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Shilinxia Scenic Area

Skywalk in China

Flying Saucer in the Shilinxia Scenic Area

Überraschung: Plattform geschlossen

Das Wetter ist hier aktuell perfekt, getoppt von objektiv guter Luft, da war klar: raus aus der Stadt, irgendwo rauf und Aussicht genießen. Mit meinem Besuch und meiner Freundin bin ich gestern zum Flying Saucer in der Shilinxia Scenic Area im Pingu District gefahren, eineinhalb Stunden von uns entfernt. Vorher hab ich noch im Internet geguckt: keine Berichte über Schließungen oder ähnliches. Und trotzdem war die Glasbodenplattform gesperrt. Kann halt passieren in China, vor allem, wenn man auf nur auf Webseiten guckt, weil das eigene Chinesisch für Weibo und Co. zu schlecht ist.

Glasbodenplattform

Flying Saucer

Für mich selbst nicht so wild, ich war ja schon dreimal da, aber schade für meinen Besuch und auch für meine Freundin, die aber nicht so böse darüber war, dass ihr diese Mutprobe erspart geblieben ist. Die Damen am Schalter wussten nichts oder wollten nichts erzählen, andere Spaziergänger erzählten, dass es vielleicht mit dem China-Afrika-Gipfel zusammenhängen könnte und in zwei Tagen wieder geöffnet sei. War für uns dann ja auch egal, wir wollten trotzdem nach oben, auch wenn der Thrill dann halt ausfallen musste.

Viechereien

Unterwegs nach oben haben wir ziemlich viele interessante kleine und nicht ganz so kleine Viecher gesehen.

Änderungen und Wetterschäden

Vor über einem Jahr war ich zuletzt da und es gibt einige wenige Änderungen: Im ganzen Gebiet gilt ein absolutes Rauchverbot, Feuerzeuge werden an der neuen Sicherheitskontrolle am Eingang eingesammelt. Es gibt – allerdings nur im unteren Bereich – viel mehr Bänke und Picknickplätze. Die Toilettenhäuschen wurden modernisiert.

Die lange Treppe in Richtung Wasserfall hat einen Steinschlag-Schutz bekommen und ist dadurch nur noch halb so breit. Die künstlichen Pflanzen gibt es aber immer noch. ;)

Zwei Abschnitte im Gebiet sind aktuell gesperrt, sieht für mich nach Wetterschäden aus.

Seilbahn und Ruhe

Ich mag Seilbahnen. Ich erinnere mich, dass ich bei den letzten Besuchen nicht nur die Aussicht, sondern auch besonders die relative Ruhe beim Seilbahnfahren genossen habe. Diesmal war es grundsätzlich viel ruhiger, weil viel weniger Leute unterwegs waren als damals.

Eine der beiden Seilbahnen

Eine der beiden Seilbahnen

Trotz der Sperrung der Plattform hat sich der Ausflug mehr als gelohnt, das tat richtig gut, raus aus der Stadt zu kommen. Und die Aussicht ist auch ohne Plattform wirklich toll. Ich denke, ich war sicher nicht zum letzten Mal in Shilinxia.

Fotos

Noch mehr Bilder und Berichte gibt es von zwei früheren Ausflügen hierhin: Mai 2016, Juni 2016.

Informationen

Hinkommen

Von Shunyi sind es mit dem Auto ca. 1,5 Stunden, aus der inneren Stadt 20-30 Minuten mehr.

Van mit Fahrer

ca. 1000 RMB – je nach Verhandlungsgeschick…

Bus – ohne Gewähr

Dongzhimen Transport Hub (东直门交通枢纽) – Pinggu Bus Terminal  (平谷汽车站)
Bus No.852

Erster Bus: 6:30; Letzter Bus: 19:30
Fahrzeit: 2 Stunden( 19 Stopps)
Ticket: 16 RMB

Pinggu Bus Terminal  (平谷汽车站)- Pinggu Shilixia Scenic Area ( Glass Sightseeing Platform) 石林峡
Bus No.25

Erster Bus: 6:30; Letzter Bus: 19:30
Fahrzeit: 30 Minuten ( 11 Stopps )
Ticket: 6 RMB

Eintritte

Den Eintritt für das Gebiet zahlt man am Schalter unten im Tal, den für die Seilbahnen und den Flying Saucer jeweils direkt vor Ort.

78 RMB Scenic Area
50 RMB one way für die kurze Seilbahn
100 RMB one way für die lange Seilbahn
40 RMB für den Flying Saucer

Empfehlung für Rundweg

Nach der Sicherheitskontrolle geradeaus in das Gebiet hinein. An der ersten – langen – Seilbahn vorbei (rechts liegen lassen) und immer am Wasserlauf entlang gehen. Es geht nur minimal bergauf, ab und zu ein paar Stufen oder Brücken, mal ist man links, mal rechts des Bachs, weiter durch eine Schlucht, eine lange Holztreppe hinauf, am Wasserfall wieder auf die andere Seite des Bachs bis zur kurzen Seilbahn. Damit nach oben fahren und man ist fast beim Flying Saucer. Runter dann auf der anderen Seite, eine lange „chinesische“ Treppe mit viele unterschiedlichen Abschnitten: Stahltreppe, Holztreppe, in den Fels hinein gehauen. Unterschiedlich hohe Stufen, und es geht rechts und links steil bergab. Zur Erholung dann mit der „langen“ Seilbahn ins Tal zurück.

Wasser und Sonnenschutz nicht vergessen

Unten im Tal gibt es Getränkeverkauf und Restaurants – aber gerade in den Sommermonaten braucht man unterwegs viel Wasser, also genug mitschleppen! Auch an Sonnenschutz denken!

Besuch tut gut

Etwas Gejammer vorweg

Ich habe neulich bereits angerissen, dass es mir in diesem Sommer so schwer wie noch nie gefallen ist, wieder richtig in Peking anzukommen. Ähnlich ging es einigen anderen Freundinnen hier – auch denen, die erst nach dem extremen Regen zurückgekommen sind. An dem miesen Wetter allein kann das also nicht gelegen haben. Es war auch unabhängig davon, ob man nur „kurz“ oder die kompletten Ferien weg war. Unabhängig davon, ob man Heimat“urlaub“ gemacht hat oder „richtig“ verreist war.

Es kam so einiges zusammen: katastrophale Regenfälle, gleich dreimal ein kaputter Boiler, ausgefallene Kühltruhe im Supermarkt (und damit verbunden die sonst meist verdrängte Sorge um Lebensmittelqualität, Frische, Haltbarkeit), mein mangelhaftes Chinesisch, das Verkehrschaos, herumfliegender Müll, dazu mit Herz und Kopf noch bei den Lieben in Deutschland und, und, und…

Mich haben solche Kleinigkeiten aus der Bahn geworfen wie das Nichtvorhandensein von schlichter, normaler Sahne (sondern nur solcher mit zwölfunddreissig Zusatzstoffen), die ich für die von Junior gewünschte Geburtstagstorte brauchte.

Es ist anders, nicht besser, nicht schlechter, einfach nur anders!

Eigentlich war ich doch längst, fast von Anfang an in dem Stadium „manches ist hier halt so, wird schon gehen“. Der Satz „Es ist anders, nicht besser, nicht schlechter, einfach nur anders!“ war mein Mantra, auch wenn mir natürlich bewusst ist, dass hier wie dort manches subjektiv und auch objektiv besser (oder schlechter) ist. Und doch hat jetzt, nach über drei Jahren, plötzlich beinah alles genervt.

Zum Glück überstanden

Jetzt ist es bei mir wieder besser. Und das scheint nicht (nur) daran zu liegen, dass uns der Alltag mit all den vielfältigen Aktivitäten wiederhat, was mir schon Spaß macht und auch den Jungs. Noch ist das Schuljahr so frisch, dass die Jungs begeistert bei der Sache sind. Auf die Frage „Wie war’s?“ kommt derzeit ein Wortschwall – das ist noch anders als das übliche „gut“. Freut mich für die zwei.

Buddhastatue

Buddhastatue aus einem einzigen Stück Sandelholz, 26 m hoch, davon 8 m unter der Erde

Ich glaube, dass ich mich wieder richtig wohl fühle, hängt vor allem mit unserem aktuellen Besucher zusammen. Der ist zum Glück sehr selbstständig, fügt sich prima ins Familienleben und unseren Alltag ein, macht viel allein – aber unternimmt auch gelegentlich etwas mit uns/mir zusammen. Ein Schlüsselerlebnis war für mich letzte Woche ein Ausflug in den Lamatempel mit ihm. Geschlagene zwanzig Minuten stand er in der letzten Halle und war total geflasht von dem großen Sandelholzbuddha, der ja zweifelsohne sehr beeindruckend ist. Aber so offensichtlich begeistert war bislang kein Besuch! Und diese Begeisterung zieht sich durch. Und das tut mir gut.

Begeisterung steckt an

Ich sehe Peking ein wenig durch seine Augen, nehme das Andere, das Exotische, das Beeindruckende stärker wahr. Peking ist für mich in den vergangenen drei Jahren mein Zuhause geworden, Peking ist Alltag und nichts Besonderes mehr, vor allem, weil es ja allen Freundinnen, Nachbarinnen und Bekannten hier so geht (mal abgesehen von den ganz frisch Angekommenen vielleicht).  Aber gleichzeitig stellt mich und alle Expats der Pekinger Alltag doch vor andere Herausforderungen als daheim in Deutschland, und ich habe in den letzten Wochen eher die Schattenseiten gesehen.

Da tat es gerade unglaublich gut, Peking etwas durch die Augen unseres Besuchers zu sehen, mir bewusst zu machen, dass Peking für uns eben doch besonders ist – was zwar anstrengende Seiten hat, aber eben auch viel Schönes, Außergewöhnliches. Für viele Menschen ist eine zweiwöchige China-Rundreise mit 2-3 Tagen in Peking ein „Once-in-a-lifetime“-Erlebnis: einmalig, besonders, ein Highlight. Und ich bin in der privilegierten Situation, dass ich so viel Zeit auch für abgelegenere Sehenswürdigkeiten habe, die den Reisenden schlichtweg fehlt.

Als ich letzte Woche neben dem jungen Mann vor der riesigen Statue stand, nur ein bisschen Weihrauch-benebelt, durchströmte mich endlich wieder das Glücksgefühl, tatsächlich hier zu sein und all diese Erfahrungen machen zu dürfen.

Achja – als vorgestern erst gar kein und später nur matschbraunes Wasser aus den Leitungen kam, hat mich das nicht wieder zurückgeworfen. Und für den Besuch war es auch interessant zu sehen, dass hier eben doch vieles anders ist. Tief überstanden!

Fotos

 

Eunuchen-Museum zum Zweiten

Vor einem Jahr führte der vorerst letzte gemeinsame Ausflug mit meiner finnischen Freundin, die ein paar Tage darauf nach Finnland zurückkehren musste, uns zum Eunuchen-Museum. Leider war das Museum da noch wegen Bauarbeiten geschlossen und es hieß „nächstes Jahr!“. Jetzt ist sie gerade zu Besuch bei uns und wir sind zu dritt zusammen mit einer gemeinsamen Freundin wieder dorthin gefahren.

Der Taxifahrer mochte nicht durch das enge Tor in den Hutong hineinfahren, also gingen wir zu Fuß weiter. Ich habe schon gefürchtet, wir wären im falschen Hutong, weil mir der Weg viel länger vorkam als im Vorjahr. Aber da war schon der Eingang. Schreck lass nach, das ist ja immer noch Baustelle! Und wir hatten vorher extra anrufen lassen, um herauszufinden, ob es auch wirklich geöffnet ist! Aber wir hatten Glück.


Adresse: Shijingshanqu, Moshikou Dajie 80 (石景山区, 模式口大街 80). Eintritt: 8 RMB


Der „Friedhofsbereich“ mit der Grabstätte von Tianyi, einem der bekanntesten und einflussreichsten Eunuchen überhaupt, ist so gut wie fertiggestellt. Daneben gibt es ein paar Ausstellungsräume. Gewerkelt wird noch an einem Bereich mit weiteren Gebäuden, einem Torbogen – sieht auch als Baustelle interessant genug aus, um es nächstes Jahr wieder zu versuchen.

Zunächst sehen wir uns die Ausstellung an. Die Texte sind überwiegend Chinesisch, aber Bildunterschriften und Zusammenfassungen gibt es auch auf Englisch. Im ersten Raum gibt es Infotafeln zu den Eunuchen seit deren Anfängen im 8. Jahrhundert (oder doch früher?) bis hin zum letzten Eunuchen Sun Yaoting, der erst 1996 verstarb. 

Die Kastration wurde besonders in der Mingzeit „vollständig“ durchgeführt, also auch mit Penektomie. Ohne Betäubung. Die „drei Kostbarkeiten“ führten die Eunuchen dann bis zu ihrem Tod mit sich, um körperlich vollständig als ganzer Mann ins Jenseits übergehen zu können. Allerdings überlebte viele Jungen und Männer die Prozedur nicht, sie starben an Infektionen oder am Blutverlust. 1911 endete das Eunuchen-(Un-)Wesen mit dem Ende des Kaiserreichs.

Kastration und Penektomie

Gruselig

Die plastische Darstellung der Entmannung ist nicht das einzig Gruselige hier, denn es wird auch eine mumifizierte Leiche eines unbekannten Eunuchen ausgestellt. Und ein sichelförmiges Messer mit verrosteter Klinge ist zu sehen…

Nach der Ausstellung sehen wir uns die Grabstätte an. Hier sind die Bauarbeiten so gut wie abgeschlossen. Es gibt drei Pavillions, in denen auf beschrifteten Stelen von wichtigen Stationen im Leben Tianyis erzählt wird.

Weiter hinten befinden sich zwei Grabkammern, die von Tianyi im Schatten eines großen Kaki-Baumes. Wir stiegen hinunter, es ist kalt und feucht und obwohl alles frisch renoviert ist, ist es unheimlich. Als wir wieder draußen sind, erschlägt uns die Hitze fast.

Weg aus der Gruft

Am Ausgang treffen wir genau den Mann, der meine Freundin und mich vor einem Jahr herumgeführt hat und meine Freundin wechselt ein paar Worte mit ihm.

Hinterher spazieren wir noch ein Stück durch den Hutong, der teils kaum wieder zu erkennen ist, so wurde er herausgeputzt. Für einen Besuch des Fahai-Tempels, der nur zehn Minuten entfernt liegt, reicht diesmal die Zeit nicht mehr. 

 

 

Baiyun Guan – Tempel der weißen Wolken

Südwestlich der Verbotenen Stadt liegt der Tempel der weißen Wolken – Baiyun Guan. Es handelt sich um einen daoistischen Tempel, in dem auch die Daoistische Vereinigung Chinas ihren Sitz hat. Es ist eine der größten Tempelanlagen Pekings.

Wir schauen uns hier an einem schwül-heißen Sommertag um.

Glücks-Glocken unter der Brücke

Gleich zu Anfang befindet sich eine Brücke, unter deren Bögen Glocken befestigt sind. An einer Bude kann man Tickets erwerben, an einer zweiten Bude tauscht man die Tickets gegen Münzen. Und nun gilt es, mit den Münzen die Glocken zu treffen und zum Klingen zu bringen: das bringt Glück! Wir schauen eine Weile einem Vater und seinem vielleicht achtjährigen Sohn zu, die so lange werfen, bis sie tatsächlich die Glocke zum Klingen bringen. Der Vater wird nun ganz bestimmt zehnmal soviel Glück haben wie sein Sohn. ;)

Bauarbeiten und Ruhe

Obwohl überall renoviert wird, ist es ruhig. Wir sind die einzigen Ausländer, außer uns sind viele Gläubige da und es riecht intensiv nach deren Räucherstäbchen. Und überall stehen oder sitzen Mönche in ihren Trachten. Wenn nicht ab und zu der Blick auf Pekings Hochhäuser oder die Verkabelungen fallen würde oder – man käme sich ganz aus der Zeit gefallen vor.

In den Hallen darf nicht fotografiert werden, also kann ich hier jetzt leider nicht zeigen, dass es eine Halle gab, die so ganz anders gestaltet war als die, die ich bisher kannte – von wegen, kennst Du einen Tempel, kennst Du alle… Hier waren die Wände nicht bemalt, sondern plastisch gestaltet – auf einer Seite der Ozean und der Himmel, auf der anderen Seite ein Berg – beides bevölkert von vielen Figuren. Ein bisschen bunt, ein bisschen kitschig, aber fröhlich, lebendig, schön.

In einer der Hallen zeichnet ein Mönch, in einer anderen pinselt einer Schriftzeichen. Eine Halle finde ich bemerkenswert: hier gibt es unzählige Figuren, die deutlich mit Jahreszahlen gekennzeichnet sind, beginnend mit 1911 (wenn ich mich recht erinnere). Es handelt sich wohl um Schutzgeister. Der für meinen Jahrgang sah kompetent und freundlich-fröhlich aus, andere wirken düsterer.

Tai Chi

Angesichts der vielen Gläubigen fühlen wir uns ein bisschen als Störenfriede, erst Recht, als wir durch einen Torbogen in den hintersten Hof gehen, wo gerade eine große Gruppe  von Menschen im Tai Chi angeleitet wird. Es ist mucksmäuschenstill, nur ab und zu gibt die Lehrerin Anweisungen.

Doch dann winkt uns eine chinesische Dame zu, die mit ihrem erwachsenen Sohn da ist, und bedeutet uns mitzukommen. In einer Hand hält sie noch ein paar Räucherstäbchen, in der anderen eine Kamera. Wir folgen ihr eine Treppe hoch und sehen noch mehr Buddhas und haben von oben einen netten Blick auf einen Teil der verwinkelten Anlage. Die Dame macht unauffällig ein paar Fotos, aber ich lasse meine Kamera lieber stecken. Ihr Sohn grinst mich an. Beide verbeugen sich dann vor den Buddhastatuen und gehen weiter.  Wir begegnen ihnen noch zwei-, dreimal auf dem Rückweg zum Ausgang, jedes Mal mit freundlichem Lächeln.

In einem kleinen Seitengebäude befindet sich eine TCM-Praxis, wir werfen aber nur einen kurzen Blick in den Hof, da dort auch Patienten sind. In einem anderen kleinen Hof werden ein paar Kinder im Tai Chi unterrichtet, hier geht es etwas lauter zu.

Trotz der Bauarbeiten erleben wir den Tempel der weißen Wolken als einen Ort friedlicher Stille. Es gibt hier viel weniger Touristen als in anderen Tempelanlagen der Stadt, dafür mehr praktizierende Gläubige. Hier werde ich sicher wieder hingehen.

Mehr zur Geschichte des Tempels und zum Daoismus findet sich zum Beispiel hier in Ulrikes bambooblog.

Fotos

 

 

Die Marco-Polo-Brücke

Am Montag habe ich meinen Besuch zum Südbahnhof gebracht und dort in den Zug nach Shanghai gesetzt. Wo ich schon in der Ecke war, wollte ich mir dort auch etwas ansehen, damit sich die weite Fahrt auch richtig lohnt. So habe ich mich dann für die Marco-Polo-Brücke (Wanping, Fengtai-Distrikt) entschieden. 

Auf dem Weg zum Bahnhof war noch dicke Luft: Sandsturm, so unangenehm, dass selbst im Taxi die Augen brannten und man ständig vom Staub husten musste. Aber die Vorhersage war positiv, also bin ich dann wie geplant weiter zur „Lugou Qiao“, wie die Marco-Polo-Brücke hier in China heißt. Den Beinamen bekam die Brücke, weil Marco Polo sie in einem seiner Reiseberichte voller Begeisterung erwähnt hat. Die Luft wurde tatsächlich besser und am Fluss Yongding He angekommen ließ es sich trotz der Hitze gut aushalten.

Die steinerne Bogenbrücke wurde 1192 fertiggestellt. Besonders bemerkenswert sind die unzähligen Löwen, die oben auf den Brückenbögen sitzen – und alle unterscheiden sich voneinander.

Die Brücke ist aber nicht nur so für sich interessant, sondern auch historischer Schauplatz: Am 7. Juli 1937 trug sich hier der Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke zu, der als Auslöser des zweiten Japanisch-Chinesischen Kriegs gilt.

Ich fand die Brücke wirklich nett anzusehen, dank inzwischen wieder guter Luft mit Blick auf die Berge – und auf die neuen Brücken: Autobrücken über den Fluss und die Eisenbahntrasse auf hohen Stelzen, auf der alle paar Minuten ein Schnellzug fuhr. Das war wieder typisch Peking, Altes und Neues so dicht beieinander.  Viel Wasser führt der Fluss nicht mehr. Der „Cruise Terminal“ ist abgeschlossen, auch die Geschäfte waren zu, wirken aber nicht so, als ob sie komplett aufgegeben wären.

Wanping-Festung

Von der Brücke aus sieht man das Westtor der Wanping-Festung. Das war mein nächstes Ziel. Vom Westtor aus führt eine breite Allee zum Osttor, links und rechts kleine Gassen mit bewohnten Courtyards.  Für den Durchgangsverkehr ist die Festung gesperrt – wirkt auf mich wie ein ummauertes Pekinger Hutonviertel, nur die Allee in der Mitte ist halt ungewöhnlich breit. So ist es hier recht ruhig. Vor einem kleinen Geschäft spielt eine Gruppe von Männern chinesisches Schach.

Auf der linken Seite findet sich das Museum des Widerstandskrieges des chinesischen Volkes gegen die japanische Aggression – ein riesiger Klotz, den ich hier so nicht erwartet hätte. Gegenüber ist ein großer Platz.  Es ist Montag, erwartungsgemäß hat das Museum geschlossen. Schade, denn jetzt, wo ich davorstehe, interessiert es mich doch. Dann geht es weiter über die Allee zum Osttor. Auf die Mauer kommt man nicht. Ich gehe durchs Tor und bin wieder mitten im modernen Peking: mehrspurige Straßen, hohe Häuser. 

Ich werde sicher noch einmal dahin fahren – aber nicht an einem Montag. :)

Komm zurück!

Liebe Freunde aus Deutschland waren zu Besuch. Die Tage waren üppig gefüllt mit Ausflügen (siehe unten für ein paar Fotos) und vielen guten Gesprächen. Es war, als hätten wir uns letzte Woche zuletzt gesehen und nicht zuletzt vor einer gefühlten Ewigkeit so zu viert zusammengesessen. Am liebsten hätten wir Schlaf komplett weggelassen, denn es war soviel Zeit nachzuholen, und wer weiß, wie lange es bis zum Wiedersehen dauert.

Gestern Morgen mussten wir uns verabschieden. Wir haben noch Witze gemacht:
– Die lassen euch eh nicht raus, wollt Ihr nicht vielleicht ohne oder wenigstens mit leeren Koffern los?
– Zum Kaffeetrinken um 2 seid Ihr aber wieder da!

Dann waren sie weg und das Haus war viel zu groß und leer. Auf dem Weg zum Einkaufen musste ich ein Tränchen oder zwei wegblinzeln, weil ich wieder allein unterwegs war. Naja, so ist das hier halt, und wir müssen damit leben.

Überraschung!

Wenig später sitze ich am Schreibtisch, poste die „Komm zurück!“-Szene aus Titanic auf die Facebookseite meiner Freundin, fange an, die Fotos zu sichten. Dann klingelt es – viel zu früh für die Geburtstagsgäste. Einer der Jungs ist an der Tür, ich höre eine Frauenstimme und denke, das ist aber nicht meine südafrikanische Freundin, komisch. Neugierig gehe ich runter und bleibe auf halber Treppe stehen – da waren sie wieder, S. und H. Mir sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen, der Mund offen – gut, dass da keiner ein Bild geschossen hat, das muss herrlich dämlich ausgesehen haben. Männe hat genauso geguckt. Und dann haben wir uns alle einfach nur gefreut. Der Flug nach Kopenhagen ist gecancelt worden, was uns einen weiteren gemeinsamen Tag geschenkt hat! 

Heute Morgen mussten wir uns wieder verabschieden, was keiner von uns so richtig ernst genommen hat. Aber bis jetzt hat es noch nicht wieder geklingelt, und wir finden uns so langsam damit ab, dass sie jetzt leider wirklich weg sind.

Prinz Gong und ich – das wird nichts…

Vor ein paar Monaten wollte ich mit einer Freundin Prince Gong’s Mansion besuchen. Bedauerlicherweise waren wir an einem Montag unterwegs. Montag? Ja genau, montags sind hier alle Museen geschlossen. Hatten wir leider vergessen und sind stattdessen um den nur wenige hundert Meter weiter gelegenen Beihai-See herumspaziert. (Beihai-See ist genau genommen doppelt gemoppelt, weil Beihai Nord-See heißt.)

Gestern war der Tag viel zu schön, um nichts zu unternehmen: Traumwetter, schön warm, aber noch nicht zu heiß, atembare Luft und deutlich weniger flying cotton fluff. Also extremer Pollenflug, als ob es in dicken Flocken schneit, an Kantsteinen, in Winkeln, Häuserecken sammelt sich das dann auch als dicke „Schneedecke“. Vom Management kam auch schon die alljährliche Mail: „never ever under no circumstances burn the flying cotton fluff“! Ich frag mich immer noch, wie man auf die Idee kommen könnte, denn wer das macht, wäre definitiv ein heißer Kandidat für den Darwin-Award.

Déjà vu

Allerdings tobt derzeit in unserer Nachbarschaft ein Verkehrschaos ohne gleichen: zur Zeit findet die AutoShow statt, die weltweit größte Automesse. Egal, ich wollte den schönen Tag unbedingt nutzen! Ich vergewissere mich auf der Webseite, dass heute auch geöffnet ist und drucke mir die Hinweise für die dreistündigen Runde aus. Als ich nach langer Fahrt und kurzem Spaziergang endlich vor den schnieken, gut gesicherten Hallen stehe: geschlossen! Ich habe ein déjà vu, aber heute ist doch definitiv nicht Montag? Vielleicht nur dieser Eingang? Ich biege um die Ecke, nein, auch alles zu. Irritiert stehe ich davor und versuche, die Schilder zu entziffern – irgendwas von März-Mai, arbeiten. Zwischendrin wimmele ich bestimmt fünf Rikschafahrer ab, dann spreche ich einen der Wächter an. Ja, im Mai ist es wieder auf. Schade, aber so wird das nichts mit Prinz Gong und mir. Schade auch, dass auf der Website kein Hinweis auf die Schließung zu finden war.

Alster? Elbe? Beihai!

Allerlei Enten auf dem Beihai

Ich muss aber nicht lange überlegen, was ich nun anstelle. Inzwischen ist es spät am Vormittag, die Sonne brennt, an einem Kiosk schieße ich mir eine Flasche Wasser und bewege mich Richtung Beihai-Park. Dort löse ich nur das Park-Eintritts-Ticket (10 RMB in der Sommersaison, von November bis März 5 RMB), jetzt will ich nichts mehr besichtigen. Schnurstracks gehe ich auf den Bootsanleger zu, der dem Eingang am nächsten ist, aber dort gibt es nur noch Duckboats. Nein danke, ein bisschen Würde muss ich mir doch bewahren!

Ich spaziere entgegen dem Uhrzeigersinn um den See herum. Tretboot? Nein. Lotusboot? Nee. Der Park ist gut besucht, Schüler- und Touristengruppen: bitte alle mal dorthinüber schauen! Der Anleger hinter dem Souvernirshop hat endlich noch freie kleine Elektroboote (100 RMB/Stunde) und ratzfatz fahre ich auf den See hinaus. Ruhe. Frieden. *Huuuuup*Trööt*Meepmeep*

Oh, die „Inselfähre“ meckert ein Duckboat an: aus dem Weg! Ich mache einen Bogen darum und lasse mich dann erstmal ein Stück treiben. Hier ist es jetzt wirklich still bis auf das leise Plätschern des Wassers. Herrlich, wie hab ich das vermisst! Ich mag Peking wirklich gern, aber mir fehlt Wasser!

Ich tuckere wieder weiter, werfe einen Blick auf das NCPA, dessen Kuppel die Sonne reflektiert und aus dieser Perspektive auch eine schnöde Sporthalle sein könnte. Ist es aber nicht! Dann geht es nicht weiter, unter den Brücken darf man nicht durchfahren, also umkehren. Jetzt habe ich einen schönen Blick auf den Zhongguo Zun – demnächst fertig, das neue höchste Gebäude Pekings. Dichter dran ist natürlich die Weiße Pagode. Typisch Peking, typisch China – altes und neues auf einen Blick.

Richtig stimmungsvoll wird es, als ich an einem Boot vorbeikomme, auf dem die Damen chinesische Lieder singen – zu schön!

Touri?

Meine Stunde ist fast um, also tuckere ich zurück zum Anleger, hole meine Kaution ab und mache mich auf die Suche nach einem Taxi. Da sich in der Straße am Ausgang alles staut, gehe ich zu Fuß am Jingshan-Park vorbei. Kurz reizt es mich, auf den Kohlehügel zu klettern, aber der Blick auf die Uhr sagt: Rückfahrt! Ein Taxi hält ungefragt und trotz Halteverbot (das gilt rund um die Verbotene Stadt), ist sogar bereit mich nach Shunyi zu fahren – für den Schnäppchenpreis von 300 RMB! Seh‘ ich aus wie ein Touri, der drauf reinfällt? Vermutlich ja. :) Ich sage ihm, dass ich seit drei Jahren in Peking bin, er lächelt entschuldigend und fährt weg.

Ein paar Meter weiter werde ich fast von einem in falscher Richtung fahrendem Tuktuk umgefahren: „Lady, where are you going?“ Shunyi, bisschen zu weit für ein Tuktuk. Er meint, er hätte einen starken Motor… Nichts wie weg, denke ich mir. Eine Ecke weiter biege ich in eine Straße ohne Halteverbote ein, rufe ein Didi, das sofort kommt und bin trotz Autoshow-Chaos relativ zügig wieder zuhause – und zufrieden wie schon lange nicht mehr. Sollte man sich wirklich öfter gönnen, so eine Auszeit auf dem Wasser!

Fotos

 

Der Zhihua-Tempel

Der Pekinger Zhihua-Tempel findet sich nicht in den Reiseführer TOP 10. Trotzdem sollte man in Erwägung ziehen, ihn sich anzusehen, wenn man die Gelegenheit dazu hat. Denn interessant ist nicht nur der Tempel selbst, sondern auch die Umgebung, denn vom Zhihua-Tempel aus hat man einen interessanten Blick auf das Galaxy Soho. Hier kann man Symbole für traditionelles und modernes Peking zugleich in einem Bild einfangen.

Als ich den Tempel besucht habe, waren nur ganz wenige andere Besucher da, eindeutig kein Touristenhotspot. Es war ruhig, von der Großstadthektik nichts mehr zu spüren. 

Der Zhihua-Tempel

Der Tempel wurde 1444 während der Ming Dynastie als Familientempel von Wang Zheng gebaut, der der beliebteste Eunuch von Kaiser Yingzong gewesen sein soll. Hat der Tempel früher über fünf Courtyards verfügt, so sind heute nur noch die vier zentralen Hallen übrig. Der Zhihua-Tempel soll einer der größten hölzernen Gebäudekomplexe der Ming-Zeit sein. Außerdem finden sich hier viele Buddhastatuen, buddhistische Schriften, Wandgemälde – und „Musik“:

Es sind einige alte Instrumente ausgestellt, die sich in Details von den volkstümlichen Instrumenten unterscheiden, z.B. in der Anzahl der Löcher in einer Flöte. Zweimal am Tag (um 10:20 Uhr und um 15 Uhr) wird die traditionelle „Jing-Musik“ (Hauptstadt-Musik)  von Mönchen aufgeführt. Diese Musik, eine Kombination aus Hofmusik, buddhistischer Musik und Volksmusik, gilt als „lebendiges Fossil“ der chinesischen Musik. Leider habe ich die Aufführung verpasst,aber nun steht das auf meiner Peking-Wunschliste. Und die ist nach drei Jahren immer noch unglaublich lang. ;)

Der Tempel zählt zu den geschützten Denkmälern Chinas, die Jing-Musik zählt zum immateriellen Kulturerbe. Nichtsdestotrotz wurde ein Deckenelement nach Philadelphia verkauft und findet sich nun dort im Kunstmuseum…

Besonders beeindruckend fand ich die Wände der Hallen. Hunderte, wenn nicht Tausende kleiner Buddhas sitzen da in winzigen Schreinen – und alle Figuren sind verschieden.

Kontrastprogramm nach dem Tempelbesuch gewünscht?

Nach dem Tempelbesuch könnte man durch die Hutongs in Richtung Galaxy Soho schlendern und dort einen überteuerten Kaffee in einer Filiale einer großen amerikanischen Kaffeehauskette trinken. ;)

Informationen:

Offizielle Webseitezhihuatemple.com/ 

Eintritt: 20 RMB

Öffnungszeiten: Täglich außer Montag (!) 8:30 – 16:30 Uhr laut offizieller Webseite – laut Tripadvisor täglich 9-19 Uhr… Ich werde beim nächsten Besuch darauf achten!

Adresse: No.5 Lumicang Hutong, Dongcheng District

Fotos

 

Rund um den Tiananmen

Endlich habe ich mir mal wieder die Zeit genommen, allein in Peking unterwegs zu sein. Ich sollte das unbedingt wieder öfter machen! Zuerst war ich heute aber beim Kennenlern- und Wiedersehensfrühstück der Patengruppe. Das war sehr nett, aber schon um elf vorbei, also Zeit genug, noch auf eigene Faust etwas zu unternehmen. Ich wollte schon seit einer Ewigkeit ins Nationalmuseum, also hab ich noch fix meine Metrokarte aufgeladen und bin bis zum Tiananmen Ost gefahren. 

Dort angekommen war erst mal langes Warten angesagt: Sicherheitskontrolle, aber mit deutlich längerer Schlange als sonst. Two Sessions, der Nationale Volkskongress tagt, ups, ich Döspaddel, da hätte ich ja auch eher dran denken können. Aber die Warterei war ganz lustig, ich fand mich in einer Männerreisegruppe wieder, die sich immer wieder vergewisserten, dass ich wirklich 3 Jahre und nicht 3 Tage Peking meinte.  Bei sowas freu ich mich dann doch über meine paar Chinesischbröckchen – und finde es gleichzeitig schade, dass ich nicht alles verstehe und/oder beantworten kann. Aber immerhin.

R2D2 im Einsatz

Dann fuhr zwischen den Warteschlangen auch noch ein Polizeiroboter hin und her und machte irgendwelche – für mich komplett unverständlichen – Ansagen und filmte offenbar auch. Da in den Sicherheitskontrollen Foto-Verbot ist habe ich mich nicht getraut das Teil zu knipsen, sieht aus wie R2D2, nur etwas höher, dafür schlanker und das Fahrgestell erinnert stark an ein Bobbycar. Ein junger Chinese grinste mich an und meinte „China secure!“
Nach einer halben Stunde war ich dann endlich auf dem Tiananmen, der mich immer wieder allein wegen seiner Größe beeindruckt. Das heißt, ich war auf dem Fußweg am Rand des Platzes. Autos? Nein, wie gesagt: Volkskongress. Als ich genau gegenüber der Großen Halle des Volkes stand, wurde ich allerdings weitergescheucht: heute keine Bilder hier! 

Aus der Entfernung noch ein kurzer Blick aufs Mao-Mausoleum (irgendwann geh ich da auch noch hin) und dann ab ins Nationalmuseum! Hier gab es dann die dritte Sicherheitskontrolle für heute (die erste an der Metro, die zweite am Zugang zum Tienanmen). Eintritt muss man nicht bezahlen, aber den Pass vorzeigen (ohne Pass kommt man aber auch schon vorher gar nicht auf den Platz).

Schüsseln gucken!

Und dann habe ich mir „ein paar Schüsseln“ angeguckt, wie meine Kurzen sagen würden. Ich war nur 2 Stunden da, aber jetzt habe ich immerhin einen ersten Eindruck gewonnen. Am Interessantesten fand ich heute die Ausstellung von Gastgeschenken von anderen Staaten/Staatsoberhäuptern. Das war eine sehr skurrile Sammlung von Kunst und Kitsch und Plunder und wirklich Wertvollem. US-Präsident Ford hat ein Ensemble mit lebensgroßen Schwänen basteln lassen, das fand ich einfach nur unfassbar geschmacklos. Dann gab es Vasen und die genannten Schüsseln, ein paar Möbel, Gemälde/Zeichnungen, ein paar Buddhastatuen und dann musste ich auch schon wieder los. War sicher nicht das letzte Mal. 

Am meisten beeindruckt hat mich allerdings das Gebäude, das einfach riesig ist… Es ist auch das größte Museumsgebäude der Welt. Jedenfalls bin ich jetzt gerade so zufrieden mit dem Tag (mehr als nur das), dass ich mich frage, warum ich das so lange nicht gemacht habe, hier in Peking alleine loszuziehen. Das bau ich jetzt auf jeden Fall wieder viel öfter in den Alltag ein! 

 

Tempel, Schule und Fazit

Mein letzter ganzer Tag in Siem Reap, am nächsten Tag geht es gleich nach dem Frühstück zum Flughafen. 

Ich hab noch immer nicht genug von den Tempeln und entscheide mich dafür, die Roluos-Gruppe östlich von Siem Reap anzusehen. Dazu gehören drei Tempel: Preah Ko, Bakong und Lolei. Was ich noch nicht weiß: in Lolei werde ich einen Lehrer und seine Schule kennenlernen.

Aber der Reihe nach. Wir fahren erst durch Siem Reap und dann über eine alte Landstraße in Richtung Osten.

Preah Ko

Zuerst geht es nach Preah Ko. Es ist noch relativ früh, aber die Sonne steht schon hoch am wolkenlosen, leuchtend blauen Himmel. Und es ist richtig heiß. Sokphorn parkt im Schatten, und ich spaziere zum Tempel hinüber. Hier ist es alles andere als feucht oder moosüberwachsen, rings herum um den Tempel befinden sich Siedlungen, von denen Musik herüberklingt. 

Bakong

Wir fahren ein Stück weiter die Straße entlang und erreichen Bakong. Dieser Tempelberg mit 5 Ebenen ist wirklich beeindruckend. Besonders die Elefantenskulpturen gefallen mir. Die Treppen sind wieder steil, ausgetreten und ohne Geländer, keine Absperrungen an den Rändern, aber hier ist mehr los als am Tag zuvor am Baphuon, also mache ich  mir diesmal keine Gedanken. Nur die Elefanten fotografiere ich nur seitlich oder von hinten – von vorne ist es einfach zu dicht am Abgrund.

Lolei

Jetzt fahren wir die gleiche Straße wieder zurück, überqueren die Landstraße und fahren weiter nach Norden. Schließlich erreichen wir Lolei, das auf einem kleinen Hügel liegt, auf den ein schmaler Pfad und ein paar Treppen hinaufführen. Die Tempelanlage ist relativ klein, einer der verbliebenen Prasats ist komplett eingerüstet, der andere wird abgestützt. Auf dem Tempelgelände befindet sich ein buddhistisches Kloster, die Haupthalle liegt neben den alten Tempelgebäuden, Wohn- und weitere Gebäude dahinter. Ich ziehe meine Sandalen aus und sehe mir die fröhlich-bunte Haupthalle näher an. Hinten in einer Ecke eine Vitrine mit menschlichen Schädeln und Knochen. 

Die Schule

Nachdem ich die Vitrine mit den Knochen gesehen habe, was mich ehrlich gesagt schon etwas gruselt, schlendere ich weiter über das Tempelgelände und lande schließlich bei den hinteren Gebäuden, die nach außen offen sind. Bücherregale und eine Reihe mit Computern. Ein junger Mann spricht mich an, ob er mich herumführen dürfte. Ich will erst abwinken, ich habe schon von den selbsternannten „Volunteers“ gehört, die zwei-drei auswendig gelernte Sätze zu Sehenswürdigkeiten erzählen und sich ihre Dienste als Tempel-Guide dann teuer bezahlen lassen. Dabei könnte man für den kompletten Angkor Archäologischen Park ausgebildete Guides, oft auch in gewünschter Sprache, für 40 USD/Tag buchen.

Aber ich tue ihm unrecht, denn er ist Lehrer hier an der Schule und so kommen wir dann doch ins Gespräch. Enthusiastisch schildert er, was sie hier alles tun. Er erklärt, dass hier knapp 30 Jungen leben, Waisenkinder oder sehr arme Kinder, die sonst keine Schule besuchen können. Zusätzlich bieten sie weiteren Unterricht für Externe in drei Schichten an, wo in Ergänzung zum offiziellen Schulunterricht Mathe, Englisch, Khmer und Computer unterrichtet wird. Die Kinder verbessern so ihre Chancen auf Arbeitsplätze im Tourismus und für manche ist dies der Weg zur Universität.

Außerdem unterstützen sie etwa 300 weitere Kinder mit den in Kambodscha obligatorischen Schuluniformen. Dabei führt er mich herum, zeigt mir die Bibliothek und die Computerarbeitsplätze. Er will mir auch die Klassenräume in der oberen Etage zeigen, aber ich möchte den Unterricht nicht stören. Ich bin ja nun nicht in offizieller Mission unterwegs, sondern  rein privat, bei aller Neugier: das hätte ich unschön gefunden.

Schließlich erklärt er mir dann, dass ab und zu immer noch Knochen auf Feldern gefunden werden, die werden dann im Tempel aufbewahrt, bis sie bestattet werden können. Dann kommt ein kleiner Junge angerannt, der  etwas von dem jungen Mann will. Dieser gibt mir noch einen Prospekt der Schule und schreibt seinen Namen und seine E-Mail-Adresse dazu, und dann kann ich mich gerade noch bedanken und schon ist er weg. Auf der Webseite der Schule gibt es auch die Möglichkeit, online zu spenden! (Update Januar 2021: Die Webseite gibt es nicht mehr.) 

Eine Woche Kambodscha – mein Fazit

Es war eine Woche voller Highlights für mich. Obwohl ich tagsüber viel gesehen und erlebt habe, war ich durch die ruhigen Abende am Pool am Ende wirklich erholt. Aus China kenne ich inzwischen die krassen Gegensätze zwischen arm und reich, Tradition und Moderne. In Kambodscha gibt es diese Gegensätze auch, nur die Armut ist größer und vom Reichtum sieht man deutlich weniger. Das Internet (im Hotel) war deutlich zuverlässiger und besser (!) als hier in China… Ohne VPN. ;) Aber sonst doch deutlich weniger Moderne als andernorts. Mit Deutschland will ich da gar nicht erst vergleichen: komplett andere Welt.

Dazu die bedrückende jüngere Geschichte des Landes, deren Spuren doch überall noch zu finden sind. Und dann trifft man auf junge, fröhliche Menschen, die voller Optimismus in die Zukunft schauen.

Die ersten Tage zuhause war ich noch nervös, bei jedem Zwacken habe ich gefürchtet, mich trotz des überreichlichen Gebrauchs von Mückenspray wieder mit Dengue infiziert zu haben. Nie wieder Südostasien, nie wieder Denguegebiet. Aber jetzt, mit etwas Abstand: ich würde gerne wieder dahinfahren, noch mehr vom Land sehen, Phnom Penh, gerne auch Sihanoukville, aber unbedingt wieder nach Siem Reap, nicht nur, weil ich noch längst nicht alle Tempel sehen konnte, weil ich ein Floating Village auch mal in der Regenzeit sehen möchte. Auch der Schule in Lolei (und anderen) würde ich wieder einen Besuch abstatten. Naja, wer weiß, vielleicht gibt es ja doch irgendwann eine Impfung. 

 

Angkor Small Circuit Tour (2)

Wir setzen die Angkor-Rundfahrt fort. Der nächste Stopp ist Ta Keo. Wie ich jetzt gelernt habe, ist das ein Tempelberg im Gegensatz zu den Flachtempeln wie Ta Prohm. Über 1000 Jahre alt! Hier soll noch während der Bauarbeiten der Blitz eingeschlagen haben, und so wurde der Tempel aufgegeben, bevor er vollendet wurde. Deshalb finden sich hier nur ganz wenige Verzierungen. Auch hier wird restauriert, hier mit chinesischer Hilfe.

 

Ich frage Sokphorn, wie es weitergeht. Er hat inzwischen mitbekommen, dass mir die abgelegenen, wenig besuchten und verfallenen Tempel besonders gefallen, also schlägt er Ta Nei vor. Die Straße wird immer schmaler, schließlich ist es eigentlich nur noch ein Feldweg, der immer unwegsamer wird, immer größere Schlaglöcher, nach dem Gewitterregen vom Morgen teils tiefe Pfützen, und ich mach mir Gedanken um das Tuktuk (eine Honda mit Anhänger, kein E-Dreirad wie mein chinesisches Tuktuk hier in Peking). Aber Sokphorn winkt ab, alles kein Problem. Aber schließlich hält er doch an. Diesmal kommt er mit. Hier sind keine Busse (die hätten nicht auf den Feldweg gepasst), keine Autos und auch kein weiteres Tuktuk. Der Tempel ist wirklich sehr verfallen, teils moosüberwachsen. Bis auf die Geräusche des Dschungels ist es total still. Friedlich. Es kommt mir so unwirklich vor, der Ort und auch dass ich hier bin. Erst als wir den Tempel ganz umrundet haben, begegnet uns auf dem Rückweg zum Tuktuk ein junges deutsches Pärchen. Die beiden sind mit Fahrrädern unterwegs und wollen jetzt picknicken – ein fantastischer Ort dafür. Sie wollen danach weiter zur Zipline. Aber das traue ich mich alleine dann doch nicht, auch wenn es reizvoll klingt; ich finde mich eh schon mutig genug, so ganz allein (ok, mit Sokphorn) unterwegs zu sein. Langsam schlendern Sokphorn und ich zum Tuktuk zurück. Wow, das war echt schön. Der Zauber verfliegt etwas, als wir 10 Minuten später an einem Toilettenhäuschen vorbeikommen, wo gerade 2 Busse vorgefahren sind… Lärm und Gewusel.

Angkor Thom

Die Tour geht weiter durch Angkor Thom – das Herz des alten Angkor-Reiches. Zuerst Mittagessen, hier reiht sich Shop an Shop und Restaurant an Restaurant. Diesmal lässt Sokphorn sich von mir einladen, es gibt vegetarisches „Amok“, das wirklich lecker ist – und viel zu viel, ich hab ein schlechtes Gewissen, aber ich lass mehr als die Hälfte übrig. Wir gehen zum Tuktuk zurück und fahren nur ein ganz kurzes Stück. Sokphorn wirft mich an der Terrasse der Elefanten raus und erklärt mir, in welche Richtung ich gehen soll und wo er auf mich warten wird. 

Jetzt rächt sich das frühe Aufstehen, ich bin nicht mehr wirklich aufnahmefähig. Und so traue ich mich kaum, mich von der großen „Promenade“ zu entfernen. Da steht ein Tempel, wie sich rausstellt, handelt es sich um Baphuon, den man über einen Steinpfad, der durch ein Wasserbecken führt, erreicht. Aber so doof wie das ist, an dem touristisch wohl am besten erschlossenen Punkt Kambodschas, werde ich ängstlich und denke, ohje, wenn ich Sokphorn jetzt nicht wiederfinde, wie komme ich denn dann bloß zum Hotel zurück? Lassen wir mal den Schlafmangel als Entschuldigung gelten! Ein paar Schritte weiter sehe ich dann „mein“ Tuktuk. Puh! Wir fahren wieder nur wenige Meter. Diesmal wird Sokphorn wieder an der gleichen Stelle auf mich warten, also kann ich ganz beruhigt den Tempel erkunden: Bayon.

Nachdem ich wirklich jede Treppe von Bayon erklommen und in jeden Winkel hineingeschaut habe, bin ich total erledigt. Den Rest des Tages verbringe ich wieder am Hotelpool und gehe früh schlafen.

Xīnnián kuàilè! – Frohes neues Jahr!

Wir hatten über die Weihnachtszeit Besuch von lieben alten Freunden. Vorher waren die Befürchtungen groß, dass die Dezember-Luft in Peking wieder so übel wird wie in den Vorjahren. Doch der Himmel war überwiegend blau und die Luft bis auf wenige Ausnahmen gut. (Dass zahlreiche Chinesen aufgrund der Schließungen von Kohlekraftwerken und mangels bezahlbarer Alternativen frieren, ist die Kehrseite der Medaille.)

Natürlich waren wir viel zusammen unterwegs. Nur Sommerpalast, Verbotene Stadt, Silk Market und Ritan Park habe ich krankheitsbedingt auslassen müssen. :(

Heiligabend haben wir uns zuerst den Konfuziustempel und die Kaiserliche Akademie angesehen, dann den Lamatempel und sind dann noch durch die angrenzenden Hutongs gebummelt. Zweimal hingucken musste ich auf des zugefrorene Gewässer im Konfuziustempel: im Eis sind Goldfische eingefroren!

Immer wieder phantastisch: die Mauer

Den Besuchern haben die Tempel, vor allem der Lamatempel mit seiner besonderen Atmosphäre, am besten gefallen. Mein Highlight ist nach wie vor die Mauer. Es ging wieder nach Mutianyu, das ist von uns aus zügig zu erreichen. Mit der Seilbahn hinauf, ein Stück weit über die Mauer spazieren und dann mit der Sommerrodelbahn wieder runter. Leider war eine sehr ängstliche chinesische Dame vor uns, so dass es keine rasante Abfahrt, sondern eine gemütliche Omi-Abfahrt wurde. ;)

Der Schriftzug oben am Berg bedeutet wohl: „Loyal gegenüber dem Vorsitzenden Mao“ (忠于毛主席 – Zhōngyú máo zhǔxí).

Und weil die Mauer als imposantes Bauwerk mit ihrer langen Geschichte, mit Seilbahn, Sessellift und Sommerrodelbahn noch nicht beeindruckend genug ist, wird jetzt auch auf den Drehort eines chinesischen Films von 2010 hingewiesen: „If you are the one 2“ – eine romantische Komödie, war wohl ein Kassenschlager. ;)

Einen Abend haben wir in Sanlitun verbracht, erst gab es lecker Pekingente im Duck de Chine (jetzt Teil des 1949-Komplexes), dann noch einen Absacker im Q-Mex. 

Tianan’men

An einem anderen Abend sind wir beinah erfroren. Es war wirklich bitter-, bitterkalt. Trotzdem sind der Platz und die Gebäude so beleuchtet sehr beeindruckend.

Antikmarkt, Himmelstempel, Shopping, Show

Trödel und Co.

Panjiayuan Antikmarkt

Auch an einem anderen Tag hatten wir ein besonders volles Programm.

Zunächst sind wir kurz über den Panjiayuan Antikmarkt gebummelt. Der war deutlich voller als bei meinen bisherigen Besuchen, es war Samstag. Dafür waren vergleichsweise wenig Langnasen zu sehen.

Damit unser Besuch auch das Erlebnis von Pekinger Metro hat, sind wir von vom Panjiayuan mit der Metro zum Himmelstempel gefahren. Metro-Fazit des Besuchs: sauber, sicher, auch als Ortsfremder ohne Chinesischkenntnisse gut verständlich.

Himmelstempel

Als wir die langen Treppen an der Himmelstempelstation nach oben gekraxelt waren, war Wind aufgekommen, und hat das Grau des Morgens hinweg geweht. Trotz des eisigen Windes war der Park aber gut besucht und es gab tatsächlich wieder Pekinger, die samt Haustieren im Laubengang saßen und spielten. Durch den Laubengang haben wir uns erst die Halle der Ernte und die umliegenden Hallen angesehen. Von dort oben hatte man einen tollen Blick auf den CBD mit dem fast fertigen China Zun Tower in der Mitte. Wir haben uns dann noch Echomauer und die Halle des Himmelsgewölbes angesehen und sind die paar Stufen zum Himmelsaltar hinaufgestiegen. Von uns hat es aber keiner ausprobiert, ob die eigene Stimme wirklich viel volltönender klingt, wenn man auf dem Stein in der Mitte steht.

Ich finde ja die Geschichte von der „70jährigen-Tür“ klasse: Kaiser Qianlong war schon alt und etwas klapperig, so dass seine Offiziellen diese Tür für ihn in die Mauer einbauen ließen, um den weiten Weg bei den Zeremonien für ihn abzukürzen. Damit diese Abkürzung nicht ohne Not missbraucht würde, erließ Qianlong ein Dekret, dass nur seine Nachkommen, die 70 Jahre und älter wären, diese Tür benutzen dürfte. Qianlong blieb allerdings der einzige, der die Tür, die jetzt den Namen „70 year old door“ trägt, benutzt hat – keiner seiner Nachfolger wurde so alt.

Brown Door und Pearl Market

Blick von der Dachterasse des Pearlmarkets

Blick von der Dachterrasse des Pearlmarkets

Inzwischen waren wir durchgefroren, es war schon später Mittag. So habe ich unsere Besucher dann ins „Brown Door“ geführt, ein kleines chinesisches Restaurant gegenüber vom Nebeneingang des Perlenmarkts. Das ist schon lange kein Geheimtipp mehr, und auch wenn hier überwiegend Expats und Langnasen verkehren, so ist das Essen „ganz normal chinesisch“ und sehr lecker. Aufgewärmt und gestärkt ging es dann hinüber zum Pearlmarket, einmal Atmosphäre schnuppern, einmal das Erlebnis „knock-knock-Markt“… Wohl auch kein Geheimtipp mehr: Im 4. Stock an den Rolltreppen befindet sich eine kleine Kaffeebar, wo es guten Kaffee zum annehmbaren Preis gibt.  Wo wir schon bei Ex-Geheimtipps sind: Es ging dann noch auf die Dachterrasse, einmal den Blick über den Himmelstempelpark, rüber zum Tiananmen und in der anderen Richtung zum CBD genießen.

Legends of Kungfu

 Bei der Überlegung: Laoshe Teahouse oder Kungfu-Show fiel die Entscheidung rasch zugunsten von „Legends of Kungfu“. Ulrike vom bambooblog hatte davon erzählt. Besten Dank für die Empfehlung, wir waren begeistert! Beim nächsten Mal nehme ich meine Jungs mit, das würde ihnen sicher gefallen. Die Geschichte ist relativ schlicht: Ein Junge kommt ins Kloster, lernt fleißig, ist erfolgreich, lässt sich auf Abwege führen, findet aber auf den rechten Weg zurück und beerbt am Ende den alten Abt. Die Inszenierung ist temporeich, aufwendig und bunt, die Musik gefällt auch Westler-Ohren. Erzählt wird auf Englisch, es laufen chinesische Unter-, ähm, Obertitel, bei ein-zwei chinesischen Liedern umgekehrt. Immerhin kommen zwei Frauen vor: die Mutter und die böse Versuchungsfee… 

Feiertage ganz entspannt

Weihnachten und Silvester haben wir gemütlich zuhause gefeiert. Falls sich jemand über ausbleibende Mails und/oder Anrufe gewundert hat: Heiligabend fielen am frühen Abend erst Telefon und Internet aus (wurde am Morgen des 1. Feiertages repariert), dann hab ich schlapp gemacht: fiese Erkältung. Mit Besuch war für Erkältung aber gar keine Zeit, die wird jetzt auskuriert.

Xīnnián kuàilè! - Frohes neues Jahr!

Chinesische Silvestershow

Silvester war ebenfalls ganz gemütlich. Natürlich haben auch dieses Jahr Dinner for One und Ekel Alfreds Silvesterpunsch nicht gefehlt. Feuerwerk ist nicht nur innerhalb des 5. Pekinger Rings verboten, sondern auch bei uns im Compound. Trotzdem waren wir kurz auf der Straße und haben ein paar wenige Raketen in der Ferne gesehen. Nicht schlimm, es war eh viel zu eisig, um länger draußen zu sein. Drinnen ließen wir dann eine chinesische Neujahrshow laufen, wo es vor allem Bilder vom Feuerwerk der bereits ins Neue Jahr gerutschten Städte gab.

Alltag

Inzwischen sind alle Besucher wieder heil in Deutschland angekommen. Der Mann ackert, die Jungs genießen die letzten faulen Ferientage, ich kuriere meine Erkältung aus – ich muss fix wieder fit werden, schließlich habe ich nächste Woche was vor… ;)

Der Compound füllt sich allmählich wieder mit den Urlaubs-Rückkehrern, die Tage werden allmählich wieder länger und wir schauen gespannt darauf, was 2018 so alles mit uns vorhat. 

Xīnnián kuàilè! – Frohes neues Jahr!

 

Peking von oben: Kohlehügel

Peking von oben? Das geht zum Beispiel von einigen Dachterrassen aus (wobei man da oft nur die umliegenden Hochhäuser sieht oder nur in eine Richtung) oder vom Fernsehturm im Westen oder im aktuell noch höchsten Gebäude in der Atmosphere Bar im China World Tower… Auf den Bildern weiter unten ist auch das künftige höchste Gebäude Zhonguo Zun (China Zun) zu sehen.

Eine weitere, wirklich tolle Möglichkeit ist der Kohlehügel im Jingshan-Park, gleich hinter der Verbotenen Stadt. Dort auf dem höchsten Punkt steht der Pavillon des Zehntausendfachen Frühlings – der höchste Punkt des alten Pekings; früher auch mal der Mittelpunkt des alten Pekings entlang der Nord-Süd-Achse. 

Grandiose Aussicht in alle vier Himmelsrichtungen

Bei tollstem Sommerwetter und für Peking-Verhältnisse guter Luft sind meine Freundin und ich heute auf den Kohlehügel spaziert und haben die Aussicht genossen:

  • Im Süden die Verbotene Stadt, dahinter der Tien’anmen, die Große Halle des Volkes und das Nationalmuseum und das NCPA (National Centre for the Performing Arts);
  • Im Westen der Fernsehturm, die Weiße Pagode und der Beihai-Park und -See und die Westberge;
  • im Norden der Glockenturm und weiter hinten das Olympiagelände und
  • im Osten der CBD (Central Business District). 

 

 

Der Eintritt in den Park kostet 2 Yuan (ca. 25 Eurocent). Weil ich das Parkleben ja immer gern mag: gibt es hier auch (Rückwärtsläufer, Kartenspieler, Nickerchen auf den Bänken, Picknick…) aber deutlich weniger als in anderen Pekinger Parks. Überreichlich gab es Touristen, am obersten Pavillon war ein ziemliches Gedrängel, da ist mir sogar die Brille von der Nase geflogen (hat überlebt, konnte sie noch auffangen), aber so richtig ballt es sich tatsächlich nur an dem Punkt genau an der Mittelachse mit Blick auf die Verbotene Stadt.

Jetzt frag ich mich, warum ich noch nicht früher da war – und das letzte Mal, war es heute sicher auch nicht. Beim nächsten Mal schau ich dann, ob ich vielleicht den historischen alten Eiskeller hinter dem Park finde… ;)

Eunuchen-Museum und Fahai-Tempel

Der vorerst letzte gemeinsame Ausflug mit meiner finnischen Freundin, die morgen nach Europa zurückkehren wird, führte uns an den westlichen Stadtrand zum Eunuchen-Museum. Auf die Idee hat uns Ulrikes Beschreibung in ihrem Bambooblog gebracht. Es gibt zwar Schilder, auch die Adresse stimmte perfekt, aber wir waren zunächst doch verunsichert, ob wir richtig sind, denn wir befanden uns in einem engen Hutong am Rand einer Baustelle.

Oh! Die Baustelle war das Eunuchen-Museum bzw. das Grab von Tian Yi, einem bekanntem Eunuchen, der drei Kaisern der Ming-Dynastie gedient hat. Als er starb, wurde er würdevoll beerdigt, viel später kam dann das Eunuchen-Museum dazu.  Aber – immer noch alles Baustelle (davon hatte Ulrike schon 2015 geschrieben), und es kam auch sofort ein Mann auf uns zu, der uns wegscheuchen wollte. Ich habe ihn dann gefragt, ob wir vielleicht vorsichtig einen Blick hineinwerfen dürfen, und dass es so schade sei, weil es doch die letzte Gelegenheit für meine Freundin ist. Und dann lächelte er und wir bekamen eine kleine Führung! Ich hab bei weitem nicht alles verstanden, was er erklärt hat, aber er hat immer wieder auf die detaillreichen Steinmetzarbeiten hingewiesen!

Wer sich für das Eunuchenmuseum interessiert, muss sich noch gedulden: Míngnián 明年 – Nächstes Jahr! Da soll es wiedereröffnet werden.
Adresse: Shijingshanqu, Moshikou Dajie 80 (石景山区, 模式口大街 80). Eintrittspreis war früher 8 RMB, könnte nach der Neueröffnung vielleicht etwas mehr sein.

 

Fahai-Tempel

Nun hatten wir doch noch Zeit, also konnten wir einer weiteren von Ulrikes Empfehlungen folgen und spazierten weiter zum Fahai-Tempel, nur eine Viertelstunde vom Eunuchen-Museum aus durch den Hutong und den Berg hinauf. Als wir uns an einer Ecke suchend umschauten, rief uns ein junger Mann zu: „Fahai si?“ und deutete auf den Weg bergauf. Kurz darauf fanden wir auch Wegweiser, und kurz darauf den Tempel, den man eigentlich nicht verfehlen kann.

Am Ticketschalter bedeutete uns der Verkäufer, dass wir uns beeilen sollten, denn in drei Minuten würde die Führung beginnen!  Der Eintrittspreis von 100 RMB ist für chinesische Verhältnisse recht hoch, soll aber dazu beitragen, dass nicht zu viele Menschen die Halle mit den wertvollen Wandmalereien stürmen. Also kletterten wir zügig die Treppen hinauf und standen vor einer großen Halle, wo außer uns nur zwei Chinesen auf die Führung warteten. Wir hatten Glück, denn die Führerin konnte das Wichtigste auf Englisch erklären, überwiegend war die einstündige Führung aber auf Chinesisch.

Absolutes Fotografierverbot! Handys weg! (Oha, und das in China… ;) ) Im Vorraum aufgereiht lagen 20 Taschenlampen nebeneinander aufgereiht auf dem Fußboden. Jeder bekam eine, dann ging es durch einen Vorhang und wir standen im Stockfinsteren. So eine Tempelhalle nur mit einer Taschenlampe zu erkunden, ist ja auch mal spannend! Die Führerin hatte gerade mit ihrer Einleitung begonnen, als sie angefunkt wurde: da kommt noch eine kleine Gruppe dazu. Das gab uns die Gelegenheit, die eigentümliche Atmosphäre des dunklen Tempels zu genießen.

Besichtigung im Dunkeln

Warum dunkel, warum nur diese funzeligen Taschenlampen? Ein Großteil der Tempelanlage wurde während der Kulturrevolution zerstört, aber diese Halle ist erhalten geblieben und mit ihr die Wandmalereien. 500 Jahre alt! Um diese zu schützen, wird das Sonnenlicht ausgesperrt und gibt es keine festinstallierte Beleuchtung. Irgendwann sollten wir alle unsere Taschenlampen ausknipsen und die Führerin hockte sich hin und beleuchtete die Wandmalereien von unten. Da konnte man dann gut sehen, dass eine Art Relieftechnik angewendet wurde. Wenn man so frontal drauf schaute, hatte man das gar nicht wahrgenommen. Die Bilder – siehe unten – habe ich natürlich nicht in der dunklen Halle aufgenommen, sondern in einer anderen Halle, wo Kopien in Originalgröße ausgestellt wurden. Bemerkenswert sind auch die Deckenmalereien, die Mandalas zeigen.

Die Tempelanlage selbst ist ruhig und friedlich, schmiegt sich an einen Berghang.  Von weiter oben hat man einen tollen Blick und sieht die unzähligen Baustellen im Westen der Stadt. Überall verteilt stehen Feuerlöscher, Sand und Schaufeln, ungewöhnlich viele sind es – ein Teil des Tempels ist Ende des 20. Jahrhunderts durch ein Feuer zerstört worden, damit erklärt sich das. Auch zwei uralte Pinien – angeblich über 1000 Jahre – mit weißer Rinde sind bemerkenswert. Alles in allem eine wirklich schöne Anlage, der weite Weg dorthin hat sich gelohnt!

 

Ein Besuch beim Cricket Man

Gestern habe ich meinen wohl bisher skurrilsten Ausflug hier in China gemacht. Mit der Patengruppe ging es über Zwischenstationen zum Cricket Man. Zunächst besuchten wir ein winziges „Museum“ im Hutong direkt hinter dem Glockenturm: eigentlich nur ein vollgestopfter Raum mit großem Tisch in der Mitte, wo uns von Frank Feng, unserem Guide, erst einmal Tee serviert wurde und er uns dann einige Ausstellungstücke näher erklärte. In den Ecken und Vitrinen ringsum staubten Plunder, Dachbodenfunde, Omas und Opas Hinterlassenschaften vor sich hin. Aber auf dem Tisch fand sich dann doch spannenderes:

Winzige Schuhe – ein kleiner Exkurs zu der leidvollen Geschichte des Füße-Abbindens. Ein alter Abakus, dazu gab es eine Minilektion Rechnen mit Abakus oder zwei Händen. Eindeutig als Bügeleisen erkennbare Gerätschaften und eine Minikasserolle, die dann doch auch ein Bügeleisen war. Eine eiserne Rassel, mit der der Arzt sein Kommen in den engen Hutonggassen ankündigte. Er konnte nicht einfach rufen, ob jemand einen Arzt braucht, denn die Frage: „Brauchst Du einen Arzt?“, bedeutet so viel wie: „Bist Du verrückt?“. Auch der Barbier kam oft in aller Herrgottsfrühe und hat dann nicht gebrüllt, sondern die Ohren der Anwohner mit einer Art überdimensionierter Stimmgabel mit ziemlich durchdringendem Ton gequält. Gutes, frisches Wasser war auch wichtig, das kam schon früher nicht aus der Leitung, sondern wurde von den Quellen hinter dem Hügel mit der Pagode hinter dem Sommerpalast in die Stadt hineintransportiert: mit Kamelen, die ihr Kommen mit einer Art Kuh-, sorry, Kamelglocke ankündigten. Insgesamt war es eine krude Mischung aus Merkwürdigkeiten und interessanten, für mich neuen Informationen zum Leben im Peking von früher. Inzwischen hatte der strömende Regen aufgehört und es ging weiter zu unserer nächsten Station, einem privaten Hutonghaus.

Mit Rikschas. Das hatte ich ganz verdrängt, als ich mich für den Ausflug angemeldet hatte. Viele von uns Westlern führen gemessen an chinesischen Maßstäben ein verflixt dekadentes Leben und das Nutzen von Fahrradrikschas ist für mich der Gipfel der Dekadenz. Muss ich nicht wieder machen, Lokalkolorit hin oder her, es fühlt sich für mich einfach grundfalsch an.

Das Haus der Familie, wo wir als 16köpfige Gruppe reinschauen durften, war schlauchförmig mit Durchgangszimmer, am Ende ein Schlafraum mit Schreibtisch, an dem eine junge Frau saß und Glasfläschchen bemalte – von innen. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich das nicht wirklich richtig gewürdigt hab, dabei ist das wirklich eine elendige, wenn auch kreativ-künstlerische Fummelarbeit. Sie erzählte auch, dass man das nie mehr als 2-3 Stunden am Stück machen könnte, weil die Konzentration schwindet und man obendrein total verkrampft. Die Familie hat ihr Haus wohl seit den Olympischen Spielen für Touristen geöffnet, zumindest zeugen an der Wand befestigte zahlreiche Geldscheine aus vielen Ländern davon.

Dann ging es endlich weiter zum Cricket Man. Sein Courtyard gleicht einer Stadtoase, sobald man durch sein Tor tritt, wird es ruhiger, das viele Grün fällt auf, ein kleiner Nutzgarten, ein Kaninchen glotzt uns neugierig und kein bisschen ängstlich an und es finden sich einige Vogelkäfige, die teils auf Goldfischgläsern stehen. Ein Piepmatz kräht „Nihao, nihao!“, ein Hahn kräht tatsächlich. Wir werden hinein gebeten und versammeln uns rund um einen Tisch, bekommen auch hier Tee serviert. Frank Feng stellt uns den Cricket Man vor: Das ist Mr. Liu! Und Mr. Liu legt los und spult routiniert sein Programm ab. Sichtlich stolz zeigt er ein paar ältere Magazine herum, in denen er porträtiert wurde. Er ist ein Champion-Trainer, seine „Hero-Grille“ heißt immer „Mike Tyson“. Leider (?) bekommen wir keinen Grillenkampf zu sehen, denn die Viecher leben keine 100 Tage und die Kampfsaison dauert nur 30 Tage im Herbst. Die eine Grille, die er uns zeigt, ist auch ziemlich träge, aber eklig genug; interessanter und ansehnlicher sind seine Grashüpfer. Er zeigt uns das nötige Zubehör und erklärt uns den Grillenkampf. Eine Hero-Grille ist viel wert und mit Wetten kann man beim Grillenkampf viel Geld gewinnen – oder verlieren.

Die Grillen haben kleine Töpfe mit Deckel als Wohnung, darin gibt es eine Schlafkammer. Er zeigt uns eine alte Grillen-Waage, denn damit es fair zugeht, kämpfen nur gleichschwere Grillenmänner gegeneinander. Damit diese überhaupt aufeinander losgehen, werden sie gereizt, z.B. in dem man sie mit einer Art Pinsel mit nur 2-3 Schnurrhaaren dran anstupst. Mr. Liu schwört auf die Schnurrhaare weiblicher Ratten, andere Trainer nehmen auch Katzenhaare… Grillenkämpfe sind unblutig, der Verlierer flüchtet und schämt sich, die Siegergrille singt. :) Wenn es mit den Grillen dann zu Ende geht, hat er anrührend winzige Miniatursärge für sie. 

Mr. Liu mag überhaupt Tiere, auch eine große Eidechse wohnt bei ihm und wird einmal herumgereicht. Mir reicht gucken… und dann verabschieden wir uns auch schon.

 

Schilderwald beim Hängenden Kloster

Immer wieder stolpert man in China über interessante Schilder: scheinbar überflüssig, weil vor dem Offensichtlichen warnend oder in reizendes Chinglisch übersetzt. Oft wird einem aber auch deutlich, wie sehr Natur und schöne Anlagen geschätzt werden. Hier eine kleine Auswahl von Schildern, alle beim Hängenden Kloster!

Hängendes Kloster

Vielen Chinareisenden und Expats geht es wohl irgendwann so, dass sich der Gedanke breitmacht: „Och nee, nicht noch ein Tempel oder Kloster…“

Wenn man dann womöglich Abstand von Besichtigungen nimmt, könnte man aber doch was verpassen, zum Beispiel das Hängende Kloster – Xuankong Si -, das von seiner Lage und Architektur her absolut einzigartig ist. Für mich ein absolutes China-Highlight, gleich nach der Mauer!

Das hängende Kloster bei Datong

Etwa eine Autostunde von Datong erhebt sich der Heng Shan/Bei Yue (Nordgebirge); eines der fünf Heiligen Gebirge des Daoismus. Und dort, etwa 50 Meter über dem Boden – mir kam es eher wie 500 Meter vor! – hängt in der Felswand über dem Fluss ein hölzernes Kloster mit vielen winzigen „Hallen“, vorne aus Holz, hinten in die Felswand hineingebaut. Nichts für Menschen mit Höhenangst! Auch Kinder würde ich nicht mit hinaufnehmen. Man kann aber oben direkt vor dem eigentlichen Klostereingang warten und sich abwechseln, sollte man Kinder dabeihaben. Aber auch wenn man sich nicht hineintraut, ist der Anblick von unten die weite Anreise wert!

Vom Parkplatz aus geht man zum Kassenhäuschen, tritt durch den Eingang auf einen großen gepflasterten Platz – weitgehend leer, ein kleiner Kiosk an einem Ende, am anderen ein Toilettenhäuschen und Pavillions mit Sitzgelegenheiten im Schatten. Man überquert den Fluß auf einer schwankenden Hängebrücke und folgt dann einem von zwei Wegen mit vielen Treppen und Stufen den Berg hinauf, der eine in der prallen Sonne, der andere angenehm schattig mit einem bepflanzten Gitterdach und vielen Bildern des Klosters an den Seiten. Oder ist der Zweck des Dachs nicht das Schattenspenden, sondern der Schutz vor Steinschlag?

Im Kloster leb(t)en drei Glaubensrichtungen/Philosophien einträchtig miteinander: Daoismus, Buddhismus und Konfuzianismus, in einer der Hallen gibt es tatsächlich Statuen von Konfuzius, Buddha und Laotse nebeneinander – einzigartig. Erst seit vor etwa 30 Jahren die letzten beiden Mönche ausgezogen sind, ist das Kloster für die Öffentlichkeit zugänglich.

Warum ein Kloster in die Felswand hängen?

Wie kommt man vor 1500 Jahren auf die Idee, ein Kloster in eine Felswand zu hängen? Vielleicht, um es vor Überschwemmungen zu schützen? Vielleicht, um schon von Weitem für Wanderer sichtbar zu sein? Die oben überhängende Steilwand schützt es vor Schnee und Regen, in dem engen Talkessel liegt es bis auf 3 Stunden täglich immer im Schatten. Vermutlich ist es deswegen so gut erhalten.

Obwohl dort schon einige Touristen sind, hat der Ort eine ganz eigene, besondere Atmosphäre – oben im Kloster selbst beinah mystisch, wenn man Glück hat und es etwas Ruhe und Zeit zum Verweilen gibt. Und die hatten wir glücklicherweise. Wer mag, kann den Rundgang auch mehrmals machen. Ja, Rundgang, es ist so schmal, dass man nur in einer Richtung vorwärts kommt, es gibt keinen Weg zurück. Man klettert über steile Treppen, die eigentlich mehr wie Leitern sind, in die oberen Stockwerke. Man weiß gar nicht, ob man in die Hallen hinein sehen soll, um die Statuen zu bewundern oder in den Spalt zwischen Felswand und Treppe in die Tiefe blicken soll (besser nicht… ;) ) oder doch den Blick schweifen lassen und die Aussicht genießen soll. Dass es am gegenüberliegenden Berghang auf der anderen Seite des Tals eine von vielen LKWs befahrene Straße und einen Tunneleingang gibt, wo zur Sicherheit viel gehupt wird, dringt kaum zu einem durch. Eher staunt man zusammen mit den anderen Besuchern über den Zauber des uralten Gebäudes.

Ein Hauch von Höhenangst…

Ich mache mir schon Gedanken, ob und wie das Kloster sich am Fels festhält und ob es wirklich sicher ist, denn es ruht nur auf den uralten in den Felsen hineingebohrten Holzpflöcken. Die vertikalen Stützen dienen nur der Stabilisierung und sehen furchtbar dünn und schrecklich alt aus. Aber es hat 1500 Jahre gehalten, da wird es nicht gerade dann abstürzen, wenn ich da bin, also traue ich mich hinein und hinauf. Und ich bin dann auch total erfüllt und begeistert. Ganz oben allerdings gab es einen Abschnitt, wo sich bei mir leichte Panik gemeldet hat, die ich mit großer Anstrengung niederkämpfen konnte. Das „Geländer“ dort ging mir gerade knapp übers Knie… Mit den Händen in die Rückwand gekrallt und Trippelschritten hab ich mich seitlich am Abgrund vorbei geschoben.

Ich war trotzdem froh, mich getraut zu haben: Es ist so unglaublich schön und besonders: das Bauwerk, die Lage, die Aussicht, die Stimmung, dass der Thrill wieder in den Hintergrund tritt.

Hängendes Kloster: Fotos

 

 

Datong: Disneyland-Altstadt?

Mit zwei Freundinnen habe ich ein Wochenende in Datong in der Provinz Shanxi verbracht. Datong soll die „hässlichste Stadt Chinas“, wenn nicht sogar der Welt gewesen sein. Dies habe der Bürgermeister nicht auf sich sitzen lassen können und ein ehrgeiziges, milliardenschweres Projekt ins Leben gerufen: 2009 wurde mit dem Bau einer neuen „Altstadt“ inklusive Stadtmauer begonnen. Sicher spielte auch eine Rolle, dass es mit der alten Lebensader der Stadt, dem Kohlebergbau, zu Ende geht und damit der Tourismus an Bedeutung gewinnt. Wie dem auch sei, Zehntausende, wenn nicht Hunderttausende wurden aus dem Stadtkern umgesiedelt und die „historische“ Altstadt und Stadtmauer gebaut.
Mit diesen angelesenen Informationen im Hinterkopf hatte ich keine großen Erwartungen an Datong, für uns sollte es vor allem Ausgangspunkt für die Besichtigung des Hängenden Klosters und der Yungang-Grotten werden.

Am Freitag ging es in aller Frühe zum Flughafen. Im Flugzeug wurden wir ziemlich durchgeschüttelt, glücklicherweise nur ein kurzer Flug… Mit dem Taxi zum zentral innerhalb der Stadtmauer gelegenen Hotel und dann zum Frühstück in ein Baozi-Restaurant, in dem wir die einzigen Westler waren. Überhaupt, an den ersten beiden Tagen haben wir außer uns fast keine Ausländer gesehen. Uns wurde überall mit freundlicher Neugier und viel Hilfsbereitschaft begegnet, interessant war wohl auch, dass wir keine Meiguo ren waren, sondern aus gleich drei verschiedenen Ländern kamen: Deguo, Fenlan, Nanfei…

Überraschenderweise fand ich die „Disneyland-Stadtmauer“ dann doch sehenswert. Zum größten Teil ist diese inzwischen fertig, über 7 km lang und zu Fuß, mit Leihrädern oder offenen Elektro-Minibussen befahrbar. In einer Ecke steht die Wildganspagode, in die man von unten einen Blick hineinwerfen kann. Ansonsten hat man von der Stadtmauer aus einen Blick über das neue Altstadtviertel, auf verlassene, im Abbruch befindliche Hutongs im Stadtkern, dahinter 4-6-geschossige Häuser, teils neu (und doch schon wieder ziemlich runtergekommen), teils verlassen und auf den Abbruch wartend. Hinter der Mauer erhebt sich ringsherum ein Hochhauswald und dahinter ragen bis 2000 Meter hohe Berge auf.

 Shanhua Tempel

Nach einem Bummel über die Stadtmauer besuchten wir den Shanhua-Tempel. Ich bin alles andere als eine Expertin für Buddhismus, aber mir gefallen die Tempelanlagen, die so oft Oasen der Ruhe inmitten der lauten, chaotischen Großstädte sind. Wir schienen die einzigen Besucher zu sein und konnten die Ruhe daher noch mehr genießen.

 Lärm und lecker Essen

Anschließend ließen wir uns durch die Stadt treiben und landeten in einer Fußgängerzone, in der die Shops miteinander wetteiferten, wer die lauteste Lautsprecheranlage hat. Dagegen ist selbst Peking still und leise… Wir bogen in eine Seitenstraße ab, wo wir das Fenglin Ge-Restaurant fanden und für einen Snack einkehrten. Das Restaurant soll auf eine über hundertjährige Geschichte zurückblicken und beste Shanxi-Küche anbieten. Man sollte hier auf jeden Fall nicht nur das Essen genießen, sondern sich auch das Gebäude näher ansehen, man kann auch einen Blick in die Küche werfen, wo Köche kunstvoll Shao Mai füllen und falten. Uns hat es jedenfalls so gut gefallen, dass wir abends nach einem „Altstadt“-Bummel noch einmal dort gegessen haben (und am Sonnabend-Abend auch).

Ein Sommertag im Sommerpalast

Unser Großer ist mit Freundin und zwei weiteren Freunden zu Besuch. Alle schon groß und zum Teil nicht zum ersten Mal in China, am ersten Abend sind sie direkt „an die Alster“ (= HouHai/Hintere Seen) gezogen. Skandal, da kann man nicht segeln! 

Gestern ging es zum Sommerpalast. Tolles Wetter, über 30° und sonnig, dazu brauchbare Luft. Die Anlage lebendig, aber nicht überfüllt, vor allem am späten Nachmittag leerte es sich zusehends. Da waren dann leider auch Suzhou Street und der Garten im Garten: der „Garten der Harmonie und des Vergnügens“ schon geschlossen, andererseits hatten wir dann doch einige Abschnitte ganz für uns.

Immer wieder schön!

Obwohl ich jetzt schon das dritte Mal dort war, hab ich noch einiges Neues gesehen und noch immer nicht alles, ich war aber sowieso sicher nicht zum letzten Mal dort. Beim nächsten Mal muss ich mir dann aber wirklich mal ein Boot mieten und auch auf den See fahren! 

 

Wangfujing Snack Street

Heute ist die Fotogruppe zur Wangfujing Snack Street spaziert. Hier finden sich Snacks aus allen Regionen Chinas, fast alles wird appetitlich präsentiert, manches würde ich auch probieren, aber man sieht dann doch einiges, was man nicht nur nicht selber essen möchte, sondern was man auch ethisch fragwürdig findet (das Aufspießen und Frittieren lebender Krabbelviecher beispielsweise).

Aber andere Länder, andere Sitten – aus chinesischer Sicht mag die deutsche Filet-Kultur genauso unethisch sein (in Deutschland verzehrte Tiere müssten eigentlich komplett aus Filets bestehen, so werden die „Abfälle“ dann halt nach China oder anderswohin exportiert).

Wohin zuerst gucken?

Davon ab ist ein Bummel über diese Touri-Meile aber durchaus ein Erlebnis, es ist bunt, laut, riecht mal lecker, mal stinkt es. An einigen wenigen Ständen wird man verscheucht und bekommt ein Schild vor die Nase gehalten „no photos!“, aber das ist die Ausnahme. Und richtig, es ist eine Touri-Meile, nicht nur westliche, sondern auch chinesische Touristen staunen, was es so alles „Essbares“ gibt. Mit Chinesischer oder Pekinger Alltagsküche hat das bis auf einige Ausnahmen eher wenig zu tun.