Chinesisches rote Tür mit Löwenkopfgriffen

Wohnungssuche in Peking

Letzte Aktualisierung am 25. Juni 2021

Wo werden wir wohnen? Die Wohnungssuche war für mich und ist sicher auch für viele andere Familien, die vor der Situation „wir gehen nach Peking“ stehen, eine der wichtigsten Fragen. Das eine ist sicher die Entscheidung, ob man in der Stadt oder weiter draußen wohnen möchte, das andere ist das konkrete Haus/Wohnung. Kann halt passieren, dass zum passenden Zeitpunkt im Wunsch-Compound kein passendes Haus frei ist. Hatte ich erwähnt, dass es nichts nutzt, wenn das Traumhaus in einem doofen Compound steht? Oder umgekehrt der Compound toll ist, das Haus aber 1000 Macken hat?

Oh, und was sicher auch eine erste typisch chinesische Erfahrung werden kann: wenn man von einem Makler die ersten Wohnungen/Häuser gezeigt bekommt: nicht erschrecken, es ist üblich, dass sie einem zunächst die Ladenhüter zeigen, bevor es dann wirklich infrage kommendes gezeigt wird. Dabei wird unendlich viel Zeit verplempert… Aber am Ende stehen die Makler toll da, weil sie ja bei so schrecklichen Wohnungen dann doch plötzlich die tolle, richtige (die man gerne gleich als erstes gesehen hätte, verflixt!) aus dem Hut zaubern konnten.

Was ich selber noch wirklich wichtig finde bei der Entscheidung für oder gegen ein Haus/eine Wohnung:

  • Klimaanlage. Die sollte nicht zu alt sein, muss gut gewartet sein (müsste jährlich gereinigt werden, das machen die wenigstens Landlords von sich aus). Und je individueller regelbar, desto besser. Manche Häuser haben nur einen Schalter fürs ganze Haus, wir haben immerhin einen pro Etage, trotzdem ist es oft in einem Raum zu kalt, während es am anderen Ende zu warm ist… Nicht vergessen: so heiß wie es hier im Sommer ist, so eiskalt wird es im Winter…
  • Heizung. Bei uns und in sehr vielen Häusern hier wird über die Klimaanlage geheizt, Mitte Oktober wird durch die Handwerker ein Schalter umgelegt, und statt kühler wird dann warme Luft durch’s Haus gepustet. Im Winter kann man dann mit 2-4mal so hohen Nebenkosten rechnen wie im Sommer. Fußbodenheizung wäre toll, es ist nämlich wirklich bitter, bitterkalt im Winter!
  • Ich würde kein Haus mit „high ceiling living room“ nehmen und möglichst wenig ineinander übergehende Räume. Klar, das sieht schon toll aus, aber: schwer zu heizen bzw. zu kühlen – und auch schwer, die Luft sauber zu halten.
  • gut abgedichtete Fenster und Türen sind wichtig, wegen der Kälte im Winter gern Doppelverglasung (selten zu finden).
  • unter Luftverschmutzungs-Gesichtspunkten: kleinere Räume sind besser (da lässt sich die Luft schneller, effektiver sauberfiltern). Die Jungs haben deshalb die beiden kleinsten Schlafzimmer hier, aber zusätzlich ein großes Kinder-Wohnzimmer.
  • Kamin – viele Häuser haben hier offene Kamine. In Europa liebe ich das auch, hier hätte ich zum einen Bedenken, weil die Luft eh schon so schlecht ist, aber noch wichtiger: durch den Schornstein kommt ungefiltert die schlechte Luft von draußen rein. Unser Kamin ist nur zur Deco, der Landlord hat den Schornstein abgedichtet. Wir haben im Haus zum Glück auch wirklich immer saubere Luft (ok, mithilfe von 9 lärmenden Maschinen).
  • Herd: auf den ersten Blick fand ich unseren 5 Platten Gasherd toll. Allerdings ist der Ofen auch gasbetrieben, allmählich nach einem Jahr komm ich halbwegs damit klar, aber dicke Freunde werden wir nicht werden. Mir ist das jetzt nicht so wichtig, aber für jeden, der gerne backt, kann das ein Kriterium sein!
  • extrem hilfreich: englisch sprechendes Management
  • wie kindgerecht ist der Compound: Kinder-/Babypool? Kinderspielzimmer? Kinderspielplätze, auch für verschiedene Altersgruppen geeignet? Verkehr/Verkehrsregelung? Bolzplatz? Möglichkeiten zum Radfahren, Skaten…?
  • sind die Angebote des Compounds inklusive oder muss man für jede Kleinigkeit extra zahlen? Einzeln oder als Pauschale?
  • Nahversorgung: wenn man nur ein Auto (oder keins) zur Verfügung hat, sollte das Wichtigste fußläufig erreichbar sein.
  • wenn Hochhaus: wie viele Fahrstühle gibt es (in den 18. Stock zu Fuß rauf und runter ist sicher nicht so spassig), vielleicht kann man einen vorhandenen Mieter fragen, ob es damit Probleme gab?
  • Hellhörigkeit? Können Kinder normal spielen oder ist schleichen und flüstern die Devise?

Grundsätzlich halte ich das für eine gute Idee, wenn man die Gelegenheit hat, die Vormieter zu löchern. Oder die Nachbarn. Oder jemanden, der schon in dem Compound wohnt, der kann vielleicht nichts zum infragekommenden Haus sagen, aber zum Compound an sich.

Fragen, Ergänzungen, Tipps, andere Meinung? Mehr Informationen vielleicht zu Hochhaus-Appartments, da ich ja nur eines für kurze zwei Wochen kennengelernt habe! Gerne per Mail oder als Kommentar!

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4 Kommentare
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7 Jahre zuvor

Hmm, stimmt, diese Kriterien sind echt wichtig… So viele Gedanken hatten wir uns aber damals eigentlich gar nicht gemacht (außer Heizung und Management).

Erreichbarkeit der Schule und des Arbeitsplatzes war unser erstes Kriterium, direkt gefolgt von der Möglichkeit, dass die Kinder in der Siedlung frei herumlaufen können ohne sich unwohl zu fühlen. Außerdem wollten wir nicht ständig auf ein Auto angewiesen sein, so war die öffentliche Anbindung wichtig.

Es gibt bei uns zwei Compounds, die von Familien, deren Kinder zur gleichen Schule gehen, favorisiert werden — der eine hätte gut gepasst, weil er direkt neben der Schule ist, da war aber die Anbindung an die Öffis extrem schlecht, ich hätte von dort aus niemals studieren können, weil es so ewig gedauert hätte, zur Uni zu kommen.

Der andere hatte (wie sich herausstellte berechtigterweise) den Ruf, eine eher schwierige Nachbarschaft zu haben… ist es dann aber doch geworden — eben wegen der Anbindung und weil die Uni ganz in der Nähe ist.

Da war die Überlegung, dass die Kinder ja den ganzen Tag in der Schule sind, während ich zu Hause hocke und eingehen würde, wenn ich mich auf’s shoppen, lunchen, Yoga und Bauchtanz reduzieren müsste… Damit vor allem die Jüngste aber doch noch in den Genuss kommt, nach der Schule mit ihren Freundinnen aus dieser Nachbarschaft spielen zu können, bleiben wir jetzt öfter nach der Schule einfach dort auf dem Spielplatz und fahren dann mit dem Taxi nach Hause.

Nun sind zwar entweder unsere Nachbarschaft tatsächlich sehr schwierig — oder ich bin es, :-) — aber zum Glück kann ich mich durch meine Uni und das Unterrichten an einer Sprachschule immer wieder raus ziehen.

Sollten wir noch verlängern und nach Shanghai gehen, werde ich eher nach einer Nachbarschaft schauen, in der die Expats nicht so aufeinander hängen.

Ich wünsche Dir einen wunderbaren Start in die Woche, :-).

So long,
Corinna

Relocationservice (Firmenname entfernt)
7 Jahre zuvor

Hi Linni,

das ist wirklich ein sehr umfassender und wichtiger Artikel. Ich denke man darf vor allem die verschiedenen Mentalitäten bei der Wohnungssuche nicht vergessen. Was in Deutschland wichtig erscheint, ist in China nicht unbedingt auch so. Es gibt viele Unternehmen, die Auswanderern mit einem Relocation-Service unterstützen und so den Neu-Anfang erleichtern. Das Eingewöhnen an einem neuen Ort, kann so auf jeden Fall erleichtert werden.

Vielleicht magst Du mal auf unserer Seite vorbeischauen und Dir einen Überblick verschaffen, was so ein Service alles beinhaltet.

*Link entfernt*

Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg mit Deinem Blog!

LG
Nicole