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Kochen, Kultur!

Ein Highlight in China ist sicherlich die chinesische Küche, wobei es in Wahrheit nicht „die“ chinesische Küche gibt, sondern eine unglaubliche Vielfalt aus den verschiedenen Regionen. Wer mehr darüber lernen und erfahren möchte, dem möchte ich zum einen ein Buch: Culinaria China, zum anderen die Kochworkshops im „The Hutong“ ans Herz legen. Eine leckere Möglichkeit, sich dem Reich der Mitte über die Esskultur anzunähern!

Culinaria China* – wer es bekommt, sollte die alte Hardcoverausgabe bevorzugen, inhaltlich nur minimal abgespeckt die neue broschierte Ausgabe. Mit diesem Buch kann man sich auf eine Reise durch China machen und lernt etwas über die jeweiligen Regionen und deren Küche. Umfangreiches Sach- und Rezeptregister machen das Wiederfinden von Rezepten leicht. Von meinen chinesischen Bekannten werden die Rezepte als authentisch eingestuft und natürlich kann man sich, wie bei jedem anderen Kochbuch auch, inspirieren lassen, variieren und dem eigenen Geschmack folgen.

Tolle Kochworkshops!

Für die Kochworkshops im The Hutong muss man nicht in Peking leben, man kann sie man auch bei einem kurzen Pekingaufenthalt gut einbauen, vielleicht anstatt Mittagessen zu gehen: das Essen selbst zubereiten und dann genießen. Man könnte zum Beispiel gleich morgens um 9 Uhr den ganz in der Nähe gelegenen Lama-Tempel besichtigen (auch wenn man dann nur eine Stunde Zeit dafür hat, mehr Zeit hat man bei organisierten Pekingreisen aber auch nicht), dann die Yonghegong Street Richtung Süden zur Dongsi North Street entlang spazieren, die große Kreuzung überqueren und ganz kurz danach vor der Post links in den Shique Hutong einbiegen. Oder gleich mit der U-Bahn bis zur Station Beixinqiao fahren.

Dann wird es etwas kniffelig, aber wenn man sich für einen Workshop angemeldet hat, bekommt man mit der Bestätigungsmail eine idiotensichere Wegbeschreibung (ich weiß das, mein Orientierungsvermögen ist armselig). Um 10:30 Uhr beginnen die Vormittags-Workshops, weitere gibt es nachmittags und abends, aktuell kostet ein Workshop ohne Ermässigung 300 RMB.

Ich habe inzwischen 5 Kurse dort besucht, zufällig alle bei Sophia. Sie stammt aus der Inneren Mongolei, und ist quirlig, engagiert, dynamisch, mitreißend! Sie spricht hervorragend Englisch – und sagt immer, sie sei nicht wegen ihrer Kochfähigkeiten, sondern wegen ihres Sprachvermögens dort beschäftigt. Ersteres ist definitiv tiefgestapelt! Sophia beginnt die Kurse stets mit einer kurzen (!) Vorstellungsrunde – mag nur ein Nebenaspekt sein, aber oft befindet man sich dort in internationaler Runde mit Menschen von allen Kontinenten, was absolut positiv für die Atmosphäre ist. Die Teilnehmerzahl bewegt sich zwischen 5 und 16-20 (?) Personen, wobei größere Gruppen dann einen zweiten Chief bekommen und auf zwei Küchen verteilt werden – die Gruppe bleibt also klein genug für individuelles Lernen. Bei der Vorstellungsrunde wird klar, ob Teilnehmer zum ersten Mal dabei sind, dann gibt es eine ausführliche Einführung in die regionalen Chinesischen Küchen und deren Besonderheiten; sind nur Wiederholungstäter da, wird das etwas abgekürzt.

Im Norden sind Nudeln und Nudelgerichte zuhause, die im Süden nicht gegessen werden, dort wird Reis bevorzugt. Im Norden ist die Küche generell etwas milder als im Süden, wo die schweißtreibende scharfe Küche bevorzugt wird, das Schwitzen sorgt für Abkühlung…

Input!

Gewürze

Dann werden die wichtigsten Gewürze vorgestellt, wer mag kann auch probieren: neben Salz und weißem Pfeffer sind dies helle und dunkle Sojasoße, Reiswein, Reisessig, Sesamöl, Chili, Ingwer, Knoblauch und Zucker, sowie – Sichuanküche! – Sichuanpfeffer. Je nach Rezept kommen weitere Gewürze hinzu, nicht alles wird immer verwendet, dafür kommen andere würzende Zutaten wie eingelegte Gemüse, Bohnenpaste, Chiliöl oder oder oder hinzu. Anschließend stellt Sophia die Rezepte des Tages vor, in der Regel sind es drei Gerichte, die gekocht werden. Sie erläutert die Herkunft, die Besonderheiten, spezielle Zutaten und den Umgang damit. Die eher langweilig-mühseligen Vorbereitungsarbeiten (rohes Fleisch vom Knochen lösen, Gemüse waschen…) werden vorab von Ayis erledigt, eine ist auch während des Workshops dabei und achtet darauf, dass reichlich Tee und Wasser fließt, kocht Reis, räumt Abfälle direkt weg. Das ist nicht nur ein bisschen Luxus, man kann sich dann auch besser auf das Wesentliche konzentrieren.

The Hutong - Küche

The Hutong-Küche

Das war dann auch genug Theorie, dann wird geschnippelt. Halt – doch noch etwas Theorie: knife skills! Gearbeitet wird mit einem großen chinesischen Messer, mörderisch scharf, und bevor man sich damit die Finger absäbelt, bringt Sophia (oder andere chiefs) einem zunächst den richtigen Umgang damit bei: wie fasst man es an, wie schneidet man dieses oder jenes Gemüse am besten? Meine Knoblauchpresse liegt seit dem ersten Kurs übrigens in der Ecke, mir gefällt die chinesische Methode: Ende abschneiden, Knoblauchzehe mit herzhaftem Bums aufs Messer plattklopfen, Haut einfach abziehen, fix kleinhacken, fertig. Geht viel schneller als die Hautabpfriemelei…

Push! Turnover! Quick!

Dann werden alle Zutaten vorbereitet, jeder muss ran, jeder bekommt ein bisschen Ingwer, Knofi, Gemüse und muss das Gelernte umsetzen und erst wenn alles fertig vorbereitet, gegebenenfalls mariniert ist, geht es an den Gasherd. Jeweils zwei Leute müssen ran und unter Sophias strenger Aufsicht pfannenrühren, weitere reichen andere Zutaten an, fügen Gewürze hinzu etc. Jeder kommt dran, drücken geht nicht – aber so lernt man alles. Push! Turnover! Quick! Quicker! Stehen eher scharfe Rezepte auf dem Speiseplan, wird abgefragt, wer scharf und wer lieber weniger scharf ist, dann werden gegebenenfalls zwei Varianten zubereitet. Spätestens jetzt ist Zeit für das erste Tsingtao! :)

Dank Ayi ist der große Tisch inzwischen freigeräumt und gedeckt und dann können die selbstgebrutzelten Köstlichkeiten genossen werden, Zeit für Fragen und Antworten, für Smalltalk – was unterscheidet eigentlich südamerikanische Schärfe von chinesischer? Ulkig, Fleischklößchen gibt es offensichtlich überall auf der Welt. Oh, und Teigtaschen wohl auch! Man entdeckt Unterschiede und Gemeinsamkeiten…

The Hutong

So ein Workshop ist definitiv ein Erlebnis und selbst am Ergebnis beteiligt zu sein: dann schmeckt es nochmal so gut. Den jeweils aktuellen Plan findet man hier auf der Webseite unter Calendar, der Anmeldeprozess ist ganz einfach. Ich habe bisher die Kurse Tastes of China B, Streetfood A, Sichuan B, Saisonales Gemüse/Februar und Neujahrsspezialitäten besucht – und habe mir fest vorgenommen, weiterhin etwa einmal im Monat einen Workshop zu besuchen. Gerne würde ich auch die anderen Angebote (Marktbesuche, Vorträge, Stadtteilspaziergänge, Ausflüge oder sogar Reisen) einmal wahrnehmen, das ist sich bislang terminlich nicht ausgegangen.

Meine Männer sind ja leider eher von der deutschen Schnitzelmafia. Nichtsdestotrotz mögen zumindest die beiden Kurzen inzwischen zum Beispiel Gong Bao Ji Ding: Hühnchen mit Erdnüssen und Sichuanpfeffer – wenn es ein chinesisches Nationalgericht gibt, dann ist es vielleicht dieses traditionelle aus der Sichuanküche stammende Gericht. Es gibt unzählige Varianten, auch vegetarisch – nur ohne Erdnüsse und Sichuanpfeffer ist es kein Gong Bao mehr!

Überhaupt essen wir inzwischen auch von mir gekochtes wesentlich schärfer als noch vor zwei Jahren, treudeutsche Küche kommt uns jetzt oft einfach zu fad vor! Allerdings – während ich dies geschrieben habe, steht Männe in der Küche und kocht Omas Tomatensuppe…

Hochs und Tiefs

Letzte Woche. Unter den Bäumen am Fluss tauen die letzten Schneehäufchen vor sich hin, aber die Sonne strahlt, der Himmel ist blau, die Temperatur ist knapp zweistellig – so richtig wunderbares Gute-Laune-Wetter. Ich sitze im Taxi auf dem Weg zur Schule, Chris Martin singt „Up and Up“ und ich fühle mich unbeschwert, leicht, glücklich – und etwas unwirklich: Ich bin tatsächlich in China! Ja, auch nach ein-einhalb Jahren packt mich dieser Gedanke noch von Zeit zu Zeit. Die Luft ist so gut, dass die Berge zu sehen sind, alles scheint freundlich, jeder, wirklich jeder, wirkt gut gelaunt. Und so setzt sich das den ganzen Freitag und das ganze Wochenende hindurch fort. Peking ist großartig! 

Peking ist großartig. Peking ist furchtbar.

Was für ein Unterschied zum Dienstag. Da saß ich im Taxi auf dem Weg zur Klinik, bin in Grübeleien versunken, als auf einmal der Taxifahrer hektisch wurde und auf mich einredet, es braucht etwas, bis ich endlich verstehe, was los ist: es schneit. Okay, eigentlich sind es bloß Schneegriesel, die Sicht ist, obwohl es grau und dunkel ist, deutlich besser als an Smogtagen, die Straßen sind nass, aber nicht glatt, und trotzdem wird aus dem bis dahin zäh vor sich hin fließendem Verkehr der längste Parkplatz der Welt. Ich wünschte, ich wäre irgendwo anders, nur nicht hier. Immerhin verläuft der Termin bei den Chirurgen erfreulich, sie wollen mich derzeit nicht aufschnippeln, Glück gehabt, ich kann erleichtert nach Hause fahren. Inzwischen wurde aus dem Schneegriesel dann doch dichtes Schneetreiben und die Straßen sind glatt und es ist einfach zu dunkel. Trotz Erleichterung, dass das medizinische Problem erstmal keines mehr ist, will die Laune nicht besser werden. Und jeder, absolut jeder, wirkt mindestens so trübsinnig wie ich. Peking ist furchtbar!

Winter adé!

Jetzt, eine Woche später. Der Winter ist zum Glück vorbei, die dunklen Tage werden weniger, richtig fieser Smog wird seltener vorkommen, der eisige Wind macht bis zum nächsten Winter Pause. Die Kinder gehen wieder im Hellen aus dem Haus und kommen im Hellen zurück. Der Spielplatz vorm Clubhaus ist, sobald die Schulbusse nachmittags eintrudeln, wieder Treffpunkt, auch die älteren Kinder „müssen“ jetzt unbedingt von ihren Müttern „abgeholt“ werden… ;) Ist es im Sommerhalbjahr nicht überall freundlicher und heller? Hier aber ganz besonders, Peking ist schön!

Hazardous

Vorweg: ich lebe gerne hier in Peking, ich finde es eine tolle Erfahrung für mich, für uns. Wir lernen alle so viel Neues über uns, über Peking, China und die Welt, die Jungs lernen so viel mehr als ihnen jede Schule der Welt beibringen könnte, meine Bilanz ist unterm Strich nach wie vor positiv. Ich meine: wir haben es geschafft, in einem absolut fremden Land auf einem fremden Kontinent, in einem Land, dessen Sprache unendlich schwierig zu lernen ist, ein Zuhause für uns zu schaffen und uns als Familie und Individuen wohl zu fühlen. Kann man schon ein bisschen stolz darauf sein, oder?

Trotzdem, es gibt auch Schattenseiten

Nichtsdestotrotz gibt es auch Schattenseiten. Ich vermisse unsere erwachsenen Kinder, die Familie, liebe Freunde – auch wenn ich hier neue Freundschaften geschlossen habe, von denen einige bestimmt die gemeinsame Peking-Zeit überdauern werden. Ich vermisse Hamburg, trotz Schietwetter. Ich weiß so vieles in Deutschland jetzt viel besser zu schätzen und empfinde so manches nur noch als „First World Problems“ und „habt Ihr keine ernsthaften Sorgen?“.

Ich vermisse meine Biokiste, aber selbst mit einem konventionellen Einkauf würde ich mich in Hamburg inzwischen absolut auf der sicheren Seite fühlen, im Gegensatz zu hier, wo ich mir oft nur noch mit Verdrängung helfen kann.

Mich nervt es, wenn ich morgens Kaffee machen will und feststelle, dass der Kanister im Wasserspender schon wieder leer ist und ich erst mal eine 19-Liter-Pulle schleppen und einsetzen muss. Stopp, halt, erst noch den Wasserspender reinigen, sonst wird das auch eine unhygienische Angelegenheit. Trinkwasser aus der Leitung, was für ein genialer Luxus!

Smog…

Meine drei Männer, klein und groß, haben zum Glück im Gegensatz zu mir keine Probleme mit dem Smog. Wenn die Werte übel sind, dann muss ich die Zwerge schon sehr nachdrücklich dran erinnern, dass die blöden Masken bitte auch im Schulbus aufgesetzt bleiben. Ich hingegen habe selbst bei nicht besonders schlechten Werten morgens meist mit Nasenbluten (sorry) zu kämpfen, ab Werten um die 300 bekomme ich Kopfschmerzen, Halsschmerzen, werde heiser und wenn ich nicht drinnen bleibe, folgt anschließend eine nette Erkältung – also bleibe ich drinnen und sage dann Verabredungen, Veranstaltungen, Vorhaben ab. (Im ersten Jahr war ich trotz allem noch unterwegs und laufend krank – muss diesen Winter nicht wieder passieren.) Zum Glück sind die Luftwerte an den meisten Tagen besser als 300.

Airpocalypse

Heute ist allerdings wieder so ein Hazardous-Tag, der AQI liegt bei über 400, die Luft ist gelb und dick, die Sichtweite nicht besonders. Das geht nicht nur auf die Atemwege, das geht auch auf die Laune, auch wenn wir es uns drinnen sehr gemütlich machen können und Langeweile für uns eh ein Fremdwort ist. Trotzdem deprimiert das sehr, wenn man in dieser gelb-braun-grauen Glocke gefangen ist. (Bitte, führt verbindliche Fahrverbote in Deutschland ein, das muss doch nicht erst so schlimm wie hier werden!)

Jedenfalls ist heute einer dieser Tage, wo man sich nach einen Hamburger Mistwetter-Tag geradezu sehnt (sorry, Hamburg, das Wetter gefällt mir hier insgesamt besser, auch wenn der Winter kürzer und der Sommer noch länger sein dürfte)…

Was soll’s, im TV kommt nun White House Down, und nein, das läuft nicht auf CNN. ;)

Nanshan

Eigentlich bin ich ja nicht so für Kunstschnee, sorry, „technischen Schnee“, auch Skifahren kann ich nicht und werde es wohl auch nicht mehr lernen. Aber uneigentlich mag ich doch jede Gelegenheit nutzen, um mal aus der Stadt rauszukommen  und der Ausflug war ausdrücklich auch für Nicht-Skifahrende gedacht, und so ging es dann heute mit der Patengruppe ins Nanshan Skigebiet, gut 60 km nordöstlich von Peking nahe Miyun. 

Das war dann doch sehr nett, Wetter top, Luft so-lala, nette Gesellschaft, wir sind erst ein bisschen spazieren gegangen. Teils sind die Gebäude europäischer Bauweise nachempfunden, aber wenn dann Hühnerfüße auf einem Schlitten an einem vorbeigezogen werden, hält die Illusion maximal Minuten. Oh, und wer auch mal  dahin möchte: nur chinesische, keine westlichen Toiletten, für Frauen in voller Wintermontur durchaus eine Herausforderung… ;)

Mittags war es dann richtig angenehm in der Sonne und wir haben ein bisschen auf einer Sonnenterrasse gechillt und uns dann gegenseitig doch angestachelt: Snowtubing/Reifenrodeln. Großer Spaß, kann ich empfehlen! :) Insgesamt, war ein schöner Tag, eine schöne Auszeit vom Trubel der Stadt.

 

Update: Anfang 2018 war ich wieder in Nanshan und es war wieder toll!

Ferien!

Die letzten Wochen waren einerseits wie Advent in Deutschland auch, viele Weihnachtsfeiern, -essen, -basare, dazu aber (leider) auch einige Abschiedstreffen, es gehen wieder einige lieb gewonnene Leute nach Deutschland zurück. Insofern jedenfalls gefühlt noch stressiger und emotional aufgeladener als Advent in Deutschland. Bei den Abschieden ist mir wieder aufgegangen, wie gern ich hier bin, und dass es hier noch so viel zu entdecken und zu erleben gibt. Das war ganz gut, weil ich tatsächlich in die Reichweite eines Tiefausläufers geraten bin, aber wo ich hier zu dusselig für eine Internet-Bestellung bin, kommt in Deutschland der DHL-Bote nicht. Irgendwas ist doch immer. ;) Also Krönchen gerade richten und auf das nächste, vermutlich wieder spannende Jahr freuen!

Zwischendrin waren die Jungs und ich auch noch mal krank, so dass rückblickend gar nicht viel Weihnachtszeit war und die letzten Wochen gefühlt vorbeigerast sind.

Gestern war das Weihnachtskonzert in der Schule, hat mir unterm Strich wieder gut gefallen, und die Jungs waren engagiert und mit viel Spaß dabei – obwohl es am Ende echt spät geworden ist. Dass ausgerechnet die Jüngsten erst am Schluss dran waren (während ein Großteil der Teenies bereits in der Pause gegangen ist), ist schon unglücklich, zum Glück war heute nur noch ein kurzer Schultag, wo eigentlich auch nur noch gefeiert wurde.

Aber nach so einem Konzert mit dem Gefühl nach Hause zu gehen, dass auch schulischer Musikunterricht wirklich Freude am Musik machen und Singen vermitteln kann, und dass die Jungs gerne noch mehr Musikunterricht hätten, das macht doch schon sehr zufrieden – die Musiklehrer können sich da jetzt gern gelobt fühlen! 

Jetzt rückt eine dicke Smogwolke näher, seit heute Abend gilt die höchste Alarmstufe – Red Alert – und das für voraussichtlich fünf lange Tage. Da sind wir echt ziemlich froh, dass es morgen in den Urlaub nach Australien geht. Hoffentlich wird der Smog nicht so dick, dass Flüge gecancelt werden müssen… Überhaupt, es lebt sich einfach besser ohne dicke Luft, wir hatten allerdings auch gerade ein paar schöne Tage mit auch aus deutscher Sicht normalen Werten. Und dann ist Peking noch mal so schön, wenn man in der Ferne die Berge sehen kann.

 

 

 

 

Leben in der Expatbubble

Bei vielen Gesprächen oder Diskussionen bekommt man mit, dass das Leben in der sogenannten Expatbubble ja doch komisch sei und von einigen wird die Bubble negativ gesehen. Ich versuche mal, hier anzureissen, wie ich unsere chinesische Expatbubble erlebe. Um es vorwegzunehmen: mein Fazit ist positiv.

Als bei uns vor über zwei Jahren die Entscheidung gefallen ist, dass wir nach Peking gehen, habe ich sofort mit dem Chinesisch lernen angefangen. Klar, Sprache ist der Schlüssel zur Integration, das bekommt man ja mit umgekehrten Vorzeichen in Deutschland eingehämmert. Und ja, Grundkenntnisse der Sprache machen mir den Alltag einfacher und bringen mich leichter in Kontakt mit Chinesen. Aber Integration? Fehlanzeige.

Auch wenn wir noch nicht wissen, wie lange wir wirklich hierbleiben, wir sind (hoffentlich) für länger, aber nicht für immer hier, das heißt, von unserer Seite aus besteht gar nicht die Notwendigkeit, uns komplett zu integrieren, aber das ist von chinesischer Seite auch gar nicht beabsichtigt. Endet der Arbeitseinsatz hier, endet unsere Aufenthaltserlaubnis. Das gilt umso mehr für die Expats, die von vorneherein wissen, dass sie in zwei, drei Jahren zurück in Deutschland sein werden.

Abgesehen davon sind wir hier auf den ersten Blick schon von weitem als exotische Langnasen zu erkennen. Selbst wenn ich das doppelte, drei- oder mehrfache an Zeit fürs Chinesischlernen aufwenden würde: Muttersprachlerniveau werde ich niemals mehr erreichen können – im Englischen beispielsweise hätte ich dazu eher die Chance.

Anders heißt nicht besser oder schlechter, sondern einfach nur anders.

Was ich aber kann: China mit Respekt begegnen. Wir feiern chinesische Feste mit (okay, wir nutzen sowieso jede Gelegenheit zum Feiern, und sei es, das Leben an sich zu feiern). Wir sind informiert über die wesentlichen Fettnäpfchen und wie man sie vermeidet. Wir begegnen China, den Chinesen, der Kultur mit Respekt. Wir nehmen das Andere hin und werten nicht. Anders heißt nicht besser oder schlechter, sondern einfach nur anders.

Nur weil ich in China lebe, heißt es nicht, dass ich es jetzt für mich übernehme, die Eltern in den Himmel zu heben und auch als Erwachsene zu tun, was die Eltern verlangen. Ich mag über die große Völkerwanderung zur Golden Week stöhnen, aber ich verstehe jetzt, warum das so ist. Genau, verstehen zu lernen, das ist für mich hier wichtiger als Integration, die als zeitlich begrenzt anwesender Laowai eh nicht gelingen kann.

Es ist sowieso gar nicht so einfach, hier als „Frau von XY“ (aus Chinesischer Sicht sind die Kinder und ich tatsächlich nur geduldete Anhängsel) sich mit Chinesen anzufreunden, da fehlen einfach die Berührungspunkte. Kurze Standardfloskeln beim Einkaufen, in Restaurants und Besuch von Sehenswürdigkeiten und Smalltalk beim Taxifahren – darauf beschränkt es sich im Wesentlichen. Das ständige Lernen – sei es bewusst am Schreibtisch oder nebenbei unterwegs – ist auch anstrengend. Und ich bin einer privilegierten, freiwilligen Situation hier.

Tatort

Tatort gucken im Zeit Berlin

Und es ist auch schön, sich mit anderen Deutschen zu treffen und in der Muttersprache zu unterhalten, wo ich nicht nach Worten suchen muss, wo ich auch Untertöne ohne Anstrengung verstehen kann. Selbst wenn ich auf Chinesisch immer öfter wenigstens mitbekomme, über was gesprochen wird, meine Unfähigkeit meine Gedanken in chinesische Worte zu fassen macht mich stumm, ich fühle mich eingeschränkt und hilflos. Da fühlt man sich dann in der Bubble dann doch ganz wohl und geborgen.

Oder Heimweh – auch wenn das nur sporadisch auftritt, manchmal ist es schön zusammen „Deutsche Traditionen“ zu pflegen oder etwas zusammen zu unternehmen. Da fährt man dann auch einmal im Monat abends mal eine Stunde hin und eine wieder zurück, um zusammen mit anderen Deutschen den Tatort der Vorwoche zu schauen. Andere gehen hier auf Bälle und Oktoberfeste – das war auch in Deutschland schon nicht mein Ding, aber so kann beinah jeder seinen Nischen und sein Stück Heimat hier finden.

Die Expatbubble für die Kinder

Und die Kinder? So, wie ich auch sonst eigentlich nicht unter meinem gewohnten westlichen Standard und Errungenschaften bleiben möchte und teils zwangsweise doch muss (fließendes Trinkwasser, saubere Luft, sichere Lebensmittel, Gurte im Auto…), möchte ich das auch, was den Alltag der Kinder angeht, nicht. Nein, ich möchte sie nicht in sechsmal die Woche je 12 Stunden auf eine chinesische Schule gehen lassen. Ich bin froh über die Deutsche Schule mit all ihren Stärken und Schwächen, auch wenn Britische und andere internationale Schulen für uns leichter zu erreichen wären und die Kinder dann vielleicht noch besser Englisch lernen würden. Die Expatbubble für die Kinder beschränkt sich im Wesentlichen auf Schule und Compound. Unserer ist wunderbar international, auf Spiel- und Bolzplatz spielen Kinder, die ihre Wurzeln auf sämtlichen Kontinenten in den verschiedensten Ländern haben, miteinander.

Wenn das Englisch – das ist unsere Umgangssprache hier, nicht Chinesisch – mal nicht reicht, reden sie mit Händen und Füßen oder erfundener „Baba-Sprache“ (inspiriert von der TV-Serie „Rabbids Invasion“) miteinander. Sprache ist Mittel zum Zweck, wichtig ist, dass man sich versteht, da kann die Wortwahl auch mal komisch und die Grammatik falsch sein. Was die Kinder hier ganz selbstverständlich aufsaugen: das Miteinander in einer per se multikulturellen Umgebung, ganz nebenbei und selbstverständlich nehmen meine hier südafrikanische, finnische, amerikanische, französische, nigerianische… – und natürlich deutsche und chinesische Traditionen, Lebensweisen, Einstellungen etc. mit. „3rd Culture Kids“ erleben wir als Bereicherung, nicht als Mangel von etwas. Die Kinder leben einfach mit anderen Menschen zusammen, die Herkunft/Nationalität ist nicht wichtig, Kinder sind nett oder nicht nett, egal mit welchem Pass sie herumlaufen.

In dieser Expatbubble zu leben heißt nicht, blind und ignorant gegenüber dem Gastland zu sein. Wer vorher schon „open minded“ war, wird es hier sicher leichter haben, zurechtzukommen, dabei kann die Bubble aber ein hilfreicher Rückzugsort in einer oft sehr fremden, aufregenden, exotischen Welt sein.

Schnipsel Nr. 5

Seit Montag hat uns der Alltag wieder, der liebe Besuch ist zurück in Deutschland und wir stellen uns hier jetzt auf den möglicherweise kältesten Winter seit Jahren und die mit dem Winter (Inversionswetterlage plus Heizen) verbundene miese Luft ein. Heute Vormittag war ich noch mit der Fotogruppe unterwegs, im Laufe des Nachmittags konnte man dann zusehen, wie die Luft schlechter und schlechter wurde, inzwischen liegt der AQI bei 343, also über meiner persönlichen Schmerzgrenze. 

Sānlúnchē

Sānlúnchē

Ab einem AQI von ca. 300 geh ich keinen Schritt vor die Tür, wenn es nicht unbedingt sein muss. Bis zu diesem Wert bin ich relativ unempfindlich, aber ab dann gibt’s Hals- und Kopfschmerzen, die fast immer in einer dicken Erkältung enden – so die Erfahrung im ersten Winter hier, dieses Jahr bleib ich bei entsprechenden Werten halt zuhause auf meinem Luftfilter sitzen. Zum Glück sind die Kurzen robuster und die Luftfilteranlage der Schule taugt auch was.

Glückskeks

Ich denke ja oft, dass ich ein Glückskeks bin, dass ich dieses China-Abenteuer erleben darf. So konnte ich auch gar nicht ablehnen, als Jonna von den expatmamas.de gefragt hat, ob ich etwas für den November-Glückskeks beisteuern könnte. Dass sich mit Klebeband fast alles reparieren lässt, und dass es, wenn das Klebeband mal aus ist, auch mit einer Plastiktüte geht, erzähle ich hier: expatmamas.de. Oder kurz zusammengefasst: ich mag den chinesischen Pragmatismus. :) Es muss nicht immer gleich das teure Ersatzteil sein.

Glücklichmacher

Die Welt ist doch manchmal-oft echt zum Heulen. Ertrinkende Flüchtlinge im Mittelmeer, Aleppo, Nazis in Deutschland, Trump in den USA (I’m with her!), Türkei, IS,… Kriege und Krisen, wohin man auch guckt. Und dann veröffentlicht heute Matt Harding sein neues Video: „Where the heck is Matt?“ Wie, Ihr kennt Matt Harding nicht? Der reist um die Welt und tanzt mit Menschen. Von Düsseldorf bis Dubai, von Peking bis Pjöngjang, von Robben Island bis Vancouver, im Nasa-Shuttle und beim Tauchen. Mehr zu Matt gibt es auf seiner Website oder auf Wikipedia.

Diese Videos transportieren soviel Fröhlichkeit und bringen auch an dunklen Tagen den Optimismus zurück: Eine Welt für Alle. Das geht. Muss gehen. 

 

Ein schreibender Mann

Die Deutsche Botschaftsschule Peking hat in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Martin Walser eingeladen. Das finde ich großartig, ohne Wenn und Aber, Schriftsteller und Schulen sollten viel öfter zusammenfinden, nicht nur hier in Peking, wobei das hier gefühlt häufiger passiert als an den Hamburger Schulen, die ich kenne.

Ich bin kein Fan von Martin Walser. Die meisten seiner Bücher sprechen mich inhaltlich nicht an, und nach dem „Tod eines Kritikers“ hatte ich eh die Lust verloren, mehr von ihm zu lesen. Dennoch schätze ich seine Sprachkraft, und ohne Zweifel ist er ein interessanter Autor, wobei das ja nicht heißt, ihn mögen zu müssen. Grund genug jedoch, die Chance zu nutzen, den 89jährigen noch einmal live zu erleben und zu seiner Lesung in der DSP zu gehen.

Da die Fahrt zur Schule nur halb so lang wie normalerweise gedauert hatte, waren wir so früh da, dass wir die Mikroprobe mitbekommen haben – und dabei einen ersten Eindruck von Walser gewinnen konnten. Ein großer Mann, zu dem der Stock nicht so recht zu passen scheint. Auch wenn er daran langsam geht, wirkt er so vital, dass ich nur denken konnte: so fit möchte man mit beinah 90 wirklich gerne sein! Nächster Eindruck, freundlich formuliert: perfektionistisch, anders: pingelig. („Mehr Tiefen!“ – ok, er hat wohl bessere Ohren als ich, die ich keinen Unterschied mehr wahrnehmen konnte. Und: es ist eine Schulaula, kein Konzertsaal…). Dann entschwindet er erstmal wieder und die Aula füllt sich allmählich.

Routiniert-nette Begrüßung durch die Schulleiterin, und dann liest Walser aus „Ein liebender Mann“. Naja, mein Deutsch-Leistungskurs ist lang, lang her, immerhin war der Unterricht so gut, dass ausreichend viel hängengeblieben ist, um beim Thema Goethe einigermaßen informiert wirkend mitreden zu können. ;) Goethe und die junge Ulrike, das war jedenfalls für meinen damaligen Deutschlehrer, der Goethe verehrt hat und uns Spätpubertierende damit erstaunlicherweise gut infizieren konnte, kein Thema. Überhaupt, das Thema „alter Sack und junges Huhn“ – fand ich bei der schulischen Pflichtlektüre von Frischs Homo Faber schon absolut uninteressant, diese Art Männerphantasie interessiert mich einfach nicht, egal wer die handelnden Personen und das komplette Setting sind, und schon gar nicht aus der immer gleichen Männerperspektive. Aber immerhin, Walsers Geschichte ist unterhaltsam formuliert – was mich in Nachgang darüber über die Macht der Sprache nachdenken ließ (und den Vorteil einer gut beherrschten Muttersprache, mal so aus der chinesischen Beinah-Analphabeten-Perspektive).

Walser beendet das Vorlesen, der Perfektionismus scheint noch einmal durch, als er sich für kurzes Stocken damit entschuldigt, dass das Licht am Lesepult sehr schlecht sei. Und dann beginnt die „Diskussion“, eigentlich nur Fragen und Antwort, ohne Rückfragen. Darüber gehen meine Einschätzung und der Bericht auf der Schulwebsite etwas auseinander… Schade, das hätte spannender und kritischer sein können; die Moderation war etwas unglücklich, allerdings hätte ich da auch nicht vorne stehen mögen. Schade auch, dass Walser meist unterbrochen wurde, wenn er etwas ausholte und ins fabulieren kam – und es für meinen Geschmack gerade richtig interessant wurde, z.B. als er von seinem Prozess des Schreibens erzählte, er und sein Schreibtisch, der beim Schreiben quasi vibrierendes Feedback liefere und es war deutlich zu spüren, da kommt noch mehr… – achja, an diesem Punkt habe ich das unterbrechende „wir haben ja leider keine Zeit“ am meisten bedauert. Konzepte und Pläne in der Tasche zu haben, ist immer gut – aber manchmal ist es besser, davon spontan abzuweichen. ;) Aber vielleicht hat auch der Gast vorab entsprechende Wünsche geäußert?

Nun gut, warum auch immer keine kritischeren Fragen vorgelesen wurden (die waren wohl sämtlich vorformuliert und ausgewählt worden) – sei es wegen der knappen Zeit oder aus Respekt vor dem alten Mann, der die Anstrengung einer Chinareise auf sich genommen hat, es war dennoch ein interessanter Nachmittag. Walser mögen? Auch jetzt nicht wirklich, aber doch, eine gedankliche Auseinandersetzung und einen Blick in die Literaturgeschichte zurück allemal wert, war schön, dass ich hier in Peking die Gelegenheit dazu hatte.

Wohnungssuche in Peking

Wo werden wir wohnen? Die Wohnungssuche war für mich und ist sicher auch für viele andere Familien, die vor der Situation „wir gehen nach Peking“ stehen, eine der wichtigsten Fragen. Das eine ist sicher die Entscheidung, ob man in der Stadt oder weiter draußen wohnen möchte, das andere ist das konkrete Haus/Wohnung. Kann halt passieren, dass zum passenden Zeitpunkt im Wunsch-Compound kein passendes Haus frei ist. Hatte ich erwähnt, dass es nichts nutzt, wenn das Traumhaus in einem doofen Compound steht? Oder umgekehrt der Compound toll ist, das Haus aber 1000 Macken hat?

Oh, und was sicher auch eine erste typisch chinesische Erfahrung werden kann: wenn man von einem Makler die ersten Wohnungen/Häuser gezeigt bekommt: nicht erschrecken, es ist üblich, dass sie einem zunächst die Ladenhüter zeigen, bevor es dann wirklich infrage kommendes gezeigt wird. Dabei wird unendlich viel Zeit verplempert… Aber am Ende stehen die Makler toll da, weil sie ja bei so schrecklichen Wohnungen dann doch plötzlich die tolle, richtige (die man gerne gleich als erstes gesehen hätte, verflixt!) aus dem Hut zaubern konnten.

Was ich selber noch wirklich wichtig finde bei der Entscheidung für oder gegen ein Haus/eine Wohnung:

  • Klimaanlage. Die sollte nicht zu alt sein, muss gut gewartet sein (müsste jährlich gereinigt werden, das machen die wenigstens Landlords von sich aus). Und je individueller regelbar, desto besser. Manche Häuser haben nur einen Schalter fürs ganze Haus, wir haben immerhin einen pro Etage, trotzdem ist es oft in einem Raum zu kalt, während es am anderen Ende zu warm ist… Nicht vergessen: so heiß wie es hier im Sommer ist, so eiskalt wird es im Winter…
  • Heizung. Bei uns und in sehr vielen Häusern hier wird über die Klimaanlage geheizt, Mitte Oktober wird durch die Handwerker ein Schalter umgelegt, und statt kühler wird dann warme Luft durch’s Haus gepustet. Im Winter kann man dann mit 2-4mal so hohen Nebenkosten rechnen wie im Sommer. Fußbodenheizung wäre toll, es ist nämlich wirklich bitter, bitterkalt im Winter!
  • Ich würde kein Haus mit „high ceiling living room“ nehmen und möglichst wenig ineinander übergehende Räume. Klar, das sieht schon toll aus, aber: schwer zu heizen bzw. zu kühlen – und auch schwer, die Luft sauber zu halten.
  • gut abgedichtete Fenster und Türen sind wichtig, wegen der Kälte im Winter gern Doppelverglasung (selten zu finden).
  • unter Luftverschmutzungs-Gesichtspunkten: kleinere Räume sind besser (da lässt sich die Luft schneller, effektiver sauberfiltern). Die Jungs haben deshalb die beiden kleinsten Schlafzimmer hier, aber zusätzlich ein großes Kinder-Wohnzimmer.
  • Kamin – viele Häuser haben hier offene Kamine. In Europa liebe ich das auch, hier hätte ich zum einen Bedenken, weil die Luft eh schon so schlecht ist, aber noch wichtiger: durch den Schornstein kommt ungefiltert die schlechte Luft von draußen rein. Unser Kamin ist nur zur Deco, der Landlord hat den Schornstein abgedichtet. Wir haben im Haus zum Glück auch wirklich immer saubere Luft (ok, mithilfe von 9 lärmenden Maschinen).
  • Herd: auf den ersten Blick fand ich unseren 5 Platten Gasherd toll. Allerdings ist der Ofen auch gasbetrieben, allmählich nach einem Jahr komm ich halbwegs damit klar, aber dicke Freunde werden wir nicht werden. Mir ist das jetzt nicht so wichtig, aber für jeden, der gerne backt, kann das ein Kriterium sein!
  • extrem hilfreich: englisch sprechendes Management
  • wie kindgerecht ist der Compound: Kinder-/Babypool? Kinderspielzimmer? Kinderspielplätze, auch für verschiedene Altersgruppen geeignet? Verkehr/Verkehrsregelung? Bolzplatz? Möglichkeiten zum Radfahren, Skaten…?
  • sind die Angebote des Compounds inklusive oder muss man für jede Kleinigkeit extra zahlen? Einzeln oder als Pauschale?
  • Nahversorgung: wenn man nur ein Auto (oder keins) zur Verfügung hat, sollte das Wichtigste fußläufig erreichbar sein.
  • wenn Hochhaus: wie viele Fahrstühle gibt es (in den 18. Stock zu Fuß rauf und runter ist sicher nicht so spassig), vielleicht kann man einen vorhandenen Mieter fragen, ob es damit Probleme gab?
  • Hellhörigkeit? Können Kinder normal spielen oder ist schleichen und flüstern die Devise?

Grundsätzlich halte ich das für eine gute Idee, wenn man die Gelegenheit hat, die Vormieter zu löchern. Oder die Nachbarn. Oder jemanden, der schon in dem Compound wohnt, der kann vielleicht nichts zum infragekommenden Haus sagen, aber zum Compound an sich.

Fragen, Ergänzungen, Tipps, andere Meinung? Mehr Informationen vielleicht zu Hochhaus-Appartments, da ich ja nur eines für kurze zwei Wochen kennengelernt habe! Gerne per Mail oder als Kommentar!

Wo wohnen in Peking? Welcher Compound?

Warten auf den Schulbus am Compound-Eingang

Warten auf den Schulbus am Compound-Eingang

Jetzt, da wir schon über ein Jahr hier leben, kann ich zurückgucken und  sagen, dass Männe/wir eine echt gute Wahl getroffen haben. Eigentlich war das ja ein Sprung ins kalte Wasser : „Wohin ziehen wir?“. Uneigentlich haben wir aber echt das große Los gezogen. Inzwischen kenne ich hier ja doch ziemlich viele Leute und hab viele besucht. „Wie ist Euer Haus/Euer Apartment“ und „wie ist Euer Compound“ – das sind immer Themen! Und da wir „nur“ einen Zweijahresvertrag haben (auf 1-2 Jahre begrenzte Verträge sind hier die Regel), kann das durchaus wieder Thema für uns werden, auch wenn wir hoffen, dass wir hier verlängern können.

Geschmäcker sind verschieden!

Vorausschicken muss ich auf jeden Fall, dass die Geschmäcker verschieden sind, und war mir gefällt, können andere schrecklich finden. Auch die Prioritäten unterscheiden sich: uns macht die lange Fahrzeit in die innere Stadt (meistens) nichts aus, wir haben aber auch in Hamburg am Stadtrand gewohnt. Andere mögen die lange Fahrzeit als verdaddelte Lebenszeit ansehen. ;).

Was mir an unserem Compound gut gefällt:

– relativ grüne, großzügige Anlage. Gerade weil Peking eben Peking ist, gefällt es mir gut, dass wir hier Platz haben.

– gutes, englischsprechendes Management, die Rezeption ist 24/7 mit Englisch sprechenden Angestellten besetzt (da hier ständig irgendwas zu regeln ist, ist das extrem hilfreich und nicht zu unterschätzen)

Wo wohnen in Peking?

Wo wohnen in Peking?

– sehr nette, durchlässige Community. Klar gibt es auch Cliquen, sei es, weil man Kinder im gleichen Alter hat (Kinderlose sind hier in der absoluten Unterzahl, wer keine Kinder hat, wohnt in der Regel nicht so weit draußen); weil die Kinder zur gleichen Schule gehen und man sich beim Warten auf den jeweiligen Schulbus näherkommt, sei es, weil man die gleiche Nationalität hat oder wie sich das halt sonst ergibt. Aber eben auch durchlässig und ohne Ausgrenzung. Hier überschlagen sich immer alle, Neuankömmlinge mit allem und jeden bekannt zu machen und zu integrieren, das ist wirklich einzigartig.

Für uns wichtig: Pool(s)!

– kleine, aber schöne, gepflegte Pools (Das hört sich jetzt sicher verwöhnter an, als es ist – denn es gibt hier keine (öffentlichen) Schwimmbäder wie in Deutschland. Ich glaube, in ganz Peking gibt es ein oder zwei große Spassbäder, die entsprechend überfüllt sind. An Bahnen ziehen ist da nicht zu denken. Ich habe Fotos gesehen, wo die Leute dicht an dicht mit Schwimmring um den Bauch im hüfthohen Wasser stehen oder eine Hunderte von Metern lange Schlange an einer Rutsche… Und da der Sommer hier ziemlich heiß wird und von Mai bis Oktober geht, wäre das ziemlich blöd ohne Schwimmgelegenheit.)

– viele Compound-Aktivitäten: Basare, Barbecues, Ausflüge, wöchentliches „Coffee Gathering“, es gibt viele Kurse im Gym. Das macht es auch Schüchternen leicht, hier mal unter Leute zu kommen und jemanden kennen zu lernen. Absolutes Highlight das Halloween-Event…

– wenn es mal Probleme in den Häusern gibt, werden die zeitnah gelöst (dauert zwar manchmal auch, und braucht fast immer mehrere Anläufe, aber man kümmert sich und es klappt).

Und noch mehr Pluspunkte

– die Kinder können sich im Compound frei bewegen, Radfahren, spielen, Freunde abholen/treffen ohne dass ich immer dabei sein muss. Gibt nur ganz wenig Anwohnerverkehr, fiese Bodenschwellen alle paar Meter, dass tatsächlich nur Schritttempo gefahren wird, an den meisten Kreuzungen stehen Wachmänner…

– Verschiedene Spielmöglichkeiten für Kinder: Es gibt zwei Spielplätze direkt am Clubhouse, davon ist einer für kleinere Kinder, der andere für etwas ältere gedacht, es gibt einen größeren mit Bolzplatz nur ein paar Meter weiter am Ende unserer Straße (Sackgasse); von der zweispurigen „Prachtzufahrtsstraße“ ist eine Spur mit Gittern abgesperrt und von der anderen Spur durch einen Grünstreifen getrennt; da gibt es Basketballkörbe und man kann außer Ballzuspielen prima Radfahren, Skaten, Skateboarden etc. lernen und üben (ohne Bodenschwellen *g*). Im Clubhouse gibt es ein Spielzimmer für Kleinkinder.

Wichtig: Nahversorgung

– sehr gute Nahversorgung, es gibt nicht nur den kleinen Supermarkt, eine Apotheke und zwei Restaurants und ein Café im Clubhouse, ein Spa, ein Kosmetik-/Nagelstudio, einen Frisör, sondern fußläufig auch noch das Europlaza (nette, aber nicht überkandidelte Mall mit ‘nem „gehobeneren“ Supermarkt, Banken, viele Restaurants, Kleinkinderindoorspielplatz) und den Pinnacle Plaza (pseudoamerikanisches Einkaufszentrum – kleine flache Bauten, mit viele verschiedenen Shops und Restaurants, könnte angeblich so auch in einer amerikanischen Kleinstadt stehen, inklusive Starbucks, Subway, Dominos (bäh, wir haben doch Annie’s), Dunkin Donut, ein netter Spielwarenladen, eine „französische“ Bäckerei (wirkt nicht wirklich französisch, hat aber eine tolle Baguette-Auswahl). Auch die Yuyang Lu in die andere Richtung runter gibt es fußläufig einen deutschen Bäcker, Restaurants, Massagesalon, Wäscherei…

Jedenfalls fahren zum Pinnacle Plaza auch viele Leute aus den noch abgelegeneren Compounds wie Dragon Bay, Yosemite, Rose and Gingko, aber auch von Beijing Riviera aus (was ja von hier aus gesehen „viel zentraler“ ist und auch viele Möglichkeiten vor Ort hat).

Zur Metro laufen wir hier etwa 25 Minuten, mit dem Fahrrad entsprechend kürzer. Zur Schule muss man allerdings zweimal umsteigen und ist selbst in den dicksten Stauzeiten deutlich länger unterwegs als mit dem Auto. Es ist trotzdem beruhigend, dass man aus der Stadt zurückkommen kann, wenn man wirklich mal kein Taxi bekommt. Das ist mir aber noch nicht passiert, dass ich mal länger warten musste schon, aber gar nicht gar nicht. ;)

Schattenseite: Fahrzeiten

Ein nicht zu leugnender Nachteil ist aber wirklich der weite Weg in die Stadt, manchmal ist es wirklich doof, wenn man für eine ein-zweistündige Verabredung insgesamt 3 Stunden Fahrtzeit hat. Ich versuche deshalb, gut zu planen und vieles miteinander zu verbinden (z.B. erst Chinesischkurs, dann Verabredung, Ausflug,… in der Stadt).

Trotzdem, ich krieg jedesmal, wenn ich in die Stadt hineinfahre und die ersten Hochhäuser aufragen sehe, noch Herzklopfen: wie aufregend, ich bin wirklich hier in Peking! Aber wenn ich zurückfahre und (bis auf die Kreuzungen) der Verkehr nachlässt und es dann über den Fluss geht, bei guten Luftwerten mit Blick auf Berge von der Flußbrücke aus, und die grüne Allee am Fluss entlang, das ist dann eben auch schön.

Versuch einer Zusammenfassung für die Compound-Wahl

Ja, also was die Compound-Wahl angeht, sollte man wohl überlegen:

– Haus oder Apartment? Stadt oder draußen?
– welche Fahrtzeiten sind wir bereit in Kauf zu nehmen? Arbeitsplatz, Schule, viele Veranstaltungen sind halt eher in der City als weiter draußen – da muss man Kompromisse finden.
– wie mobil sind wir, ist eine Metrostation in der Nähe wichtig?
– mir ist das englischsprachige Management wichtig. Hier ist ständig irgendwas: Klimaanlage, Wasser, kleine und größere Reparaturen … Und wenn man dann mit seinen begrenzten Chinesischkenntnissen nicht weiterkommt, wäre für mich Frust und Ärger vorprogrammiert.
– was kann ich zu Fuß/mit dem Fahrrad erreichen – Einkaufen, Restaurants… Was möchte ich in fußläufiger Umgebung haben?
– welche „Facilities“ möchten wir haben – wenn man eh nicht schwimmen geht, braucht man auch nicht unbedingt nen Pool; wenn die Kinder nicht mehr so klein sind, braucht man kein Indoorspielzimmer etc.
– was die Anlage des Compounds angeht – das sind Geschmacksfragen. Ich mag unsere pseudoamerikanische Vorstadtanlage, anderen gefällt die pseudoeuropäische Anlage nebenan besser; die Frage, ob man zu Fuß fix noch was einkaufen kann, wird objektiv wichtiger und nachvollziehbarer sein.

Weitere Nachfragen beantworte ich gerne auch künftig per Mail oder Kommentar!

Der Alltag hat uns wieder!

Selten waren wir so froh, dass die Sommerferien zu ende gingen. Dass der Deutschlandurlaub meinem Denguefieber zum Opfer gefallen ist, hat mir und den Kindern (auch wenn die zweit echt super waren und das Beste draus gemacht haben) doch ziemlich nachgehangen, umso besser, dass jetzt alte und neue Freunde zurück in Peking sind, die Schule wieder gestartet ist und es wieder mit vielen Veranstaltungen, Ausflügen, Kursen etc. in die Vollen geht!

Letzten Montag sind die Jungs tatsächlich ohne Gemoser um 6 aus den Betten gefallen, Schule ist halt doch mehr als Unterricht und Hausaufgaben, sondern auch Freunde treffen und Spaß haben und sie sind fröhlich losgezogen. Montagmittag sind die zwei noch ziemlich erledigt aus dem Bus gepurzelt, aber nun sind wir wieder im Alltagsrhythmus angekommen und Freitag war schon mehr elterlicher Nachdruck beim frühen Aufstehen nötig… *grins*

Der September verspricht interessant zu werden, sehr nette Welcomeparty der Patengruppe war am Freitagabend schon, Dienstag besuche ich einen Kochkurs  im Hutong, Donnerstag sind Elternabende bei beiden Jungs, in der Woche drauf starten die AGs- und auch mein Chinesischkurs wieder. Und in der letzten Septemberwoche gehen die Jungs auf Klassenreise und Männe schickt mich währenddessen dies Jahr nicht nach Shanghai, sondern nach Yangshuo. Der Tropendoc hat’s erlaubt, von daher freu ich mich da jetzt auch wieder drauf (auch wenn ich alle drei Stunden im Insektenkiller baden muss).

Letztes Jahr hat die Parade für gute Luft gesorgt, dieses Jahr ist es der Gipfel in Huangzhuo, wobei es heute leider einen Ausreißer gibt, allerdings wird’s später wohl eh gewittern. Trotzdem, der Sommer ist hier noch lange nicht vorbei und wir haben vor, ihn hier zu genießen!

 

 

Schnipsel Nr. 4

Eine Wunderheilung! :)

Unser Wasserspender hat mir am Wochenende Kummer gemacht: er ging nur kurz an und und direkt wieder aus, d.h. er kühlte nicht und er kochte nicht. Stecker gezogen, Plan: am Montag die Ayi bitten, den Service anzurufen. Solange hatten wir also nur lauwarmes Trinkwasser…
Am Montag erkläre ich das Problem wortreich der Ayi, die steckt den Stecker rein, die grüne Lampe leuchtet – und ging nicht wieder aus. Wasser kochen klappt auch wieder. Hmm, sehr seltsam, aber Hauptsache es funktioniert.

Kalendarisches: Herbstanfang und die Nacht der Siebenen

Klingt bei 33 Grad komisch, ist aber so: gestern war Herbstanfang 立秋, Lìqiū. Das bezieht sich eindeutig eher auf den Erntebeginn als auf das Wetter! In zwei Wochen haben wir dann das Ende der Hitze – hoffentlich. :) Wer mehr über den chinesischen Mondkalender und die 24 Zyklen wissen möchte: hier zum Beispiel: Chinesischer Mondkalender.
Heute ist Chinesischer Valentinstag: 七夕, Qīxī, die Nacht der Siebenen, um den sich zahlreiche Legenden (oder eine Legende mit zahlreichen Varianten) und Bräuche ranken, nachzulesen unter dem Link oder auch bei Wikipedia. Letztes Jahr fiel Qīxī auf Justus‘ Geburtstag, wir waren Essen und die hübsche Mama (das bin ich) hat vom Restaurant zum Valentinstag eine Flasche Wein geschenkt bekommen. Wein trinken kann ich auch besser als Früchte schnitzen oder nähen…

 

Schnipsel Nr. 3

Ich kann Chinesisch! (Wenigstens ein bisschen…)

Kurz vor den Sommerferien habe ich die zweite HSK-Prüfung abgelegt. Nachdem mein blödes Tropenfieber mich allmählich aus seinen Fängen entlässt, hab ich mal nach dem Admissionticket gesucht und dann nachgeschaut: yeah, ich habe tatsächlich bestanden, und das sogar mit annehmbaren Ergebnis! In der Vor-Sommerferien-Hektik hatte ich nicht besonders viel gelernt, von daher bin ich echt gut zufrieden! Für HSK3 muss ich das Vokabular nun verdoppeln, und außerdem werden dann auch Schriftzeichen abgefragt. Im Dezember, dem nächsten Prüfungstermin, wird das sicher noch nichts werden, aber spätestens im kommenden Juni will ich es versuchen.

Immerhin, meine Fähigkeiten reichen dazu, im Supermarkt anzurufen und nachzufragen, wo die seit beinah vier Stunden überfällige Wasserlieferung bleibt – und das mit Erfolg, keine halbe Stunde später kamen die Kanister an. :)

Apropos Wasser

Stiftung Warentest hat den Deutschen bescheinigt, dass ihr Leitungswasser prima ist und es von wenigen Ausnahmen abgesehen (Geschmack oder besonders viel Kalziumgehalt gewünscht z.B.) keinen Grund gibt, stilles Wasser zu kaufen. Seufz, wie ich das vermisse! Trinkwasser aus der Leitung! Mit unserem Sodasprudler der drölften Generation konnten wir in Hamburg wirklich prima Sprudelwasser machen, hier haben wir uns widerstrebend an das stille Wasser aus dem Wasserspender gewöhnt, immerhin ist es gekühlt… Zum Zähneputzen wird ebenfalls Trinkwasser aus dem Spender (auf den die Kanister aus dem Supermarkt geschraubt werden) verwendet – wenn wir daran denken, uns welches aus der Küche mit ins Badezimmer hoch zunehmen. Das ist ziemlich lästig, und wenn man’s vergisst eklig…

Und noch mehr Wasser: nach einem knappen Jahr hat die Klebeband-Dichtung des Spülmaschinenablaufs versagt. Nach Beseitung der Überschwemmung wurde es repariert. Ihr ahnt womit? Klebeband natürlich! :)

Wetterwetterwetter

„Boah toll, bei Euch ist es ja immer so schön warm.“ Nee. Das ist auf die Dauer nicht schön, wenn von Mai bis Oktober fast immer über 30 Grad sind (und es im August jetzt noch Richtung 40 gehen wird). Solche Temperaturen sind im faulen Strandurlaub toll, aber im Alltag ist das einfach anstrengend, schweißtreibend, den Kreislauf belastend. Das ist einfach was anderes, als wenn nur ab und zu mal so ein Ausreißer nach oben mit dabei ist. Und dann kommt hier quasi als weitere Wetterkomponente noch der Smog dazu – und wenn der AQI bei 200 liegt, macht es weder Spaß draußen zu sein noch ist es besonders gesund. Dafür sitzt man dann drinnen auf der Klimaanlage, die sich nicht wirklich gut einstellen lässt und sackt sich nen Schnupfen auf. Jammerjammerjammer. Naja, eigentlich mag ich den langen Sommer hier, kann’s eh nicht ändern und arrangiere mich halt damit, aber 24 Grad würden mir völlig reichen. :)
Heute kommt noch wieder Gewitter und Regen dazu, hoffentlich aber nicht wieder so in extremen Mengen wie vor ein paar Tagen. Inzwischen sind die Katastrophenbilder aus dem TV verschwunden, aber bis die Folgen außerhalb Pekings beseitigt sind, wird es sicher noch dauern.

Ab in den Urlaub!

Jetzt ist tatsächlich das erste Pekinger Schuljahr der Jungs vorbei. Die Zeugnisse sind in Ordnung, vor allem, wenn man bedenkt, dass sie diesen Riesenschritt von Europa nach Asien bewältigen mussten und obendrein immerzu „vergessen“, dass sie Hausaufgaben haben. Im neuen Schuljahr werden sie aber schon „alte Hasen“ sein – die Schonfrist ist vorbei. ;) Auch wenn bei beiden noch Luft nach oben ist, ich bin froh, dass es alles so gut gelaufen ist, und vor allem dass sie hier glücklich angekommen sind. Klar gibt es gelegentlich mal Heimweh oder es werden alte Freunde vermisst, aber unterm Strich ist unsere Bilanz des ersten Jahres hier durchweg positiv und wir sind froh, dass wir uns auf das Abenteuer eingelassen haben.

Der Große hat seine zweite Gymnasialempfehlung (in Hamburg gab es die schon am Ende der Vierten) und der Kleine hat die Grundschulzeit nun auch beendet. Trotz aller Freude über den Beginn der Sommerferien, über die Wunschklasse für Rasmus (er kommt sowohl zum gewünschten Klassenlehrer als auch mit allen gewünschten Freunden zusammen), über 9 neue Kinder für Justus‘ Klasse – trotz allem sind die zwei erstmal recht bedröppelt aus dem Schulbus gepurzelt – es waren wieder so viele Abschiede…

Inzwischen wird hier aber wieder gekichert und gelacht, denn heute Abend geht es direkt in den Urlaub. Tatsächlich mal nicht nach Schweden, sondern nach Thailand – also  mal komplett anders als unsere bisherigen Urlaube, wir freuen uns und sind gespannt; ich werde berichten. :)

Sommer in Peking

Es ist heiß. Seit Wochen haben wir hier über 30°, Tendenz steigend. Ab und zu gewittert es, aber zum Glück ist es meistens trocken und unerträglich schwüle, drückende Tage sind die Ausnahme. Blöderweise ist die Luft gleichbleibend mies – nicht so katastrophal wie im Winter, aber von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen liegt der AQI zwischen 150 und 200, dazu die bösesten Moskitos der Welt – da verzieht man sich dann doch auch oft nach drinnen. Und trotzdem: so ein langer Sommer (das geht schon seit Mai so) macht gute Laune. Die Stadt ist bunt, es gibt ganz viel Leben auf den Straßen und auch der „Beijing Bikini“ ist wieder viel zu sehen.

Hier ein paar Eindrücke der letzten Zeit:

Ich hab meine Gewohnheit wieder aufgenommen, einfach irgendwo aus der U-Bahn auszusteigen und dann ein bisschen herumzulaufen, bis ich keine Lust oder Zeit mehr habe. Neulich bin ich dann in der Nähe von dem gigantischen Klotz von China Petrol gelandet und konnte mir den Verkehr mal von einer Brücke aus ansehen. Da es früher Nachmittag war, hielt sich das Chaos in Grenzen, aber auf dem einen Bild könnt Ihr sehen, dass man beim Abbiegen sich einfach noch eine Spur dazu denkt und noch eine und noch eine…

 

Grundschultreff

Dann gab es den letzten Grundschultreff – in diesem Schuljahr und für uns auch überhaupt. :) Der Grundschultreff findet vierteljährlich statt und alle Grund- und Vorschüler können mit dem, was sie im (Musik-)Unterricht erarbeitet haben, zum Programm beitragen. Diesmal gab es auch die Verkündung der Antolin-Klassenergebnisse: mit großem Jubel wurden die lesefreudigsten Klassen gefeiert. Viele tolle Fotos der Bundesjugendspiele wurden gezeigt und schließlich wurden die Kinder sowie Lehrerinnen verabschiedet, die die Schule jetzt verlassen werden. Ohje, das war einerseits zwar schön, das jedes einzelne Kind wichtig war und aufgerufen wurde, andererseits standen dann in der langen, lange Reihe, die einmal quer durch die ganze Aula ging, ziemlich viele bedröppelte Kinder, von denen nicht alle die Tränen unterdrücken konnten oder wollten. Ich hoffe, wir gewöhnen uns noch besser an dieses Kommen und Gehen.

Auszeit

Nach dem Grundschultreff hatte ich unverhofft mehr Zeit als gedacht bis zur nächsten Verabredung und wollte zunächst mal Richtung Pearlmarket tuckern, habe mich aber in der U-Bahn spontan umentschieden und bin zum Beihai-Park gefahren mit der Absicht, mich am See in den Schatten zu setzen und zu lesen. Aber als ich am See ankam, „musste“ ich mir einfach ein Boot mieten (nein, kein albernes Entenboot, sondern ein kleines mit Sonnendach) und auf den See hinausfahren – und das war so schön. Nicht nur, weil die Hitze auf dem See irgendwie angenehmer war, sondern endlich mal wieder auf dem Wasser zu sein, ich musste doch kurz an die Alster denken (auch wenn ich bei DER Frage immer Elbe und nicht Alster antworte!). Eine chinesische Familie hatte jedenfalls Spaß daran, mich zu rammen, ich bin dann zweimal um sie rumgetuckert, hab mich knipsen lassen und dann war gut. :) Ich bin schon echt ein Glückspilz, dass ich sowas einfach so mal machen kann, ich glaube am Wochenende, wenn es so überfüllt ist, macht es sicherlich nicht soviel Spaß.

 

Und viele letzte Treffen vor den Sommerferien führten wieder in die „Hobbithöhle“, das Baoyuan Jiaozi Wu in der Maizidian Jie. Zuletzt heute mit dem Chinesischkurs – ich hab jetzt Ferien! :) Noch drei Tage, dann auch die Jungs! :)

Hobbithöhle

Baoyuan Jiaozi Wu

Stadtspaziergang

Gestern war der letzte Fotogruppenspaziergang bevor die Hälfte des harten Kerns aus Peking nach Deutschland zurückkehrt. Der Plan war, von der Langen Unterhose am noch unbeleuchteten The Place vorbei zum Ritan Park bzw. einem Restaurant am Rande desselben zu laufen, dort lecker zu futtern und im Dunkeln in etwa den gleichen Weg zurück und dann noch in eine Bar hoch über Peking zu gehen.

So weit, so gut, der erste Teil des Plans wurde erfolgreich umgesetzt. Das Restaurant war hübsch chinesisch, schöne Möglichkeit draußen zu sitzen, das Essen war lecker, die Stimmung gut – und wurde auch nicht schlechter, als die ersten dicken Tropfen fielen. Kellner kamen, um schnell zu kassieren und uns rein- bzw. fortzuscheuchen, allerdings tropfte es nun nicht mehr nur, sondern schüttete wie aus Eimern, gewitterte kräftig dazu. Nicht wirklich fotospaziergangstauglich. Also Planänderung, zurück im Restaurant noch einmal die Getränkekarte rauf und runter bestellt und den Abend dort verbracht. So gibt es halt keine bunten Bilder von The Place oder Peking von oben, aber zum Schnacken, Quasseln, … war es perfekt. Mindestens eine muss vernünftig geblieben sein – wir sind nicht mehr zum KTV getuckert…

Ein Jahr später: Abschiede

Jetzt sind wir bald ein Jahr hier in China, sind wirklich angekommen und fühlen uns wohl. In zwei Wochen endet das Schuljahr, vor zwei Wochen war schon das erste Sommerfest. Sommerfeste vor den Ferien sind hier immer gleichzeitig auch Abschiedsfeste, und zusätzlich zu den Sommerfesten gibt es die eine oder andere Farewell-Party. Aus Justus‘ 5. Klasse verlassen 7 Kinder Peking, obendrein alles Jungs. Damit schrumpft die Klasse auf 16 Kinder, wenn nicht doch noch Neuankömmlinge dazukommen. Bei Rasmus geht nur ein Mädchen, aber aus einer der Parallelklassen gehen viele Kinder, so dass aus drei 4. Klassen künftig zwei 5. Klassen werden. Bei beiden Kindern ist jeweils mindestens ein „guter Freund“ unter denen, die weggehen. Und auch aus meinem engeren Umfeld gehen einige Frauen zurück nach Deutschland. Auch wenn ich jetzt nicht innerhalb eines Jahres gleich ganz dicke Freundschaften aus dem Boden stampfen kann, das braucht bei mir mehr Zeit – wer weiß, ob das nicht echte Freundschaften hätten werden können? So oder so, hier werden Lücken entstehen, und es ist gut, dass wir in den Sommerferien direkt verreisen und erstmal anderes in den Vordergrund rückt.

Hello – good bye

Ja, es ist anders mit Beziehungen hier, fast alle sind auf Zeit hier und man weiß schon beim Kennenlernen, dass in überschaubarer Zeit Goodbye gesagt werden muss. Den Zusammenhalt im Compound und in der deutschen Community empfinde ich als sehr groß. Wie ich sicher schon erzählt habe, macht es einem unter anderem die Patengruppe leicht, in Peking anzukommen, etwas zu unternehmen, Kontakte zu knüpfen. Auf Fragen zum Alltag („wo gibt es eigentlich…?“) bekommt man immer eine Antwort, nein, nicht nur eine Antwort, sondern direkt das Angebot mit hingenommen zu werden.

Zàijiàn! - Auf Wiedersehen!

Zàijiàn! – Auf Wiedersehen!

Auch die Jungs sind schnell in ihren Klassen angekommen und haben rasch Freundschaften geschlossen. Aber hier kennen alle Kinder das neu sein, sie sind vor gar nicht allzu langer Zeit selbst noch der Neue gewesen. Das ist doch anders als in Hamburg, wo sich manche Kindergruppen schon seit der Kindergartenzeit kennen und es eigentlich nur bei der Einschulung und beim Übergang auf die weiterführende Schule die Situation „alle neu“ gibt und nur ganz selten wirklich mal ein Kind ganz neu dazukommt. Die Kinder hier wissen alle, wie das mit Heimweh und dem Vermissen der alten Freunde ist und – soweit ich das als Mutter beurteilen kann und aus den knappen Erzählungen der Jungs heraushöre – unterstützen sich gegenseitig.

Ich erlebe diese neuen Beziehungen hier als intensiver, die Phase des Beschnupperns geht viel schneller, dadurch, dass  hier die mitreisendenden Partnerinnen zumeist keine eigene Arbeitserlaubnis und demzufolge viel Zeit haben, sieht man sich viel öfter und lernt sich relativ schnell kennen. Es heißt, wenn einen der deutsche Alltag erstmal wieder hat, bleibt nicht mehr viel Zeit, an Peking und die deutschen Pekinger zu denken. Aber ich hoffe doch sehr, dass es nicht nur Abschiede für immer gibt, sondern dass es auch Wiedersehen gibt – wann und wo auch immer.

Flying Saucer zum Zweiten!

Auch der große Fotogruppenausflug nach Shilinxia hat viel Spaß gemacht.

Und weil es eben das zweite Mal für mich war, hab ich auch mehr genießen können, auch der Aufstieg schien mir kürzer und weniger anstrengend. Oben auf der Plattform hatte ich deutlich weniger Bammel als beim ersten Mal, allerdings dann doch ein mulmiges Gefühl, wenn sich Gruppen für Gruppenbilder zusammenfanden und sofort ein Wächter mit Megaphon brüllend näherte und versuchte, alle auseinanderzuscheuchen und besser zu verteilen…

Es wird sicher ein drittes Mal geben: meine ausflugsmuffeligen Jungs möchten da jetzt doch hin! :) Dann möchte ich aber noch mehr Zeit zur Verfügung haben, damit wir uns beim Rückweg durch die Schlucht und am Fluss entlang mehr Zeit lassen können.

 

Shilinxia Flying Saucer – Aliens in Sicht

Am 30.4.2016 wurde im Nordosten Pekings in der Shilinxia Scenic Area eine neue Attraktion eröffnet: The Flying Saucer – Ein Skywalk. Eine Aussichtsplattform mit Glasboden, hoch über dem Tal, angeblich die weltweit größte. Wenn das mal kein Ausflugsziel für die Fotogruppe ist! Aber das musste natürlich vorher erkundet werden, und so machten wir uns am Freitagmorgen zu dritt auf den Weg. Etwa 1,5 Stunden später waren wir am Parkplatz. Da war schon ganz gut was los, obwohl es gerade erst gegen 10 Uhr war. Wie ein Schild klar machte: es handelt sich um eine AAAA-Attraktion! ISO-zertifiziert! Ob es ohne den Rummelplatz nur für drei A gereicht hätte?

Rauf, rauf, rauf, rauf, immer schön die Treppe rauf…

Nicht lange aufhalten, Tickets gekauft (78 RMB Eintritt in die Scenic Area, 50 RMB Seilbahn einfache Fahrt) und losgelaufen. Von der Seilbahn aus boten sich erste nette Aussichten, auch wenn es ein bisschen diesig war (für Pekinger Verhältnisse konnten wir eigentlich nicht meckern). Die Seilbahn fuhr allerdings nicht bis ganz oben, also mussten nun Treppen gestiegen werden. Chinesische Treppen. Chinesische Outdoor-Treppen. Teils in den Berg gehauene Steinstufen, die mal nur 5 cm, mal 50 cm hoch sind. Stahltreppen (juhuu, gleichmäßige Stufen, allerdings immer so kurze Abschnitte, dass man nicht wirklich in einen Rhythmus kommen kann). Holztreppen, alt und ausgetreten und die meisten Stufen abschüssig. In praller Sonne und nur mäßig fit (*hust*) war das schon anstrengend, allerdings hat es trotzdem Spaß gemacht, weil es so viel zu gucken gibt, und damit meine ich nicht nur die Landschaft. :) Trotzdem war ich ziemlich froh, endlich oben zu sein und das Ziel unseres Aufstiegs vor Augen zu haben!

Langnasen und andere Aliens

Für 10 RMB Leihgebühr mussten Stoffüberzieher über die Schuhe, dann ging es hinaus aufs Glas. Unterhalb der Verankerung der Plattform wurde noch gearbeitet, da war eine Lastenseilbahn unterwegs. So viel zu sehen! Nicht nur die Landschaft, sondern auch viele posierende Chinesen. Ich muss gestehen, dass ich es doch unheimlich fand, dass mich und den Abgrund einige hundert Meter tiefer nur ein bisschen Glas trennt und hab mich überwiegend schon am Geländer festgehalten und immer im Blick gehabt, wo die nächste Stahlstrebe ist. Kurz kam mir in den Sinn, dass vor gar nicht langer Zeit an einem anderen chinesischen Skywalk eine Scheibe (von dreien) zersprungen ist… Aber der Gedanke konnte sich glücklicherweise nicht breitmachen, denn ich wäre vor Lachen fast runtergefallen: Ich dachte, der Skywalk heißt „Flying Saucer“, weil er halt untertassenrund ist. Aber nein, in der Mitte des kreisförmigen Skywalks befindet sich tatsächlich ein Ufo mit blauen Aliens an Bord. Miriam, sehr groß und blond, musste allerdings häufiger als diese mit aufs Bild. :D Bis auf ein belgisches Paar haben wir aber auch keine weiteren westlichen Ausländer gesehen.

Unnötig zu erwähnen, dass es laut ist. Unten der Rummelplatz mit entsprechend skandierten Werberufen, die Gondeln der Seilbahn ließen sich als Trommel nutzen, in verschiedenen Pavillons am Berg gab es Glocken und Trommeln, dazu hatte der eine oder andere sein Radio dabei und so laut an, dass alle mithören konnten, dazu das Stimmengewirr… Wir haben dann ein Stück weiter eine andere Seilbahn bergab genommen, da war es dann tatsächlich kurz so ruhig, dass wir Vögel zwitschern hören konnten. Zurück zum Ausgangspunkt war es dann ein schöner, entspannter Spaziergang durch eine Schlucht, an einem Wasserfall vorbei, am Fluss entlang. Nur einmal eine laaaaaaaaange Treppe abwärts, aber diese ist noch ganz neu und ohne Abenteuerfaktor, dafür mit künstlichen Blümchen dekoriert…

Unten angekommen tobt inzwischen das Leben, die Karussells sind in Betrieb, jetzt sehen wir auch eine Ladestation für E-Fahrzeuge, ein letzter Blick nochmal nach oben, und dann ging es in die Stadt zurück. Und ich freu mich drauf, dass es ich am Donnerstag direkt noch einmal dahin fahre! 

Himmelstempel und Tunnel des Grauens

Am Montag bin ich mit einer Freundin  zum Himmelstempel gefahren.  Wow, Weltkulturerbe! Von unserem Compound aus ist das schon eine halbe Weltreise, fast 1,5 Stunden. Wenn man mit der Metro anreisen möchte, die Linie 5 hält direkt am Osteingang (Tiantandongmen). Eintritt inklusive aller Gebäude (z.B. Halle des Erntegebets, Echomauer, Himmelsgewölbe) kostet 34 RMB. Im Park finden sich Kiosks und Imbissbuden, die Getränke, Souvenirs und Snacks anbieten, letztere sehen nicht wirklich appetitlich aus und die Preise sind 2-3mal höher als anderswo – Touristen-Hotspot halt. :)

Gleich am Eingang (wir sind am Nordeingang, der der Halle des Erntegebets am nächsten ist, angekommen) wurde getanzt – typisches Pekinger Parkleben. Ein breiter Weg führt direkt auf die Anlage mit der großen runden Halle zu, die von einer Mauer begrenzt wird. Und an dieser Mauer befindet sich ein riesiger LED-Bildschirm wie an Einkaufszentren auch und zeigt Werbefilmchen… Chinesische Kombination aus Weltkulturerbe und Gegenwart. :)

Gegensätze

Gegensätze

Ein paar Schritte weiter steht dann inmitten dieser riesigen Parkanlage also eine der bekanntesten Pekinger Sehenswürdigkeiten, die Halle des Erntegebets:

Himmelstempel: Halle des Erntegebets

Halle des Erntegebets

Wie nicht nur im Botanischen Garten zu sehen war: in China liebt man Blumen und insbesondere Rosen, kürzlich hat auch ein Rosen-Museum eröffnet. Blumen sind überall, nicht nur in Parks, sondern auch als „Straßenbegleitgrün“, was hier nicht möglichst preisgünstig und pflegeleicht angelegt wird, sondern üppig und repräsentativ. Und so sind nun auch rund um die Halle des Erntegebets und die Hallen drumherum reichlich Rosen arrangiert.

Rosen vor westlicher Halle

Rosen vor westlicher Halle

Natürlich sind auch die Mülleimer im Park der historisch-altehrwürdigen Umgebung angepasst:

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Überall wachen Drachen, nicht nur auf Hausdächern, sondern auch auf Mauern:

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Angesichts des nicht ganz so schönen Wetters („nur“ 24 Grad und angekündigter Regen) war der Park nicht überfüllt, aber doch voller Menschen. Neben einigen wenigen Langnasen-Touristen ganz viele chinesische Touristen, deren wartende Busse die umliegenden Straßen verstopfen, und dann natürlich viele Pekinger, die im Park nicht nur spazieren gehen, sondern tanzen, Karten und Fuß-Federball spielen oder wie dieser Mann musizieren (wobei er hier gerade eine Pause macht. ;) )

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Wir sind dann weiter zum ebenfalls runden „Himmelsgewölbe“ spaziert. Dort ist nicht so viel Platz, also werden die Menschen im Gänsemarsch an der Tür vorbeigeschleust. Ein paar Jungen haben sich einen Spaß daraus gemacht, und sind schon auf dem Hof als Rucksackpolonaise losgewackelt. :)

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Und bevor man dann weitergedrängelt wird, sieht man diese Utensilien:

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In den rechteckigen Hallen rundherum finden sich Ausstellungen mit Informationen zum Bau der Anlage, Schautafeln und in einer Halle auch 2 große Modelle. Leider sind größtenteils nur die Überschriften auf Englisch, aber es reicht doch, um einen Eindruck zu gewinnen.

So weit, so gut…

Piepmatz geht Gassi

Piepmatz geht Gassi

Wären wir als Touristen unterwegs gewesen, hätten wir nun vermutlich direkt die nächste Sehenswürdigkeit angesteuert. Aber mit dem Luxus von viel Zeit, den wir hier genießen, konnten wir auch ein bisschen die weitere Umgebung erkunden. Hier ist es üblich, dass nicht nur Hunde, sondern auch Vögel mit nach draußen genommen werden – und wenn es die große Kreuzung um die Ecke ist. Wir sind dann nicht an der Straße neben den vielen Reisebussen, sondern am Fluss (genauer: dem South Moat) entlang spaziert. Auch hier alles hübsch angelegt, die Hänge an beiden Ufern sorgfältig bepflanzt. Zwischendrin immer wieder Gruppen von Säulen inmitten von Blumenbeeten.

Säulen am Süd-Graben

Säulen am Süd-Graben

Außer uns beiden Langnasen waren dort nur einige wenige Angler unterwegs und noch weniger Spaziergänger, zumeist mit kleinen Hunden, die aber für reichlich Hinterlassenschaften gesorgt haben… Und oben rauschte der Autoverkehr… Wir sind dann auf das Yongding-Tor (Yongdingmen) zugegangen, unten am Graben (eher ein Kanal) ging es in einer langen Unterführung unter den Straßen durch. Stockdunkel. Stinkend. Unheimlich. Glücklicherweise waren wir zu zweit und haben uns auch keine Horrorgeschichten von Pekinger Kampfratten erzählt, aber ich musste doch an Larry Underwood im Lincoln Tunnel denken… ;) Über das Licht am Ende des Tunnels waren wir dann doch hocherfreut.

Yongding-Tor

Yongdingmen

Der Tunnel des Grauens

Von der Uferpromenade – hinter dem Tunnel des Grauens wieder hübsch repräsentativ – führten einige Stufen den Uferhang hinauf, wir wollten uns ja das Tor ansehen. Bedauerlicherweise führte der Weg ins Nichts, hörte einfach vor einer hübsch verzierten Begrenzungsmauer auf. Aber zurück durch den potentiellen Drehort für Zombieapokalypse IV wollten wir auch nicht mehr, also sind wir lieber über die Mauer geklettert und fanden uns auf einer viel befahrenen Kreuzung wieder. Von unserer Seite aus keine Chance, heil die Fahrbahnen bis zum Tor zu überqueren, Fußweg überhaupt Fehlanzeige, also vorsichtig auf der Radspur über die Brücke hinüber und in die nächste Straße hinein, wo wir nicht nur von Rasensprengern, sondern auch stärker werdendem Regen gegossen wurden. Riesenglück gehabt, gleich das erste Taxi hatte Erbarmen mit uns und hat uns nach Sanlitun zu Mr. Shi und seinen Dumplings gebracht, die hatten wir uns nach dem Abenteuer auch verdient.

War jedenfalls ein toller Tag mit einigem, was das Leben hier so spannend macht: olle Geschichte und Massentourismus, ein bisschen abseits der ausgetretenen Pfade und lecker Essen.