Zu Besuch in Shanghai
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Letzte Aktualisierung am 13. Januar 2021
Meine Freundin ist von Peking nach Shanghai umgezogen. Die Jungs und ich haben uns direkt zu einem Besuch in Shanghai aufgemacht. Die Anreise mit dem Gaotie, dem Superschnellzug, war komfortabel, angenehmer als zu fliegen. Sicherheitskontrollen gibt es zwar auch in Bahnhöfen, aber Check-in und Boarding gehen dann doch erheblich schneller als am Flughafen. Mit Zugfahren in Deutschland kaum zu vergleichen: die Züge sind günstig, zuverlässig und pünktlich. Mit 340-350 km/h haben wir in viereinhalb Stunden die 1200 km nach Shanghai zurückgelegt (Hamburg-München: über 6 Stunden für keine 800 km).
Sightseeing mit Kindern
Im Vordergrund stand natürlich der Besuch bei Freunden, trotzdem war ein bisschen Sightseeing möglich. Von Qingpu aus sind wir erst mit dem Didi ins Zentrum zum People’s Square gefahren. Der Spaziergang dort fiel kurz aus, vier Kinder können ganz schön viel „Wie lange noch?“, „Wann gibt’s Eis?“, „Mir tun die Beine weh!“, „Es ist zu heiß!“ (korrekt! Es war sehr heiß und extrem schwül.) von sich geben. Also bestiegen wir einen der Hop-on-hop-off-Busse und liessen uns kreuz und quer durch Shanghai fahren.
Im klimatisierten Bus waren dann auch alle wieder zufrieden. Am Bund stiegen wir dann aus – und das Pudong-Panorama mit den Türmen hat tatsächlich auch die Kinder eine Weile gefesselt.
Dann war die Bande hungrig, also ging es zu einem Food Court in der Nanjing Road. Essen fassen plus Sightseeing, clever gelöst von uns. Auf dem Weg zum Bus kamen wir dann noch an einem Flagshipstore für bunte Schokolinsen mit und ohne Nüsse oder Mandeln vorbei. Das war ein wenig Konsumquatsch-Overkill, aber durchaus interessant. Und: mit diesem Proviant versorgt war dann auch für gute Laune für die weitere Sightseeingtour mit dem Bus gesorgt.
Nanpu-Bridge
Die Tour führte uns jetzt von Puxi nach Pudong, und zwar über die Nanpu-Brücke. Wow! Was für ein Bauwerk: eine der größten Schrägseilbrücken der Welt. Platz ist knapp in Shanghai, deshalb ist die Brückenauffahrt in Puxi in spiralförmig. Oben im offenen Doppeldeckerbus war das schon sehr abenteuerlich, fast wie Achterbahn fahren. Die Brücke hat uns jedenfalls alle – auch die Kinder – nachhaltig beeindruckt.
Mistwetter
Aus der extrem feuchten Luft wurde erst ein leichter Nieselregen, dann wurde der Regen heftiger. Die Wolken hingen ziemlich tief. Bedeutet: die Fahrt auf die Türme kann man sich schenken bei praktisch kaum vorhandener Sicht. Ich war ja schon bei meinem ersten Shanghai-Aufenthalt vor vier Jahren schon auf dem Flaschenöffner und dem Oriental Pearl Tower, für die Jungs haben wir das jetzt auf den nächsten Besuch in Shanghai verschoben. Jedenfalls beschlossen wir, im Bus sitzen zu bleiben und die Rücktour mitzumachen, die uns noch einmal über die großartige Nanpu-Brücke führte.
Gringotts?
Am Bund auf Höhe des Fußgänger-Sightseeingtunnels steigen wir wieder aus dem Bus. Die Kinder sind platt, aber wenn man schon am Bund ist, möchte man natürlich gerne auch in eines der historischen Gebäude gehen. Praktischerweise ist genau gegenüber eine Filiale der Bank of China. Wir steigen ein paar Stufen im Eingangsbereich hoch, passieren einen Wächter und stehen dann in einer riesigen Halle, die mich von der Atmosphäre her stark an die Zaubererbank Gringotts aus den Harry-Potter-Verfilmungen erinnert. Nur, dass keine Kobolde an den vielen Schaltern sitzen, sondern Menschen. Leider ist Fotografieren verboten. Der Größe der Bank zum Trotz gibt es nur zwei ATMs, von denen nur einer funktioniert. Jetzt reicht es den Kindern wirklich, und so tuckern wir nach Hause.
Besuch in Shanghai, nachts
Bund und Pudong wirken im Dunkeln, bunt beleuchtet noch mal ganz anders als tagsüber. Die eine Hälfte der Kinder kannte das schon, die andere wollte nicht, also tuckerten meine Freundin und ich an einem Abend alleine in die Stadt hinein. Starten wollten wir am Pearl Tower, aber leider waren wir knapp zu spät dran – ab 21 Uhr werden keine Tickets mehr verkauft. Ich kannte den Blick schon, meine Freundin wird als Neu-Shanghaierin noch viele Gelegenheiten haben, auf die Türme zu kommen, also hielt sich die Enttäuschung in Grenzen – zumal wir beide Pudong auch von unten absolut atemberaubend fanden.
Der Oriental Pearl Tower ist an diesem Abend ausschließlich rot angestrahlt, ich erinnere mich, dass beim letzten Besuch die Farben wechselten. Wir spazieren über die Fußgängerbrücke vom Pearl Tower in Richtung Flaschenöffner (Shanghai World Financial Center). Das gefällt uns beiden ausnehmend gut, eine Fußgängerzone oberhalb des Autoverkehrs, gerade hier, wo man den Blick nach oben und nicht zum Verkehr ausrichten will, ist das super.
Schließlich stehen wir genau zwischen den drei Türmen:
- dem höchsten Gebäude Chinas: dem Shanghai Tower
- dem Shanghai World Financial Center, auch als „Flaschenöffner“ bekannt und
- dem Jinmao Tower.
Wie beim ersten Besuch in Shanghai vor vier Jahren bin ich total fasziniert und kann nicht genug kriegen (merkt man eventuell auch in der Fotogalerie…). Zusammen mit den vorbeiziehenden Wolken und den vielen Lichtern ist es ein großartiger Anblick. Auch bei diesen Türmen sind die Aussichtsplattformen inzwischen geschlossen, wir umrunden den Shanghai Tower und begegnen dabei fast niemandem mehr – und das mitten in Shanghai, zu gar nicht mal so später Stunde.
Besuch bei Freunden
Der Rest unseres Shanghai-Aufenthaltes war weniger touristisch. Wir haben die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort erkundet und waren uns einig, wie gut wir es mit dem alten Supermarkt am Pinnacle Plaza in Shunyi hatten. Rückblickend wissen wir beide den jetzt noch mehr zu schätzen. Die Kinder haben ungeachtet des Altersunterschiedes gespielt wie die Weltmeister, und wir Frauen hatten Zeit zum reden.
Aufreibender Aquariumbesuch
An einem Tag bin ich mit den Kindern noch einmal durch Pudong spaziert und wir waren im Aquarium (direkt neben dem Oriental Pearl Tower). Davon hatten wir uns mehr versprochen, es war nett, aber nicht umwerfend, und unglaublich voll und wahnsinnig laut. Und ich war froh, dass ich alle vier Kinder zusammenhalten konnte und wieder mit rausgebracht habe, da hätte ich gerne diese „Kinderleinen“ im Einsatz gehabt, die man in China oft sieht (genau für solche Örtlichkeiten sind die sicher gemacht). Der Unterwassertunnel, durch den man auf einem schmalen Laufband getragen wird, hat uns aber gut gefallen. Dusseligerweise hatte ich meine Kamera vergessen, aber in dem Gewusel hätte ich sowieso nicht fotografieren können ohne die Kinder zu verlieren.
Die paar Tage gingen viel zu schnell vorbei, aber früher oder später heißt es bestimmt wieder „zu Besuch in Shanghai“ (gerne aber auch „Besuch in Peking“!). Die Rückfahrt mit dem Zug war genauso angenehm wie die Hinfahrt. Beiden Jungs hat Shanghai gut gefallen, beeindruckt haben sie die „elevated roads“, die Türme, die Nanpu-Brücke und dass Shanghai viel grüner als Peking sei. Und Shanghai fühle sich weniger chinesisch als Peking an. Gibt auf jeden Fall noch mehr als gut genug dort anzugucken. :)
Fotos
Beim nächsten Mal fahr ich auch über die Brücke!
Liebe Grüße
Ulrike
Hi!
Lohnt sich auf jeden Fall! Als ich mit den Kindern den Tag unterwegs war und sie eigentlich keine Lust mehr hatten, habe ich den Didi-Fahrer gebeten, den Umweg über die Nanpu-Brücke mit uns zu fahren. Da fehlte zwar der leichte Thrill des offenen Doppeldeckerbusses, aber wir hatten tatsächlich noch einmal tolle Sicht und haben uns auch von der Abwärtsspirale noch einmal beeindrucken lassen.
LG Linni
Hi!
Die Wolkenkratzer dieser Stadt sind wirklich beeindruckend und deine Fotos von ihnen super schön! Es muss ein wahnsinns Gefühl sein von ihnen umringt zu sein 😍.
Liebe Grüße, Nicole
Hi Nicole,
dankeschön! :)
Freut mich, wenn ich wenigstens ein bisschen rüberbringen konnte, wie sehr mich diese hohen Gebäude faszinieren!
LG Linni
Ihr müsste Shanghai mal am frühen Morgen besuchen. Speziell um den Yu Garden herum sind dort viele lokale Garküchen aufgebaut.