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Botanischer Garten im Oktober

Ich war (schon) wieder im Botanischen Garten, diesmal mit der Fotogruppe, zuletzt war ich im September dort. Ich denke, ich werde eine Serie daraus machen: ab jetzt jeden Monat in den Botanischen Garten. Oh je, nun habe ich es angekündigt, nun muss ich es auch durchziehen… Ich bin ja immer wegen der weiten, langen Anfahrt zurückhaltend gewesen. Aber in Wahrheit brauche ich mit der Metro bis zum Botanischen Garten auch nicht viel länger als mit dem Scooter bis zum Tian’anmen. In den kommenden Wintermonaten könnte ich mich ja im Gewächshaus aufwärmen, da war ich länger nicht drin. Nächstes Mal also im November!

Darum ist der Botanische Garten so toll

Warum ich dort so gerne hingehe? Der Botanische Garten liegt wirklich idyllisch am Rand der Duftberge, die Anlage ist großzügig und schön angelegt, es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken. Es ist ein wohltuendes Kontrastprogramm zum Megapolis-Alltag. Megapolis? Gibt es das Wort überhaupt? Aber Großstadt – das ist und war doch mein Hamburg, das im Vergleich zu Peking so überschaubar und gemütlich wirkt…

Im Botanischen Garten befinden sich zahlreiche Themengärten: Rosen-, Bambus-, Flieder-, Bonsai-, Pfingstrosengarten; Kirsch-, Pflaumen-, Pfirsichbäume, Sequoias, Ginkgos und und und… Dazu Geschichte und Kultur: der Wofo-Tempel, die Residenz des Schriftstellers Cao Xueqin, eine, nein: mindestens zwei weitere Tempelruinen und sicherlich noch einiges mehr, das ich bisher noch nicht erkundet habe.

Und dann gibt es noch etwas, das ich hier total anziehend findet: Die chinesischen Besucherinnen, die allein, zu zweit oder in Gruppen posieren und keine Grenzen kennen, um das schönste Bild zu schießen.

Das Foto! Die Lebensfreude!

Wenn du kein Foto hast, ist es nicht passiert!

Dieser olle Spruch hat wohl nirgendwo soviel Gültigkeit wie in China.
Im Botanischen Garten startet das schon direkt vor dem Eingang, wo Gruppen- und Singlefotos geschossen werden.

Wir sind kaum ein paar Minuten unterwegs, da nimmt eine Chinesin einer Frau aus unserer Gruppe das Handy aus der Hand, dirigiert uns unter die Bäume, gibt Anweisungen, wie wir zu posieren haben: linkes Bein vor! Nein, nein, ihr müsst euch nach der Größe geordnet aufstellen! Ohauaha – ihr habt einen Mann dabei, der muss in die Mitte! Mit der rechten Hand „thumbs up“! Lächeln!!!

Das ist echt ein großer Unterschied. Wenn wir Deutschen uns zum Gruppenfoto aufstellen sollen, dann tun wir das ungern, pflichtschuldig, irgendwie ist das peinlich, jedeR steht halt irgendwie so da und ist froh, wenn es vorbei ist. Und hier ist das ein spaßiges Event, nicht nur die/der mit der Kamera dirigiert, alle nehmen Anteil und am Ende kommen wirklich nette Bilder dabei heraus. (Liebe finnische Freundin, erinnerst du dich an unsere Reise nach Yangshuo und die Gruppe von Lehrerinnen auf dem Schiff, die uns in die Feinheiten eines anständigen Gruppenfotos eingewiesen hat, inklusive farblich passender Tücher, die alle dabei hatten?)

Männer sind natürlich auch da, aber zumeist hinter der Kamera.

Sei es am Handy in Begleitung ihrer Frau oder solo – dann oft mit riesigen Objektiven, die mindestens 20 Kilo wiegen und mehr kosten als mein letztes Auto – und die mehr für einen langen Tagesausflug auch viel zu unhandlich wären, ich lass ja mein überschaubar großes Tele schon meist weg.

Die Technik schreitet voran, längst gibt es nicht mehr nur Fotos, sondern auch Videos. Ticktack, Tiktok! Selbst wenn man jenseits der 50 ist, so what? Leider habe ich nicht schnell genug geschaltet und auch gefilmt. Und hier war das wirklich schade – wobei ich andererseits den Moment so sehr genießen konnte.

Hier wurde nicht nur für ein Foto posiert, sie haben gesungen und im Kreis getanzt und sich dabei gefilmt. Aber das Herrlichste war das Giggeln, Kichern, Lachen, die überbordende Fröhlichkeit am Ende. Das war ansteckend, das war ein unglaublich schöner Moment. Notiz an mich: Filmen üben!

Wiederholung und Abwechslung

Ich glaube, ich habe in jedem meiner Blogartikel zum Botanischen Garten wenigstens ein Bild mit der Ansicht vom See in Richtung Berge. Aber auch wenn sich das wiederholt, ein bisschen ändert sich der Blickwinkel, der Standort, das Wetter und auch die Jahreszeit.

Ich glaube, dass es eine gute Idee ist, in den nächsten zwei Wochen in Richtung Duftberge und/oder Badachu zu fahren: Herbstfarben at it’s best! Wenn es einen Tag mit schönem Wetter und guter Luft gibt, dann mach ich das auch: in die Duftberge und mit dem Sessellift hochfahren und von oben auf die dann sicherlich herbstlich bunten Berge runter knipsen oder nach Badachu und von Tempel zu Tempel allmählich die Berge hochkraxeln und mit der Sommerrodelbahn runtersausen und filmen. Oder beides.

Die Luft war leider nicht so gut, in Verbindung mit dem bedeckten Himmel ergab das herbstlich-melancholische Stimmung – und abends Halskratzen, das am Morgen aber wieder weg war.

Bäume, Blüten und Getier

Zum Botanischen Garten im Herbst gehören natürlich auch Bäume wie die goldenen Stinkos-Ginkgos. Ja, das „lebende Fossil“, wunderschön anzusehen, aber die Früchte müffeln!

Es wimmelt nicht mehr so sehr wie im Frühling, aber es sind doch noch einige interessante Insekten unterwegs.

Obwohl schon spät im Oktober, ist der Rosengarten noch ein Farbenmeer, wenn teils auch schon kurz vor dem Verblühen.

Das war ein wirklich schöner Ausflug, ich freu mich schon aufs nächste Mal.

Fotos