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Das Leben ist schön!

Baby-Decke

Die vergangene Woche war voller Ereignisse. Eines davon ganz besonders und ganz einmalig, auch wenn ich nur aus der Ferne daran teilhaben kann: die nächste Generation ist angekommen.

Ich bin Oma!

Eines von meinen fünf Kindern ist nun Vater, und die komplette Familie ist total aus dem Häuschen und überglücklich.

Das größte Glück ist manchmal ganz klein.

Verglichen mit dem klitzekleinen Enkelkind sind alle anderen Ereignisse nicht sehr von Bedeutung, aber das eine oder andere beeinflusst unseren Alltag hier auch nicht unwesentlich.

Die Schule ist wieder auf

Endlich dürfen auch wieder Eltern und Schulfremde aufs Schulgelände. Ranzenträgermuddi war ich nie, aber hier ist die Schule halt auch wichtig für die Deutsche Community. Endlich kann ich wieder in Bibliothek und Schulshop stöbern. Die ersten Veranstaltungen und Feste sind schon in Planung – das fühlt sich alles fast so gut an wie das Großmutter-Sein.

Tatütata

An einem Abend in der letzten Woche komme ich spät zusammen mit dem Mann nach Hause, da qualmt vor dem Haupteingang ein Mülleimer. Das muss man auch erstmal hinkriegen, die Dinger haben oben extra das Teil für die Kippen. Ein Worker stand daneben und hat aufgepasst, gut geschlafen habe ich trotzdem nicht.

Und dann komm ich am nächsten Tag im Innenhof raus und dann steht da dieses Spielzeug.

Ich war mir nicht sicher, ob mich das beruhigen oder doch eher aufregen sollte…

Liangmaqiao

Das Bild ist auf der Brücke über den Liangma River (Sanlitun Street/Xinyuan Street) entstanden. Die Ecke ist wirklich toll renoviert worden, und mit der bunten Beleuchtung auch abends richtig schön. Aber seit dem 27.11.2022 ist die Brücke  für mich mit den Protesten in dieser Nacht verbunden.

Oben auf der Brücke stehen an beiden Enden Polizeiautos und der Bike-/Parkstreifen ist abgesperrt. Bisher hatte ich das mit dem Protest in Verbindung gebracht, aber dann war ich vor ein paar Tagen unter der Brücke und frage mich, ob das vielleicht eher was mit der Statik zu tun haben könnte… Ich werde das beobachten.

Hurra, Stau!

So langsam ebbt meine Begeisterung für das Verkehrschaos und den Rush-hour-Stau ab, wobei mir das unterm Strich immer noch lieber ist als die leergefegten Straßen, die ja nicht leer waren, weil alles so toll war, sondern im Gegenteil. Seit vergangenem Montag gibt es für Autofahrer wieder den Ban-Day (Non-driving-day): Werktags zwischen 7 und 20 Uhr werden jeweils zwei Nummernschild-Endziffern für den Verkehr innerhalb des 5. Rings gesperrt

Dass ich an Ampeln zum Beispiel im CBD mit dem Scooter auch 2-3 Grünphasen abwarten muss, bis ich rüberkomme, das finde ich derzeit schon noch krass bemerkenswert. Aber ich habe ja den großen Luxus von viel Zeit und der Möglichkeit (meistens) meine Pläne spontan ändern zu können, so dass ich dann halt auf Nebenstrecken ausweiche und/oder mir ein anderes Ziel suche. Wenn wir uns demnächst wirklich an den Stau gewöhnt haben, dann ist es tatsächlich wieder „normal“.

Spektakel im Lamatempel

Von einer chinesischen Freundin habe ich den Tipp bekommen, diesen Sonntag in den Lamatempel zu gehen, denn dort feiern die Mönche ein besonderes Ereignis und tanzen in tollen Kostümen. Noch habe ich nicht besonders viel über die Hintergründe des Anlasses herausgefunden, nur ein paar Bilder kostümierter Mönche beim „Teufelstanz“ gesehen (von einer meiner Apps auch als „king kong dance“ übersetzt). Das Ereignis ist jetzt jahrelang ausgefallen, es wird wohl sehr voll werden, und so hätte ich gerne vorab mein Ticket gebucht. Pech gehabt, die App des Lamatempels sieht ausländische Passnummern mit Buchstaben weiterhin nicht vor. Besagte Freundin war so lieb und hat im Lamatempel angerufen: Ausländer bekämen immer ein Ticket, einfach zum Schalter gehen.

Nach dem so lange so wenig los war (gerade der Lamatempel hat während der letzten drei Jahre immer als erstes alles dichtgemacht), bin ich total enthusiastisch und freu mich drauf. Gestern Nachmittag hatte ich Zeit und wollte vor Ort mal schauen, ob sich dort mehr herausfinden lässt. Am Ticketschalter Fehlanzeige, Ticketverkauf auch immer nur für den aktuellen Tag. Aber wo ich schon mal da war, bin ich auch hineingegangen, denn geschmückt ist schon: überall hängen diese bunten Wimpel – und voll ist es auch.

An den Souvenirshops gibt es wahnsinnig lange Schlangen, was man dort erwirbt, kann man von Mönchen segnen lassen (nachdem man wieder in einer irre langen Schlange gewartet hat).

Vor einer der Hallen ist schon eine Bühne aufgebaut worden, und gerade werden riesige Teppichrollen angeliefert.

Heute sind auch viel mehr Mönche als sonst zu sehen, die – zum Teil mit Papieren unterm Arm – geschäftig hin- und hereilen, aber jeder einzelne hat ein herzliches Lächeln für mich übrig.

Bei diesem Bild ärgere ich mich, dass ich die Füße der beiden Frauen abgeschnitten habe, aber ich hab das zu spät gesehen und mit 24 mm Festbrennweite musste ich fix hinlaufen. Fast hätte ich den Augenblick komplett verpasst. Dann lieber abgeschnittene Füße als gar nicht. Jedenfalls: Posieren, egal in welchem Outfit, ist hier weiterhin total angesagt.

Mit der historisch kostümierten Frau habe ich mich noch kurz unterhalten, sie war mit  ihrem Vater da, der die Fotos von ihr und für sie gemacht hat. Zu dem Teufelstanz-Event konnte sie aber auch nichts sagen.

Lamatempel-Fotos

Ich bin jedenfalls schwer gespannt auf Sonntag und werde sicher schon deutlich vor 12 Uhr dort aufschlagen, um bloß nichts zu verpassen.

Abi in Arbeit

K4 hat in der vergangenen Woche die letzte von drei schriftlichen Abiturprüfungen geschrieben – Geschichte, die anderen beiden waren Deutsch und Englisch. Englisch unterscheidet sich für ihn nicht wesentlich von Deutsch, nach so langer Zeit hier im internationalen Umfeld ist sein Englisch wirklich super gut. Der Junior hat schon sehr lange für die Prüfungen gelernt, vor allem Geschichte, ich war beeindruckt, wie zielstrebig und konsequent er seinen Plan durchgezogen hat.

Jetzt hat er erstmal ein paar Wochen normalen Unterricht (abzüglich der Osterferien) bis dann im Mai die mündliche und die Präsentationsprüfung anstehen. Sieht jedenfalls alles sehr gut aus. Dass er dann ab dem Sommer wohl nicht mehr in China sein wird, finde ich jetzt schon schrecklich (für mich), aber gleichzeitig bin ich sicher, dass er – wie seine drei großen Geschwister auch – den für ihn richtigen Weg einschlagen wird. Und das ist schließlich das, was zählt.

Das Leben ist schön

Nachdem die letzten Pandemiejahre und vor allem das letzte nicht besonders gut waren (Euphemismus? Kann ich!), fange ich jetzt an aufzublühen. Dass mein Peking-Leben wieder normal wird (mal sehen, ob wie vor der Pandemie; auf jeden Fall ist die Entwicklung positiv), ist dabei ganz wichtig. Dass es meinen Kindern gut geht, ist wichtiger. Und das ist bei allen Fünfen der Fall (was für ein unglaubliches Glück!). Und schließlich steht das noch klitzekleine Enkelkind so sehr für das Gute, für Hoffnung und Neuanfang und Zukunft, dass es mich zusätzlich zum post-pandemischen-Peking positiv stimmt – ich habe meinen Optimismus wieder gefunden. Ich bin nicht blind für das Schreckliche in der Welt, aber das Leben an sich ist schön!

Corona-Ferien. Oder: Gewitterstimmung

Das Schuljahr und damit unser fünftes Peking-Jahr gehen zu Ende. Corona-Ferien stehen vor der Tür.

Eigentlich hatte ich mir für dies Jahr soviel vorgenommen: jeden Tag ein (ordentliches) Foto auf Pekingfotos zeigen, ein- bis zweimal in der Woche bloggen (und ein paar Vorhaben mehr). Und dann kam Corona… Zwischenzeitlich lähmt es mich einfach nur, da funktioniere ich so vor mich hin. Für die Jungs da zu sein, das geht immer, da gibt es aber auch so viel zurück, so dass das meine leichteste Übung ist.

Aber darüberhinaus ist es tatsächlich gerade oft schwierig. Für Kreativität fehlt jegliche Energie und innere Gelassenheit. Ich habe keine Schreibblockade, ich schreibe weiterhin täglich. Aber ich mag es nicht veröffentlichen – entweder es ist zu zornig, zu jammernd, zu intolerant. Hoffnung, Zuversicht, Humor – kommt viel zu kurz. Der Optimismus, der mich schon durch viele Krisen (wenn bisher auch noch durch keine Pandemie) getragen hat, hat Sprünge bekommen. 

Fünf Jahre Peking

Mit dem Ende des Schuljahres geht auch unser fünftes Jahr in Peking zu Ende. Die erste Hälfte war wieder voller toller Erlebnisse und Erfahrungen, Reisen und Ausflügen und Besuch aus Deutschland.

Die zweite Hälfte davon war durch Covid-19 geprägt.

2020 haben die Jungs keine fünf Wochen die Schule von innen gesehen: drei Wochen im Januar, acht Tage im Juni. Der Online-Unterricht war lehrerabhängig sehr unterschiedlich, wir hoffen sehr, dass das nach den Ferien besser ist.  Noch ist offen, wann die Schulen in Peking wieder öffnen dürfen. Obendrein ist damit zu rechnen, dass bei erneuten Ausbrüchen (und seien sie noch so klein) Schulen wieder geschlossen werden. Online-Unterricht wird also weiterhin ein Thema sein.

Corona-Ferien. Der Heimaturlaub fällt aus.

Jetzt fangen aber erstmal zwei Monate Ferien an. Ohne die gemischten Gefühle und das Schulhofgewimmel am letzten Schultag: letzte Goodbyes und Abschiede, aber auch Vorfreude auf viel freie Zeit und Reisen. Fällt alles aus. Jetzt ist da nur ein bisschen Erleichterung, dieses seltsame Schuljahr zu Ende gebracht zu haben. Und ja, bei den Jungs ist doch auch Freude auf zwei Monate ohne Schulaufgaben.

Urlaubsreif wie schon lange nicht mehr, fällt Reisen derzeit für uns aus – wir kämen nicht mehr nach Peking zurück. 

Pekinger Hitzesommer mit an die 40 Grad, Pools müssen weiterhin geschlossen bleiben, Provinzwechsel nicht angeraten (ich möchte nicht, weil ich zur falschen Zeit am falschen Ort bin, in einem Quarantänehotel landen, mit genügend Lesestoff könnte ich das allein schon wuppen, aber mit den Jungs dabei? Alptraumvorstellung.). Viele Sehenswürdigkeiten geschlossen oder nur eingeschränkt zugänglich. Trotzdem, irgendwas wird uns schon einfallen.

Die Nachwuchsnerds halten endloses Zocken und vorm Computer hocken zwar für ein tolles Ferienprogramm, aber ich werde sie aus ihren Höhlen locken und der Sonne aussetzen, am Ende verwandeln sie sich sonst doch noch in Vampire…

Goodbye-Season in Corona-Zeiten

Ich fühle mit denen, die Peking jetzt verlassen, wobei da auch jeder seine eigene Geschichte und Wahrnehmung hat: die einen sind erleichtert, dass sie endlich wegkommen, andere sind wehmütig, weil wegen Corona alles so anders ist als das, an was man sich hier gewöhnt und darauf gefreut hatte. Mal abgesehen von der ganz normalen Wehmut, wenn man einen Lebensabschnitt beendet. Wieder andere wollen/müssen weg, und haben noch keinen Flug.

Keine Sommer-/Abschiedsfeste, keine Gruppenausflüge, keine China-Rundreisen zum Abschluss. Und es ist tatsächlich ein Riesenproblem, überhaupt einen Flug nach Deutschland zu bekommen, mal gar nicht zu reden von „bezahlbar“. Von Peking direkt geht das derzeit eh nicht, nur von Shanghai aus. Mit Glück kommt man über Kopenhagen, Zürich oder Wien z.B. nach Europa. Die Flugpreise sind weiterhin jenseits von gut und böse: Google Flights hat mir gerade den Schnäppchenpreis von über 7000 Euro für einen Flug nach Hamburg gemeldet. Pro Person. Eco.

Für uns, die wir zurückbleiben, fehlen die Sommer- und Abschiedsfeste auch. Hier war immer die Gelegenheit, sich von Menschen zu verabschieden, mit denen man vielleicht nicht enger befreundet war, aber mit denen man doch ein Stück gemeinsamen Weges hinter sich hat. Das fehlt. Sehr.

Und konnte man sich in den letzten Jahren immerhin darauf freuen, dass es nach den Sommerferien wieder viele Veranstaltungen und Gruppenausflüge geben würde, also auch viele Gelegenheiten Neuankömmlinge kennenzulernen, fehlt diese Perspektive.

Nicht nur, weil noch völlig offen ist, was im Rahmen von Anti-Corona-Maßnahmen möglich sein wird. Sondern auch, weil es kaum Neuankömmlinge geben wird: bis Oktober gilt noch das Einreiseverbot für Ausländer (das kann durch die Charterflüge für „Essentials“ plus Angehörige auch nicht wirklich aufgefangen werden). Es kommen überhaupt weniger Expats nach China, die Schule vermeldet nur eine Handvoll Neuanmeldungen. Die deutsche (und internationale) Community schrumpft.

Gewitterstimmung

Tatsächlich passen Stimmung und Wetter gerade gut zusammen. Aufgeheizt, drückend,  angespannt.

Hier ist es heiß, schon geraume Zeit über 30 Grad, oft näher an den 40 als an den 30. Und schwül dabei, also auch gelegentliche Gewitter. Gestern war es noch zu hell, heute hat es erst nachmittags, aber dann auch abends noch mal gewittert, und ich habe immerhin ein halbwegs brauchbares Bild schießen können.

Gewitter über Peking

Den ganzen Tag lastet die schwüle Hitze auf einem, bremst einen aus. Aber nach dem Gewitter, abgekühlte frische Luft, die selbst mitten in Peking gut riecht, da ist der Kopf dann wieder freier.

Was fehlt ist das Corona-Gewitter. Impfung, kuratives Medikament, Mutation hin zum harmlosen Erkältungsvirus, was auch immer. Das liegt leider noch nicht in der Luft. Aber es ist so, wie es ist. Immerhin sind wir und unsere Familie und Freunde gesund. Hoffentlich bleibt das so, angesichts der Entwicklungen in Deutschland machen wir uns da schon große Sorgen. Nur weil wir keinen Bock mehr haben, wird das Virus nicht verschwinden. Hilft alles nichts, wir müssen uns arrangieren und sehen, wie wir das Beste aus der Situation machen. Wird schon. Irgendwo wird sich doch noch ein Zipfel Optimismus finden lassen.

Zurück zur Schule – Corona-Schule

Im Januar waren die Jungs drei Wochen in der Schule. Dann kam Corona, und seit dem nicht mehr. Mit viel Vorfreude, aber auch gemischten Gefühlen haben wir die Wiedereröffnung der Schule erwartet. Ist es wirklich sicher? Lohnt sich der Aufwand für die knapp vier Wochen bis zu den Ferien? Die Vorfreude auf das Wiedersehen mit den Kumpeln hatte die Oberhand. So trafen sich meine Jungs am Dienstagmorgen mit einem Schulfreund und sind zum ersten Mal seit Januar zur DSP – Deutschen Botschaftsschule gegangen.

Homeoffice im Schulgebäude?

Kein Splitten der Klassen nötig, keine Gruppenbildung, kein Schichtbetrieb. Da wäre doch fast normaler Unterricht möglich? Leider nicht, inhaltlich hatte sich schon vor dem Start etwas Ernüchterung eingestellt, als per Mail das Prozedere erläutert wurde. „Unterricht“ findet zwar während der normalen Unterrichtszeiten statt – aber nicht nach Stundenplan, sondern mit Wochenplänen. Nur Sport, Kunst und Musik werden tatsächlich unterrichtet, ansonsten werden die Klassen vom Klassenlehrer und 3 weiteren Lehrern im Wechsel beaufsichtigt. Im Prinzip findet der Online-Unterricht nun in den Schulräumen statt – nur unter schlechteren Bedingungen:

  • Technisch (die Jungs haben Desktoprechner, für die kurze Zeit schaffen wir sicher keine zusätzlichen Laptops an, wenn es dann bald wieder heißt: „in Schönschrift ins Heft“)
  • Hitze – die Klimaanlage darf erst ab 32 Grad im Raum angestellt werden
  • Unterstützung – es stehen zwar viele Fachlehrer zur Verfügung, die aufsichtsführenden Lehrer haben Listen, wer wo zu finden ist. Die Hemmschwelle, das zu nutzen, scheint bei den Kindern aber recht groß – zuhause reicht ein „Mamaaaaa?“
  • Was weiterhin fehlt: Erklärungen und Einordnungen der Lehrer über die Buchtexte hinaus, jetzt nicht mal mehr per WebEx.

Tatsächlich haben es nach 15 Wochen Online-Schule einige Lehrer noch immer nicht geschafft, mehr anzubieten als „Lest Seite 56 und bearbeitet die Aufgaben 1-5“. Achja, eLearning? Guckt bei Anton (oder einer anderen Lernplattform nach) – könnte man auch mit „googelt das halt“ übersetzen. Sagen wir mal so, sich Lernstoff eigenständig zu erarbeiten, haben meine Jungs jetzt wirklich gut drauf. 

Warum ist das so?

Etwa ein Drittel der Schüler ist nicht in Peking und muss natürlich auch unterrichtet werden. Das lief unter dem Stichwort „Doppelbeschulung“. Das sieht nun aber nicht nach doppelt, sondern nach sehr einfach aus, und ich könnte mir andere, deutlich bessere Lösungen vorstellen. Aber für die paar Tage bis zu den Ferien kann man das notfalls halt so machen.

Ein paar Tage bis zu den Ferien? Möglicherweise wird ein Teil der Schüler erst im November wieder zurückkehren können (Einreiseverbot für Ausländer, es werden wohl nicht alle auf die Handelskammer-Charterflüge kommen können). Tja, und deshalb soll das nach den Ferien so fortgesetzt werden. Entschuldigung, das geht gar nicht.

Luft nach oben ist ja immer, und mir ist klar, dass das verglichen mit Schulen in Deutschland jammern auf hohem Niveau ist. Allerdings zahlt man in Deutschland auch keine Schulgebühren. Aber selbst ohne diesen Aspekt: es gibt so viele Möglichkeiten, und es ist ein Jammer, das diese nicht genutzt werden.

Trotzdem sind die Jungs schon sehr froh, endlich wieder zur Schule gehen zu können. Wie für viele andere Kinder ist auch für sie der soziale Aspekt das Wichtigste an Schule. An die besonderen Umstände – Temperaturchecks, Maskenpflicht, markierte Laufwege etc. – kann man sich gewöhnen. Und in drei Wochen sind schon wieder Ferien – die sich zu Corona-Zeiten voraussichtlich viel länger anfühlen werden als normalerweise. Von daher ist es echt gut, dass die Schule wieder gestartet ist. Auf Normalität müssen wir aber weiter warten.

 

Zu Besuch in Shanghai

Meine Freundin ist von Peking nach Shanghai umgezogen. Die Jungs und ich haben uns direkt zu einem Besuch in Shanghai aufgemacht. Die Anreise mit dem Gaotie, dem Superschnellzug, war komfortabel, angenehmer als zu fliegen. Sicherheitskontrollen gibt es zwar auch in Bahnhöfen, aber Check-in und Boarding gehen dann doch erheblich schneller als am Flughafen. Mit Zugfahren in Deutschland kaum zu vergleichen: die Züge sind günstig, zuverlässig und pünktlich. Mit 340-350 km/h haben wir in viereinhalb Stunden die 1200 km nach Shanghai zurückgelegt (Hamburg-München: über 6 Stunden für keine 800 km).

Sightseeing mit Kindern

Im Vordergrund stand natürlich der Besuch bei Freunden, trotzdem war ein bisschen Sightseeing möglich. Von Qingpu aus sind wir erst mit dem Didi ins Zentrum zum People’s Square gefahren. Der Spaziergang dort fiel kurz aus, vier Kinder können ganz schön viel „Wie lange noch?“, „Wann gibt’s Eis?“, „Mir tun die Beine weh!“, „Es ist zu heiß!“ (korrekt! Es war sehr heiß und extrem schwül.) von sich geben. Also bestiegen wir einen der Hop-on-hop-off-Busse und liessen uns kreuz und quer durch Shanghai fahren.

Mit dem Bus durch Shanghai

Mit dem Bus durch Shanghai

Im klimatisierten Bus waren dann auch alle wieder zufrieden. Am Bund stiegen wir dann aus – und das Pudong-Panorama mit den Türmen hat tatsächlich auch die Kinder eine Weile gefesselt.

Shanghai

Shanghai

Shanghai - Huangpu

Huangpu

Dann war die Bande hungrig, also ging es zu einem Food Court in der Nanjing Road. Essen fassen plus Sightseeing, clever gelöst von uns. Auf dem Weg zum Bus kamen wir dann noch an einem Flagshipstore für bunte Schokolinsen mit und ohne Nüsse oder Mandeln vorbei. Das war ein wenig Konsumquatsch-Overkill, aber durchaus interessant. Und: mit diesem Proviant versorgt war dann auch für gute Laune für die weitere Sightseeingtour mit dem Bus gesorgt.

Nanpu-Bridge

Die Tour führte uns jetzt von Puxi nach Pudong, und zwar über die Nanpu-Brücke. Wow! Was für ein Bauwerk: eine der größten Schrägseilbrücken der Welt. Platz ist knapp in Shanghai, deshalb ist die Brückenauffahrt in Puxi in spiralförmig. Oben im offenen Doppeldeckerbus war das schon sehr abenteuerlich, fast wie Achterbahn fahren. Die Brücke hat uns jedenfalls alle – auch die Kinder – nachhaltig beeindruckt.

Auffahrt Nanpu-Brücke

Auffahrt Nanpu-Brücke

Mistwetter

Aus der extrem feuchten Luft wurde erst ein leichter Nieselregen, dann wurde der Regen heftiger. Die Wolken hingen ziemlich tief. Bedeutet: die Fahrt auf die Türme kann man sich schenken bei praktisch kaum vorhandener Sicht. Ich war ja schon bei meinem ersten Shanghai-Aufenthalt vor vier Jahren schon auf dem Flaschenöffner und dem Oriental Pearl Tower, für die Jungs haben wir das jetzt auf den nächsten Besuch in Shanghai verschoben. Jedenfalls beschlossen wir, im Bus sitzen zu bleiben und die Rücktour mitzumachen, die uns noch einmal über die großartige Nanpu-Brücke führte. 

Gringotts?

Am Bund auf Höhe des Fußgänger-Sightseeingtunnels steigen wir wieder aus dem Bus. Die Kinder sind platt, aber wenn man schon am  Bund ist, möchte man natürlich gerne auch in eines der historischen Gebäude gehen. Praktischerweise ist genau gegenüber eine Filiale der Bank of China. Wir steigen ein paar Stufen im Eingangsbereich hoch, passieren einen Wächter und stehen dann in einer riesigen Halle, die mich von der Atmosphäre her stark an die Zaubererbank Gringotts aus den Harry-Potter-Verfilmungen erinnert. Nur, dass keine Kobolde an den vielen Schaltern sitzen, sondern Menschen. Leider ist Fotografieren verboten. Der Größe der Bank zum Trotz gibt es nur zwei ATMs, von denen nur einer funktioniert. Jetzt reicht es den Kindern wirklich, und so tuckern wir nach Hause.

Besuch in Shanghai, nachts

Bund und Pudong wirken im Dunkeln, bunt beleuchtet noch mal ganz anders als tagsüber. Die eine Hälfte der Kinder kannte das schon, die andere wollte nicht, also tuckerten meine Freundin und ich an einem Abend alleine in die Stadt hinein. Starten wollten wir am Pearl Tower, aber leider waren wir knapp zu spät dran – ab 21 Uhr werden keine Tickets mehr verkauft. Ich kannte den Blick schon, meine Freundin wird als Neu-Shanghaierin noch viele Gelegenheiten haben, auf die Türme zu kommen, also hielt sich die Enttäuschung in Grenzen – zumal wir beide Pudong auch von unten absolut atemberaubend fanden.

Shanghai, Skyscraper

Shanghai, Skyscraper

Der Oriental Pearl Tower ist an diesem Abend ausschließlich rot angestrahlt, ich erinnere mich, dass beim letzten Besuch die Farben wechselten. Wir spazieren über die Fußgängerbrücke vom Pearl Tower in Richtung Flaschenöffner (Shanghai World Financial Center). Das gefällt uns beiden ausnehmend gut, eine Fußgängerzone oberhalb des Autoverkehrs, gerade hier, wo man den Blick nach oben und nicht zum Verkehr ausrichten will, ist das super.

Schließlich stehen wir genau zwischen den drei Türmen:

  1. dem höchsten Gebäude Chinas: dem Shanghai Tower
  2. dem Shanghai World Financial Center, auch als „Flaschenöffner“ bekannt und
  3. dem Jinmao Tower.

Wie beim ersten Besuch in Shanghai vor vier Jahren bin ich total fasziniert und kann nicht genug kriegen (merkt man eventuell auch in der Fotogalerie…). Zusammen mit den vorbeiziehenden Wolken und den vielen Lichtern ist es ein großartiger Anblick. Auch bei diesen Türmen sind die Aussichtsplattformen inzwischen geschlossen, wir umrunden den Shanghai Tower und begegnen dabei fast niemandem mehr – und das mitten in Shanghai, zu gar nicht mal so später Stunde.

Besuch bei Freunden

Der Rest unseres Shanghai-Aufenthaltes war weniger touristisch. Wir haben die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort erkundet und waren uns einig, wie gut wir es mit dem alten Supermarkt am Pinnacle Plaza in Shunyi hatten. Rückblickend wissen wir beide den jetzt noch mehr zu schätzen. Die Kinder haben ungeachtet des Altersunterschiedes gespielt wie die Weltmeister, und wir Frauen hatten Zeit zum reden.

Aufreibender Aquariumbesuch

An einem Tag bin ich mit den Kindern noch einmal durch Pudong spaziert und wir waren im Aquarium (direkt neben dem Oriental Pearl Tower). Davon hatten wir uns mehr versprochen, es war nett, aber nicht umwerfend, und unglaublich voll und wahnsinnig laut. Und ich war froh, dass ich alle vier Kinder zusammenhalten konnte und wieder mit rausgebracht habe, da hätte ich gerne diese „Kinderleinen“ im Einsatz gehabt, die man in China oft sieht (genau für solche Örtlichkeiten sind die sicher gemacht). Der Unterwassertunnel, durch den man auf einem schmalen Laufband getragen wird, hat uns aber gut gefallen. Dusseligerweise hatte ich meine Kamera vergessen, aber in dem Gewusel hätte ich sowieso nicht fotografieren können ohne die Kinder zu verlieren.

Die paar Tage gingen viel zu schnell vorbei, aber früher oder später heißt es bestimmt wieder „zu Besuch in Shanghai“ (gerne aber auch „Besuch in Peking“!). Die Rückfahrt mit dem Zug war genauso angenehm wie die Hinfahrt. Beiden Jungs hat Shanghai gut gefallen, beeindruckt haben sie die „elevated roads“, die Türme, die Nanpu-Brücke und dass Shanghai viel grüner als Peking sei. Und Shanghai fühle sich weniger chinesisch als Peking an. Gibt auf jeden Fall noch mehr als gut genug dort anzugucken. :)

Fotos

 

Peking, next level

Wir sind umgezogen. Von „Draussen“ nach „Drinnen“. Wir hatten die lange Fahrerei mehr als satt, on top kam dann noch eine unangemessen drastische Mieterhöhung, und so haben wir das große Haus im – relativ – Grünen in Shunyi gegen eine kleinere Hochhauswohnung in Chaoyang getauscht (aber immer noch groß genug, um auch Besuch beherbergen zu können).

Aus unserer Ausländerblase mit dem auf Westler ausgerichteten Umfeld (Shops, Restaurant, fast alles überall englischsprachig) sind wir nun mitten in die Stadt gezogen, nur 10 Minuten Fußweg  von der Schule weg. Für Familien mit kleineren Kindern ist River Garden großartig, aber für meine Teenager-Jungs spielt sich das Leben nun doch mehr in der Stadt und rund um die Schule ab. Hier haben wir auf der einen Seite das Botschaftsviertel, auch hier gibt es auf Ausländer eingestellte Läden und Restaurants, auf der anderen Seite ist es „chinesischer“ mit Nudelsuppenrestaurants, Jiaozi-Lädchen, 24-Stunden-Shops…

Und überhaupt ist nun alles viel dichter dran und leichter zu erreichen. Jeden Tag fast zwei Stunden Fahrzeit zu sparen ist doch ein erheblicher Gewinn an Lebensqualität vor allem für die drei Männer, aber auch für mich. Ich habe mich halt in den letzten Monaten immer häufiger gegen die lange Fahrt für ein-zwei Stunden Verabredung/Veranstaltung/… entschieden. Am Anfang, als alles in Peking noch neu war und ich die ganze Fahrt über mit der Nase an der Scheibe geklebt habe, kam mir die Fahrt noch nicht so endlos vor. Inzwischen ist es aber einfach nur noch lästig geworden.

Etwas Wehmut

Natürlich bin ich auch wehmütig, wir waren dort vier Jahre sehr glücklich, River Garden hat uns das Ankommen in China leichter gemacht (auch wenn es auf Westler ausgerichtet ist, es ist immer noch eine komplett andere Welt mit unzähligen Herausforderungen). Besonders auch die Menschen, die die Nachbarschaft ausmachen, werde ich vermissen (wobei wir/sie ja nicht aus der Welt sind, man lebt ja immer noch in der gleichen Stadt – nur das Spontane und Zufällige, das gibt es nun nicht mehr).

Als unsere finnischen Freunde vor zwei Jahren nach Helsinki zurückgekehrt sind, war es schon ein herber Einschnitt. Und jetzt zieht meine Freundin mit ihrer Familie nach Shanghai, dann ist es erst Recht nicht mehr das Gleiche.  Von daher war jetzt aus vielen Gründen der richtige Zeitpunkt.

Wenn ich jetzt aus den Fenstern sehe, ist es zwar nicht mehr so grün, aber in die eine Richtung können wir bei guter Luft die Berge sehen, und unter uns tobt das Stadtleben. Dabei ist es im alten Haus inzwischen auch nicht mehr so grün: „meine“ Weide wurde gefällt, deren Äste stießen schon länger an die Dächer der umliegenden Häuser, und dann ist ein großer Dachziegel auf den Platz gefallen, auf dem ich immer draußen gesessen habe – hätte ich nicht gerade meinen Jetlag ausgeschlafen, wäre das übel ausgegangen. Warum man nicht einfach nur die jeweiligen Äste abgesägt hat, sondern gleich zwei komplette Bäume gefällt hat, entzieht sich meiner Kenntnis, war mir angesichts des bevorstehenden Umzugs aber auch nicht mehr so wichtig.

Abenteuer Wohnungssuche

Die Wohnungssuche war abenteuerlich. Trotz klarer Ansage waren doch immer zu kleine Wohnungen dabei. Oder mir wird eine passende Wohnung im schönen Compound gezeigt – und plötzlich ist sie doppelt so teuer wie wir maximal zahlen wollten. Oder die Fotos sind nett – aber seit Jahren leerstehend und nach toter Katze stinkend. Oder eingerichtet wie ein Sperrmüll-Lager (oder einfach nicht unser Geschmack).

Eigentlich hätten wir gerne in einem Courtyard in einem Hutong gewohnt. Der erste, den wir uns angeschaut haben, war toll, da wäre ich sofort eingezogen, entzückender Innenhof und Dachterrasse – nur lag er auf der falschen Seite der Verbotenen Stadt und damit wieder weit weg von der Schule. Und wir wollten doch die Fahrzeit verkürzen! Leider blieb das der einzige Courtyard, der ausreichend groß war.

Ich wäre gerne in einen Compound südlich des Chaoyang-Parks eingezogen, direkt an der U-Bahn, sehr hübscher gepflegter Garten. Da war eine Wohnung mit großartigem Blick: auf der einen Seite über den Park, auf der anderen Seite Richtung CBD – leider wollte der Vermieter die ollen Möbel „Chinesisch-Barock“ nicht austauschen, also wurde das nichts. Eine an sich tolle Wohnung wurde mir gezeigt, da hätte man einen Flügel mitmieten müssen. Dagegen hätten wir nix gehabt, nur gegen den restlichen Plüsch-Schnörkel-Möbelkram.

Ziel erreicht

Ich war schon ziemlich frustriert, als wir dann endlich „unsere“ Wohnung gefunden haben. Gut gelegen, groß genug, ok, die Miniküche ist ein Kompromiss. Aber bei dieser Wohnung mussten wir die wenigsten Kompromisse machen. Unser Ziel, die Fahrzeit drastisch zu verkürzen, haben wir erreicht: die Jungs können zur Schule laufen, überhaupt ist vieles jetzt fußläufig erreichbar – oder in erheblich weniger Fahrzeit.  Jetzt am Montag sind wir eingezogen – und es gefällt uns jetzt schon sehr, obwohl es ein paar Start-Problemchen gab. Dazu im nächsten Beitrag mehr.

Abschied. Willkommen. Abschied. Und von vorn.

In den letzten Wochen bin ich nicht zum Bloggen gekommen. Liebe Freunde aus Hamburg waren zu Besuch, danach Männes weltreisender Neffe samt Freundin, und schließlich sind die Jungs und ich selbst auch noch gereist, nach Bayern zum 80. Geburtstag meiner Mutter.

Besuch von Freunden

Da wartet man ewig auf den großen Tag, an dem der Besuch endlich eintrifft – und dann rast die gemeinsame Zeit an einem vorbei. Aber wir haben sie gut gefüllt und jede Sekunde genossen. Natürlich ging es auch diesmal wieder zur Mauer.

Die chinesische Mauer bei Mutianyu

Die Chinesische Mauer bei Mutianyu

Und jetzt ist es schon wieder eine gefühlte Ewigkeit her, dass alle Besucher ab- und weitergereist sind.
Die Hochgefühle beim Wiedersehen sind großartig, auf den Abschiedskummer könnte ich verzichten.

Unterm Strich bleibt aber das gute Gefühl, die tollsten Freunde der Welt zu haben. Wir können uns da wirklich sehr glücklich schätzen, dass schon so viele den weiten Weg auf sich genommen haben, teils schon mehrmals.

Besuch in Bayern

In der Himmelfahrtswoche waren wir in Bayern. Zum 80. der Oma wurden die Jungs fünf Tage von der Schule befreit, und wir haben uns zu Omas neuen Domizil in Bayern aufgemacht. Und wieder der bekannte Ablauf: zuerst die Wiedersehensfreude und viel zu schnell schon wieder Verabschieden müssen.

Wegen des großen Ereignisses war nicht viel Zeit für Ausflüge in die für uns doch ganz exotische Ecke… Immerhin, für einen verregneten Besuch in der „längsten Burg der Welt“ in Burghausen haben wir uns die Zeit nehmen können. Da geht es beim nächsten Oma-Besuch auf jeden Fall wieder hin!

Burg zu Burghausen

Burg zu Burghausen

Es war eine schöne, intensive, aber viel zu kurze Zeit zusammen mit allen Söhnen und Geschwistern und natürlich der Oma, ein wunderbares Geburtstagsfest. Viel zu schnell hieß es schon wieder scheibchenweise Abschied nehmen: von meinem Bruder. Vom Großen und seiner Freundin. Und schließlich von meinen Schwestern.

Dann irgendwie besonders schwer: Abschied von meiner Mutter. 80 ist halt nicht mehr 30 oder 50 oder 70. Hier schwingt jetzt immer die Angst mit, dass es der letzte Abschied ist, und das tut weh. Das sagt man natürlich nicht, und versucht den Gedanken wegzuwischen oder sich daran festzuhalten, dass man bestimmt 100 wird, aber doch ist der Gedanke da. Als es ihr letztes Jahr nicht gut ging, hat es zwar „nur“ 36 Stunden vom Telefonat bis zu dem Zeitpunkt gedauert, bis ich im Flieger gesessen habe, aber das ist halt doch was anderes als sich in Deutschland ins Auto oder in den Zug zu setzen und in ein paar Stunden dort zu sein.

Die Tradition, dass der Mittlere uns zum Flughafen bringt (auch wenn es diesmal München und nicht Hamburg war), konnten wir aufrechterhalten. Dieser vorerst letzte Abschied ist zwar einerseits immer der schlimmste Abschied von allen, andererseits ist das trotz aller Tränen auch wichtig für uns, besonders die Jungs.

Zurück in Peking: noch mehr Abschiede

Zurück in Peking haben noch mehr Abschiede auf uns gewartet bzw. stehen in den nächsten Tagen an. Schuljahresende ist hier „Goodbye Season“. Einer der Junioren bangt noch, ob sein Freund nun nach den Sommerferien wiederkommt – die Familie selbst hat noch keine Klarheit. Und damit steht sie nicht alleine, ich kenne mehrere Familien, bei denen der nächste Einsatzort noch offen ist, obwohl die Peking-Zeit eigentlich zu Ende ist. Ich fürchte, ich werde jetzt am Wochenende, wenn meine Freundin nach Shanghai abfliegt, jede Menge Taschentücher vollheulen.

Oh, und wir selber haben uns auch verabschiedet: von River Garden und der Nachbarschaft dort – wir sind umgezogen. Dazu im nächsten Beitrag mehr.

Linktipp: Von Schülern für Schüler

Es gibt etwas Tolles, Neues zum Thema Schule in Peking: eine Website, die von einer 9. Klasse der Deutschen Botschaftsschule erstellt wurde: dieschuelerpekings.com

Hier gibt es es einen guten Einblick in die Schule aus SchülerInnensicht, ein paar Erfahrungsberichte und viele Tipps und Infos zum Leben in Peking.
Lieblingsplätze, Freizeit- und Restauranttipps sind auch für Reisende interessant.

Ich finde das eine großartige Idee, super umgesetzt – und wünschte, dass hätte es schon vor ein paar Jahren gegeben!

Die Seite soll laufend aktualisiert und ausgebaut werden.

Mehr zur DSP:

Offizielle Schulwebseite

Schule(n) in Peking

Weihnachten in der Sonne und Sandsturm an Silvester

Anders als bei meinen Solo-Reisen mit viel Sightseeing gibt es diesmal nicht so viel zu erzählen und zu zeigen – das gibt unser wunderbares Nichtstun nicht her. Wobei – ein bisschen Erzählenswertes gibt es doch:

Kängurus gehen immer, oder? Die haben uns jeden Tag „Hallo“ gesagt.

Hallo, sagte das Känguru
„Hallo!“, sagte das Känguru…

Auf dem Weg zum Einkaufen sind wir gelegentlich Umwege gefahren. Das sah dann so aus:

Irgendwo bei Dubbo
Irgendwo bei Dubbo

Oder so:

Achtung!
Achtung!

Seht Ihr das tiefe Loch rechts? Und die Äste links?
Nicht? Wir auch nicht bzw. erst zu spät. Zum Glück hat sich der Fahrer, dessen Name nicht verraten wird, für links ausweichen entschieden. Die kleine Delle an der Beifahrertür ist zwar nicht schön, aber wenn die Karre aufgesetzt wäre und nicht hätte weiterfahren können, hätten wir ein Problem gehabt: kein Handyempfang und nur leere Pfandflaschen im Kofferraum – kein Wasser dabei…

Weihnachten light – Weihnachten perfekt?

Ganz australisch war für uns der 24.12. ein ganz normaler Tag, am 1. Feiertag haben wir ausgeschlafen (okay, das haben wir eh die ganzen Ferien über). Vor zwei Jahren hatte uns Judy zum Weihnachtsessen eingeladen, diesmal waren wir dran. Keine Überraschung: wir haben gegrillt. Rein äußerlich mag es alles ganz unweihnachtlich gewesen sein, kein Baum, keine Geschenkorgie, kein Küchenterror – und genau deshalb war es richtig schön weihnachtlich.

Am zweiten Feiertag – Boxing Day – sind wir in die Stadt gefahren und hatten Trubel erwartet, Geschenkeumtausch, Gutscheine und Geldgeschenke investierende Leute – aber nein, es war alles halb leer und entspannt, sehr angenehm.

In der Nähe von Wellington (nicht das in Neuseeland ;) ) haben wir zur Freude des Jüngsten die beiden Viecher gefunden:

Alpakas in der Nähe von Wellington
Alpakas in der Nähe von Wellington
Voll im Trend: Alpakas
Voll im Trend: Alpakas

Silvester – Sturm

Auch mit Faulenzen verging die Zeit viel zu schnell, und schon war Silvester. Tagsüber waren wir im Zoo – dazu wird es noch einen extra Blogartikel geben -, abends wollten wir Grillen und uns das Familienfeuerwerk von unserem Hügel aus ansehen. Irgendwann am frühen Abend gucke ich von meinem Buch hoch und sehe das:

Sandsturm im Anrollen!
Sandsturm im Anrollen!

Huch? Und das kam dichter….

Sandsturm in Dubbo
Sandsturm in Dubbo

Schnell haben wir noch alles, was wegzufliegen drohte, nach drinnen gebracht, und dann steckten wir mitten drin. Skandal, das waren ja Pekinger Feinstaubverhältnisse…

mitten im Sandsturm
Mitten im Sandsturm

Der Sandsturm hatte direkt noch ein kleines Gewitter im Schlepptau, keine eineinhalb Stunden vor dem Start wurde das Feuerwerk sicherheitshalber abgesagt. Nach etwa zwei Stunden war das Wetter-Spektakel vorbei, gegrillt wurde dann nur noch eine Kleinigkeit, Glotze angeworfen und die Silvesterparty der ARD von ABC „New Year’s Eve 2018 – The Night Is Yours“ nebenher laufen lassen. Das war der einzige Abend, an dem ich nicht bis zum Schlafengehen draußen war – der Sturm hat zahlreiche Singzikaden aus dem Bäumen geschüttelt. Und als es mir eines dieser fingerlangen Krabbelviecher auf die Schulter geweht hat, habe ich mich geschüttelt und bin mit den Kindern nach drinnen geflüchtet… Die Kinder haben sich dann auch ins Neue Jahr geschlafen. Für uns gab es dann doch noch Feuerwerk: Sydney – im TV! ;)

Schule in Peking

Welche Schule?

Wenn man mit schulpflichtigen Kindern ins Ausland geht, ist die Frage „welche Schule“ eine der wichtigsten. Wir haben uns vor vier Jahren Gedanken dazu machen müssen. Nachdem ich gelesen hatte, dass es eine deutsche Schule in Peking gibt, habe ich mich damals gar nicht weiter um die anderen internationalen Schulen hier gekümmert. Der Schritt von Hamburg nach Peking ist groß genug, da muss man es Kindern mit zum damaligen Zeitpunkt nur mäßigen Englisch nicht unnötig schwer machen, dachte ich damals und denke ich heute noch. Ich hab es so nicht erwartet, aber in dem internationalen Umfeld hier verbessert sich das Englisch sowieso ganz von selbst.

Das Ankommen in der Schule ist meinen Söhnen leicht gefallen. Etwas, woran ich vor China gar nicht gedacht habe: hier sind alle neu oder waren es noch vor ganz kurzer Zeit. Die Kinder helfen sich gegenseitig und kümmern sich umeinander. Zumindest in den Klassen meiner Jungs war und ist das so.

Schulwechsel und Anerkennung von Abschlüssen

Auch ein anderer Vorteil ist nicht von der Hand zu weisen: Da es sich hier um eine anerkannte deutsche Auslandsschule handelt, ist es für die Kinder einfacher, zurück in Deutschland wieder in der Schule anzukommen – und auch der Zugang zu deutschen Unis sollte problemlos klappen. Mit einem internationalen Schulabschluss kann es Probleme geben, wenn die Fächerkombi nicht stimmt oder bestimmte Stundenumfänge nicht erreicht werden. Man muss da jedenfalls sehr darauf achten.

Ganz so schwierig ist es bei einer deutschen Schule nicht. Wenn man allerdings weiß, wohin man in zwei, drei Jahren (zurück-)geht und vielleicht sogar weiß, welche Schule es dann werden soll, dann sollte man ein Auge auf Fächerkombinationen haben. Latein wird an der DSP derzeit nicht als weitere Fremdsprache angeboten, auch nicht als AG – betroffene Familien haben das jetzt privat organisieren müssen, damit ihre Kinder im kommenden Schuljahr in Deutschland an ihr Wunschgymnasium gehen können.

Alternativen?!

Wenn man so wie wir „draußen“ in Shunyi wohnt, werden viele der internationalen Schulen – BSB, ISB, WAB, Dulwich und wie sie alle heißen – interessant, weil sie dichter dran sind. Für die ganz Kleinen gibt es da zum Teil einen deutschen Zweig. Die Rückmeldungen aus dem Bekanntenkreis, die ich bisher aufgeschnappt haben, verleiten mich zu der Einschätzung: Für jüngere Kinder bis zum Ende der Grundschule super, weiterführende Schule eher durchwachsen, hängt extrem an der konkreten Lehrkraft. 

Es ist aber auch immer alles eine Frage des persönlichen Geschmacks und des eigenen Lebensstils. Was ich über den Compound-Chat z.B. mitbekomme über Parents Association und allerlei Events – es ist mir von allem zu viel und in mir wächst das dringenden Bedürfnis „Bad Moms“ fünfmal nacheinander zu sehen. ;)

Aber das bin ich, andere Eltern sind gut zufrieden. Und das ist doch auch schön, dass es eine gewisse Auswahlmöglichkeit von Schulen gibt, selbst Tausende Kilometer von Deutschland entfernt.

Die DSP – Deutsche Botschaftsschule Peking

Deutsche Botschaftsschule Peking

DSP – Deutsche Botschaftsschule Peking

Weg vom Hörensagen, hin zu dem, was ich kenne: Meine Jungs gehen gerne zur DSP. Das finde ich mit 12 und 14 Jahren wirklich positiv. Wäre die Schule schrecklich, wäre das mit Sicherheit anders. Als wir uns vor fast vier Jahren die Schule das erste Mal angesehen habe, waren wir direkt vom Gebäude, der Ausstattung und der Sauberkeit beeindruckt. Okay, es ist halt auch eine Privatschule und da wir hier in China sind, ist es eben möglich, dass Putzkräfte den ganzen Schultag über für Sauberkeit sorgen.

Die Schulbüchereien (!) – eine für die Kleinen, eine für Sekundarstufe und Erwachsene – bieten viel und gut sortierten Lesestoff. Soweit ich das beurteilen kann, sind auch die Fachräume gut ausgestattet für naturwissenschaftliche Experimente, Kunst und Musik. Die Klassenräume sind mit Smartboards ausgestattet, mit denen auch die Kinder ganz selbstverständlich und souverän z.B. im Rahmen von Projektpräsentationen umgehen. 

Die Mensa bietet täglich drei verschiedene Essen („treudeutsch“/westlich, chinesisch, vegetarisch), Salatbuffet ab Klasse 7, fertig zusammengestellte Salate für die Jüngeren, Tagessuppe und Nachtisch. Ein Hauptgericht kostet derzeit 20 oder 25 RMB, d.h. ca. 2,50/3,20 Euro. Das Essen wird frisch in der Schule gekocht. Außer der Mensa gibt es auch ein Bistro, in dem Brezeln, Wraps, belegte Brötchen und auch Muffins, Joghurt und Obst verkauft werden.

Es gibt einen Schulshop, in dem man benötigte Schulmaterialien wie Stifte, Hefte und Mappen kaufen kann, aber auch jahreszeitliche Kleinigkeiten (Osterdeko, Adventskalender…), Bastelmaterialien, Schlampermäppchen, Becher, Shirts u.a. mit dem Schullogo – und Bücher (nicht nur für Kinder).

Foyer - Deutsche Botschaftsschule Peking

Deutsche Botschaftsschule Peking – Foyer

Das Schulleben/Extras ist bunt und bietet außer den AGs viel Abwechslung und Veranstaltungen. Eine Wanderarbeiterschule wird unterstützt, es gibt Adventskalender- und Nikolausaktionen, Vorlese- und Mathewettbewerb, Beteiligung an aus Deutschland bekannten Aktionen (Vorlesetag, Känguru-Wettbewerb).

Nicht zuletzt sieht sich die Schule auch als Anlaufpunkt für die Deutsche Community in Peking. Lesungen und Konzerte und Feste locken nicht nur Schüler und ihre Eltern. Viele Veranstaltungen der Patengruppe starten hier oder finden hier statt.

Die Schule bietet alle deutschen Schulabschlüsse bis zum Abitur an, auch ein Kindergarten und eine Vorschule gehören dazu.

Lange Schultage

Weil wir halt „draußen“ wohnen, ist der normale Schultag lang für die Jungs: Um 6:55 Uhr fährt der Schulbus am Compoundtor ab, gegen 16:30 Uhr trudeln die Jungs wieder ein. Haben sie AGs in der 9.+10. Stunde, wird es frühestens 18:15 Uhr, mit Pech – rush hour halt – später. Da kommt bei mir doch immer wieder die Überlegung auf, doch in Schulnähe umzuziehen. Noch lehnen die Kinder das aber vehement ab. Wir haben es mit unserer Nachbarschaft aber auch gut getroffen – so gut, dass sie lieber den langen Weg in Kauf nehmen als in die Stadt zu ziehen.

Update im Juni 2020: Wir sind jetzt „Städter“

Vor einem Jahr sind wir umgezogen und wohnen so nah an der Schule, dass die Jungs zu Fuß gehen können.

Das war für uns die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt.

Es ist nicht nur der Zeitgewinn, das Länger-schlafen-können und das Nicht-mehr-im-Stau-stecken, sondern die Jungs – inzwischen Teenager – sind hier unabhängiger, können sich leichter mit Freunden treffen und sind nicht mehr aufs Mama-Taxi angewiesen.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Das schulische Lernen, die Inhalte und Methoden, am Ende die Abschlüsse – alles wie in Deutschland. Manche Lehrer werden lieber gemocht als andere, manche Fächer mag man dafür gar nicht, mit den Kumpeln Spaß zu haben und die Pausen sind am Wichtigsten – kennen wir alles aus Deutschland.

Freiwillige AGs kennen wir auch aus Deutschland, hier sind sie aber wichtiger, weil es nicht 50 verschiedene Vereine und Verbände, Musikschulen, Freizeitzentren gibt.

War es in Hamburg die Ausnahme, dass mal ein neues Kind in die Klasse kam, gilt hier, dass alle neu sind oder es vor kurzem noch waren. Das hilft beim Ankommen (siehe oben).

Smog

Gute Luft in Peking!

So gute Luft ist hier selten. Sehr selten.

In Deutschland wird inzwischen zwar auch über Feinstaubbelastung gesprochen, aber wir leben jetzt in Mega-Smog-City.  Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Schule. Die verfügt über eine gute Luftfilteranlage, die auch an richtig schlimmen Smog-Tagen für atembare Luft sorgt. Das Problem sind Pausen, Sportunterricht und AGs – alles, was nicht drinnen stattfindet. Bisher gab es die Regelung, dass ab einem AQI von 250 keiner mehr raus darf. In den Pausen wird die Sporthalle geöffnet, damit die Kinder sich dort austoben können. So riesig ist die Sporthalle leider nicht und dadurch an Smog-Tagen ziemlich überfüllt. AQI 250 ist der höchste Grenzwert im Vergleich der internationalen Schulen, bei allen anderen liegt es drunter.

Die Luft in Peking ist zwar immer noch oft übel – aber es wird doch von Jahr zu Jahr besser. Aktuell wird der Vorschlag in den Gremien diskutiert, diesen „Grenzwert“ auf 200 abzusenken – den Wert, den die meisten anderen  internationalen Schulen auch haben – und der verglichen mit deutschen/europäischen Grenzwerten immer noch absurd hoch ist.

Update

Inzwischen wurde der Grenzwert auf 200 abgesenkt!

Fazit

Wenn Schulen sich präsentieren, zeigen sie gerne nur die Sonnenseite. Wenn man an einem Punkt nicht ganz überzeugt ist: nachhaken. Noch besser ist es natürlich, wenn man Bekannte hat, die man fragen kann. Bei den großen Arbeitgebern sollte das möglich sein. Dabei nicht vergessen: Meinungen und Geschmäcker sind verschieden, so findet sich hier im Blog natürlich mein Geschmack und meine Meinung.

Und welche Schule soll man denn nun wählen, wenn alles mit den Fremdsprachen machbar ist, die Fahrzeit in Ordnung geht und Übergänge problemlos laufen sollten? Wenn man alle Sachargumente gegeneinander abgewogen hat und auch dann noch zu keiner Entscheidung kommt? Wenn der Kostenfaktor nicht ausschlaggebend ist? Dann könnte man doch auch ein bisschen auf sein Gefühl hören.

Wir haben bei unserem Peking-Kennenlern-Trip die Schule besichtigt. Mir haben die Räumlichkeiten und die Atmosphäre auf Anhieb gefallen und noch wichtiger: auch die Kinder haben sich wohl gefühlt. Das gute Gefühl hat uns bislang nicht getrogen, die Kinder sind gut aufgehoben an der Schule und werden gefördert und gefordert. Natürlich gibt es auch mal doofe Schultage, ungerechte Lehrer und organisatorische Schwierigkeiten. Aber wo gibt es das nicht? Solange es die Ausnahme bleibt: alles ok. Wir würden uns jedenfalls auch aus heutiger Sicht wieder für die DSP entscheiden.

Weitere Informationen über die Deutsche Botschaftsschule auf der Schulwebseite!

Webseite von Schülerinnen für Schüler: dieschuelerpekings.com

Hier gibt es eine durchsuchbare Übersicht über alle (?) internationalen Schulen in Peking.

Und auch bei Beijing Kids findet sich ein „School Choice Guide„. Leider fehlt hier die Deutsche Schule, liegt wohl daran, dass es keinen englischsprachigen Zweig gibt (auch wenn einzelne Fächer auf Englisch unterrichtet werden, bei meinen Jungs Erdkunde ab Klasse 7).

Hinweis

Beitrag aktualisiert im Juni 2020!

 

Novembergedanken

Es ist grau. Mal ist es der Smog, mal das Wetter, mal beides. Nach längerer Zeit haben die Luftwerte mal wieder die 250 überstiegen, was sich direkt mit Kopfweh und Heiserkeit bemerkbar gemacht hat. Das sind Tage, wo man dann wirklich nicht so gerne hier ist und ins Grübeln kommen kann.

In der Facebookgruppe der Expatmamas wurde diese Woche gefragt, was man seinem Vor-Expat-Ich aus heutiger Sicht sagen würde. Meine Antwort war ganz spontan:

Hab weniger Bammel und freu dich mehr! Das wird großartig! Es gibt absolut keinen Grund zur Panik!

Ja, rückblickend kann ich zugeben, dass vom Augenblick der Entscheidung im Spätsommer 2014 bis zur tatsächlichen Übersiedlung im August 2015 mein vorherrschendes Gefühl Angst war. Klar war da auch Vorfreude, Aufregung und vor allem schrecklich viel zu tun und zu organisieren. Aber dominiert hat die Angst vor dem Neuen, dem so ganz Anderen. Ein Aufbruch ins Unbekannte. Im Vordergrund stand die Sorge um die beiden „Kleinen“, wie die das verkraften würde, aus ihrer vertrauten Umgebung gerissen zu werden. Mir war nicht wohl dabei, soweit weg von den drei Großen zu sein und sie nur noch selten zu sehen, ebenso wie den Rest der Familie, die Freunde. Ich hab mir Gedanken gemacht, ob wir Anschluss finden würden oder ganz auf uns gestellt sein würden. Positiv war natürlich, dass die langen Trennungen vom Papa/Ehemann wegfallen würden. 

Positives Fazit?

Der zweite Teil meiner spontanen Feststellung hingegen klingt ja positiv. Freuen! Großartig! Und ja, das ist es auch. Ich bin wirklich dankbar dafür, dass ich diese Erfahrungen machen kann. Ich lerne ein Land immer besser kennen, dass ich früher nicht mal als Reiseland in Erwägung gezogen haben, und in dem ich jetzt von Herzen gerne reise und lebe. Mein Chinabild, durch deutsche Medien vermittelt, war früher eher negativ, inzwischen kann ich vieles differenzierter sehen. Und umgekehrt: Deutschland und Europa sind nicht der Nabel der Welt. Es wäre schlau, würde man häufiger über den Tellerrand schauen und nicht große Teile der Welt bestenfalls ignorieren oder schlimmer ablehnen.

Der Herr Gemahl ackert nach wie vor viel und glänzt durch häufige Abwesenheit, ist aber happy, uns hier zu haben. Die beiden Jungs und mich hat es noch enger zusammen geschweißt. Die Jungs besuchen eine wirklich gute Schule und gehen nach wie vor gerne hin, auch wenn für sie wohl mehr der Spaß in den Pausen und mit ihren Kumpeln im Vordergrund steht als, hust, Hausaufgaben. In den ersten Monaten wurde von ihnen von Zeit zu Zeit schon der Wunsch geäußert, zurück nach Hamburg zu gehen. Das ist nicht mehr so. Zum Glück. Eigentlich ist es hier doch gar nicht so anders, findet der Lütte. Könnte man sich manchmal was von Abgucken, mehr auf die Gemeinsamkeiten als auf die Unterschiede zu sehen.

Grundsätzlich zu der Entscheidung zu stehen und sie nach wie vor gut zu finden, heißt allerdings nicht, dass es nicht auch Probleme gäbe. Dass es manchmal schwierig ist. Dass das Leben hier einen vor ungeahnte Herausforderungen stellt. Heimweh nach Deutschland, häufiger Sehnsucht nach bestimmten Menschen. Frust, wenn das Novembergrau einem die Luft zum Atmen nimmt. 

Bleibt alles anders

So wie der Grönemeyer-Song fühlt sich das Leben hier oft an. Oder mit anderen Worten: das einzig Beständige ist der Wandel. Als ich vorhin den Jungs die Frage gestellt habe, was sie ihrem Vor-China-Ich raten würden, war eine Antwort:

Befreunde dich mit niemanden. Alle gehen.

Beinahe hat es mir die Tränen in die Augen getrieben, zum Glück wurde dann gelacht. Leider hat es einen wahren Kern. Abschiede. Immer Abschiede. Damit hatten wir vorher wirklich nicht gerechnet, dass es nicht nur die Abschiede von und in Deutschland geben würde, sondern dass auch hier ein ständiges Kommen und Gehen ist. Letzten Sommer hatten wir Glück, aber zum Ende dieses Schuljahrs wird es wieder schlimm werden, weil wir uns von vielen lieb gewonnenen Menschen verabschieden müssen. In Kontakt und befreundet zu bleiben ist halt doch anders, als wenn man den Alltag miteinander teilt. Wenn jemand dafür einen Ratschlag hat, wie wir das besser auf- und einfangen können: Nur her damit!

Third Culture Kids – Tipps für Eltern

Letzte Woche war Tanya Crossman hier im Compound und hat einen Vortrag über TCKs – Third Culture Kids, Drittkulturkinder – gehalten. Tanya ist die Autorin von „Misunderstood – The Impact of growing up overseas in the 21st century“. Sie ist selbst als TCK aufgewachsen, theoretisiert also nicht nur, sondern weiß aus eigener Erfahrung, wovon sie spricht und schreibt.

Ich dachte, ich hätte schon viel zu dem Thema gelesen, aber es war ein gutes Gefühl, das alles so sachlich und systematisch vorgetragen zu bekommen. Es gibt mir neue Sicherheit, weil mir bewusster geworden ist, dass wir instinktiv im Großen und Ganzen vieles richtig machen und gemacht haben. Nur an einem Punkt werde ich künftig versuchen, etwas anders damit umzugehen …

Was sind eigentlich TCKs?

Den Begriff Third Culture Kids gibt es seit den 1960ern, entwickelt von Dr. John Useem und Dr. Ruth Hill Useem:

Ein Third Culture Kid ist eine Person, die einen bedeutenden Teil ihrer Entwicklungsjahre außerhalb der Kultur ihrer Eltern verbracht hat. Ein TCK baut Beziehungen zu allen Kulturen auf, nimmt aber keine davon völlig für sich in Besitz. Zwar werden Elemente aus jeder Kultur in die Lebenserfahrung des TCKs eingegliedert, aber sein Zugehörigkeitsgefühl bezieht sich auf andere Menschen mit ähnlichem Hintergrund.

Bei Drittkulturkindern geht es also nicht darum, die Länder zu zählen, in denen sie bereits gelebt haben. 

Wo ist denn das Problem?

Man sollte ja meinen, den Kindern ginge es prima: wir leben in einem netten Haus in einer netten Wohngegend, lernen ein Land besser kennen, wo andere höchstens mal auf einer zweiwöchigen Rundreise einen oberflächlichen Eindruck bekommen können, wenn überhaupt. Wir selbst haben tolle Reisemöglichkeiten, die wir von Deutschland aus sicher nicht in die engere Wahl gezogen hätten. Wir erleben viel und machen spannende Erfahrungen, lernen Menschen aus aller Welt kennen. Und dank dem tollen Internet und den heutigen Kommunikationsmöglichkeiten ist es ja auch gar nicht mehr so tragisch, wenn man so weit weg ist. Letzteres ist leider nicht so easy, wie man meint (allein die Zeitverschiebung) und auch ansonsten: Das ist nur die eine Seite der Medaille.

Nur mal überlegen: Was hat man zuhause in Deutschland gemacht, wenn man traurig, glücklich, wütend, frustriert war oder einfach nur einen blöden Tag hatte? Und nun sitzt man fast 8000 km von zuhause in einer fremden Stadt in einem fremden Land und muss sich erstmal zurechtfinden – und für seine Gefühlslagen Möglichkeiten damit umzugehen finden und entwickeln.

Das braucht zusätzlich zu all dem, was eh schon zum Ankommen und Einleben gehört, viel Zeit und Kraft. Und bei dem ständigen Kommen und Gehen hier, ist das ein dauernder Prozess, der nicht nach dem ersten Jahr überstanden ist.
Sicher wird nach dem ersten Jahr vieles einfacher, weil man Dinge nun schon zum zweiten Mal tun kann. Aber dazu gehören halt auch wieder Abschiede. Es ist also nicht nur der konkrete Wechsel, ein einmaliges Ereignis, sondern ständige Veränderungen als dauerhafter Prozess.

Tanyas Tipps:

Nr. 1: Es ist schwer.

Man schafft weniger, als man „daheim“ geschafft hätte, der Kopf ist nicht so frei wie gewohnt. Das gilt für die ganze Familie, jeder kämpft und jeder ist nicht gerade in Bestform. Das kann bei jedem Familienmitglied anders sein. Es kann helfen, sich das gelegentlich bewusst zu machen, dass eben (noch) nicht alles normal ist.

Nr. 2: Sei geduldig!

– mit dir selbst
– mit jedem Familienmitglied
– mit Neuankömmlingen

Die Familie als ganzes und jedes Familienmitglied muss für sich seinen Weg finden. Das kann bei vielen ähnlich und doch sehr unterschiedlich ablaufen. Wenn einer ein Hoch hat, können die anderen gerade in einem Tief stecken.

Nr. 3: Durchhalten!

Es nutzt ja nix, Augen zu und durch. Durchbeißen und Dinge tun, von denen man glaubt, dass einem eigentlich gerade die Kraft dazu fehlt. Das ist eine Investition in die Zukunft.

Nr. 4: Sei traurig.

Jeder Wechsel ist mit Verlust verbunden und Verlust ist traurig. Das heißt nicht, dass der Wechsel an sich schlecht ist, aber die Traurigkeit ist teil davon. Kummer ist ermüdend, aber wenn man das nicht zulässt, könnte es zu langfristigen Problemen führen. Für Mütter ist das ganz schwierig, wenn die Kurzen weinen, weil sie ihre Freunde vermissen. Und da sagt Tanya: „Do not fix but listen!“ – nicht reparieren, sondern zuhören.

Wir können es nicht heilen. Die Freunde sind Tausende Kilometer und x Zeitstunden entfernt, das ist eine Tatsache. Es helfe nicht, wenn man so reagiert: „Du findest bald neue Freunde.“ Besser sei: „Es ist okay, jetzt traurig zu sein.“ Denn es ist traurig – das geht uns Erwachsenen ja auch nicht anders.
Und das ist der Punkt, wo ich künftig wohl anders mit umgehen sollte. Wenn die Kinder traurig sind, natürlich will ich sie dann ablenken, trösten, den Blick auf das Positive lenken. Künftig werde ich dem Kummer mehr Raum geben. Mit dem „grieving well“ (gut trauern), dem Umgang mit Verlust und Veränderung werde ich mich doch noch etwas mehr befassen müssen. 

Nr. 5: Alte Freunde behalten!

Beziehungen verändern sich mit der Entfernung, sogar wenn wir in Verbindung bleiben. Unsere bestehenden Freundschaften können ein Gerüst für uns sein, während wir neue – zusätzliche – Freundschaften aufbauen. So bilden wir mit der Zeit ein vielfältiges Netzwerk für uns.

Auch unseren Kindern können wir dabei helfen. Sie brauchen Freunde vor Ort und gleichzeitig ihre bisherigen Freunde. Wir können sie nach ihren Freunden fragen, ihre Freundschaften bejahen und Besuche ermöglichen.

Nr 6: Hilfe finden!

Diesen Punkt habe ich als relativ amerikanisch empfunden (auch wenn Tanya gebürtige Australierin ist).  Trotzdem, wenn man alleine und/oder im Rahmen seiner bestehenden Beziehungen nicht weiterkommt, dann ist es richtig, sich professionelle Unterstützung zu suchen. Tanya führt allerdings aus, dass es besser ist, nicht erst zu warten, bis der Notfall eingetreten ist, sondern sich bereits vorher Unterstützung für den Fall der Fälle zu suchen. Diese hat auch den Vorteil, dass sie objektiv ist, geschult darin zu helfen – und es ist jemand, zu dem ich sprechen darf.

Wir haben hier vielleicht auch insofern Glück gehabt, dass wir hier gleich zu Beginn neue Freunde kennengelernt haben, wo einfach alles gepasst hat und dass wir sowohl im Compound als auch innerhalb der deutschen Community ein gutes Netzwerk mit viel gegenseitiger Unterstützung haben.

Der Input kam gerade recht

Der Input hat gut getan und kam auch gerade zum richtigen Zeitpunkt, denn jetzt geht es gerade wieder mit den allsommerlichen Abschiedspartys los. Es war hilfreich zu erfahren, dass wir uns jetzt einfach bequem zurücklehnen können, weil wir ja schon drei Jahre in China sind und „nun ist es auch mal gut“. Nein, es bleibt ein andauernder Prozess, übrigens nicht nur für die Kinder, sondern auch für uns Erwachsene.

Zum Weiterlesen:

Ab in den Urlaub!

Jetzt ist tatsächlich das erste Pekinger Schuljahr der Jungs vorbei. Die Zeugnisse sind in Ordnung, vor allem, wenn man bedenkt, dass sie diesen Riesenschritt von Europa nach Asien bewältigen mussten und obendrein immerzu „vergessen“, dass sie Hausaufgaben haben. Im neuen Schuljahr werden sie aber schon „alte Hasen“ sein – die Schonfrist ist vorbei. ;) Auch wenn bei beiden noch Luft nach oben ist, ich bin froh, dass es alles so gut gelaufen ist, und vor allem dass sie hier glücklich angekommen sind. Klar gibt es gelegentlich mal Heimweh oder es werden alte Freunde vermisst, aber unterm Strich ist unsere Bilanz des ersten Jahres hier durchweg positiv und wir sind froh, dass wir uns auf das Abenteuer eingelassen haben.

Der Große hat seine zweite Gymnasialempfehlung (in Hamburg gab es die schon am Ende der Vierten) und der Kleine hat die Grundschulzeit nun auch beendet. Trotz aller Freude über den Beginn der Sommerferien, über die Wunschklasse für Rasmus (er kommt sowohl zum gewünschten Klassenlehrer als auch mit allen gewünschten Freunden zusammen), über 9 neue Kinder für Justus‘ Klasse – trotz allem sind die zwei erstmal recht bedröppelt aus dem Schulbus gepurzelt – es waren wieder so viele Abschiede…

Inzwischen wird hier aber wieder gekichert und gelacht, denn heute Abend geht es direkt in den Urlaub. Tatsächlich mal nicht nach Schweden, sondern nach Thailand – also  mal komplett anders als unsere bisherigen Urlaube, wir freuen uns und sind gespannt; ich werde berichten. :)

Schnipsel Nr. 1

Unter den „Schnipseln“ finden sich künftig Kleinigkeiten, für die es (noch) keinen eigenen Blogeintrag gibt, quasi Kurzmeldungen.

AutoChina

Das ganz große Verkehrschaos ist ausgeblieben, zwar mehr Stau als sonst, aber längst nicht so wild wie befürchtet. Einkaufen hier im Umfeld war ganz normal, keine Schlangen bis auf die Straße, wie es prophezeit wurde. Das einzig Problematische: Taxifahren. Erst kommt man nicht oder nur mit viel Verspätung weg (selbst mit eingeplanter längerer Warte- und Fahrzeit) und zurück wollen nicht alle Taxifahrer fahren, weil sie wohl noch das Chaos von vor zwei Jahren, wo es noch viel schlimmer gewesen sein soll, vor Augen haben.

Schule

Egal ob Schule in Deutschland oder China: auf der Prioritätenliste der Jungs leider nicht ganz oben…

Maifeiertag

Fast ganz China hat frei, vom 30.4.-2.5. Nur die Kinder der Deutschen Schule dürfen lernen gehen. Dafür haben sie dann am Pfingstmontag frei, wenn alle anderen arbeiten/lernen. Das ist insofern unpraktisch, als arbeitende Eltern eher an chinesischen als an deutschen Feiertagen frei haben, das heißt: kein langes Familienwochenende. Auch in Familien, deren Kinder verschiedene Schulen besuchen, wird es heute früh sicher lustige Szenen gegeben haben, da die Deutschen Schüler die einzigen sind, die heute los mussten.

Beijing Bikini

Mit den sommerlichen Temperaturen ist er wieder da, der Beijing Bikini: Unterhemden/Shirts und nackte Männerbäuche. Wow.

Expatmamas – Neu in… Peking

image159 Vor kurzem bin ich über die Webseite der Expatmamas gestolpert. Hier finden sich viele Informationen und Erfahrungsberichte zum Thema „mit Kindern im Ausland“ leben. Für die Reihe „Neu in…“ habe ich ein paar Fragen beantworten dürfen, nachzulesen hier!

Was mir im Nachhinein und ergänzend dazu noch eingefallen ist: Ein wichtiger Gesichtspunkt vorher: wann sagen wir es den Kindern? Das mag vom jeweiligen Alter abhängen und davon, wie abenteuerlustig die Kinder sind. Bei dem einjährigen Vorlauf bei uns wollte ich es ihnen nicht direkt sagen – warum so lange Kummer und Aufregung haben? Allerdings habe ich in der Zeit das Vermissen des Papas beinah überbetont… Aber je mehr Zeit verging, umso mehr es Thema im Alltag wurde, umso wichtiger fand ich es, es ihnen zu sagen, nicht dass sie das nebenbei und unabsichtlich irgendwie aufschnappen. Das war bei uns dann ein gutes halbes Jahr vor dem Umzug, ganz kurz vor der ersten Pekingreise zum Kennenlernen.

Ganz wichtig fand ich für uns, dass wir vor allem den Kindern gegenüber immer hundertprozentig zu der Entscheidung gestanden haben, aber dass wir dabei Ängste und Sorgen nicht weggewischt haben. Ja, es ist traurig, dass man von so vielen Menschen Abschied nehmen muss, da kann man die Kinder nicht anlügen. Ich hab mich dann mit den Minis zusammen aufs Sofa gekuschelt, und dabei sind auch mal Tränen geflossen. Aber anschließend habe ich mit ihnen zusammen überlegt: Warum gehen wir nach Peking? Worauf freuen wir uns? Ich glaube, im großen und ganzen würde ich das genau so wieder machen.

Bei der Beantwortung der expatmama-Fragen hab ich mich relativ kurz gehalten und auf die Frage nach Tipps geschrieben „Lernen, über den eigenen Schatten zu springen, neues auszuprobieren – wann, wenn nicht in einer neuen Stadt in einem neuen Land?“ Um das zu konkretisieren: nicht berufstätig (keine Arbeitserlaubnis), Kinder ganztags in der Schule – da bleibt viel Zeit, die sinnvoll gefüllt werden möchte. Mir selbst ist Langeweile fremd, aber wenn ich schon in Peking bin, dann will ich hier auch Dinge tun, die ich in Hamburg oder woanders auf der Welt so nicht tun kann. (Trotzdem genieße ich es, soviel Zeit fürs Lesen zu haben!)

Ich nutze deshalb viele Angebote der Patengruppe oder des Compounds (Ausflüge, gemeinsames Tatort-gucken, Stricktreff…), dabei bin ich vor Peking lieber ohne Gruppe auf eigene Faust losgezogen. Aber hier wollen neue soziale Kontakte gefunden und gepflegt werden, von daher gibt es für mich nun doch viele Gruppenaktivitäten. Für jemanden, der bisher eher in Gruppen losgezogen ist und selten allein: einfach mal ausprobieren! Allein in der Stadt unterwegs zu sein ist ein ganz anderes Gefühl als in Gruppe oder mit Familie, es ist schön, dem eigenen Tempo zu folgen und sich genau dahin treiben zu lassen, wo man gerade von angezogen wird. Und was soll passieren – Visitenkarte und ein paar Taxitaler in der Tasche, nach Hause kommt man immer!

Anderes Beispiel: ein neues Hobby anfangen. Bei mir ist es derzeit das Fotografieren. Eine dolle Fotokünstlerin werde ich sicher nie, ist auch gar nicht mein Anspruch, aber ich mag viele meiner Bilder jetzt schon lieber als das verwackelte Ritschratschklick von früher. Und es gibt so viele weitere Möglichkeiten: Sport, Nähen lernen, ehrenamtliches Engagement, Musikunterricht/Instrument lernen.

Ok, das ist sicher alles ganz subjektiv, und was für mich gut ist und womit ich mich wohlfühle, muss für andere noch lange nicht das richtige sein. Aber vielleicht hilft es ja doch der einen oder anderen: einfach mal trauen und machen!

 

Rasmus testet die medizinische Versorgung hier

Wir hatten das erste Mal Besuch aus Deutschland. Ich hatte Michaela und die Kinder gerade vom Flughafen abgeholt, als mein Handy klingelte, Verbindung kam nicht zustande, aber die Nummer kam mir bekannt vor. Verflixt, die Schule! Zum Festnetzapparat (so ein grauer schnurgebundener Apparatschik (immerhin mit Tasten) gestürmt, als das Teil auch schon klingelte, Verwaltungsleiter der Schule dran: „Rasmus ist auf dem Schulhof gestürzt und hat eine Platzwunde, muss wohl genäht werden, Sie müssen ihn abholen.“ Sowas treibt einem in Hamburg ja schon den Angstschweiß auf die Stirn…

Um es kurz zu machen: Thomas war in Rekordzeit vom Büro in der Schule und war dann mit ihm beim Nähen, schien soweit alles ok, aber frühmorgens fing das Kerlchen an zu spucken und hörte nicht wieder auf, also mit Spucktüten und Tüchern bewaffnet ins Krankenhaus gerast – und diesmal war mir die Raserei sehr recht. In der Klinik ging alles sehr schnell, Tropf mit Flüssigkeit und Medizin gegen die Spuckerei, CT – und große Erleichterung: Hirn ist ok, keine Schwellung, keine Blutung. Aber er muss zur Überwachung da bleiben. Um es richtig spannend zu machen, bekam der Lütte dann auch noch Fieber. Es wurde zwar Blut abgenommen, um genauer zu gucken, aber sicherheitshalber nicht lang gefackelt und direkt ein Antibiotikum mit an den Tropf gehängt. Den Tag und die Nacht hat er überwiegend verschlafen, zusätzlich zur Verkabelung wurde anfangs halbstündlich, später stündlich kontrolliert, er durfte nicht allein bleiben, als ich mir einen Kaffee besorgen wollte, war solange eine Schwester bei ihm. Das Fieber wurde medikamentös und mit Eispacks gesenkt. Abends durfte er etwas trinken, was dann auch drin blieb. Am Morgen sah er schon nicht mehr so durchsichtig aus, hat etwas zu essen bekommen und vertragen, und am späten Mittag wurde er nochmal gründlich untersucht: alles ok, jetzt kann er auch zuhause rumliegen.

Zuhause hat er sich sehr fix erholt, am Montag, 6 Tage nach dem Unfall, wurden die Fäden gezogen und ein Neurologe hat ihn noch einmal untersucht: das Kind ist so gut wie neu. Der Unfallarzt, der ihn genäht hat, ist ein Künstler, es bleibt wohl nur eine feine Linie zurück, die man kaum sehen wird. – Nach der Aufregung und der Angst, dass die Rübe unserer Rübe nicht mehr intakt sei könnte, war uns die Optik aber auch herzlich egal. Jedenfalls: die Wege sind hier länger als zuhause in Hamburg, aber wenn man erstmal in der Klinik ist, ist die medizinische Versorgung top – mit westlicher Krankenversicherung und ausreichend gedeckter Kreditkarte…

Unser Besuch hatte so jedenfalls Gelegenheit, erstmal den Jetlag zu verarbeiten und war dann glücklicherweise abenteuerlustig genug, sich allein auf den Weg in die Verbotene Stadt usw. zu machen.

1. Schultag in Peking: Schulbusdrama, aber sonst alles gut

Gestern war der erste Schultag für die Jungs. Bis mittags war auch alles „gut“ (gut = die normale, alles sagende, erschöpfende Auskunft der Minimänner, wenn man sie fragt: „wie war’s?“).

Aber als die zwei hier am Compound aus dem Schulbus gestiegen sind, sah man ihnen an, dass etwas ganz und gar nicht gut gewesen ist. Und zwar wollte der Schulbus ohne Rasmus losfahren! Justus hat es aber mit Unterstützung von Mitschülern geschafft, dass der Bus wartet, war wohl nicht so ganz einfach. Und wo war Rasmus? Entgegen aller Ankündigungen per Mail, auf der Webseite, mündlich und sogar auf Nachfrage bei der Einführungsveranstaltung am Freitag, hat er seinen Schulausweis nicht vom Klassenlehrer bekommen, sondern erst nach Unterrichtsschluss in der Buchhaltung abholen dürfen. Klar, dass dann die Zeit nicht gereicht hat, um rechtzeitig zum Treffpunkt zu kommen, und so war das Kerlchen dann allein auf dem Schulhof. Immerhin, gut ausgegangen, beide Kinder heil angekommen, Justus ist unser Held.

Aber was für ein unglücklicher Start, genau das ist ja einer der Knackpunkte hier: dass die Kinder zuverlässig von A nach B kommen. Das vorgeschossene Vertrauen hat nun leider einen leichten Knacks bekommen, auch wenn sich der Buskoordinator entschuldigt hat, das sei halt extrem unglücklich gelaufen, weil neues Kind und neuer Klassenlehrer aufeinandergetroffen sind. Immerhin wurde mir versichert, dass kein Kind in der Schule stehengelassen wird, sondern es schon vorgekommen ist, dass ein einzelnes Kind mit einem Bus ganz für sich allein nach Hause gefahren wird. Naja, ich hoffe, das wird nicht mehr nötig sein, immerhin hat Rasmus ja seinen Ausweis jetzt… Und heute hat auch alles prima geklappt, und es sind zwei fröhliche Rüben aus dem Bus gepurzelt!

… und läuft…

Die Visa sind abgeholt, es kann losgehen!

Die Koffer sind gepackt, wobei ich gleich noch mal wiegen und evtl. umpacken werde, um das Handgepäck zu schrumpfen – ist dann angenehmer in Amsterdam, wenn es nicht zuviel Krimskrams ist!

Vollgepackt sind auch die letzten Stunden in Hamburg: Verabredung reiht sich an Verabredung, das ist schön und anstrengend zugleich, weil es eben auch viele Abschiede bedeutet. *schnüff*

Und ich zähle tatsächlich inzwischen die Stunden bis zur Abreise: keine 47 Stunden mehr! Das wird aber auch Zeit, sonst platz‘ ich doch noch vor Aufregung. Die Jungs sind bester Dinge, fröhlich und im Gegensatz zu mir die Ruhe selbst – so schön, dass sie unser Abenteuer so positiv sehen und sich jetzt wirklich auf Peking freuen!

Noch 61 Tage = 2 Monate in Deutschland…

… und dann geht es nach Jämtland und danach nach China.

Am Donnerstag gibt es doch schon einen Termin mit der Pekinger Maklerin, um erste konkret infrage kommende Häuser zu besichtigen – ich bin sehr gespannt.

Ansonsten nutzen wir hier die verbleibende freie Zeit für Ausflüge – vor allem Deutschlands Norden halt noch mal angucken und aufsaugen, damit die Minis wissen, wo sie herkommen.

Neulich waren wir in Büsum, war zwar noch recht kalt, aber schön sonnig. Da geht es sicher noch wieder hin, wobei der nächste Ausflug ans Meer erstmal Richtung Ostsee gehen soll.

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Die erste Hälfte der aktuellen Himmelfahrtsferien haben wir für ein paar Tage Besuch bei Jonas in Stuttgart genutzt und von dort aus Ausflüge ins Biosphärenreservat Schwäbische Alb gemacht: Burgen, Höhlen, Wasserfälle, viel Grün und traumhaftes Sommerwetter – perfekt.

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Auf Wunsch des Lütten an seinem Geburtstag noch ein Zoobesuch – ok, die „Wilhelma“ kann mit Hagenbeck’s Tierpark nicht mithalten!

Pelikan Flughund

 

Zwischenstand der Planungen

Bevor es im Sommer nach China geht, steht noch einmal ein Schweden-Urlaub mit dem gesamten Anhang an. Darauf freuen wir uns schon wie Bolle. Lofsdalen, Jämtland. Ganz viel Licht, fast rund um die Uhr. Natur und frische Luft satt. Fjäll und Seen. Wieder richtig zur Ruhe kommen, wie immer in Schweden, nochmal richtig auftanken und durchatmen, bevor dann das Abenteuer China startet.

Geplant ist derzeit, dass Thomas von Stockholm aus mit den Jungs nach Peking fliegt. Ich bringe das Auto zurück nach Hamburg – und setze mich dann in den Zug. Richtig, mit dem Zug: Hamburg-Berlin-Moskau-Ulan Bator-Peking, also ab Moskau mit der Transsibirischen Eisenbahn mit dem Linienzug Nr. 4, die mongolische Strecke. Von Lofsdalen bis Peking werde ich dann 10 Tage unterwegs sein. Klingt lange? Ja, ist es auch, aber das möchte ich auch so. Ist immerhin ein Riesenschritt, der da vor mir liegt, da einfach so über Nacht mit dem Flieger ins neue Leben hineinzuhüpfen, das entspricht mir nicht. Stundenlang durch Birkenwälder tuckern? Mag dem einen oder anderen öde erscheinen, ich freu mich drauf. Abgesehen davon gibt es so viel mehr zu sehen, soviel näher und dichter als wenn man mit dem Flieger obendrüber wegrast, hoffentlich viele Gelegenheiten mit Mitreisenden ins Gespräch zu kommen, aber vor allem auch einfach die Gedanken treiben lassen, genug Zeit, um mich unterwegs dann ganz auf Peking einstellen zu können. Und für Thomas und die Jungs ist es auch mal schön, ein paar Tage nur zu dritt zusammenzusein. Jedenfalls hoff ich sehr, dass es so klappt, Transsib kann man erst 45 Tage vor Abfahrt buchen.

Die Haussuche geht auch voran, Thomas hat sich nun mit der Maklerin einige Compounds angesehen. Sehr schön, meine Favoriten sind nun auch die seinen, somit liegen auf der gemeinsamen Liste nun „Dragon Bay“ und „Beijing Riviera“ vorn, wenn es an die konkrete Suche im Juni geht. Das ist auch gewöhnungsbedürftig, dass das in Peking viel kurzfristiger passiert, als wir es hier in Hamburg kennen. Aber welches Haus es dann auch immer tatsächlich werden wird, das wird schon ein gemütliches Nest für uns werden.

Ich büffel weiter chinesisch. Da hat mich der Aufenthalt in den Frühjahrsferien doch sehr beruhigt. Nur noch den April zuende, dann ist auch der aktuelle Kurs beendet – erst in Peking werde ich mir dann den nächsten Kurs suchen. Auch wenn man sich mit Englisch, Händen und Füßen und einem 20 Worte umfassenden Chinesischvokabular zurechtfinden könnte, das ist nichts für mich. Chinesisch zu lernen fällt mir zwar schwerer als jede andere Sprache zuvor, dennoch finde ich es für mich wichtig, die Sprache des Landes, in dem ich leben werde, einigermassen zu verstehen. Und dann hatte ich in den Frühjahrsferien auch den Eindruck, dass es mir Türen aufmacht, wenn ich schüchtern Möchtegern-Chinesisch vor mich hinstammele (hören, lesen, verstehen geht deutlich einfacher als selber zu formulieren und zu sprechen). Naja, das wird mit der Zeit vor Ort in China selbst hoffentlich besser werden.

Ansonsten – da wir uns einig sind, dass wir „mit kleinem Gepäck reisen“ gibt es gar nicht soviel weiteres zu tun. Wenn überhaupt, brauchen wir nur einen kleinen Container. Hier im Haus gibt es noch ein bischen was tun, was aber eh anstünde (streichen, Bad renovieren lassen…), das wird jetzt auch allmählich erledigt, bis es dann in einem Vierteljahr „tschüss, Hamburg“ heisst. Oh Mann, es ist tatsächlich nur noch ein Vierteljahr…

Ist aber auch gut, dass es „nur noch“ ein Vierteljahr ist. Ich hänge zwischen den Welten, bin mit einem Bein schon weg hier, aber noch nicht dort… Und bis man dann erstmal angekommen sein wird… So ein ganzes Jahr Vorlauf ist doch verflixt lange. Die Jungs hängen noch mehr an mir als eh schon, das kostet aber auch Kraft, da bin ich froh, wenn ich künftig auch wieder mehr freie Zeit für mich reklamieren kann und vor allem, dass die Verantwortung wieder geteilt werden kann. Alles in allem ist es seit den Frühjahrsferien so, dass ich es kaum noch abwarten kann, dass es endlich losgeht, da wartet eine wirklich spannende Erfahrung auf mich. Abschiedskummer und Heimweh und das eine oder andere Tief wird es sicher geben, aber unterm Strich erwarte ich mehr Positives als Negatives. Muss ja auch, sonst wäre man ja schön blöde, diesen Schritt zu tun.

Wieder auf den Beinen…/Ritanpark

Nachdem wir einige Tage den immer gleichen Blick auf Peking hatten, z.B. auch auf den CCTV-Tower, entlässt die blöde Grippe uns allmählich aus ihren Klauen und wir kriegen doch endlich mehr zu sehen.

Erst sind wir heute kreuz und quer durch kleinere und größere Straßen geschlendert, haben uns eine ziemlich gigantische, ziemlich luxuriöse Shoppingmall von innen angesehen und die Jungs anschließend bei Annie’s  mit Pizza bzw. Spaghetti Bolo abgefüttert. Den Rest des Tages haben wir schönes Wetter und relativ gute Luft im Ritanpark genossen.