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Die Pandemie ist wieder da…

Fast zwei Jahre haben wir hier in Peking ein halbwegs normales Leben führen können (okay, einmal abgesehen von Reisebeschränkungen, Healthkit, Masken, Temperaturkontrollen). Doch jetzt meldet sich die Pandemie zurück in Peking, und bei vielen liegen hier die Nerven blank, dass es so dramatisch werden könnte wie in Shanghai: stadtweiter, wochenlanger Lockdown, mit Versorgungsproblemen, Barrikaden etc. Ich denke und hoffe, ein stadtweiter Lockdown wird hier vermieden werden, aber betroffene Compounds/Viertel wird es treffen.

Letztes Wochenende wurden erst 22 positive Fälle, dann 16 weitere gefunden. Unter dem Motto „better safe than sorry“ habe ich am Sonntag unsere bereits angelegten Vorräte noch mal aufgestockt und mehr Mehl, Reis, Nudeln, Getränke etc. und eine große Gemüsekiste bestellt und gehofft, dass es auch noch vor einem eventuellen Lockdown eintrifft.

Ganz Chaoyang muss zum Test

Am Sonntagabend kam dann die Aufforderung zum Test:  Ab 7 Uhr am Montag, Mittwoch und Freitag bitte mit Pass und Handy gegenüber vom Nordeingang testen lassen. Später stellte sich raus, dass das nicht nur für unseren Compound, sondern für den ganzen Chaoyang-Bezirk, also rund 3,5 Millionen Menschen gilt. Das hat es dann auch in die CNN-News geschafft.

Ich bin mit den Jungs gleich morgens vor der Schule zum Testen gegangen, da war die Schlange noch überschaubar und nach einer halben Stunde waren wir schon wieder zurück.

Die Jungs sind dann zur Schule gegangen, ich habe mich auf den Weg zum Einkaufen gemacht. Dabei bin ich überall an mehr oder weniger langen Test-Schlangen vorbeigekommen. Zum Beispiel hier am Towercrest-Plaza…

… oder hier vor dem Solana.

Nervosität und Anspannung

Zuerst fahre ich zum internationalen Supermarkt: Nutella und Tomatenkonserven stehen ganz oben auf meiner Liste. Das gibt es auch alles noch reichlich, nur die Regale mit „italienischen“ Nudeln sind schon recht leer geräumt, und auch beim verpackten Käse gibt es deutliche Lücken. Der Laden ist voller als sonst vormittags. Aber Panik? Nein, keine Panik. Das ist mit dem Wissen um die Zustände in Shanghai angemessene Vorsicht und Vorbereitung, die Stimmung ist eher nervös-angespannt. Eigentlich will ich als nächstes beim Jingkelong Halt machen, aber davor steht eine lange Schlange, also fahre ich erst einmal weiter zum deutschen Bäcker. Das „Schwäbische Holzofenbrot“ ist ausverkauft, aber alles andere gibt es noch, auch wenn die Regale eher wie sonst am Abend und nicht am Vormittag aussehen.

Als ich meine Einkäufe verstaut hatte, Blick aus dem Fenster: die Test-Schlange ist doch ein wenig länger geworden…

Nun mache ich mich auf den Weg zum Jingkelong und reihe mich in die Warteschlange ein.

Es geht aber recht zügig voran. Healthcode scannen, Temperatur messen, und ich darf rein. Drinnen ist es etwa so voll wie vor dem Neujahrsfest (wie in Deutschland zu Weihnachten). Es sind deutlich mehr Mitarbeiter:innen  als sonst da (und verglichen mit deutschen Supermärkten gibt es eh schon echt viel Personal in den Supermärkten), die Obst- und Gemüseregale werden permanent wieder aufgefüllt. Auch die Kühltheken sind komplett gefüllt. Nur im Obergeschoss sind die großen Flaschen mit heller Sojasauce ausverkauft, es gibt aber noch viele kleinere Flaschen (und es gibt hier keinen Preisvorteil bei größeren Packungen).

Weder Klopapier- noch Öl-Mangel

Doch: zwei Tage später am Mittwoch, als ich nach dem morgendlichen Test wieder zum Einkaufen unterwegs bin, sind 5,6 l Flaschen Sonnenblumenöl im Sonderangebot. Da greif ich doch auch direkt zu. ;) Das wird tatsächlich auch viel gekauft. Auch sieht man viel mehr Leute als sonst mit Klopapier. Die Schlange vor dem Supermarkt ist deutlich kürzer, innen ist es aber wieder relativ voll. Es gibt bis aufs Gewürzregal keine Lücken mehr, und dies wird gerade aufgefüllt. Auch die beliebte Sojasauce in den großen Flaschen ist wieder da. Es gibt weder Gerempel noch Gemecker, die Leute sind freundlich. Wie gesagt, das ist keine Panik, das ist Vorsicht.

Als ich zuhause schwer bepackt in den Fahrstuhl steige, schüttelt eine Nachbarin den Kopf: warum ich die schweren Sachen denn nicht online kaufen würde? Mache ich ja normalerweise auch, aber die Onlinehändler haben alle einen Disclaimer, dass Lieferungen sich verzögern könnten. Und tatsächlich sind meine Getränke nicht wie sonst am nächsten, sondern erst drei Tage später da.

Schule geht online, weitere Maßnahmen

Am Donnerstagmorgen schau ich aufs Handy: oh, alle Schulen in Chaoyang müssen online gehen? Es kursieren inoffizielle Nachrichten über unsere Deutsche Botschaftsschule: Schulschließung hier erst am Freitag. Um viertel vor 10 wird das dann per Mail auch offiziell bestätigt.

Im Laufe des Tages wird bekanntgegeben, dass „Vergnügungsstätten“ schließen müssen. Restaurants dürfen – mit Auflagen – geöffnet bleiben. Dazu muss man aber auch wissen, dass es hier zum Alltag gehört, auswärts zu essen, selbst zu kochen ist eher die Ausnahme.

Im Chaoyang-Bezirk dürfen „commercial buildings“ nur noch mit maximal 48-Stunden-altem negativen PCR-Test betreten werden.

Auch am Freitagmorgen geht es wieder zum Test, diesmal dauert es etwas länger, aber rechtzeitig vor dem Online-Schul-Start, sind wir wieder zuhause.

Im Laufe des Tages werden weitere Maßnahmen veröffentlicht: Picknicken und Aufstellen von Zelten im Chaoyang-Park verboten, andere Parks ziehen nach. (Hier ist jetzt langes Feiertagswochenende, da ist das normalerweise sehr beliebt.)

Ein „Landsleutebrief“ aus der Botschaft trudelt ein. Darin steht aber nichts wesentlich Neues:

Ein großflächiger Lockdown wurde nicht angeordnet. Dieser kann aber weiter nicht ausgeschlossen werden. Daher wird weiterhin empfohlen, einen Vorrat an Lebensmitteln, Trinkwasser und anderen Dingen des täglichen Bedarfs (ggf. auch Medikamenten) vorzuhalten.

Hilfreich könnte aber ein verlinktes FAQ sein, die angegebene Notfall-Kontaktnummer sollte man als Deutsche in China eh im Handy gespeichert haben (und weiter hoffen, dass man sie nie brauchen wird).

Zahlen

Trotz Massentest sind es – bisher – noch vergleichsweise wenig positive Ergebnisse. Nach den langen Monaten ohne Neuinfektion oder im maximal einstelligen Bereich, ist es für uns aber erschreckend viel (und im Vergleich zu Deutschland echt wenig – da ist er wieder, der Knoten im Kopf). Die Grafik habe ich auf Basis der offiziellen Zahlen erstellt, die täglich von der Pekinger Gesundheitskommission veröffentlicht werden, es handelt sich jeweils um die lokalen Fälle, die zwischen 0 und 24 Uhr am betreffenden Tag positiv getestet wurden.

Stand 29.4. – 17:15 Uhr

Selbst wenn man davon ausgeht, dass es eine Dunkelziffer gibt, so ist das hier doch die Basis, auf der hier die Entscheidungen getroffen werden. Möglicherweise sind auch noch nicht alle Tests ausgewertet, so dass die Zahlen noch steigen könnten. Mal sehen, wie sehr… Wir müssen jedenfalls damit rechnen, dass sehr kurzfristig neue und andere Maßnahmen eingeführt werden können.

Rund um die Schule – unsere Nachbarschaft

Ich bin gefragt worden, wie es rund um die Schule und bei uns so aussieht. Also habe ich mir heute, als ich zum Einkaufen gefahren bin, die Kamera um den Hals gehängt und zwischendrin geknipst. Das Wetter ist schön, nur die Luft ist nicht so toll (AQI 172).

Das ist die Tianze Lu (Straße). Schulweg und Strecke in Richtung Lucky Street, Solana, Chaoyang Park …

Und hier der Lady Street Flower Market. Als wir vor eineinhalb Jahren umgezogen sind hieß es, er würde in ein paar Wochen wieder öffnen. Tja, Satz mit x. Immerhin, jetzt tut sich etwas. Vor ein paar Tagen wurde an den Rohrleitungen rundherum gearbeitet, und jetzt steht ein Gerüst. Ich bin gespannt.

Danach geht es an der US-Botschaft vorbei – und der isländisch/estländischen (die teilen sich ein Gebäude), der indischen und der israelischen.

An der Ecke Tianze Lu/Liangmaqiao Lu schau ich in Richtung Schule, wo auch die Schulbusse parken.

Ich fahre aber erstmal in die andere Richtung zur Lucky Street.

Das ist eine Ladenzeile mit einigen Läden und vielen Restaurants.

Hier ist auch einer der verschiedenen deutschen Bäcker in Peking: South German Bakery, mit dem kleinen Café Konstanz. Im Obergeschoss befindet sich ein deutsches Restaurant, die Bodenseestube.

Ich kaufe ein ganzes Toastbrot und ein „Schwäbisches Holzofenbrot“ und fahre weiter in Richtung Schindler. Dabei komme ich am Solana (Einkaufszentrum) vorbei, das ich heute aber links liegen lasse. Dort gibt es auch einen BHG-Markt (gehobener chinesisch-internationaler Supermarkt), in dem es laut meiner Nachbarin das beste Fleisch für Rouladen in ganz Peking gebe.

Ich biege in Richtung Schindler ab und denke mal wieder, dass Peking zu einem Großteil aus Restaurants besteht. ;)

Et voilá: Schindler aka German Food Center. Fleisch kann man auch anderswo gut kaufen, aber Wurst und Würstchen, Leberkäse und Aufschnitt sind hier wirklich gut. Verschiedene deutsche/europäische Importwaren gibt es ebenfalls. Schindler ist eine Pekinger Institution mit Restaurants und Läden. Hier und hier kann man mehr über Schindler’s Erfolgsgeschichte in Peking lesen.

Ich kaufe Fleischsalat, Kassler-Aufschnitt und Wiener Würstchen und tuckere weiter in die Maizidian Jie. Bei Jenny Lou (internationaler Supermarkt) brauche ich heute nichts, und auch aus der Jiaozibude (Hobbithöhle, Kellerchinese oder korrekt: Bao Yuan Jiaozi Wu) brauche ich heute nichts.

Nun bin ich zurück an der Liangmaqiao-Kreuzung. Hier sieht man die Französische Botschaft.

Was sich hier in rot hinter den Bäumen versteckt, ist das Schulgebäude.

Und dies ist der Eingangsbereich der Schule. Pförtner und Corona-Zelte, hier werden die Kinder morgens durchgeschleust: Hände desinfizieren, Temperatur messen, mit Schüler-Karte (mit der auch in der Mensa bezahlt werden kann) registrieren.

An der Schule vorbei geht es aufs Grand Summit zu. Dahinter ist die Metrostation Liangmaqiao. Auch das Baker & Spice ist eine Institution, für die Deutschen besonders wegen der Schulnähe. Hier gibt es anständigen Kaffee und Wein, Brot, Gebäck, Salate, Pho und Currys … 

Das „obentos“ im Untergeschoss hat Corona nicht überlebt und ist weg.

Wenige Meter weiter ist der hintere Teil des Grand Summits mit diversen Restaurants, u.a. dem bei vielen Teens ziemlich beliebten Fatburger – aktuell dürfen die Oberstufenschüler das Schulgelände nicht verlassen, muss ein ziemlicher Umsatzeinbruch für Fatburger sein… Im Untergeschoss ist der City Shop, der zwar teuer ist, aber manchmal Importe aus Deutschland hat, die man sonst nirgends bekommt.

So, das war also eine Tour rund um die Schule. Obst und Gemüse hatte ich online bestellt (ich probiere gerade verschiedene Gemüseboxen aus), also bin ich mit dem Einkauf für heute fertig. Ich setze die „Einkaufs-/Nachbarschaftstour“ demnächst fort, wenn ich zum Sanyuanli Markt, Jingkelong und Jenny Lou in Sanlitun fahre.

Linktipp: Von Schülern für Schüler

Es gibt etwas Tolles, Neues zum Thema Schule in Peking: eine Website, die von einer 9. Klasse der Deutschen Botschaftsschule erstellt wurde: dieschuelerpekings.com

Hier gibt es es einen guten Einblick in die Schule aus SchülerInnensicht, ein paar Erfahrungsberichte und viele Tipps und Infos zum Leben in Peking.
Lieblingsplätze, Freizeit- und Restauranttipps sind auch für Reisende interessant.

Ich finde das eine großartige Idee, super umgesetzt – und wünschte, dass hätte es schon vor ein paar Jahren gegeben!

Die Seite soll laufend aktualisiert und ausgebaut werden.

Mehr zur DSP:

Offizielle Schulwebseite

Schule(n) in Peking

Sommerabend mit Dieter Nuhr

Gestern Abend war Dieter Nuhr zu Gast in der Deutschen Botschaftsschule, und es war ein sehr lustiger, unterhaltsamer Abend. In Deutschland wäre ich vielleicht nicht hingegangen und hätte mich mit Nuhr im TV begnügt, aber hier nutze ich gerne die wenigen Gelegenheiten, die sich bieten, um „deutsche Kultur“ live zu erleben.

Aula und Public Viewing auf dem Schulhof

Nuhr public viewing

Nu(h)r public viewing

Der Stau war noch schlimmer als sonst, und wir sind erst kurz vor Beginn angekommen, da war die Aula schon überfüllt. Zum Glück war draußen auf dem Schulhof alles für „public viewing“ aufgebaut. Und dreißig Minuten nach Programmbeginn tat es dann auch die Bildübertragung, der Ton lief zum Glück von Anfang an.

Gut gefallen hat mir Nuhrs launige Analyse von (medialer) Wahrnehmung und Wirklichkeit, und lustig sind auch seine Spitzen zu den anstehenden Bundestagswahlen:

  • „Das System ist nicht das Problem, das Problem ist der Wähler.“
  • „Es könnte helfen, Parteinamen auf dem Wahlzeittel ausschreiben zu müssen. Fehlerfrei. Statt ankreuzen.“
  • „Warum dürfen Kinder nicht wählen? – Dummheit ist doch kein Argument.“
Dieter Nuhr

Dieter Nuhr in Peking

Etwas irritiert hat mich sein Exkurs zum Thema Feinstaubbelastung, Diesel und der „Hysterie“ in Deutschland – spätestens seit wir mit dem Pekinger Smog leben müssen, begrüße ich jeden Schritt, der diese Belastung eindämmen kann. Und dass er diesen Abschnitt auf veralteten und falschen Zahlen aufbaut, macht es auch nicht lustiger, schließt aber unfreiwillig den Bogen zum Beginn des Abends: wie Schlagzeilen unserem Denken Schlagseite verpassen. Ausgehend von der falschen, wenn auch viel zitierten Behauptung: „Die 15 größten Schiffe machen soviel Dreck wie 760 Mio. PKW“ zu folgern,  „Es macht keinen Sinn, seinen Diesel abzugeben und anschließend auf Kreuzfahrt zu gehen“, das ist zwar lustig, aber nicht unbedingt richtig – siehe Zeitartikel

Alles in allem aber ein gelungener, lustiger Abend.

Wer eine andere Seite von Nuhr kennen lernen möchte, hat hier in Peking noch bis zum 7. November Zeit: Images from other worlds – Eine Fotoausstellung im pékin fine arts

 

 

Ferien!

Die letzten Wochen waren einerseits wie Advent in Deutschland auch, viele Weihnachtsfeiern, -essen, -basare, dazu aber (leider) auch einige Abschiedstreffen, es gehen wieder einige lieb gewonnene Leute nach Deutschland zurück. Insofern jedenfalls gefühlt noch stressiger und emotional aufgeladener als Advent in Deutschland. Bei den Abschieden ist mir wieder aufgegangen, wie gern ich hier bin, und dass es hier noch so viel zu entdecken und zu erleben gibt. Das war ganz gut, weil ich tatsächlich in die Reichweite eines Tiefausläufers geraten bin, aber wo ich hier zu dusselig für eine Internet-Bestellung bin, kommt in Deutschland der DHL-Bote nicht. Irgendwas ist doch immer. ;) Also Krönchen gerade richten und auf das nächste, vermutlich wieder spannende Jahr freuen!

Zwischendrin waren die Jungs und ich auch noch mal krank, so dass rückblickend gar nicht viel Weihnachtszeit war und die letzten Wochen gefühlt vorbeigerast sind.

Gestern war das Weihnachtskonzert in der Schule, hat mir unterm Strich wieder gut gefallen, und die Jungs waren engagiert und mit viel Spaß dabei – obwohl es am Ende echt spät geworden ist. Dass ausgerechnet die Jüngsten erst am Schluss dran waren (während ein Großteil der Teenies bereits in der Pause gegangen ist), ist schon unglücklich, zum Glück war heute nur noch ein kurzer Schultag, wo eigentlich auch nur noch gefeiert wurde.

Aber nach so einem Konzert mit dem Gefühl nach Hause zu gehen, dass auch schulischer Musikunterricht wirklich Freude am Musik machen und Singen vermitteln kann, und dass die Jungs gerne noch mehr Musikunterricht hätten, das macht doch schon sehr zufrieden – die Musiklehrer können sich da jetzt gern gelobt fühlen! 

Jetzt rückt eine dicke Smogwolke näher, seit heute Abend gilt die höchste Alarmstufe – Red Alert – und das für voraussichtlich fünf lange Tage. Da sind wir echt ziemlich froh, dass es morgen in den Urlaub nach Australien geht. Hoffentlich wird der Smog nicht so dick, dass Flüge gecancelt werden müssen… Überhaupt, es lebt sich einfach besser ohne dicke Luft, wir hatten allerdings auch gerade ein paar schöne Tage mit auch aus deutscher Sicht normalen Werten. Und dann ist Peking noch mal so schön, wenn man in der Ferne die Berge sehen kann.

 

 

 

 

Schnipsel Nr. 6

Konzert für die Grundschüler der DSP

Schade, dass unsere Jungs keine Grundschüler mehr sind, denn die Grundschüler der DSP (Deutsche Botschaftschule Peking) machen am kommenden Freitag in der Schulaula eine „Reise von Mozart bis Chopin“ mit Justus Frantz. Nur die Grundschulkinder, keine Eltern, keine älteren Schüler – ein Kinderkonzert halt. Das gefällt mir schon richtig gut an der Schule, dass außer dem normalen Unterricht nach Stundenplan fast immer was los ist (Grundschultreff, KinderUni, Lesungen, Projektvorstellungen…). 

Wintereinbruch

Heute Nacht hat es begonnen zu schneien, es ist glatt und windig und bitterkalt. Durch den Compound fuhr den ganzen Vormittag ein Tuktuk, ganz langsam, hinten drauf ein Berg Streusalz und zwei Arbeiter, die mit behandschuhten Händen und sonst keinem weiteren Werkzeug die Straßen und Wege abstreuten… Gutes Timing, morgen ist laut chinesischem Kalender 小雪, xiaoxue. :) Man könnte fast darüber nachdenken, heute Abend Glühwein zu machen…

Vier Wochen noch

Nur noch knapp vier Wochen, dann beginnen die Weihnachtsferien. Dieses Jahr flüchten wir aus dem Smog in die Sonne. Vorher heißt es zum Ferienbeginn leider schon wieder Abschied nehmen, denn einige liebe Menschen gehen nach Deutschland zurück.

Jedenfalls sind diese vier Wochen wie alle Jahre wieder proppevoll mit Weihnachtsfeiern, Weihnachtsbasaren, Basteln, Weihnachtsbäckerei, Weihnachtsessen… Zur großen Freude der Jungs und zu Männes Entsetzen habe ich am Wochenende schon mal dem Chevy Chase/Clark Griswold in mir Raum gegeben, und nun funkelt und blinkt und leuchtet es in fast allen Räumen. Schrecklich schön! 

 

Ein schreibender Mann

Die Deutsche Botschaftsschule Peking hat in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Martin Walser eingeladen. Das finde ich großartig, ohne Wenn und Aber, Schriftsteller und Schulen sollten viel öfter zusammenfinden, nicht nur hier in Peking, wobei das hier gefühlt häufiger passiert als an den Hamburger Schulen, die ich kenne.

Ich bin kein Fan von Martin Walser. Die meisten seiner Bücher sprechen mich inhaltlich nicht an, und nach dem „Tod eines Kritikers“ hatte ich eh die Lust verloren, mehr von ihm zu lesen. Dennoch schätze ich seine Sprachkraft, und ohne Zweifel ist er ein interessanter Autor, wobei das ja nicht heißt, ihn mögen zu müssen. Grund genug jedoch, die Chance zu nutzen, den 89jährigen noch einmal live zu erleben und zu seiner Lesung in der DSP zu gehen.

Da die Fahrt zur Schule nur halb so lang wie normalerweise gedauert hatte, waren wir so früh da, dass wir die Mikroprobe mitbekommen haben – und dabei einen ersten Eindruck von Walser gewinnen konnten. Ein großer Mann, zu dem der Stock nicht so recht zu passen scheint. Auch wenn er daran langsam geht, wirkt er so vital, dass ich nur denken konnte: so fit möchte man mit beinah 90 wirklich gerne sein! Nächster Eindruck, freundlich formuliert: perfektionistisch, anders: pingelig. („Mehr Tiefen!“ – ok, er hat wohl bessere Ohren als ich, die ich keinen Unterschied mehr wahrnehmen konnte. Und: es ist eine Schulaula, kein Konzertsaal…). Dann entschwindet er erstmal wieder und die Aula füllt sich allmählich.

Routiniert-nette Begrüßung durch die Schulleiterin, und dann liest Walser aus „Ein liebender Mann“. Naja, mein Deutsch-Leistungskurs ist lang, lang her, immerhin war der Unterricht so gut, dass ausreichend viel hängengeblieben ist, um beim Thema Goethe einigermaßen informiert wirkend mitreden zu können. ;) Goethe und die junge Ulrike, das war jedenfalls für meinen damaligen Deutschlehrer, der Goethe verehrt hat und uns Spätpubertierende damit erstaunlicherweise gut infizieren konnte, kein Thema. Überhaupt, das Thema „alter Sack und junges Huhn“ – fand ich bei der schulischen Pflichtlektüre von Frischs Homo Faber schon absolut uninteressant, diese Art Männerphantasie interessiert mich einfach nicht, egal wer die handelnden Personen und das komplette Setting sind, und schon gar nicht aus der immer gleichen Männerperspektive. Aber immerhin, Walsers Geschichte ist unterhaltsam formuliert – was mich in Nachgang darüber über die Macht der Sprache nachdenken ließ (und den Vorteil einer gut beherrschten Muttersprache, mal so aus der chinesischen Beinah-Analphabeten-Perspektive).

Walser beendet das Vorlesen, der Perfektionismus scheint noch einmal durch, als er sich für kurzes Stocken damit entschuldigt, dass das Licht am Lesepult sehr schlecht sei. Und dann beginnt die „Diskussion“, eigentlich nur Fragen und Antwort, ohne Rückfragen. Darüber gehen meine Einschätzung und der Bericht auf der Schulwebsite etwas auseinander… Schade, das hätte spannender und kritischer sein können; die Moderation war etwas unglücklich, allerdings hätte ich da auch nicht vorne stehen mögen. Schade auch, dass Walser meist unterbrochen wurde, wenn er etwas ausholte und ins fabulieren kam – und es für meinen Geschmack gerade richtig interessant wurde, z.B. als er von seinem Prozess des Schreibens erzählte, er und sein Schreibtisch, der beim Schreiben quasi vibrierendes Feedback liefere und es war deutlich zu spüren, da kommt noch mehr… – achja, an diesem Punkt habe ich das unterbrechende „wir haben ja leider keine Zeit“ am meisten bedauert. Konzepte und Pläne in der Tasche zu haben, ist immer gut – aber manchmal ist es besser, davon spontan abzuweichen. ;) Aber vielleicht hat auch der Gast vorab entsprechende Wünsche geäußert?

Nun gut, warum auch immer keine kritischeren Fragen vorgelesen wurden (die waren wohl sämtlich vorformuliert und ausgewählt worden) – sei es wegen der knappen Zeit oder aus Respekt vor dem alten Mann, der die Anstrengung einer Chinareise auf sich genommen hat, es war dennoch ein interessanter Nachmittag. Walser mögen? Auch jetzt nicht wirklich, aber doch, eine gedankliche Auseinandersetzung und einen Blick in die Literaturgeschichte zurück allemal wert, war schön, dass ich hier in Peking die Gelegenheit dazu hatte.

Der Alltag hat uns wieder!

Selten waren wir so froh, dass die Sommerferien zu ende gingen. Dass der Deutschlandurlaub meinem Denguefieber zum Opfer gefallen ist, hat mir und den Kindern (auch wenn die zweit echt super waren und das Beste draus gemacht haben) doch ziemlich nachgehangen, umso besser, dass jetzt alte und neue Freunde zurück in Peking sind, die Schule wieder gestartet ist und es wieder mit vielen Veranstaltungen, Ausflügen, Kursen etc. in die Vollen geht!

Letzten Montag sind die Jungs tatsächlich ohne Gemoser um 6 aus den Betten gefallen, Schule ist halt doch mehr als Unterricht und Hausaufgaben, sondern auch Freunde treffen und Spaß haben und sie sind fröhlich losgezogen. Montagmittag sind die zwei noch ziemlich erledigt aus dem Bus gepurzelt, aber nun sind wir wieder im Alltagsrhythmus angekommen und Freitag war schon mehr elterlicher Nachdruck beim frühen Aufstehen nötig… *grins*

Der September verspricht interessant zu werden, sehr nette Welcomeparty der Patengruppe war am Freitagabend schon, Dienstag besuche ich einen Kochkurs  im Hutong, Donnerstag sind Elternabende bei beiden Jungs, in der Woche drauf starten die AGs- und auch mein Chinesischkurs wieder. Und in der letzten Septemberwoche gehen die Jungs auf Klassenreise und Männe schickt mich währenddessen dies Jahr nicht nach Shanghai, sondern nach Yangshuo. Der Tropendoc hat’s erlaubt, von daher freu ich mich da jetzt auch wieder drauf (auch wenn ich alle drei Stunden im Insektenkiller baden muss).

Letztes Jahr hat die Parade für gute Luft gesorgt, dieses Jahr ist es der Gipfel in Huangzhuo, wobei es heute leider einen Ausreißer gibt, allerdings wird’s später wohl eh gewittern. Trotzdem, der Sommer ist hier noch lange nicht vorbei und wir haben vor, ihn hier zu genießen!

 

 

Ab in den Urlaub!

Jetzt ist tatsächlich das erste Pekinger Schuljahr der Jungs vorbei. Die Zeugnisse sind in Ordnung, vor allem, wenn man bedenkt, dass sie diesen Riesenschritt von Europa nach Asien bewältigen mussten und obendrein immerzu „vergessen“, dass sie Hausaufgaben haben. Im neuen Schuljahr werden sie aber schon „alte Hasen“ sein – die Schonfrist ist vorbei. ;) Auch wenn bei beiden noch Luft nach oben ist, ich bin froh, dass es alles so gut gelaufen ist, und vor allem dass sie hier glücklich angekommen sind. Klar gibt es gelegentlich mal Heimweh oder es werden alte Freunde vermisst, aber unterm Strich ist unsere Bilanz des ersten Jahres hier durchweg positiv und wir sind froh, dass wir uns auf das Abenteuer eingelassen haben.

Der Große hat seine zweite Gymnasialempfehlung (in Hamburg gab es die schon am Ende der Vierten) und der Kleine hat die Grundschulzeit nun auch beendet. Trotz aller Freude über den Beginn der Sommerferien, über die Wunschklasse für Rasmus (er kommt sowohl zum gewünschten Klassenlehrer als auch mit allen gewünschten Freunden zusammen), über 9 neue Kinder für Justus‘ Klasse – trotz allem sind die zwei erstmal recht bedröppelt aus dem Schulbus gepurzelt – es waren wieder so viele Abschiede…

Inzwischen wird hier aber wieder gekichert und gelacht, denn heute Abend geht es direkt in den Urlaub. Tatsächlich mal nicht nach Schweden, sondern nach Thailand – also  mal komplett anders als unsere bisherigen Urlaube, wir freuen uns und sind gespannt; ich werde berichten. :)

Sommer in Peking

Es ist heiß. Seit Wochen haben wir hier über 30°, Tendenz steigend. Ab und zu gewittert es, aber zum Glück ist es meistens trocken und unerträglich schwüle, drückende Tage sind die Ausnahme. Blöderweise ist die Luft gleichbleibend mies – nicht so katastrophal wie im Winter, aber von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen liegt der AQI zwischen 150 und 200, dazu die bösesten Moskitos der Welt – da verzieht man sich dann doch auch oft nach drinnen. Und trotzdem: so ein langer Sommer (das geht schon seit Mai so) macht gute Laune. Die Stadt ist bunt, es gibt ganz viel Leben auf den Straßen und auch der „Beijing Bikini“ ist wieder viel zu sehen.

Hier ein paar Eindrücke der letzten Zeit:

Ich hab meine Gewohnheit wieder aufgenommen, einfach irgendwo aus der U-Bahn auszusteigen und dann ein bisschen herumzulaufen, bis ich keine Lust oder Zeit mehr habe. Neulich bin ich dann in der Nähe von dem gigantischen Klotz von China Petrol gelandet und konnte mir den Verkehr mal von einer Brücke aus ansehen. Da es früher Nachmittag war, hielt sich das Chaos in Grenzen, aber auf dem einen Bild könnt Ihr sehen, dass man beim Abbiegen sich einfach noch eine Spur dazu denkt und noch eine und noch eine…

 

Grundschultreff

Dann gab es den letzten Grundschultreff – in diesem Schuljahr und für uns auch überhaupt. :) Der Grundschultreff findet vierteljährlich statt und alle Grund- und Vorschüler können mit dem, was sie im (Musik-)Unterricht erarbeitet haben, zum Programm beitragen. Diesmal gab es auch die Verkündung der Antolin-Klassenergebnisse: mit großem Jubel wurden die lesefreudigsten Klassen gefeiert. Viele tolle Fotos der Bundesjugendspiele wurden gezeigt und schließlich wurden die Kinder sowie Lehrerinnen verabschiedet, die die Schule jetzt verlassen werden. Ohje, das war einerseits zwar schön, das jedes einzelne Kind wichtig war und aufgerufen wurde, andererseits standen dann in der langen, lange Reihe, die einmal quer durch die ganze Aula ging, ziemlich viele bedröppelte Kinder, von denen nicht alle die Tränen unterdrücken konnten oder wollten. Ich hoffe, wir gewöhnen uns noch besser an dieses Kommen und Gehen.

Auszeit

Nach dem Grundschultreff hatte ich unverhofft mehr Zeit als gedacht bis zur nächsten Verabredung und wollte zunächst mal Richtung Pearlmarket tuckern, habe mich aber in der U-Bahn spontan umentschieden und bin zum Beihai-Park gefahren mit der Absicht, mich am See in den Schatten zu setzen und zu lesen. Aber als ich am See ankam, „musste“ ich mir einfach ein Boot mieten (nein, kein albernes Entenboot, sondern ein kleines mit Sonnendach) und auf den See hinausfahren – und das war so schön. Nicht nur, weil die Hitze auf dem See irgendwie angenehmer war, sondern endlich mal wieder auf dem Wasser zu sein, ich musste doch kurz an die Alster denken (auch wenn ich bei DER Frage immer Elbe und nicht Alster antworte!). Eine chinesische Familie hatte jedenfalls Spaß daran, mich zu rammen, ich bin dann zweimal um sie rumgetuckert, hab mich knipsen lassen und dann war gut. :) Ich bin schon echt ein Glückspilz, dass ich sowas einfach so mal machen kann, ich glaube am Wochenende, wenn es so überfüllt ist, macht es sicherlich nicht soviel Spaß.

 

Und viele letzte Treffen vor den Sommerferien führten wieder in die „Hobbithöhle“, das Baoyuan Jiaozi Wu in der Maizidian Jie. Zuletzt heute mit dem Chinesischkurs – ich hab jetzt Ferien! :) Noch drei Tage, dann auch die Jungs! :)

Hobbithöhle

Baoyuan Jiaozi Wu

Schnipsel Nr. 2

Rollstuhlübergabe im Waisenhaus „Blue Sky“

Ende April war ich im Waisenhaus „BlueSky“. Im Rahmen eines Sozialprojektes an der BSB (British School of Beijing) wurde für einen Jungen mit Arthrogryposis ein elektrischer Rollstuhl in Deutschland gefunden, für das Kind individuell angepasst, nach China geflogen und dann hier übergeben. Das war ein unglaublicher Gänsehautmoment, man kann sich nicht annähernd vorstellen, was das für den Jungen für ein Plus an Lebensqualität sein muss! Und ebenfalls Respekt vor dem 16jährigen Schüler, der sich da so reingehängt hat.

Lìxià – Anfang des Sommers

Statt Vatertag/Himmelfahrt war am 5. Mai hier 立夏(Lìxià), d.h. Anfang des Sommers. Gefällt mir irgendwie besser, auch wenn normaler Arbeits- und Schultag war. Über das Wetter hier kann ich mich echt nicht beklagen, wenn der AQI nun noch immer im grünen Bereich wäre, wäre es perfekt.

Geburtstagsfeierlichkeiten

Dann hatten wir hier einen 10. Geburtstag. Am Geburtstag selbst war quasi die „Familie“ – die Freunde aus dem Compound – zum Kaffeetrinken da und dann gab es den Kindergeburtstag mit den Schulfreunden. Alles anders hier (die Entfernungen…) und neu und dann auch wieder genau wie in Deutschland. Die Jungs waren schon bei einigen Kindergeburtstagen eingeladen, da gab es „Lasertag“, Schlittschuhbahn, „klassischer“ Kindergeburtstag zuhause und Übernachtungspartys. Eine Mischung aus letzterem hat sich Rasmus dann auch gewünscht und bekommen. War schon anstrengend, aber auch schön. :)

Projektwoche

Für die Jungs wird die kurze Schulwoche ab morgen hoffentlich super: Es ist Projektwoche. Beide haben zwar nicht Ihr Wunschprojekt bekommen, sie wollten beide „Cybernetica“ und einen Roboter bauen (*zu den großen Brüdern nach Deutschland wink*) aber mit der Zweitwahl sind sie glaube ich auch gut zufrieden: Rasmus ist im „Reiseführer-Peking“-Projekt, dafür geht es jetzt erstmal auf Recherchetouren: zur Mauer, zum Sommerpalast und in den Chaoyang-Park, und am Freitagvormittag wird der Reiseführer dann zusammengestellt. Justus macht „Chinesische Musik“ von traditionell bis modern, da bin ich auch schon auf die Präsentation am Freitag gespannt.

Schnipsel Nr. 1

Unter den „Schnipseln“ finden sich künftig Kleinigkeiten, für die es (noch) keinen eigenen Blogeintrag gibt, quasi Kurzmeldungen.

AutoChina

Das ganz große Verkehrschaos ist ausgeblieben, zwar mehr Stau als sonst, aber längst nicht so wild wie befürchtet. Einkaufen hier im Umfeld war ganz normal, keine Schlangen bis auf die Straße, wie es prophezeit wurde. Das einzig Problematische: Taxifahren. Erst kommt man nicht oder nur mit viel Verspätung weg (selbst mit eingeplanter längerer Warte- und Fahrzeit) und zurück wollen nicht alle Taxifahrer fahren, weil sie wohl noch das Chaos von vor zwei Jahren, wo es noch viel schlimmer gewesen sein soll, vor Augen haben.

Schule

Egal ob Schule in Deutschland oder China: auf der Prioritätenliste der Jungs leider nicht ganz oben…

Maifeiertag

Fast ganz China hat frei, vom 30.4.-2.5. Nur die Kinder der Deutschen Schule dürfen lernen gehen. Dafür haben sie dann am Pfingstmontag frei, wenn alle anderen arbeiten/lernen. Das ist insofern unpraktisch, als arbeitende Eltern eher an chinesischen als an deutschen Feiertagen frei haben, das heißt: kein langes Familienwochenende. Auch in Familien, deren Kinder verschiedene Schulen besuchen, wird es heute früh sicher lustige Szenen gegeben haben, da die Deutschen Schüler die einzigen sind, die heute los mussten.

Beijing Bikini

Mit den sommerlichen Temperaturen ist er wieder da, der Beijing Bikini: Unterhemden/Shirts und nackte Männerbäuche. Wow.

Ein Sonnabend in Peking

Das einzig Lästige am heutigen Tag war das frühe Aufstehen…

IMG_3499 Heute war die Einschulung der Erstklässler und die Viertklässler waren mit einer Aufführung und als Paten am Einschulungsfest beteiligt. Also haben wir uns schon früh auf den Weg in die Stadt gemacht, haben Rasmus abgeliefert und uns dann ein Plätzchen zum Zuschauen gesucht. Ich habe ja schon einige Einschulungen erlebt, aber diese heute war sicher eine der Nettesten, von A-Z gut organisiert und liebevoll gestaltet, genau richtig auf aufgeregte Sechsjährige zugeschnitten.

Dann kam für die Kleinen der große Moment: sie wurden von ihren Paten nach vorne gerufen! Rasmus und auch alle anderen Großen haben sich entzückend um ihre Patenkinder gekümmert (an die Hand genommen und die riesige Schultüte getragen), aber ist schon eine Aufgabe für ein Kind, was selbst noch ganz neu an dieser Schule ist, und sich noch gar nicht überall auskennt – aber auch eine Chance, sich noch schneller mit allem und allen vertrIMG_3502aut zu machen.

Die Paten haben ihre Kinder dann in die Klassen begleitet und waren dann auch noch bei der allerersten Unterrichtsstunde dabei, wir hatten währenddessen Gelegenheit für Gespräche mit Bekannten und noch Unbekannten, insofern auch für uns wieder ein weiterer Schritt beim Ankommen in Peking. Als Rasmus dann wiederkam, war Justus schon halb verhungert und so machten wir uns dann auf den Weg.

Die Männer waren sich einig: Schindlers Anlegestelle sollte es sein, da hatte ich keine Chance und war sofort überstimmt. Die Sonne knallte vom Himmel, es war und ist einfach nur heiß, heiß, heiß und wir spazierten von der Schule aus los. Nachdem wir eine der hiesigen, riesigen Monsterkreuzungen heil überquert hatten, gingen wir dann am Landmark River entlang – und auf einmal war es ruhig, im Schatten der Bäume vergleichsweise angenehm, kaum Autos.

IMG_3507  Ich bin immer froh, wenn ich sowas finde, auch wenn ich das laute, lebendige, wuselnde auch faszinierend finde. Nach dem Mittagessen haben wir dann noch den (französischen?) Bäcker neben Schindler überfallen und sind dann mit dem Taxi „nach Hause“ (wie ungewohnt das noch klingt, auch wenn es immer vertrauter wird) gefahren und haben dann den Rest des Tages mit wenigen Pflichten (iiieh, Hausaufgaben) und viel Spaß, Spielen, Schlafen verbracht.

 

Ein Schritt nach dem anderen!

Warten auf den Schulbus am Compound-Eingang

Warten auf den Schulbus am Compound-Eingang

Jetzt sind wir etwas über eine Woche hier, und so allmählich kommen wir auch wirklich an.  So langsam ist auch der Jetlag überstanden, der mir und den Jungs doch ziemlich zu schaffen gemacht hat, naja, wir tun uns ja schon bei der doofen Sommerzeitumstellung immer schwer, also kein Wunder. Für den normalen Alltag gibt es noch viel zu erkunden und zu organisieren, für Sightseeing und Ausflüge war deshalb noch keine Zeit, aber wir sind ja noch ein bisschen länger hier! ;)

Eine der wichtigsten Fragen: Wie kommen wir an Trinkwasser? Wasserspender und Kanister liefern lassen oder doch Filter einbauen? Letzteres ist die nachhaltigere und vermutlich auch gesündere Lösung (die Wasserspender sind als Bakterienschleudern verschrien), wird also diese Woche – hoffentlich – noch eingebaut. Bis dahin wird geschleppt!

Die für mich fast ebenso wichtige Versorgung mit Kaffee startet hoffentlich heute noch. Liebe künftige Besucher: als Mitbringsel freuen wir uns über Kaffeekapseln! ;) (Ich weiß, Pads wären umweltfreundlicher, aber gibt’s hier nicht!)

Haushaltsgeräte wollten besorgt werden, eine Empfehlung war, bei jd.com zu bestellen. Vormittags erledigt, erste Teillieferung schon nachmittags da.

(Lebensmittel-)Einkaufsmöglichkeiten gilt es weiter zu erkunden, es gibt einen kleinen Jenny-Markt im Compound, einen großen am Pinnacle Plaza (quasi unser Dorfplatz, da kann man auch ganz nett sitzen und gucken) und einen etwas teureren BHG-Supermarkt, der viel, viel Auswahl an chinesischen und internationalen Produkten hat. Ich brauche noch einen fahrbaren Untersatz (Fahrrad? Roller? Tuktuk? Trike?), dann wird der Radius noch etwas größer.

Einen „Organic Food“ Lieferanten habe ich wie bereits erwähnt ausprobiert. Ok, alles war frisch und lecker, allerdings muss das „organic“ doch hinterfragt werden (es gibt hier keine objektiven, unabhängigen Zertifikate/Siegel) – und allein die Verpackungen, da würde jeder deutsche Bio-Höker vor Schreck zusammenbrechen. Jeder einzelne Apfel im dicken Plastiknetz, noch mal in Plastiktüten und dann in viel zu großen mit Alu ausgekleideten Pappkartons (die im Anschluss auf dem Müll landen), das muss künftig dann doch nicht mehr sein, zumal es hier an Obst und Gemüse wirklich eine Irrsinnsauswahl in den Supermärkten, auch „organic“, wenn man will.

Zwischendrin hatte ich tatsächlich mal ein paar Minuten, wo ich mich ein wenig verloren gefühlt habe, aber spätestens seit den Schwätzchen am Schulbus und dem heutigen Kennenlern-Treffen der Peking-Patengruppe in der Schule ist es viel besser. Damit mir nicht langweilig wird, hab ich mich direkt für Fotogruppe und Buchclub sowie einen Ausflug angemeldet, das reicht für den Anfang, ein Chinesischkurs kommt ja auch noch dazu. War heute Vormittag jedenfalls ein schönes „Wow, wie toll ist es, hier zu sein!“-Gefühl, mal ganz ohne Sorgen, Befürchtungen usw.

Am Samstag muss Rasmus zur Schule: Die Viertklässler führen etwas bei der Einschulung der Erstklässler auf. Bin gespannt, von 13 Kindern in der Klasse sind 4 neu – wie das wohl wird? Im Anschluss geht es zur Ausländerbehörde, die Aufenthaltserlaubnis beantragen, da müssen die Jungs auch persönlich erscheinen.

Ansonsten ist es heiß, die Zikaden lärmen, die Luft ist gut und der Himmel blau – vielleicht lassen sich die Leichtathletik-WM und die Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des Kriegsendes noch verlängern? Jedenfalls ist das so ein sehr angenehmer Start hier!

1. Schultag in Peking: Schulbusdrama, aber sonst alles gut

Gestern war der erste Schultag für die Jungs. Bis mittags war auch alles „gut“ (gut = die normale, alles sagende, erschöpfende Auskunft der Minimänner, wenn man sie fragt: „wie war’s?“).

Aber als die zwei hier am Compound aus dem Schulbus gestiegen sind, sah man ihnen an, dass etwas ganz und gar nicht gut gewesen ist. Und zwar wollte der Schulbus ohne Rasmus losfahren! Justus hat es aber mit Unterstützung von Mitschülern geschafft, dass der Bus wartet, war wohl nicht so ganz einfach. Und wo war Rasmus? Entgegen aller Ankündigungen per Mail, auf der Webseite, mündlich und sogar auf Nachfrage bei der Einführungsveranstaltung am Freitag, hat er seinen Schulausweis nicht vom Klassenlehrer bekommen, sondern erst nach Unterrichtsschluss in der Buchhaltung abholen dürfen. Klar, dass dann die Zeit nicht gereicht hat, um rechtzeitig zum Treffpunkt zu kommen, und so war das Kerlchen dann allein auf dem Schulhof. Immerhin, gut ausgegangen, beide Kinder heil angekommen, Justus ist unser Held.

Aber was für ein unglücklicher Start, genau das ist ja einer der Knackpunkte hier: dass die Kinder zuverlässig von A nach B kommen. Das vorgeschossene Vertrauen hat nun leider einen leichten Knacks bekommen, auch wenn sich der Buskoordinator entschuldigt hat, das sei halt extrem unglücklich gelaufen, weil neues Kind und neuer Klassenlehrer aufeinandergetroffen sind. Immerhin wurde mir versichert, dass kein Kind in der Schule stehengelassen wird, sondern es schon vorgekommen ist, dass ein einzelnes Kind mit einem Bus ganz für sich allein nach Hause gefahren wird. Naja, ich hoffe, das wird nicht mehr nötig sein, immerhin hat Rasmus ja seinen Ausweis jetzt… Und heute hat auch alles prima geklappt, und es sind zwei fröhliche Rüben aus dem Bus gepurzelt!

Ostasienspiele an der Deutschen Botschaftsschule

Die Jungs werden ja wie gesagt nach den Sommerferien die Deutsche Botschaftsschule besuchen, nicht nur deshalb verfolgen wir die Nachrichten auf der Webseite der Schule. Derzeit läuft da ein tolles Sportevent, die „Ostasienspiele„. Dabei treten sieben Deutsche Schulen (Peking, Tokio, Seoul, Changchun, Shanghai, Taipeh, Hongkong) mit ihren Teams, die aus je 20 Sportlern bestehen gegeneinander an, und zwar in Leichtathletik, Schwimmen, Turnen, Basketball, Fußball und Volleyball.
Austragungsort ist die DSP (hmm, immer oder rotiert das?), im Vorfeld wurde nach Gastfamilien gesucht. Das wäre schon was für uns gewesen, vielleicht dann ja nächstes Jahr.