Xi’an

Letzte Aktualisierung am 26. Oktober 2018

Wie jedes Jahr in der letzten Septemberwoche sind die Jungs auf Klassenreise gegangen, der Mann muss arbeiten – die Gelegenheit für mich, alleine in China zu reisen. Diesmal habe ich mich für Xi’an entschieden (2015: Shanghai, 2016: Yangshuo, 2017: Liuku und Dali/Yunnan). Da ich schon etwas gedrängelt wurde (*wink zu B.*), hier schon mal eine erste Zusammenfassung! Ich muss die Eindrücke noch sacken lassen, Bilder sichten und werde dann noch ausführlicher von den einzelnen Stationen berichten.

Xi’an

Von Xi’an wusste ich bis vor Kurzem noch nicht viel mehr, als dass es der Ausgangsort für Besuche bei der Terrakotta-Armee ist – die war auch für mich der Hauptgrund, nach Xi’an reisen zu wollen. Xi’an war Ausgangspunkt der Seidenstraße und ehemalige und erste Hauptstadt des chinesischen Kaiserreichs. Vor der Reise habe ich Reiseführer gelesen und im Web gestöbert. Dabei bin ich wieder einmal bei Ulrikes Bambooblog gelandet – ohne ihre Berichte hätte ich was verpasst.

Terrakotta-Armee

Terrakotta-Armee

Besucht habe ich:

Gerne wäre ich auch in die Berge gefahren, zum Hua Shan. Angesichts des Wetters – Nebel und/oder Regen – war das aber keine gute Idee.

Unterwegs war ich zu Fuß, mit dem lokalen Bus, mit Didi (Taxi-App), mit einer übers Hotel gebuchten überschaubaren Gruppe (Banpo und Terrakotta-Armee), mit übers Hotel organisiertem privaten Fahrer (Hanyanglin und Famen-Tempel).

Vorläufiges Fazit

Glocken- und Trommelturm

Glocken- und Trommelturm

Xi’an selber finde ich nicht schön, aber interessant. Es gibt zwar nette Ecken, aber man sieht halt doch von fast überall die Hochhauswälder. Es ist halt eine typische chinesische Millionenstadt, vielleicht klein im Vergleich zu Peking und Shanghai, aber verglichen mit deutschen „Großstädten“ gigantisch. Innerhalb der Stadtmauer hätte ich mehr traditionelle Bauten vermutet, stattdessen gibt es an jeder Ecke gigantische Malls und unzählige Baustellen. Das Muslimviertel ist – vor allem abends – voll, bunt, lebendig. Aber auch sehr kommerziell. Ich fühlte mich an den Hamburger Dom (für Nicht-Hamburger: Volksfest, Rummel, Kirmes…) erinnert, wo es statt Fischbrötchen Biang-biang-Nudeln (lecker) und chinesische Hamburger (nicht mein Fall) gibt. Hat mich trotzdem (gerade?) jeden Abend wieder dahin gezogen. :)

Die Stadtmauer fand ich beeindruckend, auch wenn mich die Aussicht von dort eher enttäuscht hat.  Und gähn, noch ein Turm-Pärchen – Trommel- und Glockentürme gibt es in China doch an jeder Ecke. Ich muss aber zugeben, dass die in Xi’an bei nächtlicher Beleuchtung schon sehr cool aussehen.

Terrakotta-Armee

Terrakotta-Armee

Die Terrakotta-Armee war definitiv mein Highlight – allerdings dicht gefolgt von der Namaste Dagoba – dazu in den nächsten Tagen mehr. Jetzt nur so viel: Chinesischer geht es nicht. Gigantisch, protzig, komplett überdimensioniert. Aber das muss gerade hier vielleicht so sein, schließlich soll hier ein Fingerknochen des Gautama Buddha liegen.

Auch wenn Xi’an kein durchweg hübscher Ort ist – die Reise hat sich gelohnt, ich bin froh, dass ich da war. Und ich bin auch froh darüber, alleine dagewesen zu sein: keine Sightseeing-Muffel an meiner Seite, die quengeln, wann sind wir da, nicht noch ein Tempel, wie lang denn noch, meine Beine tun weh und wann gibt’s Eis… Dafür viele Gelegenheiten, mit Menschen aus aller Welt (nicht nur Chinesen) in kürzere und längere Gespräche zu kommen, das geht allein irgendwie immer besser.

Shilinxia Scenic Area

Letzte Aktualisierung am 19. April 2021

Skywalk in China

Flying Saucer in the Shilinxia Scenic Area

Überraschung: Plattform geschlossen

Das Wetter ist hier aktuell perfekt, getoppt von objektiv guter Luft, da war klar: raus aus der Stadt, irgendwo rauf und Aussicht genießen. Mit meinem Besuch und meiner Freundin bin ich gestern zum Flying Saucer in der Shilinxia Scenic Area im Pingu District gefahren, eineinhalb Stunden von uns entfernt. Vorher hab ich noch im Internet geguckt: keine Berichte über Schließungen oder ähnliches. Und trotzdem war die Glasbodenplattform gesperrt. Kann halt passieren in China, vor allem, wenn man auf nur auf Webseiten guckt, weil das eigene Chinesisch für Weibo und Co. zu schlecht ist.

Glasbodenplattform

Flying Saucer

Für mich selbst nicht so wild, ich war ja schon dreimal da, aber schade für meinen Besuch und auch für meine Freundin, die aber nicht so böse darüber war, dass ihr diese Mutprobe erspart geblieben ist. Die Damen am Schalter wussten nichts oder wollten nichts erzählen, andere Spaziergänger erzählten, dass es vielleicht mit dem China-Afrika-Gipfel zusammenhängen könnte und in zwei Tagen wieder geöffnet sei. War für uns dann ja auch egal, wir wollten trotzdem nach oben, auch wenn der Thrill dann halt ausfallen musste.

Viechereien

Unterwegs nach oben haben wir ziemlich viele interessante kleine und nicht ganz so kleine Viecher gesehen.

Änderungen und Wetterschäden

Vor über einem Jahr war ich zuletzt da und es gibt einige wenige Änderungen: Im ganzen Gebiet gilt ein absolutes Rauchverbot, Feuerzeuge werden an der neuen Sicherheitskontrolle am Eingang eingesammelt. Es gibt – allerdings nur im unteren Bereich – viel mehr Bänke und Picknickplätze. Die Toilettenhäuschen wurden modernisiert.

Die lange Treppe in Richtung Wasserfall hat einen Steinschlag-Schutz bekommen und ist dadurch nur noch halb so breit. Die künstlichen Pflanzen gibt es aber immer noch. ;)

Zwei Abschnitte im Gebiet sind aktuell gesperrt, sieht für mich nach Wetterschäden aus.

Seilbahn und Ruhe

Ich mag Seilbahnen. Ich erinnere mich, dass ich bei den letzten Besuchen nicht nur die Aussicht, sondern auch besonders die relative Ruhe beim Seilbahnfahren genossen habe. Diesmal war es grundsätzlich viel ruhiger, weil viel weniger Leute unterwegs waren als damals.

Eine der beiden Seilbahnen

Eine der beiden Seilbahnen

Trotz der Sperrung der Plattform hat sich der Ausflug mehr als gelohnt, das tat richtig gut, raus aus der Stadt zu kommen. Und die Aussicht ist auch ohne Plattform wirklich toll. Ich denke, ich war sicher nicht zum letzten Mal in Shilinxia.

Fotos

Noch mehr Bilder und Berichte gibt es von zwei früheren Ausflügen hierhin: Mai 2016, Juni 2016.

Informationen

Hinkommen

Von Shunyi sind es mit dem Auto ca. 1,5 Stunden, aus der inneren Stadt 20-30 Minuten mehr.

Van mit Fahrer

ca. 1000 RMB – je nach Verhandlungsgeschick…

Bus – ohne Gewähr

Dongzhimen Transport Hub (东直门交通枢纽) – Pinggu Bus Terminal  (平谷汽车站)
Bus No.852

Erster Bus: 6:30; Letzter Bus: 19:30
Fahrzeit: 2 Stunden( 19 Stopps)
Ticket: 16 RMB

Pinggu Bus Terminal  (平谷汽车站)- Pinggu Shilixia Scenic Area ( Glass Sightseeing Platform) 石林峡
Bus No.25

Erster Bus: 6:30; Letzter Bus: 19:30
Fahrzeit: 30 Minuten ( 11 Stopps )
Ticket: 6 RMB

Eintritte

Den Eintritt für das Gebiet zahlt man am Schalter unten im Tal, den für die Seilbahnen und den Flying Saucer jeweils direkt vor Ort.

78 RMB Scenic Area
50 RMB one way für die kurze Seilbahn
100 RMB one way für die lange Seilbahn
40 RMB für den Flying Saucer

Empfehlung für Rundweg

Nach der Sicherheitskontrolle geradeaus in das Gebiet hinein. An der ersten – langen – Seilbahn vorbei (rechts liegen lassen) und immer am Wasserlauf entlang gehen. Es geht nur minimal bergauf, ab und zu ein paar Stufen oder Brücken, mal ist man links, mal rechts des Bachs, weiter durch eine Schlucht, eine lange Holztreppe hinauf, am Wasserfall wieder auf die andere Seite des Bachs bis zur kurzen Seilbahn. Damit nach oben fahren und man ist fast beim Flying Saucer. Runter dann auf der anderen Seite, eine lange „chinesische“ Treppe mit viele unterschiedlichen Abschnitten: Stahltreppe, Holztreppe, in den Fels hinein gehauen. Unterschiedlich hohe Stufen, und es geht rechts und links steil bergab. Zur Erholung dann mit der „langen“ Seilbahn ins Tal zurück.

Wasser und Sonnenschutz nicht vergessen

Unten im Tal gibt es Getränkeverkauf und Restaurants – aber gerade in den Sommermonaten braucht man unterwegs viel Wasser, also genug mitschleppen! Auch an Sonnenschutz denken!

Besuch tut gut

Letzte Aktualisierung am 12. Januar 2021

Etwas Gejammer vorweg

Ich habe neulich bereits angerissen, dass es mir in diesem Sommer so schwer wie noch nie gefallen ist, wieder richtig in Peking anzukommen. Ähnlich ging es einigen anderen Freundinnen hier – auch denen, die erst nach dem extremen Regen zurückgekommen sind. An dem miesen Wetter allein kann das also nicht gelegen haben. Es war auch unabhängig davon, ob man nur „kurz“ oder die kompletten Ferien weg war. Unabhängig davon, ob man Heimat“urlaub“ gemacht hat oder „richtig“ verreist war.

Es kam so einiges zusammen: katastrophale Regenfälle, gleich dreimal ein kaputter Boiler, ausgefallene Kühltruhe im Supermarkt (und damit verbunden die sonst meist verdrängte Sorge um Lebensmittelqualität, Frische, Haltbarkeit), mein mangelhaftes Chinesisch, das Verkehrschaos, herumfliegender Müll, dazu mit Herz und Kopf noch bei den Lieben in Deutschland und, und, und…

Mich haben solche Kleinigkeiten aus der Bahn geworfen wie das Nichtvorhandensein von schlichter, normaler Sahne (sondern nur solcher mit zwölfunddreissig Zusatzstoffen), die ich für die von Junior gewünschte Geburtstagstorte brauchte.

Es ist anders, nicht besser, nicht schlechter, einfach nur anders!

Eigentlich war ich doch längst, fast von Anfang an in dem Stadium „manches ist hier halt so, wird schon gehen“. Der Satz „Es ist anders, nicht besser, nicht schlechter, einfach nur anders!“ war mein Mantra, auch wenn mir natürlich bewusst ist, dass hier wie dort manches subjektiv und auch objektiv besser (oder schlechter) ist. Und doch hat jetzt, nach über drei Jahren, plötzlich beinah alles genervt.

Zum Glück überstanden

Jetzt ist es bei mir wieder besser. Und das scheint nicht (nur) daran zu liegen, dass uns der Alltag mit all den vielfältigen Aktivitäten wiederhat, was mir schon Spaß macht und auch den Jungs. Noch ist das Schuljahr so frisch, dass die Jungs begeistert bei der Sache sind. Auf die Frage „Wie war’s?“ kommt derzeit ein Wortschwall – das ist noch anders als das übliche „gut“. Freut mich für die zwei.

Buddhastatue

Buddhastatue aus einem einzigen Stück Sandelholz, 26 m hoch, davon 8 m unter der Erde

Ich glaube, dass ich mich wieder richtig wohl fühle, hängt vor allem mit unserem aktuellen Besucher zusammen. Der ist zum Glück sehr selbstständig, fügt sich prima ins Familienleben und unseren Alltag ein, macht viel allein – aber unternimmt auch gelegentlich etwas mit uns/mir zusammen. Ein Schlüsselerlebnis war für mich letzte Woche ein Ausflug in den Lamatempel mit ihm. Geschlagene zwanzig Minuten stand er in der letzten Halle und war total geflasht von dem großen Sandelholzbuddha, der ja zweifelsohne sehr beeindruckend ist. Aber so offensichtlich begeistert war bislang kein Besuch! Und diese Begeisterung zieht sich durch. Und das tut mir gut.

Begeisterung steckt an

Ich sehe Peking ein wenig durch seine Augen, nehme das Andere, das Exotische, das Beeindruckende stärker wahr. Peking ist für mich in den vergangenen drei Jahren mein Zuhause geworden, Peking ist Alltag und nichts Besonderes mehr, vor allem, weil es ja allen Freundinnen, Nachbarinnen und Bekannten hier so geht (mal abgesehen von den ganz frisch Angekommenen vielleicht).  Aber gleichzeitig stellt mich und alle Expats der Pekinger Alltag doch vor andere Herausforderungen als daheim in Deutschland, und ich habe in den letzten Wochen eher die Schattenseiten gesehen.

Da tat es gerade unglaublich gut, Peking etwas durch die Augen unseres Besuchers zu sehen, mir bewusst zu machen, dass Peking für uns eben doch besonders ist – was zwar anstrengende Seiten hat, aber eben auch viel Schönes, Außergewöhnliches. Für viele Menschen ist eine zweiwöchige China-Rundreise mit 2-3 Tagen in Peking ein „Once-in-a-lifetime“-Erlebnis: einmalig, besonders, ein Highlight. Und ich bin in der privilegierten Situation, dass ich so viel Zeit auch für abgelegenere Sehenswürdigkeiten habe, die den Reisenden schlichtweg fehlt.

Als ich letzte Woche neben dem jungen Mann vor der riesigen Statue stand, nur ein bisschen Weihrauch-benebelt, durchströmte mich endlich wieder das Glücksgefühl, tatsächlich hier zu sein und all diese Erfahrungen machen zu dürfen.

Achja – als vorgestern erst gar kein und später nur matschbraunes Wasser aus den Leitungen kam, hat mich das nicht wieder zurückgeworfen. Und für den Besuch war es auch interessant zu sehen, dass hier eben doch vieles anders ist. Tief überstanden!

Fotos