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Schnipsel Nr. 8

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine „Schnipsel“. Dieses Mal: Müll und Minibrand, Wollmarkt, Wetter.

Müll und Minibrand

An dem Tag, an dem unsere Klimaanlage geschrottet worden ist, hat ein besonders schlauer Raucher seine Kippe in eine Mülltonne geworfen und damit einen kleinen Brand im Nachbarturm ausgelöst. Zum Glück war dieser Dank dort schon fertig erneuerter Feuerlöschanlage schnell gelöscht. Wir haben auch erst Tage später davon etwas mitbekommen – durch die nun eingeführten Änderungen: Mülltonnen raus aus den Treppenhäusern! Seh ich ein, Sicherheit geht vor.

Zeitgleich wurde nun die inzwischen auch in Peking angekommene Mülltrennung direkt in den Haushalten eingeführt: kitchen/food, residual , recycable, hazardous. Die Standortfrage der Tonnen ist noch nicht richtig gelöst, alle paar Tage sucht man nun mit dem Müll in der Hand nach den Tonnen. Es ist halt eine Umstellung, fix vor die Apartmenttür stellen oder 20 Minuten Müllspaziergang. Das Richtige zu tun ist halt nicht immer das Bequemste.

Braucht jemand ’nen Schlauch?

Aber auch in unserem Turm ist die Anlage nun komplett erneuert, und das ist durchaus beruhigend.

Wollmarkt

Vor ein paar Tagen war ich das erste Mal auf dem Wollmarkt. Für die, die das noch von früher kennen: das Schild „Wool City“ gibt es nicht mehr. Dafür ist an der Ecke jetzt ein McDoof.

Wollmarkt – Eingang

Leider bin ich ein bisschen enttäuscht. Das liegt nicht daran, dass mehr als die Hälfte der Geschäfte dort geschlossen sind, sondern auch die Qualität (fast alles mit Kunstfaseranteil) und die Auswahl sind recht begrenzt, die Preise sind allerdings günstig bis okay. Außerdem hier erhältlich: Stoffe, Kleidung und ganz wenig Accessoires (Knöpfe, Borten, Reißverschlüsse etc.). Wenn man auf das in die Hand nehmen verzichten kann, bieten jindong oder taobao sicher mehr Auswahl.

Das einzige, was sich richtig ins Gedächtnis eingebrannt hat: diese beeindruckende Auswahl verschiedener Mopps.

Moppsauswahl

Pandemiebesonderheiten: Temperatur- und Health App-Check am Eingang, maximal 3 Personen pro Geschäft. Viele Geschäfte geschlossen.

Wollmarkt

Adresse:

Anningzhuang Donglu (west of Qinghe Xiaoying Qiao), Haidian District, Beijing
地址: 北京市清河毛纺城, 海淀区清河镇安宁庄东路(近清河小营桥) –  Wolle im 3. und 4. Stock – Täglich geöffnet, 09:30-17:00

Wetter…

Gefühlt regnet es in diesem Sommer bisher häufiger und heftiger als in den Vorjahren. Statistiken dazu kenne ich (noch?) keine. Jedenfalls war es gestern wieder so weit. Den ganzen Tag schon grau und dunstig, nachmittags wird es dann plötzlich noch dunkler und es fängt an zu schütten, und das richtig heftig. Ordentlich Wind dabei, so dass der Regen von allen Seiten kam. Normalerweise bleibt man dann besser drinnen, denn heftiger Regen in Peking kann durchaus gefährlich werden. 2012 sind 77 Menschen im Stadtgebiet ertrunken, nachzulesen hier im Beijinger. Jenseits des Zentrums in den Bergen besteht die Gefahr von Erdrutschen.

Gestern war zuhause bleiben aber keine Alternative, denn ich war ein letztes Mal mit einer Freundin zum Kaffeetrinken verabredet, die Peking heute verlassen wird. Unten in der Lobby war aber klar, dass rausgehen jetzt nicht so gut ist. Trotz Sandsäcken und fleißigen Ayis im Einsatz wurde die Pfütze immer größer.

Ayis und Sandsäcke kommen nicht gegen die Fluten an

Meistens sind die Regenschauer hier ja schnell vorüber, so haben wir unsere Verabredung nur eine halbe Stunde geschoben. In der Tat ließ der Regen nach und ich bin los gelaufen. Wasserfeste Trekkingsandalen haben doch ihre Existenzberechtigung in der Millionenmetropole, denn das Wasser stand weiterhin in den Straßen. Ich war gerade drei Minuten unterwegs, da gingen die Schleusen wieder auf und wegen des blöden Windes bin ich trotz Schirm ordentlich nass geworden. Bei 31 Grad wird einem dann aber nicht kalt. ;)

Neu angelegter Tümpel an der US-Botschaft… ;)

Ich musste dann noch an der US-Botschaft vorbei schwimmen, dann war ich im Café, wo die Klimaanlage zum Glück nicht auf Maximum gestellt war und ich schnell wieder trocken war. 

Da gestern niemand zu Schaden gekommen ist, kann ich es ja zugeben: war einer der coolsten Nachmittage seit langem.

Schnipsel Nr. 3

Ich kann Chinesisch! (Wenigstens ein bisschen…)

Kurz vor den Sommerferien habe ich die zweite HSK-Prüfung abgelegt. Nachdem mein blödes Tropenfieber mich allmählich aus seinen Fängen entlässt, hab ich mal nach dem Admissionticket gesucht und dann nachgeschaut: yeah, ich habe tatsächlich bestanden, und das sogar mit annehmbaren Ergebnis! In der Vor-Sommerferien-Hektik hatte ich nicht besonders viel gelernt, von daher bin ich echt gut zufrieden! Für HSK3 muss ich das Vokabular nun verdoppeln, und außerdem werden dann auch Schriftzeichen abgefragt. Im Dezember, dem nächsten Prüfungstermin, wird das sicher noch nichts werden, aber spätestens im kommenden Juni will ich es versuchen.

Immerhin, meine Fähigkeiten reichen dazu, im Supermarkt anzurufen und nachzufragen, wo die seit beinah vier Stunden überfällige Wasserlieferung bleibt – und das mit Erfolg, keine halbe Stunde später kamen die Kanister an. :)

Apropos Wasser

Stiftung Warentest hat den Deutschen bescheinigt, dass ihr Leitungswasser prima ist und es von wenigen Ausnahmen abgesehen (Geschmack oder besonders viel Kalziumgehalt gewünscht z.B.) keinen Grund gibt, stilles Wasser zu kaufen. Seufz, wie ich das vermisse! Trinkwasser aus der Leitung! Mit unserem Sodasprudler der drölften Generation konnten wir in Hamburg wirklich prima Sprudelwasser machen, hier haben wir uns widerstrebend an das stille Wasser aus dem Wasserspender gewöhnt, immerhin ist es gekühlt… Zum Zähneputzen wird ebenfalls Trinkwasser aus dem Spender (auf den die Kanister aus dem Supermarkt geschraubt werden) verwendet – wenn wir daran denken, uns welches aus der Küche mit ins Badezimmer hoch zunehmen. Das ist ziemlich lästig, und wenn man’s vergisst eklig…

Und noch mehr Wasser: nach einem knappen Jahr hat die Klebeband-Dichtung des Spülmaschinenablaufs versagt. Nach Beseitung der Überschwemmung wurde es repariert. Ihr ahnt womit? Klebeband natürlich! :)

Wetterwetterwetter

„Boah toll, bei Euch ist es ja immer so schön warm.“ Nee. Das ist auf die Dauer nicht schön, wenn von Mai bis Oktober fast immer über 30 Grad sind (und es im August jetzt noch Richtung 40 gehen wird). Solche Temperaturen sind im faulen Strandurlaub toll, aber im Alltag ist das einfach anstrengend, schweißtreibend, den Kreislauf belastend. Das ist einfach was anderes, als wenn nur ab und zu mal so ein Ausreißer nach oben mit dabei ist. Und dann kommt hier quasi als weitere Wetterkomponente noch der Smog dazu – und wenn der AQI bei 200 liegt, macht es weder Spaß draußen zu sein noch ist es besonders gesund. Dafür sitzt man dann drinnen auf der Klimaanlage, die sich nicht wirklich gut einstellen lässt und sackt sich nen Schnupfen auf. Jammerjammerjammer. Naja, eigentlich mag ich den langen Sommer hier, kann’s eh nicht ändern und arrangiere mich halt damit, aber 24 Grad würden mir völlig reichen. :)
Heute kommt noch wieder Gewitter und Regen dazu, hoffentlich aber nicht wieder so in extremen Mengen wie vor ein paar Tagen. Inzwischen sind die Katastrophenbilder aus dem TV verschwunden, aber bis die Folgen außerhalb Pekings beseitigt sind, wird es sicher noch dauern.