Letzte Woche durfte ich mir eine Auszeit vom Pekinger Winter nehmen. Ich habe mich für Siem Reap, Kambodscha entschieden: Vor allem Angkor wollte ich mir ansehen. Gewohnt habe ich in einem kleinen familiengeführten Hotel im Süden der Stadt, da wo Siem Reap schon eher dörflich ist.
Bei der Ankunft ein kurzer Schreckmoment, anders als ich es zuvor gelesen hatte, kann man das Visum on Arrival nicht per Kreditkarte bezahlen, ausschließlich Cash – und US Dollar oder Riel hatte ich noch keine und der nächste ATM ist erst draußen vor dem Gebäude… Ups! Zum Glück wurden auch meine chinesischen Yuan akzeptiert. Abgesehen davon erfolgt die Erteilung des Visums doch recht fix. Nur meine in den Pass eingelegte chinesische Meldebestätigung ging dabei verloren und war auch nicht mehr auffindbar.
Mit dem frischen Aufkleber im Pass ging es dann durch die Einreisekontrolle, zum Gepäckband und dann raus ins Warme, wo ich von Sokphorn in Empfang genommen wurde. Erst noch schnell den besagten ATM erleichtern, und dann ging es durch die Abenddämmerung zum Hotel. Dort angekommen verabredete ich mich für den nächsten Morgen mit Sokphorn, der mich mit seinem Tuktuk auch den Rest der Woche überallhin hingefahren hat.
Angkor – Grand Circuit Tour
Am Dienstag geht es also los mit dem „Grand Circuit“ durch den Archäologischen Park von Angkor. Ich bin noch angeschlagen von Erkältung, Anreise und 35 Grad Temperaturunterschied und will es am ersten Tag langsam angehen lassen. Bei dieser Rundtour legt man zwar einige Kilometer mehr zurück, läuft aber etwas weniger. Ich kleistere mich mit Sonnenmilch zu und sprühe dann überreichlich Mückenspray obendrauf – mein Antibiotikum löst leicht fototoxische Reaktionen aus und mein Hausarzt hat doch leicht den Kopf geschüttelt ob meines „Leichtsinns“, in ein Denguegebiet zu reisen. Ich halte mich in dem Fall doch lieber an meinen Tropenmediziner, der keine Reiseverbote ausgesprochen hat, aber es hilft nicht, jede blöde Mücke erschreckt mich, das war hart an der Grenze zu Hysterie und Paranoia…
Erst geht es zum Ticket Center, wo ich für 62 Dollar ein 3-Tages-Ticket erwerbe, dann geht es Richtung Norden an Angkor Wat vorbei und durch Angkor Thom hindurch zum Preah Khan. Sokphorn erklärt mir, dass wir am Westtor sind und ich ihn am Osttor wieder treffen soll. Okay, das klingt selbst für mich Orientierungs-Legasthenikerin schaffbar.
Preah Khan
Ich bin beeindruckt. Ich mag alte Gemäuer, bewundere Baukunst, kann mir kaum vorstellen, wie schwierig und anstrengend es vor Hunderten von Jahren gewesen sein muss, diese Anlagen zu bauen. Dazu die vielen detailreichen Steinmetzarbeiten. Nachdem wir vorher an dem riesigen Parkplatz vor Angkor Wat vorbeigekommen sind und die vielen Menschen in Angkor Thom gesehen haben, gefällt mir die relative Ruhe. Ich bin zwar nicht allein, aber die Besucher verteilen sich rasch auf dem Gelände. Ich sehe die ersten Kinder, dir mir Reiseführer oder Postkarten verkaufen wollen: „Only one dollar!“ Es fällt mir schwer, sie zu ignorieren, aber wenn man den Kindern etwas gibt, verbessert sich nichts an ihrer Situation, sie müssen ihre Einnahmen direkt weitergeben, gehen trotzdem nicht zur Schule und man zementiert die aktuellen Umstände. Es ist besser, von Erwachsenen zu kaufen und/oder an Schulen oder Waisenhäuser spenden.
Und dann sehe ich die ersten riesigen Bäume, die in und über die alten Mauern wachsen. Wow! Breit grinsend schlendere ich in die Richtung, wo ich das Osttor vermute, halte mich möglichst im Schatten, denn die Sonne knallt ganz ordentlich. Zweimal gehe ich an den vielen wartenden Tuktuks vorbei, werde schon leicht nervös, aber dann winkt Sokphorn mir zu und ich atme auf. Ich genieße die kurze Fahrt – Fahrtwind! – weiter nach Neak Pean.
Neak Pean und Ta Som
Sokphorn parkt im Schatten am Straßenrand, diesmal wird er mich an der gleichen Stelle wieder in Empfang nehmen. Neak Pean ist eine künstliche Insel mit einem Tempelturm, zu erreichen über einen Holzpfad durch einen künstlichen See – ein Baray.
Ich bin ein Banause, mehr als die kunstvoll ausgerichtete Anlage hat mich das Gewässer mit den toten Bäumen interessiert…
Diesmal finde ich Sokphorn und sein Tuktuk auf Anhieb wieder. Wir fahren weiter Richtung Ta Som.
Ta Som beeindruckt mich. Außer mir sind kaum Besucher da, die Anlage ist verfallen und überwuchert. Einerseits die von Menschen geschaffenen Gebäude, die andererseits von der Natur vereinnahmt werden, das lässt mich staunen!
Regenpause und Pre Rup
Nun geht es weiter zum East Mebon. Es fängt aber heftig an zu regnen, also lassen wir die Tempelanlage links bzw. rechts liegen und kehren in einem Restaurant am Srah Srang ein. Nun, wegen der Kulinarik fährt man eher nicht nach Kambodscha… Ich bestelle eines der Nationalgerichte, „Amok“. Es erinnert an ein Thai-Curry mit Kokos, ist aber mild und im Vergleich zum Thai-Curry fehlt die Hälfte der Gewürze. ;) Aber es ist frisch und appetitlich serviert. Der Regen hört so plötzlich auf, wie er begonnen hat, die Sonne kommt wieder raus, und wir fahren wieder ein Stück zurück zum Pre Rup.
Diese Anlage ist kleiner, aber es ist kein Flachtempel, sondern ein Tempelberg und vorsichtig klettere ich soweit hinauf, wie es erlaubt ist. Abgesperrt ist nichts, das Schild „Be Careful!“ muss ausreichen. Auch die Farben sind anders, waren die anderen Tempel dunkler und überwuchert, ist dieser heller, die Steine schimmern rötlich in der Sonne. Eine Zeitlang bin ich ganz alleine auf der obersten Ebene und kann den Blick in Ruhe genießen.
Danach fährt Sokphorn mich zurück ins Hotel und wir verabreden uns für 5 Uhr am nächsten Morgen: Angkor Sunrise! Pub Street? Ausgehen? Nachtleben? Interessiert mich nicht wirklich, den Abend verbringe ich lesend am Pool und gehe früh schlafen, schliesslich wird um 4:30 Uhr der Wecker klingeln…