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Schnipsel Nr. 2

Rollstuhlübergabe im Waisenhaus „Blue Sky“

Ende April war ich im Waisenhaus „BlueSky“. Im Rahmen eines Sozialprojektes an der BSB (British School of Beijing) wurde für einen Jungen mit Arthrogryposis ein elektrischer Rollstuhl in Deutschland gefunden, für das Kind individuell angepasst, nach China geflogen und dann hier übergeben. Das war ein unglaublicher Gänsehautmoment, man kann sich nicht annähernd vorstellen, was das für den Jungen für ein Plus an Lebensqualität sein muss! Und ebenfalls Respekt vor dem 16jährigen Schüler, der sich da so reingehängt hat.

Lìxià – Anfang des Sommers

Statt Vatertag/Himmelfahrt war am 5. Mai hier 立夏(Lìxià), d.h. Anfang des Sommers. Gefällt mir irgendwie besser, auch wenn normaler Arbeits- und Schultag war. Über das Wetter hier kann ich mich echt nicht beklagen, wenn der AQI nun noch immer im grünen Bereich wäre, wäre es perfekt.

Geburtstagsfeierlichkeiten

Dann hatten wir hier einen 10. Geburtstag. Am Geburtstag selbst war quasi die „Familie“ – die Freunde aus dem Compound – zum Kaffeetrinken da und dann gab es den Kindergeburtstag mit den Schulfreunden. Alles anders hier (die Entfernungen…) und neu und dann auch wieder genau wie in Deutschland. Die Jungs waren schon bei einigen Kindergeburtstagen eingeladen, da gab es „Lasertag“, Schlittschuhbahn, „klassischer“ Kindergeburtstag zuhause und Übernachtungspartys. Eine Mischung aus letzterem hat sich Rasmus dann auch gewünscht und bekommen. War schon anstrengend, aber auch schön. :)

Projektwoche

Für die Jungs wird die kurze Schulwoche ab morgen hoffentlich super: Es ist Projektwoche. Beide haben zwar nicht Ihr Wunschprojekt bekommen, sie wollten beide „Cybernetica“ und einen Roboter bauen (*zu den großen Brüdern nach Deutschland wink*) aber mit der Zweitwahl sind sie glaube ich auch gut zufrieden: Rasmus ist im „Reiseführer-Peking“-Projekt, dafür geht es jetzt erstmal auf Recherchetouren: zur Mauer, zum Sommerpalast und in den Chaoyang-Park, und am Freitagvormittag wird der Reiseführer dann zusammengestellt. Justus macht „Chinesische Musik“ von traditionell bis modern, da bin ich auch schon auf die Präsentation am Freitag gespannt.

Liebster Award 2016

Jonna vom Expatmama-Blog hat mir mit sehr lieben Worten den „Liebster Award 2016“ weitergereicht. Vielen Dank dafür! Der „Liebster Award“ ist eine Auszeichnung von Bloggern für Blogger: man bekommt sie, beantwortet 11 Fragen und reicht dann den Award mit eigenen Fragen weiter. Den Award gibt es schon einige Jahre, als Idee steckt dahinter, (neue) Blogs zu entdecken, in dem man Blogs, die einem selber gut gefallen, quasi mit dieser Auszeichnung weiterempfiehlt. Von manchen wird der Award als eine Art Kettenbrief kritisiert, für andere ist es hilfreich und schön, auf diese Art und Weise über neue, interessante Blogs zu stolpern. Hängt ja auch davon ab, welche Fragen man gestellt bekommt, welche man selber stellt und an wen man den Award weiterreicht.

Hier kommen also Jonnas Fragen und meine Antworten:

1. Warum hast du beschlossen, einen Blog zu schreiben?

Ich habe mit dem „Ombidombi“-Blog begonnen, als wir die Entscheidung getroffen haben, dass wir nach Peking gehen. Mir erschien das als die einfachste Möglichkeit, Familie, Verwandte, Freunde, Bekannte auf dem Laufenden zu halten; dass halt jeder gucken kann, wenn’s zeitlich passt und ohne sich genötigt zu fühlen, immer gleich mit einer langen Mail zurückzuschreiben (wie es vielleicht wäre, wenn ich das per Mail/Newsletter erledigt hätte).

Im Laufe der Zeit merke ich aber immer mehr, dass mir das Erzählen Spaß macht, mich selber auch zur Reflektion anregt. Und nach den ersten positiven Rückmeldungen hat sich nach und nach auch der Gedanke eingenistet, dass so wie ich andere Blogs von in Peking Lebenden inhaliert habe, mein Blog vielleicht anderen Leuten, die vor so einer schwerwiegenden Entscheidung stehen, auch helfen könnte: wie kann man sich das Leben in Peking besser vorstellen?

Reiseführer sind super, um sich selber positiv auf den künftigen Lebensmittelpunkt einzustimmen, aber es fehlt an „Alltag“ und subjektiven, individuellen Erfahrungen, gerade auch zum Leben mit Kindern. Also erzähle ich nun ein wenig davon. :)

2. Was macht dir beim Bloggen am meisten Freude?

Wie gesagt, inzwischen habe ich Spaß am Erzählen, das Nachdenken über mich und uns und unser Leben hier und das Schreiben darüber gefällt mir. Und ich schreibe nur, wenn ich finde, dass ich etwas zu erzählen habe, mache mir also auch keinen Druck, dass ich diese Woche unbedingt noch zwei Beiträge schreiben muss… Und ich freu mich über Rückmeldungen, zum Glück bisher nur positiv.

3. Haben Dir andere Blogs bei deinem Abenteuer Ausland schon geholfen? Wenn ja, welche?

Ja, ja ja! :) Tipps und Hinweise für Formalitäten lassen sich ja doch einigermaßen finden, aber ich habe nach persönlichen Erfahrungen gelechzt! Ich habe mir die Finger auf der Suche nach Blogs von Familien, die in Peking oder China leben und China-Erfahrungen insgesamt wund gegoogelt und zum Glück auch welche gefunden, zum Beispiel:

  • 5intheworld.de von Jochen, der mit seinen Fotos mehr erzählt, als ich je in Worte fassen könnte
  • Familie Schulze-Permentier, die inzwischen wieder in Deutschland sind und die ich hier nicht mehr persönlich kennengelernt habe, aber deren Eindrücke mir geholfen haben, mir das Leben hier besser vorzustellen
  • Bambooblog – kein Expatblog, sondern ein Reiseblog, und was für eines! Ulrike bereist China seit den späten 80ern, da steckt so viel Erfahrung und Begeisterung für das Land drin, das hat bei mir auch viele Vorbehalte gegenüber China dämpfen können

4. Was war deine bisher wichtigste „lesson learned“ beim Bloggen?

Ich lerne da immer noch: was gebe ich preis, was bleibt privat? Was kann ich so öffentlich erzählen? Was von dem, was mich bewegt, ist auch für Außenstehende interessant und lesenswert?

5. Was war deine bisher wichtigste „lesson learned“ im Ausland?

Dass ich vielleicht „deutscher“ bin, als ich jemals von mir gedacht hätte: ich mag Regeln, Sicherheit und Pläne, Pünktlichkeit, bin ganz furchtbar schlecht beim Smalltalken…

6. Was war dein größtes Fettnäpfchen, in das du in deiner neuen Heimat getreten bist?

Das war gar nicht unter Chinesen, da war ich u.a. dank Intensivkurs im Hamburger Konfuzius-Institut ganz gut vorbereitet, sondern das war beim ersten Treffen mit der Fotogruppe, als ich so aufgeregt war, dass ich bei der Vorstellungsrunde nicht mal mehr bis 5 zählen konnte und mit meinen Kindern durcheinander gekommen bin, ich Rabenmutter…

7. Was würdest du jeder Expatmama empfehlen?

Offen zu sein für neue Erfahrungen und dabei nicht immer gleich werten, sondern Unterschiede auch einfach mal so stehen lassen. Sich an dem Positiven und Schönen festhalten und sich mit dem Negativen (Smog, Verkehr z.B.) arrangieren, wenn man’s eh nicht ändern kann. Und: den Kindern etwas zutrauen! Mein Eindruck hier ist, dass viele Kinder sich leichter tun als ihre Eltern.

8. Was vermisst du aus deiner Heimat am meisten?

Saubere Luft. Frische Luft. Gesunde Luft. Die schlimmen Smog-Tage sind einfach nur deprimierend, selbst wenn man nicht direkt nach Atem ringt und mit Erkältungssymptomen kämpft. Überhaupt eine gewisse Sicherheit, was Umwelt und Gesundheit, Trinkwasser, Lebensmittel angeht. Aber wie gesagt, am meisten vermisse ich frische Luft.

9. Was wird dir aus deiner neuen Heimat einmal fehlen? (Abgesehen von neu gewonnen Freunden)

Kurz und knapp: Der chinesische Pragmatismus und das chinesische Essen.

10. Gibt es etwas, das du an deinem Blog gerne verändern würdest? Was hat dich bislang davon abgehalten?

Ich müsste mal die Kategorien überarbeiten, damit diese aussagekräftiger werden und es damit übersichtlicher, besser gegliedert wird. Abgehalten werde ich von der Zeit (die Tage hier gehen irgendwie viel schneller vorbei), aber vor allem von einer guten Idee für eine neue Gliederung.

11. Hast du einen Wunsch an die Expatmamas?

Ja: weitermachen, dranbleiben, ausbauen! Ich wünschte, die Seite hätte es schon früher gegeben! Und ein Expatmama-Forum für direkten Austausch untereinander, das wäre genial!

Ich gebe den Liebster Award nun weiter an an zwei auslandserfahrene Bloggerinnen. Bei der einen ist es spannend zu sehen, welche Erfahrungen sie in der gleichen Stadt macht, bei der anderen bin ich gespannt darauf, wie sehr sich Auslandsleben Ost von Auslandsleben West unterscheiden wird:

  • Claudia von Move2GreaterCincinattiArea, die nach einigen Jahren Belgien nun im Sommer in die USA übersiedeln wird, und
  • Kerstin von Peking-Ni Hao, die mit ihrer Familie seit 2014 in Peking lebt und zuvor in Japan und Korea war.

Hier kommen Eure Fragen:

  1. Warum hast Du mit dem Bloggen angefangen?
  2. Wo siehst Du Dein Blog in etwa einem Jahr?
  3. Was macht Dir Spaß beim Bloggen?
  4. Was macht Dir Schwierigkeiten beim Bloggen?
  5. Wie deutsch bist Du?
  6. Wen oder was aus Deutschland vermisst Du besonders?
  7. Und was aus Deutschland fehlt Dir überhaupt nicht?
  8. Was würdest Du jetzt (ca. 2 Monate vor dem Abflug in die USA) schon gerne wissen, was beschäftigt Dich da am meisten im Hinblick auf den neuen Lebensmittelpunkt? Bzw. Was hättest Du gerne schon vor dem Abflug nach Peking gewusst und was hat Dich am meisten beschäftigt?
  9. Was macht Dir den Ortswechsel leicht, was macht ihn schwer? Bzw. was hat ihn Dir leicht, was hat ihn Dir schwer gemacht?
  10. Hast Du Blog- und Linktipps für Deutsche in Deiner (künftigen) Nachbarschaft oder Deutsche in China/USA generell?
  11. Hast Du Buchtipps zum Thema „im Ausland leben“? Falls nicht, hast Du einen anderen Buchtipp?

Vielen Dank fürs Mitmachen!

Und hier nochmal die Regeln für den Liebster Award 2016:

Der Liebster Award unterstützt besonders neue Blogs, um in der Bloggerwelt bekannter zu werden. Aber auch für alte Hasen ist der Liebster Award natürlich eine gute Möglichkeit, noch bekannter zu werden. Der Liebster Award ist eine Vernetzung zwischen Bloggern und funktioniert ganz einfach: Ein Blogger wird von einem anderen Blogger nominiert, beantwortet die gestellten Fragen auf seinem Blog, stellt selbst wieder Fragen und nominiert erneut Blogs für den Liebster Award.

  • Beantwortet die 11 Fragen, die euch gestellt wurden und veröffentlicht sie auf eurer Seite. Wer über die Fragen hinaus Fakten über sich präsentieren möchte, kann dies in seinem eigenen Blog tun: Fakten über mich (bis zu 11 möglich); wer mit den Fragen gar nichts anfangen kann, darf sie ausnahmsweise auch mal gegen Fakten austauschen; sollte das dann aber auch entsprechend begründen.
  • Bedankt euch bei der Person, die euch nominiert hat, und verlinkt sie auf Eurer Seite. Falls möglich, hinterlasst auf ihrem Blog einen entsprechenden Kommentar, in dem ihr auch für andere sichtbar den Award annehmt.
  • Kopiert das Emblem oder holt euch ein zu euch passendes aus dem Netz und stellt es sichtbar auf die Award-Seite, so dass der Liebster Award nach außen hin sichtbar ist und bleibt.
  • Denkt euch 11 neue Fragen für die Blogger aus, die ihr nominieren wollt und stellt die Fragen auf euren Blog.
  • Kopiert die Regeln und stellt sie ebenfalls auf euren Blog, damit die Nominierten wissen, was sie zu tun haben.
  • Nominiert zwischen 2 und 11 neue Blogger, die ihr gerne weiterempfehlen wollt. Das sollten möglichst solche sein, die noch wenig bekannt sind, aber empfehlenswerte Inhalte bieten. Wer möchte, kann sich dabei an die 200er – 3000er Follower / Leser Regel halten, also solche Blogs empfehlen, die unterhalb dieser Zahlen liegen.
  • Stellt die neuen Nominierungen auf eurer Seite vor und gebt den jeweiligen Bloggern eure Nominierung persönlich bekannt. Empfohlen wird, dafür die Kommentarfunktion auf den jeweiligen Blogs zu nutzen, falls diese passend ist. Empfohlen wird auch, die jeweils Nominierten vorab zu fragen, ob sie überhaupt mitmachen wollen, damit sie sich nicht überfallen fühlen. Viel Spaß!

 

Schnipsel Nr. 1

Unter den „Schnipseln“ finden sich künftig Kleinigkeiten, für die es (noch) keinen eigenen Blogeintrag gibt, quasi Kurzmeldungen.

AutoChina

Das ganz große Verkehrschaos ist ausgeblieben, zwar mehr Stau als sonst, aber längst nicht so wild wie befürchtet. Einkaufen hier im Umfeld war ganz normal, keine Schlangen bis auf die Straße, wie es prophezeit wurde. Das einzig Problematische: Taxifahren. Erst kommt man nicht oder nur mit viel Verspätung weg (selbst mit eingeplanter längerer Warte- und Fahrzeit) und zurück wollen nicht alle Taxifahrer fahren, weil sie wohl noch das Chaos von vor zwei Jahren, wo es noch viel schlimmer gewesen sein soll, vor Augen haben.

Schule

Egal ob Schule in Deutschland oder China: auf der Prioritätenliste der Jungs leider nicht ganz oben…

Maifeiertag

Fast ganz China hat frei, vom 30.4.-2.5. Nur die Kinder der Deutschen Schule dürfen lernen gehen. Dafür haben sie dann am Pfingstmontag frei, wenn alle anderen arbeiten/lernen. Das ist insofern unpraktisch, als arbeitende Eltern eher an chinesischen als an deutschen Feiertagen frei haben, das heißt: kein langes Familienwochenende. Auch in Familien, deren Kinder verschiedene Schulen besuchen, wird es heute früh sicher lustige Szenen gegeben haben, da die Deutschen Schüler die einzigen sind, die heute los mussten.

Beijing Bikini

Mit den sommerlichen Temperaturen ist er wieder da, der Beijing Bikini: Unterhemden/Shirts und nackte Männerbäuche. Wow.

AutoChina – Das Chaos vor der Tür

AutoChina

AutoChina im International Exhibition Center

Vor gut zwei Wochen habe ich zum ersten Mal von der AutoChina gehört: „denk dran, vorher am besten noch einen Großeinkauf zu machen!“, „stell Dich mal auf 10 Tage nur im Compound und drumherum ein!“, „oh nee, am 29. können wir uns nicht in Sanlitun treffen, da ist doch AutoChina, wir kommen gar nicht weg…“ und so weiter! Der Göttergatte hielt das für das übliche Gerede gelangweilter Hausfrauen (… Lehrerkind Bastian Bielendorfer fügt an solchen Stellen immer „Handgemenge“ ein…), bis ein Kollege ihn fragte, ob er denn während der AutoChina in der Stadt übernachten würde. Ha!

Okay, die AutoChina ist also eine der größten Automessen der Welt mit gut einer Million erwarteter Besucher und findet auf dem Gelände des International Exhibition Centers statt. Das wiederum liegt genau gegenüber der Einmündung unserer kleinen Straße in die Hauptstraße, also wirklich nur ein paar Gehminuten von uns weg. Vom Compound gab es ein Rundschreiben: die Zufahrtsstraße werde für den Durchgangsverkehr gesperrt, wer Autopässe brauche, könne sich diese an der Rezeption abholen, allerdings „nur“ zwei pro Haus…

Hier ist sonst nichts los

Hier ist sonst nichts los

Heute ist nun also der erste Tag, und der Schulbus der Kurzen ist heute Morgen prompt auch erst mit viertelstündiger Verspätung gestartet. Später am Vormittag hab ich Neugiernase mich dann mal auf die Socken gemacht um ein bisschen zu gaffen, Wetter hat an sich auch zum draußen sein eingeladen, nur der doofe Smog mal wieder…

Ok, am Compound-Tor mehr Personal als sonst, mehr Absperrungen und viel mehr Verkehr, und an der Straße entlang sind lauter Parkverbotsschilder mit Abschleppandrohung aufgestellt.

Yuyang Road

Beim Pinnacle Plaza

Auch vorm Supermarkt ist viel mehr los als sonst, vormittags ist hier normalerweise tote Hose. Die spielenden Männer dort sitzen sonst auf der gegenüberliegenden Seite, wo jetzt geparkt wird; dafür gibt es heute deutlich mehr Zuschauer. Zum Pinnacle Plaza hin sind alle Zufahrten abgesperrt, und natürlich überall viele Wächter.

Europlaza

Europlaza-Tiefgarage ist dicht

Noch ein paar Meter weiter, bei der Zufahrt zur Tiefgarage vom Europlaza ging dann gar nichts mehr. Natürlich wurde ordentlich gehupt, was erstaunlicherweise ;) auch nichts half. Wer aus der Ecke hier wegfahren will, braucht also ziemlich viel Geduld.

Direkt an der Kreuzung dann tatsächlich ein „boah“-Moment. Absperrungen, Polizei und Trubel.

gesperrt

Keine Einfahrt heute!

Absperrungen

Absperrungen

Autos

Noch mehr Autos…

 

 

 

 

 

 

Wer jetzt auf schicke Autobildchen hofft, den muss ich enttäuschen, von außen nichts zu sehen. Ich könnte Euch aber mein Fahrrad zeigen. :)

Nach der ganzen Aufregung und den Erzählungen im Vorfeld hätte ich mir den Auftrieb hier schlimmer vorgestellt, allerdings habe ich mich von Metrostation und Haupteingang auch ferngehalten. Und ich glaube, ich wäre vor einem Dreivierteljahr doch noch beeindruckter gewesen als ich jetzt bin. Mal schauen, wie das im Laufe der nächsten Tage sein wird, wenn ich in die Stadt und wieder zurück muss, und wer weiß, ob das Chaos eventuell doch noch wilder wird. Die Schulbusse auf der Rücktour waren heute jedenfalls nur leicht verspätet, von daher hoff ich auf einigermaßen unbeeinträchtigtes Dasein bis zum Ende der Messe.

Ausflugstipps für Peking

Verbotene StadtAusflugstipps für Peking und Umgebung? Wenn man als Tourist nach Peking kommt und nur begrenzt Zeit hat, dann ist man mit den Top-10-Listen aus Reiseführern und/oder dem Angebot der Reiseveranstalter sicher auf der richtigen Seite und wird vermutlich feststellen, dass ein paar Tage für Peking einfach nicht reichen.

Aber wenn man mehr Zeit in Peking hat, gibt es so viel mehr zu entdecken, mehr als selbst der dickste Reiseführer zu bieten hat. Doch wie kommt man an Ausflugsideen, woher weiß man, wohin man sich mal aufmachen könnte? Sicher gibt es bei den internationalen Peking-Magazinen wie beijing kids  usw. auch immer wieder mal Tipps.

Leider inzwischen offline: Inside Beijing

Aber meine Lieblingsquelle für Ausflugstipps war Inside Beijing. Hier fanden sich 169 (!) Ziele, sortiert nach Stadtbezirken, alphabetisch oder thematisch:

  • Berge und andere Natursehenswürdigkeiten
  • Historische Sehenswürdigkeiten (Kaiserliches Peking)
  • Kirchen, Kathedralen und Moscheen
  • Klöster und Tempel
  • Kunstmuseen und -galerien
  • Museen zu Geschichte und Kultur
  • Naturwissenschaftliche und Technische Museen
  • Straßen, Plätze und Märkte
  • Zoos, Gärten und Parks

Neben einer Beschreibung finden sich jeweils die konkrete Adresse (deutsch und chinesisch), weiterführende Links (sofern vorhanden), Empfehlungen zu Zielen in der Nähe, Informationen zu Eintrittspreisen und Öffnungszeiten sowie Anreisetipps mit Bus und Bahn, bei denen allerdings darauf hingewiesen wird, dass sie zuletzt 2013 vollständig überprüft wurden. Das sollte allerdings nur für Busverbindungen problematisch sein, mit dem Taxi eh kein Problem. 

Andere Inspirationsquellen:

Viele Tipps finden sich auf „Travelchinaguide„. Hier finden sich auch praktische, aktuelle Informationen zur Anreise und Eintrittspreisen.

Ich lasse mich gerne von Reiseberichten auf vielen Blogs inspirieren. Ein bisschen kritisch kann man das immer sehen, wenn Reisende, die gerade mal 3 Tage in Peking waren, plötzlich wissen, was „das Beste in Peking“ ist und mit Geheimtipps um sich werfen, oder schlimmer noch: wenn die Informationen nicht stimmen oder veraltet sind. Trotzdem kann man sich mit den vielen verschiedenen Eindrücken und Fotos inspirieren lassen. 

Deshalb hier noch mal mein persönlicher Disclaimer für meine Tipps: Ich berichte von meinen Eindrücken, schildere meine Wahrnehmung – was mir gefällt, muss anderen nicht gefallen und umgekehrt.  Was ich aber ganz sicher weiß: ich werde mich in Peking sicher nicht langweilen, und es gibt immer noch wahnsinnig viel zu entdecken.

 

Back in Beijing

Das war er also, unser erster Heimaturlaub. Schön war es, aber auch anstrengend. Was ich nun gelernt habe: selbst wenn ich vorher gut plane (mit Hilfe einer Exceltabelle habe ich uns ein Programm gestrickt als ob wir auf Delegationsreise gingen…, um ganz viel in der knappen Zeit unterzubringen) – das ist so nicht gut für uns. Auch wenn ich mich über jeden einzelnen Besuch, jedes einzelne Treffen und Wiedersehen gefreut habe und auch traurig bin, dass wir nicht alle treffen konnten, die wir gern gesehen hätten: beim nächsten Mal müssen wir das anders machen. So viele Monate lassen sich einfach nicht in ein paar Urlaubstagen nachholen. So war das zu stressig und vor allem für die Jungs war es deutlich zu wenig an Ferienaktivitäten. Da sind sie schon Tausende von Kilometern geflogen, dann müssen sie nicht auch noch Hunderte von Kilometern in Deutschland abreißen… Wir brauchen also mehr unverplante Zeit, wo wir kind- und wetterabhängig spontan entscheiden können.

Hamburg war nur anfangs etwas fremd, aber bei allen sichtbaren Veränderungen doch unfassbar vertraut, liegt uns eben irgendwie im Blut. Heimat halt. Dennoch ein Eindruck aus dem Alltag (mein subjektiver, oberflächlicher): „die Pekinger“ wirken gelassener, ja sogar glücklicher, zufriedener als „die Hamburger“. Und in Hamburg dabei so ein Luxus: unser Garten, der im Regen nach Wald riecht. Trinkwasser aus allen Hähnen (sogar in den Klos…). Immer gute (!) Luft. Die Lebensmittelqualität. Alles so sicher, beinahe überreglementiert. Soviel Platz, alles so überschaubar, und *kicher* diese kleinen Stockungen nennt man Stau oder gar Verkehrschaos? Gab es nicht mal Aufregung um die Tanzenden Türme an der Reeperbahn? Ach was, das soll Hamburgs einziges „weird building“ sein? ;) Ich muss gestehen, dass mir hier in Peking zwischen all den Einheitskästen die verrückten Gebäude echt ans Herz gewachsen sind!

Naja, und Weltstadt Hamburg, Tor zur Welt: bitte überleg mal, wie das ist, wenn man am Flughafen ankommt und Euromünzen (!) für die Gepäcktrolleys braucht. Das hat mich so aufgeregt, dass ich ans Kundenbüro des Flughafens gemailt habe. Die Mail wurde unglaublich schnell beantwortet, damit konnten Punkte gutgemacht werden. Aber zwischen den üblichen netten Kundenservice-Floskeln dann die eigentliche Antwort:

Zum Thema Gepäckwagen können wir Ihnen mitteilen, dass ein Flughafen drei Möglichkeiten hat, seinen Kunden Gepäckwagen zur Verfügung zu stellen. Gegen Gebühr, kostenlos mit Pfand oder kostenlos ohne Pfand. Der Hamburg Airport hat sich für die Variante „kostenlos mit Pfand“ entschieden. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen: Ein Grund ist das Sicherheitsrisiko durch wild abgestellte Gepäckwagen, die eine Gefahr für Passagiere und Fahrzeuge am Flughafen darstellen. Wollte man alle Gepäckwagen sofort wieder einsammeln, entstünde ein nicht zu vertretender finanzieller Personalaufwand.

Ok, alles eine Frage der Prioritäten, und an dieser Stelle hat der Flughafen meiner Meinung nach die falschen Prioritäten gesetzt. So bleibt der erste Eindruck von Nicht-Euroland-Reisenden: nicht existenter Service. Freundliches Willkommen sieht anders aus! Wenn Abreisen netter als Ankommen ist: nicht gut!

Der Abschied fiel uns diesmal schwerer. Vermutlich war angesichts der großen Aufregung im August „wie wird unser Leben in Peking, werden wir uns dort wohlfühlen oder machen wir gerade einen Riesenfehler?“ fast kein Raum mehr für andere Gefühle, diesmal waren wir alle drei deutlich trauriger. Und wir wissen halt inzwischen, was uns hier im Vergleich mit Deutschland stört oder fehlt.

Glücklicherweise hat sich der Kummer angesichts der Verspätung des Flugs nach Amsterdam und dem damit verbundenen Risiko, es nicht rechtzeitig zum Anschlussflug nach Peking zu schaffen, schnell verzogen. Zeit hat zum Glück doch noch gereicht, diesmal keine lange Warteschlange bei der Passkontrolle und, zack, saßen wir schon im Jumbo nach Peking, das uns heute Morgen mit viel Sonne, Wärme und guter Luft empfangen hat. Alles schön grün, alles blüht. Schön, wieder zuhause zu sein.

Osterferien: Der erste Heimaturlaub

Lebendige Deko im Clubhouse

Lebendige Deko im Clubhouse

Der erste Heimaturlaub steht an: die Jungs und ich werden die Osterferien in Deutschland verbringen. Wir haben volles Programm, und wir werden es wohl nicht schaffen, alle zu treffen und zu besuchen, die wir gerne treffen und besuchen möchten. Dazu stehen ein paar notwendige Pflichttermine (z.B. Arztbesuche) an – und es sind Schulferien für die Jungs, ein bisschen Kinderprogramm muss also auch sein. Hoffentlich sind wir hinterher nicht erst recht urlaubsreif… ;)

Es ist ja fast ein bisschen schade, ausgerechnet jetzt ins kalte, nasse Deutschland zu tuckern, hier kommt gerade der Frühling mit aller Macht, alles wird grün und blüht, die Luftvorhersage für die nächste Woche ist sehr gut, die Wettervorhersage sowieso (um die 20° und Sonne satt). Immerhin, darauf können wir uns dann bei Rückreise freuen. Aber jetzt freuen wir uns erstmal auf saubere Luft und darauf, dass der allmorgendliche Check des AQI ausfallen kann.

Mal sehen, wie sich das anfühlt, Gast im eigenen Haus und nur zu Besuch in Hamburg zu sein… ;) Von daher ist es eigentlich ganz clever gewesen, so lange mit der ersten „Heimreise“ zu warten, denn jetzt fühlen wir uns hier in Peking zuhause und sind hier in unserem Alltag mehr als nur ein bisschen angekommen. Ich glaube, das wird es in zwei Wochen für den Rückflug emotional einfacher für uns machen, auch wenn mir jetzt schon wieder vorm Abschiednehmen müssen graut…

Hamburg wird sicherlich noch total vertraut sein, aber ich bin gespannt, ob es sich inzwischen wohl auch etwas fremd anfühlen wird? Alles kleiner, überschaubarer? Und was sich wohl alles geändert hat? Gehört haben wir das ja schon (kleiner Supermarkt um die Ecke hat geschlossen, viele alte Bäume sind bei den Nachbarn gefällt worden…), aber es selbst zu sehen, ist dann ja doch anders.

Als ich vorhin die großen Koffer vorgeholt habe, die eher leer mit nach Hamburg kommen und vermutlich proppevoll nach Peking zurück, ging mir schon durch den Kopf, wie ich sie im letzten Sommer gepackt, und dann immer wieder umgepackt habe. (Muss ich mir gerade mal auf die Schulter klopfen, das hat alles gepasst.) Komisches Gefühl, ist das erst ein Dreivierteljahr her? Wie fix das Kofferpacken jetzt erledigt ist! Aber allmählich werden wir doch reisefiebrig, macht auch Spaß zu sehen, wie sich die Jungs freuen. Ich glaube, dann fange ich mal mit mitfreuen an.

Terror in Europa

Eigentlich wollte ich heute eher Fröhlich-Albernes vom Wochenende zeigen und schreiben, die leicht unanständigen Skulpturen im Parkview Green, ich Auge in Auge mit Darth Vader und Darth Maul – und dann sitze ich vorhin beim Kaffee trinken mit Freundinnen und auf einmal fangen die Smartphones an zu beepen und die Nachrichten aus Brüssel gingen ein. Da ist der Gedanke an belanglose Albernheiten verflogen.

IMG_1382Ich denke an die Menschen in Brüssel, wünsche den Verletzten und Hinterbliebenen viel Kraft und trauere um die mir unbekannten Toten, die so sinnlos, so gewalttätig aus dem Leben gerissen wurden.

Neben der Trauer empfinde ich auch Zorn gegenüber politisch Verwirrten, die jetzt schon versuchen, politisches Kapital aus den Anschlägen zu schlagen. Das ist einfach nur erbärmlich und respektlos auch den Opfern gegenüber.

Es wird die Wunden nicht heilen, aber ich hoffe, dass alle noch frei herumlaufenden Täter gefasst werden, ebenso wie die Hintermänner und dass sie hart für diese abscheulichen Verbrechen bestraft werden.

Und ich habe Angst.

Ist es jetzt vorbei? Oder geht das Morden noch weiter? Wann und wo wird es den nächsten Anschlag geben?
Mir ist total mulmig bei dem Gedanken, am Freitag (ausgerechnet Karfreitag!) mit meinen kleinen Jungs in den Flieger zu steigen und über Amsterdam nach Hamburg zu reisen. Ob das nicht zu gefährlich ist? Jetzt fühle ich mich ausgerechnet hier in Peking auf einmal viel sicherer. Es heißt, man dürfe den Terror nicht gewinnen lassen, man solle weiter sein Leben leben. Aber ich mag mein Leben und möchte, dass es noch eine lange Weile andauert, und das gilt natürlich erst recht für meine Kinder. Ich habe doch auch eine Verantwortung, sie nicht in offensichtliche, vermeidbare Gefährdungssituationen zu bringen. Ich weiß zuwenig, um einschätzen zu können: ist es jetzt gefährlich, nach Europa zu fliegen? Oder bin ich überängstlich und es ist meine bezwungen geglaubte Flugangst, die sich nun zurückmeldet? Wo ist die Grenze zwischen übertriebener Panik und angebrachter Vorsicht?

Ich fürchte, die Terroristen haben eins ihrer Ziele erreicht: Menschen Angst einzujagen. Sonst würde z.B. ich mir ja jetzt nicht solche Gedanken machen. Aber ich bin ein Mensch mit Gefühlen, ich darf Angst haben. Aber mein Land, d.h. Politik und Staat, darf und soll keine Angst haben und sollte nicht unter dem Druck des Terrors falsche Entscheidungen treffen.

Ein Frühlingsspaziergang durch den Art District 798

Wir haben Besuch und sind am Sonntag zusammen in den Art District 798 gefahren. Da gefällt es mir immer wieder gut. Nicht nur wegen der vielen wechselnden Ausstellungen entdecke ich jedesmal etwas Neues. Am Sonntag kam noch das wunderbare Frühlingswetter und halbwegs brauchbare Luft dazu, und wir haben uns stundenlang da durchtreiben lassen.

Auch Yoko Onos „Golden Ladders“ haben wir uns angesehen, gleich hinter dem Goethe-Institut in der Faurschou Foundation Gallery. Zusammenfassung: 3 Räume: Wassergläser, Bäumchen, Leitern, Treppe. Mit tiefsinniger Bedeutung. ;) Ich fürchte, ich bin und bleibe Banause. Aber hey, wie cool: ich habe eine Yoko-Ono-Ausstellung gesehen! :D Wer auch noch möchte: läuft noch bis zum 3. Juli 2016.

Als nächstes möchte ich nun noch herausfinden, wie lange die „Of Sharks And Humanity“-Ausstellung noch läuft…

 

Sanlitun von oben

Mit unseren Besuchern sind wir im Anschluss an den Spaziergang durch den Art District 798 nach Sanlitun gefahren, Büro samt Dach herzeigen. Oben auf dem Dach war es lauter als unten im Gewusel…

Und so wenig schnieke sieht das sonst ja sehr schicke Taikoo Li (Sanlitun Village) von oben aus.

Und auch das Intercontinental versteckt sich hinter ganz normalen Pekinger Wohnhäusern.

Was für ein Unterschied zu dem Anblick, der sich hier nachts bietet!

 

 

Sitzengeblieben!

Ich bin sitzengeblieben! Nein, so ist das nicht ganz richtig. Ich habe den Fortgeschrittenenkurs an der Schule verlassen und bin nun im Anfängerkurs. Und das ist gut so, auch wenn es schade ist, einige lieb gewonnene Gesichter nun nicht mehr regelmäßig zu sehen. Als wir hier ankamen, hatte ich ja bereits in Hamburg die Anfängerkurse gemacht, also noch mal bei Adam und Eva anfangen wollte ich nicht. Und hier würde ich ja soviel Zeit haben, das nachzuholen und zu lernen, was mir im Fortgeschrittenenkurs noch fehlte… Denkste.

Nicht nur, dass das Lernen eh zeitaufwendiger ist als man hofft, es kamen durch krankheitsbedingte Fehlzeiten immer neue Lücken hinzu, die Tage hier sind viel zu kurz um alles zu tun, was man gern tun würde, sollte und müsste – und anstatt aufzuholen wurde der Abstand immer größer. Wenn Grammatik erklärt wurde: Prinzip verstanden, so schwer ist das nicht – aber keine Chance, das irgendwie anzuwenden, weil ich zuviele Vokabeln nicht gelernt hatte… Und obwohl ich weiterhin hoch motiviert bin und mein Chinesisch unbedingt besser werden soll und ich weiter lernen will, hat es einfach keinen Spaß mehr gemacht.

Also über den Schatten gesprungen und erst mir und dann der Laoshi gegenüber eingestanden: ich pack das nicht – und ganz unkompliziert den Kurs gewechselt. Und jetzt macht das Lernen auch wieder richtig Spaß. Die „Anfänger“ sind das Dreivierteljahr hier ja auch nicht untätig gewesen, passt jetzt genau für mich. Kleines Bonbon obendrauf: eine Freundin und Nachbarin ist in dem gleichen Kurs, wir können also nicht nur zusammen in die Stadt hineinfahren, sondern uns auch gut gegenseitig unterstützen.

Hassgeräusche in Peking

Der zweite Teil der Blogparade von Mutterchaos ist gestartet: diesmal geht es nicht um Lieblings-, sondern um Hassgeräusche. Wobei – hassen? Ich nehme das mal nicht ganz wörtlich, es sind Geräusche, die mich stören, mal mehr mal weniger, ist ja auch tagesformabhängig.

Äußerst unangenehme Geräusche, die ich einfach nicht hören mag wie Rückkopplungen, Zahnarztbohrer, das Scratchen von Fingernägeln auf glatten Oberflächen muss man wohl nicht weiter erläutern.

Auch ein weiteres Hassgeräusch bedarf wohl keiner näheren Erläuterung: wenn sich jemand übergibt. Als wir herkamen, hatte ich Bammel, dies Geräusch öfter hören zu müssen, wegen der anderen, für uns ungewohnten Lebensmittel/Küchenhygiene/Gewürze… Erstaunlicher- und glücklicherweise hielt sich das in sehr engen Grenzen.  Wir haben aus lauter Neugier inzwischen auch in „Spelunken“ sehr lecker gegessen, um die wir in Europa einen großen Bogen gemacht hätten und – toitoitoi – bislang keine nennenswerten Probleme gehabt. Ach doch, ganz am Anfang hatten die Jungs öfter mal Bauchweh und Übelkeit, wobei ich nicht sicher bin, ob das nicht auch durch die Aufregung mitverursacht war, sich in einer so fremden Stadt in einem fremden Land zurechtfinden zu müssen. Inzwischen jedenfalls haben sich auch ihre Mägen hier gut angepasst. :)

Ich habe das vorher gar nicht gewusst, aber Peking ist unglaublich laut. Meistens finde ich das gar nicht schlimm, denn laut heißt eben auch lebendig. Lärm machen nicht nur die normalen Verkehrsgeräusche, dazu dudelt in jedem Geschäft laut Musik, selbst am ATM (Geldautomaten) begrüßt einen lautstark eine Tonbandansage. Klar, dass die Menschen dann auch lauter miteinander sprechen oder in ihre Smartphones brüllen. ;)

Was ist das Wichtigste an einem chinesischen Auto? Nein, nicht Gas- oder Bremspedal, es ist die Hupe und das ständige, allgegenwärtige Hupen ist für mich ein Hassgeräusch, weil ich mich noch nicht komplett daran gewöhnt habe, dass es hier halt so üblich ist, und ich mich oft furchtbar erschrecke. Dabei heißt es, das Hupen diene nur der Sicherheit: Achtung, jetzt komm ich! Spurwechsel werden mit Hupen angekündigt und mit Hupen gekontert („nee, ich fahr hier jetzt einfach weiter, vor mir kannst Du Dich nicht einordnen“). Ok, im Taxi bin ich ja dann noch durch eine dünne Blechschicht geschützt. Gruseliger ist es dann schon, wenn man an einer gefühlt 30spurigen Kreuzung steht, und die Fußgängerverkehrsregel beachtet: „Egal, was die Ampel zeigt, wir warten bis wir viele sind (und das geht fix hier) und dann gehen wir.“ Auch wenn ich darauf achte, mich inmitten des Pulks zu befinden, es ist schon ein bisschen angsteinflößend, wenn der Fußgängerpulk dann von einem ganzen Hupkonzert zur Eile angetrieben wird. Wobei ich doch zugeben muss, dass ich vor einem Jahr das Hupen schrecklicher fand als heute. Dient ja meiner Sicherheit. ;)

Was ich noch nie schön fand, was ich hier und jetzt besonders nervenzerrend finde: wenn mein Laptop unerwartete Geräusche von sich gibt, wenn der Lüfter auf einmal auf Hochtouren läuft oder *grusel* die Festplatte ein Schleifgeräusch von sich gibt (ganz fix alle Daten auf externer Festplatte doppelt gesichert). Der Laptop ist mein Fenster und meine Verbindung zur Welt, nicht nur die Kommunikation mit Freunden, Verwandten, lieben Menschen in aller Welt läuft darüber, sondern auch Zeitungen, Nachrichten, Magazine etc. lesen. Ohne die Kiste käme ich mir her doch extrem abgeschnitten vor, deshalb ist jedes ungewöhnliche Laptopgeräusch erstmal ein großer Schrecken.

Für viele Westler hier in Peking ist das Rotzen, Schmatzen und Schlürfen ein Hassgeräusch. Oft finde ich das auch unangenehm, schön ist anders, aber so ist das hier halt üblich, irgendwie kann ich damit eher umgehen als mit der Huperei. Ok, ist schon eklig wenn der Taxifahrer das unterste zu oberst kehrt und dann mehr oder weniger genussvoll die Beute aus dem Fenster schleudert. Aber da sag ich mir, der findet mein ständiges ins Taschentuchgeschniefe sicher auch eklig. Und die Tischmanieren – wenn ich in einer reinen Westlerrunde esse, dann finde ich es schon unpassend, wenn jetzt einer lautstark futtert. Aber wenn die Chinesen am Nebentisch genussvoll ihre Suppe schlürfen, ist das für mich ok. Hmm, vielleicht bin ich als Mutter von vier Jungs in dieser Hinsicht auch einfach abgehärtet (wobei ich die Jungs in Schutz nehmen muss: die können sich benehmen. Auch nach westlichen Maßstäben).

Air Purifier

Luftfilter

Und ein letztes Hassgeräusch, was ich vor Peking gar nicht kannte: das leise Summen der Luftfilter. Es ist halt ein ständiges Hintergrundrauschen im Haus und je schlimmer der Smog wird, desto lauter wird der Luftstaubsaugersound. So bleibt einem immer gegenwärtig, was Luftreinhaltung für ein Riesenthema ist. Und da muss man nicht drumherum reden: der Smog ist und bleibt bedrückend.

Lieblingsgeräusche in Peking

Über Ulrikes bambooblog bin ich auf eine Blogparade von Mutterchaos aufmerksam geworden: Lieblingsgeräusche. Sowohl in Ulrikes als auch in Ivonnes Lieblingsgeräuschlisten kann ich mich wiederfinden: Zum Beispiel Meeresrauschen! Das fehlt mir hier, leider weder Ost- noch Nordsee um die Ecke! Und Lieblingsmusik! Aber die habe ich natürlich dabei. Über anderes wie z.B. die T.A.R.D.I.S musste ich grinsen; Dr. Who mag ich auch gern, aber zum Lieblingsgeräusch reicht es dann doch nicht.

Eines meiner absoluten Lieblingsgeräusche sind die Töne, die meine Jungs beim Spielen von sich geben: vor allem das Lachen und Kichern, aber auch das Brabbeln, Stimmen imitieren, und überhaupt die mehr oder weniger merkwürdige Geräusche, die sie dabei von sich geben. <3 Wenn ich das höre, dann bin ich zuhause – egal wo auf der Welt das gerade ist!

Klaviertastatur

Klaviertastatur

Ein Lieblingsgeräusch, das ich hier in Peking sehr vermisse, ist das Klavierspielen der Großen, besonders von Jonas. Das fehlt, auch wenn vor allem Justus allmählich in seine Fußstapfen tritt.

Ein Pekinger Lieblingsgeräusch, auf das ich mich schon freue, ist der Lärm der Zikaden. Für mich einfach ein schönes Sommergeräusch, mit dem ich Ferien, Sonne und Wärme assoziiere.

Ich mag auch die Bandansage in der Pekinger Metro. („Willkommen in der Pekinger Metro… Dies ist Linie x in Richtung Endstation. Nächste Station ist Dings, da kann man umsteigen nach Bums… Aussteigen bitte in Fahrtrichtung links…“) Da werden auch längere Fahrten nicht so leicht langweilig, die Ansagen kommen erst auf Chinesisch, dann auf Englisch, und ich freu mich immer, wenn ich auch schon die chinesischen Ansagen in etwa verstehe. Manche Ansagen sind so lang, da reicht die Zeit zwischen zwei Stationen fast gar nicht. Get ready for your arrival!

Ich mag die Chöre in den Pekinger Parks. Dann ist das Spazierengehen nochmal so schön. Der Gefangenenchor aus Nabucco mit Blick auf den Himmelstempel – irres Gefühl!

Und ein Lieblingsgeräusch, von dem ich früher nicht gedacht hätte, dass es mal ein solches wird: Stille. Und das fehlt hier, denn ist es immer so laut. Und selbst wenn es nachts mal beinah still ist, knallt doch irgendwo ein Böller…

Maquanying Village

Maquanying Village ist ein kleines Wohnviertel (eingezäunt und mit Schranken und Wachleuten an den Toren, das ist hier so üblich) nordöstlich des Pekinger Zentrums, wo weniger wohlhabende – um es mal so auszudrücken – Pekinger leben. An der Hauptzufahrtsstraße gibt es ein paar Marktstände, Restaurants und Geschäfte. Während dort viel Müll herumfliegt, sind die allermeisten Gassen bunt und sauber. Einige wenige andere Gassen sind noch nicht renoviert, finster und dunkel. In der einen Gasse riecht es so lecker, dass man sich am liebsten selbst zum Essen einladen möchte, in der nächsten stinkt es bestialisch. Draußen lüften schon mal die Schuhe direkt neben Lebensmitteln. Jemand hat wohl vom Neujahrsfest daheim in der Provinz ein Huhn mitgebracht, nun trocknet es auch draußen.

In unmittelbarer Nähe dieses Viertels befindet sich eine Outlet Mall – von Armani bis Zegna alles dabei, „located within the prestigious villa area of xianjiang north road“ (zitiert nach synotrip.com). Habe ich ja schon ein paar Mal erwähnt, wie krass die Gegensätze hier sind…

 

 

Elbphilharmonie? Nee, NCPA!

Letzte Woche war ich mit der Fotogruppe im NCPA. NCP-was? National Centre for the Performing Arts: ein riesiges Gebäude, in dem sich Opernhaus, Theater, Konzertsaal und „Multifunktionstheater“ sowie Cafés und Ausstellungsräume befinden. Mitten in Peking, unweit der Verbotenen Stadt gelegen.

Mir gefällt das Ei! Zunächst haben wir es umrundet, zusätzliches Augenfutter gab es durch die Fensterputzer, die sich ringsherum abseilten. Guckt man von der Längsseite, erkennt man durch die Spiegelung im Wasser das Yin und Yang Symbol. Insgesamt ist es ein sehr ruhiger Ort, trotz der zahlreichen Spaziergänger.

Für 30 RMB kann man das Gebäude auch von innen besichtigen. Der Eingangsbereich befindet sich tiefergelegt, unterhalb der Halle, unter der Wasserfläche. Je nach Blickwinkel, und abhängig von Sonne und Wolken schimmert das Licht und die Stahlkonstruktion und sieht das Wasser mal eher blau, mal grün aus.

Faszinierend auch, wie sich auch im Inneren das Oval als Motiv immer wieder findet, beispielsweise die Form eines Cafés oder die Anlage der Rolltreppen. Da es relativ leer war, wirkte das Gebäude vermutlich noch überwältigender als wenn dort viele Menschen gewesen wären. Aber das würde ich auch gerne mal erleben, dort möchte ich mir gern eine klassische Oper ansehen, die ausgestellten Kostüme und Bühnenbildelemente versprechen nichts vornehm reduziertes, sondern gewaltige Bilder. ;)

Ich bin mal gespannt, wie die Elbphilharmonie im Vergleich zu diesem wirklich spektakulären Bau sein wird. Lage und Blick dürfte Hamburg allerdings klar die Nase vorn haben!

 

Expatmamas – Neu in… Peking

image159 Vor kurzem bin ich über die Webseite der Expatmamas gestolpert. Hier finden sich viele Informationen und Erfahrungsberichte zum Thema „mit Kindern im Ausland“ leben. Für die Reihe „Neu in…“ habe ich ein paar Fragen beantworten dürfen, nachzulesen hier!

Was mir im Nachhinein und ergänzend dazu noch eingefallen ist: Ein wichtiger Gesichtspunkt vorher: wann sagen wir es den Kindern? Das mag vom jeweiligen Alter abhängen und davon, wie abenteuerlustig die Kinder sind. Bei dem einjährigen Vorlauf bei uns wollte ich es ihnen nicht direkt sagen – warum so lange Kummer und Aufregung haben? Allerdings habe ich in der Zeit das Vermissen des Papas beinah überbetont… Aber je mehr Zeit verging, umso mehr es Thema im Alltag wurde, umso wichtiger fand ich es, es ihnen zu sagen, nicht dass sie das nebenbei und unabsichtlich irgendwie aufschnappen. Das war bei uns dann ein gutes halbes Jahr vor dem Umzug, ganz kurz vor der ersten Pekingreise zum Kennenlernen.

Ganz wichtig fand ich für uns, dass wir vor allem den Kindern gegenüber immer hundertprozentig zu der Entscheidung gestanden haben, aber dass wir dabei Ängste und Sorgen nicht weggewischt haben. Ja, es ist traurig, dass man von so vielen Menschen Abschied nehmen muss, da kann man die Kinder nicht anlügen. Ich hab mich dann mit den Minis zusammen aufs Sofa gekuschelt, und dabei sind auch mal Tränen geflossen. Aber anschließend habe ich mit ihnen zusammen überlegt: Warum gehen wir nach Peking? Worauf freuen wir uns? Ich glaube, im großen und ganzen würde ich das genau so wieder machen.

Bei der Beantwortung der expatmama-Fragen hab ich mich relativ kurz gehalten und auf die Frage nach Tipps geschrieben „Lernen, über den eigenen Schatten zu springen, neues auszuprobieren – wann, wenn nicht in einer neuen Stadt in einem neuen Land?“ Um das zu konkretisieren: nicht berufstätig (keine Arbeitserlaubnis), Kinder ganztags in der Schule – da bleibt viel Zeit, die sinnvoll gefüllt werden möchte. Mir selbst ist Langeweile fremd, aber wenn ich schon in Peking bin, dann will ich hier auch Dinge tun, die ich in Hamburg oder woanders auf der Welt so nicht tun kann. (Trotzdem genieße ich es, soviel Zeit fürs Lesen zu haben!)

Ich nutze deshalb viele Angebote der Patengruppe oder des Compounds (Ausflüge, gemeinsames Tatort-gucken, Stricktreff…), dabei bin ich vor Peking lieber ohne Gruppe auf eigene Faust losgezogen. Aber hier wollen neue soziale Kontakte gefunden und gepflegt werden, von daher gibt es für mich nun doch viele Gruppenaktivitäten. Für jemanden, der bisher eher in Gruppen losgezogen ist und selten allein: einfach mal ausprobieren! Allein in der Stadt unterwegs zu sein ist ein ganz anderes Gefühl als in Gruppe oder mit Familie, es ist schön, dem eigenen Tempo zu folgen und sich genau dahin treiben zu lassen, wo man gerade von angezogen wird. Und was soll passieren – Visitenkarte und ein paar Taxitaler in der Tasche, nach Hause kommt man immer!

Anderes Beispiel: ein neues Hobby anfangen. Bei mir ist es derzeit das Fotografieren. Eine dolle Fotokünstlerin werde ich sicher nie, ist auch gar nicht mein Anspruch, aber ich mag viele meiner Bilder jetzt schon lieber als das verwackelte Ritschratschklick von früher. Und es gibt so viele weitere Möglichkeiten: Sport, Nähen lernen, ehrenamtliches Engagement, Musikunterricht/Instrument lernen.

Ok, das ist sicher alles ganz subjektiv, und was für mich gut ist und womit ich mich wohlfühle, muss für andere noch lange nicht das richtige sein. Aber vielleicht hilft es ja doch der einen oder anderen: einfach mal trauen und machen!

 

Shuō hànyǔ– Chinesisch sprechen

Hanban - Roter Stempel!

Hanban – Roter Stempel!

Vor über einem Jahr war ich noch total erleichtert, ich hatte den ersten Chinesisch-Intensivkurs am Konfuzius-Institut in Hamburg hinter mir und hatte den Eindruck, dass man Chinesisch wirklich lernen kann. Ok, die ersten Kurse waren Ganztags-Intensivkurse, außer Chinesisch hab ich in der Zeit absolut nichts gemacht. Inzwischen bin ich etwas ernüchtert. Um wirklich gute Fortschritte zu machen, muss man doch sehr viel Zeit hineinstecken, mehr als mir der normale Alltag oft lässt. Und anders als früher brauche ich tatsächlich mehr Zeit, um mir eine neue Vokabel geschweige denn eine ganze Redewendung einzuprägen – den Kindern fällt das Chinesichlernen erheblich leichter! Andere Fremdsprachen zu lernen fiel und fällt mir viel leichter – aber da kennt man schon vieles aus „verwandten“ Sprachen, nur Schreibweise oder Aussprache unterscheidet sich etwas. Solche Beziehungen, die das Lernen vereinfachen, lassen sich mit Chinesisch für mich halt gar nicht herstellen.

Frustrierend und motivationshemmend ist auch der Gedanke, der sich breitgemacht hat: „Einen tiefsinnigeren Gedanken als „Was kostet ein Pfund Äpfel?“ (Duōshǎo qián yī jīn píngguǒ?) werde ich niemals auf Chinesisch formulieren können.“ Und dann gibt es doch kleine Erfolgserlebnisse: man hat eine Ahnung, um was es in einem Radio-/TV-Beitrag geht! Dem Taxifahrer eine Adresse sagen zu können, ohne Visitenkarte oder App zu Hilfe zu nehmen! Eine telefonische (!) Tischreservierung! Und auch die Reaktionen der Chinesen: Ok, manche verstehen einen wohl nicht, allein weil sie es sich nicht vorstellen können, dass eine Langnase sich mit Chinesisch versucht. Aber ich habe doch den Eindruck, dass die meisten es zu schätzen wissen, dass man sich die Mühe macht. Ich werde also dranbleiben. Auch ein kleiner Motivationsschub: ich habe die absolute Anfänger HSK 1- Prüfung (offizielle Chinesischprüfung: siehe Wikipedia) bestanden. Ich kann aber auch diejenigen verstehen, die sagen: nee, für die drei Jahre, die wir hier sind, lohnt sich der Aufwand nicht, wenn ich wieder in Deutschland bin, brauche ich das nie wieder. Denn man kommt ja auch ohne Chinesisch klar: wenn nicht mit Englisch, dann mit Händen und Füssen, Apps und Visitenkarten, Lageplänen…

Ein halbes Jahr schon!

Jetzt sind wir ein schon halbes Jahr hier, „Zwischenbilanz“ ist zu hochgestochen, aber ich schreibe hier mal zusammen, was mir dazu durch den Kopf geht:

Ja, wir sind jetzt richtig angekommen, kennen uns aus, der Alltag läuft rund. Die Jungs fühlen sich wohl in der Schule, haben Freunde gefunden und dass wir wieder Komplettfamilie und nicht mehr zu Dritt mit gelegentlichem Papa-Besuch sind, tut ihnen sichtlich gut (in den 12 Monaten vor dem Umzug war Thomas, hmm, 12 Wochen? in Hamburg).

Die Alltagsorganisation hier ist aufwendiger als in Hamburg. Die Wege sind weiter, und trotz des mörderischen Verkehrs fehlt mir fehlt gelegentlich doch das eigene Auto, insbesondere, wenn Wetter und Sicht gut sind und ich gerne die so nahe liegenden Berge und die kleinen Orte dort erkunden würde. Trotzdem, mit Taxi und Metro kommt man ansonsten fast überall hin, schlimmstenfalls muss man halt mal etwas warten, bis man ein Taxi gefunden hat…

Einkaufen ist ein Thema für sich, Stichwort Lebensmittelsicherheit. Da ist die „ununterbrochene Kühlkette“ nur einer von vielen Aspekten. Am besten ist es, vieles zu verdrängen: woher kommt das Fleisch, die Eier… Aber nein, auf vegan umzusteigen ist auch keine Alternative: Womit wurde das Gemüse und Obst gedüngt, gespritzt, reicht abwaschen oder doch lieber schälen…. Es gibt zwar „Ökosiegel“, aber es kann sich wohl jeder ein Logo pinseln und „organic“ draufschreiben – wer kann das überprüfen?

Überhaupt Gesundheit: Wann müssen wir den Trinkwasserfilter erneuern? Zum Zähneputzen doch lieber ein Glas Trinkwasser von unten aus der Küche holen? Wann müssen die Filter der Luftfilter erneuert werden? Dass Wasser- und Luftqualität auf einmal ein Thema sind! Damit sind wir wieder beim Thema verdrängen: Verdrängt wird auch der Gedanke daran, welche (langfristigen?) Folgen die miese Luft hier haben kann. Im Haus sind wir dank zahlreicher Luftfilter ja „sicher“ – aber oft juckt es mich die Dinger auszustellen. Stellt Euch einfach vor, neben Euch wäre immer ein auf niedriger Stufe laufender Staubsauger! An die Masken als zusätzliches Accessoire haben wir uns gewöhnt, jetzt im Winter ist das auch nicht so lästig (außer für Brillenträger: Brillen beschlagen dann gern), wenn es nicht mehr so kalt ist, schwitzt man drunter, nicht schön. Glücklicherweise sind die meisten Tage dann doch keine Maskentage. Zusätzlich zu den Atemwegsproblemen und möglichen Spätfolgen geht einem die gelbgraue Glocke auch mächtig auf den Zeiger; wenn das länger als einen Tag anhält, werden selbst Frohnaturen trübsinnig. Da sehn ich mich dann doch nach meiner Hamburger Stadtrandidylle…

Man kann auch nur hoffen, dass keiner von uns in einen Unfall verwickelt wird oder ernster krank wird – Krankenwagen stehen genauso im Stau wie Privatwagen, abgesehen davon möchte man doch lieber in eine Klinik mit westlichem Standard (teure Auslandsversicherung sei Dank) gebracht werden.

Ohja, wenn man will, findet man hier an jeder Ecke neue Ängste und Sorgen, die sicher auch ihre Berechtigung haben. Aber: auch auf unser Hamburger Haus sind schon mehrmals Bäume gestürzt (glücklicherweise immer nur Sachschäden), passieren kann einem überall etwas, und wenn ich mal Krebs kriegen sollte, wird man kaum feststellen können, ob das von der Belastung hier in China oder doch auf die Kindheit in der Nähe der Hamburger Giftmülldeponie zurückzuführen ist.

Ich kann nur für mich sagen: ich möchte mein Leben leben und nicht im tiefen Tal der Sorgen verbringen und die Zeit einfach an mir vorbeirauschen lassen, daher übe mich in Verdrängung, was meistens auch gut klappt. Gelegentlich erwischt mich dann doch mal ein Tief, was ich dann an Thomas auslassen kann (sorry dafür), aber meist ist es am Tag drauf wieder besser.

Die Menschen hier machen es einem auch leicht, sei es die Expatgemeinde oder die Chinesen. Es gibt so viel zu entdecken und zu lernen. Wer sich hier langweilt, der langweilt sich überall! Für mich ist es eine tolle Erfahrung, Peking und China kennenlernen zu dürfen. Es ist einfach ein Riesenunterschied, etwas zu lesen oder als Film zu sehen oder es selbst zu erleben. Es rückt auch die Perspektive gerade: wie winzig ist Deutschland! Wie klein ist Europa! Wie unfassbar groß ist China! Es ist nicht alles „schön“, aber interessant beinah alles. Wenn man die Umweltproblematiken hier sieht oder die extremen Gegensätze zwischen arm und reich, Tradition und Moderne, „hinterm Mond“ und futuristisch – das hat auch Einfluss darauf, wie man Deutschland sieht. Oft kann man einfach nur dankbar dafür sein, dass man zufällig in Hamburg/Deutschland und nicht anderswo geboren ist! Aber manchmal durchzuckt einen ein „stellt Euch nicht so an“, manchmal denkt man „nun setzt doch einfach Fahrverbote und Umweltzonen durch, muss ja nicht erst so schlimm werden wie hier“ oder was für eine Bodenverschwendung, wenn man in der Stadt nicht wenigstens etwas mehr in die Höhe baut – zum Beispiel…

Manche stören sich hier an dem Gerotze, ich nehme es als kulturelle Eigenart hin, auch wenn es manchmal doch echt eklig ist, wenn beispielsweise ein Taxifahrer das Fenster runterkurbelt und lautstark den Rotz von ganz unten hochzieht und rausspuckt (sorry, aber das ist hier so). Manche stören sich an den Tischmanieren. Naja, eigentlich ist es doch sehr klug, von Tieren nicht nur das Filet, sondern beinah alles zu essen, und die wirklich ungenießbaren Teile müssen dann halt doch irgendwohin – und bevor die nächsten Gäste kommen, werden Tische auch saubergewischt bzw. bekomme neue Tischdecken. Gibt echt schlimmeres, was das eigene Wohlbefinden mehr beeinträchtigen kann als für uns ungewohnte Tischsitten und -gebräuche.

Fast jeden Tag entdecke ich etwas mehr von dieser riesigen Stadt, viele Orte möchte ich gern noch häufiger besuchen (verschiedene Parks und Stadtviertel z.B.), bei manchen Sehenswürdigkeiten warte ich nur noch wieder auf den nächsten Besuch – und wenn der zu lange auf sich warten lässt, werde ich wohl doch allein hinmüssen (Sommerpalast, Himmelsaltar, Lamatempel…). Manche Ecken warten noch darauf, von mir entdeckt zu werden. Gleichzeitig ist hier aber auch oft ganz normaler Alltag: um Kinder und Hütte kümmern und schon ist der Tag rum – nicht anders als in Hamburg auch.

Die Sprache ist ein Problem und wird wohl auch eins bleiben. Mein Chinesisch reicht für den Alltag aus, ich komme von A nach B und zurück, ich habe bislang alles einkaufen können, was ich einkaufen wollte etc, beim Radiohören (und erst recht beim Fernsehen) versteht man doch immer öfter wenigstens, um was es geht. Ich bezweifel aber, dass ich jemals einen tiefsinnigeren Gedanken als „was kostet ein Pfund Äpfel?“ formulieren kann… Bei allen anderen Sprachen konnte man auf bisher gelernte Fremdsprachen und das Deutsche zurückgreifen, so vieles ähnelt sich – das gibt es im Chinesischen gar nicht, man kann nichts herleiten. Und dann lernt man nicht nur einfach Vokabel plus Übersetzung, sondern Vokabel, Übersetzung, Pinyin, Schriftzeichen und Aussprache. Ohje, die Töne… Ist bei mir nach wie vor oft dem Zufall überlassen, ob ich den richtigen treffe. Lesen und Hörverstehen geht glücklicherweise besser als selber sprechen. Trotzdem, so sprach-los fühl ich mich regelrecht behindert. Und doch: es geht auch gut ohne perfekte Chinesisch-Kenntnisse. Hilfsmittel gibt es genug (Apps und Internet).

Manchmal vermiss ich meine Familie, die großen Kinder, meine Freundinnen und Freunde, spontanes Telefonieren (bei 7 Stunden Zeitverschiebung guck ich immer zweimal auf die Uhr, ob das jetzt ein geeigneter Zeitpunkt ist, und oft ist es das leider nicht). Und wenn es mal mit dem Skypen klappen könnte, dann spielt das Internet nicht mit… Kommt auch vor und nervt dann schon.
Aber einsam bin ich dank der vielen neuen Kontakte hier glücklicherweise nicht. Bei einigen wenigen Freunden und Bekannten scheint es leider wirklich auch ein „aus den Augen, aus dem Sinn“ zu geben (nein, das ist kein Vorwurf, dazu gehören ja auch immer zwei. Das ist halt auch das Leben, dass man mal eine Zeit lang zusammen verbringt und sich dann irgendwann voneinander weg entwickelt), dafür gibt es aber auch andere, wo man jetzt erst recht weiß: auf Dich kann ich mich immer und überall verlassen!

Soweit also meine leicht kuddelmuddelige persönliche Bilanz, die unterm Strich positiv ausfällt. Ich bin gespannt, was die nächsten Monate (und Jahre) bringen.

新年好 – Xīnnián hǎo – Glückliches Neues Jahr

Justus hatte sehr klare Vorstellungen, wie wir das Neujahrsfest begehen sollten – den Chinatagen der Schule sei Dank: jeder müsse sein Lieblingsgericht bekommen, Jiaozi müssten auch unbedingt dabei sein, auch mit jedermanns Lieblingsfüllung und jeder müsse dann drei Stück davon essen. Punkt Mitternacht sei Beginn des Festmahls, alle sollen möglichst lang aufbleiben…. Wir haben uns dann auf unsere eigene, angepasste Version geeinigt. Immerhin, selbstgemachte Jiaozi, wenn auch nur mit Einheitsfüllung, standen mit auf dem Buffet.

IMG_4202Die Jungs haben das Interesse an der Fernsehpflichtveranstaltung, der großen Neujahrsgala, rasch verloren. Für mich und Thomas war es aber ein unterhaltsamer Abend, nachdem wir den ganzen Tag schon die Vorberichterstattung gesehen hatten, waren wir entsprechend angefixt. Quietschbunt, hoffnungslos überladen die allermeisten Nummern. Für jeden (nicht nur chinesischen) Geschmack etwas dabei: Traditionelles, Klassisches, Pop und Rock, Tanznummern, Akrobatisches, Komiker, eine Anspielung auf die große Militärparade im Sommer…  – über 4 Stunden lang! Ich muss mal googlen, ob es wirklich über 10.000 Mitwirkende auf der Hauptbühne waren (und wie viele noch dazu bei den Außenwetten, öh, Liveschaltungen in andere chinesische Städte.) Deutsche Shows sind dagegen langweilige Billigproduktionen. ;) Während der Fernsehshow wurden per wechat noch virtuelle Hongbaos (Hongbao = roter Umschlag für Geldgeschenke) ausgetauscht – in einem Gruppenchat habe ich aus Neugier auf einen geklickt und „musste“ dann meinerseits einen versenden.

Angestoßen haben wir um Mitternacht nicht mit Reisschnaps, sondern Sekt und sind dann doch raus vor die Tür. Auch wenn in unserem Compound Feuerwerk verboten war, ringsrum war die Hölle los – und das ging bis in den Morgen weiter. Danach flaute es ab, wurde mit Einbruch der Dunkelheit wieder etwas mehr, heute ist es bislang ganz ruhig, aber noch ist es ja auch hell.

Natürlich haben wir Türen und Fenster geöffnet und das Licht die ganze Nacht angelassen, damit das Glück zu uns findet. Und damit es dableibt, darf es die nächsten Tage auch nicht wieder zur Tür hinausgefegt werden.

Zum Frühstück haben wir dann eine ganz andere Richtung eingeschlagen:  Superbowl. War auch mal klasse, dabei nicht die ganze Zeit dabei gegen den Schlaf ankämpfen zu müssen. Gratulation, Peyton Manning und Broncos! Aber die Halbzeitshow (ich fand Coldplay gar nicht so übel wie viele Kritiker nun tun), ist doch kein Vergleich zur chinesischen Neujahrsshow… *grins*

Passend zum Frühlingsfest präsentierte sich gestern das Pekinger Wetter: 12 Grad, strahlendblauer Himmel, gute Luft und klare Sicht: nichts wie raus! Mit Tausenden anderen haben wir die Houhai-Seen umrundet. Nasse Füße wollten wir nicht bekommen und haben vom Gang aufs Eis abgesehen, und auch den Eisschwimmern haben wir uns nicht angeschlossen… Dann ein kurzer Blick auf Trommel- und Glockenturm und nochmal eintauchen in die Hutongs, wo vereinzelt ein paar Kinder geböllert haben und dann hat es unseren Kindern auch gereicht – hatten ja in der Nacht nicht zu viel Schlaf.

Achtung, Affe vor der Tür!

Das Chinesische Neujahr und damit das Jahr das Feuer-Affen steht vor der Tür. Wenn überhaupt möglich, ist jetzt alles noch bunter und üppiger dekoriert als sowieso schon. Vor ein paar Tagen gingen Arbeiter durch den Compound und verteilten an jeden Haushalt gegen Unterschrift ein Merkblatt zum Umgang mit Feuerwerk („do not set off fireworks inside buildings“ usw., Verbot falls orange or red alert). Nun hängt seit gestern ein unübersehbares Schild am Eingang des Clubhauses: Feuerwerk im Compound verboten. Och, schade.

Letztes Jahr haben die Jungs und ich ja „nur“ das Ende der Feierlichkeiten mitbekommen und waren schon vom Laternenfest hinreichend beeindruckt. Diesmal wollen wir alles! ;) Es heißt ja, es würde tagelang geböllert, wobei der Höhepunkt wohl schon am 8.2. sein solle – wir sind gespannt.

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Spätestens Freitag ab Schulschluss (die DSP hat dann eine Woche Ferien, chinesische Schulen haben – teils? – schon Ferien, insgesamt 3 Wochen) droht der Wahnsinn auf den Straßen, Bahnhöfen und Flughäfen: die Expatgemeinde drängt es in die Sonne oder in die Heimat, der Großteil der Chinesen fährt in die Herkunftsorte zur Familie. Das ist wohl alle Jahre wieder die größte Völkerwanderung der Welt… Aber wenn alle weg sind, haben wir Peking für uns! ;)