Im Westen des Sommerpalasts
Im Westen des Sommerpalastes sieht man nicht nur die Westberge, sondern besonders die Pagode auf dem Jadehügel fällt immer ins Auge – das wollte ich mir schon länger aus der Nähe ansehen. Gleichzeitig schau ich ja auch fast immer, ob ein Ort auch reizvoll für die Fotogruppe sein könnte. Eigentlich stand die Fotogruppen-Planung bis zum Sommer ja schon, aber angesichts der Pandemie-Lage überlegen wir uns gerade Alternativen zum Künstlerdorf Cuandixia und zum Wasserdorf Gubeikou – beides nicht mehr innerhalb Pekings, und das könnte problematisch werden. Mit einer Freundin bin am Dienstag also auf Erkundungstour gegangen.
Jadehügel? Kein Zutritt.
Reiseführer geben zu der Ecke kaum etwas her, auch auf Webseiten sind wir nicht groß fündig geworden, dabei sind rings um den Jadehügel mehrere große Parks auf den Karten eingezeichnet. Wir haben uns also ein wenig auf ins Blaue gemacht und uns mit dem Didi zu einer Kreuzung unterhalb des Jadehügels bringen lassen.
Wir haben schon damit gerechnet, dass wir nicht zur Pagode hochlaufen können, ich hatte auch schon mal gelesen, dass das Gelände rund um die Pagode für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, denn hier wohnen hochrangige Politiker und Militärs, quasi das inoffizielle Hinterzimmer der chinesischen Politik (im Gegensatz zum offiziellen Sitz Zhongnanhai im Zentrum der Stadt). Aber hier ändert sich alles so schnell, vielleicht würden wir ja doch Glück haben? Zumindest mal aus der Nähe fotografieren müsste doch drin sein?
Aber auch wenn sich hier alle schnell ändert, das nicht. Der Hügel ist durch eine hohe Mauer abgesperrt, alle paar Meter stehen schwer bewaffnete Soldaten und/oder Polizisten.
Beiwu-Park
Nun gut, wir gehen in den Park, wollen uns dort ein bisschen durch die Gegend treiben lassen und dann in Richtung Sommerpalast weitergehen.
Der Blick zur Pagode ist durchaus nett, aber der Park ist nicht so besonders, dass man extra den weiten Weg hierher auf sich nehmen müsste. Vor allem nicht, da Peking eine Vielzahl wirklich schöner, interessanter Parks hat. Immerhin, dieser Park hat auch ein eigenes kleines Marmorboot.
Auf die Pagode hat man immer wieder einen netten Blick.
Wir haben Zeit, lassen uns durch den recht großen Park treiben. Allerdings ist es kühler als erwartet, die Sonne kommt nicht wie erhofft raus, wir bleiben also nirgends länger stehen, weil wir sonst frieren. Immerhin: die Luft ist gut, das Grau kommt vom Wetter.
Aber trotz dieser Pagoden-Ansichten haut uns der Park nicht um, und so machen wir uns auf zum Westtor des Sommerpalasts.
Sommerpalast mal vom Westen aus
Ich habe den Sommerpalast schon durch fast alle Tore betreten und verlassen, nur durch das Westgate bisher nicht, also Premiere. Es ist zwar immer noch grau und kalt, aber der Blick über den Kunming-See auf die 17-Bogen-Brücke mit den blühenden Bäumen auf dem Damm davor – das ist schön.
Wir schlendern also am westlichen Ufer des Sees entlang, wechseln auf den Damm mit den vielen Brücken dazwischen. Die meisten Bilder, die man vom Sommerpalast zu sehen bekommt, sind solche, die den Tower of Incense (Pavillon des buddhistischen Wohlgeruchs) zeigen – vom Haupttor aus fotografiert. Heute also mal vom Westufer des Sees aus:
Bis kurz vor diesen Booten konnte ich „neulich“ (vor gut zwei Monaten…) noch mit dem Eisfahrrad fahren! Aber der Winter ist vorbei, wie man an den vielen Knospen, Blüten und dem zarten Grün sieht: so langsam kommt der Frühling. Den Magnolien in der Stadt hat der Kälteeinbruch samt Schnee in der letzten Woche aber gar nicht gut getan:
Wasserschutzgebiet und Zugvögel
Wir kommen an einen Zaun vorbei, aus dicken Metallstreben. Dieser Zaun meint es ernst, anders als die Bändchen in Kniehöhe, die hier meist zum Einsatz kommen. Er ist wirklich undurchdringlich und unüberwindbar (zumindest nicht ohne Leiter oder Seil, ich bezweifle aber, dass man mit Leiter in den Palast eingelassen wird… ). In diesem Zaun sind aber einige wenige Gucklöcher eingearbeitet. Der Zaun schützt den dahinterliegenden See, der als Trinkwasserreservoir dient – und von Zugvögeln als Rastplatz genutzt wird. Durch die Gucklöcher hat man auch noch einen netten Blick auf den Jadehügel samt Pagode und Tempel auf dem Hügel nebendran.
Leerer Langer Korridor
Wir beschließen, in dem kleinen Café in dem Hof hinter dem Marmorboot einen Kaffee zum Aufwärmen zu trinken. Die kleine Auszeit in dieser Idylle tut gut. Obwohl wir im Freien sitzen, lässt es sich gut aushalten und uns wird wieder wärmer. Leider hält das nicht lange vor. Schon am Marmorboot ist mir wieder kalt. Es wird klar, dass wir nicht mehr zu lange bleiben sollten, um uns nicht zu erkälten. Ich möchte gerne durch den Langen Korridor gehen, denn es ist so schön leer, dass man das mal richtig genießen können sollte. Sonst ist es dort ja oft so voll, dass man nur einen kurzen Blick hineinwirft und dann auf dem breiten Weg daneben weitergeht. Und richtig, freier Blick im Langen Korridor.
Kurz vor dem Haupttor sehen wir, dass die Pfingstrosen austreiben. Jetzt heißt es, den Zeitpunkt der Pfingstrosenblüte nicht zu verpassen! Ich möchte sie mir im Botanischen Garten, im Jingshan-Park und im Sommerpalast ansehen.