Schnipsel Nr. 20

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Schnipsel”. 

Trommel- und Glockenturm am Abend

Mit der Fotogruppe war ich am Donnerstagabend am Trommel- und Glockenturm. Die Luft war vergleichsweise mies, aber unterhalb der Werte, bei denen vor drei Jahren an der Schule der Sportunterricht noch draußen stattfand. Und verschieben? Es ist „Sandsturmzeit“, dazu Pandemie – keine Ahnung, wie es nächste Woche aussieht, also besser jede Gelegenheit beim Schopfe packen.

Ich hatte meine Glaskugel dabei, eine nette Spielerei, vor allem, wenn man ein Motiv schon ungefähr tausendmal abgelichtet hat.

Ein Glaskugelbild des Pekinger Glockenturms, im Hintergrund unscharf der Platz und der Glockenturm, im Vordergrund die Glaskugel, in der der Turm auf dem Kopf steht.

Glockenturm

Neue Absperrpoller…

Der Trommelturm wird renoviert, oben auf der Galerie und unten an der Ecke sind Arbeiter am Werk.

Und der Glockenturm in der Kugel…

Wie gesagt, eine nette Spielerei…

Trommelturm

Glockenturm

Bei der miesen Luft sieht man, dass nicht nur einfach irgendwie beleuchtet wird, sondern farbig betont.

Pandemie

Achja, die Pandemie… Peking ist wegen der besonders strikten Einreiseregelungen noch halbwegs verschont, in Shanghai findet Schule inzwischen schon wieder online statt. Und es gibt Gerüchte, dass ein Lockdown der Stadt oder von Stadtbezirken bevorstünde. In Peking betrifft das im Moment nur einzelne Compounds, einer davon allerdings in Sichtweite von unserem Domizil….

Farbe bekennen

Die Straßenkreuzung, an der die Deutsche und die Kanadische Botschaft liegen, gehört sicher mit zu den am besten beobachteten/bewachten in der Stadt (Tiananmen und Zhongnanhai mal außen vor). Dies Bild habe ich vor zehn Tagen geschossen. Es heißt (ich habe es nicht gesehen), jemand habe „F*ck NATO“ unten auf die rechte Fahne gesprüht. Was ich aber gesehen habe (aus dem Taxi, darum kein Foto), dass der untere gelbe Teil mit Folie überklebt ist….

An der US-Botschaft weht keine Fahne, aber sie wird nachts blau-gelb beleuchtet (mit dem Handy aus der Hand vom Scooter geknipst, vielleicht kriege ich das die Tage noch deutlicher hin):

Brennt es?

Und damit uns auch ganz sicher nicht langweilig wird, roch es gestern am späten Abend auf einmal verbrannt. Es schien von oben zu kommen, also bin ich die Treppe hoch und habe geguckt – kein Rauch, auch der Mief  nicht intensiver. Die Nachbarn (die, deren Wohnung vor zwei Jahren während ihrer Abwesenheit überschwemmt wurde) waren schon länger nicht da, etliche Benachrichtigungszettel klebten an der Tür, konnte ich also nicht fragen. Kein bisschen schlauer bin ich zurück in unsere Wohnung. Der Mann fand mich wohl ein bisschen hysterisch, aber ich hab trotzdem Pässe, Papiere und Co. in meinen Rucksack gestopft und geguckt, dass auch die Jungs im Fall der Fälle sofort loslaufen könnten.

Der Gestank ging nicht weg, ich bin noch mal hoch, weiterhin nichts. Ich war gerade wieder zurück in unserer Wohnung, als laute Stimmen aus dem Treppenhaus kamen. Ein uniformierter Wächter klopfte an und schaute kurz nach dem Rechten, nein, hier stinkt es nur, hier ist aber nicht die Quelle – und war so schnell wieder draußen, wie er reingekommen war.

Zentrale Klimaanlage defekt

Zwanzig Minuten später wurde der kokelige Geruch noch intensiver. Das hat dann auch den Mann nervös gemacht, und er ist runter zum Office und kam mit einem Mitarbeiter zurück. Der guckte auch noch mal, telefonierte und erklärte dann, es handele sich um einen Defekt der Klimaanlage, die morgen repariert würde. So hundertprozentig beruhigend war das nicht, wenn man sich wegen der Sprachbarriere nicht ganz sicher ist, dass man alles richtig verstanden hat. K4 und ich haben dann noch eine ganze Weile Wache gehalten, bis es wirklich nicht mehr nach Rauch roch.

Heute Morgen kam dann ein Worker vorbei, der mir erklärt hat, dass nun alles repariert sei und mir seine Handynummer gab für den Fall, das wieder etwas sein sollte. Nein danke, hoffentlich nicht!

Lieblingsort Kohlehügel

Der beginnende Frühling macht tatsächlich wieder mehr Lust aufs Unterwegs-sein. Es ist Montag, d.h. fast alle Museen sind geschlossen, also müssen Skurrilitäten wie das Leitungswassermuseum noch auf mich warten. Ich bin noch unentschlossen wohin, egal, erst mal raus, wird sich schon was finden, sobald ich unterwegs bin. Ich starte in Richtung Zentrum. Da komme ich an der Botschaft vorbei, inzwischen hängt auch hier die Flagge der Ukraine.

Ich kreuze den 2. Ring, aber erst als ich die Andingmen Inner Street überquere, fängt es wieder an zu kribbeln. Achja, das Zentrum Pekings reizt mich immer noch und immer wieder. Und selbst hier gibt es immer noch einiges zu entdecken oder auch mal einen Anblick, den man nicht immer hat – das geöffnete Tor am Trommelturm hier zum Beispiel.

Zum Jingshan-Park!

An der Kreuzung hier beim Trommelturm fällt mein Blick auf den Wanchun-Pavillon oben auf dem Kohlehügel, und in dem Moment weiß ich, wo ich hinfahre: zum Jingshan-Park. Ein paar Minuten später bin ich schon da, stelle den Scooter ab. Stelltafeln mit QR-Codes und bebilderter Anleitung machen klar: Ticket per App kaufen! Okay, inzwischen haben wir hier ja damit Erfahrung, ich tippe Namen und Handynummer ein, wähle „ausländischer Reisepass“ aus, kopiere meine Passnummer ins zugehörige Feld – Fehlermeldung: „Bitte geben Sie eine korrekte ID-Nummer an“. Alles klar, da haben die App-Programmierer für das Feld nur Ziffern vorgesehen, ist nicht das erste Mal. Also muss ich doch zum Schalter, halte mein Handy mit der Fehlermeldung hoch – und muss nicht lange erklären, das Problem ist wohl schon bekannt, meine Passnummer wird von Hand notiert und dann bekomme ich mein Ticket und kann endlich durch das Tor in den Park treten.

Den Anblick mit den Lampions in den Bäumen kenne ich ja schon – und finde ich immer noch schön.

Die Schneeflocken sind aber neu, die sieht man dank Olympia noch fast überall.

Ebenfalls immer wieder schön: dieser Pavillon.

Mich zieht es direkt nach oben auf den Kohlehügel. Ziemlich weit oben gibt es eine Neuerung: die „Imbissbude“ (die eh nur selten besetzt war) beherbergt jetzt nur noch Getränkeautomaten.

Der beste Blick über die Verbotene Stadt

Schließlich komme ich ganz oben an und kann die Aussicht über die Verbotene Stadt genießen.

Da Montag ist, ist die Verbotene Stadt geschlossen, dafür wird dort gearbeitet, das Hämmern hört man bis hier oben.

Große Halle des Volkes: Two Sessions

Die Große Halle des Volkes ist reich beflaggt: derzeit finden die „Two Sessions“ statt. Two Sessions, chinesisch: 两会 Lianghui , sind die alljährlich gleichzeitig stattfindenden Sitzungen des Nationalen Volkskongresses und der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes.

Blick nach Westen

In Richtung Westen sind die Berge in Sicht, die Weiße Pagode auf der Insel im Beihai-Park, die (kleinere) weiße Pagode im Tempel der Weißen Pagode (leicht links von der Bildmitte) und natürlich der Fernsehturm.

Wanchun-Pavillon

Die oberste Plattform des Wanchun-Pavillons ist immer noch gesperrt (wegen der Pandemie, hier ist normalerweise Abstand halten unmöglich). Ich umrunde den Pavillon mehrmals, die Aussicht über die Verbotene Stadt ist natürlich unvergleichlich, aber auch der Blick in die anderen Richtungen gefällt mir. Die Bänke, die auf der Nordseite standen (mit Blick Richtung Olympia-Gelände) sind weg.

Noch eine Runde…

Hier sieht man das Nationalmuseum – und wie unglaublich groß es ist.

Noch sind ja die Paralympics, hier also der Blick in Richtung Olympia-Gelände, davor der Trommelturm, erst herangezoomt und dann die große Ansicht.

Blickt man Richtung Nordosten, sieht man Wangjing, das „weiße Segel“  links ist einer der Türme des Wangjing Soho.

Nicht fehlen darf auch der Blick nach Südosten: der CBD mit Langer Unterhose, Citic Tower usw.

Xizhimen

Ich schaue noch einmal nach Westen: Xizhimen. Das Wort „men“ bedeutet Tor, das alte Xizhimen-Tor, durch das früher das Trinkwasser aus den Jade Spring Hills nach Peking gebracht wurde, wurde 1969 abgerissen. Pünktlich zur Eröffnung der Sommerolympiade 2008 wurde hier ein Verkehrsknotenpunkt eröffnet, weithin sichtbar durch das Bürogebäude mit den drei abgerundeten Türmen.

Hier noch einmal die beiden Weißen Pagoden, wer im Bild oben den Tempel der Weißen Pagode nicht gefunden hat: hier am linken Bildrand.

Habe ich schon mal erwähnt, wie hübsch ich diese Pavillons finde?

Frühling!

Die Pfingstrosen sind noch nicht dran, als erstes blühen hier die Magnolien. Traumschön, oder?

Das hat gut getan. Irgendwie habe ich es in den vergangenen Jahren immer geschafft, die Pfingstrosenblüte hier zu verpassen, das soll mir dieses Jahr nicht passieren.

Schnipsel Nr. 19

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Schnipsel”. 

Krieg in Europa

Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende.
John F. Kennedy

Wir sind in China, da gibt es keine Anti-Kriegs-Demonstrationen, Mahnwachen für den Frieden oder Ähnliches. Aber manche Botschaften zeigen Flagge.

Hier die Botschaften von Estland und Island (Island ist Untermieter bei den Esten).

Die Französische Botschaft hat keine Flagge gehisst, aber ein Transparent aufgehängt.

Bei den Kanadiern gibt es diese Bildschirme. Gegenüber ist die deutsche Botschaft, da war als ich dran vorbeigefahren bin noch nichts, inzwischen soll dort aber auch die ukrainische Flagge wehen.

Und wenn man dann so durch die Stadt geht, fällt einem auf einmal ständig diese Farbkombination auf: beispielsweise die Uniform von Lieferanten oder Busse. Oder hier das Metro-Schild.

Ich hoffe so sehr auf ein baldiges Ende dieses Krieges ohne weitere Eskalation, fürchte aber sehr, dass diese Hoffnung nicht erfüllt wird. Es fällt schwer, in diesen Zeiten den Optimismus nicht zu verlieren.

SMS. Und noch eine.

Ich bekomme hier dauernd SMS. Okay, technisch gesehen dürfte manche „SMS“ eher unter „Broadcast“ fallen (Sturmwarnungen z.B., wir erinnern uns an die Überschwemmungen im vergangenen Jahr…). Jedenfalls gehen ständig kurze Nachrichten ein. Manche sind direkt an mich gerichtet wie die von Lieferdiensten: „Ihr Baby ist unterwegs, verfolgen Sie hier den Live-Standort *link*“ (übersetzt mit Google-translate). Oder ich (und alle anderen Kund:innen von China Unicom) werde davon in Kenntnis gesetzt, dass Herr Wang irgendeine Medaille im Dienste des Volkes erhalten hat und wir uns alle ein Beispiel an ihm nehmen sollen.
So ähnlich wie dies hier: „Sozialhilfe-SMS: Die Zentrale Propagandabteilung verlieh der Gruppe der Fluglehrer für Trägerflugzeuge auf einem Stützpunkt der Naval Aviation University den Titel „Model of the Times“ und lobte sie als „kämpfendes Team, das Menschen für den Krieg erzieht“, und forderte die gesamte Gesellschaft auf, von ihnen zu lernen.“ (vom 21. Dezember 2021, heute im Übersetzungs-Verlauf gesehen und irgendwie gruselig).

Superstau. Auf den Straßen und im Netz.

In den letzten Tagen wurde ich per SMS nachdrücklich darauf hingewiesen, dass heute nicht nur die „Two Sessions“, sondern auch die Paralympics beginnen. Straßensperrungen im Anmarsch! Besser zuhause bleiben, Stoßzeiten vermeiden, Bahn benutzen, Ringstraßen und Expressways vermeiden etc. Kratzt mich mit Scooter ja nicht besonders, aber als ich vorhin von einer Verabredung mit Freundinnen zurückgetuckert bin, hab ich doch geschluckt, der Rückstau von der Auffahrt zum vierten Ring reichte fast bis zum dritten Ring. Ups. Das war schon rekordverdächtig. Zum ersten Mal in fast sieben Jahren gab es dann auch eine SMS: „Aufgrund der Verkehrsverhältnisse verspätet sich die Lieferung ihres Babys um einen Tag.“

Apropos Two Sessions. Der Stau betrifft mal wieder auch die Datenautobahn, besonders die Tunnel sind verstopft…

Und Paralympics: noch ist Olympia sichtbar in der Stadt – und wird auch weiterhin gerne geknipst:

Sandsturm und Sandkasten im Auge

Heute war außer dem Megastau auch vormittags noch ordentlich Wind. Sandiger Wind. Sehr sandiger, sehr stürmischer Wind – der erste Sandsturm in diesem Frühling. Mir ist mit viel Getöse das Badezimmerfenster entgegen gekommen, nun kennt es erstmal nur noch „kipp“ oder „auf“, aber nicht mehr „zu“ – was lästig ist, da es nachts schon noch sehr kalt ist. Aber unser Vermieter ist super, das sollte schnell wieder in Ordnung sein.

Sandsturm hin oder her bin ich zu einer Verabredung mit Freundinnen getuckert. Für tränende Augen ist aber nicht nur der Sand verantwortlich.

Vor einem Monat ist ein guter Freund nach knapp einem Jahr fieser, unheilbarer Krankheit gestorben, gestern war die Beerdigung, und es ist schwer. Schwer, dass wir uns nicht persönlich verabschieden konnten, schwer, dass ich meiner Freundin nicht direkt beistehen konnte und kann. Wegen der Pandemie war und ist eine Deutschlandreise derzeit für mich nicht drin.
Kann man „normalerweise“, wenn die Worte fehlen, trotzdem da sein, nichts sagen und nur in den Arm nehmen, praktisch helfen, das geht jetzt alles nicht. Und auch wenn meine Freundin und ich uns so gut und so lange kennen, dass auch mal ein „schräger Satz“ nicht schlimm wäre, die Angst, etwas Falsches zu sagen oder einen ungünstigen Moment zu erwischen, ist trotzdem da. Aber selbst „falsch“ ist immer noch besser als „nichts“. Abtauchen und Schweigen ist keine Option. Ich hoffe nur, ich finde möglichst immer die richtigen Worte und „falsch/dummes Timing“ kommt nicht (oder nur selten und wenn, dann nicht nachhaltig verletzend) vor.

Und trotzdem…

… ich will mir meinen Optimismus nicht nehmen lassen.

Ich hoffe so sehr, dass die Katastrophen Pandemie und Krieg (übrigens nicht nur der in der Ukraine…) ein rasches Ende finden und dass die Klimakatastrophe noch abgewendet werden kann. Dass die Hoffnungen nicht unbedingt nach dem  „Ende der Geschichte“, aber doch nach weltweitem Frieden (nicht nur der Abwesenheit von Krieg, wobei ja sogar das ein Fortschritt wäre) und dem Ende von Hunger und Armut sich doch noch erfüllen. Ich hoffe immer noch, dass sich Vernunft, Verstand und anständige Haltung gegenüber Mittelalterglauben, Quer“denker“idiotentum, Egomanen etc. durchsetzen. Langfristig wird unser kleiner blauer Planet nur für Menschen lebenswert fortbestehen können, wenn wir weg von lokalem Denken zum „großen Ganzen“ kommen. Ich habe immer noch Hoffnung, dass das gelingen kann, auch wenn die letzten Tage, Wochen, Monate und Jahre eher das Gegenteil zeigen…

Winterspaziergang

Ich habe mich in der letzten Zeit ein bisschen schwer getan, mich aufzuraffen und durch die Stadt zu streifen. Hauptgrund ist: mir ist zu kalt, die Kälte kriecht mir in die Knochen, tut weh, ich hasse es. Lorde hat ja einen Song („Solar Power“) extra für mich geschrieben, besonders die ersten Zeilen treffen es gerade genau richtig:

I hate the winter, can’t stand the cold
I tend to cancel all the plans (So sorry, I can’t make it)

Der andere Grund ist etwas, das viele Menschen, die im Ausland leben, umtreibt: was, wenn es den Lieben daheim mal nicht gut geht und man eigentlich besser dort wäre? Ich weiß jetzt, wie sich das anfühlt, aber bis ich da mehr drüber schreiben kann, brauche ich noch Zeit.

Gestern war es aber endlich mal nicht ganz so kalt, dazu gute Luft und strahlender Sonnenschein, mein Knöchel ist wieder ganz in Ordnung, also habe ich mich auf den Scooter geschwungen und bin zum Shichahai gedüst.

Test-Schlangen und die Seuche

Unterwegs komme ich zweimal an langen Schlangen vorbei: hier wird getestet. Eine der Schlangen ist an der Kreuzung Beixinqiao, wo vor kurzen der neue U-Bahn-Eingang (samt neuer Airport-Express-Station) eröffnet wurde. Auf der einen Seite der Kreuzung die wirklich sehr lange Schlange auf der Bike Lane, auf der anderen Seite sitzen ältere Pekinger auf den neuen Bänken des traditionell gestalteten Bahnhofeingangs (erinnert etwas an die Laubengänge im Sommerpalast oder Himmelstempel). Leider ist zuviel Verkehr, als dass ich absteigen und stehen bleiben könnte zum fotografieren.

Für uns war ja vor ein paar Wochen ein Test für den kompletten Compound angekündigt, der Stunden später wieder abgesagt wurde. Vielleicht ganz gut so, subjektiver Eindruck ist, dass man entweder nie oder „ständig“ getestet wird (wobei „ständig“ zwei-drei Mal heißt). In Peking selbst war heute übrigens der zweite Tag ohne lokale Neuinfektion. Von wegen, Omikron würde die quasi ungeimpften Chinesen platt machen. Die vielen positiven Tests in der Olympia-Blase dürfen auch gerne innerhalb der Blase bleiben.

Dafür hat es in Deutschland die ersten Familienmitglieder erwischt. Ich hoffe, das geht gut aus und ist fix und folgenlos überstanden.

Am Shichahai

Derzeit ist die Stadt noch bunter als sowieso schon, Neujahrs- und Olympia-Deko überall, hier an der Kreuzung vor dem Trommelturm.

Ich stelle den Scooter ab, biege um die Ecke und laufe auf den See zu – und muss mir erstmal die Augen reiben: huch? Das Eis ist schon weg?

Auch wenn ich mein „Projekt Eisprinzessin“ (die Pekinger Eislaufflächen testen) nun auf die nächste Saison verschieben muss: böse bin ich nicht drüber, denn das ist ein erstes Zeichen dafür, dass meine viertliebste Jahreszeit so langsam zu Ende geht. Zum Wochenende ist noch mal ein Kälteeinbruch angekündigt, aber dann reicht’s auch mit dem Winter. :)

Ich biege in den Yandai-Hutong ab, und lasse mich von dem farbenprächtigen Gewusel dort gefangen nehmen. Es gibt so viel zu sehen!

Zum Beispiel der Schatten der Laternen auf einer historischen Türe…

Die unterschiedlichsten Menschen…

Es scheint immer mehr Hunde zu geben (oder sie fallen mir mehr auf), ob frei herumstromernd in einer Gasse…

… oder vom Frauchen aufgebrezelt an der Leine.

Über diese scheußlichen Palmen muss ich immer schmunzeln, aber jetzt im Winter ganz besonders.

Nachmittags keine Schwimmer, sondern ein Angler…

Ganz dünnes Eis…

Der Mini-Park am Wanghai-Turm ist geschlossen, das heißt ich könnte nicht am Ufer weitergehen, sondern müsste die an dieser Stelle eher uninteressante Straße benutzen. Da drehe ich lieber um, ich kann ja auch noch über die Brücke auf die westliche Seeseite gehen und dort herumstromern.

Ich mag die Spiegelungen im See…

… und das Gewusel hier. Heute ist viel los, denn es ist der letzte Tag der Neujahrsferien (also der letzte offizielle freie Arbeitstag, unsere Jungs haben seit Montag schon wieder Online-Schule).

Okay, das Eis ist nicht weggetaut, die Enten haben es aufgefressen… ;)

Pekinger Gegensätze: modernes und traditionelles Peking auf einen Blick, in einem Bild: vorne der Feuergott-Tempel, hinten der Citic Tower (Zhongguo Zun).

Ich gehe noch ein Stück weiter…

… aber allmählich steht die Sonne schon tief und nun wird es doch merklich kälter. Also drehe ich um und kann diesen Blick genießen: vorne in rot der Trommelturm, weiter hinten von den Bäumen fast verdeckt der Glockenturm.

Jeder mag Tanghulu (kandierte, aufgespießte Früchte).

Raucherpause.

Nach drei Stunden ist mir dann aber doch echt kalt, Zeit für den Rückweg.

Ich schwinge mich auf den Scooter und nehme einen anderen Weg zurück nach Hause. Trommelturm habe ich ja heute schon gesehen, ich werfe nun also noch einen Blick auf den Kohlehügel – wenn auch nur von der Bike Lane aus.

Ein Stück weiter muss ich an einer Ampel warten. Aber es gibt ja immer was zu gucken.

Der lange Spaziergang hat mir wirklich gut getan, man kann so schön Gedanken dabei sortieren, Licht und Sonne heben die Laune. Und so schrecklich kalt war es glücklicherweise auch nicht. Abgesehen davon gibt es hier ja auch immer mehr als genug zu Gucken. Auch wenn ich inzwischen schon immer wieder mal denke, dass ich gerne etwas Neues entdecken würde, hat es auch seinen Reiz, solche Lieblingsorte (wie es der Shichahai für mich ist) immer wieder aufzusuchen.

Chinesischer Neujahrsabend

Heute ist der chinesisches Neujahrsabend. Schon seit mittags lassen wir in der Glotze die chinesische Variante von „wir warten aufs Christkind“ (Countdown zur Live-Gala) dudeln – wir sehen rot, ganz viel rot, seit 20 Uhr läuft nun das größte TV-Ereignis der Welt (Superbowl ist nur Nummer 2).

Um Mitternacht endet das Jahr des Ochsen/Metall-Büffels und beginnt das Jahr des Wasser-Tigers. Wer sich für chinesische Horoskope, Sternzeichen etc. interessiert, hier ist das übersichtlich und auf Deutsch erklärt. Für mich ist das nix, aber genauso wie ich unser Silvester mag, hab ich auch Spaß am chinesischen Neujahrsabend. Feste feiern, wie sie fallen! Und so werden wir um Mitternacht auch anstoßen.

Der Besitzer des kleinen Ladens hier im Compound hat uns vorgestern schon Jiaozi geschenkt, ich habe mich mit Bananenmuffins bedankt. Als der Mann vorhin Zigaretten holen war, gab es noch eine Flasche Prosecco dazu. Das fühlt sich total gut an, nach angekommen und persönlicher Verbindung.

„Chunwan“ auf Youtube

Hier kann man „Chunwan“ (die TV-Gala zum Frühlingsfest) schauen:

Und was sehen wir da eigentlich?

Hier gibt es (auf Englisch) Hintergrundinfos und Erklärungen zum Programm im Liveblog von whatsonweibo. (Wird sich wohl auch nach dem heutigen Abend noch erreichen lassen, war zumindest in den Vorjahren so.)

Kontrollrunde? Schlotter, zu kalt!

Vorhin wollte ich noch meine fast schon traditionelle Runde vor der Show drehen. Oh weia, das war dank eisigem Wind so bitterkalt, anstatt Richtung Tian’anmen habe ich nur eine kurze Runde durch Sanlitun gedreht. Hat aber gereicht, mich davon zu überzeugen, dass die Straßen wie immer an den Neujahrsabenden weitgehend leergefegt sind. Ein paar aufgebrezelte Menschen noch auf dem Weg ins Restaurant oder zu den Eltern, vor einigen Restaurants sitzen viele auf Aufträge wartende Kurierfahrer auf ihren Scootern.

Und sonst?

Anfang letzter Woche musste ich vom Scooter springen, um einen Unfall zu verhindern. Mein Schimpfwortschatz ist noch intakt, aber mein Knöchel nicht. Der schmerzt seitdem (ist aber nach einem Reitunfall vor langer Zeit eh total kaputt). Von daher habe ich mein Projekt „Eisprinzessin“ – Schlittschuhlaufen auf möglichst vielen freigegebenen Seen – erstmal auf Eis legen müssen. Ich hoffe, ich bin nächste Woche fit genug dafür. Vor allem bin ich aber froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist.

Pandemie…

Wir sehnen uns nach dem Ende der Pandemie. Derzeit scheint das aber eher so zu sein:

Warten auf Godot - Restaurant in Peking

Warten auf Godot

Davon ab geht es uns aber gut, die Jungs kommen ja gut mit Online-Schule klar, jetzt sind aber erstmal Neujahrsferien.

Beijing on Ice (1): Kunming-See im Sommerpalast

Wie neulich angekündigt, habe ich angefangen, die Eisflächen der Stadt zu erkunden. Und ich hab’s nicht nur hier erwähnt, sondern so vielen Leuten erzählt, dass ich wirklich nicht mehr kneifen konnte. Also habe ich mir gestern morgen tapfer mein „Mimimi, es ist so kalt“ verkniffen, mich warm eingepackt und mich auf dem Weg zum Sommerpalast gemacht.

Allerdings habe ich mich beim Bestellen des Taxis vertan und bin deshalb am falschen Eingang (Nanruyi-Gate) gelandet. Der Spaziergang am See entlang und der Blick waren aber so schön, dass ich das dann doch als Glücksfall empfunden hab – und mich auch bald (oder im Frühling…) wieder dort absetzen lassen werde, um dann am anderen Seeufer oder über die Brücken und Inseln in Richtung Palast zu gehen. Diesen Teil habe ich tatsächlich bisher noch nicht besucht.

Das Eis hier knackt und quietscht, ganz merkwürdige Geräusche. Alle paar Meter steht ein Schild: „Eis nicht betreten“, dafür müsste man aber am Ufer eh erstmal durchs Wasser waten.

An der 17-Bogen-Brücke war ich im Dezember zur Wintersonnenwende. Inzwischen sind die Absperrungen am Ufer wieder weg, auch die Brücke ist wieder freigegeben.

Schlittschuhlaufen verboten

Schließlich komme ich am Ticketschalter an (Nähe East Gate; es gibt noch zwei weitere Zugänge im Norden und Westen, wobei vom See aus der im Westen heute geschlossen aussah). Die Verkäuferin sieht meinen Schlittschuhbeutel, redet auf mich ein, schüttelt den Kopf. Ich stammel was von „xiang mai piao, yao qu huabing“  (möchte Ticket kaufen, will Eislaufen). Schließlich sagt sie doch: 50 Kuai. Ich will den Code scannen, wie das der Mann vor mir gemacht hat (und auch Probleme hatte) – geht nicht. Ich zeige meine Bezahl-QR-Code – auch falsch.

Ich geh erstmal zur Seite, krame Bargeld raus. Ein Teqin (uniformierter Sicherheitsbeamter) kommt hinzu, redet erst mit der Ticketverkäuferin und fragt dann wirklich jeden, der vorbeikommt, ob er Englisch spricht. Eine junge Frau hilft bereitwillig, und so klärt es sich auf: aus Sicherheitsgründen ist Schlittschuhlaufen verboten, in den 50 RMB Eintritt ist aber Schlitten oder Rad enthalten. Der Teqin ist noch skeptisch, aber als ich verspreche, ganz sicher die Schlittschuh nicht zu benutzen, schleust er mich an der inzwischen deutlich längeren Schlange vorbei, ich bezahle mit Bargeld und habe endlich mein Ticket.

Über einen Holzsteg geht es aufs Eis.

Ich schlittere hinüber zu dem Bereich, wo die Schlitten und Eis-Räder ausgegeben werden. Die allermeisten Leute nutzen die Schlitten, mit meinem Gepäck (zum Glück lässt sich der Schlittschuhbeutel gut umhängen) scheint mir das Rad aber die bessere Wahl zu sein. Es ist oll und angeranzt, erfüllt aber seinen Zweck und ich habe einen Riesenspass damit. Dass ich eigentlich Schlittschuhlaufen wollte, hab ich längst vergessen, so schön ist es auch so. Eislaufen in Peking, das wird schon noch woanders klappen.

 

Eisvergnügen vor Traumkulisse

Je weiter ich mich vom Ufer entferne, desto mehr verteilen sich die Leute. Erst später am Nachmittag wird es richtig voll.

Natürlich wird viel fotografiert, ich tu’s ja auch.

Ich hab soviel Spaß, dazu die wunderschöne Kulisse, die Zeit vergeht im Flug. Ich fahre außen ganz herum, dann wieder kreuz und quer. Immer wieder genieße ich die Aussicht auf den Langlebigkeitshügel mit dem Turm des buddhistischen Weihrauchs – von dichter dran…

… oder etwas weiter weg.

Eine meiner Schwestern hat sich ein Bild vom „Marmorboot on Ice“ gewünscht – bitte schön:

Hundeschlitten?!?

In abgezäunten Bereichen kann man gegen Aufpreis für begrenzte Zeit „Bumper“ oder „Hundeschlitten“ mieten. Das amüsiert mich und ist gleichzeitig so wunderbar typisch Chinesisch. (Wer’s nicht erkennen kann: natürlich sind das nur Stofftiere, keine echten Hunde!)

Zu lange stehen bleiben und gucken geht nicht, dann wird es doch zu kalt, also trete ich wieder in die Pedale (und das Rad dreht erstmal ordentlich durch) und drehe weitere Runden über den See.

Ich überlege, ob ich vielleicht den Sonnenuntergang noch mitnehme, aber da mir doch auch schon kalt ist und ich derzeit keine Erkältung riskieren will, entscheide ich mich dagegen. Und: ich werde nächste Woche sowieso mit der Fotogruppe wieder hier sein. Sollte mir dann auch zu kalt sein, starte ich mal später am Nachmittag. Wirklich schade, dass der Weg doch recht weit ist.

Ich gebe also das Eis-Rad wieder ab. Inzwischen sind nur noch wenige Schlitten dort und fast alle Räder ausgeliehen. So richtig trennen kann ich mich aber noch nicht, also gehe ich nicht zum nächstgelegenen Ausgang (den Haupteingang am East Gate), sondern zu dem Ausgang in der Nähe der 17-Bogen-Brücke.

Die Schlange am Tickethäuschen ist inzwischen echt lang geworden.

Ich dreh mich noch ein letztes Mal um, und dann geht es wirklich nach Hause.

Foto-Galerie

 

Schnipsel Nr. 18

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Schnipsel”. 

Abends am Tian’anmen

Der erste Fotowalk mit der Fotogruppe in diesem Jahr hat uns an den Tian’anmen geführt. Da Anfangs- und Endpunkt unterschiedlich sein würden, habe ich den Scooter stehen lassen und bin mit der Metro gefahren. Vorteil der Metro: auch im Berufsverkehr kommt man schnell und verlässlich von A nach B. Nachteil: es kann halt ziemlich voll sein. Das mag ich nicht so wahnsinnig gern (das ist ein klein wenig schönfärberisch ausgedrückt), aber es war halt doch die objektiv beste Lösung.

Umsteigen in Guomao

Eigentlich war das gar nicht so wild wie befürchtet. Und wärmer als auf dem Scooter war es auch. Am Tian’anmen war überraschend wenig los. Okay, es ist kalt, es ist mitten in der Woche, keine ausländischen und kaum einheimische Touristen unterwegs – ungewohnt ist es trotzdem.

Wir sind dann noch weiter zum NCPA spaziert, das nicht wie früher in wechselnden Farben beleuchtet wurde. Und um 21 Uhr gingen alle Lichter aus. Wir sind dann noch weiter zur Qianmen gegangen, wo wir eigentlich noch einkehren wollten – aber es war schon alles zu oder im Schließen begriffen.

Straßenbegleitgrün!

Hier wird viel Wert auf Grün in der Stadt gelegt. So manche Verkehrsinsel mutet wie ein kleiner Park an. Tag für Tag sind auch Heerscharen von Arbeiter:innen im Einsatz, um das Grün auf Verkehrsinseln, am Rande der Straßen und auf den Mittelstreifen zu hegen und zu pflegen. Mancherorts wird auch auf künstliches Grünzeug zurückgegriffen – so sind „Kirschblüten“ zum anstehenden Frühlingsfest dann auch bei Minusgraden kein Problem.

Hier in der Lucky Street ist das aber tatsächlich mal weniger gelungen.

Diese Zierkohlköpfe werden relativ oft eingesetzt, ob künstlich oder echt. An deren Anblick habe ich mich gewöhnt. Aber zusammen mit dem künstlichen Getreide ist es dann halt doch mal schön scheußlich. :)

Nix los am Liangmahe

Gestern wollte ich Spazieren gehen und auf dem Rückweg einkaufen. Mir war dann aber so kalt, dass ich es nicht weiter als bis zum Liangmahe geschafft habe. Mit meiner Abneigung gegen die Kälte scheine ich nicht allein zu sein, deshalb war ich auch relativ allein am Kanal.

Chinesische Schilderlyrik

Ein weiteres Fundstück für meine Schildersammlung. Und dann eine „Photo Area“, wo es eigentlich nix Dolles zu knipsen gibt. Der Blick auf den Liangmahe ist von weiter vorne oder hinten deutlich netter, und so spektakulär wirkt der Citic Tower (aka Zhongguo Zun) im Hintergrund hier auch nicht.

Photo Area…

Ein paar Schritte weiter finde ich den Blick Richtung Dongzhimen mit der Spiegelung der Guoson Twin Towers viel netter.

Der Grundstein für die Türme wurde sicher schon während der Qing-Dynastie gelegt … ;)  Ende Dezember sah es so aus, als ob sich was tut. Schaun wir mal.

Peking auf dem Eis

Vor ein paar Tagen habe ich irgendwo in den Tiefen des Internets eine Liste von Eisflächen gesehen, die immer Mitte Januar freigegeben werden. Bei vielen davon kann man zwar Schlittschuhe, Eisräder (wie Dreiräder mit Kufen) und ähnliches ausleihen, aber die Passform der Schlittschuhe ist zumeist suboptimal. Eigentlich bin ich bekennende Winterhasserin, uneigentlich fand ich schon immer Schlittschuhlaufen recht spaßig. Und dann die Vorstellung vor der Kulisse des Sommerpalastes ein paar Runden auf dem Kunming-See zu drehen – ja, was für eine geniale Vorstellung.

Schlittschuhe ausverkauft?!

Also, Schlittschuhe müssen her – in meiner Größe aber in allen Filialen der günstigen internationalen Sportartikelkette ausverkauft laut deren Webseite. Schlittschuhe will ich unbedingt anprobieren und nicht online bestellen. Wie der Zufall es will: ich erzähle das einer Freundin, die ihre Schlittschuhe nicht mehr nutzt und verkaufen will – sie passen und gehören nun mir.

Ein bisschen Enttäuschung kam auf, als es hieß, die Eisfläche am Sommerpalast werden wegen Olympia/Covid dies Jahr nicht geöffnet, aber eben hat das englischsprachige Stadtmagazin Öffnungszeiten und Eintrittspreise veröffentlicht – nun steht meinem Projekt, alle freigegebenen Eislaufflächen zu testen nichts mehr im Weg. Morgen bin ich verplant, aber gleich am Freitag lege ich am Shichahai los.

Eisflächen in der Stadt

Es soll sieben städtische (= freigegebene ) Eisflächen geben:

  • Shichahai
  • Beihai
  • Sommerpalast
  • Alter Sommerpalast (hier ist anlässlich der Olympischen Spiele ein „Ice and Snow Festival“)
  • Taoranting-Park
  • Chaoyang-Park
  • Yuyuantan-Park

Dazu kommen noch inoffizielle Flächen wie z.B. der Kanal zwischen Lama-Tempel und Ditan-Park. Und mal sehen, was ich noch entdecke.

Kann natürlich passieren, dass kurzfristig immer noch was geschlossen wird, vielleicht entdecke ich auch noch mehr – ich werde berichten.

 

 

Happy New Year – Willkommen 2022!

Weihnachten

Heiligabend war bei uns ruhig und entspannt, eigentlich wie immer. Wir sind Team Kartoffelsalat (norddeutsch mit Mayo!) und Würstchen… ;)

Am ersten Feiertag gab es eine Premiere: das erste Mal, seit ich Kinder habe, bin ich ohne diese auf eine Weihnachtsparty gegangen. Die Jungs wollten eh online gamen, und ob ich da nun direkt daneben oder eine Viertelstunde entfernt bin, ist bei Teenagern ja nun wirklich keine Frage mehr. Mit der Zusage habe ich trotzdem lange gerungen und hab mich auch komisch gefühlt, als wir losgefahren sind – und dann war es total genial. Die Jungs haben den Abend in unserer Abwesenheit genauso genossen wie wir. Sie werden ja so schnell groß… ;)

Am zweiten Feiertag (für uns ja Doppelfeiertag, weil der Große Geburtstag hat) gab es die traditionelle Weihnachtsgans mit Knödeln und Rotkohl, ansonsten wieder gemütlicher Familientag. Über die Festtage verteilt haben wir viel mit der Familie und Freunden geskyped und gechattet – man kann sich doch über 7 Stunden und 7000 km hinweg nah sein (auch wenn es wirklich allmählich Zeit wird für einen Heimaturlaub mit realer Nähe).

Die Tage zwischen den Jahren haben wir wie immer genossen, dieses Gefühl aus der Zeit gefallen zu sein, völlig egal, welcher Tag und welche Uhrzeit es ist, keine Termine, Verabredungen oder Verpflichtungen.

Endzeitstricken und Scooter schieben

An Silvester gab es dann doch eine Verabredung zum Kaffee trinken und Stricken – oder wie der Mann es nannte: Endzeitstricken. ;) Auf dem Weg dorthin komme ich am Wangjing-Panda vorbei, der modernisiert worden ist, wie der Beijinger berichtet hat, die Kamera hatte ich extra griffbereit. Aber dem Cyberpanda ist wohl kalt, denn er ist verhüllt.

Verhüllter Cyberpanda

Ein Stück weiter fiel mir dann die neue Beschilderung auf. Da kommt was auf uns zu.

Olympia kommt.

Auf dem Rückweg ist mir dann nach drei Jahren Scooterfahren zum zweiten Mal passiert, dass der Akku des Scooters nicht ausgereicht hat. Die Kälte verringert die Reichweite doch um einiges, die Anzeige ist von 14 Prozent Ladung (die ausgereicht hätten) auf Null gesprungen. Zum Glück waren es nur gut zwei Kilometer, es war sonnig und trocken, gibt Schlimmeres. Nur, dass man zum Spaziergang nicht unbedingt an so einer langweiligen Straße entlanggehen würde…

Silvesterabend

Statt Fondue oder Raclette stand wieder der Shabushabu-Grill auf dem Tisch, wie letztes Jahr fanden alle, dass wir das öfter machen sollten (mal sehen, ob wir das anders als im letzten Jahr tatsächlich tun). Traditionell haben wir dann Siedler gespielt, immerhin hat diesmal niemand geschummelt, lach. In der Glotze lief einmal der 90. Geburtstag und ansonsten Ekel Alfreds Silvesterpunsch in Dauerschleife, kurz nach 23 Uhr dann einmal durchs TV gezappt und bei Beijing TV hängengeblieben. Tja, die große Sause ist halt erst in einem Monat zum chinesischen Neujahrsfest. Nach dem Ausschlafen war dann auch Deutschland im Neuen Jahr angekommen und auf CNN haben sich traditionell die Moderatoren ins Neue Jahr gepichelt.

Ich mag es, wenn das Jahr noch so neu, unbenutzt und unverdorben vor mir liegt. Wie letztes Jahr habe ich die Hoffnung, dass die Pandemie dieses Jahr ein Ende hat, auch wenn diese Hoffnung nach dem letzten Jahr nicht gerade in den Himmel fliegt. Es sind weltweit so viele Menschen erkrankt und gestorben, das muss endlich aufhören. Und selbst nicht mehr durch Maßnahmen eingeschränkt zu sein, vor allem wieder unbesorgt reisen zu können, das hätte auch was.

Neujahrsspaziergang am Shichahai

Zum Neujahrsspaziergang haben sich meine Männer nicht aufraffen können, aber ich bin ja zum Glück gern solo unterwegs. Gelandet bin ich am Shichahai, wo es wie erwartet voll war. Da musste ich doch kurz daran denken, wie das früher war, als die Jungs noch klein waren und mitkommen mussten, und wie besorgt ich war, sie im Gewusel zu verlieren… Jetzt kann ich mich ganz entspannt treiben lassen.

Die Vorbereitungen für das „Eisvergnügen“ laufen schon. Wenn’s nach mir ginge, wäre zwar das ganze Jahr über Sommer, aber auf das Herumgeschlittere auf dem Eis freu ich mich schon.

Die Absperrung steht, die Dicke des Eises wird getestet. Im Hintergrund der Tempel des Feuergottes.

An immer mehr Orten in der Stadt gibt es jetzt diese kleinen Läden mit Olympia-Souvenirs.

Olympia wird immer sichtbarer in der Stadt

Es wird so langsam dunkel, also mache ich mich auf den Rückweg, denn mit Einbruch der Dunkelheit wird es schnell eisig. Durchgefroren, aber zufrieden komme ich zuhause an. Das war ein gelungener Start ins neue Jahr – ich hoffe, es wird für uns alle ein gutes 2022!

Shichahai – Fotogalerie

Rückblick auf 2021 in Bildern

Letztes Jahr habe ich mit meinem Jahresrückblick auf 2020 das erste Mal an der Fotoparade von Michael vom Erkunde-die-Welt-Blog teilgenommen. Auch dieses Jahr bin ich bei der Fotoparade 2021 dabei. Die Fotoparade gibt es schon seit 2015. Wenn man hier stöbert, kann man tolle Blogs (vor allem Reise- und Fotoblogs, aber nicht nur) entdecken – und natürlich tolle Bilder. Unter den Hashtags #FopaNet und #Fotoparade2021 wird man auch dieses Jahr wieder in den sozialen Medien fündig.

Letztes Jahr war eine Corona-Ausnahme: keine Vorgaben, freie Auswahl der Bilder. Dieses Jahr gibt es als Anregung wieder sechs Kategorien und sechs Zusatzaufgaben und natürlich das schönste Bild des Jahres. Es gibt aber nur eine wirkliche Regel:

„Die einzige, wirklich wichtige Regel ist, dass du einen schönen Beitrag mit deinen besten Fotos 2021 erstellst – mindestens 6 Fotos sollten es sein – und Spaß dabei hast!“

Also gut, ich wühle mich nun durch meine Bilder, finde Bilder, die ich schön finde oder die mir etwas bedeuten und erinnere mich an dieses Jahr. Und das macht wirklich viel Spaß!

Die Kategorien

Licht und Schatten

Bei dieser Kategorie wusste ich sofort, welches meiner Fotos dazu passt – das Gewächshaus im Botanischen Garten, das einen Schatten fast genau auf den Weg drumherum wirft. Im Botanischen Garten war ich in diesem Jahr häufiger, ich mag den zu allen Jahreszeiten total gern (oh – im Winter war ich noch gar nicht dort, das muss ich in diesem Winter unbedingt nachholen). Dies Bild ist im September am Mondfest entstanden.

Tierisch

Hier in Peking kommen mir eher weniger Tiere vor die Linse, wobei ich doch einiges an Vögeln und Schmetterlingen und Hunden fotografiert hab. Ich dachte erst an ein Hunde-Bild, vielleicht ein passend zum Frauchen gestylter oder einer, der auf einem Scooter mitfährt. Aber  dann ging hier gerade durch die Medien, dass einer der Pandas im Zoo versucht hat auszubrechen und über den Zaun geklettert ist. Da war dann klar, es wird ein Panda-Bild aus dem Zoo, entstanden bei einem Ausflug im Juni mit meiner chinesischen Freundin.

Gewässer

Mein Lieblingsgewässer in Peking ist der Shichahai – die drei hinteren, miteinander verbundenen Seen Houhai, Qianhai und Xihai. Zentral im alten Peking gelegen, umringt von historischen Stätten, Touristenmagnet, quirlig-lebendiges Viertel. Und dann gibt es hier natürlich noch die Schwimmer, die sich weder von Verbotsschildern noch Temperaturen schrecken lassen – das Bild ist im März entstanden!

Aussicht

Hier musste ich nicht lange überlegen. Einer der schönsten Aussichtspunkte in Peking ist ohne Zweifel der Kohlehügel mit dem Blick über die Verbotene Stadt.

Hoch hinaus

Wirklich hoch hinaus bin ich in diesem Jahr nicht gekommen, wenn man vielleicht von Kohlehügel und Duftbergen samt Aussicht mal absieht. Fliegen ist ja aus bekannten Gründen ausgefallen. Dafür habe ich aber das Museum der zivilen Luftfahrt besucht – was könnte „hoch hinaus“ besser symbolisieren?

Schwarz-Weiß

Spätestens seit ich im August an einem Streetfotografie-Workshop teilgenommen habe, fotografiere ich oft in schwarz-weiß (und lasse meine Kamera raw+jpg abspeichern, so dass ich beim „Entwickeln“ am PC die Wahl habe, ob und wie farbig die Fotos werden). Bei dem Workshop ist auch dieses Bild entstanden, was definitiv zu meinen Lieblingsbildern in diesem Jahr gehört.

Die Zusatzaufgaben

aufgeblüht

Ich habe dies Jahr viele Blumen geknipst, aber mein „Aufgeblüht“-Bild des Jahres ist dieses hier, entstanden Anfang April im Stadtmauer-Park mit Blick auf den Foxtower. Nicht nur die Forsythien blühen auf, sondern ich auch. Es ist endlich nicht mehr so kalt, es macht wieder Spaß, lange draußen unterwegs zu sein, Winterkälte und das Kahle, Triste des Winters schwinden endlich.

eng

Hier kommen mir als erstes die engen Gassen in den Hutongs in den Sinn.

Aber auch hier an diesem Durchgang in der Residenz von Prinz Gong wird es ganz schön eng.

Einschlag

Was für ein Einschlag dieses bescheuerte Virus auf unser aller Leben hat. Hier immer sichtbar an den allgegenwärtigen Masken. Ich fühle so viel Zorn, Wut, Ohnmacht – und bin dann so froh darüber, wenn ich auch Liebe sehen kann.

rot

Wer die Wahl hat… Rot ist in Peking allgegenwärtig. Rot ist die Farbe des Lebens, steht für Glück, Wärme, Ruhm und Kraft. Man kann hier keine drei Schritte tun, ohne etwas Rotes zu sehen. Ich habe ziemlich viele Bilder mit roten Lampions, roten Tempeln, Menschen, die rote Kleidung tragen, rote Türen …

Aber speziell für 2021 wähle ich folgendes Bild, das im Juli in der Ausstellung „100 Jahre Kommunistische Partei Chinas“ im National Art Museum entstanden ist.

minimalistisch

Peking und „minimalistisch“ sind zwei Dinge, die ich eher weniger miteinander verbinde. Aber manches kann man doch minimalistisch einfangen – hier die Fackel im Olympia-Gelände.

Oder doch diese Statue am Houhai?

Natur pur

Peking ist zwar eine wirklich grüne Stadt, was mich anfangs sehr überrascht hat. Aber „raus in die Natur“, das ist hier schon deutlich schwieriger. Ins Grüne, das geht, aber alles, was für mich (ohne eigenes Auto) gut zu erreichen ist, ist gut erschlossen, alle Wege sind asphaltiert oder gepflastert, bei der kleinsten Steigung werden Treppen gebaut. Also habe ich nach der Natur im Kleinen geschaut.

 

Mein schönstes Foto 2021

Schwierige Entscheidung. Eigentlich liebe ich den Sommer, Hitze, blauen Himmel. Aber dieses Bild (November im 798 Art District) ist für 2021 dann doch aussagekräftiger.

 

Lieber Michael, vielen Dank für das Organisieren der Fotoparade! Es hat mir wieder viel Spaß gemacht, in meinen Bildern und Erinnerungen zu wühlen. Und es macht auch viel Spaß, in den Beiträgen der anderen Teilnehmer:innen zu stöbern und gedanklich auf Reisen bzw. Heimaturlaub zu gehen. Zum Beispiel hier bei Anne vom Landleben (das Weihnachtspferd ist der Knaller!), Ulrike vom bambooblog (wie schön, dass es dir wieder gut geht!) oder Thomas und Melanie von Jansens Pott (die Berberäffchen sind zum Dahinschmelzen!).

Angesichts dessen, dass wir gerade eine Pandemie erleben, war das Jahr für uns nicht so schlecht. Okay, der Sommer war sehr verregnet… Wir sind alle geimpft und gesund – und der Anhang in Deutschland zum Glück auch.

Noch mehr als im letzten Jahr hoffen wir jetzt darauf, dass die Pandemie ein Ende findet, es sind schon jetzt viel zu viele Menschen erkrankt und gestorben. Mit der Omikron-Variante ins neue Jahr zu starten, stimmt erstmal nicht so positiv. Trotzdem, wir hoffen, dass die Nach-Pandemie-Zeit möglichst bald beginnt!

 

 

Schnipsel Nr. 17

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Schnipsel”. 

Streifzüge

Obwohl es manchmal schon furchtbar kalt ist und ich mich manchmal wirklich zwingen muss, die warme Wohnung zu verlassen, bin ich tatsächlich wieder mehr unterwegs und stromere durch die Stadt.

 

Scooterfahrer mit gelber Jacke vor einem Gebäude mit dreieckiger Draht/Metall-Deko im gleichen Gelb.

Im Art District

 

Irgendwo in Dongcheng

 

 

CBD

Letzten Mittwoch bin ich losgezogen, hab an der Schulpforte Lesestoff für die Weihnachtsferien abgeholt und wollte dann eigentlich noch weiter – aber nach nicht mal zehn Minuten habe ich so gefroren, dass ich umgekehrt bin.

Dashilar mit der Fotogruppe

Am Tag darauf war es noch kälter und windiger, aber die Sonne schien, der Himmel war blau und die Luft richtig gut. Schön warm eingepackt (vor allem wärmere Handschuhe als am Vortag!) ließ es sich dann auch gut aushalten.

Dashilar ist nicht nur die gleichnamige kurze Straße, sondern so wird auch das Viertel drumherum genannt. Mitten im Herzen Pekings gelegen, südlich vom Tian’anmen, westlich der Qianmen kann man hier noch das „alte Peking“ fühlen. Mehr darüber kann man auf der Website von „Beijing Postcards“ erfahren. Keine Frage, dass wir einen Zwischenstopp bei Beijing Postcards eingelegt haben. Zum Aufwärmen gab es zum Schluss noch ein paar Zhajiangmian und heißes Wasser (das gewöhnt man sich hier auch als Ausländerin an!).

Das war ein richtig schöner Ausflug – noch eine Ecke, in der ich mich wieder öfter treiben lassen möchte.

Weihnachtsferien

Gestern war der letzte Schultag in diesem Jahr. Bis auf vier Wochen im Februar und die ersten Tage nach dem Sommerferien fand Unterricht immer in Präsenz statt. Gestern Morgen haben wir direkt das Abstellen der Wecker für die nächsten drei Wochen zelebriert. Auch wenn wir wegen der Pandemie weder Besuch kriegen noch selbst verreisen werden, freuen wir uns auf eine Zeit ohne Weckerklingen, Termine und Verpflichtungen (okay: wir heißt 3 von 4, der Mann darf weiterarbeiten).

300 Beiträge!

Als ich vorhin begonnen habe, diesen Beitrag zu erstellen, fiel mir die Zahl der vorhandenen veröffentlichten Beiträge ins Auge: 299. Dies ist dann nun also der 300. Beitrag! Happy Jubiläum to me! Das hätte ich vor über 7 Jahren, als ich mit diesem Blog angefangen habe, nicht gedacht: so lange hier, so viel zu erzählen. Und ich habe immer noch Spaß dran, und es gibt immer noch soviel Neues, Anderes, Aufregendes, Alltägliches – also mehr als genug Stoff zum weiterbloggen!

Schnipsel Nr. 16

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Schnipsel”. 

Weihnachtsengel ohne Weihnachtsmarkt

Ich bin eigentlich keine Bastelfee, aber vor etwa zwei Jahren hat mich eine Freundin zu den „Weihnachtsengeln“ mitgenommen – und ich bin hängengeblieben, die Gruppe ist einfach zu nett. Die „Weihnachtsengel“ sind eine Gruppe von Frauen, die das ganze Jahr über weihnachtliche Deko basteln, u.a. Adventskränze, die dann auf dem großen Weihnachtsbasar auf dem Botschaftsgelände für den guten Zweck verkauft werden. Dieser musste pandemiebedingt nun schon zum zweiten Mal abgesagt werden, nachdem es lange so aussah, als könnte er stattfinden. Also habe ich wieder fotografiert, Online-Flyer erstellt und die Webseite umgestaltet und laufend aktualisiert. Kurzfristig haben wir auch noch eine „Adventsstube“ bei Schindler (deutsches Restaurant in Sanlitun) organisieren können, wo viele hübsche Dinge verkauft werden konnten. So ist nun immerhin ein bisschen was für die Hilfsorganisationen zusammengekommen.

 

Beijing Food Tour mit dem Tuktuk

Wir haben einer Freundin einen kleinen Ausflug zum Geburtstag geschenkt, und so trafen wir uns an einem Abend in der vergangenen Woche an der Metrostation Lama-Tempel, um dann zwei Tuktuks zu besteigen, damit durch die Hutongs zu heizen *grins* und in verschiedenen Restaurants typisch Pekinger/chinesische Köstlichkeiten zu probieren. Das hat echt viel Spaß gemacht, hat gut getan, etwas so Touristisches zu unternehmen. Das sollte ich wieder öfter machen. Da kein Besuch kommen kann, dann halt mit Freundinnen oder solo (meine drei ausflugsmuffeligen Männer brauche ich da nicht zu fragen, die sind anders als ich ja auch mit Schule und Job ausgelastet).

Doofe Pandemie ist doof

Es gibt im Leben Ereignisse, da möchte man bei seinen Lieben sein. Das können traurige oder glückliche Dinge sein. Aktuell wäre ich gern in Deutschland, aber wir kommen hier halt nicht weg. Das macht mir schon zu schaffen, auch wenn ich es rational für mich geklärt habe. Ich habe auch keinen Groll auf die Maßnahmen, da ich deren Notwendigkeit einsehe (auch wenn man sicher über Details und Ausgestaltung streiten kann). Aber alles, was die Pandemie verlängert, macht mich so wütend, dass ich manchmal gar nicht mehr weiß, wohin mit meiner Wut, meinem Frust, dem Kummer.
Genug gejammert. Eigentlich geht es uns ja immer noch vergleichsweise gut.

Meinen Booster-Shot bekomme ich am 22.12., die Jungs werden kommende Woche zum zweiten Mal geimpft. Puh.

Unterwegs in Peking

Mein Hass-Monat November ist zum Glück vorbei. Tagsüber sind die Temperaturen noch ganz okay, nur nachts friert es. Ich streife jetzt wieder mehr durch die Stadt, was mir wirklich gut tut.

Arbeiter und Kräne an der Baustelle des Worker's Stadium

Worker’s Stadium

 

Blick auf die Türme in Pekings CBD, blauer Himmel mit ein paar Wölkchen

CBD

Nach längerer Zeit war ich mal wieder am „The Place“. Tja, Corona-Kontrolle samt Absperrung ist das eine. Stromsparen das andere (besser an der Beleuchtung als am Heizen!). Aber dies Zugebaute macht The Place deutlich weniger cool (das setzt sich weiter hinten noch fort).

Eingangsbereich von "The Place" mit Sicherheits/Covid-Kontrolle, das große LED-Bildschirm-Dach ist abgeschaltet

The Place

Die „Lange Unterhose“ finde ich immer noch sehr cool. Auch hier wird nur noch am Wochenende abends für ein paar Stunden beleuchtet, das war früher anders.

CCTV-Headquarter (Lange Unterhose) von schräg gegenüber aus in Schwarzweiß

Lange Unterhose nachts

 

 

Vorerst letztes Mal Olympiagelände

Die Olympischen Spiele rücken näher. Für die Eis-Wettkämpfe und die Eröffnungs- und Schlussfeier werden die vorhandenen Gebäude der Sommerspiele von 2008 im Olympic Sports Park renoviert und umgebaut. Im Vogelnest finden keine Wettkämpfe (aber die Eröffnungs- und Schlusszeremonie) statt, der Watercube ist nun ein Eiswürfel, in dem die Curling-Wettbewerbe stattfinden werden. Im National Indoor Stadium wird Eishockey gespielt werden.

Ab jetzt: Zutritt nur noch für Akkreditierte

Vorgestern machte dann die Nachricht die Runde, dass der zentrale Bereich des Olympic Sports Park in Vorbereitung auf die Winterspiele abgesperrt werden wird – bis zum 20. März 2022. Hier der gesperrte Bereich:

www.mapz.com · Download site for road maps und city maps · Downloadportal für Stadtpläne und Landkarten

Gestern war also für ein paar Monate die letzte Gelegenheit, hier aus der Nähe zu fotografieren. Da ich die Ecke sehr mag, war es keine Frage, dass ich das noch mal ausnutzen musste. In der Fotogruppe getrommelt, zwei haben sich angeschlossen, lose vor dem Vogelnest verabredet (mit WeChat und Echtzeit-Standort kann man hier immer zusammenfinden).

Ein paar Pflichten mussten trotzdem erst erledigt werden, ich bin erst so spät losgekommen, dass leider keine Tageslichtaufnahmen mehr drin waren. Bei dem schönen Licht wäre ich gerne schon vor Ort gewesen.

Ganz in Gedanken bin ich mal wieder an der Metrostation Olympic Sports Center vorbeigetuckert – wenn ich aus dieser Richtung komme, wäre das die beste Gelegenheit den Scooter abzustellen: nur noch durch den Metrotunnel und zack, steht man südlich vom Vogelnest. Tja, so musste ich Richtung Osteingang fahren.

Mit der Health App den QR-Code scannen, durch den Sicherheitscheck und dann dieser Anblick.

Jetzt schon Absperrungen

Das Tickethäuschen fürs Vogelnest ist schon geschlossen, schade, das wäre es noch mal gewesen. Ringsherum ist mit Gittern abgesperrt, und ich musste erst ein ganzes Stück nach Norden laufen, bevor ich dann auf die Hauptachse und in Richtung Vogelnest zurückgehen konnte. Da bin ich dann auch auf die beiden anderen gestoßen (Danke, WeChat ;) ). Die Dämmerung schritt rasch voran, nur die Lichter gingen nicht an.

Oh.

Viel los war nicht, Touristengruppen derzeit ja eh nicht, nur einige wenige Spaziergänger, Skater und Arbeiter. Und wir drei Langnasen mit Kamera. Ob die Beleuchtung womöglich eingespart wird?

Dann tat sich endlich was. Erst ging oben das Licht an.

Und dann auch unten. Glück gehabt.

Wir wurden übrigens die ganze Zeit beschallt. Die üblichen Durchsagen, die mit „thank you for your cooperation“ enden, und immer wieder die gleichen drei Songs.

Merkt man, wie sehr ich die Ecke mag? Trotz (und sicher auch ein bisschen wegen) der Gigantomanie (es ist alles so unglaublich RIESIG) strahlt das Gelände etwas Fröhlich-Faszinierendes aus (und ja, selbst in diesen Tagen).

Es wird dunkler und immer kälter.

Der Countdown läuft.

Und weil es so schön ist, nochmal:

Das reicht dann auch, wir packen zusammen, die beiden anderen gehen zur Metro, ich zurück zum Osteingang.

Ich packe meine Spiegelreflex (wen’s interessiert: Canon EOS 80D) weg, schieße jetzt mit der kleinen Sony (RX100) aus der Hand.

Noch ein Blick auf die Fackel – nun ist es ja nicht mehr so lang, bis das olympische Feuer hier wieder brennt – und dann tuckere ich gemütlich nach Hause.

Mal schauen, ob ich mich wirklich erst ab Ende März wieder hier herumtreiben kann – oder vielleicht wird der Traum von der Eröffnungsfeier ja doch noch wahr…

November im Art District 798

Eigentlich war gestern ein ziemlich hässlicher, grauer Tag, typisch November eben. Mir steckte noch der WeChat-Ärger in den Knochen (WeChatPay hat über Nacht bei mir und vielen anderen nicht mehr funktioniert und ohne ist man hier aufgeschmissen – einen Tag weiter ging dann wieder alles); dazu Sorgen um Familie und Freunde in Hamburg und mal wieder verschärfte Schuldgefühle, nicht dort sein zu können. Ein Tag um sich zuhause einzubuddeln…

Aber ich war mit der Fotogruppe im Art District 798 verabredet, also half es nicht, ich musste los. Und das war dann auch gut so, denn der kleine Ausflug hat richtig viel Spaß gemacht.

Die alten Industriegebäude und die düstere Stimmung passten tatsächlich richtig gut zusammen, dort haben wir uns länger aufgehalten. Paradox, dass düstere Stimmung gute Laune machen kann…

Es wird immer und überall gebaut…

Auch das ist ganz typisch Beijing: Straßenkehrerin und Bao’an.

Zu entdecken gibt es hier auch an solch grauen Tagen viel.

Auch wenn sich viel ändert – diese Statuen sind immer noch da.

Relativ neu sind aber die Iglus.

Auch eine Form von Streetart.

Mehr als Galerien und Restaurants…

Peking „wie früher“ – mitten im Art District.

Nicht nur an sonnigen Tagen mit blauem Himmel als Fotolocation gefragt.

Die Industriegebäude hatten gestern wirklich einen ganz besonderen Reiz.

Dann ist da noch die Sache mit der Sicherheit… Man muss auch nicht von der Leiter runtersteigen, um sie ein Stück weiter zu bewegen.

Nicht nur wir waren auf Motivsuche.

Nicht so voll wie an schönen Tagen, aber trotzdem noch was los.

Die Gans vom Organic Café ist noch nicht im Topf gelandet. Sie hat auch ihre eigene Hundehütte…

Pinocchio mit drei Augen?

Bäume kann man auch bemalen.

Die Figuren sind „alt“, der Hintergrund ist neu bemalt.

Am Ende habe ich mich wie beim letzten Mal gefragt, warum ich nicht viel häufiger dort unterwegs bin, es gibt jedes Mal etwas anderes oder neues zu sehen.

Novembergedanken

Novembergedanken – ich hasse den November. Jedes Jahr mehr. Dieser Monat steht für mich für Tod und Verfall, Trübsinn, Kälte, es wird dunkel.  Die Farben verschwinden, alles ist grau. Wenn sich das hier dann auch noch mit Smog und Nebel mischt, kostet es wirklich Kraft, dass sich das viele Grau nicht auf die Seele legt. Aber auch, wenn es mich mehr Überwindung als an einem schönen Sommertag kostet, rauszugehen und etwas zu unternehmen, ich mache es – zum Glück gibt es hier genug zu tun. Und manchmal wird es dann doch bunt, und das tut gut.

Corona-Kacke

Hier in Peking war große Aufregung, nachdem Reisende (!) die Seuche mit nach Peking gebracht haben. Die Gerüchteküche brodelte, es gäbe auch zwei Fälle in Chaoyang (der Stadtbezirk, in dem wir wohnen, Schule und Arbeit sind etc.). Die ließen sich auch auf das Changping-Cluster zurückführen (wenn es nur eine Hand voll Fälle gibt plus App, dann klappt es auch mit der Nachverfolgung, soll ja beim Eindämmen helfen…). Jedenfalls wurde die Maßnahmen wieder etwas hochgefahren (Kapazitätseinschränkungen, in Parks z.B. nur 75% der üblichen Besucher; Temperaturkontrollen wurden wieder genauer durchgeführt, …). Die Nervosität war spürbar – und die Erleichterung, dass wir jetzt zwei Tage ohne weitere Infektion hatten, ist groß.

Tests in der Schule

Auch alle Schüler:innen, Lehrer:innen und sonstige Mitarbeiter:innen der Schule mussten sich testen lassen. Zum Glück alle negativ, puh! Die Schule war klasse, hat innerhalb weniger Tage organisiert, dass in der Schule getestet werden konnte, was uns weitere Wege und Hickhack mit der Sprachbarriere erspart hat. Heute war der zweite Tag ohne weitere Infektion, der Counter darf jetzt gerne wieder schön hoch zählen!

Frust beim Blick nach Deutschland

Für die deutsche (Seuchen-)Politik fehlt mir gerade jedes Verständnis, trotz Impfung so hohe Zahlen wie nie, und gleichzeitig Lockerungen, das ist so unfassbar ignorant. Ohne es auszusprechen ist es jetzt wohl okay, Leute erkranken und sterben zu lassen, damit die Mehrheit „normal“ leben kann? Finde ich verachtenswert. – Und ja, ich weiß, dass ich da vielleicht auch ein bisschen unter chinesischem Stockholmsyndrom (nur im Bezug auf Covid-19!)! leide, aber es gäbe durchaus kluge Wege zwischen beiden Extremen. Bei so vielen Toten wie in Deutschland zu sagen, man hätte es gut gemacht (nur weil andere Länder noch schlechter da stehen), davon krieg ich Pickel…. Naja, lassen wir das, nicht aufregen…

Ich will und muss im kommenden Sommer nach Deutschland – nicht nur, weil es dann drei Jahre gewesen sein werden, dass wir nicht dort waren, weil wir Familie und Freunde vermissen, weil wir Deutsche sind, die vorübergehend in China leben (auch wenn für längere Zeit) und den Anschluss nicht verlieren wollen – und weil eine Hochzeit ansteht!

Abgesehen vom übergeordneten Interesse (es ist ein Armutszeugnis für ein entwickeltes, reiches Land, so viele Menschen an einer eingrenzbaren (!) Seuche sterben zu lassen) habe ich also auch ein ganz egoistisches Interesse daran, dass Deutschland (und die Welt) zu Potte kommt.

Abschied von der Ayi

Nach über sechs Jahren mussten wir uns von unserer Ayi verabschieden, die zurück in ihre Heimat gegangen ist. Ihre Gesundheit ist angeschlagen, bliebe sie in Peking, müsste sie alle Behandlungskosten selbst zahlen. Sie weiß nicht, wie lange es dauert, aber irgendwann will sie zurück nach Peking.

Sie fehlt mir sehr, gar nicht mal so sehr wegen der lästigen Hausarbeit, viel mehr weil sie von Anfang an bei uns war, weil sie mir mit so vielem helfen konnte (nicht nur übersetzen) und mir so vieles erklärt hat. Sie war eine der wenigen Konstanten hier, mehr Freundin/Familienmitglied als Angestellte – und nun ist sie weg. Seufz. Wir haben weiterhin Kontakt über WeChat, aber das ist halt nicht das Gleiche.

Herbst in Peking

Viele Ausflüge und Aktivitäten der letzten Zeit standen unter dem Motto „Herbst“.

Duftberge

Okay, das war noch im Oktober, aber wir wollen mal nicht so kleinlich sein… ;) Mit der Fotogruppe ging es in die Duftberge. Da waren wir allerdings zu früh dran, das Laub war noch überwiegend grün. Trotzdem war es ein wunderschöner Tag, noch recht warm, strahlender Sonnenschein und gute Luft, d.h. gute Sicht auf die Stadt.

Mit dem Sessellift über die noch grünen Bäume nach oben! Nicht weitersagen, ich hatte echt Schiss….

Blick in Richtung Sommerpalast: Kunming-See mit der 17-Bogen-Brücke

CBD – Central Business District

Ditan-Park

Eigentlich wollten wir Anfang der Woche zum Sommerpalast, aber der Tag war so verregnet, dass wir die Pläne geändert haben und uns zum Ditan-Park aufgemacht haben. Den Regen haben wir in einem Café in der Nähe ausgesessen. Wir hatten Glück, es wurde tatsächlich trockener. Also Ginkgo im Park. Das leuchtende Gelb macht schon gute Laune. Und ebenso macht es gute Laune, wenn man die Pekinger im Park beobachtet. Nicht nur die Musiker, Sportler, Tänzerinnen, sondern auch die vielen, die sich selbst in Szene setzen und so lange fotografieren, bis das perfekte Bild im Kasten ist.

Wangjing-Soho

Mit der Fotogruppe waren wir gestern Abend unterwegs, um das Wangjing-Soho einzufangen. Eigentlich war es ein Abend zum Zuhause einigeln: kalt, irgendwie feucht und Smog. Trotzdem hat niemand abgesagt und es wurde ein richtig schöner Abend.

Wie das Galaxy Soho, das Leeza Soho (und der neue Flughafen Daxing) von Zaha Hadid entworfen, ist das Wangjing Soho ein Hingucker in der Stadt. Früher habe ich gerne „Architektur“ fotografiert. Und bitte bloß keine störenden Menschen dabei… Hält still, kommentiert nicht, ich kann mir Zeit lassen… Und gestern Abend habe ich gemerkt, dass ich es inzwischen deutlich spannender finde, wenn ich Menschen mit auf dem Bild habe. Trotzdem, auch dies „kleine“ Soho ist ein echter Hingucker.

Wangjing Soho

Langzeitbelichtung – die Passanten sind kaum mehr als Geister zu erahnen.

Blick nach oben!

Mein eigentliches Bild des Abends entstand aber erst auf dem Rückweg. Ein Mann sitzt an einer Straßenkreuzung und verbrennt Papierbündel, zum Teil scheinen es überdimensionierte 100-RMB-Scheine zu sein. Es scheint etwas mit dem Daoismus und Höllengeld/Goldpapier/Geistergeld/joss paper zu tun zu haben. Üblich ist das eigentlich vor allem zum Geisterfest (August-Vollmond), aber gestern saßen an einigen Ecken Männer, die diese kleinen Feuer anhatten. Mal sehen, ob ich noch mehr darüber herausfinden kann.

Abschalten bei Konfuzius

Heute war auch wieder so ein eklig-grauer Tag. Bunt wurde es trotzdem: beim Stricktreff im überaus netten Café Zarah. Auf dem Rückweg habe ich mich erst durch die Hutongs hinterm Glockenturm treiben lassen, bin ein Stück am Ring entlang getuckert, wo dann dieser Lauchhändler stand.

Gegenüber vom Lama-Tempel (derzeit geschlossen) habe ich den Scooter abgestellt und bin zu Fuß weiter, fand mich vor dem Konfuzius-Tempel wieder, den ich spontan besuchen wollte. Ticket musste per App gebucht werden, ich war kurz vor dem Aufgeben, aber mit Hilfe zahlreicher (!!!) Chinesen hat es dann doch geklappt. Der Trick hierbei war, dass das Ticket nur gebucht, aber am Schalter bezahlt wird. „Schön“, dass alles und jedes hier seine eigene App hat, auch wenn ich die nötigsten Dinge (Pass, Passnummer, Telefonnummer, Name etc.) lesen kann, irgendworan scheitere ich dann doch immer… Als ich dann aber endlich mein Ticket hatte und die Sicherheitskontrolle hinter mir gelassen habe – plopp, Stress ist abgefallen. Der Konfuzius-Tempel mit seiner langen Geschichte, den vielen schönen alten Bäumen, der hat diese Wirkung auf mich. Ganz in Ruhe habe ich mich treiben lassen.

Mit mir selbst im Reinen habe ich mich dann auf den Heimweg gemacht. Vielleicht wird dieser November doch nicht so blöd wie befürchtet!

 

Art District 798

Am nordöstlichen Rand des inneren Pekings, 15 Kilometer vom Tianan’men entfernt, liegt der 798 Art District (auch 798 Art Zone oder Kunstbezirk Dashanzi, 798艺术区, 798 yìshù qū).

Geschichte und Architektur

In den 1950er Jahren hat China hier mit der Unterstützung der Sowjetunion und der DDR Fabriken fürs Militär gebaut. Die Bauhaus-inspirierten Gebäude mit den Sägezahn-Dächern waren etwas ganz Neues in China (typisch sowjetische Brachialbauten gab es schon). Das Material für die Fabriken wurde zum Teil mit der TransSib nach China gebracht, die DDR entsandte 100 Fachleute.

Die Gebäude wurden so konzipiert und ausgerichtet, dass sie die größtmögliche Lichtausbeute hatten – deshalb die Sägezahn-Dächer. Die Fenster sind nach Norden ausgerichtet, um Schatten zu vermeiden.

In den 1990er Jahren kam die Produktion der staatlichen Firmen im „Joint District 718“ (später in Unterdistrikte und eben auch 798 unterteilt) zum erliegen. Ende der Neunziger zogen die ersten Künstler: Maler, Bildhauer, Designer in die lichtdurchfluteten Hallen und wandelten die Fabriken in Werkstätten um. Galerien wurden eröffnet, zum Beispiel 798 Space und UCCA, mehr und mehr Bars, Cafés und Restaurants eröffneten im Viertel. Je angesagter 798 wurde, desto höher wurden die Mieten, einige Künstler zogen weiter, z.B. nach Caochangdi. Heute kann man das Viertel als Bobo beschreiben (bourgois-bohémian). Es heißt inzwischen auch: hier ist mehr Show als Kunst. Und doch gibt es hier eine einzigartige, bunte und lebendige Atmosphäre.

798 ist nach der Verbotenen Stadt und der Mauer das am dritthäufigsten besuchte touristische Ziel in Peking.

Am Vormittag durch den 798 Art District

Ich war schon eine ganze Zeit lang nicht mehr dort und bin gestern bei tollem Wetter und guter Luft spontan mit einer Freundin durch den Art District geschlendert.

Buggies im Gänsemarsch – da wäre ein einfarbiger Hintergrund praktischer gewesen, aber hier gibt es das, was es sonst in Peking so gut wie gar nicht gibt: Graffiti.

Nicht nur Tags, sondern ganze Wandgemälde gibt es hier.

Und dann gibt es auch „Gekritzel“.

Sogar die Toiletten sehen cool von außen aus (und innen sind sie sauber).

Grün gibt es auch.

Hier am Pace (Faurschou Foundation) kann man die Bauweise mit den Sägezahn-Giebeln und den nach Norden ausgerichteten Fenstern gut erkennen.

Und auch hier im hippen Art District werden ganz traditionell die Vogelkäfige tagsüber nach draußen gehängt.

Dies ist ein Blumenladen mit angeschlossenem Café – das leider erst nachmittags öffnet.

Ja, Cafés gibt es viele. Hier eines mit Hund.

Kein Pilot, sondern Parkplatz-Anweiser.

Auch hier wird Fuß-Federball gespielt.

Oder mit den Großeltern spazieren gegangen.

Grün gibt es auch einiges.

Und ein Café mit Gans.

Es ist gerade noch warm genug für die Dachterrasse eines Cafés – Aus- und Ansichten inbegriffen.

Wie gesagt: auch Graffiti.

Schön war es wieder. Am Ende habe ich mich gefragt, warum ich nicht viel öfter hier unterwegs bin, ich hab’s gar nicht so weit.

Fotos

Hier sind noch ein paar mehr, ältere Bilder zu sehen: Ein Frühlingsspaziergang durch den Art District 798. Und hier sind Bilder von einem November-Spaziergang im Art District.

 

 

 

Es werde Licht!

Seit März war ein Teil des Yuyuantan-Parks im Westen der Stadt für das „Beijing International Light Festival“ abgesperrt. Am vorletzten Veranstaltungstag am vergangenen Wochenende habe ich es zusammen mit Freundinnen doch noch dahin geschafft. Es ist halt ein bisschen mühsam, dass man derzeit nicht weiß, ob man eine Veranstaltung/Sehenswürdigkeit spontan besuchen kann oder doch vorab ein Ticket kaufen muss. Für den Ticketkauf haben viele Events/Locations dann auch noch jeweils ihre eigene App – natürlich nur auf chinesisch, was das ganze noch schwieriger gestaltet. Aber ohne Tourismus aus dem Ausland lohnt sich eine mehrsprachige Version wohl eher nicht. Nach diesem Abend denke ich aber, dass ich mich davon künftig weniger abschrecken lassen sollte.

Wir hatten Glück, und der Regen, von dem es dieses Jahr viel zu viel und viel zu lang welchen gab, hat kurz vor dem Einlass um 18 Uhr endlich aufgehört.

Zunächst traten aber erst mal die Bao’ans an, das war aber vergleichsweise lässig. Kurz in Reihe aufgestellt…

… und nach dreißig Sekunden wuselten auch schon wieder alle durcheinander, und die Türen wurden fürs Publikum geöffnet. Durch einen bunt beleuchteten, verspiegelten Tunnel ging es aufs Gelände. Im ersten Abschnitt gab es Gelegenheit für Schattenspiele.

Aber auch ohne Schatten, nur mit der wechselnden Beleuchtung, sah es ganz nett aus.

Zur Atmosphäre trug auch die Musik bei, eine Art fahrstuhltauglicher Jean-Michel Jarre mit chinesischen Anklängen. Das ist jetzt gar nicht spöttisch oder abwertend gemeint, sondern der Versuch einer Beschreibung – es passte wirklich gut zusammen.

Ich habe vor einer beleuchteten Wand ein bisschen mit Langzeitbelichtungen experimentiert.

Blümchen und Fernsehturm (rot im Hintergrund), mit und ohne künstlichem Nebel.

Die Farben des Lichtes wechseln.

Der Turm in der Mitte war schon recht cool.

Wieder ein Stückchen weiter standen diese Quallen. An manchen hingen Lichterketten herunter, bei anderen „regnete“ es.

Um sich so oder ähnlich ablichten zu lassen, stellt man sich in lange Schlangen…

Um 18 Uhr zum Einlass war es noch relativ ruhig mit nur wenigen Besuchern, aber im Laufe des Abends wurdes es voll. Richtig voll.

Diese Kugeln haben es mir auch sehr angetan.

Am Ende verging die Zeit wie im Flug, und wir gehörten zu den letzten, die gingen. Zack, ging das Licht immer unmittelbar hinter uns aus. Wenn es auch nächstes Jahr wieder ein Lichterfestival gibt, warte ich nicht erst bis zum Schluss.

Zum Mondfest in den Botanischen Garten

Am Dienstag war nicht nur das chinesische Mondfest, sondern auch traumschönes Wetter. Da nicht nur dieser Sommer ungewöhnlich verregnet war, sondern sich das überwiegend miese Wetter auch noch im September fortsetzt, musste das unbedingt ausgenutzt werden. Ich habe nicht lange überlegt, und mich für den Botanischen Garten entschieden. Mit dem Scooter käme ich hin, aber nicht mehr zurück, also entscheide ich mich für die schnellste Lösung: Metro. Von „unserer“ Station Liangmaqiao nehme ich die Linie 10 „outer loop“. Die Bahn ist ziemlich leer. Ach ja, Feiertag.

 

Die Vorort-Bahn

Leere Bahn? Tja, das ändert sich, als ich in Bagou in die Xijiao Linie (Xijiao – 西郊 – Westliche Vororte) umsteige. Die Linie gibt es erst seit knapp vier Jahren und fährt von Bagou aus am Sommerpalast und Botanischen Garten vorbei zu den Duftbergen. Also kein Wunder, dass es nun brechend voll wird. Es sind Familien und Paare, die unterwegs sind, anders als bei meinen bisherigen Ausflügen zum Botanischen Garten keine Gruppen. Klar, ist ja ein Familienfest.

Am Sommerpalast steigen nur einige wenige aus, mit mir zusammen ein paar mehr am Botanischen Garten. Immer noch gut gefüllt fährt die Stadtbahn weiter zu den Duftbergen. Die Stadtbahnhaltestelle ist in der Mitte der Straße genau gegenüber vom Haupteingang des Botanischen Gartens – mit Schranken und Zebrastreifen und Uniformierten wird für sicheren, geordneten Überweg gesorgt (ich habe eine vage Vorstellung, wie das ohne aussehen könnte…).

Eintauchen in den Botanischen Garten

Vorm Tickethäuschen und im gesamten Eingangsbereich steppt der Bär. Ich löse nur das normale Parkticket für 5 RMB, bei dem Traumwetter zieht es mich weder ins Gewächshaus noch in den Wofo-Tempel (und selbst wenn spontan doch, könnte ich dort jeweils direkt am Eingang nachlösen). Schon nach wenigen Schritten verteilt sich das Gewusel. Ich schlage dieses Mal eine andere Richtung ein als bei meinen bisherigen Besuchen und gehe zunächst in Richtung Rosengarten. Hier ist nicht viel los, die meisten Rosen sind bereits verblüht. Ich genieße es trotzdem, sauge die Sonne auf. Mir graut jetzt schon vor dem langen, kalten Winter, da will ich jetzt noch soviel Wärme und Sonne tanken, wie es nur geht. Und grün sehen, bevor alles grau-braun und kahl wird!

Ich gehe am Gewächshaus vorbei weiter in Richtung „Cherry Valley“.

Nicht nur die Botanik, auch die Schatten faszinieren mich.

Man könnte es sich bequem machen und zum Wofo-Tempel mit dem Elektrobus hochfahren. Oder eine Runde mit der Bimmelbahn drehen. Aber auch wenn man das nicht tut, kann man dem Getute, Gebimmel und Gedudel nicht entkommen. Dabei fällt mir ein, wie überwältigend ich den allgegenwärtigen Lärm vor einigen Jahren noch empfunden habe – und jetzt habe ich mich daran gewöhnt und höre darüber hinweg. (Nein, ich werde nicht schwerhörig!)

Bambusgarten und Bach

Den Wofo-Tempel lasse ich links (bzw. rechts) liegen und drehe erst einmal eine Runde durch den Bambusgarten. Irgendwann höre ich auf zu zählen, wie viele verschieden Sorten Bambus hier wachsen – es sind viele.

Schließlich setze ich meinen Weg oberhalb des Bambusgartens fort, finde einen schmalen Weg etwas oberhalb der „Hauptstraße“, den ich noch nicht gegangen bin.

Schließlich komme ich an den Bach, der von oben den Hügel hinab ins Tal plätschert. Nach dem vielen Regen ist der voller als ich ihn bisher gesehen habe.

Noch ein Stück weiter oben sind einige Wege abgesperrt, dort scheint gebaut zu werden. Schließlich komme ich an diesen Überweg und kann zuschauen, wie jeder zweite sich nasse Füße holt und ein Teenager auch eine nasse Hose.

Ich habe zwar Trekkingsandalen an, mit denen ich da sicher und problemlos durchwaten könnte, aber ich gehe lieber den gleichen Holzbohlenweg zurück, der ist einfach hübscher als der gepflasterte Weg auf der anderen Seite.

Es gibt in China übrigens ziemlich große Spinnen…

Ich lasse mich weiter kreuz und quer durch den Botanischen Garten treiben, genieße die Aussicht.

Schmetterlinge

Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.
(Carlo Karges)

Inzwischen bin ich wieder weiter unten angekommen. In der Nähe des Gewächshause verläuft ein Weg, wo immer Pflanzen der Saison blühen. Und richtig gedacht, hier bekomme ich einige Schmetterlinge vor die Linse.

Am See

Ich finde die Kombination von blauen Himmel mit Schäfchenwolken, Wasser und Grün unwiderstehlich! Ich bin einem chinesischen Paar gefolgt, bin mir nicht bewusst, eine Absperrung überwunden zu haben, aber es hätte wohl eine da sein sollen. Immerhin, ich komme tatsächlich mal direkt ans Südufer. Umkehren will ich nicht, also muss ich doch ein bisschen klettern.

Schließlich lande ich doch wieder auf dem breiten Weg. Inzwischen hat es sich spürbar geleert und auch ich mache mich so langsam auf in Richtung Ausgang.

Was dieser Mann hier wohl macht?

Zum Abschluss werfe ich noch einen Blick auf die Blumenskulptur. Die sind hier in China wirklich angesagt, nicht nur hier im Botanischen Garten. Zu besonderen Anlässen sieht man sie aber wirklich überall.

Nun mache ich mich auf den langen Heimweg. Die Uhr behauptet, ich wäre fast 15 km gelaufen (und ich habe wieder nicht alles angesehen). Als ich zuhause ankomme, ist es stockfinster. Macht nichts, denn ich spüre noch immer die warme Sonne auf der Haut und habe viele bunte, sonnige Bilder im Kopf (und der Speicherkarte).

Fotos. Viele Fotos.

 

Ein September-Nachmittag in Peking

Heute Nachmittag hatte ich Zeit und bin spontan in Richtung Shichahai getuckert. Aber schon auf dem Weg gibt es viel zu gucken.

Zum Rauchen nach draußen…

Der Hund muss mit!

Am Shichahai

Heute ist nicht so viel los wie vor kurzem, die Rikschafahrer haben nichts zu tun.

Der Bootsverleih ist wieder geöffnet. Ich überlege kurz, denke aber, dass ich dafür gerne ein anderes Objektiv an der Kamera hätte, heute hab ich das 24 mm drauf. Wie so oft denke ich, dass das ein Luxus ist, den ich als Touri hier nicht hätte: ich kann halt unkompliziert jederzeit wiederkommen.

Bootsanleger am Westufer des Shichahai

Als sie sieht, dass ich sie fotografiere, wirft sie sich in Pose, Schirm kommt weg.

Tempel des Feuergottes

Wo ich schon in der Ecke bin, schau ich auch noch kurz in den Feuergott-Tempel hinein.

Die bunten Wimpel, die neulich noch hingen, sind weg. Schade, das war noch bunter. Dafür ist die Musik heute lauter.

Yandai Byway

Die Yandai Gasse ist zwar keine 250 Meter lang, aber wirklich hübsch. Klar, sie ist touristisch so aufgehübscht worden wie die Nanluoguxiang, mir gefällt’s trotzdem. „China Famous Historical Cultural Street“ seit 2010, da müssen wohl chinesische Standards gewahrt werden.

Türklopfer mal anders

Vor der historischen Post wird fotografiert.

Hier findet sich die typisch chinesische Mischung von Handwerks- und Souvenirläden, Imbissbuden und Restaurants mit (nicht nur) lokalen Spezialitäten. Mich versetzt das kurz in eine Stimmung wie auf Reisen, fühle mich an solche Tourigassen in Dali, Xi’an, Luoyang erinnert (so unterschiedlich diese Orte auch sind). Ich sollte wohl doch wieder häufiger auf Sightseeing-Tour gehen.

Egal wie alt du bist, du bist hier nie zu alt für Haarschmuck aller Art!

Dieses plastische Stadtmodell ist das erste, dass ich hier bewusst wahrnehme (Oder es ist das einzige? Keine Ahnung!).

Fuhrpark

Meerjungfrau oder Hofdame?

Sieht man auch vielerorts in China: Kuscheltiere als Deko am Haus.

Ich werfe noch einen Blick zurück in die Gasse, bevor ich zu meinem Scooter zurücklaufe.

Mondfest in Sicht

Auf dem Rückweg stoppe ich noch am Jingkelong, wo viel los ist. Der Bao’an, der mir immer helfen will und mich immer ermahnt, langsam zu fahren, kommt extra angerannt, um ein Fahrrad zur Seite zu schieben, damit ich meinen Scooter abstellen kann. Das ist mir echt peinlich, ich will keine Sonderbehandlung.

Im Supermarkt gibt es zahlreiche Sonderstände: nächste Woche ist das Mondfest. Natürlich Mondkuchen, stückweise einzeln verpackt oder in bunten, aufwendigen Geschenkverpackungen. Diese Geschenkpackungen gibt es aber auch für ganz alltägliche Dinge wie Eier, Öl, Würzsaucen, Süßigkeiten, Nüsse … .

Vorhin klingelt es an der Tür – der Vermieter, der mir zwei große Geschenktüten entgegenhält. Mondkuchen und eine Massagepistole. Cool. :)

Schnipsel Nr. 15

Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, Gedanken, die in wenigen Zeilen erzählt sind oder mit einem Bild ausgedrückt werden können – das sind meine “Schnipsel”. 

Zahlen

Seit einem Monat gibt es keine lokale Corona-Neuinfektion mehr in Peking, vor drei Wochen ist das neue Schuljahr gestartet, zunächst online, am 1. September dann auch „richtig“.  In drei Wochen sind schon wieder Ferien: Golden Week.

Der Tod des Botschafters

Es gibt hier wohl niemanden, den der plötzliche Tod von Jan Hecker nicht erschüttert hat. Mein Mitgefühl gilt vor allem seiner Familie. Den Ehemann und Vater zu verlieren, ist immer furchtbar, aber nach so kurzer Zeit in einem fremden Land, wird es wohl noch härter.

Bundestagswahl? Leider ohne meine Stimme.

Wählen aus dem Ausland ist nicht so einfach. Früher hatte ich mal geglaubt, Auslandsdeutsche könnten in Botschaften und Konsulaten wählen. Wie naiv… Wir haben uns schon sehr früh darum gekümmert und unseren Antrag auf Eintragung ins Wählerverzeichnis rechtzeitig auf den Weg gebracht: ich habe unseren Brief im Juli einem Freund mitgegeben, der nach Deutschland geflogen ist. Eingetragen ins Wählerverzeichnis wurden wir (wir haben hinterher telefoniert), aber bis heute sind unsere Briefwahlunterlagen nicht angekommen. Am Montagnachmittag wäre aber der letzte Termin gewesen, um die Wahlbriefe an der Botschaft abzugeben, damit sie rechtzeitig ankommen (immerhin diesen Service der Botschaft gibt es in Ländern mit langen Postlaufzeiten nach Deutschland).

Der DLF hat hier über die Problematik berichtet.

Alle Jahre wieder: Ärger mit der Klimaanlage

Letzte Woche ist unsere Klimaanlage gereinigt worden. Und ich freu mich noch, dass es in diesem Jahr keine Probleme damit gegeben hat. Hätte ich nur nichts gesagt… Am Donnerstag komme spätabends nach einem Fotogruppen-Treffen nach Hause, und höre schon an der Tür ein Tropfen. Während ich mich noch beeile, die elektrischen Geräte (e-Heizungen, Luftbefeuchter (!), Ventilatoren, Ladegeräte, Staubsauger und was man halt sonst noch so in Abstellkammern stehen hat) zu retten, wird aus dem Tröpfeln ein Wasserfall. Die provisorische Reparatur hält (noch), aber es werden Rohre ersetzt werden müssen, ganz erledigt ist das Problem noch nicht. Und in wenigen Wochen steht auch noch die Umstellung von Kühlen auf Heizen an, vielleicht geht das dann ja ohne Extras. ;)

Fotos

Hier noch ein paar Eindrücke aus der letzten Zeit.

Streetfotografie-Workshop im Herzen Pekings

You can find a English version here.

Wie man an der Vielzahl der Fotos hier im Blog sicher sehen kann: ich fotografiere gerne und gehe nie ohne Kamera aus dem Haus. Ich habe Spaß daran, die Welt um mich herum festzuhalten. Ein bisschen mehr „Wow“ für meine Fotos, das wäre aber auch nicht schlecht. Und vor allem: ich würde gerne mehr Menschen in meinen Bildern zeigen – hier in China geht das auch ohne Einverständniserklärungen etc.  Aber wenn es darum geht, dichter ran an die Menschen zu gehen, trau ich mich viel zu oft nicht.

Schon länger wollte ich einen Streetfoto-Workshop bei  Francois Nadeau machen, einem in Peking lebenden kanadischen Fotografen. Als es jetzt nach langer Pandemie-bedingter Abwesenheit und Pause wieder mit seinen Workshops losging, war ich direkt dabei.

Etwas Theorie zu Beginn

Die Gruppe ist erfreulich klein: wir sind zu viert plus Francois. Zunächst gehen wir in ein Café, wo er uns eine theoretische Einführung ins Thema gibt: Geschichte, bemerkenswerte Streetfotografen und ihre verschiedenen Stile, unterschiedliche Herangehensweisen, ein bisschen Technik und Theorie, Komposition, Licht und Schatten… Aber vor allem spricht er auch den Punkt an, der mir so wichtig ist: es gibt keinen Grund für die Angst beim Fotografieren von Fremden. Man tut ja niemanden etwas Böses – und in Wahrheit gibt es auch nichts Schlimmes, was dabei passieren kann. Gerade China/Peking ist ideal für Streetfotografie, sowohl was die rechtlichen Rahmenbedingungen angeht als auch die Bereitschaft, sich fotografieren zu lassen.

Francois macht uns Mut, beschreibt aber auch ein paar Möglichkeiten, wenn man die direkte Konfrontation vermeiden will – sei es aus Schüchternheit, sei es aus der Erwägung heraus, dass es die Situation verändert, wenn sich jemand als Fotosujet wahrnimmt. Einen wichtigen Grundsatz gibt er uns noch mit auf den Weg: Respekt. Und: lächeln! Super, das kann ich.

Und dann geht es auch direkt raus auf die Straße.

Rund um die Qianmen

Wir halten Ausschau nach Menschen und ihrem Alltag.

Gibt es Analogien oder Gegensätze?

Accessoires, besondere Kleidung?

Geometrien, Linien, Symmetrien – oder das Durchbrechen der Ordnung?

In den Hutongs

Während wir uns in Richtung Dashilar bewegen, reden wir über Licht und Schatten – und dass gerade das harte Mittagslicht in der Streetfotografie genutzt werden kann.

Tiere gehen natürlich auch immer!

Das Schild finde ich zu genial.

Hier ein Bild, das nicht so gut funktioniert, in schwarz-weiß erst recht nicht. Eigentlich hätte ich gerne den Mix von traditionellem Lampion einerseits und Peppa Pig und Co. andererseits herausgestellt. Aber das ist auch ein Lerneffekt: manchmal geht es halt nicht so, wie man sich das denkt. Hier ist der Hintergrund zu unruhig, es sind zu viele verschiedenen Elemente. (Ich hätte mich vielleicht an Details versuchen können.)

Das nächste Bild mag ich, obwohl oder weil es schräg ist – so langsam klappt es besser mit dem aus der Hüfte schießen.

War da was mit dem Lächeln? Das kommt ganz von selbst, so sehr genieße ich den Tag. Ich hab „Solar Power“ von Lorde als Ohrwurm, die Sonne brennt, der Himmel ist quietschblau, und ich merke, dass ich mich zwar nicht über Nacht zu jemanden entwickeln werde, der Fremden überfallartig die Kamera direkt ins Gesicht hält (will ich auch gar nicht), aber dass ich meine Scheu wohl überwinden kann. Ich muss nur Dranbleiben.

Zurück auf der Qianmen

Sie hat mich angeguckt – und es ist gar nichts passiert. Jetzt sind wir zurück an der Qianmen, allerdings am anderen Ende.

Noch ein paar Eindrücke.

Südlich der Chang’an

Eine der anderen Teilnehmerinnen möchte gerne in Richtung Tian’anmen, alle sind einverstanden, also gehen wir hinüber. Unglücklicherweise haben nicht alle ihren Pass dabei, bei der ersten Kontrolle reicht zwar das Handyfoto vom Pass, bei der zweiten aber nicht mehr. Da die Sonne noch immer ganz schön knallt, hat uns das rückblickend vermutlich vorm Sonnenstich bewahrt. Stattdessen gehen wir am Polizeimuseum vorbei und lassen uns ein wenig durch die schattigen, baumbestandenen Straßen im Viertel südlich der Chang’an treiben.

Immer wieder bleiben wir stehen und Francois macht uns z.B. auf besondere Lichtverhältnisse aufmerksam. Auch für jeden einzelnen von uns nimmt er sich immer wieder Zeit und geht auf unsere unterschiedlichen Wissensstände und Anliegen ein. Gut gefällt mir, dass er auch Einsteigerfragen beantwortet – aber sehr knapp, so dass das nicht von der Zeit fürs eigentliche Thema abgeht. Stattdessen weist er auf seinem Einsteigerworkshop hin. So passt das für uns alle gut. Grundsätzlich geht es an diesem Tag überhaupt mehr um das richtige Hingucken, auf Momente warten, Licht, Komposition, weniger um Kameratechnik.

Die kleine Prinzessin schläft.

Girl(s) on a bicycle (und Ralph McTell im Ohr).

Man könnte sich hier an jede belebte Kreuzung stellen und Spruch-T-Shirts knipsen. ;)

Nach sieben Stunden geht der Workshop zu Ende.

Es war ja nun eh ein wunderschöner Sommertag, da hätte das herumstreifen auch einfach so schon viel Spaß gemacht. Aber mit all dem Input, der Ermutigung, den vielen Tipps und Hinweisen, der netten Gesellschaft war es besonders schön. Mich hat dieser Tag einen großen Schritt weitergebracht, ich habe an Selbstvertrauen gewonnen. Jetzt muss ich halt dranbleiben.

Interesse geweckt? Hier geht es zu Francois‘ Webseite: Just go out and take some pictures.