Stadtmauer und Sommerferien
Zum Glück entspannt sich die Lage hier weiterhin. Zwei Tage in Folge keine lokale Neuinfektion. Auch für Reisende wird es etwas leichter, die Quarantäne bei der Einreise nach China wurde auf 7 Tage zentrale Hotelquarantäne plus 3 Tage Quarantäne zu Hause. Im Hinterkopf bleibt zwar weiterhin, dass beim Auftreten neuer Fälle auch schnell wieder alles geändert werden kann, aber trotzdem ist es ein gutes, hoffnungsvolles Zeichen.
Sommerferien
Die Jungs haben die Schule nicht mehr von innen gesehen, bevor letzten Freitag die Ferien begonnen haben, so richtig enttäuscht darüber waren sie nicht. So lange Ferien (9 Wochen!) mit ganz viel unverplanter Zeit finden sie aber richtig toll.
Mir macht das Herumstromern durch die Stadt wieder mehr Spaß. Meistens fahr ich einfach drauf los, lasse mich treiben und die grobe Richtung von Ampelschaltungen und Verkehrsfluss bestimmen, bevor ich dann irgendwo absteige und spazieren gehe. Aber da die Lage sich ja jetzt entspannt hat, kann ich auch wieder Pläne für weiter entfernte Ziele machen. Gestern bin ich nach längerer Zeit mal wieder in Richtung Stadtmauer unterwegs gewesen. Unten im Park wird gebaut, komplett abgesperrt war aber nur der Bereich unterhalb des Foxtowers.
Tickets: digital und auf Papier
Jedenfalls will ich eigentlich nur gucken, ob Mauer und Foxtower geöffnet sind, bekomme dann aber von einer sehr freundlichen Mitarbeiterin direkt den QR-Code für’s Ticket unter die Nase gehalten. Ja, warum eigentlich nicht? Nachdem ich digital das Ticket gekauft und bezahlt habe, gehe ich drei Schritte weiter zum Tickethäuschen, zeige das e-Ticket vor und bekomme ein Papierticket, das vom Wachmann am Eingang abgerissen wird. Digitalisierung made in China. ;)
Trainspotting und Gegensätze
Ich habe die Stadtmauer (fast) für mich allein. Ein Großelternpaar mit zwei Teenagern ist da. Die Großeltern sitzen auf einer Bank vor dem Foxtower, die Jungs halten Ausschau nach Zügen. Es ist ja wirklich ein toller Platz fürs Trainspotting: von oben auf der alten Stadtmauer mit Blick auf den Pekinger Bahnhof oder in die andere Richtung mit Blick auf den CBD.
Ich nehme mir Zeit und schaue selber eine Weile nach Zügen. Gehe kurz in den Foxtower, in dem unten aktuell Zeichnungen ausgestellt sind, die die Entwicklung der Bahnstrecke bzw. des Verkehrs unmittelbar vor dem Foxtower dokumentieren. Schlendere ein paar Mal auf und ab, schaue über die Überreste der Mauer in Richtung Qianmen/Zhengyangmen und in umgekehrter Richtung auf die Türme des modernen Pekings. Gegensätze in einem Bild festzuhalten, macht mir immer wieder Freude.
Irgendwann kommt ein Wachmann auf mich zu: in zehn Minuten, um 17 Uhr wird geschlossen. Okay, ich mache noch mal ein Bild und habe die Mauer dann tatsächlich ganz für mich – bis auf den Wachmann, der die großen roten Tore des Foxtowers verschließt. Ich genieße den Moment und beeile mich dann doch, die Treppe herunterzusteigen, nicht, dass ich die Nacht hier verbringen muss.
Fotos
Mehr über die Stadtmauer