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Der Fünf-Pagoden-Tempel

Ich bin in den letzten Jahren beim Stöbern, was ich mir in Peking wohl noch anschauen könnte, immer wieder über den Fünf-Pagoden-Tempel gestolpert. Heute war es dann endlich soweit: ich habe für die Fotogruppe vor Ort nachgeschaut, ob der Tempel derzeit geöffnet ist (meine vergeblichen Versuche, mich mit Prinz Gong zu treffen haben ihre Spuren hinterlassen). Auch Bauarbeiten, Verpackungensaktionen usw. wären für einen Fotogruppen-Ausflug hinderlich.

Wuta Si? Zhengjue Tempel?

Man findet den Ort heute unter verschiedenen Namen, was sich durch die Geschichte erklärt: Der Zhengjue Tempel („Temple of the Great Righteous Awakening“) war ein buddhistischer Tempel aus der Ming-Dynastie, 1473 erbaut. Zerstört wurde er 1860 während des Zweiten Opium-Krieges und 1900 während des Boxer-Aufstands. Übrig blieb nur die steinerne Pagode in der Mitte: Die Diamantthronpagode.

Wuta Si bedeutet übersetzt: Fünf Pagoden Tempel.

Heute befindet sich rund um die Diamantthronpagode Pekings Steinmetzmuseum: Beijing Stone Carvings Art Museum.

Leicht zu finden

Ich bin bequem mit einem Didi zum Tempel gefahren. Das vorletzte Stück geht es erst durch einen Hutong, indem gerade gebaut wird, und ich habe schon gefürchtet, dass das auch den Tempel betrifft. Das letzte Stück geht es aber dann aber idyllisch unter Weiden am Nanchang River entlang. An einer Fußgängerbrücke steige ich aus. Auf der anderen Seite ist der Nordeingang des Zoos, auf meiner Seite ist der Museumseingang. Auch hier denke ich wieder, oh nein, Bauarbeiten – aber es sind zum Glück nur Baumpflegearbeiten. Das wird bis zum Fotogruppenausflug abgeschlossen sein.

Ich zahle, passiere den Sicherheitscheck und steuere dann direkt auf die Diamantthronpagode zu.

 

Wow! Ja, es ist halt doch ein Unterschied, ob man so etwas auf Bildern oder tatsächlich sieht!

In der Pagode selbst ist Fotografieren verboten, bis auf zwei Buddhas gibt es auch nur Infotafeln und wenig vom Gebäude selbst zu sehen. Die Türme kann man nicht erklimmen. Ich spaziere über das Gelände, blicke in die Ausstellungshallen – ja, hier gibt es mehr als genug tolle Motive für die Fotogruppe. Die Bedingungen heute sind perfekt, ich habe gerade richtig Glück mit dem Wetter: blauer Himmel mit ein paar Wölkchen, gute Luft und gute Sicht.

Ich freue mich jedenfalls, nächsten Monat wieder hierherzukommen, dann auch mit Weitwinkel- und Teleobjektiv im Rucksack.

Fotos

Info

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Wuta Si

Der Fünf-Pagoden-Tempel in Peking (Pin)

 

Pfirsiche in Pinggu

Nachdem wir neulich eine Gemüsefarm besichtigen konnten, waren wir am Wochenende wieder mit unseren chinesischen Bekannten unterwegs, diesmal um Pfirsiche in Pinggu anzusehen.

Über Pinggu und Pfirsiche

Pinggu ist der nordöstlichste Bezirk Pekings. Der Ort Pinggu hat gut 300.000 Einwohner, ist nach chinesischen Maßstäben also ein Dorf. Der Distrikt Pinggu ist größer als ganz Berlin, insgesamt leben hier ca. 440.000 Menschen. Hier befindet sich nicht nur Shilinxia mit dem Flying Saucer, viel berühmter ist Pinggu dafür, dass sich hier das größte Pfirsichanbaugebiet der Welt befindet. Überhaupt: Mit Abstand die meisten Pfirsiche weltweit wachsen in China.

Mir wird erklärt, dass in der Nähe der Farm, die wir besuchen werden, ein erloschener Vulkan liegt. Die Pfirsiche hier in den Bergen seien besonders süß. Das liege an der Höhe, dem Unterschied von Tag- und Nachttemperaturen und dem vulkanischen Gestein. Aufgrund der Lage hier reifen die Pfirsiche relativ spät.

Eine andere Welt

Wir fahren über den Jingping Expressway aus Peking raus. In Pinggu geht es auf immer schmaler werdenden Landstraßen weiter, durch kleine wuselige Dörfer. Wir sind gerade eineinhalb Stunden unterwegs und doch in einer ganz anderen Welt. Überall an den Straßen werden Früchte verkauft, was mich ein bisschen an die Apfelbauern im Alten Land erinnert. Dann wird es hügeliger und wir erreichen die Berge. Wir biegen ab und halten am Ortseingang von Suziyucun, stellen das Auto im Schatten ab und werden von der Farmerin begrüßt. 

Pfirsich-Farmerin

Die Farmerin

Bevor ich Interesse für die Pfirsiche aufbringen kann, muss ich erstmal die Aussicht genießen. Das dichte Grün, ringsum Berge – das ist wirklich schön. Es ist allerdings auch wieder sehr heiß und extrem schwül. Jetzt folgen wir der Farmerin in den Pfirsichhain. Zuerst kommen wir allerdings an Walnuss- und Birnbäumen vorbei. 

Pfirsichhain oder Pfirsichdschungel?

Wir verlassen den Hauptweg und landen auf einem schmalen feuchten Pfad. Der Lärm der Zikaden ist ohrenbetäubend. Ich gucke sehr genau, wo ich hintrete, denn ich hab keine Lust, über Schlangen oder ähnliches Gewürm zu stolpern. Es fühlt sich nicht wie ein Pfirsichhain, viel mehr wie ein Pfirsichdschungel an.

Pfirsichhain bei Peking

Pfirischhain oder -dschungel?

 

Wir stromern kreuz und quer zwischen den Pfirsichbäumen herum. Es gibt Plattpfirsiche und runde Pfirsiche, gelbe,  weiße und rote. 

An vielen Bäumen sind Papiertüten über die Früchte gestülpt: Das ist eine Auflage der Behörden, damit die Pfirsiche vor Pestiziden geschützt werden. Ganz ohne zu Sprühen gehe es nicht, denn die Pfirsiche seien sehr krankheitsanfällig.

Mit Papiertüten geschütze Pfirsiche am Baum

 

Kurz vor der Ernte werden die Papiertüten abgestreift (und liegen dann auf dem Boden herum, wo sie mit der Zeit aufweichen). Künstlicher Dünger ist verboten – es riecht aber intensiv nach Stall…

Beijing’s most beautiful village

Nachdem wir uns von Moskitos aus dem Pfirsichhain haben vertreiben lassen und uns von der Farmerin verabschiedet haben, spazieren wir noch durch das Dorf. Gleich am Ortseingang fallen Unmengen von Ziegelsteinen ins Auge: hier wird gebaut. Ein großes Holzschild verkündet, dass Suziyu „Beijing’s most beautiful village“ sei. Ob das so ist? Schön gelegen ist es alle mal. Es gibt ein Regierungsprogramm, durch das die Dörfer rings um Peking renoviert, restauriert und aufgewertet werden sollen. Zum Einen soll damit der Tourismus/Naherholung/Kurzurlaub gefördert werden, dadurch kann zum Anderen das Einkommen der Dorfbewohner steigen. Und mit der Winterolympiade 2022 hat es wohl auch zu tun.

Wir schlendern durchs Dorf. Plötzlich ohrenbetäubender Lärm: eine Lautsprecherdurchsage. Wahnsinn, das muss eine super leistungsfähige Anlage sein. Inhalt der Mitteilung war, dass man jetzt neue Kisten für die Pfirsiche im Zentrum abholen könnte. Ein paar Minuten später kamen uns dann auch lauter TukTuks entgegen.

Affen und Pfirsiche?

Überall unterwegs sehen wir Plastiken übergroßer Pfirsiche, vor denen ein Affe steht oder sitzt. Auch hier in Suziyu findet sich so eine Figur. Was es damit auf sich hat? In einem der vier klassischen chinesischen Romane „Die Reise in den Westen“ probiert der Affenkönig Sun Wukong im Garten der (daoistischen) Göttin Xiwangmu von einem Pfirsich und wird dadurch unsterblich.

 

Oh, Kinder aufgepasst: Euer Spiel Dragon Ball basiert lose auf Sun Wukongs (japanisch: Son Goku) Abenteuern!

Wir schließen den Ausflug mit einem Essen in einem urigen chinesischen Ausflugslokal an einem Stausee ab, bevor wir uns auf den Rückweg nach Peking machen. Der Tag im Grünen hat jedenfalls richtig gut getan – und unser kleiner Vorrat von frischen Pfirsichen ist auch schon fast aufgefuttert.

Fotos

 

 

 

 

Neu: Ein Peking-Forum

Update 2021

Ich habe das Forum wieder eingestampft.

 

ombidombi goes Forum: Ich habe ein Peking-Forum eingerichtet!

Seit fünf Jahren blogge ich auf ombidombi.de über unsere Entscheidung nach Peking zu ziehen und über unser Leben hier. Seit Langem erreichen mich regelmäßig Mails, oft mit genau den gleichen Fragen, die ich mir damals auch gestellt hab. Fragen, die sich wohl so oder ähnlich fast jeder stellen wird, der vor der Entscheidung „Peking oder nicht“ steht. Ob die Übersiedlung kurz bevor steht oder man ist neu in Peking: da sind ganz viele Fragen – und oft hat man noch keine Kontakte, kennt die neuen Nachbarn noch nicht.

Sicher gibt es inzwischen einige Angebote, Blogs, Gruppen in sozialen Netzwerken etc. – aber die muss man erstmal finden und zusammentragen. Und die Gruppen auf Facebook z.B. haben einen klaren Nachteil, denn sie sind unübersichtlich, der Facebook-Algorithmus – und damit was man zu Gesicht kriegt und was nicht – ist und bleibt ein Mysterium (und dann mal davon abgesehen, dass FB von China aus eh ein funktionierendes VPN voraussetzt).

Ich hätte damals gerne ein Forum gehabt – und auch heute noch. In Peking ändert sich alles so schnell (das einzige Konstante hier ist der ständige Wechsel, um mich mal selbst zu zitieren). Da es bis jetzt kein passendes Forum gibt, habe ich nun selbst ein ein Forum eingerichtet.

Informationen und gegenseitige Unterstützung für Deutsche in Peking 

Meine Idee ist deshalb, mit diesem Forum eine Anlaufstelle im Netz zu schaffen, die offen für alle Interessierten ist, altersunabhängig, nicht auf bestimmte Arbeitgeber beschränkt. Es soll übersichtlich und gut durchsuchbar sein. Sowohl als Peking-Neuling als auch als „Alteingesessene“ soll man Informationen und Austausch finden können.

Ich merke ja schon nach dem Umzug von einem Stadtteil in den anderen, wie unterschiedlich die Infrastruktur und die Nahversorgung ist. Hier tun sich also immer neue Fragen auf.

Beim Bloggen sind es nur meine persönlichen Erfahrungen – in einem Forum lassen sich die Erfahrungen und unterschiedlichen Perspektiven von vielen zusammentragen, mit dem Ziel gegenseitiger Hilfe und Unterstützung.

Auch für China- und Peking-Reisende interessant 

Die Unterforen für Sightseeing in Peking und China sind mit Sicherheit auch für Reisende, nicht nur für in Peking Lebende, interessant. Hier werden sich mit der Zeit bestimmt viele Tipps rund um Peking und China finden, die es so nicht in den gängigen Reiseführern gibt – und wie man Peking und China auch abseits der Touristenpfade erkunden kann.

Ich bin sehr gespannt, ob und wie dieses Peking-Forum angenommen werden wird!

Noch steht das Forum ganz am Anfang, gerade ein paar Stunden alt. Ich hoffe, es wird sich mit der Zeit mit Leben füllen: mit Mitgliedern und Beiträgen. Es ist ein Experiment, denn ein Forum lebt vom Mitmachen. Da es viel einfacher ist, ein paar Zeilen in einem Forum zu schreiben als ein eigenes Blog zu betreiben, hoffe ich, dass sich der eine oder die andere angesprochen fühlt!

Das Peking-Forum braucht vermutlich ein bisschen Anlaufzeit. In einem Jahr will ich ein vorläufiges Fazit ziehen.

Besuch auf dem Bauernhof

Neulich wurden wir bei einem Abendessen gefragt, ob wir schon einmal auf einer Farm in China gewesen sein. Waren wir nicht. Prompt wurden wir eingeladen, uns eine Gemüsefarm anzusehen. Am Sonntagmorgen wurden wir abgeholt, und dann ging es nach Huairou im Norden Pekings.

Sengende Sonne

Farm bei Huairou

Farm bei Huairou

Es war so schon brutal heiß, über 40 Grad. Aber in den Gewächshäusern hatte es sicher über 50 Grad. Das war schon beim kurz gucken kaum auszuhalten, kaum vorstellbar bei solchen Temperaturen auch noch zu arbeiten.

Farmer Liu

Farmer Liu

Wir wurden von Bauer Liu begrüßt und herumgeführt. Auf dieser Farm baut er zusammen mit vier weiteren Arbeitern verschiedene Gemüse und Früchte an. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann hat Farmer Liu auch eine Hühnerfarm in der Inneren Mongolei. Hier rennen nur eine paar Hühner herum. Und eine kleine Hündin.

Auch wenn mich eigentlich die Frage interessiert, wo eigentlich unser Gemüse herkommt, bin ich zunächst vom Sonnenblumenfeld gefesselt. Flüchtig muss ich an das Spiel „Plants versus Zombies“ denken, so wie die Sonnenblumen dort in Reih und Glied stehen. Die Blüten sind nach Osten ausgerichtet.

Nach Osten ausgerichtete Sonnenblumen in einem Gewächshaus vor den Toren Pekings

Sonnenblumen – nach Osten ausgerichtet

Wegen der Hitze kostet es etwas Überwindung, die Gewächshäuser zu betreten. In dem einen riecht man sofort, das hier vor allem Tomaten wachsen, im nächsten riecht es nach Paprika.

In einem chinesischen Gewächshaus auf einer kleinen Farm in der Nähe Pekings

Im Gewächshaus

Dazwischen sind aber auch andere Pflanzen, z.B. wachsen hier auch Drachenfrüchte. Später probieren wir frisch gepflückte Drachenfrüchte, die saftig und lecker sind.

Frisch geppflückte Drachenfrüchte

Drachenfrüchte

Vielfalt

Dass so viele verschiedenen Sorten angebaut werden, überrascht mich etwas, ich glaube, ich habe eher sowas wie Monokultur erwartet. Nun bin ich ja aber auch keine Agrarwissenschaftlerin.

Zwischen den Gewächshäusern wachsen Süßkartoffeln, Lauch, Bohnen. An der Pergola rankt sich eine gelbblühende Gurkensorte empor.

Bepflanzte Pergola auf Pekinger Farm

Bepflanzte Pergola

Am Ende fahren wir schwer bepackt wieder heim: Bohnen, Auberginen, Gurken und Tomaten, Paprika in allen Farben und auch die köstlichen roten Drachenfrüchte. Schade, dass der Bauernhof so weit weg ist, so frisches Gemüse direkt von einer Farm in China ist doch etwas ganz anderes als das aus dem Supermarkt, was ja dann auch noch immer in Unmengen von Plastik verpackt ist.

Fotos

 

Fensterputzer in Peking

Vor ein paar Tagen habe ich mich wie immer morgens mit meinem Kaffee an den Schreibtisch gesetzt. Irgendwann schaue ich hoch und sehe ein paar Männer gegenüber auf dem Hoteldach: die Fensterputzer sind da! Nur vom Zugucken hat sich mein Puls beschleunigt. Ans Fotografieren habe ich auch nicht gedacht, zu gefesselt war ich von dem Anblick. Erst später habe ich dann zur Kamera gegriffen.

Fensterputzer in Peking

Fensterputzer in Peking

Der zweite Mann von rechts hat sich etwas schwerer getan als die anderen, wer weiß, vielleicht ein Berufsanfänger?

Unerwarteter Thrill am Morgen

Ich finde diese Seile und diese Art Schaukel, auf der die Arbeiter sitzen und sich dann langsam abseilen, ja nicht wirklich vertrauenerweckend. Dunkel habe ich Fernsehbeiträge im Hinterkopf: „Menschen mit besonderen Arbeitsplätzen“. Fensterputzer in Peking gehört definitiv dazu. Das Herz klopft mir weiterhin bis zum Hals, weil der zweite Mann von rechts eine gefühlte Ewigkeit braucht, bis er so sicher auf  „der Schaukel“ zu sitzen scheint wie seine Kollegen. In Wahrheit waren das sicher nur ein paar Sekunden. 

Das Ganze ist wirklich hoch, das Hotel ist höher als unser Haus – und das hat 30 Stockwerke… Oh, und bei uns müssten eigentlich auch bald mal die Fensterputzer kommen… ;)

Fensterputzer in Peking

Fensterputzer in Peking

Ein bisschen bin ich dann doch erleichtert, als auch der letzte Arbeiter richtig auf seiner „Schaukel“ sitzt. Mein Kaffee ist inzwischen kalt geworden. Manchmal vermisse ich ja meinen bisherigen Pekinger „Schreibtisch-Fensterblick“ mit der inzwischen leider gefällten Weide. Hier ist jetzt definitiv mehr los und zu sehen, auch wenn nicht gerade der Nervenkitzel mit Fensterputzern da ist.

Fensterputzer in Peking

Fensterputzer in Peking

Alle heil unten angekommen

Immer wieder gucke ich im Lauf des Tages aus dem Fenster. Irgendwann kann ich die Fensterputzer nicht mehr sehen, nur ihre Seile, denn der niedrigere, vordere Teil des Hotels verdeckt den Blick. Aber am Nachmittag sehe ich sie auf dem Vordach: alle heil unten angekommen. Puh. 

Es gibt in Peking so viele Hochhäuser und bisher habe ich nur an ganz, ganz wenigen diese Fensterputzerkörbe gesehen, die mir zumindest noch eine relative Sicherheit vermitteln, auch wenn es trotzdem kein Job für mich wäre. Aber an diesen dünnen Seilen hängend – da helfen im Zweifelsfall dann auch die Helme nicht mehr viel… Absolut kein Job für Leute mit auch nur einem Hauch von Höhenangst! Ich habe richtig viel Respekt vor den Menschen, die diesen Job machen!

 

 

Beijing International Garden Expo 2019

In den ereignisreichen letzten Wochen habe ich noch gar keine Zeit gefunden, von der Beijing International Garden Expo 2019 – der Weltgartenausstellung – zu erzählen. Unter dem Motto „Live Green, Live Better“ gibt es noch bis zum 7. Oktober 2019 Beiträge von 120 Ländern und 120 NGOs zu besichtigen.

Der Ausflug wurde von der Patengruppe organisiert. Wie immer alles gut geplant und für mich angenehm: ich muss mich nicht um Route und Transport kümmern – entspannter geht es nicht. So gerne ich sonst auch alleine unterwegs bin, manchmal weiß ich solche Annehmlichkeiten doch zu schätzen.

Lange Anfahrt

Bei herrlichem Wetter und guter Luft starteten wir morgens um 9 Uhr an der Schule und waren etwa zwei Stunden später in Yanqing bei der Expo. Ein gutes Stück des Weges sieht man von der Autobahn aus immer wieder die Mauer, dort ist der Badaling-Abschnitt – wo ich tatsächlich bisher noch nicht gewesen bin, weil so viele immer davon abraten (zu touristisch!). Das sah an dem Tag aber gar nicht so aus – noch in diesen Sommerferien möchte ich dahin.

Am Expogelände war ich schon am Busparkplatz überwältigt von der der Größe und der Weitläufigkeit – und den Bus-, Auto- und Menschenmassen, die sich aber gut verteilt haben. Zeit und Treffpunkt für die Rückfahrt wurden ausgemacht, und dann zerstreute sich die Gruppe. Schwierige Entscheidung: Wohin zuerst?

Mast mit vielen Schildern auf dem Gelände der Pekinger Gartenbauaustellung

Wohin zuerst?

 

Die vielen verschiedenen Gärten Chinas

Ich habe mir zuerst Chinesische Gärten angesehen. Mittlerweile brannte die Sonne vom Himmel, so dass dort relativ wenig los war. Jede Region Chinas hat ihren eigenen Stil, auch wenn sich manches ähnelt und es wiederkehrende Elemente gibt (Mondtore oder große Steine zum Beispiel). Der Garten aus einer Wüstenregion sieht natürlich anders aus als der der tropischen Insel Hainan.

Blauer Seestern - Deko im Hainan-Garten auf der Pekinger GardenExpo

Deko im Hainan-Garten

Die internationalen Pavillons

Etwas später traf ich am Deutschen Pavillon eine chinesische Bekannte, mit der ich dann den Rest der Zeit zusammen unterwegs war. Den Deutschen Pavillon fand ich enttäuschend, weil er auf mich irgendwie am Thema vorbei wirkte. Direkt am Eingang erst mit einem überlebensgroßen Bild von Julia Klöckner, dann mit Kohlebergbau konfrontiert, anschließend ein paar Fotos von der Renaturierung des Todesstreifens an der Zonengrenze. In der Mitte eine angebliche Stadtoase – ein ziemlich scheußlicher (Stein-)Garten mit viel Kies. Und das, wo es in Deutschland wirklich wunderschöne Gärten gibt. Ganz witzig allerdings: eine Schrebergartenlaube. Auf der Webseite des Deutschen Pavillons liest sich das alles durchdacht und nett, vor Ort fand ich es eher enttäuschend, das wird aber dem ersten Eindruck geschuldet sein.

Schild des Deutschen Pavilons auf der Pekinger Garden Expo

Schild des Deutschen Pavillons

Statt im überfüllten Deutschen Restaurant haben wir dann lieber leckere Shaanxi-Nudeln gegessen, bevor wir uns dann weiter von Pavillon zu Pavillon treiben ließen. Besonders angezogen – und dann auch gefallen – hat uns der Pavillon Qatars.

Qatars Pavillon auf der Garden Expo in Peking

Qatars Pavillon

 

Das Gebäude von einem künstlichen Baum gestützt und getragen, insgesamt eine stimmige Mischung aus Hightech und Tradition (im Inneren waren Marktstände nachgebildet) und auf dem Dach schließlich noch ein großartiger Rundumblick. Doha/Qatar ist übrigens Gastgeber der nächsten Garden Expo 2021.

Mut zur Lücke

Den chinesischen und den internationalen Pavillon habe ich weggelassen – bei beidem war mir die Schlange zu lang, damit wäre die Hälfte des Aufenthalts mit Wartezeit vertan gewesen. Das Gebäude mit den riesigen Sonnenschirm-Blumen war aber auch so ein Hingucker.

Riesige weiße Dekoblumen beim Internationalen Pavillon auf der Pekinger Garden Expo

Schattenspender

 

Im Gedächtnis geblieben ist mir auch der Japanische Pavillon. Draußen Kois und ein Katzenwels Fisch mit Katzenkopf, drinnen alles sehr zurückgenommen. Auch wenn man wie ich sonst gerne üppige Blühendes und Grünendes mag, dieses reduzierte hat doch eine ganz eigene Ästhetik.

Dann war auch schon die Zeit für den Rückweg gekommen. Zum Glück gab es am Treffpunkt Restaurants, so dass wir uns Eiskaffee gönnen konnten – das war bei der Hitze tatsächlich ein unerwarteter Genuss.

Fotos

Weitere Informationen

Weitere Informationen fanden sich auf der offiziellen Webseite der Weltgartenausstellung, die inzwischen eingestellt wurde, so wie auch die Gartenausstellung inzwischen beendet ist.

Viele Fakten liefert dieser informative Artikel von China Heute.

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Die Chinesische Mauer bei Mutianyu

Wir haben gerade wieder Besuch, und so stand natürlich auch wieder ein Ausflug zur Chinesischen Mauer auf dem Programm. Da wir tatsächlich gerade mal eine Autostunde vom Mutianyu entfernt wohnen, hat es uns wieder zu diesem Mauer-Abschnitt geführt.

Mutianyu

Blick zurück

Wir hatten Glück mit dem Wetter und der Luft, trotzdem war es keineswegs zu voll. 

Der Ticketkauf könnte für Erstbesucher leicht verwirrend sein angesichts der unterschiedlichen Möglichkeiten. Wir entscheiden uns für die bequeme Version: mit dem Shuttle-Bus ein Stück den Berg hoch, zu den Talstationen von Sessellift und Gondelbahn. Nach unserem eher abenteuerlichen ersten Kontakt vor vier Jahren mit genau diesem Sessellift, der damals erst mal eine Weile angehalten wurde, weil sich ein Fremdkörper im Umschwenker verfangen hatte – und für den die Jungs damals einfach zu klein waren und wir echt Bammel hatten, dass sie uns rausrutschen, nehmen wir die Gondelbahn.

Die Jungs wollen bergab mit der Sommerrodelbahn fahren. So halten wir am Ende jeder drei bzw. vier Tickets in der Hand: Eintritt in die Scenic Area, Shuttle Bus, Gondelbahn, Sommerrodelbahn. (Nur das Ticket für die Scenic Area braucht man unbedingt, man kann natürlich auch alles zu Fuß machen.)

Als wir oben angekommen sind, fällt mir direkt dieser Klotz ins Auge:

Mutianyu

sponsored by…

Obwohl wir Getränke dabei haben, setzen wir uns erstmal auf die Terrasse direkt am Fuß der Mauer und genießen ein völlig überteuertes Mauerbier – aber das ist es uns wert. Wer hätte das vor 20 Jahren, als wir uns kennengelernt haben, gedacht, dass wir einmal zusammen hier sitzen werden? Ziemlich großartig jedenfalls! :)

Dann geht es endlich richtig auf die Mauer. Und das wird nie selbstverständlich für mich werden, das ist und bleibt immer wieder ein Wow-Erlebnis.

Chinesische Mauer bei Mutianyu

 

Chinesische Mauer bei Mutianyu

Wie man sieht, hatten wir wirklich Glück mit dem Wetter und auch der Luft.

Chinesische Mauer bei Mutianyu

Chinesische Mauer bei Mutianyu

Green Wall of China…

Chinesische Mauer bei Mutianyu

Und es ist zwar gut besucht, aber keineswegs zu voll.

Chinesische Mauer bei Mutianyu

Chinesische Mauer bei Mutianyu

Später treffen wir uns unten im Tal wieder. Die Rückfahrt ist genauso entspannt wie die Hinfahrt. Gemütlich tuckern wir über die Landstraße zurück nach Hause, die Straßen sind leer, aber unsere Köpfe sind voller Eindrücke.

Peking-Highlight: Himmelstempel

Es gibt ein paar Orte in Peking, die mein Herz noch immer höher schlagen lassen. Der Himmelstempel gehört auf jeden Fall dazu – und zu den Peking-Highlights, die man nicht versäumen sollte. Das runde, geradezu ikonische Gebäude (die Halle der Ernte) steht nicht nur für Peking, sondern auch für das Kaiserliche China wie nur wenige andere Sehenswürdigkeiten.

Himmelstempel – Himmelsaltar

Bei den Namen geht es schon ein bisschen durcheinander. Wenn ich vom Himmelstempel spreche, meine ich eigentlich den Himmelstempelpark, in dem sich die alten Tempelgebäude befinden. Auf Chinesisch heißt es  auf den Wegweisern nur 天坛 – Tiāntán, was meist mit „Himmelstempel/Temple of Heaven“ übersetzt wird. Die Silbe „tán“ bedeutet „Altar“, es heißt also eigentlich „Himmelsaltar“. Das besagte runde Gebäude ist bekannt als „Halle der Ernte“, „Halle der Ernteopfer“, auf Englisch „Hall of Prayer for the Good Harvest“. 

Genug der Wortklaubereien, wir betreten den Himmelstempel am Osttor. Von hier aus geht es immer geradeaus direkt auf die Halle der Ernte zu. Rechts von dem breiten Weg befindet sich die „Göttliche Küche“, wo für die Opferzeremonie die Opfergaben vorbereitet wurden. Wir können nur einen kurzen Blick durchs Tor hinein werfen, denn ich habe meinen Pass nicht dabei. 

The Long Corridor

The long corridor im Himmelstempel, Peking

The long corridor

Wir gehen also weiter durch den Langen Korridor. Hier sitzen wie immer viele Pekinger und spielen, lachen, reden. Heute spielen fast alle Karten. Ob das chinesische Schach aus der Mode gekommen ist?

Heute sind viele Schulklassen unterwegs, überall sitzen Kinder auf dem Boden und füllen Fragebögen aus und zeichnen.

Die Halle der Ernte

Die ikonische Halle der Ernte im Himmelstempel

Halle der Ernte

Wir gehen ein paar Stufen hinauf, durch ein Tor, wo die Eintrittskarten kontrolliert werden. Und dann: Wow!  Auch jetzt, beim 6. oder 7. Besuch bin ich wieder total beeindruckt: Der erste unverstellte Blick auf die Halle der Ernte. Erbaut 1420 von Kaiser Yongle, abgebrannt 1889 nach einem Blitzeinschlag und im Jahr darauf wieder errichtet. Kaiser Yongle – geboren als Zhu Di – hat Chinas Hauptstadt nach Peking verlegt und dort die Verbotene Stadt errichtet.

Die Halle ist 38 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 30 Metern. Jedes einzelne Detail an dem Bau hat seine symbolische Bedeutung, angefangen von den drei Marmorebenen, das dreifache Dach. Hineingehen kann man nicht, sondern nur einen Blick hineinwerfen: Vier große Säulen für die Jahreszeiten, 12 Säulen, die die Monate repräsentieren, weitere 12 Säulen, die für die Doppelstunden des Tages stehen. Die blauen Dachziegel symbolisieren den Himmel.

In der einen Halle an der Seite befindet sich eine Ausstellung über den Bau der Anlage mit vielen Zeichnungen, Fotos und Modellen. Ebenfalls wird hier von den Zerstörungen durch den Brand nach dem Blitzeinschlag 1889 und während des Opiumkrieges und des Boxeraufstands und vor allem dem Verfall nach 1911 – dem Untergang des Kaiserreiches – und den anschließenden Wiederaufbauarbeiten berichtet. 1998 wurde die Anlage zum Weltkulturerbe erklärt.

In der gegenüberliegenden Halle wird das Ritual des Ernteopfers Schritt für Schritt mit vielen Bildern erklärt. Manko beider Ausstellungen: Die Erklärungen sind überwiegend nur in Chinesisch, nur die Überschriften und ein paar kurze Texte sind auf Englisch. Es reicht aber trotzdem, um einen guten Überblick zu gewinnen. (Im Bild oben sind die beiden Hallen links von der Halle der Ernteopfer, zu sehen ist nur die Halle mit der Ausstellung über das Opferritual.)

The Seventy Year Old Door

70-year-old-door im Himmelstempel

70-year-old-door

Einer meiner Lieblingsplätze im Himmelstempel ist die 70-Year-Old-Door. Diese Tür hat Kaiser Qianlong 1781 einbauen lassen , als er älter wurde und seine Kräfte für den langen, rituellen Weg (barfuss!) und im vollen Ornat nicht mehr reichten. Er verfügte, dass nur über Siebzigjährige Kaiser durch diese Tür gehen dürften – er blieb der einzige Kaiser, der die Abkürzung nehmen konnte, keiner seiner Nachfolger erreichte das Alter.Wir umrunden die Halle der Ernte und stellen dabei fest, dass die Sicht auf den CBD immer schlechter wird, die Türme sind nur noch als Schatten im Smog zu erkennen. Bei guten Luftwerten ist die Aussicht ziemlich cool, nicht nur auf den CBD, sondern auch auf das Riesenrad im Happy Valley.

Echomauer und Halle des Himmelsgewölbes

Echomauer und Halle des Himmelsgewölbes im Pekinger Himmelstempel

Echomauer und Halle des Himmelsgewölbes

Wir gehen auf der langen Nord-Süd-Achse (auch die Wege im Park haben ihre Symbolik) in Richtung Echomauer, hinter der die Halle des Himmelsgewölbes steht. Die Echomauer, absolut glatt und exakt kreisförmig – ein Flüstergewölbe – können wir nicht austesten, dazu ist der Lärmpegel insgesamt viel zu hoch.

Wir werfen nur einen kurzen Blick in die Halle des Himmelsgewölbes. Auch wieder ein rundes Gebäude, wenn auch etwas kleiner als die Halle der Ernte.

Circular Mound Altar

Circular Mound Altar im Himmelstempel

Circular Mound Altar

Früher hab ich gedacht, das wäre der „Mondaltar“ – ups! Denn der ist im Westen der Verbotenen Stadt im Yuetan-Park. (Das ist die perfekte Symbolik und Symmetrie hier in Peking: Himmelsaltar im Süden, Erdaltar im Norden, Mondaltar im Westen und Sonnenaltar im Osten der Verbotenen Stadt.

Immerhin, rund ist dieser Altar auch. Und hier ist die Anlage ebenfalls wieder von Symbolen durchdrungen: Der Durchmesser der Ebenen und die Zahl der verlegten Bodenplatten: alles Vielfache von Neun – die Neun symbolisiert den Kaiser.

Wenn man auf dem runden Stein in der Mitte steht, soll die eigene Stimme besonders voll klingen und gut zu hören sein. Das probiert allerdings keiner aus, auch wenn sich fast jeder kurz in die Mitte stellt: fürs Foto posieren ist wichtiger. ;)

Von hier oben kann man übrigens gut sehen, dass die einzelnen Tempelabschnitte sowohl von runden als auch von eckigen Mauern umgeben sind. Das Runde steht für den Himmel, das Eckige für die Erde.

Wir haben heute leider keine Zeit mehr, um noch durch den riesigen Park zu schlendern und spielenden, tanzenden oder musizierenden Gruppe zuzuschauen. Allerdings ist die Luft inzwischen auch wieder so mies, dass es uns mit dem draußen sein für heute sowieso reicht. Wir verlassen den Park dann durch den Südausgang. 

Tipps

Wenn man einen Tagesausflug machen möchte, würde ich Himmelstempel und Pearlmarkt kombinieren und abends dann noch ins Red Theatre zur Kungfu-Show gehen. Dazu am Südeingang des Himmelstempels starten, sich Zeit für den Himmelstempel (samt Park) nehmen. Am Ende den Ostausgang nehmen, dort über die Straßenbrücke gehen und den Pearlmarket besuchen. Essen kann man entweder im Foodcourt im Untergeschoss des Pearlmarkts oder gegenüber von der Nordseite des Pearlmarktes im „Brown Door“. (Siehe hier beim 4. Ausflugsvorschlag)

Einen großartigen Überblick über den Himmelstempelpark, bei gutem Wetter bis hin zur Verbotenen Stadt, hat man von der Dachterasse des Pearlmarktes (an den Toiletten im 5. Stock vorbei gehen, die Tür verbirgt sich manchmal hinter einem Kälte- oder Insektenschutz, ist aber offen.

Fotos

Informationen

Himmelstempel-Pin

Pin mich!

Hinkommen:
Mit dem Taxi zum Ost-, Nord- oder Südeingang. Oder mit der Metro: Mit der Linie 5 bis Tiantandongmen (Osteingang)

Eintritt:
Es empfiehlt sich das „Through-Ticket“ zu nehmen, Nebensaison 28 RMB, Hauptsaison 34 RMB, darin sind die Eintritte für die Halle der Ernte, den Circular Mound Altar und die Echomauer samt Himmelsgewölbe enthalten. Um die „Divine Kitchen“ besichtigen zu können, muss man seinen Pass vorzeigen, Extra-Eintritt wird nicht verlangt.

Öffnungszeiten:
Der Park ist von 6-21 Uhr geöffnet, Einlass in die Gebäude von 9-16:30 Uhr.

Zum Weiterlesen: 
Geschichte und Details zum Himmelstempel, Himmelstempel, travelchinaguide.com (Englisch)

Pekings TOP 10 in 5 Tagen

Was sind Pekings TOP 10? Diese Frage wird uns immer wieder gestellt, nach beinah sieben Jahren Leben in Peking haben wir es ja schon recht gut kennengelernt – auch wenn wir immer wieder Neues entdecken und die Stadt sich laufend ändert. Da wir viel Besuch bekommen (aktuell während der Pandemie leider nicht), sind wir immer wieder auch als Reiseführer aktiv. Ich versuche, einen Mix zu zeigen aus kaiserlichem und modernem Peking, ein bisschen Kultur darf nicht fehlen und auch das grüne Peking. Im Laufe der Zeit haben sich dabei fünf  „Ausflugspakete“ entwickelt, die an fünf – anstrengenden – Tagen schaffbar sind. Das Programm lässt sich bei weniger Zeit straffen und kürzen oder bei mehr Zeit entzerren. Wer abends noch fit ist: Ausgehen z.B. in Sanlitun oder am Houhai, eine Varieté-Show im Laoshe-Teehaus oder eine Kung Fu-Show… Jedenfalls sind in diesen 5 Tagen Pekings TOP 10 enthalten – und ein bisschen mehr!

1. Die Große Mauer und modernes Peking/CBD

Kontrastprogramm! Der Mauerausflug kann fast den ganzen Tag in Anspruch nehmen, nachmittags/abends geht es dann in Richtung CBD. Besonders „The Place“ wirkt im Dunkeln richtig toll. Tipp für das Abendessen: Haidilao HotPot im New China World. Hier helfen Roboter beim Servieren/Aufräumen, bestellt wird über Tablets (Bilder und engl. Übersetzung).

Die Mauer!

Die Große Mauer

Die Große Mauer

Für mich ist und bleibt das ein, wenn nicht DAS Highlight hier. Weltkulturerbe! Eines der „neuen sieben Weltwunder“! Es ist ja nicht nur die Bedeutung der Mauer an sich, sondern zusätzlich kommt man bei Mauer-Ausflügen auch mal raus aus der Stadt. Nach wie vor fahre ich gerne nach Mutianyu (nicht nur, weil es von uns aus der nächstgelegene Abschnitt ist). Das ist (bis auf wenige steile Treppenabschnitte) auch für Fußkranke und Menschen mit Höhenangst (bedingt) geeignet, eher ein Spaziergang als eine Wanderung. Obendrein kann man mit Sessellift oder Seilbahn abkürzen. Und natürlich macht es auch Riesenspass, mit der Sommerrodelbahn zurück ins Tal zu sausen.

Wer fitter ist und auch querfeldein klar kommt, der kann auf eigene Faust von zwischen Jinshanling und Simatai wandern oder von z.B. Jiankou nach Mutianyu – und es gibt noch viel mehr Möglichkeiten. Wer sich auf eigene Faust nicht traut, könnte sich z.B. den Beijing Hikers anschließen.

Wer weniger Zeit hat, sollte es mit Badaling versuchen, auch wenn es wohl der touristischste Mauerabschnitt ist. Aber auch hier verläuft es sich, sobald man ein bisschen weiter geht. Man kommt eben auch schneller vom Zentrum aus hin. Inzwischen gibt es einen Schnellzug, der vom Pekinger Nordbahnhof in etwa einer halben Stunde in Badaling ankommt. Von der Station sind es nur drei Minuten Fußweg bis zur Seilbahn.

Modernes Peking – CBD

CBD

CBD

The Place

The Place

Kontrastprogramm dann abends:

Es geht in den den CBD –  Central Business District. Ausgangspunkt Metrostation Jintaixizhao. Hier gehen mir immer wieder die Augen über, wenn ich den Kopf in den Nacken lege und an den Hochhäusern hinaufschaue.

Natürlich, anderswo gibt es mehr und höhere Skyscraper, aber der neue Zhongguo Zun – Pekings höchstes Gebäude – und das nicht mehr ganz so neue CCTV-Headquarter „Lange Unterhose“ sind (nicht nur hier in Peking) schon besondere Hingucker.

Beides kann man auch gut von der Terrasse des Blue Frog (Guomao) oder Migas Mercado schräg gegenüber sehen – oder solange die Aussichtsplattform des Zhongguo Zun noch nicht eröffnet ist, vermutlich in diesem Frühjahr irgendwann – auf einen Drink in die Atmosphere Bar.

Von hier geht es weiter in Richtung „The Place“ mit dem „größten Fernseher der Welt“ (und später noch auf einen Drink nach Sanlitun).

2. Verbotene Stadt, Tiananmen und Qianmen Street

Das Herz von Peking.

Achtung: Pass mitnehmen! Ohne kommt man nicht durch die Sicherheitskontrollen am Tian’anmen, und man benötigt ihn für den Eintritt in die Verbotene Stadt.

Verbotene Stadt

Zugang zur Verbotenen Stadt

Irgendwas mit Licht und Tunnel – Zugang zur Verbotenen Stadt

Es geht also los mit der Verbotenen Stadt. Entweder man fährt mit der Metro bis zur Haltestelle Tian’anmen East – oder nimmt ein Taxi/Didi und fährt über die eindrucksvolle Chang’an, die große Prachtstraße, hierher. Aussteigen muss man allerdings in einer Seitenstraße: rund um den Platz ist überall absolutes Halteverbot.

Durch die Verbotenen Stadt kann man in 20 Minuten (wie jemand, den ich sehr gut kenne…) durchhetzen, andere könnten sich tagelang hier aufhalten. Ich würde mindestens zwei Stunden ansetzen und das tatsächliche Ende offen lassen. Es geht los am Haupteingang am Tian’anmen, und bei diesem Ausflug geht es hier auch wieder raus. (Alternativprogramm: Nordausgang benutzen und in den Jingshan-Park gehen und sich dort die Verbotene Stadt von oben vom Kohlehügel aus ansehen, und dann vielleicht noch weiter zum Beihai-Park mit der Weißen Pagode. Qianmen dann weglassen oder viel Zeit und Energie haben!)

 Tipp! Zur Einstimmung kurz vorher den Film Der letzte Kaiser schauen.

Tian’anmen

Tian'anmen

Tian’anmen

Bei dieser Tour geht es aber durch den Hauptausgang auf den Tian’anmen, den Platz des Himmlischen Friedens, um den einmal in seiner ganzen Gewalt und Größe wahrzunehmen.

Auf direktem Weg ist das eine Viertelstunde, aber es muss Zeit sein, um Nationalmuseum, die Große Halle des Volkes und das Mao Mausoleum wenigstens von außen zu bewundern. Je nachdem, wie viel Zeit übrig ist, kann man auch wenigstens kurz ins Nationalmuseum reingucken, alleine das Gebäude ist ein Hingucker, von den Ausstellungen mal gar nicht erst zu reden. Wer es kurios mag: Die Ausstellung der Gastgeschenke von Staatsbesuchen hat mich sowohl schmunzeln als auch Augenbrauen hochziehen lassen. Ganz neue Einblicke tun sich auf!

Qianmen

Im Süden des Platzes kommt man dann an Torhaus und Wachturm des Qianmen-Stadttores vorbei, hier geht es dann in die Fußgängerzone Qianmen Street. Hier kann man sich eine Weile treiben lassen, dabei unbedingt auch in die Nebenstraßen gehen (Dashilar und Liulichang Hutongs). Hungrig inzwischen? Dann wäre es Zeit für Pekingente im Quanjude-Stammhaus (quasi das Pekinger Hofbräuhaus…). Allerdings ist nachmittags geschlossen – dann gibt es aber Ausweichmöglichkeiten an den zahlreichen Imbissen und Restaurants auch in den Seitengassen oder im großen Foodcourt am Südende der Qianmen. Je nachdem, wie viel Zeit man in der Verbotenen Stadt verbracht hat, ist noch Zeit für weiteres: in zehn Gehminuten ist man am NCPA, dem National Centre for the Performing Arts – tagsüber ist „das Ei“ schon ein Hingucker, im Dunkeln beleuchtet noch mehr.

NCPA bei Nacht

NCPA bei Nacht

 

 

3. Chinesische Küche, Lama- und Konfuziustempel, Hutongs

Kochkurs im The Hutong

Kulinarische China-Karte im "The Hutong"

Kulinarische China-Karte im „The Hutong“

Vormittags geht es los mit einem Kochkurs im „The Hutong“ mitten im  Shique-Hutong. Hier kann man die Atmosphäre des alten Pekings in der Courtyard-Küche schnuppern.

Man bekommt eine Einführung in die chinesische Küche, die sich in Wahrheit in viele Unterküchen unterteilt. Man erfährt, welches Essen in welchen Regionen typisch ist und welche Gewürze und Zutaten wichtig sind: in Peking und im Norden sind z.B. Nudeln verbreitet, scharf wird es in Sichuan…

Schließlich bereitet man drei leckere chinesische Gerichte zu und bekommt dabei auch eine Einführung in „knife skills“ mit dem großen chinesische Messer und andere chinesische Kochtechniken. Die Entscheidung, für welchem Tag man sich anmeldet, fällt schwer, so abwechslungsreich ist das Programm.

Zum Abschluss geht es ans Genießen – authentisch chinesisch und selbst gekocht!

Konfuziustempel und Kaiserliche Akademie

Konfuziustempel in Peking - Statue vor der ersten Halle

Konfuziustempel

Nach dem Essen sind es nur 15 Gehminuten zum Konfuziustempel und der Kaiserlichen Akademie. Hier ist es eigentlich viel ruhiger und beschaulicher als beim Lamatempel. Allerdings wird die Ruhe gelegentlich durch große chinesische Reisegruppen und vor allem deren Guides, die mit Megaphon-Unterstützung alles Wissenswerte herausbrüllen erzählen – und ihre Schäfchen zusammentreiben. Ist die Gruppe vorbeigezogen, kann man sich wieder in Ruhe den Hallen widmen, der auch ohne Chinesischkenntnisse verständlichen Ausstellung über Konfuzius‘ Leben und Werk. Oder man setzt sich unter einen der Bäume und genießt die Atmosphäre.

Lamatempel

Lamatempel

Lamatempel

Wenn man sich schließlich vom Konfuziustempel trennen kann, sind es nur 5 Minuten zum Lamatempel. Hier gibt es zwar keine Lautsprecher-geführten Reisegruppen, aber unterm Strich deutlich mehr Besucher. Das Tollste hier ist der riesige Buddha in der letzten Halle. Oder ist es die besondere Atmosphäre dieser Anlage mit ihrer abwechslungsreichen Geschichte?  Hier mischen sich Touristen und Gläubige, hier leben Mönche – und über allem liegt der Duft der Räucherstäbchen.

Je nachdem, wie viel Zeit man sich für die Besichtigungen nimmt, ist dann noch Zeit für einen Spaziergang durch den Wudaoying-Hutong oder für einen Besuch des Ditan-Parks, der vom Lamatempel aus gesehen auf der gegenüberliegenden Seite des 2. Rings liegt.

4. Himmelstempel und Pearlmarket

Dieser Ausflug bietet Weltkulturerbe und Shopping!  Souvenirs und Mitbringsel aller Art finden sich im Pearlmarkt. Handeln ist ein Muss!

Himmelstempel

Himmelstempel in Peking - Halle der Ernte

Himmelstempel: Halle der Ernte

Aber es geht los mit dem Himmelstempel. Und zwar am besten gleich morgens, damit man viel vom Pekinger Parkleben mitbekommen kann: tanzende Ayis, Tai Chi, es wird gesungen und gespielt. Dazu lohnt es sich, auch abseits der Hauptwege durch den Park zu streifen. In das ikonische runde Gebäude darf man nur hineingucken, nicht hineingehen. Aber vielleicht wird man sowieso abgelenkt und schaut lieber den Hochzeitsfotografen und den künftigen Bräuten in ihren wunderschönen roten Kleidern zu.

Empfehlung fürs Mittagessen: das Brown Door (Quan Xing Ju) gegenüber der Schmalseite des Pearlmarktes bietet leckere Pekinger und Chinesische Küche, hat eine bebilderte englische Speisekarte und obwohl hier viele Westler essen, ist es doch „richtig chinesisch“ hier.

Pearlmarket

Danach geht es dann auf ins Shoppinggetümmel: im hinteren neuen Gebäude finden sich einige „knock-knock“-Läden. Einfach den anderen Ausländern folgen… Im vorderen Gebäude findet man auch alles in unterschiedlichen Qualitäten… Geheimtipp: Auf jeden Fall im vorderen Gebäude in den 5. Stock fahren, an der Toilette vorbei auf die Dachterrasse gehen. Von hier hat man sowohl Aussicht auf den CBD als auch auf Himmelstempel und – park, bei besonders guter Luft bis in Richtung Verbotener Stadt. Manche sind nach fünf Minuten durch mit dem Pearlmarkt, andere könnten Tage hier verbringen…

Tipp für das Abendprogramm: Legends of Kungfu im Red Theatre, das ca. 20 Fußminuten vom Pearlmarkt entfernt ist.

Hier habe ich u.a. schon von diesem „Ausflugspaket“ berichtet.

5. 798 Art District und Sommerpalast

Diese Ausflugsziele liegen im Gegensatz zu den vorigen Vorschlägen wieder weiter auseinander. Der Sommerpalast ist einer meiner Lieblingsorte hier in Peking, ich kann da auch ganze Tage verbringen.

798 Art District

Drei Statuen im 798 Art District in Peking.

798 Art District

Zuerst geht es also in den 798 Art District/auch: Dashanzi. Selbst wenn man eigentlich Kunstbanause ist, wird man sich dem Flair des Viertels nicht entziehen können. Es gibt kleine und größere Galerien und Werkstätten, Ramsch- und Designerläden, Imbisse und Restaurants.

Unbedingt auch auf die Gebäude mit ihrer Sägezahnoptik achten: die wurden im Bauhaus-Stil errichtet und ehemals militärisch genutzt. Für maximale Lichtausnutzung in den großen Räumen und damit es im Innern möglichst keine Schatten gibt, sind alle Fenster in den von der DDR für China gebauten Hallen nach Norden ausgerichtet.

Aktuelle Informationen finden sich auf der Webseite des Art Districts.

Sommerpalast

Sommerpalast in Peking

Sommerpalast

Und noch einmal Weltkulturerbe: Der Sommerpalast, schön am Kunming-See gelegen, am Fuß der Berge. Im Sommer bin ich gerne auf dem Wasser, das geht hier gut: entweder ein kleines Boot ausleihen oder mit der „Drachenfähre“ zur Insel übersetzen. Im Winter kann man hier auch aufs Eis.

Es ist nicht nur das alte Gemäuer, was mich hier anzieht, sondern die komplette Umgebung. Auch wenn es hier viele Touristen gibt, es verläuft sich auf dem großen Gelände und man findet doch immer wieder ruhigere Ecken. Highlights: der Wandelgang, die 17-Bogen-Brücke, die Halle mit Aussicht oben auf dem Langlebigkeits-Hügel, Bootfahren auf dem See, das Marmorboot und die Suzhou Street – ach, eigentlich alles dort!

Marmorboot im Sommerpalast in Peking

Marmorboot

Abschließendes

Pekings TOP 10Mit diesen Ausflugsvorschlägen sieht man meiner Meinung nach das Wichtigste in Peking. Im Internet und in Reiseführern finden sich viele weitere TOP-Listen für Peking. In der Reihenfolge oder in einzelnen Punkten mögen sich die Ranglisten der Reiseführer unterscheiden, aber im Grunde ist man sich über die Highlights einig: Mauer, Tian’anmen, Verbotene Stadt, Hutongs, Himmelstempel, Sommerpalast, CBD, 798 Art District… Der eine mag sagen: da fehlt was (z.B. Duftberge, Sanlitun oder Vogelnest und Wasserwürfel/Olympiagelände), andere könnten vielleicht auf den 798 Art District verzichten. Aber egal, was man sich davon raussucht: man lernt viele wichtige Facetten Pekings kennen.

Meinen Besuchern empfehle ich jedenfalls immer, schon vorher in Reiseführern zu stöbern (und natürlich auch in meinem Blog!) – den einen oder anderen hat dann durchaus auch schon ein Ziel jenseits der TOP 10 gelockt, z.B. die Glasbodenplattform in Shilinxia.

Neben den in Deutschland guten und gängigen Reiseführern (Lonely Planet, Baedeker, Dumont…) kann ich den – englischsprachigen – Rough Guide To Beijing empfehlen.  Die helfen nicht nur bei der Auswahl, was man selbst denn wirklich gerne sehen möchte, sondern liefern auch Hintergründe, Zahlen, Daten, Fakten, die hier fehlen. Aber Achtung: in China dreht sich die Welt noch schneller als andernorts, was letztes Jahr noch galt, ist heute schon Geschichte. Hintergrundinformationen zu historischen Stätten sind natürlich zeitlos.

Wie lange braucht man für Peking?

Ich lebe jetzt bald sieben Jahre hier und bin „noch nicht fertig“… ;)
Zwei Tage finde ich wirklich knapp, aber im Rahmen einer Rundreise ist das halt meist so. Fünf Tage wären besser und immer noch sehr ausgefüllt – man kann schon viel Zeit hier verbringen, ohne sich zu langweilen und immer wieder Neues zu entdecken.

Meine persönlichen Sightseeing-Lieblingsziele

Ganz oben steht natürlich die Mauer – geht nicht so oft, wie ich gern möchte, ist eben etwas außerhalb.

Beim x. Besuch des Lamatempels habe ich mich auch schon mal gedrückt, obwohl der wirklich schön ist und bei einem Pekingbesuch nicht fehlen sollte.

Zum Sommerpalast komme ich immer mit, auch wenn es dahin etwas weiter ist.

Leichter in den Alltag einbauen lässt sich da ein anderer meiner Lieblingsorte: der Beihai-Park – ein Boot mieten und eine Auszeit mit tollem Blick mitten in der Stadt genießen. Und meine Spaziergänge am Shichahai möchte ich nicht missen!

Ich mag auch den CBD und Sanlitun; ich mag die Duftberge, im Frühling liebe ich den Botanischen Garten, ich lasse mich gerne durch Hutongs treiben – eigentlich gibt es immer etwas. Auch eigentlich „untouristische“ Ziele wie Sanyuanli- oder andere Lebensmittelmärkte oder Stoff- oder Wollmarkt haben manchmal ihren Reiz.

Letztendlich liegt es aber auch oft an Stimmung, Wetter, Luft und Begleitung, wo es gerade am Tollsten ist.

Kennst Du Peking schon? Was ist Dein Lieblingsort? Du möchtest erst noch nach Peking reisen? Was reizt Dich am meisten?

 

 

 

Gubeikou und Simatai: Wasserdorf und Mauer

Wasserdorf Gubeikou

Am letzten Tag der chinesischen Neujahrsferien fahren wir – meine drei „kleinen“ Jungs und ich – nach Gubeikou zum Wasserdorf. Im letzten Sommer bin ich dort schon einmal mit der Fotogruppe gewesen: Ein Sommertag im Wasserdorf Gubeikou. Jetzt also Kontrastprogramm: statt Sonne und Hitze ist es bitterkalt und dunstig, und es schneit immer wieder ein paar Flöckchen.

Von uns zuhause in Shunyi fährt man gut 1,5 Stunden, wenn man aus der inneren Stadt kommt, werden es etwa dreißig Minuten mehr sein. Nach nur wenigen Kilometern sind wir schon raus aus der Stadt und können Berge gucken – für uns Hamburger ja doch immer was Besonderes.

In Gubeikou angekommen, kaufen wir Tickets. Diesmal nehme ich die Kombitickets für 280 RMB/Person: Eintritt für das Wasserdorf, die Mauer – Simatai Scenic Area -und Seilbahn rauf und runter.

Es ist noch relativ leer, einige Läden öffnen gerade erst, als wir nach der Sicherheitskontrolle endlich im eigentlich Dorf ankommen. Der Bootsverleih ist geschlossen: ist ja alles zugefroren. Stattdessen gibt es Schlittschuhe (mit Rollator-ähnlichen Gehhilfen), Bumper und sonstiges Spielzeug für auf dem Eis auszuleihen.

Auch wenn es nur ein nachgebautes Wuzhen ist, es ist halt schon nett anzusehen. Und die Kulisse mit den steilen Bergen, auf deren Grat sich die die Mauer entlang hangelt ist auch an diesem eher trüben Tag wirklich schön.

Keine Cash-Zahlung!

Wir lassen uns kreuz und quer treiben. Der Mittlere stellt irgendwann fest, dass man überall nur mit WeChat bezahlen kann – und bei ihm ließ sich die Zahlungsfunktion nicht aktivieren (neu verbinden scheint wohl im Moment nur mit chinesischem Konto zu gehen?). Ich bin ja versorgt, aber wenn sich Touristen ohne WeChat mal hierhin verlaufen? 

Wir essen in einem kleinen Restaurant, in dem man ohne WeChat nicht einmal bestellen kann. Zuerst den QR-Code scannen, anmelden, auswählen, bestätigen, zahlen. Serviert wird aber von echten Menschen. ;)

Der Mauerabschnitt Simatai

So groß ist das Wasserdorf nicht, wir verfransen uns trotzdem und nehmen dann doch den Shuttlebus zur Seilbahn. Das war echt überflüssig, die paar Schritte hätten wir auch laufen können – es war halt nur nicht gut ausgeschildert. Bevor wir weiter zur Seilbahn gehen können, müssen die beiden Kurzen erst mit einer Gruppe chinesischer Damen posieren, auch der große Bruder kommt am Ende nicht drumherum. Am Ende lachen alle, auch die beiden Lütten, die gelegentlich schon von der Knipserei genervt sind. 

Der Wikipedia-Artikel zu Simatai ist schon etwas in die Jahre gekommen, der Abschnitt zur Historie (wichtiger Pass…) ist natürlich weiterhin zutreffend, aber die Gondeln der Seilbahn sind geschlossen, Mini Train ist außer Betrieb.

Seilbahn

Bei der Seilbahn ist nichts los, die meisten Gondeln sind leer. Die Fahrt soll sieben Minuten dauern (der Aufstieg zu Fuß soll etwa eine Dreiviertelstunde steil bergauf gehen). Seilbahnen begeistern mich ja immer wieder sehr (trotz oder wegen des leicht flauen Gefühls?), und auch hier genieße ich die Aussicht. Natürlich fällt mir ein, wann ich das letzte Mal mit dem Mittleren Seilbahn gefahren bin: vor anderthalb Jahren in Dali – das ist dort die längste chinesische Seilbahn überhaupt und auch die Aussicht dort ist deutlich spektakulärer (für einen Tagsausflug von Peking aus nur viel zu weit weg…). Aber hey: es ist eine Seilbahn und die Aussicht hier hat auch etwas!

Von der Seilbahnstation zur Mauer führt ein schmaler Weg, an manchen Stellen so schmal, dass Schilder darauf hinweisen, dort nicht stehen zu bleiben. Andere Schilder warnen vor Steinschlag. So kurz nach dem tödlichen Steinschlag in Longqingxia flösst mir das schon Respekt ein. (In der Longqing-Schlucht findet das Pekinger Schnee- und Eislaternenfest stat; dort wollten wir eigentlich ursprünglich hin, aber aufgrund des Unfalls ist dort geschlossen). Als wir dann auf der Mauer stehen, kribbelt es wieder: Wahnsinn, wir sind tatsächlich in China und krabbeln auf der Großen Mauer rum!

Oben auf der Mauer pfeift der Wind, wir sind allmählich richtig durchgefroren, also gehen wir zur Seilbahn zurück und fahren wieder hinunter. Als wir wieder im Dorf sind, ist dort einiges mehr los als am Vormittag. Wir nehmen an, dass es überwiegend nicht Tagestouristen wie wir sind, sondern Gäste der Hotels, die es im und ums Wasserdorf herum gibt. Auf dem Weg zum Ausgang treffen wir noch auf eine Parade mit Stelzenläufern, Trommlern und Drachentänzern. Vorher hatten wir die schon von weitem auf der Bühne auf dem „Sun-and-Moon-Place“ gesehen. Da war auch im Sommer schon Action, jetzt ist da eine kleine Temple Fair aufgebaut.

Alles nicht echt…

Ziemlich durchgefroren landen wir schließlich im Auto. Es ist zwar deutlich mehr Verkehr als am Morgen, aber immerhin: es rollt. Als der Mittlere und ich uns darüber unterhalten, dass dies nachgebaute Wasserdorf ja schon ein bisschen „Disney“ ist, wird der Lütte hellhörig: „Yeah! Disneyland!“ Upsi! Ich schätze, wir fahren dann irgendwann mal nach Shanghai – aber nur wenn ich mir dann auch das echte Wuzhen ansehen darf. ;) 

Temple Fair im Ditan-Park

Miào huì – Temple Fair

Anlässlich des chinesischen Neujahrsfestes finden im ganzen Land Temple Fairs statt (Tempel-Jahrmarkt geht mir irgendwie nicht so gut über die Zunge).  Im Pekinger Ditan-Park, dem Tempel der Erde mit dem Erdalter, findet die größte Veranstaltung von allen statt. Jedes Jahr gibt es weit über eine Million Besucher allein hier. Kein Wunder, denn außer dem Zusammenkommen der Familie, dem Essen, dem Feuerwerk gehört der Besuch einer Tempelmesse zum Wichtigsten am chinesischen Neujahr. Mehr zur Geschichte der Temple Fairs findet sich hier (auf Englisch).

Ich vermeide Menschenmassen meist, wo ich nur kann, aber dieses Jahr hat mich der gerade zu Besuch weilende mittlere Sprößling genötigt, mit ihm zusammen zum Ditan-Park zu fahren. Dass es voll werden wird, haben wir spätestens kurz vor dem Lamatempel gemerkt und steigen schon eine Kreuzung vorher aus unserem Didi aus.

Einmal das folgende Foto angucken, bitte:
Die obere Straße ist der Zweite Ring, da sieht man, dass in Gegenrichtung nichts los ist (wir haben von uns aus auch gerade mal eine halbe Stunde bis hierhin gebraucht, das dauert normalerweise mindestens 20 Minuten länger). Unten rechts auf der Andingmen East Street staut es sich. Einen Parkplatz werden all diese Leute auf keine Fall in der Nähe finden… Ja, eigentlich ist das wirklich ein typisches Bild für die Neujahrsferienzeit in Peking: Straßen ziemlich leer, aber vor Sehenswürdigkeiten ist es hoffnungslos überfüllt.

Ich seh‘ rot

Es war tatsächlich sehr voll, aber wirklich unangenehm nur an den Kassenhäuschen vor dem Park, vor den beliebtesten Buden und direkt vor den Bühnen. Für jeweils 10 RMB Eintritt können wir uns ins Getümmel stürzen.

Wo man auch hinsieht, rot dominiert: die Buden, die Bäume, die Bühnen, es ist alles rot dekoriert und wirklich viele Leute tragen rote Kleidung. Sobald wir die Sicherheitskontrolle und den Eingangsbereich hinter uns gelassen haben, verteilt es sich etwas mehr. Der kleine Große meinte zu mir, das sei jetzt so, wie man sich in Deutschland aufgrund der Medienberichterstattung China immer vorstellt – dabei ist dieses krass Überfüllte auch hier die Ausnahme. Aber Alltag ist halt weniger berichtenswert als die eindrucksvolle Völkerwanderung zum chinesischen Neujahrsfest.

Essen, Schnickschnack, Fotos machen

Wir folgen den Massen. Zuerst geht es an einer Reihe eigens aufgestellter Dixis vorbei. Zum Glück ist es so kalt, dass sich der Mief in Grenzen hält. Unter roten Lampions spazieren wir auf einen ersten Platz zu, wo eine Bühne aufgebaut ist, der Auftritt ist aber leider gerade vorbei. Angesichts der beißenden Kälte bleiben wir nicht stehen und warten auf den nächsten. Wir kommen zu einem weiteren Platz.

Der kleine Große bricht vor Lachen fast zusammen, als er merkt, dass es künstliche Kirschblüten sind. Und ich merke, dass ich schon so lange hier bin, dass ich das eigentlich total normal finde. Natürlich machen ALLE Fotos. Irgendwo habe ich gelesen (Quelle finde ich leider gerade nicht wieder), dass die Deko des Parks extra für schöne Foto-Hintergründe designt wurde…

Der kleine Hügel hinter dem Kräutergarten, wo im Alltag der Chor singt, ist komplett abgesperrt.

Buden gibt es nicht überall, sondern nur an manchen der breiteren Hauptwege: es gibt Süßes und Salziges, Dinge, die wir auch lecker finden würden und solche, die immerhin interessant anzugucken sind… Es gibt Dekoschnickschnack, von billigem Plastikkitsch bis handwerklich Schönem.

Mein Tierkreiszeichen - der Affe

Mein Tierkreiszeichen – der Affe

Auf einem weiteren Platz sind 24 Säulen aufgebaut für die jeweils zweiwöchigen Jahreszeiten des chinesischen Bauernkalenders. Auf einer Bühne stehen zwei Männer und erzählen Witze: Xiangsheng („Komischer Dialog“).  Leider ist unser Chinesisch nicht annähernd gut genug, um die Wortspiele zu verstehen, mit Glück bekommen wir das Thema mit.

Inzwischen ist uns beiden so kalt geworden, dass wir in Richtung Ausgang schlendern. Dabei kommen wir an großen bunten Tierkreiszeichenfiguren vorbei – und natürlich an Schweinen. Schließlich feiern wir den Beginn des Jahr des Schweines! Je näher wir dem Ausgang kommen, umso voller wird es wieder.

Unser Fazit

Wir hatten jetzt keine konkrete Erwartung von einer Tempelmesse. Ich weiß nicht, ob man diese mit deutschen Jahrmärkten/Volksfesten vergleichen könnte oder sollte – da würden vor allem Fahrgeschäfte fehlten, und es gäbe noch deutlich mehr an Attraktionen, um annähernd solche Menschenmengen anziehen zu können. Wir hatten allerdings auch kein Programm, wann die Auftritte und Paraden sind, und uns war einfach zu kalt, um noch länger zu bleiben.
Aber das ist halt auch China, dass allein der schön geschmückte Park Leute anzieht – und natürlich die für uns fremde, jahrhundertealte Tradition der Tempelmessen. Mir hat es jedenfalls gefallen, und ich werde mal gucken, ob ich am Wochenende noch eine andere Temple Fair besuchen kann.

Fotos

 

 

Mein erstes Rockkonzert in China: Slash, Myles Kennedy + The Conspirators

Vorher

Nachmittags, 20. Januar:
Seit ich nicht mehr in Hamburg lebe, war ich bei keinem einzigen Rockkonzert mehr. Heute ist es soweit, Slash, Myles Kennedy + The Conspirators treten bei ihrer „Living the Dream“-Tour auch in Peking auf. Anders als bei Metallica vor zwei Jahren hat es geklappt, ich habe eine Karte bekommen! Autsch, Konzerte sind in Deutschland schon lange nicht mehr billig, aber hier wird es richtig teuer. Aber für ein so seltenes Vergnügen darf das mal sein.

Myles Kennedy und seine Band Alter Bridge gehören schon ewig zu meinen Favoriten, und ich freu mich sehr, ihn zum ersten Mal live zu sehen, wenn auch ohne Alter Bridge. Slash finde ich cool, nehme ich da gerne mit! 

Eben habe ich nachgesehen, wo ich heute Abend hin muss: Beijing Exhibition Center Theatre, in Xicheng nahe beim Zoo gelegen. Ich hab mich auf der Website des Theaters umgesehen – oha, Rockkonzert in sehr gepflegtem Rahmen… Ich bin echt gespannt!

Nachher

Vormittags, 21. Januar:
Schade, schon vorbei! Schön war’s! Manches war anders, vieles vertraut.

Beijing Exhibtion Centre Theatre

Beijing Exhibtion Centre Theatre

Der Veranstaltungsort, das Beijing Exhibition Centre ist ein sino-sowjetischer Prachtbau aus den 50ern. Schon von weitem sieht man den Turm mit dem roten Stern. Der Theaterbau ist rund, 1000 Besucher finden hier Platz. Es bleiben auch nur vereinzelt Plätze frei. Um viertel nach Sieben kommt die erste obligatorische Durchsage: Professionelle Kameras müssen in den Taschen bleiben. Thank you for your cooperation (das hört man hier immer und überall). Ich bin gespannt, was das gibt, die meisten haben ihre Jacken noch an, man unterhält sich oder ist mit dem Handy beschäftigt. Kurz vor halb kommt noch mal ein größerer Schwung Menschen dazu. Um Punkt halb geht das Licht aus – und alle springen auf und jubeln und es geht los.

Slash, Myles Kennedy + The Conspirators in Peking

Slash, Myles Kennedy + The Conspirators in Peking

Den Applaus nach den Songs empfinde ich als recht verhalten und auch sonst geht die Crowd (bis auf wenige Ausnahmen Chinesen) erst nicht so mit, wie ich das gewohnt bin. Doch sobald Myles Kennedy auffordert: „Jump!“ oder „I wanna see your hands!“ – dann geht es los, und es ist wohl wie überall sonst auf der Welt. Besonders viel Beifall brandet auf, wenn Kennedy „Xièxiè!“ – Danke – sagt.

Irritierend ist allerdings, wenn mitten in der hüpfenden, singenden, klatschenden Menge Frauen sitzen und sich auf WeChat Katzenvideos angucken. Huch?

Slash, Myles Kennedy + The Conspirators in Beijing

Slash, Myles Kennedy + The Conspirators in Beijing

Die Soli von Slash sind sensationell, Kennedys Stimme und seine Vocalrange (4 Oktaven!) beeindruckt live noch mehr als aus der Konserve.  Todd Kerns (Bass), Frank Sidoris (Rhythmusgitarre) und Brent Fitz (Drums) machen das ganze Paket rund.  Nach zwei Zugaben ist der Abend nach 1 Stunde und 45 Minuten vorbei – ich hab jede einzelne davon genossen. :)

Die Living-the-Dream-Tour geht jetzt weiter über Shanghai nach Neuseeland und Australien, aber auch Europa und Deutschland sind noch dran. Offenbach im Februar ist bereits ausverkauft, für Hamburg (Sporthalle) am 3. März und Berlin am 4. März gibt es noch ein paar Karten. Klare Empfehlung von mir! :) 

Schule in Peking

Welche Schule?

Wenn man mit schulpflichtigen Kindern ins Ausland geht, ist die Frage „welche Schule“ eine der wichtigsten. Wir haben uns vor vier Jahren Gedanken dazu machen müssen. Nachdem ich gelesen hatte, dass es eine deutsche Schule in Peking gibt, habe ich mich damals gar nicht weiter um die anderen internationalen Schulen hier gekümmert. Der Schritt von Hamburg nach Peking ist groß genug, da muss man es Kindern mit zum damaligen Zeitpunkt nur mäßigen Englisch nicht unnötig schwer machen, dachte ich damals und denke ich heute noch. Ich hab es so nicht erwartet, aber in dem internationalen Umfeld hier verbessert sich das Englisch sowieso ganz von selbst.

Das Ankommen in der Schule ist meinen Söhnen leicht gefallen. Etwas, woran ich vor China gar nicht gedacht habe: hier sind alle neu oder waren es noch vor ganz kurzer Zeit. Die Kinder helfen sich gegenseitig und kümmern sich umeinander. Zumindest in den Klassen meiner Jungs war und ist das so.

Schulwechsel und Anerkennung von Abschlüssen

Auch ein anderer Vorteil ist nicht von der Hand zu weisen: Da es sich hier um eine anerkannte deutsche Auslandsschule handelt, ist es für die Kinder einfacher, zurück in Deutschland wieder in der Schule anzukommen – und auch der Zugang zu deutschen Unis sollte problemlos klappen. Mit einem internationalen Schulabschluss kann es Probleme geben, wenn die Fächerkombi nicht stimmt oder bestimmte Stundenumfänge nicht erreicht werden. Man muss da jedenfalls sehr darauf achten.

Ganz so schwierig ist es bei einer deutschen Schule nicht. Wenn man allerdings weiß, wohin man in zwei, drei Jahren (zurück-)geht und vielleicht sogar weiß, welche Schule es dann werden soll, dann sollte man ein Auge auf Fächerkombinationen haben. Latein wird an der DSP derzeit nicht als weitere Fremdsprache angeboten, auch nicht als AG – betroffene Familien haben das jetzt privat organisieren müssen, damit ihre Kinder im kommenden Schuljahr in Deutschland an ihr Wunschgymnasium gehen können.

Alternativen?!

Wenn man so wie wir „draußen“ in Shunyi wohnt, werden viele der internationalen Schulen – BSB, ISB, WAB, Dulwich und wie sie alle heißen – interessant, weil sie dichter dran sind. Für die ganz Kleinen gibt es da zum Teil einen deutschen Zweig. Die Rückmeldungen aus dem Bekanntenkreis, die ich bisher aufgeschnappt haben, verleiten mich zu der Einschätzung: Für jüngere Kinder bis zum Ende der Grundschule super, weiterführende Schule eher durchwachsen, hängt extrem an der konkreten Lehrkraft. 

Es ist aber auch immer alles eine Frage des persönlichen Geschmacks und des eigenen Lebensstils. Was ich über den Compound-Chat z.B. mitbekomme über Parents Association und allerlei Events – es ist mir von allem zu viel und in mir wächst das dringenden Bedürfnis „Bad Moms“ fünfmal nacheinander zu sehen. ;)

Aber das bin ich, andere Eltern sind gut zufrieden. Und das ist doch auch schön, dass es eine gewisse Auswahlmöglichkeit von Schulen gibt, selbst Tausende Kilometer von Deutschland entfernt.

Die DSP – Deutsche Botschaftsschule Peking

Deutsche Botschaftsschule Peking

DSP – Deutsche Botschaftsschule Peking

Weg vom Hörensagen, hin zu dem, was ich kenne: Meine Jungs gehen gerne zur DSP. Das finde ich mit 12 und 14 Jahren wirklich positiv. Wäre die Schule schrecklich, wäre das mit Sicherheit anders. Als wir uns vor fast vier Jahren die Schule das erste Mal angesehen habe, waren wir direkt vom Gebäude, der Ausstattung und der Sauberkeit beeindruckt. Okay, es ist halt auch eine Privatschule und da wir hier in China sind, ist es eben möglich, dass Putzkräfte den ganzen Schultag über für Sauberkeit sorgen.

Die Schulbüchereien (!) – eine für die Kleinen, eine für Sekundarstufe und Erwachsene – bieten viel und gut sortierten Lesestoff. Soweit ich das beurteilen kann, sind auch die Fachräume gut ausgestattet für naturwissenschaftliche Experimente, Kunst und Musik. Die Klassenräume sind mit Smartboards ausgestattet, mit denen auch die Kinder ganz selbstverständlich und souverän z.B. im Rahmen von Projektpräsentationen umgehen. 

Die Mensa bietet täglich drei verschiedene Essen („treudeutsch“/westlich, chinesisch, vegetarisch), Salatbuffet ab Klasse 7, fertig zusammengestellte Salate für die Jüngeren, Tagessuppe und Nachtisch. Ein Hauptgericht kostet derzeit 20 oder 25 RMB, d.h. ca. 2,50/3,20 Euro. Das Essen wird frisch in der Schule gekocht. Außer der Mensa gibt es auch ein Bistro, in dem Brezeln, Wraps, belegte Brötchen und auch Muffins, Joghurt und Obst verkauft werden.

Es gibt einen Schulshop, in dem man benötigte Schulmaterialien wie Stifte, Hefte und Mappen kaufen kann, aber auch jahreszeitliche Kleinigkeiten (Osterdeko, Adventskalender…), Bastelmaterialien, Schlampermäppchen, Becher, Shirts u.a. mit dem Schullogo – und Bücher (nicht nur für Kinder).

Foyer - Deutsche Botschaftsschule Peking

Deutsche Botschaftsschule Peking – Foyer

Das Schulleben/Extras ist bunt und bietet außer den AGs viel Abwechslung und Veranstaltungen. Eine Wanderarbeiterschule wird unterstützt, es gibt Adventskalender- und Nikolausaktionen, Vorlese- und Mathewettbewerb, Beteiligung an aus Deutschland bekannten Aktionen (Vorlesetag, Känguru-Wettbewerb).

Nicht zuletzt sieht sich die Schule auch als Anlaufpunkt für die Deutsche Community in Peking. Lesungen und Konzerte und Feste locken nicht nur Schüler und ihre Eltern. Viele Veranstaltungen der Patengruppe starten hier oder finden hier statt.

Die Schule bietet alle deutschen Schulabschlüsse bis zum Abitur an, auch ein Kindergarten und eine Vorschule gehören dazu.

Lange Schultage

Weil wir halt „draußen“ wohnen, ist der normale Schultag lang für die Jungs: Um 6:55 Uhr fährt der Schulbus am Compoundtor ab, gegen 16:30 Uhr trudeln die Jungs wieder ein. Haben sie AGs in der 9.+10. Stunde, wird es frühestens 18:15 Uhr, mit Pech – rush hour halt – später. Da kommt bei mir doch immer wieder die Überlegung auf, doch in Schulnähe umzuziehen. Noch lehnen die Kinder das aber vehement ab. Wir haben es mit unserer Nachbarschaft aber auch gut getroffen – so gut, dass sie lieber den langen Weg in Kauf nehmen als in die Stadt zu ziehen.

Update im Juni 2020: Wir sind jetzt „Städter“

Vor einem Jahr sind wir umgezogen und wohnen so nah an der Schule, dass die Jungs zu Fuß gehen können.

Das war für uns die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt.

Es ist nicht nur der Zeitgewinn, das Länger-schlafen-können und das Nicht-mehr-im-Stau-stecken, sondern die Jungs – inzwischen Teenager – sind hier unabhängiger, können sich leichter mit Freunden treffen und sind nicht mehr aufs Mama-Taxi angewiesen.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Das schulische Lernen, die Inhalte und Methoden, am Ende die Abschlüsse – alles wie in Deutschland. Manche Lehrer werden lieber gemocht als andere, manche Fächer mag man dafür gar nicht, mit den Kumpeln Spaß zu haben und die Pausen sind am Wichtigsten – kennen wir alles aus Deutschland.

Freiwillige AGs kennen wir auch aus Deutschland, hier sind sie aber wichtiger, weil es nicht 50 verschiedene Vereine und Verbände, Musikschulen, Freizeitzentren gibt.

War es in Hamburg die Ausnahme, dass mal ein neues Kind in die Klasse kam, gilt hier, dass alle neu sind oder es vor kurzem noch waren. Das hilft beim Ankommen (siehe oben).

Smog

Gute Luft in Peking!

So gute Luft ist hier selten. Sehr selten.

In Deutschland wird inzwischen zwar auch über Feinstaubbelastung gesprochen, aber wir leben jetzt in Mega-Smog-City.  Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Schule. Die verfügt über eine gute Luftfilteranlage, die auch an richtig schlimmen Smog-Tagen für atembare Luft sorgt. Das Problem sind Pausen, Sportunterricht und AGs – alles, was nicht drinnen stattfindet. Bisher gab es die Regelung, dass ab einem AQI von 250 keiner mehr raus darf. In den Pausen wird die Sporthalle geöffnet, damit die Kinder sich dort austoben können. So riesig ist die Sporthalle leider nicht und dadurch an Smog-Tagen ziemlich überfüllt. AQI 250 ist der höchste Grenzwert im Vergleich der internationalen Schulen, bei allen anderen liegt es drunter.

Die Luft in Peking ist zwar immer noch oft übel – aber es wird doch von Jahr zu Jahr besser. Aktuell wird der Vorschlag in den Gremien diskutiert, diesen „Grenzwert“ auf 200 abzusenken – den Wert, den die meisten anderen  internationalen Schulen auch haben – und der verglichen mit deutschen/europäischen Grenzwerten immer noch absurd hoch ist.

Update

Inzwischen wurde der Grenzwert auf 200 abgesenkt!

Fazit

Wenn Schulen sich präsentieren, zeigen sie gerne nur die Sonnenseite. Wenn man an einem Punkt nicht ganz überzeugt ist: nachhaken. Noch besser ist es natürlich, wenn man Bekannte hat, die man fragen kann. Bei den großen Arbeitgebern sollte das möglich sein. Dabei nicht vergessen: Meinungen und Geschmäcker sind verschieden, so findet sich hier im Blog natürlich mein Geschmack und meine Meinung.

Und welche Schule soll man denn nun wählen, wenn alles mit den Fremdsprachen machbar ist, die Fahrzeit in Ordnung geht und Übergänge problemlos laufen sollten? Wenn man alle Sachargumente gegeneinander abgewogen hat und auch dann noch zu keiner Entscheidung kommt? Wenn der Kostenfaktor nicht ausschlaggebend ist? Dann könnte man doch auch ein bisschen auf sein Gefühl hören.

Wir haben bei unserem Peking-Kennenlern-Trip die Schule besichtigt. Mir haben die Räumlichkeiten und die Atmosphäre auf Anhieb gefallen und noch wichtiger: auch die Kinder haben sich wohl gefühlt. Das gute Gefühl hat uns bislang nicht getrogen, die Kinder sind gut aufgehoben an der Schule und werden gefördert und gefordert. Natürlich gibt es auch mal doofe Schultage, ungerechte Lehrer und organisatorische Schwierigkeiten. Aber wo gibt es das nicht? Solange es die Ausnahme bleibt: alles ok. Wir würden uns jedenfalls auch aus heutiger Sicht wieder für die DSP entscheiden.

Weitere Informationen über die Deutsche Botschaftsschule auf der Schulwebseite!

Webseite von Schülerinnen für Schüler: dieschuelerpekings.com

Hier gibt es eine durchsuchbare Übersicht über alle (?) internationalen Schulen in Peking.

Und auch bei Beijing Kids findet sich ein „School Choice Guide„. Leider fehlt hier die Deutsche Schule, liegt wohl daran, dass es keinen englischsprachigen Zweig gibt (auch wenn einzelne Fächer auf Englisch unterrichtet werden, bei meinen Jungs Erdkunde ab Klasse 7).

Hinweis

Beitrag aktualisiert im Juni 2020!

 

Alles ganz normal in Peking

Heute Morgen sitze ich am Schreibtisch, als mein Handy rappelt: „Ich will was für die Fotogruppe nachgucken, kommst Du mit?“
Na klar.

99 Luftballons

Meine Freundin fährt. Auf Höhe des Supermarktes ist es wie immer vollgeparkt, Autos rangieren vorsichtig aneinander vorbei. Der Wagen, der uns entgegenkommt, fährt allerdings außergewöhnlich langsam. Ich meine, so wirklich langsam. Millimeter für Millimeter. So eng ist es dann doch nicht. Als wir dichter dran sind, sehen wir warum: Die Fahrerin sieht fast gar nichts, der Wagen ist proppevoll mit lila Luftballons. Proppevoll! Zwischen den an der Scheibe klebenden Luftballons klebt ihre Nase!

Luo Hong Art Museum

Luo Hong Art Museum

Parkplatz-Puzzle

Wir erreichen das Museum, die Schranke am Parkplatz geht hoch, meine Freundin parkt ein, wir steigen aus.
Ein Wächter kommt angerannt: „Bitte rückwärts einparken.“
Okay, wird erledigt.
Ein anderer Wächter kommt angerannt: „Bitte hier nicht, dort drüben.“
Keine Ahnung, warum, denn es ist nichts los, nur einige wenige Autos verteilen sich – immerhin alle rückwärts eingeparkt – über den Parkplatz.
Nach dem dritten Mal einparken ist alles gut.
Wir erkundigen uns nach dem Eintrittspreis (oh, günstiger als vor einem Jahr, jetzt „nur“ noch 100 RMB (für chinesische Museen ist das immer noch viel), Gruppentarifen (gibt es nicht) und Eintrittszeiten – passt. Wir bekommen beide noch ein hübsches Heftchen mit und sind im Handumdrehen wieder am Parkplatz. Das Parken hat länger gedauert als unser eigentliches Anliegen.

Scheibenwaschanlage, manuelle Version

Wir fahren weiter zur Markthalle. Wir schließen zu einem in die Jahre gekommenen LKW auf. Der Fahrer hält eine Flasche aus dem Fenster. Wir kommen näher, er fuchtelt damit herum. Huch?

Als wir ihn überholen, sehen wir, was das soll: Die Scheibenwischer sind an, und er spritzt das Wasser aus seiner Flasche auf die Frontscheibe. Ach so. Wir prusten beide los.

Markthalle

Markthalle

Heute kein Fleisch

Die Markthalle war ein paar Wochen geschlossen und zum Glück ist sie jetzt wieder geöffnet. Nicht plattgemacht, sondern nett renoviert, wirkt heller, aufgeräumter und sauberer als vorher. Schön. Auch das Fleisch in den Auslagen sieht appetitlich aus.
„Hast Du hier schon mal Fleisch gekauft?“
„Nein. Obwohl, jetzt im Winter… Und die Kühlkette in unserem Westler-Supermarkt ist ja auch ziemlich löchrig…“
„Lieber nicht drüber nachdenken!“
Voll bepackt mit Obst und Gemüse kehren wir zum Auto zurück und machen uns auf den Rückweg. Lieber kein Fleisch.
(Wobei das vermutlich blöd ist, wir kaufen ja auch Fleisch auf dem Sanyuanli-Markt, da ist das im Zweifel auch nicht anders als in der Markthalle hier.)

Spülmaschinen-Spinnereien

Zuhause räume ich in der Küche rum und mache ganz in Gedanken versunken die Spülmaschine an. Erst als sie läuft, fällt mir wieder ein: Die sollte doch sicherheitshalber ausbleiben. Es ist sehr mysteriös, manchmal springt die Sicherung raus, wenn man die Spülmaschine anschaltet, manchmal nicht. Heute hab ich Glück gehabt, die Sicherung bleibt drinnen, Spülmaschine läuft und das Haus ist auch nicht abgebrannt. Ich weiß nicht, wie oft inzwischen die Arbeiter deswegen hier waren. Natürlich gab es einmal auch den Vorführeffekt: Alles funktionierte. Am Tag danach nicht mehr. Irgendwas ist kaputt, keiner kann es reparieren, letzte Ansage war: Wir kontaktieren den Vermieter, da muss eine neue her. (Spülmaschine gehört zum mitgemieteten Inventar.) Das war letzte Woche. Ich sag ja, man lernt hier zwangsläufig, Geduld zu haben. Oder von Hand zu spülen. ;)

Wasser. Ich brauche Wasser.

Ich räume etwas in die Garage und sehe dabei, dass wir nur noch einen vollen Wasserkanister haben. Kein Problem, ich muss eh noch Milch und Brot kaufen, dann bestelle ich gleich drei neue Kanister.
Doch Problem: „Out of stock. Perhaps tomorrow.“
Nicht genügend Trinkwasser im Haus zu haben, ist hier eines der Dinge, die mich am meisten beunruhigen. Ich nehme sicherheitshalber eine Fünfliterflasche mit. Und zwei Paletten Softdrinks. Und eine Kiste Mineralwasser mit viel Sprudel. Import aus Deutschland, unglaublich teuer. (Nicht genügend bedeutet heute: ein noch fast voller 19-Liter-Kanister im Wasserspender und ein voller in der Garage. Aber man weiß doch nie… ;) )

Zum Schluss noch ein wenig Smog-Gejammer

Jetzt wird es dunkel, wobei es heute nicht hell geworden ist. Dass der AQI bei etwa 200 liegt, das riecht man nicht nur, fühlt man nicht nur, sondern sieht man auch.
Ibuprofen sei dank keine Kopfschmerzen mehr, aber ich könnte gleich mal versuchen, Joe Cocker zu covern – ohne dass man einen Unterschied hört. Allerdings müsste ich dabei gegen das Brummen der Luftfilter ankrächzen, ach nee, dann macht das ja auch keinen Spaß und ich sing lieber nicht.

Das war also mein ziemlich ereignisloser Tag. Alles ganz normal in Peking!

Novembergedanken

Es ist grau. Mal ist es der Smog, mal das Wetter, mal beides. Nach längerer Zeit haben die Luftwerte mal wieder die 250 überstiegen, was sich direkt mit Kopfweh und Heiserkeit bemerkbar gemacht hat. Das sind Tage, wo man dann wirklich nicht so gerne hier ist und ins Grübeln kommen kann.

In der Facebookgruppe der Expatmamas wurde diese Woche gefragt, was man seinem Vor-Expat-Ich aus heutiger Sicht sagen würde. Meine Antwort war ganz spontan:

Hab weniger Bammel und freu dich mehr! Das wird großartig! Es gibt absolut keinen Grund zur Panik!

Ja, rückblickend kann ich zugeben, dass vom Augenblick der Entscheidung im Spätsommer 2014 bis zur tatsächlichen Übersiedlung im August 2015 mein vorherrschendes Gefühl Angst war. Klar war da auch Vorfreude, Aufregung und vor allem schrecklich viel zu tun und zu organisieren. Aber dominiert hat die Angst vor dem Neuen, dem so ganz Anderen. Ein Aufbruch ins Unbekannte. Im Vordergrund stand die Sorge um die beiden „Kleinen“, wie die das verkraften würde, aus ihrer vertrauten Umgebung gerissen zu werden. Mir war nicht wohl dabei, soweit weg von den drei Großen zu sein und sie nur noch selten zu sehen, ebenso wie den Rest der Familie, die Freunde. Ich hab mir Gedanken gemacht, ob wir Anschluss finden würden oder ganz auf uns gestellt sein würden. Positiv war natürlich, dass die langen Trennungen vom Papa/Ehemann wegfallen würden. 

Positives Fazit?

Der zweite Teil meiner spontanen Feststellung hingegen klingt ja positiv. Freuen! Großartig! Und ja, das ist es auch. Ich bin wirklich dankbar dafür, dass ich diese Erfahrungen machen kann. Ich lerne ein Land immer besser kennen, dass ich früher nicht mal als Reiseland in Erwägung gezogen haben, und in dem ich jetzt von Herzen gerne reise und lebe. Mein Chinabild, durch deutsche Medien vermittelt, war früher eher negativ, inzwischen kann ich vieles differenzierter sehen. Und umgekehrt: Deutschland und Europa sind nicht der Nabel der Welt. Es wäre schlau, würde man häufiger über den Tellerrand schauen und nicht große Teile der Welt bestenfalls ignorieren oder schlimmer ablehnen.

Der Herr Gemahl ackert nach wie vor viel und glänzt durch häufige Abwesenheit, ist aber happy, uns hier zu haben. Die beiden Jungs und mich hat es noch enger zusammen geschweißt. Die Jungs besuchen eine wirklich gute Schule und gehen nach wie vor gerne hin, auch wenn für sie wohl mehr der Spaß in den Pausen und mit ihren Kumpeln im Vordergrund steht als, hust, Hausaufgaben. In den ersten Monaten wurde von ihnen von Zeit zu Zeit schon der Wunsch geäußert, zurück nach Hamburg zu gehen. Das ist nicht mehr so. Zum Glück. Eigentlich ist es hier doch gar nicht so anders, findet der Lütte. Könnte man sich manchmal was von Abgucken, mehr auf die Gemeinsamkeiten als auf die Unterschiede zu sehen.

Grundsätzlich zu der Entscheidung zu stehen und sie nach wie vor gut zu finden, heißt allerdings nicht, dass es nicht auch Probleme gäbe. Dass es manchmal schwierig ist. Dass das Leben hier einen vor ungeahnte Herausforderungen stellt. Heimweh nach Deutschland, häufiger Sehnsucht nach bestimmten Menschen. Frust, wenn das Novembergrau einem die Luft zum Atmen nimmt. 

Bleibt alles anders

So wie der Grönemeyer-Song fühlt sich das Leben hier oft an. Oder mit anderen Worten: das einzig Beständige ist der Wandel. Als ich vorhin den Jungs die Frage gestellt habe, was sie ihrem Vor-China-Ich raten würden, war eine Antwort:

Befreunde dich mit niemanden. Alle gehen.

Beinahe hat es mir die Tränen in die Augen getrieben, zum Glück wurde dann gelacht. Leider hat es einen wahren Kern. Abschiede. Immer Abschiede. Damit hatten wir vorher wirklich nicht gerechnet, dass es nicht nur die Abschiede von und in Deutschland geben würde, sondern dass auch hier ein ständiges Kommen und Gehen ist. Letzten Sommer hatten wir Glück, aber zum Ende dieses Schuljahrs wird es wieder schlimm werden, weil wir uns von vielen lieb gewonnenen Menschen verabschieden müssen. In Kontakt und befreundet zu bleiben ist halt doch anders, als wenn man den Alltag miteinander teilt. Wenn jemand dafür einen Ratschlag hat, wie wir das besser auf- und einfangen können: Nur her damit!

Die Duftberge in Peking

Vor ein paar Tagen war ich mit der Fotogruppe in den Duftbergen. Wie das Leben so spielt, war in den Tagen vorher das Wetter schön und Luft und Sicht gut. Und in den Tagen danach auch. Nur an unserem Ausflugstag hatten wir mit Smog, schlechter Sicht und Regen zu kämpfen. Statt bunter Blätter dominierte Grau. Aber Jammern gilt nicht, dann gucken wir halt, was man mit den Umständen anstellen kann!

Herbst = Hochsaison

Die Duftberge in Peking sind ganzjährig ein tolles Ausflugsziel, doch besonders im vergleichsweise kurzen Herbst strömen hier Scharen von Ausflüglern hin. Nur zur Golden Week ist es noch viel voller. Zur Zeit der bunten Blätter ist hier Hochsaison, da kostet der Eintritt 15 statt 10 RMB; und wer die Aussicht vom Sessellift genießen (und sich den Aufstieg sparen) möchte, zahlt 100 statt 80 RMB one way.

Wir wollen natürlich die Aussicht genießen und fahren mit dem Sessellift. Es gibt einige Wege und Treppen bergauf/bergab, einer davon verläuft teilweise unterhalb des Sessellifts.

Herbst in den Duftbergen - Sessellift

Herbst in den Duftbergen – Sessellift

Angesichts des Wetters und der nicht so guten Luft sind es doch ziemlich viele Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben. Natürlich wird überall posiert. Da scheint es ganz egal, dass man Peking im Tal nur erahnen kann. Außer „Yi, er, san – qiezi!“ wird auch gesungen!

Posieren und Singen

Herbst in den Duftbergen – Posieren und Singen

 

Posieren in den Duftbergen

I am the king of the ….

 

Oben ist es deutlich windiger, gegen Mittag sogar so sehr, dass der Sessellift seinen Betrieb einstellen muss. 

Duftberge - Sessellift

Sessellift – Zwangspause

Fliegende Händler haben Getränke und Snacks den Berg hinauf getragen. Überall, wo etwas Platz ist, steht jemand. Unter einem Baum sitzt ein Mann, dem die Unterarme fehlen und der mit den Ellbogen Schriftzeichen malt. Als Souvenir werden vielfach gepresste laminierte Blätter – und Schmetterlinge – angeboten. An einer Ecke ist etwas mehr Platz, da stehen Tische und Bänke fürs Picknick und es gibt einige Buden, in denen frisch gekocht wird: Nudelsuppe mit frisch gezogenen Nudeln, Baozi und dicke Kartoffelchips am Spieß.

Bergab führen die Wege und Treppen oft so unter den Bäumen hindurch, dass man sich wie in einem Tunnel vorkommt. Dann fängt es an zu regnen, und es wird wirklich rutschig. Vor und hinter uns rutschen einige Menschen aus und fallen hin, zum Glück verletzt sich keiner. Zum Glück hört es bald wieder auf zu regnen. 

Es war ein toller Ausflug, auch wenn die Bedingungen zum Fotografieren vielleicht nicht so toll waren beziehungsweise unsere Erwartungen nicht erfüllt wurden  (ich hatte auf Panoramablick auf Peking gesetzt), so war es ein schöner Spaziergang mit vielen Eindrücken.

Fotos

Wer gucken möchte, was man für eine Wahnsinns-Aussicht bei gutem Wetter und guter Luft hat, kann das in Jochens Blog tun.

Sollte die gute Wetter- und Luftvorhersage für die nächsten Tage zutreffen, würde ich am liebsten direkt noch einmal dorthin fahren – aber sonst spätestens im nächsten Herbst! 

Wonach duftet der Duftberg?

Ergänzung am 28.10.2018

Ich bin gefragt worden, wonach der Duftberg duftet beziehungsweise, warum er so heißt. Nun, als wir da waren hat es nach vielem gerochen, vor allem nach Wald und nach Regen. Im Frühling soll es nach Aprikosenblüten duften. Der Name bezieht sich aber tatsächlich nicht auf einen Geruch sondern auf einen der Gipfel, den Xianglu Shan, der wie eine Weihrauchschale geformt sein soll. Die Silbe Xiang bezieht sich tatsächlich auf Weihrauch, nicht auf Duft. Nach Weihrauch hat es aber nicht gerochen. ;)

Shilinxia Scenic Area

Skywalk in China

Flying Saucer in the Shilinxia Scenic Area

Überraschung: Plattform geschlossen

Das Wetter ist hier aktuell perfekt, getoppt von objektiv guter Luft, da war klar: raus aus der Stadt, irgendwo rauf und Aussicht genießen. Mit meinem Besuch und meiner Freundin bin ich gestern zum Flying Saucer in der Shilinxia Scenic Area im Pingu District gefahren, eineinhalb Stunden von uns entfernt. Vorher hab ich noch im Internet geguckt: keine Berichte über Schließungen oder ähnliches. Und trotzdem war die Glasbodenplattform gesperrt. Kann halt passieren in China, vor allem, wenn man auf nur auf Webseiten guckt, weil das eigene Chinesisch für Weibo und Co. zu schlecht ist.

Glasbodenplattform

Flying Saucer

Für mich selbst nicht so wild, ich war ja schon dreimal da, aber schade für meinen Besuch und auch für meine Freundin, die aber nicht so böse darüber war, dass ihr diese Mutprobe erspart geblieben ist. Die Damen am Schalter wussten nichts oder wollten nichts erzählen, andere Spaziergänger erzählten, dass es vielleicht mit dem China-Afrika-Gipfel zusammenhängen könnte und in zwei Tagen wieder geöffnet sei. War für uns dann ja auch egal, wir wollten trotzdem nach oben, auch wenn der Thrill dann halt ausfallen musste.

Viechereien

Unterwegs nach oben haben wir ziemlich viele interessante kleine und nicht ganz so kleine Viecher gesehen.

Änderungen und Wetterschäden

Vor über einem Jahr war ich zuletzt da und es gibt einige wenige Änderungen: Im ganzen Gebiet gilt ein absolutes Rauchverbot, Feuerzeuge werden an der neuen Sicherheitskontrolle am Eingang eingesammelt. Es gibt – allerdings nur im unteren Bereich – viel mehr Bänke und Picknickplätze. Die Toilettenhäuschen wurden modernisiert.

Die lange Treppe in Richtung Wasserfall hat einen Steinschlag-Schutz bekommen und ist dadurch nur noch halb so breit. Die künstlichen Pflanzen gibt es aber immer noch. ;)

Zwei Abschnitte im Gebiet sind aktuell gesperrt, sieht für mich nach Wetterschäden aus.

Seilbahn und Ruhe

Ich mag Seilbahnen. Ich erinnere mich, dass ich bei den letzten Besuchen nicht nur die Aussicht, sondern auch besonders die relative Ruhe beim Seilbahnfahren genossen habe. Diesmal war es grundsätzlich viel ruhiger, weil viel weniger Leute unterwegs waren als damals.

Eine der beiden Seilbahnen

Eine der beiden Seilbahnen

Trotz der Sperrung der Plattform hat sich der Ausflug mehr als gelohnt, das tat richtig gut, raus aus der Stadt zu kommen. Und die Aussicht ist auch ohne Plattform wirklich toll. Ich denke, ich war sicher nicht zum letzten Mal in Shilinxia.

Fotos

Noch mehr Bilder und Berichte gibt es von zwei früheren Ausflügen hierhin: Mai 2016, Juni 2016.

Informationen

Hinkommen

Von Shunyi sind es mit dem Auto ca. 1,5 Stunden, aus der inneren Stadt 20-30 Minuten mehr.

Van mit Fahrer

ca. 1000 RMB – je nach Verhandlungsgeschick…

Bus – ohne Gewähr

Dongzhimen Transport Hub (东直门交通枢纽) – Pinggu Bus Terminal  (平谷汽车站)
Bus No.852

Erster Bus: 6:30; Letzter Bus: 19:30
Fahrzeit: 2 Stunden( 19 Stopps)
Ticket: 16 RMB

Pinggu Bus Terminal  (平谷汽车站)- Pinggu Shilixia Scenic Area ( Glass Sightseeing Platform) 石林峡
Bus No.25

Erster Bus: 6:30; Letzter Bus: 19:30
Fahrzeit: 30 Minuten ( 11 Stopps )
Ticket: 6 RMB

Eintritte

Den Eintritt für das Gebiet zahlt man am Schalter unten im Tal, den für die Seilbahnen und den Flying Saucer jeweils direkt vor Ort.

78 RMB Scenic Area
50 RMB one way für die kurze Seilbahn
100 RMB one way für die lange Seilbahn
40 RMB für den Flying Saucer

Empfehlung für Rundweg

Nach der Sicherheitskontrolle geradeaus in das Gebiet hinein. An der ersten – langen – Seilbahn vorbei (rechts liegen lassen) und immer am Wasserlauf entlang gehen. Es geht nur minimal bergauf, ab und zu ein paar Stufen oder Brücken, mal ist man links, mal rechts des Bachs, weiter durch eine Schlucht, eine lange Holztreppe hinauf, am Wasserfall wieder auf die andere Seite des Bachs bis zur kurzen Seilbahn. Damit nach oben fahren und man ist fast beim Flying Saucer. Runter dann auf der anderen Seite, eine lange „chinesische“ Treppe mit viele unterschiedlichen Abschnitten: Stahltreppe, Holztreppe, in den Fels hinein gehauen. Unterschiedlich hohe Stufen, und es geht rechts und links steil bergab. Zur Erholung dann mit der „langen“ Seilbahn ins Tal zurück.

Wasser und Sonnenschutz nicht vergessen

Unten im Tal gibt es Getränkeverkauf und Restaurants – aber gerade in den Sommermonaten braucht man unterwegs viel Wasser, also genug mitschleppen! Auch an Sonnenschutz denken!

Ein Sommertag im Wasserdorf Gubeikou

Der Juni-Ausflug der Fotogruppe führte uns in das Wasserdorf Gubeikou. An einem Stausee mit Wasserläufen hat man aus ein paar älteren Dörfern ein neues gebaut, dass dem Wasserdorf Wuzhen nahe Shanghai nachempfunden ist. Es ist also ein wenig ein „Disney-Dorf“, dazu passt, dass auch 150 RMB Eintritt gezahlt werden müssen. Unbezahlbar ist aber der Blick aus dem Dorf in Richtung Mauer. Hoch oben auf dem Grat der Berge windet sich der wildromantische Mauerabschnitt von Simatai.

Wir erreichen Gubeikou Watertown nach knapp zwei Stunden Busfahrt (gecharterter Bus, Start an der Deutschen Botschaftsschule). Die Sonne knallt vom beinah wolkenlosen Himmel und zu unserem Glück ist auch die Luft in Ordnung und der Himmel damit wunderschön blau. Ein paar Wagemutige entscheiden sich, der Sonne zu trotzen und mit der Seilbahn zur Mauer hinauf zu fahren. Die meisten anderen und ich kneifen und bleiben unten im Dorf, wo es sicher genug zu sehen und zu fotografieren gibt und hoffentlich auch ausreichend Schatten!

Mehr als ein Disney-Dorf

Vom Parkplatz aus geht es zunächst in ein großes (großes! Natürlich, wir sind in China!) Eingangsgebäude, wo es außer den Ticketschaltern ein paar (Selbstbedienungs-)Restaurants gibt, unter anderem auch das unvermeidliche Starbucks. Am anderen Ende des Gebäudes geht es noch durch eine Sicherheitsschleuse und dann betritt man das Dorf. Die Dorfanlage ist in der Tag ein bisschen Disney. Hier wohnt niemand, höchstens ein paar Touristen in den neu errichteten Hotels am Ortsrand oder in den Gästehäusern im Ort. Dafür gibt es zahlreiche Shops: die typischen Souvernirs, Drachen, Laternen, Schneekugeln und vieles mehr (die Preise scheinen günstiger zu sein als in Peking). Zum Glück hat einer der ersten Shops die von einigen dringend benötigte Accessoires: Sonnenhüte!

Gleich vorne direkt am Eingang könnte man sich mit dem Boot durch das Dorf fahren lassen, aber wir teilen uns in mehrere kleine Gruppen auf und schlendern so durchs Dorf. Es ist sauber, es ist idyllisch, es ist ruhig (überwiegend…). Immer wieder neue Details und neue tolle Ansichten der Mauer.

Mittagspause mit Hindernissen

Wir wollen in einem muslimischen Restaurant lunchen, doch obwohl das Restaurant fast komplett leer ist und auch keine Busladungen weiterer Touristen vor der Tür stehen, wir uns ein Vierertisch zugewiesen. Wir sind aber zu fünft. Nein, den Achtertisch dürfen wir nicht nehmen, also ziehen wir es vor, wieder zu gehen, denn es ist einfach zu heiß zum kuscheln. Schade, das Restaurant hat sonst einen tollen Eindruck gemacht. So muss ich aber an „draußen nur Kännchen“ denken.

Wir gehen also weiter und landen in einem netten, gut klimatisierten chinesischem Restaurant – das allerdings nur mit einer chinesischen Karte aufwarten kann. Ohne Bilder. Wir werfen all unsere Chinesischkenntnisse zusammen und bekommen köstlichen Bratreis und einen frischen, leckeren Salat und kühles Tsingtao. Geht doch!

Bootsfahrt und Fazit

Wir schlendern weiter durch den Ort, machen eine kurze Pause an einem Brunnen – aus der geplanten Abkühlung wird nichts, das Wasser ist genauso heiß wie die Luft. Dann entscheiden wir uns, mit dem Boot zurück zum Ausgang zu fahren. Das war richtig schön. Ruhig, noch mal ganz andere idyllische Ansichten. Nur unter den Schwimmwesten, die wir anziehen mussten, war es echt warm! Für mich hätte die Fahrt gerne noch länger gehen können, aber wir kommen genau pünktlich wieder am Treffpunkt für die Rückfahrt an. Auch die Busfahrt zurück zur Schule verläuft ohne Zwischenfälle. 

Wenn man nach Gubeikou fährt, dann sollte man wissen, dass es kein authentisches chinesisches Dorf ist, sondern eine extra angelegte, neu gebaute Touristenattraktion. Aber auch das hat seinen Reiz. Vor allem die Mauer-Ansichten haben es mir angetan. Ich kann mir gut vorstellen, im Herbst noch einmal dorthin zu fahren und dann dort zur Mauer hoch zu fahren. Ebenfalls reizvoll wäre es sicher, einmal dort zu übernachten und bei Dämmerung und nachts zu fotografieren – denn nicht nur das Dorf, sondern auch die Mauer sollen dann nett illuminiert sein.

 

Eunuchen-Museum zum Zweiten

Vor einem Jahr führte der vorerst letzte gemeinsame Ausflug mit meiner finnischen Freundin, die ein paar Tage darauf nach Finnland zurückkehren musste, uns zum Eunuchen-Museum. Leider war das Museum da noch wegen Bauarbeiten geschlossen und es hieß „nächstes Jahr!“. Jetzt ist sie gerade zu Besuch bei uns und wir sind zu dritt zusammen mit einer gemeinsamen Freundin wieder dorthin gefahren.

Der Taxifahrer mochte nicht durch das enge Tor in den Hutong hineinfahren, also gingen wir zu Fuß weiter. Ich habe schon gefürchtet, wir wären im falschen Hutong, weil mir der Weg viel länger vorkam als im Vorjahr. Aber da war schon der Eingang. Schreck lass nach, das ist ja immer noch Baustelle! Und wir hatten vorher extra anrufen lassen, um herauszufinden, ob es auch wirklich geöffnet ist! Aber wir hatten Glück.


Adresse: Shijingshanqu, Moshikou Dajie 80 (石景山区, 模式口大街 80). Eintritt: 8 RMB


Der „Friedhofsbereich“ mit der Grabstätte von Tianyi, einem der bekanntesten und einflussreichsten Eunuchen überhaupt, ist so gut wie fertiggestellt. Daneben gibt es ein paar Ausstellungsräume. Gewerkelt wird noch an einem Bereich mit weiteren Gebäuden, einem Torbogen – sieht auch als Baustelle interessant genug aus, um es nächstes Jahr wieder zu versuchen.

Zunächst sehen wir uns die Ausstellung an. Die Texte sind überwiegend Chinesisch, aber Bildunterschriften und Zusammenfassungen gibt es auch auf Englisch. Im ersten Raum gibt es Infotafeln zu den Eunuchen seit deren Anfängen im 8. Jahrhundert (oder doch früher?) bis hin zum letzten Eunuchen Sun Yaoting, der erst 1996 verstarb. 

Die Kastration wurde besonders in der Mingzeit „vollständig“ durchgeführt, also auch mit Penektomie. Ohne Betäubung. Die „drei Kostbarkeiten“ führten die Eunuchen dann bis zu ihrem Tod mit sich, um körperlich vollständig als ganzer Mann ins Jenseits übergehen zu können. Allerdings überlebte viele Jungen und Männer die Prozedur nicht, sie starben an Infektionen oder am Blutverlust. 1911 endete das Eunuchen-(Un-)Wesen mit dem Ende des Kaiserreichs.

Kastration und Penektomie

Gruselig

Die plastische Darstellung der Entmannung ist nicht das einzig Gruselige hier, denn es wird auch eine mumifizierte Leiche eines unbekannten Eunuchen ausgestellt. Und ein sichelförmiges Messer mit verrosteter Klinge ist zu sehen…

Nach der Ausstellung sehen wir uns die Grabstätte an. Hier sind die Bauarbeiten so gut wie abgeschlossen. Es gibt drei Pavillions, in denen auf beschrifteten Stelen von wichtigen Stationen im Leben Tianyis erzählt wird.

Weiter hinten befinden sich zwei Grabkammern, die von Tianyi im Schatten eines großen Kaki-Baumes. Wir stiegen hinunter, es ist kalt und feucht und obwohl alles frisch renoviert ist, ist es unheimlich. Als wir wieder draußen sind, erschlägt uns die Hitze fast.

Weg aus der Gruft

Am Ausgang treffen wir genau den Mann, der meine Freundin und mich vor einem Jahr herumgeführt hat und meine Freundin wechselt ein paar Worte mit ihm.

Hinterher spazieren wir noch ein Stück durch den Hutong, der teils kaum wieder zu erkennen ist, so wurde er herausgeputzt. Für einen Besuch des Fahai-Tempels, der nur zehn Minuten entfernt liegt, reicht diesmal die Zeit nicht mehr. 

 

 

Baiyun Guan – Tempel der weißen Wolken

Südwestlich der Verbotenen Stadt liegt der Tempel der weißen Wolken – Baiyun Guan. Es handelt sich um einen daoistischen Tempel, in dem auch die Daoistische Vereinigung Chinas ihren Sitz hat. Es ist eine der größten Tempelanlagen Pekings.

Wir schauen uns hier an einem schwül-heißen Sommertag um.

Glücks-Glocken unter der Brücke

Gleich zu Anfang befindet sich eine Brücke, unter deren Bögen Glocken befestigt sind. An einer Bude kann man Tickets erwerben, an einer zweiten Bude tauscht man die Tickets gegen Münzen. Und nun gilt es, mit den Münzen die Glocken zu treffen und zum Klingen zu bringen: das bringt Glück! Wir schauen eine Weile einem Vater und seinem vielleicht achtjährigen Sohn zu, die so lange werfen, bis sie tatsächlich die Glocke zum Klingen bringen. Der Vater wird nun ganz bestimmt zehnmal soviel Glück haben wie sein Sohn. ;)

Bauarbeiten und Ruhe

Obwohl überall renoviert wird, ist es ruhig. Wir sind die einzigen Ausländer, außer uns sind viele Gläubige da und es riecht intensiv nach deren Räucherstäbchen. Und überall stehen oder sitzen Mönche in ihren Trachten. Wenn nicht ab und zu der Blick auf Pekings Hochhäuser oder die Verkabelungen fallen würde oder – man käme sich ganz aus der Zeit gefallen vor.

In den Hallen darf nicht fotografiert werden, also kann ich hier jetzt leider nicht zeigen, dass es eine Halle gab, die so ganz anders gestaltet war als die, die ich bisher kannte – von wegen, kennst Du einen Tempel, kennst Du alle… Hier waren die Wände nicht bemalt, sondern plastisch gestaltet – auf einer Seite der Ozean und der Himmel, auf der anderen Seite ein Berg – beides bevölkert von vielen Figuren. Ein bisschen bunt, ein bisschen kitschig, aber fröhlich, lebendig, schön.

In einer der Hallen zeichnet ein Mönch, in einer anderen pinselt einer Schriftzeichen. Eine Halle finde ich bemerkenswert: hier gibt es unzählige Figuren, die deutlich mit Jahreszahlen gekennzeichnet sind, beginnend mit 1911 (wenn ich mich recht erinnere). Es handelt sich wohl um Schutzgeister. Der für meinen Jahrgang sah kompetent und freundlich-fröhlich aus, andere wirken düsterer.

Tai Chi

Angesichts der vielen Gläubigen fühlen wir uns ein bisschen als Störenfriede, erst Recht, als wir durch einen Torbogen in den hintersten Hof gehen, wo gerade eine große Gruppe  von Menschen im Tai Chi angeleitet wird. Es ist mucksmäuschenstill, nur ab und zu gibt die Lehrerin Anweisungen.

Doch dann winkt uns eine chinesische Dame zu, die mit ihrem erwachsenen Sohn da ist, und bedeutet uns mitzukommen. In einer Hand hält sie noch ein paar Räucherstäbchen, in der anderen eine Kamera. Wir folgen ihr eine Treppe hoch und sehen noch mehr Buddhas und haben von oben einen netten Blick auf einen Teil der verwinkelten Anlage. Die Dame macht unauffällig ein paar Fotos, aber ich lasse meine Kamera lieber stecken. Ihr Sohn grinst mich an. Beide verbeugen sich dann vor den Buddhastatuen und gehen weiter.  Wir begegnen ihnen noch zwei-, dreimal auf dem Rückweg zum Ausgang, jedes Mal mit freundlichem Lächeln.

In einem kleinen Seitengebäude befindet sich eine TCM-Praxis, wir werfen aber nur einen kurzen Blick in den Hof, da dort auch Patienten sind. In einem anderen kleinen Hof werden ein paar Kinder im Tai Chi unterrichtet, hier geht es etwas lauter zu.

Trotz der Bauarbeiten erleben wir den Tempel der weißen Wolken als einen Ort friedlicher Stille. Es gibt hier viel weniger Touristen als in anderen Tempelanlagen der Stadt, dafür mehr praktizierende Gläubige. Hier werde ich sicher wieder hingehen.

Mehr zur Geschichte des Tempels und zum Daoismus findet sich zum Beispiel hier in Ulrikes bambooblog.

Fotos