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Das Jahr des Drachen

Das Jahr des Holz-Drachen hat begonnen. Heute ist der erste Tag des neuen chinesischen Jahres nach dem Lunisolar-Kalender. Auf Horoskope gebe ich nichts, und wenn, dann hätte es fürs vergangene Jahr bei mir auch komplett daneben gelegen. Aber wer sich dafür interessiert, wird auf dieser Seite fündig: Chinesisches Horoskop für 2024.

Gestern war dementsprechend Chunwan – der Vorabend des chinesischen Neujahrs, chinesisches Silvester quasi. Chunwan heißt aber auch das größte TV-Ereignis der Welt, die Silvestergala des chinesischen Fernsehens. Ich habe es nebenher gestreamt und es war wieder überwältigend, bunt, durchaus augenkrebsverdächtig, voller Propaganda – und viel Folklore aus vier weiteren Schauplatzen zusätzlich zu Peking: Shenyang (Liaoning), Changsha (Hunan), Xi’an (Shaanxi) und Kashgar (Xinjiang). Das war das war eine Premiere, es war das erste Mal, dass ein Standort in Xinjiang dabei war. Die Show gibt es seit 1983.

Wie gesagt, ich habe es dieses Jahr nur nebenher gesehen – tagsüber ab 13 Uhr statt 20 Uhr ist halt doch ein Unterschied. Aber einmal habe ich dann doch direkt hochgeguckt: als auf Französisch gesungen wurde. Tatsächlich, ein Lied aus dem „Glöckner von Notre Dame“ wurde dargeboten. Ein weiteres Mal hingucken: ein Beitrag der Volksbefreiungsarmee mit einem Militärlied – ging mit einfliegenden virtuellen Hubschraubern los, dann singende Soldaten in Formation. Tja, das allgegenwärtige Militärische fehlt mir in Deutschland nicht wirklich. Rückblickend aber doch erstaunlich, wie schnell ich mich an den ständigen Anblick von Uniformierten gewöhnt hatte.

Was mir gefehlt hat: die Live-Kommentare von whatsonweibo, die gab es dieses Mal zum ersten Mal seit neun Jahren nicht. Schade, das waren immer viele nützliche Hintergrundinformationen und Erklärungen.

Wer es verpasst hat, kann sich die Show auf Youtube ansehen:

Lóng nián kuàilè (happy Drachenjahr) – möge es ein gutes Jahr werden!

 

Happy New Year – Willkommen 2022!

Weihnachten

Heiligabend war bei uns ruhig und entspannt, eigentlich wie immer. Wir sind Team Kartoffelsalat (norddeutsch mit Mayo!) und Würstchen… ;)

Am ersten Feiertag gab es eine Premiere: das erste Mal, seit ich Kinder habe, bin ich ohne diese auf eine Weihnachtsparty gegangen. Die Jungs wollten eh online gamen, und ob ich da nun direkt daneben oder eine Viertelstunde entfernt bin, ist bei Teenagern ja nun wirklich keine Frage mehr. Mit der Zusage habe ich trotzdem lange gerungen und hab mich auch komisch gefühlt, als wir losgefahren sind – und dann war es total genial. Die Jungs haben den Abend in unserer Abwesenheit genauso genossen wie wir. Sie werden ja so schnell groß… ;)

Am zweiten Feiertag (für uns ja Doppelfeiertag, weil der Große Geburtstag hat) gab es die traditionelle Weihnachtsgans mit Knödeln und Rotkohl, ansonsten wieder gemütlicher Familientag. Über die Festtage verteilt haben wir viel mit der Familie und Freunden geskyped und gechattet – man kann sich doch über 7 Stunden und 7000 km hinweg nah sein (auch wenn es wirklich allmählich Zeit wird für einen Heimaturlaub mit realer Nähe).

Die Tage zwischen den Jahren haben wir wie immer genossen, dieses Gefühl aus der Zeit gefallen zu sein, völlig egal, welcher Tag und welche Uhrzeit es ist, keine Termine, Verabredungen oder Verpflichtungen.

Endzeitstricken und Scooter schieben

An Silvester gab es dann doch eine Verabredung zum Kaffee trinken und Stricken – oder wie der Mann es nannte: Endzeitstricken. ;) Auf dem Weg dorthin komme ich am Wangjing-Panda vorbei, der modernisiert worden ist, wie der Beijinger berichtet hat, die Kamera hatte ich extra griffbereit. Aber dem Cyberpanda ist wohl kalt, denn er ist verhüllt.

Verhüllter Cyberpanda

Ein Stück weiter fiel mir dann die neue Beschilderung auf. Da kommt was auf uns zu.

Olympia kommt.

Auf dem Rückweg ist mir dann nach drei Jahren Scooterfahren zum zweiten Mal passiert, dass der Akku des Scooters nicht ausgereicht hat. Die Kälte verringert die Reichweite doch um einiges, die Anzeige ist von 14 Prozent Ladung (die ausgereicht hätten) auf Null gesprungen. Zum Glück waren es nur gut zwei Kilometer, es war sonnig und trocken, gibt Schlimmeres. Nur, dass man zum Spaziergang nicht unbedingt an so einer langweiligen Straße entlanggehen würde…

Silvesterabend

Statt Fondue oder Raclette stand wieder der Shabushabu-Grill auf dem Tisch, wie letztes Jahr fanden alle, dass wir das öfter machen sollten (mal sehen, ob wir das anders als im letzten Jahr tatsächlich tun). Traditionell haben wir dann Siedler gespielt, immerhin hat diesmal niemand geschummelt, lach. In der Glotze lief einmal der 90. Geburtstag und ansonsten Ekel Alfreds Silvesterpunsch in Dauerschleife, kurz nach 23 Uhr dann einmal durchs TV gezappt und bei Beijing TV hängengeblieben. Tja, die große Sause ist halt erst in einem Monat zum chinesischen Neujahrsfest. Nach dem Ausschlafen war dann auch Deutschland im Neuen Jahr angekommen und auf CNN haben sich traditionell die Moderatoren ins Neue Jahr gepichelt.

Ich mag es, wenn das Jahr noch so neu, unbenutzt und unverdorben vor mir liegt. Wie letztes Jahr habe ich die Hoffnung, dass die Pandemie dieses Jahr ein Ende hat, auch wenn diese Hoffnung nach dem letzten Jahr nicht gerade in den Himmel fliegt. Es sind weltweit so viele Menschen erkrankt und gestorben, das muss endlich aufhören. Und selbst nicht mehr durch Maßnahmen eingeschränkt zu sein, vor allem wieder unbesorgt reisen zu können, das hätte auch was.

Neujahrsspaziergang am Shichahai

Zum Neujahrsspaziergang haben sich meine Männer nicht aufraffen können, aber ich bin ja zum Glück gern solo unterwegs. Gelandet bin ich am Shichahai, wo es wie erwartet voll war. Da musste ich doch kurz daran denken, wie das früher war, als die Jungs noch klein waren und mitkommen mussten, und wie besorgt ich war, sie im Gewusel zu verlieren… Jetzt kann ich mich ganz entspannt treiben lassen.

Die Vorbereitungen für das „Eisvergnügen“ laufen schon. Wenn’s nach mir ginge, wäre zwar das ganze Jahr über Sommer, aber auf das Herumgeschlittere auf dem Eis freu ich mich schon.

Die Absperrung steht, die Dicke des Eises wird getestet. Im Hintergrund der Tempel des Feuergottes.

An immer mehr Orten in der Stadt gibt es jetzt diese kleinen Läden mit Olympia-Souvenirs.

Olympia wird immer sichtbarer in der Stadt

Es wird so langsam dunkel, also mache ich mich auf den Rückweg, denn mit Einbruch der Dunkelheit wird es schnell eisig. Durchgefroren, aber zufrieden komme ich zuhause an. Das war ein gelungener Start ins neue Jahr – ich hoffe, es wird für uns alle ein gutes 2022!

Shichahai – Fotogalerie

Happy New Year? Das zweite Corona-Jahr

Auf ins neue Coronajahr

Frohes Neues Jahr!
Die Hoffnung ist groß, dass dieses Jahr besser wird – die Befürchtung, dass das (erstmal?) nicht der Fall sein wird, allerdings auch.

Gestartet sind wir gut ins Jahr, ein schöner Silvesterabend mit Dinner for One und Ekel Alfreds Silvesterpunsch, Spielen und chinesischer Silvestershow. Statt Raclette oder Fondue stand der Shabu-Grill auf dem Tisch (Kombi von Tischgrill und HotPot). Da hat tatsächlich jeder was gefunden, was er mochte. Sogar Mäkler Nr. 1 möchte das jetzt mindestens einmal im Monat machen. Immerhin, wir können in gut einem Monat noch mal „Silvester“ feiern, wenn das Chinesische Neujahrsfest ansteht.

Ansonsten sind halt Winterferien mit viel Schlafen und Spielen, die leider morgen zu Ende gehen.

Rekordkälte

Screenshot Wetter-App

Minus 18 Grad in Peking

Vor ein paar Tagen sank die Temperatur noch tiefer in den Keller als eh schon, mit -18 Grad wurde ein Rekordwert erreicht. Leider ist da auch unsere Heizung kurzfristig in die Knie gegangen, Eckzimmer auf der windigen Seite sind nicht wärmer als 12 Grad geworden, bei mehr als zwei zusätzlich angeschalteten e-Heizungen, knallte die Sicherung raus.

Jetzt ist es wenigstens tagsüber mit Temperaturen über Null ganz okay. Ja, es ist Winter, klar, dass es kalt ist.

Grundsätzlich ist die trockene Kälte in Peking mit vielen sonnigen Tagen (und tatsächlich auch ganz guter Luft – anders als früher) gut auszuhalten. Aber warm und Sommer mag ich dann doch deutlich lieber – statt Stuga in Jämtland vielleicht später doch lieber eine Strandhütte in Thailand?

Baustellen

Vor einem Jahr war vor meinem Fenster eine Baugrube, jetzt steht da ein Rohbau, der wohl noch um ein paar weitere Stockwerke wachsen wird. Spannend die Frage, was das wohl für Beton ist, der bei zweistelligen Minusgraden vernünftig aushärtet … ;) Zu gucken gibt es hier jedenfalls immer etwas, auch wenn die Aussicht in Richtung Westen nun versperrt ist.

Arbeiter auf Baustelle in Peking

Arbeiter auf der Baustelle

Der Lady Street Flower Market hat seine Pforten ja schon vor über zwei Jahren geschlossen. Neulich wurde er eingerüstet und ich hab noch gedacht, endlich machen sie voran mit der Renovierung. Denkste. Keine Renovierung, es wird abgerissen, vorgestern stand nur noch die nette alte Front mit dem Lotus auf dem Dach und den Elefanten davor.

Abriss Lady Street Flower Market, Peking

Lady Street Flower Market wird abgerissen

Corona

Auch deutsche Zeitungen berichten vom erneuten „großen“ Corona-Ausbruch in China. Allerdings verschwindet eine nicht ganz unwichtige Einordnung im Kleingedruckten, wenn es überhaupt erwähnt wird: bis jetzt handelt es sich um insgesamt ca. 230 Fälle – also deutlich weniger als sich derzeit täglich in mancher deutschen Stadt infizieren.

Im umgekehrten Verhältnis stehen dazu die Maßnahmen: Massentests, Quarantäne (überwachte und nicht „bittebitte, bleibt am besten zuhause“), abgeriegelte Straßen. War Time Mode klingt ja in der Tat dramatisch – wobei ich persönlich um die 1000 Tote am Tag als deutlich dramatischer empfinde.

Auch in Pekings Bezirk Shunyi, wo wir bis vor knapp zwei Jahren gewohnt haben, gibt es neue Infektionen, heute wieder eine. Die betroffenen Wohngebiete werden abgeriegelt (voraussichtlich für drei Tage) und die Bewohner durchgetestet. Einer der Erkrankten ist Taxifahrer und ziemlich viel rumgekommen – unter anderem nun Anlass für weitere Aufrufe zur Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen und zur Einführung neuer: auch beim Taxifahren muss man sich ab sofort per Health App registrieren.

Taxis dürfen gerade nicht von/nach Shunyi fahren (mit Ausnahme des Flughafens), von Einschränkungen des Bus- und Bahnverkehrs ist jetzt gerade noch nichts bekannt.

Mal sehen, ob und welche Auswirkungen das auf die DSP-Schüler*innen haben wird, die in Shunyi wohnen.

Kopfkirmes

Unser Risiko, hier in Peking an Covid-19 zu erkranken, dürfte weiterhin ziemlich gering sein. Dass Risiko von einschneidenden* Eindämmungsmaßnahmen betroffen zu sein, ist allerdings ungleich größer. Also das Gegenteil von Deutschland?

*einschneidend: Nicht nur Maskenpflicht, Temperaturkontrolle, HealthApp – daran haben wir uns gewöhnt, sondern isolierte Wohngebiete oder kontrollierte Quarantäne.

Dass das Virus nicht weg ist, dass es im Winter mehr Ansteckungen geben könnte, war ja eigentlich absehbar, davor ist gewarnt worden, überrascht sollte man jetzt nicht sein. War trotzdem beruhigender, als wir die lange Phase ohne Neuerkrankungen in Peking hatten.

Es wird dieses Jahr zum zweiten Mal keine Temple Fairs zum Neujahrsfest geben. Alles, wo sich viele Menschen zusammenknubbeln könnten, wird mit Besucherobergrenzen versehen (und besonders neuralgische Punkte wie beispielsweise der oberste Pavillon im Jingshan-Park gesperrt).

Dieses unterschiedliche Herangehen macht mir nach wie vor ziemlich Kopfzerbrechen. Nicht nur theoretisch, sondern ganz konkret aus Sorge um meine großen Kinder, den Rest der Familie, Freunde in Deutschland. Aktuell sehe ich noch nicht, dass die Infektionszahlen in Deutschland sinken (zu viele Lücken in unzureichenden Maßnahmen?). Wie lange wir wohl noch Glück haben, dass keiner unserer Lieben erkrankt?

Ich bin gespannt, was dieses zweite Corona-Jahr uns bringen wird und hoffe sehr, dass es mit dem Frühling besser wird.