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Schnipsel Nr. 24 – Novemberschnipsel

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Peking-Schnipsel”.

Ombidombi goes Fediverse

Ich hatte jetzt ziemlich lange Zeit Probleme mit instabilem oder gar nicht funktionierendem Internet und VPN. Da gingen dann unter anderem auch Facebook, Twitter und Co. nicht oder nur so schlecht, dass ich gleich wieder weggeklickt hab. Was funktioniert hat: Mastodon, immerhin die kleine Instanz, auf der ich mich seit einem Jahr herumtreibe. Also bin ich dort aktiver geworden. Nun kam noch die Twitterübernahme dazu, was viele neue User:innen zu Mastodon gebracht hat.
Internet und VPN laufen jetzt endlich wieder stabil, aber Mastodon gefällt mir inzwischen so gut, dass ich mehr dort und weniger auf anderen Netzwerken sein werde. Zu finden bin ich unter @lin@literatur.social – und wenn jetzt alles geklappt hat, ist auch mein Blog nun Teil des Fediverse: @Linni@ombidombi.de .
Ich kann nur empfehlen, Mastodon (und die anderen Elemente des Fediverse) auszuprobieren.  Das Klima ist deutlich besser, es gibt weder Kommerz noch Werbung (abgesehen von gelegentlicher Eigenwerbung von Autor:innen oder Künstler:innen z.B.), keinen Hate (das bleibt hoffentlich so)… Weniger Blödsinn, der einem ungebeten in die Timeline rutscht… Kein Monopol, kein Bezahlen mit den eigenen Daten.
Das hat sich jetzt alles zu Chinesisch angehört? Unter anderem hier ist das alles noch mal gut erklärt.

NaNoWriMo

Erst ein Drittel des Monats ist rum, aber ich kann jetzt schon sagen, dass es mein bisher „bester“ NaNoWriMo (National Novel Writing Month) ist. Die Freude am Schreiben ist wieder voll da, es ist wieder selbstverständlich, mich jeden Tag mindestens morgens und meist auch abends hinzusetzen und zu schreiben. Heute war wieder ein kleines, aber feines Write In in einem urigen Café, in dem es wärmer als bei uns Zuhause ist. Natürlich schreibt jeder alleine vor sich hin, aber zwischen anderen Menschen zu sitzen, die das Gleiche tun, sich zwischendrin gegenseitig zu ermutigen und auszutauschen, das ist schön. Und mal sehen, vielleicht bin ich dieses Mal so zufrieden, dass nach dem editieren und bearbeiten und überarbeiten und teils neu schreiben und weiter überarbeiten vielleicht doch mal eine Geschichte das Licht der Öffentlichkeit sieht.

Immer noch Pandemie…

Die Zahl der Covid-Infektionen in Peking ist so hoch wie im April, aber gleichzeitig gibt es eine ganze Reihe von Erleichterungen und Vereinfachungen der Maßnahmen, u.a. wird die Quarantäne bei Einreise nach China von 10 (7+3) auf 8 (5+3) verkürzt, also „nur noch“ fünf Tage zentrale Hotelquarantäne, drei Zuhause. Für uns, die wir aktuell noch nicht reisen, vielleicht am Wichtigsten: sekundäre Kontakte (close contacts of close contacts) werden nicht mehr verfolgt, das heißt, das Risiko in die Covid-Maschinerie zu geraten sinkt deutlich. Detailliert kann man das bei China Daily nachlesen.
Bemerkenswert ist halt wirklich, dass diese Erleichterungen kommen, während die Zahl der positiven Tests so hoch ist. Ich will das, ganz vorsichtig noch, als positives Zeichen nehmen.

Schon wieder November

Ich habe das ja sicher schon ein paar Mal erwähnt (hier zum Beispiel): der November ist maximal mein zwölftliebster Monat.

Dieser Monat steht für mich für Tod und Verfall, Trübsinn, Kälte, es wird dunkel.  Die Farben verschwinden, alles ist grau. Wenn sich das hier dann auch noch mit Smog und Nebel mischt, kostet es wirklich Kraft, dass sich das viele Grau nicht auf die Seele legt.

Noch hängt buntes Laub an den Bäumen, aber um goldenen Ginkgo zu sehen, muss man sich so langsam sputen. Wenn man nicht zu weit vom Zentrum weg möchte, gibt es sowohl im Ditan-Park als auch im Lama-Tempel schöne Gingko-Alleen.

Aber ich zähle jetzt schon die Tage, bis der Winter vorbei ist.

Ich muss im November aktiv und gezielt gegen trübe Stimmung angehen. Da kam der Blogartikel „Warum wir den November dringend brauchen“ von Helmut Achatz gerade rechtzeitig: einige Ideen und Gedanken, was es Positives im November gibt. Aber wenn es morgen schon Mitte April wäre – ich hätte absolut nichts dagegen…

Heizperiode, Heizungsgrenze, Ofenäquator?

Das Wetter ist der Jahreszeit entsprechend, aber ich friere schon dauernd und muss aufpassen, dass aus dem leichten Halskratzen nicht mehr wird. 18 Grad, das ist ein bisschen frisch, wenn man am Schreibtisch sitzt (im Schlafzimmer von mir aus). Immerhin, wir müssen nicht bis zum 15. November – dem offiziellen Beginn der Heizperiode – warten, in unserem Compound wird die Heizanlage ein paar Tage früher angestellt. Und immerhin, hier wird dann geheizt werden – südlich des Yangtse nicht. Mehr Informationen und Eindrücke seit 1988 hat Ulrike vom Bambooblog zusammengetragen.

Und täglich grüßt das Covidtier…

Letztes Jahr im November hatte ich ja noch Hoffnungen, dass das Covid-Thema sich so langsam erledigt. Bekanntlich Fehlanzeige. Letzte Woche gab es bei uns in der Nähe ein paar Fälle, also mussten wir drei aufeinanderfolgende Tage zum Test, da waren die Wartezeiten auch wieder etwas länger.

Schülerinnen und Schüler müssen nun viermal in der Woche getestet werden, zum Glück nimmt uns das Montag, Mittwoch und Freitag die Schule ab, Sonnabends gehen wir zu „unserer“ Testbox und laden dann das Ergebnis bis Sonntagabend über die Schulwebseite hoch.

Die (eh nur vage) Hoffnung, dass nach dem KP-Parteitag die Regeln allmählich gelockert werden könnten, hat sich erstmal zerschlagen. Stattdessen wird von der Pekinger Gesundheitskommison empfohlen „large scale events“ abzusagen und auf  Online-Alternativen zu wechseln. (Was auch noch nicht wirklich besser geworden ist: Internetstabilität an sich und VPNs im Besonderen…)

Auch wenn ich es richtig finde, Covid nicht einfach durchrauschen zu lassen und Menschenleben als Kollateralschäden im Dienste der Freiheit anzusehen, der Blick nach Deutschland macht derzeit schon ein bisschen neidisch. Die Sehnsucht nach Normalität ist hier unfassbar groß.

Enttäuschung: Weihnachtsbasar fällt wieder aus

Besonders bitter finde ich in diesem Zusammenhang, dass die Botschaft den Deutschen Charity Weihnachtsbasar abgesagt hat. Der Basar wird von Ehrenamtlichen organisiert, die Botschaft stellt das Gelände zur Verfügung, große und kleine Sponsoren unterstützen den Basar – und der Gewinn geht an verschiedene Hilfsorganisationen.

Das ist nun das dritte Mal, dass er ausfallen wird – und es gibt schon einige Unkenrufe, dass eine bald 30jährige Tradition damit am Ende sein könnte. Es ist ja kaum noch jemand da, der aktiv in die ehrenamtliche Organisation des Basars eingebunden war (wie auch, wenn die meisten Expats im Schnitt drei Jahre hier sind und aktuell aus nachvollziehbaren Gründen eher kürzer).

Es ist ja nicht nur eine große Glühweinsause für die internationale Community – bei der Veranstaltung ist immer viel Geld für die Hilfsorganisationen zusammengekommen. Denen wird ohne den Basar ein substantieller Beitrag ihrer Finanzierung fehlen. Deshalb zerbrechen sich gerade viele Menschen den Kopf, welche Alternativen so kurzfristig organisiert werden können, um das wenigstens etwas zu kompensieren.

NaNoWriMo

November, das ist auch NaNoWriMo-Zeit. Nano-Was? National Novel Writing Month, ursprünglich eine amerikanische Aktion, 1999 mit 21 Teilnehmer:innen gestartet und inzwischen weltweit etabliert mit einer Rekordbeteiligung von über 400.000 Teilnehmer:innen 2017: im November schreibt man jeden Tag 1667 Worte und hat dann am Ende des Monats eine 50.000 Wörter umfassende Geschichte geschrieben.

Ich mache da seit 2017 mit, was auch das bisher einzige Jahr war, in dem ich das Ziel erreicht habe (die Geschichten habe ich dann später zu Ende geschrieben). Dieses Jahr bin ich besser vorbereitet als in all den Jahren zuvor, extrem motiviert und habe mir in den ersten beiden Tagen schon ein kleines Polster angeschrieben.

Der NaNoWriMo ist damit auch eine der positiven Seiten am November. Am Wochenende treffe ich mich mit lauter anderen „Wrimos“, um den ganzen Tag gemeinsam zu schreiben, uns auszutauschen, Wordsprints zu starten.

Podcastempfehlung

Es ist schon eine Weile her, da bin ich auf Facebook in einer gemeinsamen China-Gruppe über Sven Tetzlaff gestolpert, der in Hangzhou lebt und arbeitet. Ich muss gestehen, dass ich lange Zeit Podcast-Muffel war und das Format erst im Sommer für mich entdeckt habe. Lesen geht schneller, es bleibt mehr hängen – aber es geht halt nicht nebenbei. Also kombiniere ich nun – und inzwischen startet mein Tag mit dem Tagesthemen-Podcast…

Zeit-Verbrechen habe ich in wenigen Tagen alle Folgen komplett durchgesuchtet und jieper jetzt jeden zweite Woche auf die nächste Folge. Ich mag „Kein Mucks“ mit Bastian Pastewka (alte Krimihörspiele seit den 1940er Jahren), sporadisch und je nach zur Verfügung stehender Zeit weitere News-/Science-/Literatur- und China Podcasts. Und jeden Mittwoch: Umlauts Diary – das Chinatagebuch von Sven. Ich schreibe hier in meinem Blog über meinen Alltag in China, er erzählt in seinem Podcast von seinem Leben in China und was ihn umtreibt. Am besten hier abonnieren: Svens China-Tagebuch. Das ist noch mal eine andere Perspektive, eine andere Stadt – manchmal andere, oft ähnliche Sichtweisen: klare Hör-Empfehlung!