik, das ist Vorsicht.

Als ich zuhause schwer bepackt in den Fahrstuhl steige, schüttelt eine Nachbarin den Kopf: warum ich die schweren Sachen denn nicht online kaufen würde? Mache ich ja normalerweise auch, aber die Onlinehändler haben alle einen Disclaimer, dass Lieferungen sich verzögern könnten. Und tatsächlich sind meine Getränke nicht wie sonst am nächsten, sondern erst drei Tage später da.

Schule geht online, weitere Maßnahmen

Am Donnerstagmorgen schau ich aufs Handy: oh, alle Schulen in Chaoyang müssen online gehen? Es kursieren inoffizielle Nachrichten über unsere Deutsche Botschaftsschule: Schulschließung hier erst am Freitag. Um viertel vor 10 wird das dann per Mail auch offiziell bestätigt.

Im Laufe des Tages wird bekanntgegeben, dass „Vergnügungsstätten“ schließen müssen. Restaurants dürfen – mit Auflagen – geöffnet bleiben. Dazu muss man aber auch wissen, dass es hier zum Alltag gehört, auswärts zu essen, selbst zu kochen ist eher die Ausnahme.

Im Chaoyang-Bezirk dürfen „commercial buildings“ nur noch mit maximal 48-Stunden-altem negativen PCR-Test betreten werden.

Auch am Freitagmorgen geht es wieder zum Test, diesmal dauert es etwas länger, aber rechtzeitig vor dem Online-Schul-Start, sind wir wieder zuhause.

Im Laufe des Tages werden weitere Maßnahmen veröffentlicht: Picknicken und Aufstellen von Zelten im Chaoyang-Park verboten, andere Parks ziehen nach. (Hier ist jetzt langes Feiertagswochenende, da ist das normalerweise sehr beliebt.)

Ein „Landsleutebrief“ aus der Botschaft trudelt ein. Darin steht aber nichts wesentlich Neues:

Ein großflächiger Lockdown wurde nicht angeordnet. Dieser kann aber weiter nicht ausgeschlossen werden. Daher wird weiterhin empfohlen, einen Vorrat an Lebensmitteln, Trinkwasser und anderen Dingen des täglichen Bedarfs (ggf. auch Medikamenten) vorzuhalten.

Hilfreich könnte aber ein verlinktes FAQ sein, die angegebene Notfall-Kontaktnummer sollte man als Deutsche in China eh im Handy gespeichert haben (und weiter hoffen, dass man sie nie brauchen wird).

Zahlen

Trotz Massentest sind es – bisher – noch vergleichsweise wenig positive Ergebnisse. Nach den langen Monaten ohne Neuinfektion oder im maximal einstelligen Bereich, ist es für uns aber erschreckend viel (und im Vergleich zu Deutschland echt wenig – da ist er wieder, der Knoten im Kopf). Die Grafik habe ich auf Basis der offiziellen Zahlen erstellt, die täglich von der Pekinger Gesundheitskommission veröffentlicht werden, es handelt sich jeweils um die lokalen Fälle, die zwischen 0 und 24 Uhr am betreffenden Tag positiv getestet wurden.

Stand 29.4. – 17:15 Uhr

Selbst wenn man davon ausgeht, dass es eine Dunkelziffer gibt, so ist das hier doch die Basis, auf der hier die Entscheidungen getroffen werden. Möglicherweise sind auch noch nicht alle Tests ausgewertet, so dass die Zahlen noch steigen könnten. Mal sehen, wie sehr… Wir müssen jedenfalls damit rechnen, dass sehr kurzfristig neue und andere Maßnahmen eingeführt werden können.

Schnipsel Nr. 21

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Peking-Schnipsel”.

Mit der Fotogruppe im Taoranting-Park

Bei der Planung dieses Ausflugs hatte ich einen sonnigen, warmen Frühlingsmorgen im Kopf, tatsächlich sorgten Wetter und Smog für graue Novemberstimmung. Immerhin war es trocken. Und der Park war gut besucht, was bunte Farbtupfer ins Grau gebracht hat. Gleich hinterm Nordeingang waren Wasserkalligraphen am Werk. Besonders beeindruckt hat mich aber diese Frau, die nicht mit einem Pinsel Schriftzeichen geschrieben, sondern mit zwei Pinseln gleichzeitig gezeichnet hat.

Den kleinen Vergnügungspark für Kinder lassen wir links liegen und gehen direkt weiter in Richtung See. Am ganzen Ufer verteilt sind Menschen aktiv. Die beiden hier spielen tänzerisch eine Art Federball, das sah sehr elegant aus.

Auch an diesem grauen Tag irgendwie idyllisch.

Und es ist wirklich überall etwas los. Es wird gespielt, Sport gemacht, musiziert, getanzt – wie hier die beiden im Pavillon.

Seit letztem Montag hat die Boots-Saison in den meisten Parks wieder begonnen. Auf dem Kunming-See am Dienstag war nichts: zu windig, sobald die Wasseroberfläche hier nicht mehr (fast) spiegelglatt ist, wird immer alles eingestellt.

Hier war jetzt immerhin ein Boot unterwegs. Den meisten wird es wohl zu kalt und unfreundlich gewesen sein, aber so den ganzen See praktisch für sich zu haben, das hat auch was.

Kuaibanshu

Als wir weitergehen hören wir rhythmisches Klappern und eine erzählend-singende Männerstimme. Das müssen wir uns ansehen. Eine Gruppe von etwa 20 Leuten steht im Kreis und klappert den Rhythmus, im Zentrum steht ein Mann am Mikro und „erzählt“. Auch wenn wir den Text nicht verstehen, es ist richtig fesselnd, und so bleiben wir eine Weile und sehen und hören zu. Diese „chinesischen Kastagnetten“ heißen Kuaiban, die Kunstform „Kuaibanshu„, hier in Peking „Kuaibanr“. Das wissen wir vor Ort aber nicht, ich habe hinterher eine Freundin gefragt und gegoogelt. ;)

Eine Gruppe deutscher Frauen fällt natürlich auf, wir werden heran gewunken und man zeigt uns eine instrumentale Nummer…

… und dann tritt auch noch die Frau in der blauen Steppjacke ans Mikro und singt-erzählt. Ich glaube, es geht ums Essen und die Vorzüge bestimmter chinesischer Küchen und sie wiederholt immer „noch eine Schüssel Reis“ – aber so toll ist mein Chinesisch nicht.

Am Ende wird ein Gruppenfoto von uns allen zusammen gemacht (wir sind auch doof, wir haben keines gemacht).

Man ist uns den ganzen Vormittag schon aufgeschlossen und freundlich begegnet: bei den Wasserkalligraphen, den Federballern, die Leute im Boot haben fröhlich gewunken und wir zurück – aber das war noch mal etwas Besonderes. Schön.

Der Garten der Pavillons

Wir gehen weiter zum Garten der Pavillons. Diese Pavillons sind Nachbildungen berühmter historischer Pavillons aus ganz China. Hier ist es etwas ruhiger, nur oben auf einem der Hügel hört man den Lärm des südlichen 2. Rings, der gleich hinter dem Park verläuft.

Fotos: Weitere Eindrücke aus dem Park

Déjà vu: „Der Tunnel des Grauens“

Es ist mittags, im Park wird es ruhiger: Essenszeit! Wir begnügen uns mit einem Kaffee und verlassen den Park. Wir gehen noch weiter zum Yongdingmen – dem wieder aufgebauten südlichen Stadttor. Bis 1956 stand hier das originale Tor, dann fiel es der Verkehrsplanung zum Opfer. Als Peking sich Anfang der 2000er für die olympischen Sommerspiele herausgeputzt hat, wurde es wieder aufgebaut. Das Yongdingmen markiert das südliche Ende der zentralen Pekinger Nord-Süd-Achse, es schließt sich der schmale Yongdingmen-Park an. Hier stehen viele Magnolien – die wollen wir uns ansehen.

Wir gehen also am Kanal entlang (South Moat/Nanhucheng). Und dann erreichen wir diesen finsteren „Tunnel des Grauens„. Oh, hier war ich doch schon mal, das ist schon erstaunliche sechs Jahre her. Der Tunnel ist aber immer noch genauso unheimlich und ich bin froh, nicht alleine hier zu sein.

Hinterm den Tunnel noch eine Erinnerung: wir sind damals über eine Mauer geklettert, weil es keinen Durchgang gab. Das machen wir diesmal nicht, gehen ein Stück weiter, finden einen Weg, müssen noch eine Unterführung nehmen.

In einem Treppenaufgang schläft ein Obdachloser, hat es sich da sauber und ordentlich eingerichtet, mit Decken und Matratzen, akkurat abgestellten Schuhen. Wir wissen, dass es Obdachlosigkeit gibt, aber in der Stadt sieht man es nur noch selten.

Schließlich sind wir oben, aber auch hier trennt uns eine Mauer vom Park. Wir folgen einem Schild, aber das Tor ist verschlossen, also drehen wir wieder um, bis wir dann zum Eingang des Parks kommen, von dem aus man diesen Blick hat:

Hier blüht nichts, die Magnolienblüte ist kaputt, da ist mehr braun als weiß – der Kälteeinbruch war echt nicht gut. Uns reicht es dann für den Tag, wir ordern ein Didi und fahren nach Hause.

Pandemie

Peking hat heute den zweiten Tag ohne lokale Neuinfektion, der aktuelle Ausbruch scheint im Griff (Klopf auf Holz).

Anders sieht es in Shanghai aus, dort gehen jetzt nacheinander Ost- und Westteil der Stadt in den Lockdown, alle Einwohner werden durchgetestet. In Deutschland wird von der größten Infektionswelle in China seit zwei Jahren berichtet – was stimmt. Es fehlt allerdings zumeist die Einordnung: In ganz China (Einwohner: 1,4 Milliarden) wurden gestern 8978 (davon 1293 symptomatisch) Fälle registriert – gegenüber 237.352 Fällen in Deutschland (Einwohner: 83,2 Millionen). Führt man sich diese Zahlen vor Augen, wirkt der unterschiedliche Umgang mit der Seuche noch krasser: hier das Festhalten am Eindämmen, in Deutschland Lockerungen.

Neue Maßnahme in Peking ist jetzt, dass alle Schüler:innen wöchentlich einen negativen Covid-Test vorzeigen müssen. Ein Testcontainer steht gegenüber der Schule. In zehn Tagen beginnen an der Deutschen Botschaftsschule die Osterferien (zwei Wochen). Da man aber zwei Wochen ununterbrochen in Peking gewesen sein muss, um Schulen betreten zu dürfen (auch Haushaltsangehörige!), ist Reisen auch innerhalb Chinas nicht möglich. In den Osterferien nach Deutschland? Das scheint ewig her, seufz.

Schnipsel Nr. 13

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Schnipsel”. 

Wir sommern so vor uns hin. Der Monsunregen macht gerade ein bisschen Pause. Allerdings ist uns die Lust auf Ausflüge vergangen.

Covid ist zurück in Peking

Reisende haben die Seuche zurück nach Peking gebracht. Die Zahl der aktuell Infizierten liegt unter 10, aber die Folgen sind erheblich. Nach einem halben Jahr ohne lokale Neuinfektion in Peking ist das ziemlich niederschmetternd.

Nun ist es mit dem lässigen Maske-unterm-Kinn erstmal vorbei. Damit das mit dem Abstandhalten klappt, haben unter anderem Parks und Metro wieder ihre Kapazitäten reduziert. Auf die Metro verzichte ich dann auch erstmal lieber ganz. Dazu treibt mich weniger die Angst vor der Krankheit, vielmehr die Unlust auf Quarantäne/Isolation womöglich in einer staatlichen Einrichtung und wer weiß, was im Fall der Fälle noch auf einen zukommen könnte.

Wer jetzt zurück nach Peking reisen will, muss auch innerchinesisch einige Hürden bewältigen, von außerhalb Chinas gibt es ja eh das komfortable Quarantänepaket…  Zahlreiche Flüge und Zugverbindungen sind vorerst gestrichen, das Zurückkommen könnte sich verzögern.

Déjà vu: Schule startet erstmal online

Die chinesischen Schulen starten erst am 1. September. Manche der internationalen Schulen haben ihren Schulstart bereits verschoben. An unserer Schule ist der 23. August der erste Schultag – nun allerdings zunächst für eine Woche nur online, Präsenzunterricht darf erst am 1. September losgehen.

Die Regelung aus dem letzten Jahr, dass vor dem Betreten der Schule drei Wochen Anwesenheit in Peking sein müssen sowie ein aktueller negativer Test vorhanden sein muss, wurde jetzt auch auf die Schülerinnen und Schüler ausgedehnt. Letztes Jahr betraf dies nur das Personal.

Das heißt, dass man für einen pünktlichen (Präsenz-)Schulbeginn schon am 2. August zurück in Peking hätte sein müssen. Wenn man jetzt noch nicht zurück ist, könnte die Rückkehr schwierig werden (siehe oben). Von daher wird es vermutlich eine Zeitlang parallel Online-Unterricht geben.

Mit Drohnen und Bananen: Elefanten (fast) zuhause

Nach 17 Monaten ist die wandernde Elefantenherde fast wieder zuhause in ihrem gewohnten Habitat im Süden Yunnans. Irgendwann in den letzten Wochen sind die Elefanten umgekehrt. Vielleicht, weil der Sommer zu Ende geht? Vielleicht aber auch, weil sie mit einer Mischung aus moderner Technik und simplen Essen – Drohnen und Bananen – in die richtige Richtung gelenkt worden sind? Am gestrigen Sonntagabend hat die Herde einen Fluss überquert, der bislang zu viel Wasser geführt hatte. Nun trennen sie „nur noch“ wenige hundert Meilen von ihrem Ursprungsort.

Nanxincang „Kultur- und Freizeitstraße“

Bisher bin ich immer dran vorbeigefahren, gestern habe ich mir die Zeit genommen, um mal einen Blick darauf zu werfen, was sich hinter diesem Anblick und den Schildern „Nanxincang Pedestrian Street“ verbirgt. Ein paar Altbauten ducken sich zwischen den modernen Hochhäusern, was mag das sein?

Blick auf die Nanxincang, kleine, alte Häuser ducken sich zwischen den Hochhäusern.

Blick auf die Nancingcang von der Fußgängerbrücke aus

Es handelt sich um die ehemaligen Kornspeicher aus der Ming-Dynastie, jetzt sind da schnieke Restaurants. Eigentlich, denn tatsächlich wird aktuell renoviert und der direkte Zugang ist versperrt. Hier mal Essen gehen: gerne, wenn die Arbeiten abgeschlossen sind. Aber extra als Ausflugsziel? Nein.

Happy New Year? Das zweite Corona-Jahr

Auf ins neue Coronajahr

Frohes Neues Jahr!
Die Hoffnung ist groß, dass dieses Jahr besser wird – die Befürchtung, dass das (erstmal?) nicht der Fall sein wird, allerdings auch.

Gestartet sind wir gut ins Jahr, ein schöner Silvesterabend mit Dinner for One und Ekel Alfreds Silvesterpunsch, Spielen und chinesischer Silvestershow. Statt Raclette oder Fondue stand der Shabu-Grill auf dem Tisch (Kombi von Tischgrill und HotPot). Da hat tatsächlich jeder was gefunden, was er mochte. Sogar Mäkler Nr. 1 möchte das jetzt mindestens einmal im Monat machen. Immerhin, wir können in gut einem Monat noch mal „Silvester“ feiern, wenn das Chinesische Neujahrsfest ansteht.

Ansonsten sind halt Winterferien mit viel Schlafen und Spielen, die leider morgen zu Ende gehen.

Rekordkälte

Screenshot Wetter-App

Minus 18 Grad in Peking

Vor ein paar Tagen sank die Temperatur noch tiefer in den Keller als eh schon, mit -18 Grad wurde ein Rekordwert erreicht. Leider ist da auch unsere Heizung kurzfristig in die Knie gegangen, Eckzimmer auf der windigen Seite sind nicht wärmer als 12 Grad geworden, bei mehr als zwei zusätzlich angeschalteten e-Heizungen, knallte die Sicherung raus.

Jetzt ist es wenigstens tagsüber mit Temperaturen über Null ganz okay. Ja, es ist Winter, klar, dass es kalt ist.

Grundsätzlich ist die trockene Kälte in Peking mit vielen sonnigen Tagen (und tatsächlich auch ganz guter Luft – anders als früher) gut auszuhalten. Aber warm und Sommer mag ich dann doch deutlich lieber – statt Stuga in Jämtland vielleicht später doch lieber eine Strandhütte in Thailand?

Baustellen

Vor einem Jahr war vor meinem Fenster eine Baugrube, jetzt steht da ein Rohbau, der wohl noch um ein paar weitere Stockwerke wachsen wird. Spannend die Frage, was das wohl für Beton ist, der bei zweistelligen Minusgraden vernünftig aushärtet … ;) Zu gucken gibt es hier jedenfalls immer etwas, auch wenn die Aussicht in Richtung Westen nun versperrt ist.

Arbeiter auf Baustelle in Peking

Arbeiter auf der Baustelle

Der Lady Street Flower Market hat seine Pforten ja schon vor über zwei Jahren geschlossen. Neulich wurde er eingerüstet und ich hab noch gedacht, endlich machen sie voran mit der Renovierung. Denkste. Keine Renovierung, es wird abgerissen, vorgestern stand nur noch die nette alte Front mit dem Lotus auf dem Dach und den Elefanten davor.

Abriss Lady Street Flower Market, Peking

Lady Street Flower Market wird abgerissen

Corona

Auch deutsche Zeitungen berichten vom erneuten „großen“ Corona-Ausbruch in China. Allerdings verschwindet eine nicht ganz unwichtige Einordnung im Kleingedruckten, wenn es überhaupt erwähnt wird: bis jetzt handelt es sich um insgesamt ca. 230 Fälle – also deutlich weniger als sich derzeit täglich in mancher deutschen Stadt infizieren.

Im umgekehrten Verhältnis stehen dazu die Maßnahmen: Massentests, Quarantäne (überwachte und nicht „bittebitte, bleibt am besten zuhause“), abgeriegelte Straßen. War Time Mode klingt ja in der Tat dramatisch – wobei ich persönlich um die 1000 Tote am Tag als deutlich dramatischer empfinde.

Auch in Pekings Bezirk Shunyi, wo wir bis vor knapp zwei Jahren gewohnt haben, gibt es neue Infektionen, heute wieder eine. Die betroffenen Wohngebiete werden abgeriegelt (voraussichtlich für drei Tage) und die Bewohner durchgetestet. Einer der Erkrankten ist Taxifahrer und ziemlich viel rumgekommen – unter anderem nun Anlass für weitere Aufrufe zur Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen und zur Einführung neuer: auch beim Taxifahren muss man sich ab sofort per Health App registrieren.

Taxis dürfen gerade nicht von/nach Shunyi fahren (mit Ausnahme des Flughafens), von Einschränkungen des Bus- und Bahnverkehrs ist jetzt gerade noch nichts bekannt.

Mal sehen, ob und welche Auswirkungen das auf die DSP-Schüler*innen haben wird, die in Shunyi wohnen.

Kopfkirmes

Unser Risiko, hier in Peking an Covid-19 zu erkranken, dürfte weiterhin ziemlich gering sein. Dass Risiko von einschneidenden* Eindämmungsmaßnahmen betroffen zu sein, ist allerdings ungleich größer. Also das Gegenteil von Deutschland?

*einschneidend: Nicht nur Maskenpflicht, Temperaturkontrolle, HealthApp – daran haben wir uns gewöhnt, sondern isolierte Wohngebiete oder kontrollierte Quarantäne.

Dass das Virus nicht weg ist, dass es im Winter mehr Ansteckungen geben könnte, war ja eigentlich absehbar, davor ist gewarnt worden, überrascht sollte man jetzt nicht sein. War trotzdem beruhigender, als wir die lange Phase ohne Neuerkrankungen in Peking hatten.

Es wird dieses Jahr zum zweiten Mal keine Temple Fairs zum Neujahrsfest geben. Alles, wo sich viele Menschen zusammenknubbeln könnten, wird mit Besucherobergrenzen versehen (und besonders neuralgische Punkte wie beispielsweise der oberste Pavillon im Jingshan-Park gesperrt).

Dieses unterschiedliche Herangehen macht mir nach wie vor ziemlich Kopfzerbrechen. Nicht nur theoretisch, sondern ganz konkret aus Sorge um meine großen Kinder, den Rest der Familie, Freunde in Deutschland. Aktuell sehe ich noch nicht, dass die Infektionszahlen in Deutschland sinken (zu viele Lücken in unzureichenden Maßnahmen?). Wie lange wir wohl noch Glück haben, dass keiner unserer Lieben erkrankt?

Ich bin gespannt, was dieses zweite Corona-Jahr uns bringen wird und hoffe sehr, dass es mit dem Frühling besser wird.

Verflixtes Corona – Rückblick auf 2020

Das verflixte Corona-Jahr neigt sich so langsam dem Ende zu. Zeit für einen Rückblick auf 2020, mit dem ich auch an der Fotoparade von Michael vom Blog Erkunde die Welt teilnehme. Die Bilder sind nicht unbedingt nach „Schönheit“ ausgewählt, sondern eher um das Jahr zu illustrieren.

Januar

Anfang Januar war unsere Welt noch in Ordnung. Ein paar Freunde (und noch mehr Ausländer) sind die kurze Zeit zwischen Weihnachts- und Chinesischen Neujahrsferien gar nicht zurückgekommen, lohnte sich ja nicht für die gerade mal drei Wochen. Entsprechend ruhig war es Anfang des Jahres auch noch bei uns. Dass die drei Wochen im Januar die einzigen drei Präsenzschulwochen im zweiten Halbjahr 19/20 sein würden, war nicht abzusehen. Auch wenn es erste Meldungen über die „mysteriöse Lungenkrankheit“ in China schon Ende Dezember 2019 gab, war das für uns noch kein Thema.

Eisiger Winter mit viel Schnee

Winter in Peking sind zwar eiskalt, aber trocken. Als es dann am 6. Januar richtig viel geschneit hat, habe ich alles stehen und liegen lassen und bin zum Jingshan-Park gefahren. Auf dem Rückweg habe ich dann noch einen Halt an „der Ecke“ gemacht – von diesem Wachturm der Verbotenen Stadt gibt es sicher Tausende Bilder, aber nicht ganz so viele mit Schnee und Eis, auch wenn es in diesem Jahr anders war und später noch ein paar Mal geschneit hat.

Wachturm Verbotene Stadt – #kalt

Zwei Wochen später sah es dann schon ganz anders aus. Es kamen die ersten „Landsleutemails“ aus der Botschaft, die Schule riet unter anderem dazu dazu, an Bahnhöfen und Flughäfen Feinstaubmasken zu tragen.  Das hat mich dann schon das erste Mal verunsichert, gleichzeitig fühlte es sich surreal an. Wir haben Besuch von unserem Mittleren und seiner Freundin erwartet, die zunächst uns besuchen wollten, um dann weiter nach Sichuan zu fliegen und dort zu wandern. Der Gedanke, die Reise abzusagen, war kurz da, aber zu dem Zeitpunkt schien das uns das noch mehr als übervorsichtig bis hysterisch… Also habe ich die beiden dann vom Flughafen abgeholt. Mit Maske.

Am chinesischen „Silvesterabend“ habe ich am späten Nachmittag eine meiner „Kontrollrunden“ gedreht und mal wieder (wie immer vergeblich) versucht, den Tiananmen mit dem Scooter zur kreuzen. Dass die Stadt zum Neujahrsfest wie leergefegt ist, ist immer so. Aber unter dem Eindruck der neuen Krankheit und mit Maske fühlte es sich unwirklich an. 

Nordost-Ecke Verbotene Stadt

Eine Sehenswürdigkeit nach der anderen wurde geschlossen, die Temple Fairs abgesagt – das ist so, als wenn in Deutschland Weihnachtsmärkte abgesagt werden. Mit dem Besuch sind wir dennoch ein bisschen durch die Stadt gezogen, aber wenn die Wangfujing sich so leer präsentiert, weiß man, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist.

Leergefegte Wangfujing Ende Januar 2020

Auch am Osteingang des Jingshan-Parks: tote Hose.

Jingshan East Street: nichts los im Januar 2020

Februar

Ein paar Tage später war klar: weiter in China herumzureisen ist keine gute Idee. Tagelang hingen wir am Telefon, bis es endlich einen Rückflug für den Mittleren und Freundin gab. Normalerweise heule ich Rotz und Wasser, wenn ich mich von den Kindern verabschieden muss, diesmal war ich tatsächlich erleichtert. (Auch wenn ich im Nachhinein denke, vielleicht wären sie besser hiergeblieben.)

Während Corona in Deutschland weiterhin kaum mehr als ein Sack Reis in China war, Masken als unnötig und unsinnig abgetan wurden (und damit einer der Bausteine für das derzeitige Chaos gelegt wurde), war unser Alltag klar durch Corona bestimmt. Überflüssig zu sagen, dass hier ohne Maske nichts mehr ging. 

Lin mit Helm und Maske

#maskiert

Die Schulferien wurden erst verlängert, dann kam der Online-Unterricht. Die Jungs waren zuhause. Immer. Auch wenn unsere „Lütten“ schon lange keinen Babysitter mehr brauchen, einigten wir uns darauf, dass immer ein Elternteil bei ihnen bleibt. Nicht, dass es ganz dumm läuft, und wir zur falschen Zeit am falschen Ort sind und irgendwo festsitzen. Rausgehen wollten sie eh nicht, da war durchaus Angst im Spiel.

Wenn der Mann nicht arbeiten war, bin ich von Zeit zu Zeit durch die Stadt getuckert. Inzwischen hatten sich die Wohngebiete, egal ob Westler-Compound oder Hutong, alle mehr oder weniger abgeriegelt. Zugang ausschließlich für Bewohner, keine Besucher oder Lieferanten erlaubt, Handwerker nur im Notfall mit viel Hickhack.

Kontrollposten gegenüber vom Lama-Tempel: nichts los. 

Weiterhin alles leergefegt. So wichtig meine „Kontrolltouren“ für mich einerseits auch waren, um keinen Budenkoller zu kriegen, so froh war ich andererseits immer, wenn ich in der sicheren Wohnung zurück war.

Yonghegong-Straße

Solltet Ihr glauben, nur die kleineren Straßen wären so leer gewesen – Irrtum. Hier ein Blick in die Chang’an – die große Prachtstraße im Zentrum, die an Tienanmen und Verbotener Stadt vorbeiführt, wo zum Nationalfeiertag die Paraden stattfinden, wichtige Ost-West-Verbindung: gespenstische Leere.

Blick in die Chang’an Avenue in Richtung Tienanmen und Verbotene Stadt

März

Im März nicht viel anders: wir hocken fast nur zuhause im Apartment, einziger Sozialkontakt außerhalb der Familie ist der Ladenbesitzer des kleinen Geschäfts im Compound. Ich drehe weiter von Zeit zu Zeit meine „Kontrollrunden“, die ich mit kleinen Besorgungen verbinde. Besonders gut tut mir ein Spaziergang im Jingshan-Park.

Jingshan-Park hat mehr zur bieten als „nur“ den Blick vom Kohlehügel auf die Verbotene Stadt.

So langsam gibt es wieder etwas mehr Verkehr, aber es ist und bleibt weit entfernt vom normalen Chaos.

Nicht viel los am 3. Ring und der Sideroad.

Der Frühling kommt endlich – gleichzeitig verabschieden wir uns so langsam von der Vorstellung, dass die Schule ihre Pforten noch vor den Osterferien wieder öffnet. Und eine leise Ahnung macht sich breit, dass der geplante Heimaturlaub in den Sommerferien vermutlich ausfallen wird.

Erstes Frühlingsgrün im Tuanjiehu-Park

April

Endlich wird es wärmer, der Frühling ist da und überall grünt und blüht es. Was im Corona-Jahr ist wie immer: was blüht, muss fotografiert werden.

Frühlings-Fotografie im Ditan-Park

Die Temperaturen liegen über 20 Grad, normalerweise würde ich mit Freundinnen in Cafés draußen sitzen – aber Fehlanzeige. Überall gibt es Temperaturkontrollen, Sehenswürdigkeiten sind weiterhin geschlossen, Parks bleiben geöffnet, haben aber Besucher-Obergrenzen. Wo sich sonst Touristenbusse stapeln: Leere.

Guozijian Jie – Hier geht es zum Konfuzius-Tempel

Für die Jungs beginnen nach 9 Wochen Online-Schule die Osterferien. Chinas Grenzen sind für Ausländer weiterhin dicht.

Mai

Anfang Mai darf die Verbotene Stadt wieder öffnen. Statt normalerweise maximal 80.000 Besuchern dürfen aber nur 5.000 am Tag hinein. Die ersten Tickets sind sofort ausverkauft, ich ergattere eines für den 6. Mai. Ohne die üblichen Besucherströme wirkt die Verbotene Stadt ganz anders, vor allem die Plätze scheinen um ein Vielfaches größer zu sein.

Viel Platz in der Verbotenen Stadt

Ansonsten passiert bei uns im Mai nicht viel. Die Jungs haben Online-Schule, der Mann macht Home-Office, ich dreh meine Kontrollrunden. Soziale Kontakte außerhalb der Familie? Fehlanzeige. Der „Lütte“ wird 14, eine richtige Feier mit Besuch gibt es nicht (auch nicht an den anderen drei Geburtstagen hier), aber immerhin einen gemütlichen Tag samt gewünschtem Schokokuchen.

Geburtstagskuchen (zur Foodbloggerin tauge ich offensichtlich nicht! ;) )

Juni

Im Juni öffnet die Schule für ein paar Tage, dann gibt es einen neuen Corona-Ausbruch auf einem Markt und die Schulen müssen wieder schließen. Der Online-Unterricht läuft aber bis auf einzelne Ausnahmen gut, gibt halt auch unter Lehrern Digitalverweigerer, was normalerweise schon ein Ärgernis ist, jetzt aber an Arbeitsverweigerung grenzt.

Für etwas Abwechslung sorgt das Theater-Projekt der Jungs. Da die Schule geschlossen ist, findet die AG online statt, die Jungs habe ihre Parts gefilmt. Ich werde regelmäßig zur Schule gescheucht, um dafür Requisiten, GreenScreens etc. am Pförtnerhaus abzuholen. Hier ist das Ergebnis.

Ende Juni fangen die Sommerferien an, die Jungs waren im 2. Schulhalbjahr – also von Januar bis Juni – gerade mal vier Wochen in der Schule. Der geplante lange Sommerurlaub in Deutschland fällt coronabedingt ersatzlos aus. Nun haben wir Freunde und Familie über ein Jahr nicht mehr gesehen (Spoiler: und auch jetzt am Ende des Jahres ist noch kein Wiedersehen absehbar).

Der Markt-Ausbruch wird schnell eingedämmt, und unser Leben geht unter Corona-Bedingungen weiter: Masken, Temperaturkontrollen und Health App – Zugang fast überall nur mit grünem Code. 

Meine Schnapsidee, den Tiananmen mit dem Scooter zu kreuzen, verfolge ich in Abständen weiter – erfolglos. Aber drumherum ist es ja auch nett.

Große Halle des Volkes

Wetter und Stimmung sind gewittrig. Der Blick auf Deutschland macht es nicht besser, wir machen uns mehr und mehr Sorgen um die Familie und Freunde dort. 

Gewitter über Peking

Juli

Ab Juli geht es bei uns so langsam aufwärts. Endlich können wir so langsam wieder soziale Kontakte pflegen. In der Regel draußen, natürlich mit dem üblichen Vorsichtsmaßnahmen (Maske, Temperaturcheck, Health App), aber immerhin. Ich glaube, so allein wie in diesem guten halben Jahr war ich noch nie zuvor, wobei ich ja zum Glück die Familie hab. Vor allem die Jungs sind klasse.

Beide sind ja nun in einem Alter, in dem sie sich normalerweise so langsam von zuhause ablösen sollten, selbständiger werden – und stattdessen sind wir mehr denn je aufeinander angewiesen. Noch stärker, als es wegen der Situation „Ausländer in Peking“ sowieso schon der Fall ist. Aber sie tragen alles mit Fassung, die Angst der ersten Wochen hat sich zum Glück gelegt. Als Nachwuchsnerds kamen sie mit dem Online-Unterricht hervorragend klar, dass soziale Kontakte übers Internet stattfinden, ist für sie auch nichts Neues.

Regenzeit

Es regnet diesen Sommer ungewöhnlich viel. Mehrmals müssen die Compound-Mitarbeiter Sandsäcke vor die Türen legen und das Wasser aus der Lobby schieben. Ich bin ein letztes Mal mit einer Freundin verabredet, die Peking verlässt, da kann ich mich vom Wetter natürlich nicht abhalten lassen. Durch knöcheltiefes Wasser muss ich stapfen, um sie zu sehen (und hab mich hinterher ordentlich geschrubbt, lieber nicht darüber nachdenken, was in der warmen Brühe alles drin ist…).

Überflutete Kreuzung an der US-Botschaft

August

So langsam normalisiert sich das Leben weiter. Es gibt zwar weiterhin Obergrenzen für Besucherzahlen, Sehenswürdigkeiten sind aber wieder geöffnet. Die Maskenpflicht wird outdoor gelockert, sofern man Abstand halten kann, die meisten tragen aber weiterhin immer und überall ihre Maske. Ohne Health App geht gar nichts.

Am 7. August wird die bisher bis Mitte Dezember letzte lokale Corona-Neuinfektion in Peking registriert, eine für uns beruhigende Phase von 133 Tagen ohne lokale Neuinfektion beginnt.

Fast normal – abends vor dem Glockenturm

Das neue Schuljahr beginnt. Zunächst ein paar Tage online, dann in jahrgangsweisen Etappen auch wieder richtig in der Schule. Mit Maske, die nur zum Essen und Trinken und draußen abgenommen werden darf. Mit Temperaturkontrolle beim Ankommen. Die Masken sind lästig, keine Frage, aber besser mit Maske in der Schule als ohne auf der Intensivstation.

Hutong in Peking

Ich genieße das sommerliche Wetter, gerade ab dem späten Nachmittag ist es oft richtig schön (und nicht mehr so heiß) draußen.

Am Shichahai

September

Im September nimmt die Patengruppe ihre Aktivitäten wieder auf, also starte ich auch wieder Fotogruppen-Aktivitäten, wenn auch nicht ohne Disclaimer: wenn sich an der Corona-Lage etwas ändern sollte, wird alles abgesagt. 

Mit der Fotogruppe am Shichahai

Weihnachten im Spätsommer?

Die Pekinger „Weihnachtsengel“ treffen sich wieder regelmäßig. Der Basar in der Botschaft kann dieses Jahr nicht stattfinden, gebastelt wird trotzdem. Wenn nicht vor Ort verkauft werden kann, vielleicht geht das dann online? Das gestaltet sich schwierig, rechtliche Probleme ohne Ende, der von mir angedachte Webshop ist deshalb keine Lösung. Am Ende erstelle ich eine kleine Selbstvorstellungs-Webseite und bastel Online-Flyer, die wer mag auf WeChat posten konnte, damit auch ohne Basar Adventskränze und Co. für den guten Zweck verkauft werden können.

Flyer für die Weihnachtsengel

Die Stadt bereitet sich allerdings erstmal auf die Golden Week vor. 

Bankett-Vorbereitungen

Man könnte innerhalb Chinas reisen – man kann es aber auch lassen. Das Risiko, sich in irgendeinem Provinzhotel in überwachter Quarantäne wiederzufinden, lässt sich nicht von der Hand weisen, da es immer wieder vereinzelte lokale Ausbrüche gibt und stets sofort mit harten Maßnahmen reagiert wird – was ich gut finde, besonders mit dem Blick auf den Rest der Welt.

Die Klassenreisen, die sonst in der letzten Septemberwoche stattfinden, müssen ausfallen, und auch ich reise in dieser Zeit nicht wie in allen Jahren zuvor durch China. Nicht falsch verstehen, ich finde es richtig, während einer Pandemie nicht zu reisen – wehmütig bin ich trotzdem und das Reisen fehlt mir. Wobei die erste Reise „nach Corona“ für uns kein Erholungsurlaub sein wird, sondern Heimaturlaub in Deutschland, das Wiedersehen mit unserem „Anhang“ dort hat Vorrang.

Oktober

Der Monat startet mit einem Doppelfeiertag: Auch das Mondfest fällt wie der Nationalfeiertag auf den 1. Oktober. Die Jungs haben Ferien, wir bleiben in Peking. Wetter und Luft sind recht gut, ich mache viele Ausflüge.

Mit der Fotogruppe fahre ich nach Badachu. Natürlich geht es mit der Sommerrodelbahn wieder runter, den Spaß gönnen wir uns.

Distelfalter in Badachu

Meistens mache ich mich am späteren Nachmittag auf Streifzug durch die Stadt. Der Verkehr ist inzwischen „back to normal“. Einmal entsteht dabei dieses Bild – eigentlich wollte ich das noch mal geplant und mit Stativ angehen, aber meine Liste von Dingen, die ich noch tun möchte, ist ellenlang – hat bisher noch nicht geklappt.

Rush hour

Mit einer Freundin verbringe ich einen tollen Tag im Botanischen Garten. Wetter, Luft und Licht sind unglaublich schön, tut alles rundum gut.

Botanischer Garten

Mit der Fotogruppe geht es an einem Abend zum Olympiagelände. Hier wird gewerkelt, es sind ein paar „Hütten“ aufgebaut, die einerseits die Aussicht versperren, andererseits mit ihren verspiegelten Wänden neue Perspektiven eröffnen. Der chinesische Tourismus scheint wieder in Gang gekommen zu sein, eine Reisegruppe nach der anderen zieht an uns vorüber. 

Watercube und Spiegelung vom Bird’s Nest

November

So langsam wird es kalt, zum Glück wird in unserem Compound die Heizanlage nicht erst am 15.11. (offizieller Beginn der Heizperiode) angestellt. Gut so, ich glaube, für unsere e-Heizkörper brauchen wir ein eigenes kleines AKW, wir haben es halt gern warm…

Mit der Fotogruppe geht es zum Alten Observatorium. Das gefällt mir total gut, wird für künftige Besucher mit ins Ausflugsprogramm aufgenommen – wenn es denn irgendwann mal soweit ist, dass Reisen wieder möglich (und klug…) ist. Als nicht so klug empfinde ich die deutsche Corona-Politik, ich mach mir mehr und mehr Sorgen um meine Lieben in Deutschland. 

Altes Observatorium

Der Winter naht… Ich pappe Schneeflocken von innen an die Fenster und prompt fängt es draußen an zu schneien.

November-Schnee in Peking

Apropos Baustelle: Wo Anfang des Jahres noch eine tiefe Baugrube war, versperrt mir jetzt so langsam der halbfertige Rohbau den Blick zum 3. Ring (und es wächst noch weiter in die Höhe). 

Baustelle vor meinem Fenster

Bei den Weihnachtsengeln herrscht Hochbetrieb, es wird fast im Akkord gebastelt. Höhepunkt ist das letzte November-Wochenende, wo wir gleich auf zwei Weihnachtsmärkten vertreten sind. Ich hab mich für zwei Schichten einteilen lassen, es ist bitterkalt – aber Corona-Maßnahmen wirken auch gegen banale Erkältungen. So gesund wie in diesem Jahr war ich ewig nicht mehr…

Dezember

Der Advent ist vergleichsweise ruhig, da unter anderem die vielen Veranstaltungen in der Schule ausfallen müssen. Der letzte Fotogruppen-Ausflug in diesem Jahr führt in den CBD (Central Business District), wo ich zum ersten Mal sehe, wie ein Gebäude (Pekings höchstes: der Zhongguo Zun) einen Schatten an den Himmel wirft – Smog macht’s möglich… 

Shadow in the sky

Geschneit hat es auch schon wieder, diesmal spätabends. Sieht gegenüber auf der Baustelle mit dem Licht vom Kran ganz cool aus, finde ich. Die Baustelle ist wohl überhaupt das Motiv, dass ich dieses Jahr am Häufigsten fotografiert habe, vielleicht fasse ich das demnächst mal zusammen. ;)

Leise rieselt der Schnee…

In der Woche vor dem 4. Advent endet die lange, ruhige Phase ohne lokale Neuinfektion in Peking. Das Hotel und die unmittelbare Nachbarschaft, wo der Fall entdeckt wurde ist nun „orange“ – mittleres Risiko-Gebiet. Wird mit Tests,  Tracing und Quarantäne wieder eingedämmt, heute (21.12.) ist Tag 2 ohne lokale Ansteckung. Hoffentlich wird das jetzt wieder so eine lange Phase (oder besser noch länger) wie zuvor.

Weihnachten steht vor der Tür, das sechste Mal, seit wir in China leben, wobei wir zweimal in den Weihnachtsferien in Australien waren. Dann kommt Silvester, was ich fast noch lieber mag als Weihnachten. Und dieses Jahr besonders, denn die Hoffnung, dass das nächste Jahr besser wird, ist groß. Während wir Weihnachten gemütlich zuhause verbringen werden, gehen wir zu Silvester wohl aus, das war letztes Jahr schon sehr skurril und witzig.

Ausblick auf 2021

2021 wird hoffentlich besser werden. Ich habe große Sehnsucht nach meinen drei Großen, meiner Mutter, aber auch nach dem Rest der Familie, Freunden… Ich war noch nie so lange ununterbrochen aus Deutschland weg (und ununterbrochen in Peking). Wenn wir also wieder reisen können (ohne dass es das Risiko gibt, nicht wieder nach China zurückkommen zu können!), wird es nach Deutschland gehen, Familie und Freunde knuddeln, Beziehungen pflegen… Abgesehen davon geht es uns aber ganz gut, wir sind gesund und konnten zumindest seit dem Sommer ein halbwegs normales Leben führen. Glück gehabt haben wir auch insofern, dass es von unseren Lieben (bisher…) niemanden erwischt hat. 

Aber wir machen uns nichts vor – dass „Corona vorbei ist“ und wir im Sommer reisen können, ist noch lange nicht in trockenen Tüchern, auch wenn es mit den verschiedenen Impfstoffen jetzt Licht am Horizont gibt. Aber bis ausreichend eingedämmt einerseits und durchgeimpft andererseits sein wird, wird noch viel Zeit vergehen. Immerhin scheint sich endlich gerade in Deutschland der Fokus vom Retten „der Wirtschaft“ weg und hin zum Schutz der Menschen zu verschieben. 

Trotzdem, so ein neues, noch unbenutztes Jahr hat alle Chancen, gut – und besser als das vorherige – zu werden. Und der Rückblick auf 2021 wird hoffentlich fröhlicher.

Alle Fotos auf einen Blick

 

 

 

Schnipsel Nr. 9

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Schnipsel”. Dieses Mal: Schönwetterflash, Ferien in Sicht, Corona…

Schönwetterflash

Im September ist es in Peking ja immer besonders schön. Es ist noch sommerlich-warm, aber die brütende Hitze mit an die 40 Grad ist überstanden, die Regenzeit ist vorbei. Da macht es noch viel mehr Spaß, draußen unterwegs zu sein. Und dann kam in den letzten Tagen auch noch supergute Luft dazu. Ich war die Woche nur so viel verabredet, so dass ich es nicht in Richtung Berge oder an einen der Seen geschafft habe. War trotzdem schön und hat gut getan. 

Mittwoch ging es zu den Weihnachtsengeln – da fahre ich immer hier (Kreuzung von Airport Expressway und 4. Ring) entlang und finde diesen über mehrere Etagen gestapelten Verkehr höchst faszinierend.

Hier treffen der 4. Ring und der Airport Expressway aufeinander.

Am Donnerstag konnte ich die Sonne, die einem jetzt nicht mehr das Hirn wegbrennt, beim Brunch auf der Dachterrasse des MaiFresh mitten in den Hutongs zwischen Glockenturm und Konfuziustempel genießen. Tolle Location, leckeres Essen (auch „instagrammable“), nette Gesellschaft und gute Gespräche – sehr, sehr schön, da lohnt sich auch das Warten (der Service ist nicht so schnell, aber sehr reizend).

Abends leider auch weder irgendwo herumgetuckert, noch nett draußen gesessen, sondern in der Schule am Elternabend teilgenommen. Der war zum Glück kurz und schmerzlos.

Am Freitag bin ich mit der Strickgruppe zum Wollmarkt gefahren. Diesmal hatte ich nicht so hochfliegende Erwartungen und keine deutschen Geschäfte mit handgefärbten Strängen in allen denkbaren Qualitäten vor Augen – und tatsächlich lohnt sich ein Besuch dort doch. Ich selbst habe zwar nur ein paar Knöpfe erworben, aber alle anderen haben gut zugeschlagen – unser kleiner Beitrag zur Standortsicherung. ;) 

Auf der Rückfahrt haben wir dann noch diesen Mann gesehen:

Stylisher Cruiser auf der G110 in Peking

Der war so lässig! Kommt auf dem Foto leider nicht raus – schicke Federn am Hut. Der wusste jedenfalls, wie man so einen schönen Sonnentag genießen kann.

Gestern habe ich geschwächelt, heute hatten wir Besuch – schön war’s. 

Ferien, Mondfest und Golden Week in Sicht

Die kommende Woche ist auch noch mal so vollgepackt. Ich bin wieder jeden Tag verabredet, die Jungs schreiben Klausuren, aber am Freitag ist der letzte Schultag und dann sind Ferien: Golden Week. Dabei sind die Sommerferien doch gerade erst rum! Jedenfalls ist dann auch wieder Zeit für spontanes Rumstromern. Ich weiß, der „Freizeitstress“ ist selbstgemacht, aber nach der langen Zeit ohne soziale Kontakte außerhalb der Familie gab es auch ein gewisses Nachholbedürfnis, und das war jetzt eher zufällig, dass es sich so geballt hat.

Ich bin gespannt, wie es dieses Jahr in Peking sein wird. Sonst sind zur Golden Week die Straßen leer, dafür ballt es sich bei den Sehenswürdigkeiten. Das schau ich mir auf jeden Fall an.

Herbstlich ist es ja schon – in der Vegetation: es ist Erntezeit, vieles ist verblüht, die ersten Blätter fallen… Nur die Temperaturen sind noch sommerlich. Aber 28 Grad gelten hier nicht mehr als sommerlich genug, morgen wird die Klimaanlage abgeschaltet.

Der Vermieter hat uns gestern Mondkuchen geschenkt. Dieses Jahr ist das Mondfest relativ spät und fällt mit dem Nationalfeiertag am 1.10. auf den selben Tag.

Corona

Gestern ist es passiert: es wurde eine Corona-Infektion in Peking gemeldet, und das nach 43 Tagen ohne. Zwar „nur“ importiert, d.h. das Risiko für uns Pekinger dürfte nicht größer geworden sein, da direkt am Flughafen abgefangen und isoliert, Mitpassagiere in Quarantäne… Trotzdem mahnt es einen, nicht leichtsinnig zu werden, das Virus ist nicht weg. 

Ansonsten bin ich weiterhin froh, hier zu sein. Unser Leben ist derzeit halbwegs normal, zwar mit Maske und App – aber das kann man dafür dann schon in Kauf nehmen. Beatmung wäre schlimmer. Wieder niemanden treffen zu können, wäre schlimmer. Wieder Schulschließung wäre schlimmer – wobei die Jungs ja sehr gut mit dem Online-Unterricht zurechtgekommen sind, und zumindest teilweise konzentrierter und effektiver lernen konnten. Aber ich habe kein Ambitionen, wieder als Mathelehrerin einzuspringen. ;) Und ihre Kumpel und die Pausen haben die Kerle ja auch vermisst.

Da keiner weiß, wie sich die Corona-Lage während des Winters entwickeln wird, aber durchaus befürchtet wird, dass es dann (auch hier in Peking/China) wieder mehr Krankheitsfälle geben könnte, will ich noch möglichst viel unternehmen, solange es geht.

Nächste Woche steht noch einmal einiges an Gruppenaktivitäten an, unter anderem ein Ausflug mit der Fotogruppe, in der Golden Week dann mehr solo und spontan.

Eine kleine Frühlingstour

Traumhaftes Wetter, sonnig und warm (lauschige 25 Grad!), Luft nicht gut, aber noch annehmbar: Zeit für eine kleine Frühlingstour. Der Mann wegen des Feiertags zu Hause – ich nutze die Chance rauszukommen. Ich brauche Bewegung und will in einem Park spazieren gehen, und ein bisschen „altes China“ würde mir auch gut tun. Bevor es losgeht, bau ich erst noch schnell die Winterwindschutzkuscheldecke vom Scooter ab – damit wäre es wirklich viel zu warm – und ich bin derzeit ja auch nie abends unterwegs, wenn es noch kühler ist.

Ich fahre an der Schule vorbei – steht noch. Deutsche Botschaft steht auch noch. Als ich weiter die Dongzhimen Outer und Inner Street entlangfahre, denke ich an den chinesischen Neujahrsabend vor zweieinhalb Monaten zurück, als ich in Richtung Verbotene Stadt hier entlang gefahren bin. Da waren es sicher 30 Grad weniger, auf der Straße war wegen des Feiertags kaum Verkehr, nur wenige Menschen unterwegs, die aber bepackt mit Geschenktaschen, vor manchen Restaurants kleine Trauben von wartenden Leuten, Straßen und Restaurants geschmückt. Ich bin auch zwischendrin schon hier entlanggefahren, da war fast gar nichts los und der Feiertagsglanz fehlte, stattdessen apokalyptisches Feeling in der verlassen wirkenden Stadt mit den wenigen, allesamt Masken tragenden Passanten. Viel Verkehr ist jetzt auch nicht, aber doch deutlich mehr und vor allem sind viel mehr Menschen unterwegs.

An der Kreuzung Dongsi/Yonghegong muss ich mich entscheiden: links herum in Richtung Jingshan Park oder rechtsherum zum Ditan-Park. Die Ampelschaltung entscheidet für mich, also fahre ich kurz darauf am Lama Tempel vorbei, überquere noch die große Kreuzung unter dem 3. Ring und parke den Scooter zwischen Dutzenden anderen vor dem Parkeingang.

Ditan-Park

Kurzer Augenblick der Spannung: bekomme ich ein Ticket? Und ist der Park noch nicht zu voll? Beides kein Problem. Am Tor muss ich noch kurz die Temperatur messen lassen, gehe noch ein paar Schritte in den Park hinein und das viele Grün tut augenblicklich gut. Ein paar Meter weiter kann ich den süßen Duft der Blüten einsaugen, der es sogar durch die Maske schafft. Überall wird fotografiert, dieses Jahr gibt es Frühlingsblüten-Selfies-mit-Maske.

Ich lasse mich weiter durch den Park treiben. Es ist schön zu sehen, dass es auch jetzt noch das normale Pekinger Parkleben gibt, wenn auch weniger und mehr auf Distanz als zu normalen Zeiten. Eine einsame Sängerin zwischen den Bäumen. Junge Leute in traditioneller Kleidung beim Fotografieren. Musikanten. Fußfederball, Tai Chi, Tänzerinnen… Nur der Sportplatz mit den Fitnessgeräten ist abgesperrt (so wie der Erdaltar auch).

Eigentlich will ich gerade versuchen, ein ferngesteuertes Auto fotografisch nett einzufangen, als ein Ball vor meine Füße rollt. Ich kicke ihn zurück, Ball kommt wieder, weitere Leute gesellen sich dazu. Das war ein unglaublich schöner Moment, fast normal, wären die Masken nicht.

Dieser Parkspaziergang hat echt gut getan. Ich schwinge mich auf den Scooter und mache mich auf den Rückweg.
Erst am Lama-Tempel vorbei…

Lama-Tempel

Durch die Yonghegong Straße in Richtung Beixinqiao…

Yonghegong Street

Blick in die Guozijian Street, in der sich der Konfuziustempel befindet…

Tor zur Guozijian Street…

Und schließlich noch an der Kreuzung Yonghegong Street/Dongsi North Street/Dongzhimen Inner Street: Allmählich mehr Verkehr, aber immer noch weit entfernt vom normalen Wahnsinn.

Warten an einer Ampel

Ich komme ziemlich zufrieden wieder zuhause an und beschließe, dass wir darüber reden müssen, ob und in wieweit wir unsere selbst festgelegten Sicherheitsmaßnahmen (Jungs gehen nicht raus, ein Elternteil immer bei ihnen…) lockern können. 

Normalisierung? Nicht wirklich.

Ab und zu erreichen mich Fragen aus Deutschland, wie weit es sich denn inzwischen in Peking/China normalisiert hätte. Das stößt bei mir leider auf wenig Verständnis, denn mein Leben normalisiert sich leider bisher gar nicht. Für Leute, die arbeiten gehen müssen/dürfen, ist das vielleicht etwas anders. Bevor nicht beide Jungs wieder zur Schule gehen, ist für uns aber mit Normalisierung nicht zu rechnen, und bis das Leben wieder richtig normal ist, dürfte wohl noch mehr Zeit vergehen.

Ein Datum für die Wiedereröffnung der Schulen gibt es weiterhin nicht, was heute auch noch mal in einem Elternbrief der Schule mitgeteilt wurde. Ob es nach den Osterferien losgeht? Ich fürchte nicht, befürchte eher, dass die Jungs in diesem Schuljahr die Schule nicht mehr von innen sehen werden. Würde mich extrem freuen, wenn das anders kommt.

Maskenpflicht, überall Temperatur- und Zugangskontrollen; immer mehr Parks, die den Zugang begrenzen,  damit das Abstandhalten möglich bleibt. Für Parks, für die Eintritt zu zahlen ist, wird empfohlen, vorab Tickets online zu kaufen. 

Normalisierung ist auch nicht, dass man sich an das Unnormale gewöhnt hat.

Dass draußen vorm Fenster der Frühling angekommen ist, macht das Drinnenhocken nicht leichter. Vor einem unserer Fenster befindet sich aber auch eine Baustelle, paradoxe Welt, dass man sich freut, dass da wieder gearbeitet wird. Okay, das lass ich als winzig kleinen Schritt in Richtung Normalität gelten. (Gleicht den Rückschritt, dass Chinas Grenzen für Ausländer vorerst komplett dicht sind, aber nicht aus.)

Wenn man nachts wach wird, und es vorm Fenster flackert, dann brennt nicht die Bude ab, sondern auf der Baustelle wird auch mitten in der Nacht noch geschweißt…. 

Quarantine Cook-off, zweite Woche

Der Quarantine Cook-off von The Hutong ging in die zweite Woche. Ich hab wieder mitgemacht, weil es Abwechslung in den Alltag bringt. Food-Fotografie und eine Mahlzeit zu inszenieren und abzulichten anstatt sie zusammen zu genießen – das ist nicht mein Ding und das werde ich auch jetzt nicht anfangen. Aber fix knipsen, das geht. Sieht vielleicht nicht so toll aus, war aber sehr lecker.

MaLaXiangGuo

Das zweite Gericht während des vierwöchigen Quarantine Cook-off von The Hutong: MaLaXiangGuo - Würzig-scharf-duftend-Topf mit einer Vielzahl von frischen Zutaten, Gewürzen und einer Würzpaste “Sichuan Pixian Chilibohnenpaste”.
Gericht: Hauptgericht
Küche: Chinesisch
Keyword: Fleisch
Portionen: 4 Portionen

Zutaten

  • 200 g Schweinebauch
  • 100 g Lotuswurzel
  • 100 g Spargelsalat Stammsalat, chinesischer Salat, "lettuce stem"
  • 1 Block Räuchertofu kleiner Block
  • 200 g Broccoli
  • 100 g Bambussprossen
  • 100 g Sellerie
  • 200 g gemischte Pilze Champignons, Enoki, Austernpilze, Seitling... was man halt bekommt
  • 50 g Lauch
  • 10 Knoblauchzehen
  • 15 g Ingwer
  • 1-2 Korianderstiele
  • 3 EL Sichuan Pixian Chilibohnenpaste kann durch Tomatenmark ersetzt werden
  • 1 EL Austernsauce
  • 2 EL helle Sojasauce
  • 1-2 EL Kochwein kann mit Sherry ersetzt werden - oder weglassen
  • 2 TL Zucker
  • 1 TL Salz
  • 100 ml Pflanzenöl
  • 1-2 TL Sesamöl
  • 1 EL Sichuanpfeffer
  • 80 g getrocknete Chilischoten
  • 1 TL Fenchelsamen
  • 3 Stück Sternanis
  • 2 Lorbeerblätter
  • 1 Stück Zimtrinde

Anleitungen

  • Schweinebauch in dünne Scheiben schneiden.
  • Gemüse, Pilze, Tofu und Würzgemüse (Lauch, Knoblauch, Ingwer) kleinschneiden.
  • Koriander grob hacken.
  • Lotus, Spargelsalat und Broccoli kurz blanchieren, abschrecken.
  • Öl im Wok erhitzen, Gewürze hinzufügen, wenn diese duften, die Chilibohnenpaste und den Schweinbauch dazugeben. Ständig rühren!
  • Wenn der Schweinebauch braun zu werden beginnt und das Fett austritt, Knoblauch, Ingwer und Lauch zufügen.
  • Sobald es knofelig duftet, Pilze dazugeben. Etwa zwei Minuten weiterbraten und -rühren.
  • Nun das restliche Gemüse und den Tofu zugeben und weitere 2-3 Minuten braten und rühren.
  • Mit Kochwein, Sojasauce, Austernsauce, etwas Salz und Zucker abschmecken.

Zum Anrichten mit wenig Sesamöl besprenkeln und mit Koriander garnieren. Mit Reis servieren.

    Das Gericht gibt es in unzähligen Varianten, erlaubt ist was gefällt, geht auch mit Hühnchen oder ganz ohne Fleisch. Hier gab es die Woche noch eine vegane Version mit Lotus, Paprika und Pilzen.

    Das war jedenfalls schon etwas anspruchsvoller und aufwendiger als letzte Woche. Jetzt bin ich gespannt, was nächste Woche auf dem Speiseplan stehen wird – das ist auf jeden Fall eine willkommene Abwechslung im Pekinger Wohnungsknast.

    Osterferien

    Hurra, Ferien. Hurra? Neun Wochen Online-Schule liegen hinter uns bzw. hinter den Jungs, und eine Pause haben sie sich redlich verdient. Aber unseren Corona-Knastalltag wird es nicht wesentlich ändern. Was für ein Unterschied zu den letzten Ferien, den Chinesischen Neujahrsferien, die hier noch begeistert begrüsst wurden. Die Jungs haben dieses Jahr die Schule tatsächlich nur drei Wochen von innen gesehen, im Januar zwischen Weihnachts- und Neujahrsferien. Schaun wir mal, wann es soweit ist, dass sie wieder hinmüssen/-dürfen. Wie gesagt, ich fürchte, dass wir da noch viel Geduld brauchen werden.

    Corona-Koller

    Grüsse nach Deutschland und viel Geduld für Eure zweite Woche ohne Schule und Co. Bei uns sind es jetzt zwei Monate und weiterhin ist kein Ende in Sicht. Ich habe inzwischen einen ausgewachsenen Corona-Koller: Budenkoller, Frust, Lethargie, Zorn, Trauer über ein verlorenes Vierteljahr (das wird es wohl mindestens), Mangel an realen sozialen Kontakten. Zum Glück immer nur phasenweise, es nutzt ja nix, wir müssen da durch – und es geht uns angesichts der Umstände gut.

    Ja, aber kann man in China nicht schon von Normalisierung reden? Es gibt doch keine lokalen Neuansteckungen mehr, „nur“ noch importierte? Es ist doch mehr auf den Straßen los?

    Vielleicht ist das Normalisierung, aber hier ist noch lange nichts normal…

    Ja, es ist mehr auf den Straßen los, denn immer mehr Menschen müssen/dürfen wieder arbeiten gehen. Außerdem ist Frühling, über 20 Grad, eigentlich fängt jetzt die schönste Jahreszeit hier an. Es ist ja auch nicht grundsätzlich verboten rauszugehen. Gestern hatte ich nach der Fahrt zum Supermarkt aber keinen Nerv mehr. Die eigene Maske nervt und ausschließlich in andere Maskengesichter zu gucken, das ist nicht normal, das fühlt sich apokalyptisch an. In den eigenen vier Wänden habe ich dann doch wenigstens die Illusion von Normalität.

    Frühling, endlich.

    Allerdings bin ich heute am Compoundtor gefragt worden, wo ich hin möchte, als ich ein zweites Mal losgefahren bin, nachdem ich vormittags schon beim Bäcker und beim Metzger war.
    „Sachen kaufen.“ -„Was für Sachen?“ -„Reis.“- „Okay.“ 

    „Sachen kaufen“ habe ich mit einem Umweg verbunden, erst ein bisschen in der Stadt nach dem Rechten sehen. Da ich zwischendrin das Scooter-Akku nicht wieder vollgeladen hatte, hat es nur für eine kürzere Runde gereicht: Sanlitun, Dongzhimen, Galaxy Soho, Observatorium, CBD – steht alles noch. Straßen immer noch relativ leer.

    CBD steht noch

    Tuanjiehu-Park

    Irgendwann sagte der Blick aufs Akku: umdrehen/Rückweg. Der Tuanjiehu-Park liegt auf dem Weg, also habe ich da einen Zwischenstopp eingelegt, um mir die Füße zu vertreten. Da war relativ viel los, also Normalisierung? Nee, nicht mit all diesen Masken. 

    Wasserkalligraphie

    Der Tuanjiehu-Park ist klein, aber seht nett mit viel Wasser angelegt.

    Tuanjiehu-Park

    Einen Großteil der Parkfläche nehmen ein Aquapark und Kinderbespassungsanlagen „Carnies“ (Karussels, Hüpfdinger etc.) ein – natürlich geschlossen im Moment. Nicht normal. Ob die Entenboote noch Winterpause haben oder auch mit unter Quarantäne fallen, weiß ich nicht.

    Park mit Aussicht

    Nach zwei Runden hat es dann auch gereicht, und ich bin weiter zum Jingkelong gefahren. Wir brauchten wirklich Reis. Hier steht wie erwartet ein Wächter am Eingang, aber als ich ihm mein Handgelenk für die Temperaturkontrolle entgegenhalte, winkt er ab und deutet auf einen Kasten, aus dem mich mein eigenes Maskengesicht anlacht und, nachdem ich kurz davor stehen geblieben bin, 36° anzeigt – ich darf hinein. Der Laden ist gut besucht, aber nicht übervoll, die Regale sind gut gefüllt, es gibt alles. Die Reisauswahl im Jingkelong überfordert mich wie immer, also einfach irgendeinen 5-Kilo-Sack geschnappt, fertig. Am Ausgang ist ein Blumenstand, ein paar Tulpen müssen mit. Mittlerweile könnte ich wohl auch eine komplette Kleinfamilie mit dem Scooter transportieren, da kann ich auch mit Blumen in der Hand fahren…

    Wer den Scooter liebt, der…

    Ja, der Scooter. Als ich am Chaoyangpark entlangfahre, zeigt er mit noch 20 Prozent Akkuladung an, das reicht locker, denke ich, und switche nicht in den eco-Modus. Aber hinter der Französischen Botschaft sind es plötzlich nur noch 4 Prozent, hektisches rotes Blinken und aus. Tja, Premiere, wer seinen Scooter liebt, der schiebt. Zum Glück hab ich kein größeres, schwereres Modell, aber viel länger als diese Viertelstunde hätte ich auch nicht schieben mögen. Schreckmoment am Compoundtor nach dem ersten Fiebermessen, andere Hand hingehalten, uff, alles gut.

    Keine Normalität, kein Ende in Sicht

    Wie gesagt, allein dadurch, dass man überall außerhalb der eigenen vier Wände mit den Masken konfrontiert ist, wird man ständig daran erinnert, dass derzeit nichts normal ist. Dass es weiterhin kein Datum für die Wiederöffnung der Schulen gibt und dass wir nach der letzten Mail aus der Schule weiterhin damit rechnen, dass es frühestens ab dem 20. April wieder losgehen kann – keine Normalität.

    Teilweise werden Regelungen sogar verschärft, in Restaurants soll nur noch eine Person pro Tisch sitzen, in einem Restaurant, wo normalerweise 300 Leute Platz finden, sind aktuell maximal 15 Personen gleichzeitig erlaubt. Das in Verbindung damit, dass keine Besucher in die Compounds gelassen werden, hat unser soziales Leben außerhalb der Familie fast komplett in den virtuellen Raum verlagert.

    Meine Nachwuchsnerds kommen mit der Situation immer noch überraschend gut klar, so wie sie auch mit der Online-Schule gut zurechtkommen, teils sogar deutlich besser als mit normaler Schule. Ich steh ja auch normalerweise für Fragen zur Verfügung, aktuell muss ich deutlich mehr erklären. Nun bin ich also doch das, was ich nie sein wollte: Aushilfslehrerin. ;)

    Ich habe hier den Eindruck, dass Kinder mit bisher streng reglementierten Medienzeiten und wenig Zugang zu Handy/PC sich derzeit deutlich schwerer tun. Oder etwas zugespitzt: Medienabstinent ist das neue Bildungsfern. Und wir sind hier in einer relativ privilegierten Situation mit der gut ausgestatteten Auslandsschule – an staatlichen deutschen Schulen dürfte da vieles nicht machbar sein. 

    Blick nach Deutschland

    Hier so lange schon mit den Einschränkungen zu leben, das zerrt so schon an den Nerven. Aber zuzugucken, wie die Krankheitswelle nahezu ungebremst auf Deutschland zu- und darüberwegrollt, das belastet zusätzlich, weil das so nicht hätte passieren müssen. (Kluger Artikel dazu übrigens in der New York Times: „China Bought the West Time. The West Squandered It.“ Ist zwar schon eine Woche alt, aber weiterhin aktuell.)

    Wir haben uns ja schon lange gewundert, warum nichts passiert, z.B. bei der Einreise am deutschen Flughafen. Ja, auch mit Temperaturkontrollen erwischt man sicher nicht alle Infizierten, aber Passagiere einfach so durchzuwinken kann es definitiv auch nicht sein. Wer Maßnahmen eingefordert hat und entsprechendes geschrieben oder gesagt hat, musste sich der Panikmache und der Hysterie bezichtigen lassen.

    Wie kann es sein, dass in der globalisierten Welt erst mit zögerlichem Handeln begonnen wird, wenn die Einschläge in unmittelbarer Nachbarschaft sind? Hallo, Luftverkehr, schon mal davon gehört? Aber China ist das Land, wo nur ein Sack Reis umfällt, sowieso böse und sowas von hinter dem Mond? Was in China in den ersten Wochen passiert ist, daran gibt es nichts zu beschönigen – aber der Rest der Welt hätte wissen müssen, was da kommt und hat trotzdem nicht genug getan.

    Wochenlanges Runterspielen – alles ja nur Hysterie, Panikmache – ist es dann wirklich verwunderlich, wenn viele Menschen das jetzt noch nicht ernst nehmen? Hätten die sehr harten Maßnahmen für alle jetzt wirklich sein müssen, wenn man frühzeitig Einreisende unter Quarantäne gestellt hätte,  so wie China das jetzt macht, um den Re-Import des Virus bzw. die weitere Ausbreitung zu verhindern? 

    Nun ist es vermutlich eh zu spät. Immerhin, endlich Frühling.

    Forsythie. Hilft nicht gegen Covid-19 (auch nicht gegen den Virus im Film „Contagion“). Macht aber gute Laune.

    Freigang – Spaziergang im Jingshan-Park

    Da wir daran festhalten, dass immer ein Elternteil bei den Jungs bleibt, hatte ich erst gestern wieder Gelegenheit, länger durch die Stadt zu streifen. Luft ganz okay, Wetter traumhaft: 15 Grad und sonnig, es wird Frühling. Zuerst habe ich mein Glück am Shichahai versuchen wollen, aber: kein Zutritt.

    Hier geht es eigentlich zum See…

    Ich fahre weiter zum Jingshan-Park. Es ist tatsächlich deutlich mehr los als letzte Woche noch.

    Kohlehügel in Sicht

    Im Rückspiegel den Trommelturm.

    Trommelturm

    Wie gesagt, es ist deutlich mehr los, aber es ist immer noch weit entfernt von normalen Zeiten.

    Tatsächlich Leute…

    Der Jingshan-Park ist geöffnet. Der Zähler läuft (im Bild: weiße Schrift rechts oberhalb Ticketfensters), zu viele Leute gleichzeitig werden nicht in den Park gelassen. Aber es ist eh nicht viel los. Aufkleber auf dem Boden erinnern daran, Abstand zu halten.

    Abstand halten

    Mit behandschuhten Fingern nimmt eine Wächterin mein Ticket entgegen und hält es vor den Scanner, dann trete ich durchs Tor und habe gleich danach diesen Anblick – und ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie gut mir das gerade tut.

    Im Jingshan-Park

    Ich lasse mich kreuz und quer durch den Park treiben.

    Großstadt-Spatzen

    Pavillon

    Natürlich geht es auch nach ganz oben. Nur die oberste Ebene des Wanchun-Pavillons ist weiterhin gesperrt. Wächter mit Megaphonen drehen ihre Runden. Trotzdem knuddelt es sich hier ein bisschen, so dass ich nur fix knipse und weitergehe.

    Hallo, Schönheit!

    Die Verbotene Stadt ist weiterhin geschlossen.

    Nord-Tor der Verbotenen Stadt

    Wanchun-Pavillon

    Blick nach Norden

    Entdeckt ihr das Megaphon? Hier leiert unaufhörlich eine Durchsage.

    Peking 2020 – Handy und Maske

    Noch mal Richtung Norden gucken: Trommelturm und dahinter die Olympia-Türme

    Blick nach Osten: der Central Business District (CBD)

    Frühling!

    Auch von etwas weiter unten ist der Blick nach Norden schön.

    Ich such mir eine abgelegene Ecke und nehme kurz die Maske ab, unter der es unangenehm warm ist und die mir so am Mund klebt, dass ich das Gefühl hab, keine Luft mehr zu kriegen. Mistdinger, aber muss hier leider sein.

    Die Katz‘ wohnt im Park, jedenfalls treffe ich sie jedes Mal.

    Das hier will ich mir nächste Woche wieder angucken:

    Frühlingsboten…

    Bambi?

    Blick zurück nach oben

    Letzter Blick

    Das hat echt gut getan. Nach meinem Spaziergang fahre ich weiter an der Verbotenen Stadt vorbei und stehe dann kurz vor dem Tian’anmen, habe aber nicht die Nerven, einfach an der Wächterin vorbei zu fahren. Ich dreh wieder um und fahre zur Wangfujing, um in der apm-Mall Schulmaterialien für die Jungs zu besorgen. Der Foreign-Language-Bookstore ist geschlossen, wenn ich das Schild richtig entziffert habe, aber nur diesen einen Tag. Auch hier ist mehr los als neulich, aber weiterhin weit entfernt von normalen Zeiten.

    Wangfujing: Immer noch ziemlich wenig los

    Für den Rückweg wähle ich eine andere Route und tuckere schließlich am 3. Ring entlang durch den CBD nach Hause.

    CBD – rechts ein Bein der Langen Unterhose (CCTV-Headquarter)

    Und sonst? Stand der Dinge

    In Peking kommen aktuell wieder neue Kranke hinzu, die meisten sind nun „importierte“ Fälle. Da aber mehr Menschen wieder gesund werden, sinkt die Zahl der aktuell noch Kranken: von 428 Gesamtfällen sind es „nur“ noch 112 Kranke. 8 Menschen sind gestorben. Trotzdem bleiben die strikten Regelungen bestehen.

    Nach Peking würde ich derzeit nicht reisen: Quarantäne droht,  und das nicht unbedingt in den eigenen vier Wänden (sofern vorhanden) oder im Hotelzimmer, sondern mit Pech in einer Einrichtung in Flughafennähe. Das „genießt“ gerade ein ehemaliger Nachbar aus unserem alten Compound, der in einem der Flieger aus Moskau sass, in dem zwei kranke Mitreisende saßen.

    Die Schule teilt mit, dass es am 16. März noch nicht wieder mit „richtiger“ Schule losgehen wird. Wenn es bis Mitte März keine Mitteilung der Pekinger Behörden gibt, dass der Schulbetrieb wieder gestartet werden darf, wird es nicht vor den Osterferien wieder losgehen. Oder andersherum: Möglicherweise beginnt Schule erst am 20. April wieder. Weitere Informationen werden in der vor uns liegenden Woche folgen – ich bin gespannt.

    Wird es tatsächlich erst der 20. April, dann haben wir jetzt gerade erst Halbzeit des Ausnahmezustands… Und dann gucke ich nach Deutschland und lese, dass selbst Schulen mit Corona-kranken Lehrkräften (Stade, Düsseldorf) nicht geschlossen werden. War also doch nicht falsch, in Peking zu bleiben. Unter den gegebenen Umständen geht es uns ja gut, auch wenn die Aussicht auf weitere sechs Wochen Ausnahmezustand gerade verflixt niederschmetternd sind.

     

    Streifzug durch Peking

    Heute waren eigentlich perfekte Bedingungen für einen Wochenendausflug: saubere Luft, strahlender Sonnenschein, mit 10 Grad schon fast ein Hauch von Frühling in der Luft. Zumindest die Vögel scheinen das zu glauben, die hört man derzeit nämlich im Gegensatz zu normalen Zeiten, weil die Stadt so still geworden ist. Peking im Schatten des Virus ist nicht nur leer, sondern auch leise.

    Ich habe kurz mit dem Gedanken gespielt, mich in Richtung Duftberge, Badachu oder zum Botanischen Garten aufzumachen. Aber im Hinterkopf brodelt es leider doch. Auch in Peking soll es Compounds geben, die sich extrem abschotten und streng Buch darüber führen, wann und wie lange ihre Bewohner unterwegs sind, alle zwei Tage maximal zwei Stunden für den Einkauf von Lebensmitteln, mehr ist unerwünscht. Auch wenn das bei uns nicht so ist, so lässt mich das halt doch nicht kalt und auch bei meinen kurzen Streifzügen drängt es mich eher früher als später wieder zurück. 

    Trotzdem, an so einem wundervollen Tag ist drinnen bleiben keine Option für mich. Scooter gesattelt, und einfach drauf los, mal sehen, wo es mich hintreibt, grobe Richtung Beihai Park.

    Erstmal den 3. Ring Richtung Süden. Normalerweise ist hier auch am Wochenende dicker Verkehr!

    3. Ring – nichts los

    Am Dongzhimen Kreisverkehr werfe ich einen Blick auf die Werbung: Fight the virus!

    Fight the virus!

    Hier an der Ampel kram ich in meiner Tasche. Super, meine Sonnenbrille liegt zuhause auf dem Schreibtisch.

    Das ist schon vergleichsweise viel Verkehr heute…

    Wenn sonst nichts los ist, fallen die Straßenkehrer viel stärker auf als sonst.

    Straßenkehrer. Mit Maske natürlich.

    Eigentlich könnten die Ampeln auch abgeschaltet werden…

    Das kann doch unmöglich Peking sein?

    Zwischen Beixinqiao und Dongsi ist etwas mehr los. Zumindest, was Fußgänger und Zweiräder angeht.

    Auf den Straßen allerdings eher nicht so.

    Die Hutongs sind größtenteils gesperrt, als ich an einem die Barrikade fotografieren will, werde ich weitergescheucht. Ein paar Meter weiter ist dann ein Mann im weißen Schutzanzug mit Tank und Desinfektionsspritze zugange. Okay, dann mach ich wirklich lieber, dass ich weiterkomme.

    Ich rolle auf die Chang’an zu, aber in Richtung Tian’anmen darf ich nicht abbiegen, also überquere ich sie bloß und werfe einen Blick hinein:

    Chang’an in Richtung Tian’anmen

    Ladies and Gentlemen, das ist normalerweise eine der meistbefahrenen Straßen Pekings, die wichtigste Ost-West-Verbindung im Zentrum. Etwa 1000 Meter von meinem Standort befinden sich links der Tian’anmen und rechts die Verbotene Stadt. Und was sehen wir? NIX.  Das ist doch alles total surreal!

    Ich versuche, hintenrum in Richtung Tian’anmen zu fahren, aber es ist alles abgesperrt, also fahre ich zurück zur Chang’an und dort dann Richtung Osten.

    CBD mit dem Zhonguo Zun von der Chang’an aus.

    Die fast leeren Busse fahren übrigens zum Pekinger Hauptbahnhof. Nur: da war auch nichts los. Ich fahre dann den 2. Ring entlang Richtung Norden. Und wieder ein Blick auf den Zhonguo Zun und die „kleinen“ Gebäude ringsherum…

     

    Weiter am Galaxy Soho vorbei. Ich weiß, ich wiederhole mich: nichts los hier.

    Und noch ein letztes Bild für heute. Auch hier: nichts los. Auf dem 2. Ring!

    Ich tuckere durch Sanlitun zurück, wo ein paar mehr Fußgänger unterwegs sind. Mache einen Zwischenstopp im Jenny Lou (internationaler Supermarkt) und fahre zurück nach Hause. Heute muss ich Fieber messen lassen, Daumen hoch, puh. :)

    Und sonst?

    Quarantäne-Bestimmungen für Rückkehrer/Reisende

    Es gab wieder eine „Landsleute-Mail“, in der die aktuellen Quarantäne-Bestimmungen erläutert werden:

    Liebe Landsleute,
    in unserem letzten Schreiben hatten wir Sie darüber unterrichtet, dass in China in den vergangenen Tagen die Quarantänebestimmungen deutlich verschärft wurden, allerdings örtlich unterschiedlich. Vielerorts wird nunmehr eine 14-tägige Quarantänezeit für alle Personen vorgesehen, die von außerhalb kommen. Die Stadt Peking hat jetzt allerdings noch einmal schriftlich klargestellt, dass diese Regel keine Anwendung auf Personen findet, die sich in den vergangenen 14 Tagen nicht in der Volksrepublik China aufgehalten haben und über den Beijing Capital International Airport oder den Flughafen Daxing nach China einreisen. Diese Personen sind von der Anforderung der 14tägigen Haus-Quarantäne ausgenommen. Allerdings müssen sie bei ihrer Einreise ein Formular über ihren Gesundheitszustand ausfüllen bzw. vorlegen, eine Fiebermessung akzeptieren und eine Maske tragen.

    […]

     

    Zahlen…

    Ich versuche, mich von den Statistiken nicht mehr zu verrückt machen zu lassen, was mal mehr, mal weniger gut klappt.

    In Peking scheint die Zahl der Erkrankten zurückzugehen. Viel Hoffnung, dass sich das Leben hier zügig normalisiert, habe ich dennoch nicht. Der Tiefschlag von gestern – die Mitteilung der Schule, dass nicht vor dem 16. März mit einer Wiederöffnung gerechnet wird – wirkt nach.

    Die Virus-Nachrichten aus dem Rest der Welt, vor allem Südkorea, sind nicht wirklich ermutigend.

    Das soziale Leben fehlt

    Ich kann es gut mit mir selbst aushalten. Ich bin gerne alleine. Aber auch, wenn ich nicht rund um die Uhr Gesellschaft und Bespassung brauche, so habe ich inzwischen doch die Nase voll davon, mich nicht verabreden zu können, unterwegs mit Fremden ins Gespräch zu kommen, ich vermisse meine Freundinnen und die Aktivitäten mit Fotogruppe, Strickgruppe und Schreibstammtisch, ich vermisse Kochkurse und organisierte Ausflüge, spontane Treffen im Café, 30 Sekunden Gespräche an den Ampeln… Das einem das (der Mangel an sozialen Kontakten) ausgerechnet in Peking passiert, ist wirklich kaum in den Kopf zu kriegen.