Alle Jahre wieder

Letzte Aktualisierung am 5. Januar 2021

Mein Weihnachten in Peking – Beitrag zur Blogparade der Expatmamas

Adventskranz

Das dritte Weihnachtsfest, seit wir nicht mehr in Hamburg leben, steht vor der Tür.

Im ersten Jahr waren wir gerade wenige Monate hier, alles war noch neu und aufregend. Wir wollten nicht nach Hamburg reisen, um den gut laufenden Eingewöhnungsprozess der Kinder nicht zu unterbrechen. Wir haben gefürchtet, die Kinder nicht freiwillig wieder in den Flieger zurück nach Peking bekommen zu können … Stattdessen haben wir die großen Kinder zu uns eingeladen. Die konnten sich bei der Gelegenheit auch gleich davon überzeugen, dass es uns hier so schlecht nicht geht. So haben wir gemeinsam die Weihnachtsferien mit viel Sightseeing und Ausflügen verbracht.

Weihnachtsstern

Der Mittlere, der nach seinem Jahr in Yunnan gut Chinesisch spricht, hat ein Stück weiter die Straße runter einen echten Weihnachtsbaum gekauft, der eine Stunde später geliefert wurde. Von der Rezeption kam ein irritiert-ungläubiger Anruf: „Da will ihnen jemand einen Baum liefern! Stimmt das?“
Deko haben wir im Beidong-Flowermarkt nicht weit von hier erstanden. Töchterchen hat sich durchgesetzt: Wenigstens einmal im Leben einen richtigen Mädchenbaum – und so kamen wir zu rosa und pinken Kugeln und einer rosa Blümchenlichterkette. Da muss die Familie jetzt auch weiterhin durch! ;)

Heiligabend gab es traditionell Kartoffelsalat und Würstchen (wenn auch aus dem Glas, aber immerhin deutscher Markenimport) und für das Mäkelkind selbstgemachte Chicken Nuggets. Auch die Weihnachtsgans haben die Kinder im Sanyuanli-Markt besorgt. So gab es also auch am 1. Weihnachtsfeiertag ein klassisches Weihnachtsessen hier, auch wenn die Gans dank Dusselofen zu trocken, die Klöße eher Kartoffelbrei waren. Immerhin der Rotkohl und der Nachtisch waren super. :)
Silvester blieb die Küche kalt, stattdessen ging es in ein nettes Yunnan-Restaurant.

2016 – Weihnachten ganz anders

Letztes Jahr waren wir in Australien und hatten ein wundervolles australisches Weihnachtsfest zusammen mit unserer Gastgeberin.

Weihnachten in Bulwarra

Das würde ich mir auch wieder gefallen lassen.

Überhaupt, den langen Pekinger Winter und die übelste Smog-Saison würde ich gerne wieder drei Wochen in der Sonne unterbrechen.

Weihnachten 2017

Doch dieses Jahr bleiben wir wieder hier, denn es kommt Besuch. Liebe alte Freunde, mit denen wir in Deutschland schon viele Feiertage gemeinsam begangen haben. Letztes Jahr waren die weihnachtlichen Aktivitäten bei uns wegen des Australienurlaubs relativ begrenzt, dieses Jahr habe ich schon Mitte November angefangen, die Deko zu sichten. Und das, obwohl ich im November im Rahmen meiner NaNoWriMo-Teilnahme (eine Schreib-Challenge, bei der man im Schnitt im November täglich 1667 Wörter schreibt, um am 30.11. eine Geschichte von 50.000+ Wörtern zu haben) eigentlich keine freie Zeit übrig hatte, zumal ja auch noch die Führerscheinprüfung dazwischengefunkt hat.

Köttbull – unser neuer Mitbewohner

Bei Ausflügen mit Freundinnen auf diverse Märkte wurde das Vorhandene ein bisschen ergänzt. Kollege Köttbull ist bei uns eingezogen. Zu meinen künstlichen IKEA-Weihnachtssternen haben sich jetzt auch echte vom Flower-Markt gesellt.

Nur das Weihnachtsbaumproblem müssen wir noch lösen. Im Rahmen der Aufräumaktionen in der Stadt wurden auch alle Blumen- und Pflanzenhändler von unserer Straße vertrieben. Der eine verbliebene Händler nimmt exorbitante Phantasiepreise, auch der Händler vor dem Flowermarkt in der Nähe der Schule nimmt jetzt über das Dreifache wie 2015. Bei dem Händler hier um die Ecke werde ich noch mal mein Glück versuchen und hart handeln. Sollte ich scheitern, wird es nur ein kleiner echter Baum oder ein künstlicher. Letzteres war für mich bisher undenkbar – aber nur, weil ich eine Langnase mit komischen Sitten bin, will ich kein ungerechtfertigtes Vermögen für einen Weihnachtsbaum berappen (Nr. 4 schaut mir gerade über die Schulter und stimmt Protestgeschrei an: „Waaaas? Kein echter Baum?“ Ich werde beim Handeln also über mich hinauswachsen müssen, dabei hasse ich es …)

Backmarathon

Ergebnis von Backmarathon und Plätzchentausch

Wie in Deutschland gehört für uns die Weihnachtsbäckerei in die Weihnachtszeit. Allein wegen des leckeren Duftes, der nach dem Backen noch tagelang im Haus hängt. Gestern hatten wir in einer lauschigen Fünferrunde einen „Cookie Exchange“ – Plätzchentausch. Jede von uns hat von einer Sorte Kekse ca. 60 Stück gebacken; 10 zum selbst behalten, vier mal 10 Plätzchen zum weitergeben, 10 zum Vernaschen und Probieren beim gestrigen Treffen mit „Expatlimo“ (Prosecco, Achtung ein Klischee!), Glühwein, Kaffee etc. Einmal Backen und 5 verschiedene Sorten Plätzchen – perfekt! Ich hatte vorher allerdings schon einen Backmarathon, der mich mehr geschlaucht hat als die Schreibchallenge. Jedenfalls sind wir jetzt für den Advent versorgt mit Basler Pekinger Leckerli (Orangeat und Zitronat gibt es hier nicht, durch gehackte getrocknete Cranberries ersetzt), Lübecker Kokosmakronen, Mürbeteigplätzchen, Schokokipferln, Florentinern, Pfefferkuchen, Hafertalern, Zimtsternen… Gewürzkuchen und –Muffins werde ich sicher irgendwann noch backen, aber erstmal brauche ich eine Pause. :)

Die Zutaten dafür gab es bei IKEA (Marzipan) oder in unserem auf Westler ausgerichteten Supermarkt. Lebkuchengewürz habe ich aus Deutschland mitgebracht, nur Hirschhornsalz und Pottasche haben gefehlt und waren hier auch nicht aufzutreiben – an sowas muss man also auch schon bei den Heimaturlauben im Sommer denken…

Adventskalender-Anleitung!

Inzwischen kann man hier sogar Adventskalender kaufen. Im ersten Jahr habe ich noch vergeblich danach gesucht, hatte aber glücklicherweise Säckchen zum selber füllen für die Jungs aus Deutschland mitgebracht. Auf den Kalendern eines großen schwedischen Möbelhauses findet sich auch eine Erklärung, was man mit diesem merkwürdigen Ding anfangen soll… ;)

Weihnachtsfeiern und Co.

Heute ist der alljährliche Charity-Weihnachtsbasar auf dem Gelände der deutschen Botschaft. Vorab sah es so aus, als wären wir dies Wochenende anderweitig verplant, also haben wir keine Karten im Vorverkauf erstanden. Lange Schlangestehen bei miesen Luftwerten ist nicht mein Ding, also gehe ich auch nicht spontan hin. Das ist wirklich unglaubliches Pech für den Weihnachtsmarkt, der hat offensichtlich ein Smog-Abo.

Ebenfalls heute veranstaltet das Compound-Management eine Weihnachtsparty. Das Programm liest sich sehr amerikanisch, wir haben uns für einen ruhigen Familienabend auf dem Sofa entschieden.  Aber ich muss ja auch nicht alle Angebote wahrnehmen, für Neuankömmlinge ist das hingegen sicher eine gute Gelegenheit, mit ihren Nachbarn ins Gespräch zu kommen. Auf die private Charity-Weihnachtsparty einer Freundin am nächsten Wochenende freue ich mich hingegen sehr.

Für die Kinder kommt in der Schule am 6.12. noch der Nikolaus. Die Schule, die Aula und die Klassenräume sind weihnachtlich geschmückt. In den Klassen wird gewichtelt und die Klassen bewichteln sich auch gegenseitig – alles fast wie in Deutschland.

Alle Jahre wieder…

Adventskalender

Alles in allem sicher eine ganz normale Weihnachtszeit mit exotischen Einschlägen und leichten, aber bewältigbaren Hürden. Für die Jungs und mich gehören kuschelige Filmabende bei Kerzenschein dazu. Unseren Besuch können wir hoffentlich von unserem traditionellen Heiligabendessen überzeugen, ob es am 1. Feiertag Weihnachtsgans zuhause oder auswärts Pekingente gibt, werden wir gemeinsam entscheiden.

Ich bin nicht gläubig. Es gibt aber deutschsprachige katholische, evangelische und ökumenische Weihnachtsgottesdienste und noch mehr auf englisch. Für mich ist die Weihnachtszeit mit all den Kerzen und Lichtern, fröhlich-bunter Deko und romantischer Stimmung eine gute Möglichkeit, den Winterblues in Schach zu halten. Weihnachten und die Weihnachtszeit ist für mich ein Teil deutscher Kultur, den ich zum Glück auch hier in China unseren Third Culture Kids vermitteln kann. Weihnachten selbst ist für mich ein traditionelles Familienfest, und glücklicherweise können wir unsere Familientraditionen auch hier fortsetzen. Nicht zuletzt ist Weihnachten – ob gläubig oder nicht – ein Gefühl, das man im Herzen trägt.

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21 Kommentare
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Jonna
6 Jahre zuvor

Das ist ein wunderbarer Text! Vielen Dank! Und den Cookie-Exchange finde ich eine klasse Idee. Würde ich hier auch gerne einführen. Habt einen gemütlichen 1. Advent!

6 Jahre zuvor

Hej Lin,
hast du versucht Pottasche (Kaliumcarbonat) und Hirschhornsalz (Ammoniumhydrogencarbonat) unter den chemischen Namen zu bekommen? Ich muss jedes Jahr aufs neue überlegen was was war. Denn die Kunden kennen nur die geläufigen Namen, ich muss es aber unter den chemischen beim Großhandel bestellen.
Ich wünsche dir und deiner Familie eine schöne Adventszeit in Peking.
LG Kerstin

6 Jahre zuvor

Ich finde es interessant, dass du, wenn auch mit Mühen alles „um die Ecke“ zu kaufen bekommst und etwas Europa nach Asien bringst! …und ein Glück, dass es IKEA auch in China gibt ;) …habt ihr auch etwas von der chinesischen Tradition übernommen? …euch einen schönen 1. Advent :)

6 Jahre zuvor

Hallo Lin,

ich wünsche dir und deiner Familie einen schönen ersten Advent :)
China, speziell auch Peking, ist für mich ein Traumland. Ich wollte schon früher gern mal nach China reisen, aber die Angst mit dem Flieger abzustürzen, war immer zu groß bzw. ist sie immer noch.

Es ist das Land der Pandas. Pandas mochte ich schon als Kleinkind und bis heute ließen sie mich nicht los. Gut, das es im Berliner Zoo, wieder welche gibt. Aber das ist irgendwie nicht das Gleiche.

Genug Geschwafel :D Chinesisch wäre ne Sprache, die ich absolut nicht beherrschen könnte. Ich habe schon mit Englisch meine Schwierigkeiten *gg*

Liebe Grüße, Anja

Tabea
6 Jahre zuvor

Sehr interessant zu lesen! Ich bin ja eher ein weihnachtsgrinch, weil es für mich das Fest der toten Gänse ist. Mein Stiefvater zieht nämlich mehrere Dutzend auf und schlachtet die dann – dieses Jahr muss ich sogar helfen…

Aber Plätzchen gehören für mich auch dazu. Zwei Mal habe ich schon gebacken. Heute geht es weiter, das meiste nasche ich aber sicher wieder bei Oma ;)

Schön finde ich es aber, dass dir das Weihnachtsfest auch da nicht nur in den Smog fällt, also dass du es auch genießen kannst und Traditionen aufrecht hältst :)

Liebe Grüße

6 Jahre zuvor

Ein interessanter Einblick in euer Leben. Ich finde es auch gut, dass ihr euch ein paar der „Traditionen“ bewahrt. Und wenn ihr – wie du schreibst – den Blues erträglich halten könnt, dann ist das noch besser. Einen schönen ersten Advent und eine gute Zeit.

LG Hans

6 Jahre zuvor

Hallo Lin,

das ist mal wieder super spannend, so einen Einblick zu bekommen!
Schön, dass ihr auch so weit weg den Advent fast ganz „normal“ feiern könnt.

Ist der Ikea in China vom Angebot her denn genauso aufgestellt wie in Europa?

Hab einen schönen 1. Advent! :)

Liebe Grüße
Anne

Nancy
6 Jahre zuvor

Mal wieder toll geschrieben, liebe Linni ????. Ohja, die Idee mit dem Plätzchentausch ist großartig und der Back“stess“ trotz krankem Baby und nur gesalzenen Mandeln „am Stück“ hat sich dank der vielen leckeren Plätzchen nach dem Backmarathon definitiv gelohnt. Die Plätzchen sind ja alle sooo lecker ???? Wir sind über Weihnachten ja auch da und wir freuen uns schon auf einen geselligen ruhigen Abend mit euch. ????????

[…] … Peking: Linni von Abenteuer China „Alle Jahre wieder„ […]

6 Jahre zuvor

Beim IKEA gibt’s Marzipan? Ich glaub, ich habe für’s Wochenende schon war vor …

Ich wünsche Euch eine schöne Weihnachtszeit in Peking. Hier in Shanghai feiern wir inzwischen nicht mehr. Wir haben die Feiertage eh nie frei :-(. Dafür steht dann das Frühlingsfest und das Mondfest ganz im Zeichen der Familie.

LG
Shaoshi

[…] … Peking: Linni von Abenteuer China „Alle Jahre wieder„ […]

[…] Jahr – unser viertes Weihnachten, seit wir in China leben – heißt es erst recht:  Alle Jahre wieder. Im ersten Jahr, gerade mal vier Monate hier, war noch alles neu und aufregend. Wir kannten uns […]

[…] … Peking: Linni von Abenteuer China „Alle Jahre wieder„ […]

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