Schnee im November
Früher hieß es immer, dass es in Pekings trockenen Wintern so gut wie nie schneit. Das scheint sich zu ändern, schon im vergangenen Winter hat es ungewöhnlich oft geschneit. In diesem Winter geht es auch früh los: Gestern Abend fing es mit Schneegriesel an, heute morgen hat’s dann richtig geschneit. Ich hatte mir vorgenommen, zum Jingshan-Park zu fahren, die verschneiten Dächer der Verbotenen Stadt zu fotografieren. Dass das richtig schön ist, habe ich ja schon im Januar 2020 (Peking im Schnee) gesehen.
Wecker gestellt, früh ins Bett. Mitten in der Nacht werde ich von Krawall in der Bude wach – der Wasserspender ist explodiert. Oder so. Jedenfalls war alles nass und die Herren brauchten Unterstützung. Als ich zurück ins Bett bin, habe ich erstmal den Wecker ausgestellt – und dann heute morgen auch erstmal ausgeschlafen, erst für nachmittags waren Temperaturen über Null angesagt, also nur keinen Stress.
Pläne sind zum ändern da
Vormittags bin ich dann losgetuckert – ausnahmsweise mal nicht mit dem Scooter, denn das wäre heute zu riskant gewesen. War doch alles ganz schön glatt und rutschig. Der Taxifahrer hat mich wegen einer Straßensperrung schon ein ganzes Stück vor dem Parkeingang rausgeworfen. Ich denk noch, das ist aber eine lange Schlange an der Bushaltestelle – die Schlange setzte sich aber darüber hinaus fort. Es war schon die Kassen-Schlange des Parks. Aufs Anstehen hatte ich überhaupt keine Lust, also Planänderung: Kohlehügel heute nur von unten und dann mal weiter sehen.
Und von unten haben die verschneiten Pavillons doch auch was.
Achtung, Eiszapfen!
Im Pavillon: nur Wächter. Auf der Plattform darunter: übervoll.
Nee, so schön das im Schnee in dem Park auch ist, das Gedrängel wäre nix für mich.
Die Aussichten von unten sind auch reizvoll.
Ich gehe am Graben, der die Verbotene Stadt eingrenzt, entlang. Auf dessen Begrenzungsmauer reiht sich ein Schneemännchen ans andere.
Das Grau heute kommt vom Wetter, die Luftwerte sind gut.
Ich erreiche „die Ecke“ (der Nordost-Turm der Verbotenen Stadt, gehört sicher zu den meistfotografierten Motiven in Peking). Ein Blick auf die Wetterapp verrät, dass die Chance auf weiteren Schneefall auf 60 Prozent zurückgegangen ist. Ich warte trotzdem noch eine ganze Weile ab, aber es schneit nicht mehr.
Obwohl ich warm eingepackt bin, wird mir beim Rumstehen doch so langsam kalt, also packe ich zusammen und geh weiter.
Die Dächer haben heute ein zusätzliches Deko-Element bekommen: Eiszapfen.
Überall Schneemänner!
I love China – 中国 <3.
In den Hutongs hinter dem Nationalen Kunstmuseum gönne ich mir noch eine Nudelsuppe, aber so richtig warm wird mir erst wieder zuhause.
Schnee steht Peking gut. Hängt das mit dem Klimawandel zusammen, dass nun die Luft im Winter feuchter wird? In den sechs Jahren, die ich in Peking vertracht hatte, gab es im Winter meistens zwei, drei Monate überhaupt keinen Niederschlag. Und die zwei Mal, wo es dann tatsächlich mal schneite, war der Schnee nach einem Tag überhaupt nicht mehr weiss und nach zwei dann völlig weg…
Bei mir hat es gleich in meinem ersten Jahr 2015 zur gleichen Zeit im November das erste Mal geschneit, und in den Jahren drauf auch wieder. Im letzten Winter hat es ungewöhnlich oft geschneit: viermal. Aber richtig, tagsüber taut die Sonne rasch den Schnee weg, die Reste frieren nachts ein und spätestens am nächsten Tag ist der Schnee weg.
Wie wohl in allen Großstädten ist der Schnee auf den Straßen rasch matschbraun-schwarz, aber in den Parks, auf Freiflächen und Dächern sieht’s echt idyllisch aus.
Grundsätzlich sind die Winter aber noch genauso trocken wie immer, ohne Luftbefeuchter und reichlich Creme geht es nach wie vor nicht…