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Winter im Sommerpalast

Mit der Fotogruppe geht es in den Sommerpalast. Es ist ein knackig kalter Wintertag, morgens noch grau und mit mäßigem Smog, aber später am Vormittag sollen die Luftwerte dank Wind aus der richtigen Richtung gut werden. Es gibt sogar eine „blaue Landsturmwarnung“ (blau ist die niedrigste von vier Warnstufen), der ich dusseligerweise keine Beachtung schenke, denn ich arbeite ja nicht als Fensterputzerin oder auf einem hohen Gerüst.

Wir sind nur zu dritt (interessante parallele Veranstaltungen und viele noch/schon verreist) und teilen uns ein Taxi ab der Schule. Die Straßen sind leer und wir sind in noch nicht einmal einer halben Stunde am Nordtor des Sommerpalasts – Rekordzeit. Sofort stürzt sich ein Baoan auf uns und zeigt uns eine Infotafel, wo wir den QR-Code scannen sollen, um die Tickets zu kaufen. Ich habe das Sommerpalast-Miniprogramm bereits und bin schon im System, aber der Mann ist unsicher und winkt eine weitere Mitarbeiterin zu uns. Beide sind wirklich nett und hilfsbereit, aber auch so klappt alles problemlos. Anlässlich der Feiertage zahlen wir nur den halben Preis (25 statt 50 RMB) – das hätte ich nicht gewusst. Kein Messen der Temperatur mehr, kein Scannen des Healthcodes, nur noch den QR-Code der Tickets vorzeigen und wir sind drin.

Suzhou-Market-Street

Der Nordeingang ist der Eingang direkt an der Suzhou-Street. Hier stürzt sich wieder ein Mann auf uns und will uns hier aufs Eis locken. Rückblickend wäre das eine gute Sache gewesen, aber unser Plan ist es, erst auf den Hügel hinauf zu klettern, dann hinunter in Richtung Marmorboot, durch den langen Korridor am See entlang bis hin zur 17-Bogen-Brücke und als abschließender Höhepunkt aufs Eis des Kunming-Sees.

Zugefrorener Kanal im Sommerpalast, gesäumt von historischen zweistöckigen Bauten.

Wir gehen also weiter. Ich bin zwar im Wesentlichen wieder fit, aber bei den Stufen bergauf bin ich doch noch kurzatmiger als normalerweise. Aber das ist dann auch das Einzige, was ich noch von Covid übrig habe, ansonsten bin ich endlich wieder ganz gesund, keine komischen Husten- oder Schwächeanfälle mehr, es ist also endlich überstanden.

Zu Schauen gibt es mehr als genug, zum Beispiel die Dachreiter auf den zahlreichen Pavillons und Hallen.

Grüne glasierte Dachreiter auf einem Pavillon

Das Marmorboot

Wir erreichen das Marmorboot. Noch ist es grau und zusammen mit dem Gegenlicht kann das Marmorboot auch mal ganz düster wirken. Die Holzaufbauten wirken aber tatsächlich schäbiger als früher, hier stehen sicher bald Renovierungsarbeiten an.

Marmorboot auf/am Kunming-See im Pekinger Sommerpalast

Wir spazieren durch den langen Korridor, machen eine kleine Kaffeepause, das wärmt von innen. Es ist wirklich bitterkalt. So langsam wird es windig, aber noch sind wir im geschützten Bereich der Innenhöfe. Die Bäume sind mit Hunderten von roten Mini-Laternen geschmückt und zu meiner großen Freude sehe ich den Wimpel einer Touristengruppe. Dass die einem mal fehlen würden bzw. dass man sich so freut, dass die endlich wieder da sind…

Hunderte kleiner roter Lampions in einem kahlen Baum, im Hintergrund ist ein traditionelles chinesisches Gebäude zu erkennen

See und Eis

Wir spazieren weiter am See entlang und haben wirklich tolle Aussichten über den See hinüber zum Langlebigkeitshügel und den historischen Gebäuden.

Zugefrorener Kunming-See im Pekinger Sommerpalast

Inzwischen ist es deutlich windiger geworden, das Grau verschwindet. Wir nähern uns erstmal der 17-Bogen-Brücke, überqueren diese und schlendern über die Insel.

17-Bogen-Brücke im Pekinger Sommerpalast

Nun geht es aufs Eis. 100 RMB pro Person sind für Zugang plus Eisfahrrad zu berappen. Wir schlittern drauf los, setzen uns auf die Eisräder – und dann stellt sich rasch heraus, dass das angesichts der teils heftigen Windböen eine nicht ganz so kluge Idee gewesen ist. Eigentlich wollten wir kreuz und quer über den See und schließlich an der Nordost-Ecke zurück an Land. Uneigentlich mussten wir gegen den Wind anradeln – und sind praktisch nicht vorwärts gekommen. Kein Vergleich zum letzten Jahr, wo ich kreuz und quer über den gefrorenen See sausen konnte.

Das Gefühl, dass es so toll ist, hier zu sein und das erleben zu können, hält nur kurz an, denn wir merken rasch, dass es bei den heftigen Windböen nicht ganz ungefährlich auf dem Eis ist. Herrenlose Schlitten und Räder sausen mit hoher Geschwindigkeit übers Eis – wenn die einen treffen, könnte das nicht nur weh tun, sondern einen ernsthaft verletzen. Aber auch wir selbst werden vom Wind in Richtungen getrieben, in die wir gar nicht wollen, da hilft es nicht mal, sich mit den Füßen gegen das Eis zu stemmen.

Als eine von uns sieht, dass ein Mann stürzt und zunächst nicht wieder aufsteht, ist es kein lustiges Abenteuer mehr, wir entschließen uns abzubrechen. Wir geben die Räder ab und schlittern vorsichtig zurück an Land. Wir sind gerade auf der Rampe, als wir sehen, dass hinter uns das Eis geräumt wird. Tickets werden auch keine mehr verkauft. Also wieder was gelernt: auch die „harmlosen“ blauen Warnungen haben ihren Sinn – und künftig bei heftigen Windböen nicht mehr aufs Eis.

Unterm Strich war es dennoch ein toller Ausflug. Es bleibt ja noch eine ganze Zeitlang frostig, vielleicht gönne ich mir das (Eis-)Vergnügen doch noch mal, sonst spätestens im nächsten Jahr wieder. Ansonsten bin ich spätestens im Frühling wieder im Sommerpalast.

Fotos

Schnipsel Nr. 25

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Peking-Schnipsel”.

Anti-China- statt faktenbasierter Pandemie-Politik?

In den USA (und auch schon in Deutschland) verbreitet sich eine neue, möglicherweise ansteckendere und gefährlichere Variante des Coronavirus, aber eine Testpflicht wird nur für Reisende aus China eingeführt und eine Reisewarnung für China (nicht die USA) herausgegeben. Warum der Fokus auf China nichts weiter als eine Nebelkerze ist, wird hier vom Wissenschaftsmagazin Spektrum erklärt.

Aber auch hier setzt die Beschränkung auf Reisende aus China den falschen Fokus. Denn das große fröhliche Variantenzüchten geschieht weltweit, ohne dass sich irgendwer daran stören würde. Im Gegenteil, während in den vergangenen Monaten ein ganzer Zoo sehr ansteckender Immunfluchtvarianten entstand – darunter die XBB-Linie, die sich derzeit in diversen Ländern extrem stark verbreitet – probten die meisten Länder der Welt die Normalität. Überwachung und Maßnahmen wurden zurückgefahren, man akzeptiert jetzt hohe Infektionszahlen und die dadurch geförderte Virusevolution. Und nun ist China auf einmal das Problem?

Vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis es – quid pro quo – entsprechende Maßnahmen aus China gibt. Und damit wächst bei uns die Besorgnis, dass sich unsere Reisemöglichkeiten doch nicht normalisieren werden. Ich bin sehr dafür, die Pandemie wirksam zu bekämpfen – aber politisch motivierte Alibi-Maßnahmen mit Beschränkung auf China sind Quatsch.

Downgrade!

Seit heute gilt Covid in China „nur noch“ als eine Class B Erkrankung (wie HIV, Hepatitis, Vogelgrippe z.B.). Das heißt: keine Quarantäne, kein Tracking enger Kontakte, keine Risk-Areas mehr. Endlich!

Winterfreuden

So langsam geht’s mir besser, nach über einem Monat wird das auch mal Zeit. Es tut mir gut, wieder in der Stadt unterwegs zu sein. Noch reicht die Kraft nicht für Tagesausflüge, aber jeden Tag geht ein bisschen mehr.

Das Wetter ist schön, nachts durchgängig Minusgrade, aber heute ist es tagsüber ungewöhnlich warm mit 11 Grad (normal ist das nicht!). Für Donnerstag ist Niederschlag vorhergesagt und bis vorhin hatte ich auf Schnee gesetzt. Aber nun werden die Temperaturen tagsüber wohl nicht um 0 Grad, sondern bei 3 Grad liegen, damit wird das wohl Regen werden.

Gestern wollte ich eigentlich in Richtung Lama-Tempel und Ditan-Park. Ich war neugierig,  denn am Neujahrstag wurden rund um den Lama-Tempel viele Absperrgitter abgeladen, und ich wollte schauen, ob und was da los ist. Spannend ist ja, ob es dieses Jahr wieder Tempelmessen geben wird – die größte in Peking war immer im Ditan-Park. Ich habe gehofft, dass die Gitter vielleicht dafür gedacht waren. „Large scale events“ sind allerdings weiterhin nicht erwünscht, von daher heißt es abwarten, ob und was es an Temple fairs geben wird.

Aber als ich über die Brücke am Liangma River gefahren bin, hat mich der Trubel auf dem Eis so gelockt, dass ich erstmal eine Weile hier spazieren gegangen bin.

Schlittschuhe sind die Ausnahme, aber diese Stuhlschlitten gibt es en masse, von der großen Luxusvariante bis zum improvisierten Klappmodell.

Für richtig viel „Eishockey“-Spaß sowohl für die Spieler:innen als auch die vielen Zuschauer:innen sorgen ein paar Besen und eine Kleberolle. Und wenn mal einer ausrutscht und hinfällt, wird das mit viel freundlichem (!) Gelächter und Applaus bedacht.

Vorsicht!

Mit den ungewöhnlich hohen Tagestemperaturen ist das Eis auf manchen Kanälen brüchig, auf WeChat kursiert ein Video mit einer kleinen Gruppe, die gestern in der Nähe des Beijing Exhibition Centers eingebrochen ist und gerettet wird.

Fotos

Schließlich tuckere ich weiter in Richtung Lama-Tempel. In der gesamten Yonghegong-Straße steppt der Bär, aus den Souvenirläden dröhnen wieder wie vor der Pandemie Meditationsgesänge vom Band. Aber die Gitter vorm Tempel sind weg, und auch am Ditan-Park ist nichts los. Anders als der Liangma River ist der Beihucheng River nicht zugefroren. Leider ist so langsam meine Energie aufgebraucht und ich mache mich auf den Rückweg.

Gehört hier zum Winter dazu: Süßkartoffel-Verkäufer!

Solche überladenen Fahrzeuge gibt es zwar weiterhin, aber doch viel weniger als früher.

Schule!

Heute ist der letzte Ferientag, morgen startet die Schule. In Präsenz. Das Thema Online-Schule ist hoffentlich dauerhaft Geschichte! Ein paar Maßnahmen gibt es noch:  es muss ein Schnelltest gemacht werden (und ein Formular ausgefüllt und hochgeladen oder mitgegeben werden). Schnelltests sind neu für uns, aber nun können wir an die Erfahrung auch einen Haken machen… Außerdem wird beim Betreten der Schule weiterhin die Temperatur gemessen, müssen im Gebäude Masken getragen werden, soll der Kontakt zu anderen Klassen auf das notwendige Minimum beschränkt werden und Eltern dürfen die Schule nicht betreten. Letzteres ist im Hinblick auf den normalen Schulalltag nicht so wild, aber die Schule kann so noch nicht wieder in die Rolle als Treffpunkt der deutschen Community mit Festen und Veranstaltungen zurückkehren. Aber das wird hoffentlich auch bald noch!

Als Lichtblick für alle, die sich nicht so auf die Schule freuen: in zwei Wochen sind schon wieder (Neujahrs-)Ferien!

Frost in Peking

Proteste

Sonntagabend bis zum frühen Montagmorgen wurde nur wenige hundert Meter von uns entfernt protestiert. Bis gegen 3 Uhr habe ich versucht, auf verschiedenen Kanälen auf dem laufenden zu bleiben. Hingehen und gucken? Natürlich hat mich das gejuckt, aber das ist halt riskant einerseits, und möglicherweise kontraproduktiv andererseits (das Framing „vom Westen gesteuert“ will ich nicht durch meine Anwesenheit befeuern). Kalt gelassen hat es mich jedenfalls nicht.
Eine Einschätzung, ob und wie sich die Proteste fortsetzen werden, ist schwierig, auch darüber ob und welche Folgen der Tod von Jiang Zemin möglicherweise haben wird.

Ich habe ja neulich schon auf den Podcast von Sven Tetzlaff hingewiesen. Als ich gestern die aktuelle Folge seines China-Tagebuchs gehört habe, habe ich in dem Kapitel „ZeroCovid“ fast nach jedem Satz zustimmend mit dem Kopf genickt. Anstatt das jetzt hier einfach nachzuplappern, möchte ich stattdessen diese Folge besonders empfehlen!

Pandemie

Wir waren zweimal kurz im Lockdown. Das erste Mal über Nacht – wenn sich unser Vermieter nicht gemeldet hätte, hätten wir das vermutlich gar nicht mitbekommen. Das zweite Mal tagsüber, an einem kalten, grauen Tag, den ich vermutlich eh zuhause verbracht hätte, auch nicht so tragisch, die Jungs sind zudem ja eh den Großteil des Tages am PC wegen des Online-Unterrichts (Präsenzschule gibt es voraussichtlich wohl wirklich erst wieder nach den chinesischen Neujahrsferien). Schwierig ist vor allem die Unsicherheit, wie lange sich das hinziehen mag. Inzwischen wurde neu geregelt, dass solche Lockdowns nicht länger als 24 Stunden dauern dürfen. Blöd ist natürlich, wenn sich dann ein Kurz-Lockdown an den anderen reiht.

Covid-Test in Peking unter freiem Himmel. Eine Frau im Hazmat-Suit sitzt an einem Schreibtisch, unter dem ein elektrischer Heizkörper steht. Sie tippt die Daten eines vor ihr stehenden Jugendlichen in ein Handy ein.Es wurde wieder eine temporäre Teststation im Hof aufgebaut, das ist – für uns – ganz praktisch, weil’s Testen nun wirklich nur noch ein paar Minuten dauert. Die Mitarbeiter:innen tun mir allerdings leid: bei den Temperaturen in einem Zelt zu sitzen (immerhin gibt es jetzt ein Zelt, vorher unter freiem Himmel), das ist alles andere als ein Vergnügen. Sie haben zwar jeweils einen e-Heizkörper unter ihrem Tisch, aber dass die Dinger nur sehr begrenzt wirken, erfahren wir gerade selbst (siehe unten).

Ganz aktuell kommt gerade die Meldung rein, dass in Peking asymptomatisch Infizierte und solche mit leichten Symptomen, die Infektion zuhause auskurieren können – wenn ausreichend Wohnraum vorhanden ist und keine potentiellen Risikopatienten wie Ältere und Menschen mit Grunderkrankungen dort wohnen. Das mag wie ein kleiner Schritt wirken, ich empfinde derzeit aber jede noch so kleine Vereinfachung als großen Schritt weiter. Heute waren es wieder ein paar mehr Infektionen (5053), aber vielleicht ein kleiner Lichtblick: „in the wild“ (also außerhalb bekannter Infektionsketten) hat sich die Zahl von gestern auf heute deutlich reduziert, von 609 auf 356. Das wäre echt gut, wenn sich das fortsetzt…

Nanowrimo

Der National Novel Writing Month (nanowrimo) ist vorüber, ich bin schon am 28. November über die Ziellinie gekommen: Hurra, mein zweiter „Sieg“ nach 2017. Nun ist ein erster Rohentwurf eines Krimis  fertig. Der muss nun ein wenig vor sich hinbrüten, ab Januar will ich mich ans Überarbeiten machen, was deutlich länger als 30 Tage dauern wird. Mal sehen, ob ich diesmal am Ende zufrieden damit bin.

Winner-Badge des NaNoWriMo 2022: Schriftzug "Winner" auf floralem Hintergrund.

Über diesen Krimientwurf hinaus hat sich die Teilnahme für mich mehr als gelohnt, denn das (kreative) Schreiben ist nach längerer Flaute endlich wieder fester Bestandteil meines Alltags. Das hat mir gefehlt, aber ich habe – bis November – einfach die Kurve nicht gekriegt.

Schön waren auch die – viel zu wenigen – Write-ins in einem netten Café in Dongzhimen – mehr ging nicht wegen Pandemie. Aber vielleicht gelingt es uns, diese Treffen wieder aufzunehmen, wenn Restaurants wieder geöffnet sind und die Lage sich entspannt hat.

Mimimi: Frieren

Mir ist kalt. 13-14 Grad in der Bude, bis minus 12 Grad draußen, ich hasse alles und jeden (nein, das nun auch nicht, aber für Kälte habe ich Nullkommagarnix übrig). Ich war dieses Jahr schon frühzeitig hinterher, dass unsere Heizung gewartet wird, damit sie funktioniert, wenn es richtig kalt wird. Die Arbeiten waren aber wohl wieder eher semiprofessionell – und nun haben wir den Salat: Pünktlich zur ersten großen Kältewelle fällt die Heizung aus. Worker kam immerhin gewohnt schnell, aber die Ansage, die Anlage sei eingefroren, hat mich dann doch zunächst an Übersetzungsfehler glauben lassen. Aber sowas gibt es wohl tatsächlich (ist eine Split-Anlage). Nun sollte die Anlage bei Außentemperaturen unter Null auftauen, und zwar 30 (!) Stunden lang.
Mit ein paar e-Heizkörpern, vielen Decken, heißem Kakao, Tee, Glühwein haben wir die Zeit überstanden, hoffnungsvoll die Heizung wieder angeworfen. Tja, innerhalb von 4 Stunden von 13,3 auf 15 Grad? Nun frieren wir weiter und warten wieder auf den Worker – der, wie sich gerade rausgestellt hat – nicht kommen kann. Er ist in Quarantäne.

Ich mach mal Glühwein.

Winterspaziergang

Ich habe mich in der letzten Zeit ein bisschen schwer getan, mich aufzuraffen und durch die Stadt zu streifen. Hauptgrund ist: mir ist zu kalt, die Kälte kriecht mir in die Knochen, tut weh, ich hasse es. Lorde hat ja einen Song („Solar Power“) extra für mich geschrieben, besonders die ersten Zeilen treffen es gerade genau richtig:

I hate the winter, can’t stand the cold
I tend to cancel all the plans (So sorry, I can’t make it)

Der andere Grund ist etwas, das viele Menschen, die im Ausland leben, umtreibt: was, wenn es den Lieben daheim mal nicht gut geht und man eigentlich besser dort wäre? Ich weiß jetzt, wie sich das anfühlt, aber bis ich da mehr drüber schreiben kann, brauche ich noch Zeit.

Gestern war es aber endlich mal nicht ganz so kalt, dazu gute Luft und strahlender Sonnenschein, mein Knöchel ist wieder ganz in Ordnung, also habe ich mich auf den Scooter geschwungen und bin zum Shichahai gedüst.

Test-Schlangen und die Seuche

Unterwegs komme ich zweimal an langen Schlangen vorbei: hier wird getestet. Eine der Schlangen ist an der Kreuzung Beixinqiao, wo vor kurzen der neue U-Bahn-Eingang (samt neuer Airport-Express-Station) eröffnet wurde. Auf der einen Seite der Kreuzung die wirklich sehr lange Schlange auf der Bike Lane, auf der anderen Seite sitzen ältere Pekinger auf den neuen Bänken des traditionell gestalteten Bahnhofeingangs (erinnert etwas an die Laubengänge im Sommerpalast oder Himmelstempel). Leider ist zuviel Verkehr, als dass ich absteigen und stehen bleiben könnte zum fotografieren.

Für uns war ja vor ein paar Wochen ein Test für den kompletten Compound angekündigt, der Stunden später wieder abgesagt wurde. Vielleicht ganz gut so, subjektiver Eindruck ist, dass man entweder nie oder „ständig“ getestet wird (wobei „ständig“ zwei-drei Mal heißt). In Peking selbst war heute übrigens der zweite Tag ohne lokale Neuinfektion. Von wegen, Omikron würde die quasi ungeimpften Chinesen platt machen. Die vielen positiven Tests in der Olympia-Blase dürfen auch gerne innerhalb der Blase bleiben.

Dafür hat es in Deutschland die ersten Familienmitglieder erwischt. Ich hoffe, das geht gut aus und ist fix und folgenlos überstanden.

Am Shichahai

Derzeit ist die Stadt noch bunter als sowieso schon, Neujahrs- und Olympia-Deko überall, hier an der Kreuzung vor dem Trommelturm.

Ich stelle den Scooter ab, biege um die Ecke und laufe auf den See zu – und muss mir erstmal die Augen reiben: huch? Das Eis ist schon weg?

Auch wenn ich mein „Projekt Eisprinzessin“ (die Pekinger Eislaufflächen testen) nun auf die nächste Saison verschieben muss: böse bin ich nicht drüber, denn das ist ein erstes Zeichen dafür, dass meine viertliebste Jahreszeit so langsam zu Ende geht. Zum Wochenende ist noch mal ein Kälteeinbruch angekündigt, aber dann reicht’s auch mit dem Winter. :)

Ich biege in den Yandai-Hutong ab, und lasse mich von dem farbenprächtigen Gewusel dort gefangen nehmen. Es gibt so viel zu sehen!

Zum Beispiel der Schatten der Laternen auf einer historischen Türe…

Die unterschiedlichsten Menschen…

Es scheint immer mehr Hunde zu geben (oder sie fallen mir mehr auf), ob frei herumstromernd in einer Gasse…

… oder vom Frauchen aufgebrezelt an der Leine.

Über diese scheußlichen Palmen muss ich immer schmunzeln, aber jetzt im Winter ganz besonders.

Nachmittags keine Schwimmer, sondern ein Angler…

Ganz dünnes Eis…

Der Mini-Park am Wanghai-Turm ist geschlossen, das heißt ich könnte nicht am Ufer weitergehen, sondern müsste die an dieser Stelle eher uninteressante Straße benutzen. Da drehe ich lieber um, ich kann ja auch noch über die Brücke auf die westliche Seeseite gehen und dort herumstromern.

Ich mag die Spiegelungen im See…

… und das Gewusel hier. Heute ist viel los, denn es ist der letzte Tag der Neujahrsferien (also der letzte offizielle freie Arbeitstag, unsere Jungs haben seit Montag schon wieder Online-Schule).

Okay, das Eis ist nicht weggetaut, die Enten haben es aufgefressen… ;)

Pekinger Gegensätze: modernes und traditionelles Peking auf einen Blick, in einem Bild: vorne der Feuergott-Tempel, hinten der Citic Tower (Zhongguo Zun).

Ich gehe noch ein Stück weiter…

… aber allmählich steht die Sonne schon tief und nun wird es doch merklich kälter. Also drehe ich um und kann diesen Blick genießen: vorne in rot der Trommelturm, weiter hinten von den Bäumen fast verdeckt der Glockenturm.

Jeder mag Tanghulu (kandierte, aufgespießte Früchte).

Raucherpause.

Nach drei Stunden ist mir dann aber doch echt kalt, Zeit für den Rückweg.

Ich schwinge mich auf den Scooter und nehme einen anderen Weg zurück nach Hause. Trommelturm habe ich ja heute schon gesehen, ich werfe nun also noch einen Blick auf den Kohlehügel – wenn auch nur von der Bike Lane aus.

Ein Stück weiter muss ich an einer Ampel warten. Aber es gibt ja immer was zu gucken.

Der lange Spaziergang hat mir wirklich gut getan, man kann so schön Gedanken dabei sortieren, Licht und Sonne heben die Laune. Und so schrecklich kalt war es glücklicherweise auch nicht. Abgesehen davon gibt es hier ja auch immer mehr als genug zu Gucken. Auch wenn ich inzwischen schon immer wieder mal denke, dass ich gerne etwas Neues entdecken würde, hat es auch seinen Reiz, solche Lieblingsorte (wie es der Shichahai für mich ist) immer wieder aufzusuchen.

Beijing on Ice (1): Kunming-See im Sommerpalast

Wie neulich angekündigt, habe ich angefangen, die Eisflächen der Stadt zu erkunden. Und ich hab’s nicht nur hier erwähnt, sondern so vielen Leuten erzählt, dass ich wirklich nicht mehr kneifen konnte. Also habe ich mir gestern morgen tapfer mein „Mimimi, es ist so kalt“ verkniffen, mich warm eingepackt und mich auf dem Weg zum Sommerpalast gemacht.

Allerdings habe ich mich beim Bestellen des Taxis vertan und bin deshalb am falschen Eingang (Nanruyi-Gate) gelandet. Der Spaziergang am See entlang und der Blick waren aber so schön, dass ich das dann doch als Glücksfall empfunden hab – und mich auch bald (oder im Frühling…) wieder dort absetzen lassen werde, um dann am anderen Seeufer oder über die Brücken und Inseln in Richtung Palast zu gehen. Diesen Teil habe ich tatsächlich bisher noch nicht besucht.

Das Eis hier knackt und quietscht, ganz merkwürdige Geräusche. Alle paar Meter steht ein Schild: „Eis nicht betreten“, dafür müsste man aber am Ufer eh erstmal durchs Wasser waten.

An der 17-Bogen-Brücke war ich im Dezember zur Wintersonnenwende. Inzwischen sind die Absperrungen am Ufer wieder weg, auch die Brücke ist wieder freigegeben.

Schlittschuhlaufen verboten

Schließlich komme ich am Ticketschalter an (Nähe East Gate; es gibt noch zwei weitere Zugänge im Norden und Westen, wobei vom See aus der im Westen heute geschlossen aussah). Die Verkäuferin sieht meinen Schlittschuhbeutel, redet auf mich ein, schüttelt den Kopf. Ich stammel was von „xiang mai piao, yao qu huabing“  (möchte Ticket kaufen, will Eislaufen). Schließlich sagt sie doch: 50 Kuai. Ich will den Code scannen, wie das der Mann vor mir gemacht hat (und auch Probleme hatte) – geht nicht. Ich zeige meine Bezahl-QR-Code – auch falsch.

Ich geh erstmal zur Seite, krame Bargeld raus. Ein Teqin (uniformierter Sicherheitsbeamter) kommt hinzu, redet erst mit der Ticketverkäuferin und fragt dann wirklich jeden, der vorbeikommt, ob er Englisch spricht. Eine junge Frau hilft bereitwillig, und so klärt es sich auf: aus Sicherheitsgründen ist Schlittschuhlaufen verboten, in den 50 RMB Eintritt ist aber Schlitten oder Rad enthalten. Der Teqin ist noch skeptisch, aber als ich verspreche, ganz sicher die Schlittschuh nicht zu benutzen, schleust er mich an der inzwischen deutlich längeren Schlange vorbei, ich bezahle mit Bargeld und habe endlich mein Ticket.

Über einen Holzsteg geht es aufs Eis.

Ich schlittere hinüber zu dem Bereich, wo die Schlitten und Eis-Räder ausgegeben werden. Die allermeisten Leute nutzen die Schlitten, mit meinem Gepäck (zum Glück lässt sich der Schlittschuhbeutel gut umhängen) scheint mir das Rad aber die bessere Wahl zu sein. Es ist oll und angeranzt, erfüllt aber seinen Zweck und ich habe einen Riesenspass damit. Dass ich eigentlich Schlittschuhlaufen wollte, hab ich längst vergessen, so schön ist es auch so. Eislaufen in Peking, das wird schon noch woanders klappen.

 

Eisvergnügen vor Traumkulisse

Je weiter ich mich vom Ufer entferne, desto mehr verteilen sich die Leute. Erst später am Nachmittag wird es richtig voll.

Natürlich wird viel fotografiert, ich tu’s ja auch.

Ich hab soviel Spaß, dazu die wunderschöne Kulisse, die Zeit vergeht im Flug. Ich fahre außen ganz herum, dann wieder kreuz und quer. Immer wieder genieße ich die Aussicht auf den Langlebigkeitshügel mit dem Turm des buddhistischen Weihrauchs – von dichter dran…

… oder etwas weiter weg.

Eine meiner Schwestern hat sich ein Bild vom „Marmorboot on Ice“ gewünscht – bitte schön:

Hundeschlitten?!?

In abgezäunten Bereichen kann man gegen Aufpreis für begrenzte Zeit „Bumper“ oder „Hundeschlitten“ mieten. Das amüsiert mich und ist gleichzeitig so wunderbar typisch Chinesisch. (Wer’s nicht erkennen kann: natürlich sind das nur Stofftiere, keine echten Hunde!)

Zu lange stehen bleiben und gucken geht nicht, dann wird es doch zu kalt, also trete ich wieder in die Pedale (und das Rad dreht erstmal ordentlich durch) und drehe weitere Runden über den See.

Ich überlege, ob ich vielleicht den Sonnenuntergang noch mitnehme, aber da mir doch auch schon kalt ist und ich derzeit keine Erkältung riskieren will, entscheide ich mich dagegen. Und: ich werde nächste Woche sowieso mit der Fotogruppe wieder hier sein. Sollte mir dann auch zu kalt sein, starte ich mal später am Nachmittag. Wirklich schade, dass der Weg doch recht weit ist.

Ich gebe also das Eis-Rad wieder ab. Inzwischen sind nur noch wenige Schlitten dort und fast alle Räder ausgeliehen. So richtig trennen kann ich mich aber noch nicht, also gehe ich nicht zum nächstgelegenen Ausgang (den Haupteingang am East Gate), sondern zu dem Ausgang in der Nähe der 17-Bogen-Brücke.

Die Schlange am Tickethäuschen ist inzwischen echt lang geworden.

Ich dreh mich noch ein letztes Mal um, und dann geht es wirklich nach Hause.

Foto-Galerie

 

Schnipsel Nr. 18

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Schnipsel”. 

Abends am Tian’anmen

Der erste Fotowalk mit der Fotogruppe in diesem Jahr hat uns an den Tian’anmen geführt. Da Anfangs- und Endpunkt unterschiedlich sein würden, habe ich den Scooter stehen lassen und bin mit der Metro gefahren. Vorteil der Metro: auch im Berufsverkehr kommt man schnell und verlässlich von A nach B. Nachteil: es kann halt ziemlich voll sein. Das mag ich nicht so wahnsinnig gern (das ist ein klein wenig schönfärberisch ausgedrückt), aber es war halt doch die objektiv beste Lösung.

Umsteigen in Guomao

Eigentlich war das gar nicht so wild wie befürchtet. Und wärmer als auf dem Scooter war es auch. Am Tian’anmen war überraschend wenig los. Okay, es ist kalt, es ist mitten in der Woche, keine ausländischen und kaum einheimische Touristen unterwegs – ungewohnt ist es trotzdem.

Wir sind dann noch weiter zum NCPA spaziert, das nicht wie früher in wechselnden Farben beleuchtet wurde. Und um 21 Uhr gingen alle Lichter aus. Wir sind dann noch weiter zur Qianmen gegangen, wo wir eigentlich noch einkehren wollten – aber es war schon alles zu oder im Schließen begriffen.

Straßenbegleitgrün!

Hier wird viel Wert auf Grün in der Stadt gelegt. So manche Verkehrsinsel mutet wie ein kleiner Park an. Tag für Tag sind auch Heerscharen von Arbeiter:innen im Einsatz, um das Grün auf Verkehrsinseln, am Rande der Straßen und auf den Mittelstreifen zu hegen und zu pflegen. Mancherorts wird auch auf künstliches Grünzeug zurückgegriffen – so sind „Kirschblüten“ zum anstehenden Frühlingsfest dann auch bei Minusgraden kein Problem.

Hier in der Lucky Street ist das aber tatsächlich mal weniger gelungen.

Diese Zierkohlköpfe werden relativ oft eingesetzt, ob künstlich oder echt. An deren Anblick habe ich mich gewöhnt. Aber zusammen mit dem künstlichen Getreide ist es dann halt doch mal schön scheußlich. :)

Nix los am Liangmahe

Gestern wollte ich Spazieren gehen und auf dem Rückweg einkaufen. Mir war dann aber so kalt, dass ich es nicht weiter als bis zum Liangmahe geschafft habe. Mit meiner Abneigung gegen die Kälte scheine ich nicht allein zu sein, deshalb war ich auch relativ allein am Kanal.

Chinesische Schilderlyrik

Ein weiteres Fundstück für meine Schildersammlung. Und dann eine „Photo Area“, wo es eigentlich nix Dolles zu knipsen gibt. Der Blick auf den Liangmahe ist von weiter vorne oder hinten deutlich netter, und so spektakulär wirkt der Citic Tower (aka Zhongguo Zun) im Hintergrund hier auch nicht.

Photo Area…

Ein paar Schritte weiter finde ich den Blick Richtung Dongzhimen mit der Spiegelung der Guoson Twin Towers viel netter.

Der Grundstein für die Türme wurde sicher schon während der Qing-Dynastie gelegt … ;)  Ende Dezember sah es so aus, als ob sich was tut. Schaun wir mal.

Peking auf dem Eis

Vor ein paar Tagen habe ich irgendwo in den Tiefen des Internets eine Liste von Eisflächen gesehen, die immer Mitte Januar freigegeben werden. Bei vielen davon kann man zwar Schlittschuhe, Eisräder (wie Dreiräder mit Kufen) und ähnliches ausleihen, aber die Passform der Schlittschuhe ist zumeist suboptimal. Eigentlich bin ich bekennende Winterhasserin, uneigentlich fand ich schon immer Schlittschuhlaufen recht spaßig. Und dann die Vorstellung vor der Kulisse des Sommerpalastes ein paar Runden auf dem Kunming-See zu drehen – ja, was für eine geniale Vorstellung.

Schlittschuhe ausverkauft?!

Also, Schlittschuhe müssen her – in meiner Größe aber in allen Filialen der günstigen internationalen Sportartikelkette ausverkauft laut deren Webseite. Schlittschuhe will ich unbedingt anprobieren und nicht online bestellen. Wie der Zufall es will: ich erzähle das einer Freundin, die ihre Schlittschuhe nicht mehr nutzt und verkaufen will – sie passen und gehören nun mir.

Ein bisschen Enttäuschung kam auf, als es hieß, die Eisfläche am Sommerpalast werden wegen Olympia/Covid dies Jahr nicht geöffnet, aber eben hat das englischsprachige Stadtmagazin Öffnungszeiten und Eintrittspreise veröffentlicht – nun steht meinem Projekt, alle freigegebenen Eislaufflächen zu testen nichts mehr im Weg. Morgen bin ich verplant, aber gleich am Freitag lege ich am Shichahai los.

Eisflächen in der Stadt

Es soll sieben städtische (= freigegebene ) Eisflächen geben:

  • Shichahai
  • Beihai
  • Sommerpalast
  • Alter Sommerpalast (hier ist anlässlich der Olympischen Spiele ein „Ice and Snow Festival“)
  • Taoranting-Park
  • Chaoyang-Park
  • Yuyuantan-Park

Dazu kommen noch inoffizielle Flächen wie z.B. der Kanal zwischen Lama-Tempel und Ditan-Park. Und mal sehen, was ich noch entdecke.

Kann natürlich passieren, dass kurzfristig immer noch was geschlossen wird, vielleicht entdecke ich auch noch mehr – ich werde berichten.

 

 

Winter in Peking

Eigentlich würde ich dem Pekinger Winter gerne bei jeder Gelegenheit entfliehen. Okay, einer der Hauptgründe dafür – der Smog – gilt nicht mehr so stark wie in den Vorjahren, denn der heftigste Wintersmog ist doch deutlich weniger geworden. 

Aber es ist bitter-, bitterkalt. Selbst wenn das Thermometer mal über Null steht, lässt einen der eisige Wind frieren.

Und es ist trocken. Aber so richtig. Einerseits  ist das schön, wenn man da mal an die verregneten Hamburger Winter denkt. Über einen Mangel an Sonne, Licht und blauem Himmel können wir uns hier derzeit nicht beklagen. Andererseits ist es so trocken, dass hier beinah jeder über Hautprobleme klagen könnte. Jucken und spannen ist da noch das harmloseste, was sich mit regelmäßigem Cremen noch ganz gut in den Griff kriegen lässt. Wer da empfindlicher ist oder auch nur einmal zu lange nicht eincremt, hat womöglich aufgerissene, blutige Hände. Luftbefeuchter können etwas helfen – solange man drinnen ist.

Schnee?

Skifahren, ohne dass es schneit?

Weil es so trocken ist, ist Schnee auch die absolute Ausnahme, auch in den Bergen im Umland. Skigebiete gibt es trotzdem: mit technischem Schnee, also Kunstschnee. Nur eine Dreiviertelstunde von unserem Haus liegt das Skigebiet Nanshan. Letztes Jahr war ich zum ersten Mal mit der Patengruppe dort, und auch dieses Jahr ging es wieder dorthin. 

Auch wenn man nicht Skifahren oder Snowboarden kann oder möchte, lohnt sich ein Ausflug. Man kann auch Reifenrodeln, mit einer (Sommer-)Rodelbahn von oben den Berg herabsausen oder einfach nur ein bisschen Spazieren gehen und dann auf einer der Terrassen in der Sonne sitzen und den Skifahrenden auf den verschiedenen Pisten zusehen. Es gibt verschiedenen Restaurants und Imbissbuden, Trinkwasser und heißes Wasser findet sich natürlich auch, klar, wir sind in China.  

Lieber aufs Eis?

Die lange knackige Kälte lässt auch alle Seen einfrieren. Bei den großen Seen in der Stadt darf man da aber nicht einfach so drauf stiefeln, sondern es sind extra sichere Bereiche umzäunt, wofür man dann auch Eintritt zahlen muss. Am Beihai-See ist in den 80 RMB dann aber auch der Gebrauch sämtlicher Fahrzeuge enthalten: Schlitten, Eisfahrräder, „Bumper“, und das alles zeitlich unbegrenzt. Aber irgendwann wird es einem dann auch einfach zu kalt. Nur Schlittschuhe müsste man selbst mitbringen.

Auch am Houhai gibt es so eine Eisfläche. Den Kunming-See beim Sommerpalast würde ich gerne mal sehen, vor der Kulisse muss es einfach wunderschön sein. Vielleicht schaff ich das ja diesen Winter noch.

 

Schnipsel Nr. 5

Seit Montag hat uns der Alltag wieder, der liebe Besuch ist zurück in Deutschland und wir stellen uns hier jetzt auf den möglicherweise kältesten Winter seit Jahren und die mit dem Winter (Inversionswetterlage plus Heizen) verbundene miese Luft ein. Heute Vormittag war ich noch mit der Fotogruppe unterwegs, im Laufe des Nachmittags konnte man dann zusehen, wie die Luft schlechter und schlechter wurde, inzwischen liegt der AQI bei 343, also über meiner persönlichen Schmerzgrenze. 

Sānlúnchē

Sānlúnchē

Ab einem AQI von ca. 300 geh ich keinen Schritt vor die Tür, wenn es nicht unbedingt sein muss. Bis zu diesem Wert bin ich relativ unempfindlich, aber ab dann gibt’s Hals- und Kopfschmerzen, die fast immer in einer dicken Erkältung enden – so die Erfahrung im ersten Winter hier, dieses Jahr bleib ich bei entsprechenden Werten halt zuhause auf meinem Luftfilter sitzen. Zum Glück sind die Kurzen robuster und die Luftfilteranlage der Schule taugt auch was.

Glückskeks

Ich denke ja oft, dass ich ein Glückskeks bin, dass ich dieses China-Abenteuer erleben darf. So konnte ich auch gar nicht ablehnen, als Jonna von den expatmamas.de gefragt hat, ob ich etwas für den November-Glückskeks beisteuern könnte. Dass sich mit Klebeband fast alles reparieren lässt, und dass es, wenn das Klebeband mal aus ist, auch mit einer Plastiktüte geht, erzähle ich hier: expatmamas.de. Oder kurz zusammengefasst: ich mag den chinesischen Pragmatismus. :) Es muss nicht immer gleich das teure Ersatzteil sein.

Glücklichmacher

Die Welt ist doch manchmal-oft echt zum Heulen. Ertrinkende Flüchtlinge im Mittelmeer, Aleppo, Nazis in Deutschland, Trump in den USA (I’m with her!), Türkei, IS,… Kriege und Krisen, wohin man auch guckt. Und dann veröffentlicht heute Matt Harding sein neues Video: „Where the heck is Matt?“ Wie, Ihr kennt Matt Harding nicht? Der reist um die Welt und tanzt mit Menschen. Von Düsseldorf bis Dubai, von Peking bis Pjöngjang, von Robben Island bis Vancouver, im Nasa-Shuttle und beim Tauchen. Mehr zu Matt gibt es auf seiner Website oder auf Wikipedia.

Diese Videos transportieren soviel Fröhlichkeit und bringen auch an dunklen Tagen den Optimismus zurück: Eine Welt für Alle. Das geht. Muss gehen.