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Lamatempel und Hutongs

Nach der langen Sommerpause starten so nach und nach wieder alle Gruppenaktivitäten. Heute war ich mit der Fotogruppe unterwegs: erst im Lamatempel und dann kurzer Hutongspaziergang samt Lunch im „Little Yunnan“. Da mein Orientierungssinn manchmal nur so mittelgut ausgeprägt ist, bin ich früher losgefahren, um noch einen netten Weg vom Tempel zum Restaurant auszukundschaften. Abgesehen davon war ich aber auch nervös, denn das letzte Mal, als es mit der Fotogruppe in den Lamatempel gehen sollte, hing ein handgeschriebenes „geschlossen“-Schild an der Tür. Der Lamatempel ist in der Pandemiezeit ein bisschen Indikator dafür geworden, wie angespannt die Lage ist: hier war immer als erstes geschlossen (und am längsten).

Auf dem Weg schon viel zu gucken

Schon auf dem Weg fallen mir viele Fahrzeuge ins Auge, die in den letzten Jahren total selbstverständlich für mich geworden sind, die es so in Deutschland nicht gibt. Guckt, das ist ein Lastenrad (mit e-Unterstützung).

Und das hier ist eine Rikscha, von denen es an der Metrostation Dongzhimen so langsam wieder mehr gibt. Hier werden nicht wie am Shichahai Touris rund um den See gefahren, sondern es ist wie ein Taxi für kürzere Strecken. Außerdem im Bild: Leihfahrrad, Scooter (und ein paar Fahrzeuge, die ständig im Weg oder im Stau stehen).

Ich tuckere durch die Hutongs, finde viel Interessantes – nur das Restaurant finde ich nicht wieder…

Nein, hier ist es auch nicht…

Unverrichteter Dinge mache ich mich zum Treffpunkt auf, wo sich schon bald die anderen einfinden.

Im Lamatempel (Yonghegong)

Zum ersten Mal seit langer Zeit gehe ich wieder durch die Ginkgo-Allee, die in wenigen Wochen schon goldgelb leuchten wird.

Obwohl es keine großen Touristengruppen gibt, ist der Tempel voll. Das könnte am bevorstehenden Mondfest (am Sonnabend) liegen. Bemerkenswert: es sind viele jüngere Leute.

Es riecht intensiv nach Weihrauch, der in Massen verbrannt wird. Plötzlich rennt ein Wächter los, schreit hinter einem jungen Mann her. Der hatte ganz in Gedanken Weihrauchstäbchen mit in die Halle genommen. Ups!

Ich hab hier ja mal erzählt, dass ich den Lamatempel auch schon mal auslassen würde, wenn Besuch da ist, und den dort alleine hinschicke. Aber nun war so lange kein Besuch mehr hier, so dass ich mich sehr freue, wieder in dieser wunderschönen, beeindruckenden Anlage zu sein.

Vor dem blauem Himmel sieht das alles nochmal so gut aus.

Hier im Tempel (der ja früher Prinzenpalast war, bevor er umgewidmet wurde) findet sich die klassische Palastarchitektur, gemischt mit tibetischen Elementen. Manche Beschriftungen finden sich in vier Sprachen: Mandschurisch, Chinesisch, Tibetisch und Mongolisch.

Noch mehr Eindrücke:

Mich zieht es wieder zur letzten großen Halle, in der der riesige Maitreya-Buddha aus einem einzigen Stück Sandelholz steht. Der 7. (oder 8.?) Dalai Lama hat diesen dem Kaiser Qianlong zum Geschenk gemacht. Der Transport von Tibet nach Peking hat drei Jahre beansprucht.

In den Hallen sind zwar die großen Schilder mit der roten durchgestrichenen Kamera verschwunden, das steht jetzt diskreter auf den Schildern draußen an den Hallen. Aber sobald man auch nur den Anschein erweckt, fotografieren zu wollen, kommt ein Mönch, um das zu unterbinden. Die Mönche tragen heute nicht die gelbbraune Kutten, an die ich mich erinnere, sondern traditionelle rote Jacken zu dunklen Hosen.

Die Granatäpfel sind (fast) reif!

Paifang (Torbogen) am Eingang:

Noch mehr Bilder vom Lamatempel, u.a. auch des riesigen Sandelholz-Buddhas, finden sich hier.

Ulrike vom Bambooblog erzählt hier von ihren Eindrücken, aber auch viel zur Geschichte.

Durch die Hutongs

Zum Glück hat eine der anderen einen Location-Pin vom „Little Yunnan“ samt Wegbeschreibung und so spazieren wir durch die Hutongs dorthin.

Hier wird auch Mittagspause gemacht.

Das Essen im Little Yunnan ist genauso toll, wie ich es in Erinnerung hab. Und: ich hab jetzt auch einen WeChat-Location-Pin, damit kann ich es künftig leicht wiederfinden. Jetzt fehlt nur noch der Besuch, den ich dahinschleppen kann…

Nun trennen sich unsere Wege, mit Leihrad, Bus, Bahn oder Scooter machen wir uns alle auf den Rückweg. Aber auch da gibt es noch viel zu sehen.

Chilis werden getrocknet.

Und das sind die ersten Maronen in diesem Herbst. Aber bei 30 Grad verzichte ich lieber – zum Leidwesen des Verkäufers, der etwas abseits im kühleren Laden gewartet hat, und sofort angerannt kommt, sobald er mein Interesse bemerkt.

Hund im Fahrrad- oder Scooterkorb sieht man inzwischen auch ziemlich oft. Und ganz oft ist es auch genau diese Pudelrasse.

 

Unterwegs in Xisi

Hier gilt weiterhin an vielen Orten (Museen, Restaurants, aber auch beim Zugang zu Hutongs, Wohngebieten, Einkaufsstraßen, Malls, Geschäften…), dass der Zutritt nur mit maximal 72 Stunden altem Testergebnis gestattet ist. Dummerweise habe ich am vergangenen Freitag ungewöhnlich lang auf mein Ergebnis warten müssen, so dass ich beim historischen Stadtspaziergang mit meiner Freundin nicht überall hinein konnte. So haben wir uns jetzt „nur“ einen Überblick über das Viertel verschafft und guten Grund, uns bald wieder dorthin aufzumachen.

Diesmal waren wir in Xisi unterwegs. Xisi (西四) heißt wörtlich übersetzt „West Vier“ und steht für die westlichen vier Torbögen (Paifangs), die das Viertel früher begrenzt haben. Östlich der Verbotenen Stadt befindet sich folgerichtig Dongsi (东四 = Ost Vier). Ist doch wirklich leicht, sich in Peking zu orientieren, alles ist nummeriert und/oder hat die Himmelsrichtung im Namen! *grins*

Tempel, Klinik, Moschee

Wir treffen uns in der Nähe der Metrostation Xisi, besorgen noch Getränke in einem Shop an der Hauptstraße und wollen dann in Richtung des Tempels der Weißen Dagoba abbiegen. An der Ecke möchte jemand eine Schildkröte verkaufen. (Im chinesischen Supermarkt schwimmen sie neben den Fischen und kosten derzeit 52 RMB/500 g – soviel wie Rinderhack.) Andere Länder, andere (Ess-)Sitten, trotzdem manchmal schwierig.

Wir sind kaum abgebogen, schon gibt es alle paar Meter ein neues, interessantes Gebäude, zum Beispiel der Tempel der alten Herrscher, der wir mit der fiesen Vier in meiner Healthapp diesmal nicht besichtigen können. Hier ist einiges zweisprachig beschildert, so dass man sich auch ohne Reiseführer einfach treiben lassen könnte, und trotzdem eine Ahnung bekommt, was es im Umfeld gibt.

Das ist das Peking University People’s Hospital, 1918 als „Peking Central Hospital“ gegründet. Uns erinnert es von der Stimmung her eher ans Kuckucksnest und Shutter Island

Wir kommen am Tempel der Weißen Dagoba vorbei. Jetzt ärger ich mich wirklich, dass mein Testergebnis immer noch nicht da ist. Ich will nun bald wieder in die Ecke, um die beiden Tempel auch von innen anzusehen.

Wir überqueren die Hauptstraße und schauen, ob wir die Pushou Moschee finden, die auch unter dem Namen „Jinshifang Street Mosque“ bekannt ist. Wir finden die Moschee auch, allerdings abgezäunt, kein Zutritt. Gebaut wird aber auch gerade nicht. Du findest, dass das gar nicht wie eine Moschee aussieht? Richtig, es war früher auch ein buddhistischer Tempel, der bei einem Freundschafts-Kungfu-Kampf an den neuen muslimischen Besitzer überging. Allerdings haben mich bislang auch die anderen chinesischen Moscheen, die ich bislang besichtigt habe, eher an Tempel als an arabische Moscheen mit Minarett erinnert. Das ist nun schon die zweite der vier großen Pekinger Moscheen, auf die ich nur von außen einen Blick werfen kann.

Kreuz und quer durch die Hutongs

Wir wenden uns jetzt wieder in Richtung Osten, überqueren eine Hauptstraße mit Blick auf die Weiße Dagoba und tauchen dann in die Hutongs ein.

Zuerst kommen wir noch an diesem sehr auch sehr typischen Innenhof vorbei.

Und dann verlieren wir uns tatsächlich in den Hutongs, gehen der Nase nach: „Sieht nett aus.“ – „Okay, dann geht’s da jetzt lang.“

Irgendwann scheinen wir dann aber wohl wirklich orientierungslos zu wirken, so dass uns ein Mann den Weg zur Hauptstraße erklärt. Die finden wir dann auch auf Anhieb.

Unsere nächste Etappe ist die Wansong-Pagode beziehungsweise genauer: die Pagode des Alten Mannes von Wansong.

Die Pagode steht in einem kleinen Hof. In den Gebäuden links und rechts befindet sich eine Buchhandlung, die sich auf Pekings Geschichte spezialisiert hat. Die Bücher sind zwar fast ausschließlich Chinesisch, aber es gibt auch ein paar Karten, Leporellos und ähnliches, das für uns reizvoll ist. Die Atmosphäre ist urig, und schön kühl ist es auch noch. Wir setzen uns einen Moment in den Hof, trinken literweise Wasser.

Schließlich machen wir uns wieder auf, wir haben noch weitere Tempel und Prinzenresidenzen auf dem Zettel. Es ist aber schon spät am Nachmittag, und die Tore der Sehenswürdigkeiten schließen, mein Testergebnis ist obendrein immer noch nicht da und die Hitze hat uns echt fertig gemacht. Schließlich stehen wir gegenüber der Mauer, die Zhongnanhai begrenzt, das für die Öffentlichkeit geschlossene Regierungsviertel.

Es reicht für heute und wir beschließen den Tag und Abend dann mit Jiaozi bei Mr. Shi unweit des Glockenturms, wo wir lange im lauschigen Innenhof sitzen. Ich muss mich erst reinmogeln, aber irgendwann kommt dann zum Glück endlich mein Testergebnis. Notiz an mich: besser doch häufiger zum Test und nicht mehr bis auf den letzten Drücker ausreizen.

Ich freu mich schon auf die nächste Tour – und auch darüber, dass es immer noch so viel zu entdecken gibt.

Hutongs und Historie

Ich bin wirklich froh, dass Peking so groß ist, denn es gibt für mich immer noch interessante Ecken zu entdecken. Mit der Metro fahre ich bis zur Station Xidan. Diese liegt direkt an der Kreuzung West Chang’an Avenue und Xuanwumen Street. Zur Orientierung: Wenn man die West Chang’an Richtung Osten geht, kommt man nach 2 Kilometern auf den Tiananmen. Es ist also eine der größten und bekanntesten Straßen hier in Peking mit entsprechendem Verkehr, riesigen Malls und sonstigen Baukolossen. Doch gleich um die Ecke liegt ein ruhiges Hutong-Viertel mit einigen Sehenswürdigkeiten, und das wollen wir uns diesmal ansehen.

Uni, Prinzenresidenz und Schule

Als erstes stehen wir vor der früheren Jingshi Woman Normal University in der Xinwenhua Street. Eine der Studentinnen war Liu Hezhen, die beim Massaker am 18. März 1926 getötet wurde. Eine von Li Dazhao angeführte Demonstration eskalierte, 47 Demonstranten starben, über 200 wurden verletzt, einer davon Li Dazhao. Auf letzteren gehe ich weiter unten noch ein.

Während wir hier stehen und schauen, gesellt sich eine alte Dame zu uns. Sie hat hier mal studiert, erzählt sie uns. Wenn das keine Gelegenheit ist, viele Fotos zu machen – ihr Mann kommt ganz schön ins Schwitzen.

Direkt neben der ehemaligen Universität befindet sich die Residenz von Prinz Keqin Jun, die nun eine Grundschule ist.

Shoushuihe Hutong

Dann biegen wir in den Shoushuihe Hutong ein. An einer der Hauswände findet sich sowas wie eine Ahnentafel des Viertels (?). Rechts im Bild der Autor Lu Xun, in der Mitte Zeng Guofan, zweiter von links Li Dazhao.

Schräg gegenüber könnte man sich nett hinsetzen. In diesem Hutong gibt es auch ein Papercut Museum, das an Wochenende geöffnet sein soll. Um es zu finden, muss man aber sehr suchen (mit anderen Worten, wir waren uns nicht sicher, ob es sich um ein normales Wohnhaus oder das Museum handelt).

Wir lassen uns ein bisschen kreuz und quer durch die Hutongs treiben.

Cathedral of the Saviour

Schließlich erblicken wir diese Bruchbude, die sich als unser nächstes Ziel entpuppt: die anglikanische Cathedral of the Saviour.

Ein Wächter passt auf, dass wir uns der Baustelle (die nicht danach aussieht, als würde hier aktuell gearbeitet werden) nicht zu sehr nähern, lässt uns aber auf den Hof, damit wir uns die Front ansehen können. Architektonisch bemerkenswert ist der Mix aus chinesischen und westlichen Baustilen. Wir versuchen später von der Rückseite eine bessere Sicht auf das achteckige chinesische Kirchtürmchen zu bekommen, aber irgendwas verdeckt immer den Blick.

Die Kirche gilt seit 2003 als Cultural Relic Protection Site und auch eine Buchhandlung soll sich darin befinden. Sieht derzeit nicht so aus.

Weiter durch die Hutongs

Was genau der historische Gebäudeteil im Bild unten ist bzw. war, haben wir nicht herausgefunden. In dieser Ecke zwischen Xuanwumen und Tonglinge Road sitzt auch (ein Teil) der Xinhua News Agency.

Auch typisch für Peking. ganze Familien auf einem Scooter.

Auch wenn man sich in den Hutongs leicht verfransen kann – das Super 8 Hotel lässt sich sicher leicht wiederfinden. (Ob es darüberhinaus empfehlenswert ist? Keine Ahnung.)

Naoshikou Street

Wir biegen auf die Naoshikou Street ein – eine breite mehrspurige Hauptstraße. Und doch gibt es hier diesen lauschigen Platz – inklusive Huhn.

Wir wollen zur Residenz von Li Dazhao, stehen aber vor einem verschlossenen Tor. Ich spreche den Wächter an, der uns erklärt, dass der Eingang auf der anderen Seite ist – und dass erst um 14 Uhr geöffnet wird.  Trifft sich gut, wir machen – eine für chinesische Verhältnisse späte – Mittagspause und bekommen in einem der zahlreichen Restaurants in der Naoshikou Street hervorragende Nudeln und Gurkensalat.

Gestärkt und runtergekühlt (Klimaanlage lief  im Turbomodus) machen wir uns wieder auf in die Hitze, gespannt, ob wir die Residenz nun finden werden.

Die Residenz von Li Dazhao

Wir biegen in den außergewöhnlich gepflegten, hübschen Wenhua Hutong ein, in dem die Residenz von Li Dazhao liegt.

Li Dazhao (1889-1927) ist außerhalb Chinas nahezu unbekannt, aber von großer Bedeutung für die Chinesen. Er gilt als Chinas erster Kommunist. Zusammen mit Chen Duxiu gilt er als Mitbegründer der Kommunistischen Partei Chinas. Auch hatte er großen Einfluss auf Mao.

Zum Weiterlesen: Wikipedia und hier.

Die Residenz ist täglich außer montags von 9-12 und von 14-16:30 geöffnet, der Eintritt ist frei. Wichtig: Pass mitnehmen!

Schon von weitem sehen wir eine Gruppe von etwa 30 Leuten in weißen Hemden und dunklen Hosen bzw. Röcken. Alle mit Parteiabzeichen am Hemd. Pünktlich um 14 Uhr geht das Tor auf. Alle zeigen ihre ID-Karte, wir gucken uns an: beide keinen Pass dabei. Wie so Peking-Anfänger. Ich bin schon dabei zu sagen, dass wir dann halt ein anderes Mal wiederkommen, aber inzwischen sind zwei Uniformierte, die Ticketverkäuferin und eine Besucherin dabei, uns zu helfen.

Zum Glück haben wir Fotos unserer Pässe auf den Handys, dazu ein Blick in meinen chinesischen Führerschein und diktierter Handynummer: Problem gelöst, wir dürfen eintreten.

Auf einmal hören wir, wie im Chor gesprochen wird. Wir eilen um die Ecke und sehen, wie hier wohl ein Eid abgelegt wird (oder etwas Ähnliches).

Im Anschluss wird noch gesungen und natürlich Fotos gemacht – und die Residenz wird auch besichtigt.

Die Ausstellung ist ausschließlich chinesisch beschriftet, aber mit Übersetzungsapps kommt man gut zu Recht. Für einen Besuch sollte man eine halbe Stunde einplanen, wenn man wirklich alles liest/übersetzt vielleicht ein bisschen länger.

Durch die Hutongs zum Sanwei Bookstore

In Peking schneit es ja dauernd, wenn auch nicht unbedingt Schnee. Im Frühling ist es der white cotton fluff (Weidenblüten), jetzt ist der „Schnee“ eher gelb. Wie ich gerade erst gelernt habe, handelt es sich dabei um die Blüten des „Honigbaums“ (= Japanischer Schnurbaum), der bei Pekingern auch als Nationalbaum gilt. Die Blüten sind essbar und finden in der TCM Verwendung. Und sie kleben mächtig…

Wir erreichen unser letztes Ziel für heute, den Sanwei Bookstore. 1988 gegründet, handelt es sich um die älteste private Buchhandlung in Peking. Eigentlich soll der Laden täglich ab 12 Uhr geöffnet sein, aber die Tür ist verschlossen, die Rolläden sind heruntergezogen. Durch eine Ritze sehe ich, wie ein Mann innen das Licht anschaltet, erhasche einen Blick auf symmetrisch angeordnete Buchregale, aber das Geschäft bleibt zu.

Hinter der Buchhandlung ist eine kleine Grünfläche mit einer Taschenuhr und einem Buch. Am 28.7.1937 war der Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke, der Auslöser für den Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg.

Den Text des Buches habe ich noch nicht ganz entziffert, es hat mit General Hao Mengling zu tun, der nach dem Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke seinen vorzeitigen Ruhestand beendete – und unter anderem deshalb getötet wurde, weil er dem Drängen seiner Untergebenen, seine verräterische Generalsuniform gegen eine einfache Uniform tauschen, nicht nach gab.

Bus und Bahn mit zwei Klimazonen ;)

Inzwischen sind wir beide kaputt. Es ist wirklich furchtbar heiß. Meine Freundin geht zur Metro in die eine Richtung, ich zum Bus in die andere, denn ich möchte mit dem Bus Nr. 1 die Chang’an entlang und am Tiananmen und Verbotener Stadt vorbeifahren, da sieht man mehr, hier z.B. den Tiananmen mit dem Mao-Mausoleum.

Allerdings wird der Bus schnell so voll, dass ich es dann doch vorziehe, bei der nächsten Gelegenheit (Jianguomen) in die Metro umzusteigen. Die ist klimatisiert – und sogar unterschiedlich: in der Mitte gemäßigt, vorne und hinten ist es eisig, also lieber in die Mitte. Beim Umsteigen in Guomao muss ich rennen, da lande ich hinten: ja, das ist echt zu kalt. Sehr coole Neuerung (vor einiger Zeit gab es nur eisig, inzwischen sind es immer mehr (alle?) Linien).

Fotos

Streetfotografie-Workshop im Herzen Pekings

You can find a English version here.

Wie man an der Vielzahl der Fotos hier im Blog sicher sehen kann: ich fotografiere gerne und gehe nie ohne Kamera aus dem Haus. Ich habe Spaß daran, die Welt um mich herum festzuhalten. Ein bisschen mehr „Wow“ für meine Fotos, das wäre aber auch nicht schlecht. Und vor allem: ich würde gerne mehr Menschen in meinen Bildern zeigen – hier in China geht das auch ohne Einverständniserklärungen etc.  Aber wenn es darum geht, dichter ran an die Menschen zu gehen, trau ich mich viel zu oft nicht.

Schon länger wollte ich einen Streetfoto-Workshop bei  Francois Nadeau machen, einem in Peking lebenden kanadischen Fotografen. Als es jetzt nach langer Pandemie-bedingter Abwesenheit und Pause wieder mit seinen Workshops losging, war ich direkt dabei.

Etwas Theorie zu Beginn

Die Gruppe ist erfreulich klein: wir sind zu viert plus Francois. Zunächst gehen wir in ein Café, wo er uns eine theoretische Einführung ins Thema gibt: Geschichte, bemerkenswerte Streetfotografen und ihre verschiedenen Stile, unterschiedliche Herangehensweisen, ein bisschen Technik und Theorie, Komposition, Licht und Schatten… Aber vor allem spricht er auch den Punkt an, der mir so wichtig ist: es gibt keinen Grund für die Angst beim Fotografieren von Fremden. Man tut ja niemanden etwas Böses – und in Wahrheit gibt es auch nichts Schlimmes, was dabei passieren kann. Gerade China/Peking ist ideal für Streetfotografie, sowohl was die rechtlichen Rahmenbedingungen angeht als auch die Bereitschaft, sich fotografieren zu lassen.

Francois macht uns Mut, beschreibt aber auch ein paar Möglichkeiten, wenn man die direkte Konfrontation vermeiden will – sei es aus Schüchternheit, sei es aus der Erwägung heraus, dass es die Situation verändert, wenn sich jemand als Fotosujet wahrnimmt. Einen wichtigen Grundsatz gibt er uns noch mit auf den Weg: Respekt. Und: lächeln! Super, das kann ich.

Und dann geht es auch direkt raus auf die Straße.

Rund um die Qianmen

Wir halten Ausschau nach Menschen und ihrem Alltag.

Gibt es Analogien oder Gegensätze?

Accessoires, besondere Kleidung?

Geometrien, Linien, Symmetrien – oder das Durchbrechen der Ordnung?

In den Hutongs

Während wir uns in Richtung Dashilar bewegen, reden wir über Licht und Schatten – und dass gerade das harte Mittagslicht in der Streetfotografie genutzt werden kann.

Tiere gehen natürlich auch immer!

Das Schild finde ich zu genial.

Hier ein Bild, das nicht so gut funktioniert, in schwarz-weiß erst recht nicht. Eigentlich hätte ich gerne den Mix von traditionellem Lampion einerseits und Peppa Pig und Co. andererseits herausgestellt. Aber das ist auch ein Lerneffekt: manchmal geht es halt nicht so, wie man sich das denkt. Hier ist der Hintergrund zu unruhig, es sind zu viele verschiedenen Elemente. (Ich hätte mich vielleicht an Details versuchen können.)

Das nächste Bild mag ich, obwohl oder weil es schräg ist – so langsam klappt es besser mit dem aus der Hüfte schießen.

War da was mit dem Lächeln? Das kommt ganz von selbst, so sehr genieße ich den Tag. Ich hab „Solar Power“ von Lorde als Ohrwurm, die Sonne brennt, der Himmel ist quietschblau, und ich merke, dass ich mich zwar nicht über Nacht zu jemanden entwickeln werde, der Fremden überfallartig die Kamera direkt ins Gesicht hält (will ich auch gar nicht), aber dass ich meine Scheu wohl überwinden kann. Ich muss nur Dranbleiben.

Zurück auf der Qianmen

Sie hat mich angeguckt – und es ist gar nichts passiert. Jetzt sind wir zurück an der Qianmen, allerdings am anderen Ende.

Noch ein paar Eindrücke.

Südlich der Chang’an

Eine der anderen Teilnehmerinnen möchte gerne in Richtung Tian’anmen, alle sind einverstanden, also gehen wir hinüber. Unglücklicherweise haben nicht alle ihren Pass dabei, bei der ersten Kontrolle reicht zwar das Handyfoto vom Pass, bei der zweiten aber nicht mehr. Da die Sonne noch immer ganz schön knallt, hat uns das rückblickend vermutlich vorm Sonnenstich bewahrt. Stattdessen gehen wir am Polizeimuseum vorbei und lassen uns ein wenig durch die schattigen, baumbestandenen Straßen im Viertel südlich der Chang’an treiben.

Immer wieder bleiben wir stehen und Francois macht uns z.B. auf besondere Lichtverhältnisse aufmerksam. Auch für jeden einzelnen von uns nimmt er sich immer wieder Zeit und geht auf unsere unterschiedlichen Wissensstände und Anliegen ein. Gut gefällt mir, dass er auch Einsteigerfragen beantwortet – aber sehr knapp, so dass das nicht von der Zeit fürs eigentliche Thema abgeht. Stattdessen weist er auf seinem Einsteigerworkshop hin. So passt das für uns alle gut. Grundsätzlich geht es an diesem Tag überhaupt mehr um das richtige Hingucken, auf Momente warten, Licht, Komposition, weniger um Kameratechnik.

Die kleine Prinzessin schläft.

Girl(s) on a bicycle (und Ralph McTell im Ohr).

Man könnte sich hier an jede belebte Kreuzung stellen und Spruch-T-Shirts knipsen. ;)

Nach sieben Stunden geht der Workshop zu Ende.

Es war ja nun eh ein wunderschöner Sommertag, da hätte das herumstreifen auch einfach so schon viel Spaß gemacht. Aber mit all dem Input, der Ermutigung, den vielen Tipps und Hinweisen, der netten Gesellschaft war es besonders schön. Mich hat dieser Tag einen großen Schritt weitergebracht, ich habe an Selbstvertrauen gewonnen. Jetzt muss ich halt dranbleiben.

Interesse geweckt? Hier geht es zu Francois‘ Webseite: Just go out and take some pictures.

Im Hutong

Dass es tagsüber nicht mehr so eiskalt ist, weckt meine Lebensgeister. Endlich habe ich wieder mehr Spaß daran, lange draußen unterwegs zu sein. Gestern habe ich einen langen Spaziergang durch zwei von Pekings bekannteren Hutongs gemacht: dem Wudaoying-Hutong und der Guozijian Jie.

 

Blick auf den Lamatempel vom Wudaoying-Hutong in Peking aus

Blick auf den Lamatempel

Der Wudaoying-Hutong

Lange Zeit wurden viele Hutongs abgerissen und durch moderne, höhere Bauten und breitere Straßen ersetzt.

Inzwischen ist man in Peking dazu übergegangen, die verbliebenen Hutongs zu erhalten, die Welle des Plattmachens ist gestoppt. 1949 sollen es noch 3250 Hutongs gewesen sein, heute sind keine 1000 übrig geblieben.

Der Wudaoying-Hutong ist einer der Hutongs in Peking, die schon früh renoviert wurden. Heute gilt er als „hip + cool“, zieht vermögende Chinesen und Touristen aus aller Welt an. Die Metrostation Lama-Tempel ist quasi direkt vor der Tür, der Ditan-Park liegt auch nur ein paar Minuten zu Fuß entfernt auf der anderen Seite des 3. Rings. Vor der Corona-Pandemie gehörte ein Spaziergang durch diesen Hutong nach der Besichtigung von Lama- und/oder Konfuziustempel zum Programm vieler Reisegruppen.

Diese großen Scharen von Menschen waren gestern natürlich nicht unterwegs, das hatte auch etwas für sich.

Weihnachtsbaum und chinesische Neujahrsdeko im Wudaoying-Hutong

Weihnachtsbaum und Neujahrsdeko

Im Wudaoying-Hutong finden sich Cafés, Restaurants und Bars, diverse Geschäfte – bei allen bezahlt man die Lage ein bisschen mit. Aber hier an Sommerabenden draußen oder auf einer der Dachterrassen zu sitzen, das ist schon besonders schön.

Im Wudaoying-Hutong, Altstadtgasse in Peking

Wudaoying-Hutong

Hier wird aber auch gewohnt und es gibt kleine chinesische Nachbarschaftsshops, da hängt dann oft an den Pforten ein „No photo!“-Schild.

Jetzt unmittelbar vor dem Neujahrsfest sieht man überall in der Stadt die rote Neujahrsdeko. Ausnahmsweise aber tatsächlich auch mal in Gold wie hier zu sehen.

Goldene Neujahrsdeko an der Glastür eines Geschäfts im Pekinger Wudaoying-Hutong

Gold statt rot – Neujahrsdeko

Jedesmal, wenn ich hier bin, entdecke ich etwas Neues – und manchmal stelle ich fest, dass etwas anderes weg ist. Diesmal bin ich mir nicht sicher: ist das Katzencafé ganz weg oder macht es nur Neujahrsferien?

Guozijian Straße

Nachdem ich den Wudaoying-Hutong ganz durchquert habe, biege ich links ab und gehe ein Stück die Andingmen Inner Street entlang, eine breite Hauptstraße mit vielen Restaurants und Läden. Würde ich ihr weiter nach Süden folgen, käme ich in Richtung Trommelturm und Verbotene Stadt.

Bushaltestelle mit Helfern in gelben Jacken in der Andingmen Inner Street in Peking

Bushaltestelle

Während der Rush Hours findet man diese Helfer an den Bushaltestellen, die die oft gleichzeitig ankommenden Busse und Fahrgäste effektiv dirigieren.

Kurz hinter dieser Bushaltestelle liegt der Eingang zur Guozijian Straße, ein etwas breiterer Hutong mit nur wenig Autoverkehr. Hier liegt der Konfuziustempel mit der Kaiserlichen Akademie.

Straßenschild: Guozijian Jie in Peking, eingerahmt vom Torbogen

Guozijian Straße

Auf dem Torbogen am Eingang tummeln sich lauter Vögel, die tiefstehende Sonne wirft ein schönes Licht, hier bleibe ich ein bisschen hängen.

Tor am Eingang der Guozijian Jie in Peking

Torbogen Guozijian Jie

In der Guozijian Jie gibt es Torbögen nicht nur am Anfang und Ende der Straße, sondern auch mittendrin – das ist schon besonders. Jetzt zum Neujahrsfest sind sie zusätzlich mit großen roten Glücksknoten geschmückt.

Torbögen und Neujahrsdeko in Pekings Guozijian Straße

Torbögen und Neujahrsdeko

Es gibt so viel zu sehen, zum Beispiel diese kleine Fahrradwerkstatt.

Fahrradwerkstatt im Hutong

Fahrradwerkstatt

Der Konfuziustempel hat gerade geschlossen, nach und nach kommen die letzten Besucher raus.

Passanten am Ausgang des Konfuzius-Tempels

Am Ausgang des Konfuzius-Tempels

Ein paar Schritte weiter ist dann auch schon das Ende der Guozijian Jie erreicht, genau gegenüber vom Eingang des Lama-Tempels kommt man hier raus. Ich biege wieder links ab und folge der Yonghegong-Straße bis fast zur Ecke, wo ich meinen Scooter abgestellt habe und werfe mich ins Getümmel auf den Rückweg. Schön war’s, muss ich bald wiederholen. Mal sehen, in welchen Hutong es mich dann treibt.

Wenn Du Peking schon kennst – hast Du einen Lieblingshutong?

Fotos