Beiträge

Schnipsel Nr. 27

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild (oder vielen) ausgedrückt werden können – das sind meine “Peking-Schnipsel”. 

In diesem Fall hätte ich fast jeden Tag ausführlicher erzählen können – aber dafür fehlte die Zeit.

Mit der Patengruppe im Stadtplanungsmusum

Überblick über die Halle mit dem Pekinger Stadtmodell, an einer Empore ein LED-Bildschirm mit dem Text "Welcome to Beijing Planning Exhibition Hall" auf Englisch und Chinesisch

Das Stadtmodell

In all den Jahren habe ich bisher nur das Stadtmodell in Shanghai gesehen, aber ins Pekinger Stadtplanungsmuseum habe ich es bisher nie geschafft. Jetzt hat die Patengruppe eine deutschsprachige Führung organisiert. Die Beschriftungen in diesem Museum sind ausschließlich Chinesisch, von daher eine gute Idee.

Für mich war bei der Führung nicht viel Neues dabei, nur die Erklärung, warum der Drachenkopf des Pangu Plazas (Pekings „7-Sterne-Hotel“) verschwunden ist – denn der ist tatsächlich weg, nun ist der Komplex optisch nur noch einer von vielen langweiligen Kästen.

Detailansichtaus dem Stadtmodell mit dem 5-teiligen Hochauskomplex des Pangu Plazas

Ohne Drachenkopf: Pangu Plaza

Vielleicht gibt es offizielle Gründe wie Probleme mit der Statik. Oder schlechtes Feng Shui. Aber die interessanteste Erklärung ist diese: Der Drachen ist das Symbol des Kaisers – und es kann nur einen Kaiser geben. Also musste der Besitzer den Drachen zurück bauen. Das rundet die Geschichte rund um  das Pangu Plaza auch irgendwie ab.

Drachenkopf des Pangu Plaza, Kräne auf dem Dach

Noch mit Drachenkopf: Pangu Plaza.

Aber vor allem das große Stadtmodell fand ich beeindruckend – und die Fortsetzung des Modells im Fußboden: Peking aus der Luft unter Glas.

Luftbild der Ruinen im Alten Sommerpalast

Alter Sommerpalast

Ich glaube, dass es eine ziemlich gute Idee ist, wenn man zu Beginn seines Peking-Aufenthaltes hierher kommt und einen Blick auf das Stadtmodell wirft. Die Dimensionen der Stadt wirken hier doch noch ganz anders als auf der Handy-Map oder einem klassischen Stadtplan. Und dann sollte man wieder kommen, wenn man schon eine Weile da ist, weil’s auch viel Spaß macht, sein Haus, die Schule und andere einem persönlich bekannte Orte zu suchen.

Detailaufnahme vom Pekinger Stadtmodell mit den Türmen des CBD

Central Business District

Streifzüge

Ich war wieder unter anderem wieder in Xisi unterwegs, also im Altstadtviertel westlich der Verbotenen Stadt. Meistens bin ich ja eher östlich davon unterwegs, weil’s halt näher dran ist.

Galeries Lafayette

Jedenfalls habe ich endlich auch mal den Galeries Lafayette einen Besuch abgestattet – nicht weil ich mich plötzlich für Shopping interessieren würde (so langweilig wird mir niemals sein), sondern weil es dort im Untergeschoss eine schöne Buchhandlung gibt. Mondtore und verwinkelt wie eine Hobbithöhle – auch ohne viel Chinesisch lesen zu können, macht es Spaß, hier zu stöbern. Es gibt aber auch einige wenige englischsprachige Bücher.

Hutongs

In den Hutongs ist in einem Reiseführer noch eine Prinzenresidenz verzeichnet. Hier sollte sie sein:

Geschlossen, hier sind nun Wohnungen. Daneben steht aber zwischen Stromkästen ein Pfosten mit einem QR-Code, der zu einem Video und einer erklärenden Webseite führt.

Church of the Saviour

Stromert man zurück in die Stadtmitte, kommt man an der Church of the Saviour vorbei. Dort ist rundum aber alles geschlossen gewesen, dichter ran ging es nicht. Mal sehen, ob ich mehr herausfinden kann, ob man die Kirche vielleicht doch besichtigen kann.

Im Beihai-Park

Es gibt noch ein paar Neujahrsdekorationen, Boote und Natur sind noch im Winterschlaf (was sich jetzt ja ganz fix ändern wird, zum Glück).

Ein Mann hatte Vogelfutter dabei, das war ein schönes Schauspiel.

Drei-Tempel-Tour

Mit der Fotogruppe habe ich in dieser Woche eine Tour durch die drei Tempel gemacht, die dicht beieinander in Xisi liegen. Zunächst ging es in den Guanji-Tempel, wo wir auch diesmal etwas geschenkt bekamen. Beim letzten Mal war es Wasser, diesmal ein Buch. Allerdings ist außer dem Titel (Approach the Buddha and Understand Buddha-Dharma) alles auf Chinesisch. Ich mag diesen Tempel und die Stimmung hier sehr. Inzwischen kann man einfach hineingehen, keine Health Checks, keine Registrierung mehr nötig – einfach durchgehen. Schön.

Danach waren wir im Tempel der Alten Monarchen. Der Gegensatz zum Guangji Tempel ist natürlich krass: der eine voll und belebt, der andere so leer. Zum Schluss ging es dann noch in den Tempel der Weißen Pagode, wo ich diesmal bewusst auf die Statue des nepalisischen Architekten Araniko geachtet habe.

Kein WeChat-Pay

Neu ist, dass man weder im Tempel der Alten Monarchen noch im Tempel der Weißen Pagode mit WeChat bezahlen kann – nur mit AliPay oder mit Bargeld.

 

Huguosi Hutong Snack Street

Der Huguosi Hutong ist eine traditionelle Imbissstraße mit einer über 700-jährigen Geschichte und soll eine der berühmtesten Imbissstraßen in Peking sein. In der Gegend gab es einst den Huguo-Tempel, der in der Yuan-Dynastie (1271 – 1368 n. Chr.) erbaut wurde. Dort wurde jeweils am 8. Tag des Monats des chinesischen Mondkalenders ein Tempelfest abgehalten, bei dem es in der Umgebung des Tempels unzählige verschiedene Pekinger Snacks gab. In der späten Qing-Dynastie gab es einen Großbrand, nach dem vom Tempel nur die Jingang-Halle übrig geblieben ist – ich habe sie aber (noch?) nicht gefunden. Das Tempelfest findet nicht mehr statt, aber die Huguosi-Snacks (Huoguosi Xiaochi) wurden überliefert – und so finden sich hier auch heute noch viele Imbiss-Stände und Restaurants.

Laternenfest im Himmelstempel

Der Himmelstempel(-park) hat auf seinem WeChat-Account mit Aktivitäten zum Laternenfest geworben. Das habe ich zum Anlass genommen, um zusammen mit Rasmus mal wieder einen Ausflug dorthin zu machen. Wie sich dabei herausstellte, gab es leider keine Laternenausstellung, nur das Online-Laternenrätsel, früher am Tag war wohl auch ein kleines Konzert. Aber es war proppevoll, vielleicht, weil im kaiserlichen China der Kaiser den Himmelstempel am Laternenfest besucht und in der Halle der Ernte für gutes Wetter und gute Ernte gebetet hat. Aber sicher auch, weil es für viele Touristen der letzte Urlaubstag ist, einige Besucher haben Koffer dabei.

Das Laternenfest am 15. Tag des neuen Chinesischen Jahres schließt die Neujahrsfeierlichkeiten ab. Man isst Tangyuan (Klebreisklösschen) und löst Rätsel, die auf Laternen gezeichnet/geschrieben oder auf Zetteln daran befestigt sind. Mehr zum Laternenfest in Ulrikes Bambooblog.

Langer Gang geschlossen

Wir betreten den Himmelstempel am Osteingang. Ich freue mich darüber, wie voll es ist und dass es wieder die Wimpel der Reiseleiter zu sehen gibt. Der  Lange Gang ist allerdings wegen Renovierung gesperrt.

Um zur Halle der Ernte zu kommen, müssen wir also einen kleinen Umweg machen und kommen dann durch das Südtor dorthin. Ich finde den Anblick immer wieder beeindruckend.

Smog

Wie man sieht: man sieht nicht viel von der CBD-Skyline, denn der AQI dümpelt bei ca. 180 herum. (Vor ein paar Jahren hätte das noch als für vergleichsweise gut gegolten, aber inzwischen haben wir uns hier an deutlich bessere Luft gewöhnt.)

Eis zum Wucherpreis

Ein Magnum kostet im Supermarkt 10 RMB. Dieses Himmelstempel-Eis kostet 46 RMB/Stück – über 6 Euro, für chinesische Verhältnisse wirklich sehr teuer. Trotzdem sieht man wirklich viele Leute, die es sich gönnen. Es gibt es in vier Farben/Geschmacksrichtungen. Wir verzichten, uns ist so kalt, dass wir lieber eine Nudelsuppe gehabt hätten…

Dachziegeldrachendrama?

Die Dachziegel auf den Dächern und den Mauern sind mit Drachen verziert. Die grünen Ziegel beziehen sich auf die Erde, die blauen – natürlich – auf den Himmel. Rasmus stellt fest, dass die Drachen auf den Ziegeln alle gleich ausgerichtet sind – bis auf einen. Das muss überprüft werden…

Wir umrunden den kompletten Platz und entdecken noch einige wenige „falsche“ Ziegel mehr, falsch herum ausgerichtet oder ganz anders, vermutlich erneuert.

Irgendwann dringt ein geflüstertes „Waiguoren!“ (Ausländer!) an mein Ohr. Das haben wir auch lange nicht gehört. So schön, dass es wieder Touris in Peking gibt.

Nach der zweiten Runde ist uns dann wirklich kalt, und wir machen uns auf den Rückweg.

Habe ich erwähnt, dass es wirklich voll ist?

Wir müssen relativ lange auf ein Didi warten – der Andrang ist gerade sehr groß. Als wir dann endlich ein Didi bekommen, müssen wir angesichts der Route lachen…

Fotos

Shougang Park

Letzte Woche war ich mit der Fotogruppe im Shougang Park, auch Shougang Industrial Heritage Park. Weltweit bekannt ist das Gelände des stillgelegten Stahlwerks seit den olympischen Winterspielen 2022, denn hier befindet sich die Big Air Schanze. Richtig, die mit den Kühltürmen!

 

Interessiert hat mich das Gelände schon lange, aber es liegt über 30 km westlich von uns. Angesichts der Pandemie, der lästigen Maßnahmen und vor allem der damit verbundenen Unsicherheit hatte ich bis vor kurzem keinerlei Ambitionen, den weiten Weg auf mich zu nehmen. Das ist ja inzwischen zum Glück anders, und ich war sehr gespannt.

Auf dem Hinweg teilen wir uns Taxis und treffen uns dann vor dem Starbuck’s, das mittendrin im Viertel mit Blick auf alte Industriegebäude und Kühltürme liegt. Kein Park mit Eingangstoren, sondern ein Straßenviertel, das anders als der Art District 798 nicht mit Schranken abgegrenzt ist.

Das Gelände soll laut offizieller Werbung lebendig-florierend sein. Das ist es nicht wirklich, zumindest nicht heute. An diesem kalten Februartag sind außer uns nur wenige Leute hier unterwegs. Der Skywalk ist geschlossen, also stromern wir unten auf den leeren Straßen zwischen den riesigen Anlagen hindurch. Und trotzdem ist es interessant, der leicht morbide Charme des Vergangenen wird gerade durch die leeren Straßen verstärkt.

Es gibt zwar einige wenige Infotafeln (chinesisch und englisch), für meinen Geschmack hätten das viel mehr mit ausführlicheren Informationen sein können.

Die Big Air Schanze

Wir durchqueren das Gelände nach Westen in Richtung Big Air Schanze.

Ein paar Schritte weiter hören wir Musik – die kommt von einer Eisbahn. Trotz der an sich coolen Location: wir haben die trostloseste Eisbahn Pekings gefunden.

Hier stoßen wir auf eine Treppe zum Skywalk, die nicht abgeschlossen ist. Nichts wie rauf!

Uns kommen ein paar wichtig aussehende Männer entgegen, ihnen folgt ein warm eingepackter Wächter, der uns wort- und gestenreich bedeutet, dass hier geschlossen ist. Aber er lässt uns noch ein paar Fotos machen, bevor wir wirklich wieder runter müssen, fragt uns, wo wir herkommen – und begleitet uns die nächsten zwanzig Minuten, bis er auf einen Kollegen trifft.

Tolle Beleuchtung!

So langsam dämmert es, aber um länger herumzustehen ist es doch noch viel zu kalt.

Wir schießen nur noch ein paar Bilder aus der Hand von den rot beleuchteten Gebäuden und machen uns dann mit der Metro (Station Jin’anqiao, Linien 6, 11 und S1) auf den Rückweg. Um diese Zeit geht das erheblich schneller als mit dem Taxi, denn damit hätten wir dank Feierabendverkehr ewig im Stau gestanden (Staus machen mich allerdings immer noch absurd glücklich, weil so wunderbar normal).

Das war jedenfalls ein toller Ausflug, ein absolut lohnenswertes Ziel. Sobald es abends nicht mehr so eisig ist, will ich wieder hin.

Viele Fotos!

Schnipsel Nr. 26

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Peking-Schnipsel”.

Ferien-Ende

Heute ist der erste Schultag nach den Chinesischen Neujahrsferien. Richtig zur Schule geht allerdings erstmal nur der Jüngste, K4 steckt in den letzten Vorbereitungen vor dem schriftlichen Abi – nächste Woche geht’s damit los. Die Umstellung auf Weckerklingeln und frühes Aufstehen hat erfreulicherweise gut geklappt – der Alltag hat uns wieder.

Und wir sind guter Dinge, dass es nun wirklich wieder richtiger, normaler Alltag sein wird. Mit Verabredungen und Unternehmungen, die nicht kurzfristig abgeblasen werden müssen, mit all den vielen Möglichkeiten, die Peking uns bietet, ohne Einschränkungen.

Wieder unterwegs

Das Chinesische Neujahrsfest wird auch Frühlingsfest genannt, und auch wenn die Temperaturen noch nicht frühlingshaft sind, so scheint die allerschlimmste Kälte für diesen Winter überstanden zu sein. Es macht endlich wieder Spaß, draußen unterwegs zu sein.

Wenn ich zum Sanyuanli-Markt und zum Jingkelong (Supermarkt) fahre, muss ich an dieser Ampel am 3. Ring warten und schaue derzeit in die noch rot geschmückte Shunyuan Street hinein.

Blick unter einer Brücke hindurch in eine Allee, deren Bäume mit viel roter Deko geschmückt sind, Autos queren, der Blick ist oben und unten durch die Brücke und deren Schatten eingerahmt.

Ditan-Park

Gestern bin ich kreuz und quer durch Wohnviertel hindurch zum Ditan-Park gefahren. Die stark abgespeckte Temple fair Anfang der Woche habe ich ausgelassen (zu kalt, keine Lust auf Gedränge), aber noch steht Neujahrsdeko im Park.

Es ist nicht besonders viel los. Vielleicht fällt mir daher umso mehr auf, dass inzwischen ganz viel eingezäunt und abgesperrt ist. Dass viele empfindlichere Büsche und Sträucher noch in ihren Winterverpackungen dastehen (und stattdessen künstliche Blüten verteilt sind), lässt mich heute den Park als ein bisschen trostlos empfinden. Und das trotz der hübschen roten Deko überall. Das geht mir hier zum ersten Mal so, mal sehen, ob das im Frühling, wenn es wirklich wärmer und vor allem grüner und bunter ist, auch noch so ist.

Wer keine Arbeit hat…

… macht sich welche. Zum Beispiel, in dem man an einem einzigen Tag gleich zweimal über einen voll betankten Luftbefeuchter stolpert, diesen umwirft und damit für Überschwemmung sorgt. Positive Folge: an diesem Tag muss dieser Luftbefeuchter dann nicht mehr laufen. Nun steht er wieder an seinem alten Platz, der vielleicht für die beabsichtigte Verteilung der Feuchtigkeit im Raum nicht so optimal ist, aber unbeabsichtigtes Bodenwässern bisher wirksam verhindert hat. Haut und Atemwege sind jedenfalls so froh über angemessene Luftfeuchtigkeit, dass der extra Aufwand mit den Luftbefeuchtern sich definitiv lohnt.

 

Botanischer Garten im Oktober

Ich war (schon) wieder im Botanischen Garten, diesmal mit der Fotogruppe, zuletzt war ich im September dort. Ich denke, ich werde eine Serie daraus machen: ab jetzt jeden Monat in den Botanischen Garten. Oh je, nun habe ich es angekündigt, nun muss ich es auch durchziehen… Ich bin ja immer wegen der weiten, langen Anfahrt zurückhaltend gewesen. Aber in Wahrheit brauche ich mit der Metro bis zum Botanischen Garten auch nicht viel länger als mit dem Scooter bis zum Tian’anmen. In den kommenden Wintermonaten könnte ich mich ja im Gewächshaus aufwärmen, da war ich länger nicht drin. Nächstes Mal also im November!

Darum ist der Botanische Garten so toll

Warum ich dort so gerne hingehe? Der Botanische Garten liegt wirklich idyllisch am Rand der Duftberge, die Anlage ist großzügig und schön angelegt, es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken. Es ist ein wohltuendes Kontrastprogramm zum Megapolis-Alltag. Megapolis? Gibt es das Wort überhaupt? Aber Großstadt – das ist und war doch mein Hamburg, das im Vergleich zu Peking so überschaubar und gemütlich wirkt…

Im Botanischen Garten befinden sich zahlreiche Themengärten: Rosen-, Bambus-, Flieder-, Bonsai-, Pfingstrosengarten; Kirsch-, Pflaumen-, Pfirsichbäume, Sequoias, Ginkgos und und und… Dazu Geschichte und Kultur: der Wofo-Tempel, die Residenz des Schriftstellers Cao Xueqin, eine, nein: mindestens zwei weitere Tempelruinen und sicherlich noch einiges mehr, das ich bisher noch nicht erkundet habe.

Und dann gibt es noch etwas, das ich hier total anziehend findet: Die chinesischen Besucherinnen, die allein, zu zweit oder in Gruppen posieren und keine Grenzen kennen, um das schönste Bild zu schießen.

Das Foto! Die Lebensfreude!

Wenn du kein Foto hast, ist es nicht passiert!

Dieser olle Spruch hat wohl nirgendwo soviel Gültigkeit wie in China.
Im Botanischen Garten startet das schon direkt vor dem Eingang, wo Gruppen- und Singlefotos geschossen werden.

Wir sind kaum ein paar Minuten unterwegs, da nimmt eine Chinesin einer Frau aus unserer Gruppe das Handy aus der Hand, dirigiert uns unter die Bäume, gibt Anweisungen, wie wir zu posieren haben: linkes Bein vor! Nein, nein, ihr müsst euch nach der Größe geordnet aufstellen! Ohauaha – ihr habt einen Mann dabei, der muss in die Mitte! Mit der rechten Hand „thumbs up“! Lächeln!!!

Das ist echt ein großer Unterschied. Wenn wir Deutschen uns zum Gruppenfoto aufstellen sollen, dann tun wir das ungern, pflichtschuldig, irgendwie ist das peinlich, jedeR steht halt irgendwie so da und ist froh, wenn es vorbei ist. Und hier ist das ein spaßiges Event, nicht nur die/der mit der Kamera dirigiert, alle nehmen Anteil und am Ende kommen wirklich nette Bilder dabei heraus. (Liebe finnische Freundin, erinnerst du dich an unsere Reise nach Yangshuo und die Gruppe von Lehrerinnen auf dem Schiff, die uns in die Feinheiten eines anständigen Gruppenfotos eingewiesen hat, inklusive farblich passender Tücher, die alle dabei hatten?)

Männer sind natürlich auch da, aber zumeist hinter der Kamera.

Sei es am Handy in Begleitung ihrer Frau oder solo – dann oft mit riesigen Objektiven, die mindestens 20 Kilo wiegen und mehr kosten als mein letztes Auto – und die mehr für einen langen Tagesausflug auch viel zu unhandlich wären, ich lass ja mein überschaubar großes Tele schon meist weg.

Die Technik schreitet voran, längst gibt es nicht mehr nur Fotos, sondern auch Videos. Ticktack, Tiktok! Selbst wenn man jenseits der 50 ist, so what? Leider habe ich nicht schnell genug geschaltet und auch gefilmt. Und hier war das wirklich schade – wobei ich andererseits den Moment so sehr genießen konnte.

Hier wurde nicht nur für ein Foto posiert, sie haben gesungen und im Kreis getanzt und sich dabei gefilmt. Aber das Herrlichste war das Giggeln, Kichern, Lachen, die überbordende Fröhlichkeit am Ende. Das war ansteckend, das war ein unglaublich schöner Moment. Notiz an mich: Filmen üben!

Wiederholung und Abwechslung

Ich glaube, ich habe in jedem meiner Blogartikel zum Botanischen Garten wenigstens ein Bild mit der Ansicht vom See in Richtung Berge. Aber auch wenn sich das wiederholt, ein bisschen ändert sich der Blickwinkel, der Standort, das Wetter und auch die Jahreszeit.

Ich glaube, dass es eine gute Idee ist, in den nächsten zwei Wochen in Richtung Duftberge und/oder Badachu zu fahren: Herbstfarben at it’s best! Wenn es einen Tag mit schönem Wetter und guter Luft gibt, dann mach ich das auch: in die Duftberge und mit dem Sessellift hochfahren und von oben auf die dann sicherlich herbstlich bunten Berge runter knipsen oder nach Badachu und von Tempel zu Tempel allmählich die Berge hochkraxeln und mit der Sommerrodelbahn runtersausen und filmen. Oder beides.

Die Luft war leider nicht so gut, in Verbindung mit dem bedeckten Himmel ergab das herbstlich-melancholische Stimmung – und abends Halskratzen, das am Morgen aber wieder weg war.

Bäume, Blüten und Getier

Zum Botanischen Garten im Herbst gehören natürlich auch Bäume wie die goldenen Stinkos-Ginkgos. Ja, das „lebende Fossil“, wunderschön anzusehen, aber die Früchte müffeln!

Es wimmelt nicht mehr so sehr wie im Frühling, aber es sind doch noch einige interessante Insekten unterwegs.

Obwohl schon spät im Oktober, ist der Rosengarten noch ein Farbenmeer, wenn teils auch schon kurz vor dem Verblühen.

Das war ein wirklich schöner Ausflug, ich freu mich schon aufs nächste Mal.

Fotos

Golden Week

Golden Week, das ist die Ferienwoche Anfang Oktober anlässlich des chinesischen Nationalfeiertags. Fast ganz China hat frei, es ist Hauptreisezeit (Wetter ist besser als zur Golden Week zum chinesischen Neujahr). Alle sind unterwegs: entweder touristisch oder um die Familie zu besuchen.

Früher wurde von der „größten Völkerwanderung der Welt“ berichtet und das mit dem Andrang an den Mautstellen illustriert. Aktuell wird trotz der schwierigeren Bedingungen (Testanforderungen, Risikogebiete, eventuelle Quarantäne) trotzdem gereist, aber doch deutlich weniger als vor der Pandemie.

Für Pekinger Familien mit schulpflichtigem Nachwuchs ist das Verlassen Pekings nicht angeraten, denn bevor eine Schule betreten werden darf, müssen alle Haushaltsangehörigen mindestens eine Woche in Peking sein. Also bleiben wir hier und machen Ausflüge innerhalb Pekings.

Flaggenzeremonie am Tiananmen

Jeden morgen exakt zu Sonnenaufgang wird die chinesische Flagge am Tiananmen gehisst, jeden Abend exakt zu Sonnenuntergang wird sie wieder eingeholt. Wir nutzen die Ferien, um uns das auch einmal anzusehen.

Das Ereignis an sich ist denkbar unspektakulär, keine Lautsprecherdurchsagen, keine Musik. Durch das Tor unter dem Mao marschieren Soldaten hinaus, holen die Flagge ein und marschieren wieder zurück.

Sonnenuntergang am Tiananmen

Spektakulär sind die Menschenmassen, die kommen, um sich das anzusehen.

Tiananmen: Große Halle des Volkes

Wir finden einen Platz relativ weit vorne, wenn man die Kamera hoch über den Kopf hält, könnte man vermutlich die „action“ fotografieren.

Aber ganz kurz bevor es soweit ist, haben plötzlich beinah alle ein Kind auf den Schultern, nun sehen wir nix mehr, und gehen dann halt ein Stück zurück, um wenigstens die Fahne zu sehen. Da es nahezu windstill ist, hängt die aber schlaff am Mast runter, also auch nicht so irre beeindruckend.

Fahne noch oben

Fahne halb unten

Spektakulär unspektakulär – zack, vorbei

Ich habe meine chinesische Freundin gefragt, ob nur während der Golden Week so viel hier los ist, aber sie meint, das sei immer so. Ich glaube, das schaue ich mir noch mal an, vielleicht mal morgens früh?

Beijing Eastern Suburbs Forest Wetland Park

Kontrastprogramm: Mit meiner Freundin und ihrer Familie machen wir einen Tagesausflug zum Wetland Park. Das ist noch innerhalb Pekings (schulpflichtige Kinder in beiden Haushalten, siehe oben), meine Freundin hat sich um die Reservierung gekümmert, und wir müssen hier am Eingang nur noch den QR-Code der Health App scannen.

Es ist eine hübsche Parkanlage.

Wir haben ein Picknick dabei und lassen uns am Rand der „Yellow Sands“ auf einer großen Bank nieder, der kleine Sohn unserer Freunde wird hier nun den ganzen Tag zufrieden vor sich hin buddeln.

Das sieht man hier oft in den (großen) Parks: man hat ein Zelt dabei, eine Decke, Klappstühle, reichlich Proviant.

Wir Erwachsenen spazieren abwechselnd durch den Park. Dabei kommen wir auch am „Valentine’s Pier“ vorbei. Der wurde extra so „romantisch“ angelegt: um schöne Fotos zu machen, fürs Dating, zum Feiern…

Natürlich fehlt die übliche Lärmkulisse nicht. Über Lautsprecheranlagen und den (zum Teil motorisierten) Parkwächtern wird nonstop darauf hingewiesen, sich zivilisiert zu verhalten, Abstand zu halten und Maske zu tragen…

Das war wohl für dieses Jahr der letzte Ausflug, bei dem man lange draußen herumsitzen konnte (zumindest ohne warm eingepackt zu sein), übers vergangene Wochenende haben sich die Temperaturen halbiert.

Fotos

Psst, Geheimtipp!

Geheimtipp? So wirklich geheim kann in einer Stadt wie Peking in Wahrheit ja nichts sein, aber letzte Woche habe ich zusammen mit einer Freundin einen Park entdeckt, der in den meisten Reiseführern nicht auftaucht.

Der Liuyin-Park

Nordwestlich vom größeren und bekannterem Ditan-Park (klar, der ist ja gleich gegenüber vom Lama-Tempel und damit näher dran an den gängigen Routen) liegt der Liuyin-Park. Vorher habe ich gelesen, es sei einer der malerischsten Parks in Peking, ich war gespannt.

Wir haben den Park am Osteingang betreten und stehen direkt auf einem kleinen Platz vor einer gepflegten Rasenfläche.

Blick zurück zum Eingang.

Nach wenigen Schritten sind wir schon am See, wo wir auch direkt die ersten Wasservögel sehen.

Es gibt echt viele Enten samt Küken – und Nachtreiher.

Es ist gegen 16 Uhr, es ist noch nicht viel los. Vereinzelt treffen wir auf Arbeiter.

Oder wir sehen ältere Leute, die im Schatten sitzen. Hier am Wasser, im Schatten ist es um einiges angenehmer als draußen an der Straße, wo die Sonne von oben und die Hitze vom Asphalt knallt.

Zum Alten Sommerpalast habe ich es immer noch nicht geschafft (nicht nur, dass ich den eh noch nicht in Gänze erkundet hab, zur Lotosblüte soll’s halt auch besonders nett sein). Aber Lotos gibt es auch hier in Hülle und Fülle.

In vielen anderen Parks sind die Wege breit, quasi Fußgängerautobahnen. Ist ja auch verständlich, irgendwo müssen die Besucherscharen im Himmelstempel-Park ja hin. Hier hingegen gibt es außer dem Hauptweg (einmal außen um den See herum, ist für Anwohner auch eine beliebte Laufstrecke) viele schmale Pfade – und die haben wirklich ihren Reiz.

Diese Dame hat ganz für sich allein eine Teezeremonie abgehalten und ganz viel Ruhe ausgestrahlt.

Bei dem Blick kann man aber auch einfach so zur Ruhe kommen. Wenn man genau hinschaut, sieht man auf der Insel im See ein Café „Swannseen“ und das schauen wir uns dann auch an und machen dort ein Kaffeepäuschen. Oh ja, hier kann man wieder hingehen. :)

Schließlich gehen wir weiter durch den Park. Dieser ist in vier Abschnitte, jeweils passend zu den Jahreszeiten, gegliedert. Aktuell ist es vor allem schön grün. Rund um den See stehen vor allem Weiden, über 30 verschiedene Arten sollen es sein. Die Weiden sind auch namensgebend: Liuyin Park (柳荫公园) bedeutet Weidenschatten Park.

Früher muss hier deutlich mehr losgewesen sein, Bootshaus samt Bootsvermietung sind stillgelegt, dieser Kinderspielbereich ebenso.

Keine Ahnung, ob es „nur“ wegen der Pandemie geschlossen ist. Teils sind Gebäudeteile so überwachsen, dass ich vermute, dass das schon länger zu ist.

Der Weg windet sich um den See, immer wieder gibt es neue, nette Ansichten.

Es gibt einen kleinen Obsthain. Das hier könnte Weißdorn sein.

Elstern gibt es auch.

So langsam wird es voller. Es wird gesungen, Mahjong gespielt, es gibt ein großes Badminton-Feld. Als wir kurz vor 7 den Park verlassen, kommen uns viele Frauen entgegen – vermutlich wird ab 19 Uhr getanzt.

Leider kein Bootsverleih mehr, nur noch für Enten.

Und wieder ein Reiher.

Es ist jedenfalls ein entzückender kleiner Park, schade, dass er nicht direkt um meine Ecke liegt. Aber wenn man etwas Zeit hat oder sich auch eine Weile im Café „Swannseen“ aufhalten mag, dann lohnt sich der Weg.

Info Liuyin-Park

Adresse (Osteingang): Qingnianhu North Street (gleich hinter der Tankstelle)

Öffnungszeiten: 6-21 Uhr (im Winterhalbjahr bis 20:30)

Eintritt frei

Schnipsel Nr. 21

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Peking-Schnipsel”.

Mit der Fotogruppe im Taoranting-Park

Bei der Planung dieses Ausflugs hatte ich einen sonnigen, warmen Frühlingsmorgen im Kopf, tatsächlich sorgten Wetter und Smog für graue Novemberstimmung. Immerhin war es trocken. Und der Park war gut besucht, was bunte Farbtupfer ins Grau gebracht hat. Gleich hinterm Nordeingang waren Wasserkalligraphen am Werk. Besonders beeindruckt hat mich aber diese Frau, die nicht mit einem Pinsel Schriftzeichen geschrieben, sondern mit zwei Pinseln gleichzeitig gezeichnet hat.

Den kleinen Vergnügungspark für Kinder lassen wir links liegen und gehen direkt weiter in Richtung See. Am ganzen Ufer verteilt sind Menschen aktiv. Die beiden hier spielen tänzerisch eine Art Federball, das sah sehr elegant aus.

Auch an diesem grauen Tag irgendwie idyllisch.

Und es ist wirklich überall etwas los. Es wird gespielt, Sport gemacht, musiziert, getanzt – wie hier die beiden im Pavillon.

Seit letztem Montag hat die Boots-Saison in den meisten Parks wieder begonnen. Auf dem Kunming-See am Dienstag war nichts: zu windig, sobald die Wasseroberfläche hier nicht mehr (fast) spiegelglatt ist, wird immer alles eingestellt.

Hier war jetzt immerhin ein Boot unterwegs. Den meisten wird es wohl zu kalt und unfreundlich gewesen sein, aber so den ganzen See praktisch für sich zu haben, das hat auch was.

Kuaibanshu

Als wir weitergehen hören wir rhythmisches Klappern und eine erzählend-singende Männerstimme. Das müssen wir uns ansehen. Eine Gruppe von etwa 20 Leuten steht im Kreis und klappert den Rhythmus, im Zentrum steht ein Mann am Mikro und „erzählt“. Auch wenn wir den Text nicht verstehen, es ist richtig fesselnd, und so bleiben wir eine Weile und sehen und hören zu. Diese „chinesischen Kastagnetten“ heißen Kuaiban, die Kunstform „Kuaibanshu„, hier in Peking „Kuaibanr“. Das wissen wir vor Ort aber nicht, ich habe hinterher eine Freundin gefragt und gegoogelt. ;)

Eine Gruppe deutscher Frauen fällt natürlich auf, wir werden heran gewunken und man zeigt uns eine instrumentale Nummer…

… und dann tritt auch noch die Frau in der blauen Steppjacke ans Mikro und singt-erzählt. Ich glaube, es geht ums Essen und die Vorzüge bestimmter chinesischer Küchen und sie wiederholt immer „noch eine Schüssel Reis“ – aber so toll ist mein Chinesisch nicht.

Am Ende wird ein Gruppenfoto von uns allen zusammen gemacht (wir sind auch doof, wir haben keines gemacht).

Man ist uns den ganzen Vormittag schon aufgeschlossen und freundlich begegnet: bei den Wasserkalligraphen, den Federballern, die Leute im Boot haben fröhlich gewunken und wir zurück – aber das war noch mal etwas Besonderes. Schön.

Der Garten der Pavillons

Wir gehen weiter zum Garten der Pavillons. Diese Pavillons sind Nachbildungen berühmter historischer Pavillons aus ganz China. Hier ist es etwas ruhiger, nur oben auf einem der Hügel hört man den Lärm des südlichen 2. Rings, der gleich hinter dem Park verläuft.

Fotos: Weitere Eindrücke aus dem Park

Déjà vu: „Der Tunnel des Grauens“

Es ist mittags, im Park wird es ruhiger: Essenszeit! Wir begnügen uns mit einem Kaffee und verlassen den Park. Wir gehen noch weiter zum Yongdingmen – dem wieder aufgebauten südlichen Stadttor. Bis 1956 stand hier das originale Tor, dann fiel es der Verkehrsplanung zum Opfer. Als Peking sich Anfang der 2000er für die olympischen Sommerspiele herausgeputzt hat, wurde es wieder aufgebaut. Das Yongdingmen markiert das südliche Ende der zentralen Pekinger Nord-Süd-Achse, es schließt sich der schmale Yongdingmen-Park an. Hier stehen viele Magnolien – die wollen wir uns ansehen.

Wir gehen also am Kanal entlang (South Moat/Nanhucheng). Und dann erreichen wir diesen finsteren „Tunnel des Grauens„. Oh, hier war ich doch schon mal, das ist schon erstaunliche sechs Jahre her. Der Tunnel ist aber immer noch genauso unheimlich und ich bin froh, nicht alleine hier zu sein.

Hinterm den Tunnel noch eine Erinnerung: wir sind damals über eine Mauer geklettert, weil es keinen Durchgang gab. Das machen wir diesmal nicht, gehen ein Stück weiter, finden einen Weg, müssen noch eine Unterführung nehmen.

In einem Treppenaufgang schläft ein Obdachloser, hat es sich da sauber und ordentlich eingerichtet, mit Decken und Matratzen, akkurat abgestellten Schuhen. Wir wissen, dass es Obdachlosigkeit gibt, aber in der Stadt sieht man es nur noch selten.

Schließlich sind wir oben, aber auch hier trennt uns eine Mauer vom Park. Wir folgen einem Schild, aber das Tor ist verschlossen, also drehen wir wieder um, bis wir dann zum Eingang des Parks kommen, von dem aus man diesen Blick hat:

Hier blüht nichts, die Magnolienblüte ist kaputt, da ist mehr braun als weiß – der Kälteeinbruch war echt nicht gut. Uns reicht es dann für den Tag, wir ordern ein Didi und fahren nach Hause.

Pandemie

Peking hat heute den zweiten Tag ohne lokale Neuinfektion, der aktuelle Ausbruch scheint im Griff (Klopf auf Holz).

Anders sieht es in Shanghai aus, dort gehen jetzt nacheinander Ost- und Westteil der Stadt in den Lockdown, alle Einwohner werden durchgetestet. In Deutschland wird von der größten Infektionswelle in China seit zwei Jahren berichtet – was stimmt. Es fehlt allerdings zumeist die Einordnung: In ganz China (Einwohner: 1,4 Milliarden) wurden gestern 8978 (davon 1293 symptomatisch) Fälle registriert – gegenüber 237.352 Fällen in Deutschland (Einwohner: 83,2 Millionen). Führt man sich diese Zahlen vor Augen, wirkt der unterschiedliche Umgang mit der Seuche noch krasser: hier das Festhalten am Eindämmen, in Deutschland Lockerungen.

Neue Maßnahme in Peking ist jetzt, dass alle Schüler:innen wöchentlich einen negativen Covid-Test vorzeigen müssen. Ein Testcontainer steht gegenüber der Schule. In zehn Tagen beginnen an der Deutschen Botschaftsschule die Osterferien (zwei Wochen). Da man aber zwei Wochen ununterbrochen in Peking gewesen sein muss, um Schulen betreten zu dürfen (auch Haushaltsangehörige!), ist Reisen auch innerhalb Chinas nicht möglich. In den Osterferien nach Deutschland? Das scheint ewig her, seufz.

Im Westen des Sommerpalasts

Im Westen des Sommerpalastes sieht man nicht nur die Westberge, sondern besonders die Pagode auf dem Jadehügel fällt immer ins Auge – das wollte ich mir schon länger aus der Nähe ansehen. Gleichzeitig schau ich ja auch fast immer, ob ein Ort auch reizvoll für die Fotogruppe sein könnte. Eigentlich stand die Fotogruppen-Planung bis zum Sommer ja schon, aber angesichts der Pandemie-Lage überlegen wir uns gerade Alternativen zum Künstlerdorf Cuandixia und zum Wasserdorf Gubeikou – beides nicht mehr innerhalb Pekings, und das könnte problematisch werden. Mit einer Freundin bin am Dienstag also auf Erkundungstour gegangen.

Jadehügel? Kein Zutritt.

Reiseführer geben zu der Ecke kaum etwas her, auch auf Webseiten sind wir nicht groß fündig geworden, dabei sind rings um den Jadehügel mehrere große Parks auf den Karten eingezeichnet. Wir haben uns also ein wenig auf ins Blaue gemacht und uns mit dem Didi zu einer Kreuzung unterhalb des Jadehügels bringen lassen.

Wir haben schon damit gerechnet, dass wir nicht zur Pagode hochlaufen können, ich hatte auch schon mal gelesen, dass das Gelände rund um die Pagode für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, denn hier wohnen hochrangige Politiker und Militärs, quasi das inoffizielle Hinterzimmer der chinesischen Politik (im Gegensatz zum offiziellen Sitz Zhongnanhai im Zentrum der Stadt). Aber hier ändert sich alles so schnell, vielleicht würden wir ja doch Glück haben? Zumindest mal aus der Nähe fotografieren müsste doch drin sein?

Aber auch wenn sich hier alle schnell ändert, das nicht. Der Hügel ist durch eine hohe Mauer abgesperrt, alle paar Meter stehen schwer bewaffnete Soldaten und/oder Polizisten.

Beiwu-Park

Nun gut, wir gehen in den Park, wollen uns dort ein bisschen durch die Gegend treiben lassen und dann in Richtung Sommerpalast weitergehen.

Der Blick zur Pagode ist durchaus nett, aber der Park ist nicht so besonders, dass man extra den weiten Weg hierher auf sich nehmen müsste. Vor allem nicht, da Peking eine Vielzahl wirklich schöner, interessanter Parks hat. Immerhin, dieser Park hat auch ein eigenes kleines Marmorboot.

Marmorboot im Beiwu-Park

Auf die Pagode hat man immer wieder einen netten Blick.

Eingemauerte Jadehügel

Wir haben Zeit, lassen uns durch den recht großen Park treiben. Allerdings ist es kühler als erwartet, die Sonne kommt nicht wie erhofft raus, wir bleiben also nirgends länger stehen, weil wir sonst frieren. Immerhin: die Luft ist gut, das Grau kommt vom Wetter.

Feuerlöscher im Park

Bei schönem Wetter sicher noch viel hübscher

Der Frühling kommt, wenn auch langsam

Aber trotz dieser Pagoden-Ansichten haut uns der Park nicht um, und so machen wir uns auf zum Westtor des Sommerpalasts.

Sommerpalast mal vom Westen aus

Ich habe den Sommerpalast schon durch fast alle Tore betreten und verlassen, nur durch das Westgate bisher nicht, also Premiere. Es ist zwar immer noch grau und kalt, aber der Blick über den Kunming-See auf die 17-Bogen-Brücke mit den blühenden Bäumen auf dem Damm davor – das ist schön.

Wir schlendern also am westlichen Ufer des Sees entlang, wechseln auf den Damm mit den vielen Brücken dazwischen. Die meisten Bilder, die man vom Sommerpalast zu sehen bekommt, sind solche, die den Tower of Incense (Pavillon des buddhistischen Wohlgeruchs) zeigen – vom Haupttor aus fotografiert. Heute also mal vom Westufer des Sees aus:

Bis kurz vor diesen Booten konnte ich „neulich“ (vor gut zwei Monaten…) noch mit dem Eisfahrrad fahren! Aber der Winter ist vorbei, wie man an den vielen Knospen, Blüten und dem zarten Grün sieht: so langsam kommt der Frühling. Den Magnolien in der Stadt hat der Kälteeinbruch samt Schnee in der letzten Woche aber gar nicht gut getan:

Magnolie mit Frostschaden

Wasserschutzgebiet und Zugvögel

Wir kommen an einen Zaun vorbei, aus dicken Metallstreben. Dieser Zaun meint es ernst, anders als die Bändchen in Kniehöhe, die hier meist zum Einsatz kommen. Er ist wirklich undurchdringlich und unüberwindbar (zumindest nicht ohne Leiter oder Seil, ich bezweifle aber, dass man mit Leiter in den Palast eingelassen wird… ). In diesem Zaun sind aber einige wenige Gucklöcher eingearbeitet. Der Zaun schützt den dahinterliegenden See, der als Trinkwasserreservoir dient – und von Zugvögeln als Rastplatz genutzt wird. Durch die Gucklöcher hat man auch noch einen netten Blick auf den Jadehügel samt Pagode und Tempel auf dem Hügel nebendran.

Zaun mit Guckloch

Zugvögel, Westberge (und Dreck auf dem Objektiv?)

Leerer Langer Korridor

Wir beschließen, in dem kleinen Café in dem Hof hinter dem Marmorboot einen Kaffee zum Aufwärmen zu trinken. Die kleine Auszeit in dieser Idylle tut gut. Obwohl wir im Freien sitzen, lässt es sich gut aushalten und uns wird wieder wärmer. Leider hält das nicht lange vor. Schon am Marmorboot ist mir wieder kalt. Es wird klar, dass wir nicht mehr zu lange bleiben sollten, um uns nicht zu erkälten. Ich möchte gerne durch den Langen Korridor gehen, denn es ist so schön leer, dass man das mal richtig genießen können sollte. Sonst ist es dort ja oft so voll, dass man nur einen kurzen Blick hineinwirft und dann auf dem breiten Weg daneben weitergeht. Und richtig, freier Blick im Langen Korridor.

Kurz vor dem Haupttor sehen wir, dass die Pfingstrosen austreiben. Jetzt heißt es, den Zeitpunkt der Pfingstrosenblüte nicht zu verpassen! Ich möchte sie mir im Botanischen Garten, im Jingshan-Park und im Sommerpalast ansehen.

Fotos

Lieblingsort Kohlehügel

Der beginnende Frühling macht tatsächlich wieder mehr Lust aufs Unterwegs-sein. Es ist Montag, d.h. fast alle Museen sind geschlossen, also müssen Skurrilitäten wie das Leitungswassermuseum noch auf mich warten. Ich bin noch unentschlossen wohin, egal, erst mal raus, wird sich schon was finden, sobald ich unterwegs bin. Ich starte in Richtung Zentrum. Da komme ich an der Botschaft vorbei, inzwischen hängt auch hier die Flagge der Ukraine.

Ich kreuze den 2. Ring, aber erst als ich die Andingmen Inner Street überquere, fängt es wieder an zu kribbeln. Achja, das Zentrum Pekings reizt mich immer noch und immer wieder. Und selbst hier gibt es immer noch einiges zu entdecken oder auch mal einen Anblick, den man nicht immer hat – das geöffnete Tor am Trommelturm hier zum Beispiel.

Zum Jingshan-Park!

An der Kreuzung hier beim Trommelturm fällt mein Blick auf den Wanchun-Pavillon oben auf dem Kohlehügel, und in dem Moment weiß ich, wo ich hinfahre: zum Jingshan-Park. Ein paar Minuten später bin ich schon da, stelle den Scooter ab. Stelltafeln mit QR-Codes und bebilderter Anleitung machen klar: Ticket per App kaufen! Okay, inzwischen haben wir hier ja damit Erfahrung, ich tippe Namen und Handynummer ein, wähle „ausländischer Reisepass“ aus, kopiere meine Passnummer ins zugehörige Feld – Fehlermeldung: „Bitte geben Sie eine korrekte ID-Nummer an“. Alles klar, da haben die App-Programmierer für das Feld nur Ziffern vorgesehen, ist nicht das erste Mal. Also muss ich doch zum Schalter, halte mein Handy mit der Fehlermeldung hoch – und muss nicht lange erklären, das Problem ist wohl schon bekannt, meine Passnummer wird von Hand notiert und dann bekomme ich mein Ticket und kann endlich durch das Tor in den Park treten.

Den Anblick mit den Lampions in den Bäumen kenne ich ja schon – und finde ich immer noch schön.

Die Schneeflocken sind aber neu, die sieht man dank Olympia noch fast überall.

Ebenfalls immer wieder schön: dieser Pavillon.

Mich zieht es direkt nach oben auf den Kohlehügel. Ziemlich weit oben gibt es eine Neuerung: die „Imbissbude“ (die eh nur selten besetzt war) beherbergt jetzt nur noch Getränkeautomaten.

Der beste Blick über die Verbotene Stadt

Schließlich komme ich ganz oben an und kann die Aussicht über die Verbotene Stadt genießen.

Da Montag ist, ist die Verbotene Stadt geschlossen, dafür wird dort gearbeitet, das Hämmern hört man bis hier oben.

Große Halle des Volkes: Two Sessions

Die Große Halle des Volkes ist reich beflaggt: derzeit finden die „Two Sessions“ statt. Two Sessions, chinesisch: 两会 Lianghui , sind die alljährlich gleichzeitig stattfindenden Sitzungen des Nationalen Volkskongresses und der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes.

Blick nach Westen

In Richtung Westen sind die Berge in Sicht, die Weiße Pagode auf der Insel im Beihai-Park, die (kleinere) weiße Pagode im Tempel der Weißen Pagode (leicht links von der Bildmitte) und natürlich der Fernsehturm.

Wanchun-Pavillon

Die oberste Plattform des Wanchun-Pavillons ist immer noch gesperrt (wegen der Pandemie, hier ist normalerweise Abstand halten unmöglich). Ich umrunde den Pavillon mehrmals, die Aussicht über die Verbotene Stadt ist natürlich unvergleichlich, aber auch der Blick in die anderen Richtungen gefällt mir. Die Bänke, die auf der Nordseite standen (mit Blick Richtung Olympia-Gelände) sind weg.

Noch eine Runde…

Hier sieht man das Nationalmuseum – und wie unglaublich groß es ist.

Noch sind ja die Paralympics, hier also der Blick in Richtung Olympia-Gelände, davor der Trommelturm, erst herangezoomt und dann die große Ansicht.

Blickt man Richtung Nordosten, sieht man Wangjing, das „weiße Segel“  links ist einer der Türme des Wangjing Soho.

Nicht fehlen darf auch der Blick nach Südosten: der CBD mit Langer Unterhose, Citic Tower usw.

Xizhimen

Ich schaue noch einmal nach Westen: Xizhimen. Das Wort „men“ bedeutet Tor, das alte Xizhimen-Tor, durch das früher das Trinkwasser aus den Jade Spring Hills nach Peking gebracht wurde, wurde 1969 abgerissen. Pünktlich zur Eröffnung der Sommerolympiade 2008 wurde hier ein Verkehrsknotenpunkt eröffnet, weithin sichtbar durch das Bürogebäude mit den drei abgerundeten Türmen.

Hier noch einmal die beiden Weißen Pagoden, wer im Bild oben den Tempel der Weißen Pagode nicht gefunden hat: hier am linken Bildrand.

Habe ich schon mal erwähnt, wie hübsch ich diese Pavillons finde?

Frühling!

Die Pfingstrosen sind noch nicht dran, als erstes blühen hier die Magnolien. Traumschön, oder?

Das hat gut getan. Irgendwie habe ich es in den vergangenen Jahren immer geschafft, die Pfingstrosenblüte hier zu verpassen, das soll mir dieses Jahr nicht passieren.

Spaziergang im Stadtmauerpark

Wie kann man angesichts des Krieges in Europa „normal“ bloggen?  Ich bin wie wohl die meisten anderen Menschen auch voller Sorgen und Ängste – und voller Wut. Wir haben 2022 und Konflikte werden wie im finstersten Mittelalter mit Waffengewalt „gelöst“? Es mag wohl Wunschdenken gewesen sein, aber bis zuletzt habe ich auf eine nicht-kriegerische Lösung gehofft. Ich bin wirklich entsetzt, dass Putin nun tatsächlich angegriffen hat. Es gibt schon über 100 Tote – und wozu? Beängstigend, nicht zu wissen, wie dieser Krieg sich nun weiterentwickelt. Wird das ein Sieben-Tage-Krieg, eine Art Vietnam-Afghanistan oder WW3?

Gleichzeitig läuft hier aber auch der normale Alltag weiter, auch wenn überall in meinem Umfeld der Krieg erst einmal Thema ist. Für mich hieß Alltag gestern: ein Spaziergang mit der Fotogruppe. Es ging zum „Ming City Wall Relics Park“, kurz Stadtmauerpark. Darüber habe ich letztes Jahr im April ja schon mal geschrieben: Pekings Stadtmauer.

Alltag: Fotowalk

Kurz nach 9 verlasse ich also das Haus. Die Sonne strahlt, die Temperaturen sind schon über Null. Ich schwinge mich auf den Scooter und tuckere los. Noch ist Berufsverkehr, es staut sich auch auf der Bikespur an den Ampeln….Um diese Zeit ist es tatsächlich etwas anstrengend, aber je länger ich unterwegs bin, desto entspannter wird es.

Ich fahre durchs Botschaftsviertel, dann ein längeres Stück am 2. Ring entlang, schließlich am Pekinger Hauptbahnhof vorbei und lande rechtzeitig am Treffpunkt an der Metro Chongwenmen. Ich parke den Scooter, eine Freundin kommt fast gleichzeitig mit dem Leihfahrrad an und auch die anderen trudeln ein.

Wir überqueren die Kreuzung, gehen ein paar Stufen zum Park hoch (der in Wahrheit ja kaum mehr als ein sehr breiter Grünstreifen ist), kein Eingangstor oder ähnliches wie bei den vielen anderen Parks. Von hier aus geht der Blick nach Westen – Zhengyangmen in Sicht, das Tor am südlichen Ende des Tian’anmens.

Vielbefahrene Kreuzung in Peking mit Blick auf Zhengyangmen, das Tor am Südende vom Platz des Himmlischen Friedens

Auf dem kleinen Platz mit dem Blick auf die Kreuzung steppt der Bär. Viele beobachten eine Verkehrskontrolle, bei dem Radler, die die Kreuzung in der falschen Richtung überqueren, angehalten, verwarnt. und zur Kasse gebeten werden (20 RMB ~ knapp 3 Euro). Aber die meisten kümmert das nicht, so wie die tanzenden Tantchen („dancing ayis“) zum Beispiel, die ihr Ding durchziehen.

Das Wetter ist super, endlich nicht mehr so bitterkalt, dazu gute Luft – kein Wunder, dass im Park viel los ist. Spielende Kinder mit Luftballons, Seifenblasen, Laufrädern, ein paar Sängerinnen und wirklich viele Spaziergänger.

Dazu natürlich der Blick auf die Stadtmauer und die Türme im Central Business District.

Schließlich kommen wir zu dem Tor mit dem Tickethäuschen. Ich will die Tickest für uns alle lösen, soll einen QR-Code scannen. Name, Telefonnummer eingeben, aber es scheitert dann an der Eingabe der Passnummer – Buchstaben nicht vorgesehen, und auch der sonst meist hilfreiche Trick, die Passnummer per copy & paste einzugeben, funktioniert nicht. Da hält die Kassiererin uns einen anderen QR-Code hin, mit dem kleinen gelben Meituan-App-Symbol – damit klappt’s natürlich. Wieder was gelernt, künftig also gleich danach die Augen aufhalten.

Ich hab den Spaziergang bis hierhin schon sehr genossen. In der Sonne ist es so angenehm, endlich fühle ich mich wieder menschlich. Aber als wir die Treppe hochkommen, der Blick auf Mauer, Hauptbahnhof, den Foxtower und die Stadt – ich kriege ein bisschen Gänsehaut, weil ich es immer noch unglaublich toll finde, dass ich das alles sehen und erleben kann.

Wir werfen noch einen kurzen Blick in den Foxtower. In dem ist es düster – und bitterkalt, es treibt uns direkt wieder raus in die Sonne.

Auf dem Rückweg brettert noch dieses Tuktuk an mir vorbei. Kreative Sitzlösung! :)

Es macht endlich wieder Spaß, draußen unterwegs zu sein, ich freu mich schon auf die vor mir liegenden Streifzüge.

Fotos

 

 

 

Zum Mondfest in den Botanischen Garten

Am Dienstag war nicht nur das chinesische Mondfest, sondern auch traumschönes Wetter. Da nicht nur dieser Sommer ungewöhnlich verregnet war, sondern sich das überwiegend miese Wetter auch noch im September fortsetzt, musste das unbedingt ausgenutzt werden. Ich habe nicht lange überlegt, und mich für den Botanischen Garten entschieden. Mit dem Scooter käme ich hin, aber nicht mehr zurück, also entscheide ich mich für die schnellste Lösung: Metro. Von „unserer“ Station Liangmaqiao nehme ich die Linie 10 „outer loop“. Die Bahn ist ziemlich leer. Ach ja, Feiertag.

 

Die Vorort-Bahn

Leere Bahn? Tja, das ändert sich, als ich in Bagou in die Xijiao Linie (Xijiao – 西郊 – Westliche Vororte) umsteige. Die Linie gibt es erst seit knapp vier Jahren und fährt von Bagou aus am Sommerpalast und Botanischen Garten vorbei zu den Duftbergen. Also kein Wunder, dass es nun brechend voll wird. Es sind Familien und Paare, die unterwegs sind, anders als bei meinen bisherigen Ausflügen zum Botanischen Garten keine Gruppen. Klar, ist ja ein Familienfest.

Am Sommerpalast steigen nur einige wenige aus, mit mir zusammen ein paar mehr am Botanischen Garten. Immer noch gut gefüllt fährt die Stadtbahn weiter zu den Duftbergen. Die Stadtbahnhaltestelle ist in der Mitte der Straße genau gegenüber vom Haupteingang des Botanischen Gartens – mit Schranken und Zebrastreifen und Uniformierten wird für sicheren, geordneten Überweg gesorgt (ich habe eine vage Vorstellung, wie das ohne aussehen könnte…).

Eintauchen in den Botanischen Garten

Vorm Tickethäuschen und im gesamten Eingangsbereich steppt der Bär. Ich löse nur das normale Parkticket für 5 RMB, bei dem Traumwetter zieht es mich weder ins Gewächshaus noch in den Wofo-Tempel (und selbst wenn spontan doch, könnte ich dort jeweils direkt am Eingang nachlösen). Schon nach wenigen Schritten verteilt sich das Gewusel. Ich schlage dieses Mal eine andere Richtung ein als bei meinen bisherigen Besuchen und gehe zunächst in Richtung Rosengarten. Hier ist nicht viel los, die meisten Rosen sind bereits verblüht. Ich genieße es trotzdem, sauge die Sonne auf. Mir graut jetzt schon vor dem langen, kalten Winter, da will ich jetzt noch soviel Wärme und Sonne tanken, wie es nur geht. Und grün sehen, bevor alles grau-braun und kahl wird!

Ich gehe am Gewächshaus vorbei weiter in Richtung „Cherry Valley“.

Nicht nur die Botanik, auch die Schatten faszinieren mich.

Man könnte es sich bequem machen und zum Wofo-Tempel mit dem Elektrobus hochfahren. Oder eine Runde mit der Bimmelbahn drehen. Aber auch wenn man das nicht tut, kann man dem Getute, Gebimmel und Gedudel nicht entkommen. Dabei fällt mir ein, wie überwältigend ich den allgegenwärtigen Lärm vor einigen Jahren noch empfunden habe – und jetzt habe ich mich daran gewöhnt und höre darüber hinweg. (Nein, ich werde nicht schwerhörig!)

Bambusgarten und Bach

Den Wofo-Tempel lasse ich links (bzw. rechts) liegen und drehe erst einmal eine Runde durch den Bambusgarten. Irgendwann höre ich auf zu zählen, wie viele verschieden Sorten Bambus hier wachsen – es sind viele.

Schließlich setze ich meinen Weg oberhalb des Bambusgartens fort, finde einen schmalen Weg etwas oberhalb der „Hauptstraße“, den ich noch nicht gegangen bin.

Schließlich komme ich an den Bach, der von oben den Hügel hinab ins Tal plätschert. Nach dem vielen Regen ist der voller als ich ihn bisher gesehen habe.

Noch ein Stück weiter oben sind einige Wege abgesperrt, dort scheint gebaut zu werden. Schließlich komme ich an diesen Überweg und kann zuschauen, wie jeder zweite sich nasse Füße holt und ein Teenager auch eine nasse Hose.

Ich habe zwar Trekkingsandalen an, mit denen ich da sicher und problemlos durchwaten könnte, aber ich gehe lieber den gleichen Holzbohlenweg zurück, der ist einfach hübscher als der gepflasterte Weg auf der anderen Seite.

Es gibt in China übrigens ziemlich große Spinnen…

Ich lasse mich weiter kreuz und quer durch den Botanischen Garten treiben, genieße die Aussicht.

Schmetterlinge

Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.
(Carlo Karges)

Inzwischen bin ich wieder weiter unten angekommen. In der Nähe des Gewächshause verläuft ein Weg, wo immer Pflanzen der Saison blühen. Und richtig gedacht, hier bekomme ich einige Schmetterlinge vor die Linse.

Am See

Ich finde die Kombination von blauen Himmel mit Schäfchenwolken, Wasser und Grün unwiderstehlich! Ich bin einem chinesischen Paar gefolgt, bin mir nicht bewusst, eine Absperrung überwunden zu haben, aber es hätte wohl eine da sein sollen. Immerhin, ich komme tatsächlich mal direkt ans Südufer. Umkehren will ich nicht, also muss ich doch ein bisschen klettern.

Schließlich lande ich doch wieder auf dem breiten Weg. Inzwischen hat es sich spürbar geleert und auch ich mache mich so langsam auf in Richtung Ausgang.

Was dieser Mann hier wohl macht?

Zum Abschluss werfe ich noch einen Blick auf die Blumenskulptur. Die sind hier in China wirklich angesagt, nicht nur hier im Botanischen Garten. Zu besonderen Anlässen sieht man sie aber wirklich überall.

Nun mache ich mich auf den langen Heimweg. Die Uhr behauptet, ich wäre fast 15 km gelaufen (und ich habe wieder nicht alles angesehen). Als ich zuhause ankomme, ist es stockfinster. Macht nichts, denn ich spüre noch immer die warme Sonne auf der Haut und habe viele bunte, sonnige Bilder im Kopf (und der Speicherkarte).

Fotos. Viele Fotos.

 

Purple Bamboo Park und Eindrücke von unterwegs

Wieder war ich mit meiner neuen chinesischen Freundin unterwegs. Diesmal ging es zum Zizhuyuan, dem Purple Bamboo Park. Dieser Park zählt nicht nur zu den sieben größten Parks in Peking, sondern auch zu den schönsten. Hier gibt es Seen und Hügel und über 50 verschiedene Bambus-Arten. Da der Park nicht wirklich zentral liegt, sondern noch ein Stück hinter dem Zoo in Haidian, bin ich bislang nicht dort gewesen. Ein Fehler, denn dieser Park ist tatsächlich besonders schön!

Aktives Parkleben

Auch wenn der Park zum Spazierengehen und Verweilen einlädt, sieht man hier viele der verschiedenen Aktivitäten in chinesischen Parks.

Tanzen

Turnen-Tanzen mit Bändern

Musik solo

Musik Duo

Noch mehr Tanzen

Wasser

Die Geschichte des Geländes reicht weit zurück. In der Antike waren hier tiefliegende Feuchtgebiete. Während der Ming-Dynastie wurde am Nordufer des Sees der Zizhuyuan-Tempel errichtet. Der Park selbst wurde erst 1949 errichtet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute gibt es drei miteinander verbundene Seen mit zwei Inseln, viele kleine Wasserläufe, einen Fluss. Die Seen sind voller Lotus, die Wasserläufe von Bambus gesäumt. Man kann sich kleine Elektroboote leihen oder über den See schippern lassen oder am und mit dem Wasser spielen.

Wir setzen uns in einen Pavillon – davon gibt es im Park verteilt viele verschiedene. Wir lauschen einem Chor, unterhalten uns, verabreden uns für nächste Woche für eine Ausstellung im Kunstmuseum und buchen über eine WeChat-App die Tickets dafür. Alleine hätte ich mich da kaum durchklicken können, so war das relativ simpel. Dann schlendern wir in Richtung Ausgang zurück, wo sich unsere Wege erstmal trennen.

Ich bin jedenfalls total begeistert vom Zizhuyuan, denn man ist hier zwar mitten in der Großstadt, aber gleichzeitig ganz im Grünen.

Impressionen vom Rückweg

Wie gesagt, der Purple Bamboo Park und der Zoo liegen nahe beieinander in Haidian, beides von uns aus halt doch eine Ecke entfernt (mit dem Scooter etwa eine Stunde, mit der Metro wäre es etwas länger, mit Auto/Didi bei freier Fahrt (kicher) etwa eine halbe Stunde), also eher nichts für kurze Alltagsausflüge, sondern mehr Zeit erforderlich. Auf dem Hinweg habe ich diese Brücke mit dem Scooter überqueren müssen, sonst gibt kilometerlang keine Chance, die Straßenseite zu wechseln. Den Tunnel unter der Kreuzung (vor dem Hochhaus im Hintergrund) nutze ich erst auf dem Rückweg, so weit mag ich nicht auf der falschen Seite fahren.

Auf dem Rückweg geht es also kurz hinter dieser Brücke unter die Erde. Ich schaffe es immerhin im dritten Anlauf, die richtige Rampe nach oben zu finden.

Dies ist die Straße über dem Monkey Mountain im Zoo.

Hatte ich erwähnt, dass es zum 100. Geburtstag der Kommunistischen Partei überall neue Blumenarrangements gibt? Dies ist eines davon am 2. Ring Nord, irgendwo zwischen Deshengmen und Yonghegong. Hier lief auch Musik.

Im Lama-Tempel wird gebaut, die hinterste Halle ist komplett eingerüstet.

Purple Bamboo Park – viele Fotos

Infos

Adresse: No 35 Zhongguancun Nandajie, Haidian District

Hinkommen: Metrostation National Library (Linien 4 und 9), Exit D – 2 Minuten zum Osteingang

Website des Parks: zizhuyuangongyuan.com/

Eintritt: frei

Öffnungszeiten: täglich 6-21 Uhr, November bis März 6-20 Uhr

Spaziergang im Taoranting-Park

Mit einer neuen chinesischen Freundin habe ich den Taoranting-Park besucht. Der liegt auf einer Höhe mit dem Himmelstempel, rund 7 km südwestlich vom Tiananmen, und ist damit relativ weit weg vom Zentrum. So verlaufen sich nicht viele Ausländer und schon gar keine Touristen dahin. Bei den in der Nähe wohnenden Pekingern ist der Park aber extrem beliebt. Seit 2002 ist der Park als 4A/AAAA-Attraction (in ganz China gibt es nur 279 5A/AAAAA-Attractions) klassifiziert.

www.mapz.com · Download site for road maps und city maps · Downloadportal für Stadtpläne und Landkarten

Kindheitserinnerungen

Wir betreten den Park am Nordeingang und nach wenigen Schritten stehen wir vor hüpfenden Kängurus. Okay, keine echten, sondern ein Känguru-Karussell! Hier ist ein kleiner Rummelplatz, „Fun Park“ vor allem für Kinder: verschiedene Karussells, eine kleine Achterbahn – man denke sich die entsprechende Lärmkulisse dazu…

Känguru-Karussell im Pekinger Taoranting-Park

Am Ende des Rummelplatzes steht ein Plastik-Hügel „Snow Mountain“. Hier können Kindern klettern und rutschen. Meine Freundin wird ganz wehmütig, sie war als Kind oft mit ihren Großeltern hier. Mich erinnert der „Snow Mountain“ an die Bullerberge in Planten un Blomen in Hamburg, sogar der Geruch ist ganz genau so (dieses warme Plastik in der prallen Sonne…). Leider hab ich gar kein Foto gemacht, es war aber auch kein Foto-Ausflug, sondern unser Gespräch stand im Vordergrund, zum Beispiel mit eben dieser Erkenntnis, dass es außer vielen Unterschieden auch viel Vergleichbares gibt.

Pavillons

Jedenfalls wird es viel ruhiger, als wir den Rummelplatz hinter uns lassen, obwohl der Taoranting-Park gut besucht ist.

Der heutige Park wurde 1952 errichtet. 1985 wurde der Park renoviert und 36 originalgroße Nachbildungen berühmter Pavillons aus ganz China im Park verteilt. Allein das lohnt sich für einen weiteren Ausflug, dann mit dem Fokus aufs Fotografieren. :)

Einer der Pavillons auf einem Hügel im Pekinger Taoranting-Park.

Aktives Parkleben

Eine Weile beobachten wir diese Gruppe, wie sie ihre Instrumente (aufeinander ab-) stimmen. Meine Begleitung erklärt mir Erhu und Pipa. Wir hören noch eine Weile zu und schlendern dann weiter.

Park-Orchester - Pekinger Bürger musizieren gemeinsam im Taoranting-Park

Später kommen wir an dieser Plattform vorbei. Die wurde eigens nachträglich für die Tänzer, die sich täglich hier treffen gebaut.

Plattform mit Tänzern im Taoranting-Park

Es gibt Spieltische, überall wird solo oder in kleinen Gruppen TaiChi gemacht.

Der See

Besondere Anziehungskraft hat natürlich der 16 ha große See. Hier sind die Elektro- und Tretboote besonders beliebt. Wir setzen uns in einen der Pavillons am Wasser, wo es etwas kühler ist. Zum Glück gibt es noch keine Mücken, die sind dieses Jahr spät dran und nicht so zahlreich – hoffentlich bleibt das so!

See im Taoranting-Park

Blick über den See auf die Xiehu Bridge

Im Winter soll es sich hier prima Schlittschuhlaufen lassen.

Chinesischer Pavillon am See mit blauem Elektroboot davor

Einer der Pavillons am See

Das Nonnenkloster…

Wir steuern das Cibei Nonnenkloster an, welches auf einer Insel in der Mitte des Sees liegt und über Brücken zu erreichen ist. Hier ist auch der für den Taoranting-Park namensgebende Taoran-Pavillon.

Während der Qing-Dynastie war das ein Ort für Gelehrte und Literaten. Zu der Zeit waren die meisten Parks und Gärten den kaiserlichen Familien vorbehalten. Wie man sieht: nur drei Dachreiter (je mehr, desto mächtiger die Bewohner, nur in der Verbotenen Stadt gibt es auf der Halle der Höchsten Harmonie elf Dachreiter).

… und die Kommunisten

Fast hätte ich Kloster und Ausstellung nicht besuchen können – hier wird wieder eine App eingesetzt, die ohne Chinesischkenntnisse schwer zu durchschauen ist. Zum Glück kann meine Begleitung einfach zwei Tickets kaufen – Glück gehabt.

Es riecht nach frischer Farbe, die Ausstellung ist ganz neu eröffnet. Passt, denn jetzt starten überall die 100-Jahr-Feierlichkeiten zum Jubiläum der Kommunistischen Partei Chinas.

Hier haben sich 1919 Mao, Zhou Enlai und Li Dazhai getroffen und gearbeitet. Leider sind nur einige wenige Schilder übersetzt. Schade. Ich muss nämlich gestehen, dass mich die allermeisten Geschichtsbücher langweilen (das muss doch auch interessanter und spannender zu erzählen sein!), dass es mir aber großen Spaß macht, an Originalschauplätzen und Museen etwas dazuzulernen. Das ist dann zwar nur häppchenweise, sicherlich hier und dort auch mal ideologisch eingefärbt, unsystematisch, unvollständig, unstrukturiert – aber ich strebe ja auch keinen wissenschaftlichen Abschluss an, sondern möchte nur mehr über das Land lernen, in dem ich lebe. Und dafür sind solche Ausstellungen und Museen wirklich super, ist halt nur schade, wenn man an der Sprache scheitert. Unsere Denglisch-Chinglish-Kombi ist da leider auch an Grenzen gestoßen.

Neben der Foto-Ausstellung kann man schließlich noch einen Blick in diese Halle werfen.

Zum Abschluss noch mal ein Schild mit Politlyrik!

Die Dekorationen außen an der Halle sind aber ganz unideologisch und objektiv hübsch!

Inzwischen hat es sich zugezogen, ein Gewitter ist im Anmarsch und über eine der Brücken gehen wir von der Mittelinsel zurück zum Ausgang.

Hier werde ich sicher bald noch mal wieder hinkommen. Meine Liste „wohin“ wird tatsächlich wieder länger und länger.

 

Olympic Park

Das Pekinger Olympiagelände ist riesig. Bisher war ich nur im südlichen Teil unterwegs, wo sich das Bird’s Nest und der Watercube befinden. Heute habe ich das Postkartenwetter ausgenutzt, um mich mal ein Stückchen weiter nördlich umzusehen, vielleicht bis zum Olympic Forest Park.

An diesem „kleinen“ Kreisverkehr denke ich immer, ich wäre fast da, aber es ist doch noch ein Stück – ich unterschätze die Entfernungen hier immer noch.

Stau am 4. Ring, aber die gut ausgebauten Straßen sind relativ leer. Am Pangu Plaza (beherbergt auch ein „7 Sterne“ Hotel; eines der ersten, die zu Beginn der Pandemie geschlossen hatten) wird offenbar gebaut.

Habe ich erwähnt, dass ich mich bei den Entfernungen hier gern vertue?

Auf den Fotos kommen die Berge gar nicht richtig raus.

Blick auf Linglong Pagode, Olympic Tower und Bird’s Nest:

Da ich heute ja den nördlicheren Teil erkunden möchte, fahre ich erstmal ein Stück am Ring entlang und dann auf der Ostseite des Geländes weiter. Pro-Tipp: Nicht verfransen (das kann angesichts der Unterführungen schon mal passieren…), man müsste eine Ewigkeit am 4. Ring entlang nach Westen fahren, bevor man ihn überqueren und zurückfahren kann. Zu Fuß oder mit einem Fahrrad nicht so wild, dafür gibt es Brücken – für den Scooter sind die mir zu steil bzw. der Scooter zu schwer.

Danach ist auf den Straßen so viel los, dass ich lieber erstmal auf Strecke und Verkehr achte. Schließlich parke ich den Scooter in der Nähe des Science & Technology Museums (Riesenkasten, müsste man sich eigentlich auch mal ansehen).

Und dann kommt Urlaubsfeeling auf.

Blick in die andere Richtung:

Ich komme am Zugangsweg zum Olympic Tower vorbei, der übrigens erst nach Olympia 2008 gebaut wurde (2011-2014, eröffnet anlässlich meiner Ankunft in Peking im August 2015). Hoch will ich heute nicht, hatte ich auch gar nicht auf dem Zettel, denn ich möchte ja in Richtung Olympic Forest Park. Im Nachhinein blöd, die Sicht müsste heute gigantisch gewesen sein (falls denn überhaupt geöffnet war, es sah eher trostlos und verlassen aus).

Unten am Wasser ist es echt nett. Dann kommt aber wieder eine etwas breitere Straße und ein Parkplatz – und erst danach beginnt der Forest Park, der um einiges größer ist als das hinter mir liegende Gelände, dafür werde ich erheblich mehr Zeit brauchen (und mehr Wasser und Sonnenschutz…). Wie war das mit den unterschätzten Entfernungen…? Also drehe ich um.

Üblicherweise werden diese Leihräder ja in großen Rudeln abgestellt, hier steht mal eins ganz alleine.

Nochmal der Blick zurück in Richtung Tower. Und ja, das Knattern gehört tatsächlich zu einem Hubschrauber, sieht man in Peking nicht oft.

Der flog da seine Runden, im großen Bogen immer um das Olympiagelände herum.

Mit dem Scooter tuckere ich dann nochmal über diese Brücke – das ist schon eine nette Aussicht.

Ich erwische den Hubschrauber aus der Nähe. Da ist der bestimmt schon vier-, fünfmal seine Runde geflogen.

Dass derzeit die Berge fast immer in Sicht sind, find ich klasse. Das heißt nämlich auch: gute Luft.

Und nochmal. Wie gesagt, Hubschrauber sieht man in Peking nicht so oft wie in Hamburg.

Nun mache ich mich aber wirklich auf den Rückweg. Die Straße direkt am Vogelnest ist beinah leer, aber sobald ich am Ring ankomme, tobt das übliche Feierabendsverkehrschaos (und ich nehme wieder eine falsche Unterführung, was mir einen längeren Umweg beschert).

Jetzt habe ich wieder mehrere Dinge auf dem Zettel: Olympic Tower, Olympic Forest Park – und den Yuan Dadu City Wall Relics Park, an dem ich auf dem Rückweg vorbeigekommen bin. Es ist also nicht so, dass meine „Anguck-Liste“ kürzer wird, sondern es kommt im Moment wieder immer mehr dazu. Und das finde ich richtig gut, dass es immer noch so viel zu entdecken gibt.

Update am 6.6.2021: Karte

Ich habe eine Map erstellt, damit man sich die Entfernungen etwas besser vorstellen kann (für Beschriftungen am PC/Laptop mit der Maus über die Ziffern gehen, bei kleineren Monitoren Legende unterhalb des Bildes):

1
2
3
4
5
6
1

Hier bloß nicht verfahren… ;)

2

Bird’s Nest

3

WaterCube

4

Linglong Pagoda

5

Science & Technology Museum

6

Olympic Tower

www.mapz.com · Download site for road maps und city maps · Downloadportal für Stadtpläne und Landkarten

 

Kurze Parkrunde

Nach ein paar Tagen Zwangspause (lästige, aber harmlose Kränkelei) hat mich heute nichts mehr gehalten: Luft gut, Wetter schön – nichts wie raus. Um es nicht zu übertreiben, bin ich nur bis zum Ditan-Park gefahren. Aber den mag ich ja eh gern, zumal auch die Strecke dahin schon ganz nett ist. An einem schönen, warmen Sommertag wie heute durch die schattigen, baumbestandenen Straßen zu scootern, das ist was für Genießer! :) Erst am Fluss entlang, weiter durchs Botschaftsviertel in Richtung Ghost Street, schließlich in die Yonghegong-Straße abbiegen, am Lamatempel (wieder geöffnet und echt viel Trubel!) vorbei – schon da.

Entweder ich war länger nicht dort und/oder Änderungen gehen hier immer ganz fix: der Eingangsbereich ist etwas umgestaltet, gibt jetzt mehrere Schranken wie bei der Metro – mit der Metrokarte kann man auch hinein (wer keine hat, kann weiterhin am Tickethäuschen seine Karte lösen).

Bunte Blumenbeete nahe beim Eingang, das kenn ich. Nur die Pflanzen und Farben wechseln von Zeit zu Zeit.

Aber dann kommt wieder was Neues. Ob nur zum heutigen Kindertag oder den ganzen Sommer über? Jedenfalls stehen hier nun Karussells, eine Miniachterbahn, Bungee-Trampoline, Wasserbecken mit Tret- und Elektrobooten oder aufgeblasenen Plastikrollen…

Aber auch große Planschbecken mit Goldfischen. Mit kleinen Keschern können Kindern dann „angeln“ spielen.

Manchen Fischen bekommt das leider nicht so gut.

Tja, die Einstellung zu Tieren ist hier immer noch sehr anders als in Deutschland.

Es ist mittags, es ist heiß, nur einzelne ganz Hartgesottene sind noch aktiv. Die Mehrheit der Menschen relaxt im Schatten.

Auch die Fuß-Federbälle haben Mittagspause.

Hinten im gartenähnlichen Bereich des Parks ist es wieder ganz anders – ruhiger, relaxter. Zarte Flötentöne unterstreichen die Stimmung.

Habe ich mal erwähnt, dass ich die runden Mondtore sehr mag?

Und diese Brücke mag ich auch.

Ich beende meine kurze Parkrunde am Erdaltar, werfe aber nur einen kurzen Blick hinein. Kenn ich schon, ist jetzt auch nicht so spektakulär.

Kurz überlege ich noch, ob ich noch weiter tucker, aber ich will es nicht übertreiben. Hat mir jedenfalls gut getan, endlich wieder rauszukommen.

 

Pekings Botanischer Garten im Frühling

Frühling in Pekings Botanischem Garten – für mich gehört das hier dazu! Und dies Jahr hat auch Corona nicht dazwischengefunkt.

Mit der Fotogruppe war ich gestern dort. Bei der Abfahrt hat es noch geregnet, eine Stunde später bei der Ankunft war es trocken. Und im Laufe des Tages hat sich dann auch die Sonne durchgesetzt.

Vorab hieß es, Ausländer könnten nicht über die Ticket-App buchen, sondern müssten ihren Besuch vorher telefonisch ankündigen, was ich dann auch getan habe, ein bisschen Nervosität blieb trotzdem. Vor Ort war es dann aber völlig problemlos: ganz normal Tickets am Schalter kaufen.

Zu Beginn war es noch etwas trüb, aber den Blick über den See finde ich trotzdem schön.

Nicht weit vom Eingang wird schon gepicknickt.

Grau und trüb? Egal, die Damen haben extra fürs Foto die Sonnenbrillen aufgesetzt.

Über die frisch geschossenen Bilder wird sich auch sofort rege ausgetauscht.

Das korrekte Posing ist wichtig! Und Sonnenbrillen sind heute ein wetterunabhängiges Accessoire. Schirme braucht man allerdings sowieso immer!

Und hier startet eine kleine Prozession, die natürlich geknipst und gefilmt wird.

Okay, wir wollen im Botanischen Garten natürlich nicht nur Leute, sondern auch Blüten gucken. Die Vielfalt der Tulpen ist beeindruckend, sowohl in den Farben als auch den Formen.

Diese Herren gehen in Formation ins Gewächshaus. Dem sind wir aber nicht weiter auf den Grund gegangen.

Dieser reizende ältere Mann hat vorm Pfingstrosengarten performt – Tai Chi-Tanz. Er ist uns später noch an einem anderen Platz begegnet.

Der Pfingstrosengarten ist wirklich hübsch an einem Hügel angelegt. Es ist nicht nur schön anzusehen, sondern es duftet auch intensiv. Oh, und natürlich: Schwerstarbeit für die Bienen.

Bis diese Dame und der fotografierende Gatte mit der Pose zufrieden waren, sind bestimmt 20 Minuten verstrichen.

Weiter ging es hügelaufwärts.

Hier ist deutlich weniger los. Wir genießen den Waldspaziergang am Bach entlang.

Und wieder Pfingstrosen. Weiße, in allen nur denkbaren rosa- und lilatönen, gefüllte und offenere Formen, mehr oder weniger stark duftend.

Die ersten Sorten stehen in voller Blüte. An einem anderen Hain sind die Knospen noch fest geschlossen. Und an manchen Pflanzen gibt es voll erblühte und geschlossene Knospen gleichzeitig.

Die bunte Bimmelbahn fährt lärmend – abwechselnd Musik und Durchsagen – durch den unteren Teil des Parks. Es fahren auch elektrische Shuttle Busse vom Südosteingang zum Wofo-Tempel hinauf, die sind zwar nicht so bunt, aber sie machen auch Lärm.

In der Sonne leuchten die Tulpen noch schöner als vormittags.

Geht das nur mir so, weil ich aus dem Flachland komme? Bergblick entzückt mich immer.

Trotz Tulpen und Windmühle: wir sind immer noch in China, nicht in Holland!

Die Tulpenvielfalt habe ich ja schon angesprochen… „Falsche“ Tulpen in einem Feld gefallen mir aber auch.

So langsam müssen wir uns auf den Rückweg machen und gehen durch den Rosengarten (die Rosen sind noch nicht soweit) zum Ausgang zurück. Auch hier mag ich wieder den Blick in Richtung Berge.

Das war wirklich wieder ein schöner Tagesausflug.

Anders als bei meinem ersten Besuch 2016 sind rund um die Tulpenbeete nun hässliche Metallgitter aufgestellt, vereinzelt schlüpfen Kinder durch und ganz Entschlossene steigen auch da rüber. So sind aber tatsächlich deutlich weniger Leute mitten in den Blumenfeldern.

Die Fahrt ist immer noch weit, es gibt inzwischen allerdings mehr ausgeschilderte Parkplätze, falls man kein Taxi oder die Metro nimmt. Diese hält jetzt direkt am Südosteingang.

Der Dino-Park ist blickdicht eingezäunt, entweder wird er abgerissen, renoviert oder umgestaltet, mal sehen.

Es gibt weniger fliegende Händler, doch nach wie vor gibt es ein paar Buden.  Aber es ist immer noch laut: die Parkbahn und die Shuttles, Lautsprecherdurchsagen. Und es ist immer noch beliebt, selbst laut Musik zu hören, Kopfhörer sind überflüssig.

Was es – vermutlich Corona-bedingt – nicht gibt: Kinder- und Schülergruppen.

Es hat mir wieder so gut gefallen, ich habe immer noch nicht alle Ecken des Parks entdeckt. Ich glaube, ich sollte vielleicht zur Rosenblüte wieder hinfahren.

Pekings Stadtmauer

Pekings Stadtmauer steht in den Reiseführern oft ziemlich weit hinten, anders als es bei den Stadtmauern von z.B. Xi’an oder Datong der Fall ist. Bei „Mauer“ denkt man in Peking natürlich auch an die Große Mauer und nicht an die wenigen Überreste der Stadtmauer. So hat es denn auch bis zu diesem Osterwochenende gedauert, bis ich mir das mal näher angeschaut habe. Dafür war ich dann aber auch gleich zweimal dort. Daran vorbeigefahren bin ich schon oft, der Wachturm an der Ecke, auch Fox Tower genannt, liegt unübersehbar direkt am 2. Ring. Abends ist die Ecke hübsch beleuchtet.

Der Stadtmauerpark – Ming City Wall Relics Park

Der Park ist verglichen mit anderen Pekinger Parks recht klein, dazu verkehrsgünstig gelegen: eigentlich nur ein 1,5 Kilometer langer, sehr breiter Grünstreifen zwischen der vielspurigen Chongwenmen East Street und den Resten der Stadtmauer. Auf der anderen Seite der Mauer schließt sich direkt das Bahngelände an, der Hauptbahnhof ist nicht weit.

Blick vom Foxtower auf den schmalen Stadtmauerpark

Kaum mehr als ein sehr breiter Grünstreifen: der Stadtmauerpark

Aber vom Verkehr hört man überraschend wenig, dazu ist der Park ist hübsch angelegt. Besonders zur Frühlingsblüte ist er ein regelrechter Hotspot, weil hier Magnolien, Pflaumen, Pfirsiche, Kirschen und Forsythien und einiges mehr gleichzeitig blühen. An vielen Bäumen sind Schilder mit QR-Codes angebracht, wenn man es genauer wissen will (man sollte aber Chinesisch lesen können).

Kleinkind be-greift Magnolienblüten

Früh übt sich!

Am Ostersonnabend mache ich mich nachmittags auf in den Park. An diesem Wochenende ist auch das Qingming-Fest, entsprechend voll ist es. Zunächst zieht es mich in Richtung Turm und ich bin tatsächlich überrascht: man könnte dort hinauf – allerdings bin ich ein paar Minuten zu spät dran, Einlass ist nur bis 16:30 Uhr. Kein Problem, dann hole ich das nach. Angesichts des Traumwetters und der objektiv guten Luft war mir sowieso mehr nach Spaziergang. 

Musiker vor der Mauer im Stadtmauer-Park in Peking

Musik im Park

Die Luft ist süß vom Blütenduft. Überall wird fotografiert. Dazu das typische Parkleben: Sport, Musik, Spiele – ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hingucken soll. Immer wieder zieht es den Blick zur Stadtmauer und darüber hinaus, auch hier lassen sich wieder das kaiserliche und das moderne Peking auf ein Bild bannen.

Fox Tower (Wachturm an der Stadtmauer) und der Zhongguo Zun vor blauem Himmel

Kaiserliches und modernes Peking auf einen Blick

 

Für Eisenbahn-Fans

Trainspotting…

Die Plattform oben am Wachturm sowie die Fußgängerbrücke südöstlich des Turm sind gute Standorte fürs Trainspotting. Von der Plattform aus kann man die Züge bei der Ein- und Ausfahrt in den Hauptbahnhof sehen, von der Brücke aus sind weniger Kabel und Masten im Weg und im Hintergrund hat man den CBD als Kulisse.

 

… und Bahn-Historie

Mitten im Park finden sich Überbleibsel der Peking-Mukden-Railway: ein altes Signalhäuschen sowie ein paar alte Gleise. Mukden ist das heutige Shenyang.

 

Goldene Stunde

Am Westende des Parks hat man von einem kleinen Hügel aus eine tolle Aussicht in Richtung Zhengyangmen – und weil Wetter und Luft mitspielen noch weiter bis zu den Westbergen.

Aussicht in Richtung Zhengyangmen und Westberge

Aussicht in Richtung Zhengyangmen und Westberge

Ich drehe um und gehe den gleichen Weg zurück zu meinem Scooter. Nachdem wir dieses Jahr schon so viel schlechte Luft und Sandstürme gehabt haben, tun mir die „goldenen Aussichten“ auf der Rückfahrt wirklich gut.

 

Stadtmauer und Eckturm

Zwei Tage später setze ich mein Vorhaben um und besichtige den Turm und die Stadtmauer, auf der man ein kurzes Stück entlanglaufen kann.

Die Stadtmauer wurde 1419 während der Ming-Dynastie gebaut und stand bis zu den frühen 1960er Jahren. Dann wurde sie größtenteils für den Bau der U-Bahn abgerissen, die zum Teil unterhalb der ehemaligen Mauer entlangführt. Von den ehemals 40 Kilometern blieben gerade mal die 1,5 Kilometer in der Nähe des Hauptbahnhofs übrig. In den späten 1990ern wurde entschieden, diesen Abschnitt zu restaurieren und einen Park einzurichten. Ein Fünftel der dafür benutzten Mauersteine seien originale Steine, die von Pekingern für den Bau gespendet wurden. Fertiggestellt wurde der Park im September 2003.

Im Turm (1439 fertiggestellt) konnten 200 Soldaten und Pferde untergebracht werden, dazu gab es Rampen. Der Turm gilt als der größte noch stehende Eckturm Chinas.

Der südöstliche Eckturm- Fox Tower

Der südöstliche Eckturm- Fox Tower

Während des Boxeraufstands 1900 wurde der Turm von den Vereinten Acht Nationen angegriffen und eingenommen. Deren Graffiti (in die Mauersteine eingeritzt) ist heute noch zu sehen. 1983 wurde der Turm restauriert und für die Öffentlichkeit geöffnet.

Heute befindet sich im Turm eine Ausstellung über die Stadtmauer und die auch heute noch im Stadtbild vertretenen Stadttore. Auch wenn man mancherorts vielleicht vergeblich ein Tor sucht, wenn „门=men“ in einer Ortsangabe vorkommt, liegt die Vermutung nahe, dass es hier mal ein Stadttor gab.

Schaubild: Pekings Stadttore

Pekings Stadttore

 

Der Mord an Pamela Werner, 1937

Ein Beitrag zum Fox Tower wäre nicht komplett ohne den Hinweis, dass in der Nähe des Turms  am 8. Januar 1937 die übel zugerichtete Leiche der knapp zwanzigjährigen Diplomatentochter Pamela Werner gefunden wurde. Der Mord wurde nie aufgeklärt.

Paul French schrieb darüber einen „murder mystery“-Bestseller: „Midnight in Peking*„, der leider nicht auf Deutsch erhältlich ist. Ulrike vom Bambooblog bespricht das Buch hier.

Auf der Mauer

Ein Spaziergang auf diesem kurzen Abschnitt ist vielleicht nicht so spektakulär wie auf der Mauer in Xi’an, auf der man sogar radeln kann, dennoch finde ich die sowohl die Aussichten auf die Stadt als auch auf die Mauerreste interessant.

Pekings Stadtmauer mit Blick auf den CBD

Pekings Stadtmauer mit Blick auf den CBD

 

Info

Park: Eintritt frei, immer geöffnet, keine Gates oder Eingangskontrollen

Wachturm und Stadtmauer: Eintritt 10 RMB, geöffnet 9-17 Uhr, letzter Einlass 16:30 Uhr

Hinkommen:

  • Auto, Motorrad, Scooter, …: Parkplatz direkt unterhalb des Wachturms/Osteingang (9 Chongwenmen East Streat, Dongcheng)
  • Bushaltestelle: Dongbianmen Station (befindet sich etwa in der Parkmitte, direkter Zugang)
  • Metro: Chongwengmen, Exit B, ca. drei Minuten Fußweg bis zum Westeingang des Parks

Weiterlesen: Pekings Stadtmauer im Bambooblog mit mehr Infos zu den Stadttoren

Fotos

 

 

Park statt Tempel

Eigentlich wollte ich heute mit der Fotogruppe in den Lamatempel, vor allem Bilder mit Rauch wollten wir schießen. Uneigentlich klebte dieses Schild am verschlossenen Tor:

Schild an der Pforte des Lamatempels.

Temporär für die Außenwelt geschlossen.

Das ist etwas, was einem in China grundsätzlich immer und überall passieren kann, und jetzt zu Corona-Zeiten erst Recht. Trotzdem ärgerlich, zumal bei dem trüben Wetter sicher schöne, düster-dramatische Tempel-Bilder hätten entstehen können.

Zum Glück gibt es für Fotospaziergänge ja einiges in der Ecke, besonders naheliegend war der Konfuziustempel. Schon von weitem sehe ich: er ist geöffnet. Das teile ich den anderen auch per WeChat mit, parke meinen Scooter und gehe zum Eingang. Dort stellt sich dann leider raus, dass ich für einen Besuch heute spätestens gestern online ein Ticket hätte lösen müssen. Ich könnte ja morgen wiederkommen. Nee, ich brauche ja jetzt ein Alternativprogramm. 

Durch die Hutongs oder in den Ditanpark? Wir einigen uns auf den Park. Hier klappt alles problemlos: Tickets per WeChat-Pay am Schalter kaufen (2 RMB pro Person), Health App am Eingang vorzeigen, Temperatur scannen lassen und rein. Neuerdings könnte man den Eintritt auch einfach mit der Metro-Karte bezahlen, sehr praktisch.

Nach nur wenigen Schritten im Park treffen wir auch schon die erste Tanzgruppe.

Es ist kalt und trüb heute, Luft auch nicht besonders. Trotzdem ist ein bisschen was los.

Die Tauben gehören auch zum Park, irgendjemand füttert immer.

Und manche scheuchen auch.

Um sich selbst mit einem Buch hinzusetzen, ist es viel zu kalt. In ein paar Wochen dann wieder.

In dem kleinen „Wäldchen“  stehen vereinzelt ein paar Männer und trainieren für sich allein: TaiChi oder mit einem langen Speer. Ein bisschen weiter sitzt ein Mann im Pavillon und musiziert.

Zu gucken gibt es an jeder Ecke etwas.

Hinten im Garten wird gesungen. Der große Chor ist nicht da, dafür stehen zwei kleine Grüppchen nicht weit voneinander entfernt. Die einen mit Keyboard und stimmgewaltigem Tenor, der zwischendrin auch mal sehr klare Ansagen macht, die anderen gehen familiärer miteinander um.

Diese Brücke hat es mir ja angetan.

Wir gehen weiter in Richtung Square Water Altar. Der Erdaltar ist lange nicht so beeindruckend wie am gegenüberliegenden Ende der Stadt der Himmelsaltar, die große freie Fläche hat aber etwas – so wie auch die Details auf den Mauern. Für diesen Bereich muss man noch einmal extra Eintritt zahlen – 5 RMB, hier steht kein Metro-Karten-Scanner.

Hier ist auch ein ruhiges Fleckchen, um Gymnastik zu machen.

Und noch einmal innehalten, bevor die Damen weitergehen.

Hier sieht man die Mauern und „Star Gates“, die Altar und Park voneinander abgrenzen.

Hinten vor der Halle stehen links und rechts vom Tor zwei Magnolien.

Allmählich ist uns allen kalt, wir drehen um und gehen zurück zum Ausgang. Dabei kommen wir nochmal an Taubenfütterern vorbei.

Keine Berührungsängste…

Auch wenn das mal wieder anders als geplant war, war es ein schöner Spaziergang.

Ich bin jetzt nur gespannt, ob der Park in den nächsten Tagen wie sonst um diese Zeit fürs Neujahrsfest geschmückt wird – oder ob das wie die Temple Fair den Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen zum Opfer fällt.

Botanischer Garten im Herbst

Vorgestern Abend fragt eine Freundin, ob ich angesichts des vorhergesagten schönen Wetters und guter Luft Lust auf einen spontanen Foto-Ausflug am Tag drauf hätte. Herbstlaub und/oder Ginkgo, Park in der Stadt oder weiter draußen… Ich habe Lust, und wir einigen uns schnell auf den Botanischen Garten.

Allerbeste Ausflugsbedingungen

Wir haben dann tatsächlich die allerbesten Ausflugsbedingungen: Superwetter, sonnig und noch relativ warm und gute Luft. Noch ist der Berufsverkehr nicht ganz vorbei, auf Gedrängel in der Metro haben wir keine Lust, also nehmen wir ein Didi. Aber bei einer Stunde Fahrtzeit und nur einmal Umsteigen wäre die Metro eine annehmbare Alternative für den Rückweg gewesen.

Die Haltestelle „Botanical Garden“ der (relativ) neuen Xijiao Line (moderne Straßenbahn, gibt es seit knapp 3 Jahren) liegt genau gegenüber vom Haupteingang. Als Sicherung dienen diese Zäune, an der Kreuzung gibt es bewegliche Gitter, mehrere Menschen mit Uniform, Warnweste, Funkgerät und Fähnchen regeln den Verkehr und schließen und öffnen das Gitter von Hand.

Schreckmoment

Am Eingang scanne ich wie gewohnt den Health Code – und plötzlich heult mein Handy los, ich wusste gar nicht, dass es so laut sein kann. Dass man in wenigen Sekunden so viele Alptraumszenarien im Kopf durchspielen kann! Zum Glück kommen keine Sanitäter in hazmat suits und bewaffnete, uniformierte Wächter auf mich zu gerannt. Bei der Chinesin hinter mir jault auch der Handyalarm los. Die Ticketkontrolleure zeigen sich unbeeindruckt, scheint also eine ihnen bekannte Fehlfunktion zu sein. Ich rufe meinen Health Code von Hand ab: alles gut und grün und normal, ich werde durchgewunken. 

Nach wenigen Schritten im Park, fällt uns dies ins Auge. Ich muss echt lachen, und die Anspannung weicht.

Maske auf!

Warum gibt es in Peking seit 80 Tagen keine lokalen Neuinfektionen mehr?

Weil hier sogar das Grünzeug Maske trägt. 

Landschaft und Leute

Der Park ist relativ leer, kurz nach dem Eingang hat sich der Besucherandrang schon verteilt.

Wir steuern auf einen der Seen zu.

Auch verblüht noch ein Hingucker.

Diese Gruppe von Frauen sehen wir mehrmals.

Sie haben Trolleys dabei, ziehen sich um, tanzen hier mit Tüchern. Später posieren sie für Gruppenfotos, wobei sie ihre Röcke sorgfältig auf dem Boden drapieren.

Auch wenn überall Schilder stehen, die vor dem tiefen Wasser warnen, für ein schönes Bild kann man das ignorieren. Das „tiefe“ Wasser hier ist allerdings maximal knietief, um ins Tiefe zu kommen, müsste man schon Anlauf nehmen und sehr weit springen.

Selbst wenn abgezäunt und betreten verboten ist – was macht man nicht alles für ein tolles Selfie! 

Der Botanische Garten ist eine weitläufige Parkanlage, ungefähr auf halber Strecke zwischen Sommerpalast und Duftbergen, und leuchtet heute in allen Herbstfarben. Früchte und Beeren an Bäumen und Sträuchern, Blätter in allen Farben und Formen, Herbstblühende Blumen. Dazu der blaue Himmel und angenehme Temperaturen – es fühlt sich beinahe wie Urlaub an.

Wir lassen uns kreuz und quer treiben. Es sind zwar einige Menschen unterwegs, aber immer wieder gibt es leere, ruhige Ecken. Hier in dem kleinen, fast märchenhaft anmutenden Wald war allerdings mehr los.

Märchenhaft

Der Lütte wurde von seiner Familie auch mitten in die Blumen und in Szene gesetzt.

Man sagt ja, das harte Mittagslicht sei nicht so schön fürs Fotografieren. Aber wenn die Blätter dann so toll rot leuchten, bestätigen Ausnahmen die Regel.

Immer wieder schöne Ausblicke.

Wie fast immer und überall in China gehört Leute gucken einfach dazu. Fürs Foto kann man die Maske schon mal abnehmen, aber sobald man wieder anderen Leuten begegnet, setzt man sie auch fix wieder auf.

Dieses Paar war so entzückend, sie haben sich abwechselnd gegenseitig fotografiert, Manöverkritik, neuer Versuch, bis beide zufrieden warn.

Das Treibhaus. Heute nur von außen.

Cao Xueqin Memorial Hall

Mitten im Botanischen Garten befindet sich die Cao Xueqin Memorial Hall. Cao Xueqin hat einen der vier klassischen Romane Chinas geschrieben: Das Hónglóumèng – Der Traum der roten Kammer.

Hier geht es zur Cao Xueqin Memorial Hall – ein Teehaus und ein Büro/Künsteratelier…? gibt es dort aber auch.

Cao Xueqin

Im Innenhof in der Cao Xueqin Memorial Hall

Auch der Efeu an der äußeren Mauer der Memorial Hall leuchtet wunderschön rot.

Farbtupfer am Baum.

Allgegenwärtig im Pekinger Herbst: Persimmons/Kaki-Früchte.

Löwen findet man in China an vielen Türen – diesen finde ich aber besonders ausdrucksstark.

Falls das jetzt einen wahnsinnig gut informierten Eindruck machen sollte – leider ist es nicht ganz so. Wir stehen mit etwas Abstand vor dem Gebäudeensemble und rätseln, um was es sich dabei wohl handelt, als ein alter Herr auf einer Parkbank anfängt, auf uns ein zu reden. Leider verstehen wir fast nichts, also wird später Google zu Rate gezogen…

Herbstfarben

Zum Pekinger Herbst gehört der goldene Ginkgo. Dazu muss man nicht mal soweit rausfahren, der findet sich über all in der Stadt (Erinnerung an mich, ich möchte die Ginkgo-Alle im Ditan-Park in den nächsten Tagen noch einfangen). Aber hier sind diese leuchtend gelben Farbtupfer besonders schön.

Ein Stückchen weiter bietet uns sich dann dieser Anblick. Es ist so schön, und wir sind so froh, alles stehen und liegen gelassen zu haben, um den Tag auszunutzen.

Und der Blick in die andere Richtung.

Ein Stück weiter am See entlang…

So langsam hügelaufwärts…

Ein Traum von einem Ginkgo.

Selbst dies schlichte Beton-Tor hat an diesem Tag etwas.

Späte Mittagspause. Wir gönnen uns hier so einfache wie gute Zha Jiang Mian (Nudeln mit Sojabohnenpaste und geraspelten Gurken).

Es ist noch nicht mal drei Uhr nachmittags, aber die Sonne steht schon deutlich tiefer. So allmählich machen wir uns auf den Rückweg. Immer wieder fallen besonders schöne Bäume ins Auge.

Nahe beim Treibhaus sind bunt angelegte Beete.

Im Hintergrund leuchtet der Ginkgo.

Noch blüht ziemlich viel.

Es ist wirklich hübsch angelegt.

Hab ich erwähnt, dass ich die Anlage wirklich als toll angelegt empfinde?

Ich war bisher immer nur im Frühling im Botanischen Garten. Aber im Herbst ist es dort mindestens ebenso schön.

Fotogalerie