Das Leben ist schön!
Die vergangene Woche war voller Ereignisse. Eines davon ganz besonders und ganz einmalig, auch wenn ich nur aus der Ferne daran teilhaben kann: die nächste Generation ist angekommen.
Ich bin Oma!
Eines von meinen fünf Kindern ist nun Vater, und die komplette Familie ist total aus dem Häuschen und überglücklich.
Das größte Glück ist manchmal ganz klein.
Verglichen mit dem klitzekleinen Enkelkind sind alle anderen Ereignisse nicht sehr von Bedeutung, aber das eine oder andere beeinflusst unseren Alltag hier auch nicht unwesentlich.
Die Schule ist wieder auf
Endlich dürfen auch wieder Eltern und Schulfremde aufs Schulgelände. Ranzenträgermuddi war ich nie, aber hier ist die Schule halt auch wichtig für die Deutsche Community. Endlich kann ich wieder in Bibliothek und Schulshop stöbern. Die ersten Veranstaltungen und Feste sind schon in Planung – das fühlt sich alles fast so gut an wie das Großmutter-Sein.
Tatütata
An einem Abend in der letzten Woche komme ich spät zusammen mit dem Mann nach Hause, da qualmt vor dem Haupteingang ein Mülleimer. Das muss man auch erstmal hinkriegen, die Dinger haben oben extra das Teil für die Kippen. Ein Worker stand daneben und hat aufgepasst, gut geschlafen habe ich trotzdem nicht.
Und dann komm ich am nächsten Tag im Innenhof raus und dann steht da dieses Spielzeug.
Ich war mir nicht sicher, ob mich das beruhigen oder doch eher aufregen sollte…
Liangmaqiao
Das Bild ist auf der Brücke über den Liangma River (Sanlitun Street/Xinyuan Street) entstanden. Die Ecke ist wirklich toll renoviert worden, und mit der bunten Beleuchtung auch abends richtig schön. Aber seit dem 27.11.2022 ist die Brücke für mich mit den Protesten in dieser Nacht verbunden.
Oben auf der Brücke stehen an beiden Enden Polizeiautos und der Bike-/Parkstreifen ist abgesperrt. Bisher hatte ich das mit dem Protest in Verbindung gebracht, aber dann war ich vor ein paar Tagen unter der Brücke und frage mich, ob das vielleicht eher was mit der Statik zu tun haben könnte… Ich werde das beobachten.
Hurra, Stau!
So langsam ebbt meine Begeisterung für das Verkehrschaos und den Rush-hour-Stau ab, wobei mir das unterm Strich immer noch lieber ist als die leergefegten Straßen, die ja nicht leer waren, weil alles so toll war, sondern im Gegenteil. Seit vergangenem Montag gibt es für Autofahrer wieder den Ban-Day (Non-driving-day): Werktags zwischen 7 und 20 Uhr werden jeweils zwei Nummernschild-Endziffern für den Verkehr innerhalb des 5. Rings gesperrt
Dass ich an Ampeln zum Beispiel im CBD mit dem Scooter auch 2-3 Grünphasen abwarten muss, bis ich rüberkomme, das finde ich derzeit schon noch krass bemerkenswert. Aber ich habe ja den großen Luxus von viel Zeit und der Möglichkeit (meistens) meine Pläne spontan ändern zu können, so dass ich dann halt auf Nebenstrecken ausweiche und/oder mir ein anderes Ziel suche. Wenn wir uns demnächst wirklich an den Stau gewöhnt haben, dann ist es tatsächlich wieder „normal“.
Spektakel im Lamatempel
Von einer chinesischen Freundin habe ich den Tipp bekommen, diesen Sonntag in den Lamatempel zu gehen, denn dort feiern die Mönche ein besonderes Ereignis und tanzen in tollen Kostümen. Noch habe ich nicht besonders viel über die Hintergründe des Anlasses herausgefunden, nur ein paar Bilder kostümierter Mönche beim „Teufelstanz“ gesehen (von einer meiner Apps auch als „king kong dance“ übersetzt). Das Ereignis ist jetzt jahrelang ausgefallen, es wird wohl sehr voll werden, und so hätte ich gerne vorab mein Ticket gebucht. Pech gehabt, die App des Lamatempels sieht ausländische Passnummern mit Buchstaben weiterhin nicht vor. Besagte Freundin war so lieb und hat im Lamatempel angerufen: Ausländer bekämen immer ein Ticket, einfach zum Schalter gehen.
Nach dem so lange so wenig los war (gerade der Lamatempel hat während der letzten drei Jahre immer als erstes alles dichtgemacht), bin ich total enthusiastisch und freu mich drauf. Gestern Nachmittag hatte ich Zeit und wollte vor Ort mal schauen, ob sich dort mehr herausfinden lässt. Am Ticketschalter Fehlanzeige, Ticketverkauf auch immer nur für den aktuellen Tag. Aber wo ich schon mal da war, bin ich auch hineingegangen, denn geschmückt ist schon: überall hängen diese bunten Wimpel – und voll ist es auch.
An den Souvenirshops gibt es wahnsinnig lange Schlangen, was man dort erwirbt, kann man von Mönchen segnen lassen (nachdem man wieder in einer irre langen Schlange gewartet hat).
Vor einer der Hallen ist schon eine Bühne aufgebaut worden, und gerade werden riesige Teppichrollen angeliefert.
Heute sind auch viel mehr Mönche als sonst zu sehen, die – zum Teil mit Papieren unterm Arm – geschäftig hin- und hereilen, aber jeder einzelne hat ein herzliches Lächeln für mich übrig.
Bei diesem Bild ärgere ich mich, dass ich die Füße der beiden Frauen abgeschnitten habe, aber ich hab das zu spät gesehen und mit 24 mm Festbrennweite musste ich fix hinlaufen. Fast hätte ich den Augenblick komplett verpasst. Dann lieber abgeschnittene Füße als gar nicht. Jedenfalls: Posieren, egal in welchem Outfit, ist hier weiterhin total angesagt.
Mit der historisch kostümierten Frau habe ich mich noch kurz unterhalten, sie war mit ihrem Vater da, der die Fotos von ihr und für sie gemacht hat. Zu dem Teufelstanz-Event konnte sie aber auch nichts sagen.
Lamatempel-Fotos
Ich bin jedenfalls schwer gespannt auf Sonntag und werde sicher schon deutlich vor 12 Uhr dort aufschlagen, um bloß nichts zu verpassen.
Abi in Arbeit
K4 hat in der vergangenen Woche die letzte von drei schriftlichen Abiturprüfungen geschrieben – Geschichte, die anderen beiden waren Deutsch und Englisch. Englisch unterscheidet sich für ihn nicht wesentlich von Deutsch, nach so langer Zeit hier im internationalen Umfeld ist sein Englisch wirklich super gut. Der Junior hat schon sehr lange für die Prüfungen gelernt, vor allem Geschichte, ich war beeindruckt, wie zielstrebig und konsequent er seinen Plan durchgezogen hat.
Jetzt hat er erstmal ein paar Wochen normalen Unterricht (abzüglich der Osterferien) bis dann im Mai die mündliche und die Präsentationsprüfung anstehen. Sieht jedenfalls alles sehr gut aus. Dass er dann ab dem Sommer wohl nicht mehr in China sein wird, finde ich jetzt schon schrecklich (für mich), aber gleichzeitig bin ich sicher, dass er – wie seine drei großen Geschwister auch – den für ihn richtigen Weg einschlagen wird. Und das ist schließlich das, was zählt.
Das Leben ist schön
Nachdem die letzten Pandemiejahre und vor allem das letzte nicht besonders gut waren (Euphemismus? Kann ich!), fange ich jetzt an aufzublühen. Dass mein Peking-Leben wieder normal wird (mal sehen, ob wie vor der Pandemie; auf jeden Fall ist die Entwicklung positiv), ist dabei ganz wichtig. Dass es meinen Kindern gut geht, ist wichtiger. Und das ist bei allen Fünfen der Fall (was für ein unglaubliches Glück!). Und schließlich steht das noch klitzekleine Enkelkind so sehr für das Gute, für Hoffnung und Neuanfang und Zukunft, dass es mich zusätzlich zum post-pandemischen-Peking positiv stimmt – ich habe meinen Optimismus wieder gefunden. Ich bin nicht blind für das Schreckliche in der Welt, aber das Leben an sich ist schön!