Losar im Lamatempel

Ich hatte ja von einer chinesischen Freundin den Tipp mit dem „Tanz im Lamatempel“ bekommen und von Ulrike vom Bambooblog die Erklärung, dass es sich dabei um Losar, das tibetische Neujahrsfest handelt.

Losar: Das tibetische Neujahrsfest

Losar ist ein wichtiges Fest für tibetische Buddhisten in China. Dieses Jahr fiel der Neujahrstag auf den 21. Februar. Die Feierlichkeiten zum tibetischen Neujahrsfest dauern fünf Tage, von den letzten beiden Tagen des Vorjahres bis zum dritten Tag des neuen Jahres: 2023 also vom 19. bis 23. Februar.

Bei dem Event am Sonntag handelte es sich um Buza. Das Wort Buza stammt aus dem Mongolischen und bedeutet „Das Schlagen der Teufel“.

China Daily schreibt dazu:

Das „Schlagen der Teufel“ ist immer noch eine geheimnisvolle religiöse Zeremonie, die Menschen aus der ganzen Welt anzieht, nicht nur Buddhisten, die sich ihr anschließen und die Atmosphäre einfangen, in der die Teufel aus dem Geist eines jeden vertrieben werden und die Seele und das Herz gereinigt werden.

Es wird voll

Am Abend vor dem Event waren die Tickets in der App schon ausverkauft, daher war ich schon gespannt, ob es wirklich vor Ort noch Tickets geben würde. Gab es, nicht nur für Ausländer. Ich hab eine Fotofreundin auf dem Weg zum Tempel getroffen und gemeinsam haben wir uns dann ins Getümmel gestürzt. Wir waren schon vor 12 Uhr da und es war bereits proppevoll. Rund um die Bühne wurde schon mächtig gedrängelt.

Ich kann das überhaupt nicht haben, in einer Menschenmenge festzustecken, und war daher froh, dass wir auf den Sockel eines der Fahnenmasten klettern konnten – und auch nicht von dort verscheucht wurden. Der noch freie Platz auf dem Bild war wenig später schon gut gefüllt.

Als es dann wirklich losging, alle aufstanden und ihre Handys und Kameras hochreckten, blieb zwischen Hüten und Zweigen nur noch ein kleines Guckloch, aber immerhin. Und wir hatten einen guten Überblick über die ganze Szenerie.

So konnten wir beobachten, wie mit Flatterband noch Korridore gezogen wurden, und wie die auf dem Bild noch freie Fläche sich rasch mit Menschen füllte. Wir konnten sehen, wie ein Krankenwagen ankam, Bao’ans Sanitätern mit Trage einen Weg bahnten und wie sie wenige Minuten später mit einer Frau auf der Trage zum Krankenwagen zurück eilten (die Frau hat sich aber mit den Sanitätern unterhalten, schien glücklicherweise nicht dramatisch zu sein). Wir konnten einen Streit um einen Platz weit vorne hören und sehen. Und wir konnten sehen, wie das Haupttor immer wieder geschlossen wurde, bis sich die Menge auf dem Platz besser verteilt hatte. Ich war wirklich sehr froh über meinen Standort oberhalb des Gedrängels…

Beating the devil – Devil’s Dance

Dann ging es los. Trotz der eingeschränkten Sicht aus der Entfernung – das war schon sehr cool, das erleben zu können.

Losar im Lamatempel: zwei verkleidete Mönche tanzen den Devil's Dance, im Hintergrund bunte Thangkas und weitere Mönche.

Nach zwanzig Minuten war es auch schon vorbei. Viele Leute sind direkt danach gegangen, durften aber nur durch die normalerweise geschlossenen Seitenausgänge hinaus gehen – durch den Haupteingang kamen immer noch weitere Menschen in den Tempel hinein.

Diese Maske anzusehen schien wichtig zu sein.

Und es wurden Unmengen von Räucherstäbchen angezündet.

Der nächste tibetische Neujahrstag fällt auf den 10. Februar 2024 – und zwei Tage vorher müsste wieder der Teufelstanz sein. Das Gedrängel direkt an der Bühne möchte ich mir nicht antun, aus der Entfernung hab ich’s gesehen. Aber ich werde mir rechtzeitig weiter hinten einen guten Standort suchen, um die festlich gekleideten und die kostümierten Mönche aus der Nähe betrachten und fotografieren zu können, wenn sie zur Bühne gehen beziehungsweise zurückkommen.

Das ist doch schon ziemlich cool, dass ich diese Möglichkeit habe, mir das nochmal aus einer anderen Perspektive anzusehen, oder?

Fotos

Laternenfest im Himmelstempel

Der Himmelstempel(-park) hat auf seinem WeChat-Account mit Aktivitäten zum Laternenfest geworben. Das habe ich zum Anlass genommen, um zusammen mit Rasmus mal wieder einen Ausflug dorthin zu machen. Wie sich dabei herausstellte, gab es leider keine Laternenausstellung, nur das Online-Laternenrätsel, früher am Tag war wohl auch ein kleines Konzert. Aber es war proppevoll, vielleicht, weil im kaiserlichen China der Kaiser den Himmelstempel am Laternenfest besucht und in der Halle der Ernte für gutes Wetter und gute Ernte gebetet hat. Aber sicher auch, weil es für viele Touristen der letzte Urlaubstag ist, einige Besucher haben Koffer dabei.

Das Laternenfest am 15. Tag des neuen Chinesischen Jahres schließt die Neujahrsfeierlichkeiten ab. Man isst Tangyuan (Klebreisklösschen) und löst Rätsel, die auf Laternen gezeichnet/geschrieben oder auf Zetteln daran befestigt sind. Mehr zum Laternenfest in Ulrikes Bambooblog.

Langer Gang geschlossen

Wir betreten den Himmelstempel am Osteingang. Ich freue mich darüber, wie voll es ist und dass es wieder die Wimpel der Reiseleiter zu sehen gibt. Der  Lange Gang ist allerdings wegen Renovierung gesperrt.

Um zur Halle der Ernte zu kommen, müssen wir also einen kleinen Umweg machen und kommen dann durch das Südtor dorthin. Ich finde den Anblick immer wieder beeindruckend.

Smog

Wie man sieht: man sieht nicht viel von der CBD-Skyline, denn der AQI dümpelt bei ca. 180 herum. (Vor ein paar Jahren hätte das noch als für vergleichsweise gut gegolten, aber inzwischen haben wir uns hier an deutlich bessere Luft gewöhnt.)

Eis zum Wucherpreis

Ein Magnum kostet im Supermarkt 10 RMB. Dieses Himmelstempel-Eis kostet 46 RMB/Stück – über 6 Euro, für chinesische Verhältnisse wirklich sehr teuer. Trotzdem sieht man wirklich viele Leute, die es sich gönnen. Es gibt es in vier Farben/Geschmacksrichtungen. Wir verzichten, uns ist so kalt, dass wir lieber eine Nudelsuppe gehabt hätten…

Dachziegeldrachendrama?

Die Dachziegel auf den Dächern und den Mauern sind mit Drachen verziert. Die grünen Ziegel beziehen sich auf die Erde, die blauen – natürlich – auf den Himmel. Rasmus stellt fest, dass die Drachen auf den Ziegeln alle gleich ausgerichtet sind – bis auf einen. Das muss überprüft werden…

Wir umrunden den kompletten Platz und entdecken noch einige wenige „falsche“ Ziegel mehr, falsch herum ausgerichtet oder ganz anders, vermutlich erneuert.

Irgendwann dringt ein geflüstertes „Waiguoren!“ (Ausländer!) an mein Ohr. Das haben wir auch lange nicht gehört. So schön, dass es wieder Touris in Peking gibt.

Nach der zweiten Runde ist uns dann wirklich kalt, und wir machen uns auf den Rückweg.

Habe ich erwähnt, dass es wirklich voll ist?

Wir müssen relativ lange auf ein Didi warten – der Andrang ist gerade sehr groß. Als wir dann endlich ein Didi bekommen, müssen wir angesichts der Route lachen…

Fotos

Shougang Park

Letzte Woche war ich mit der Fotogruppe im Shougang Park, auch Shougang Industrial Heritage Park. Weltweit bekannt ist das Gelände des stillgelegten Stahlwerks seit den olympischen Winterspielen 2022, denn hier befindet sich die Big Air Schanze. Richtig, die mit den Kühltürmen!

 

Interessiert hat mich das Gelände schon lange, aber es liegt über 30 km westlich von uns. Angesichts der Pandemie, der lästigen Maßnahmen und vor allem der damit verbundenen Unsicherheit hatte ich bis vor kurzem keinerlei Ambitionen, den weiten Weg auf mich zu nehmen. Das ist ja inzwischen zum Glück anders, und ich war sehr gespannt.

Auf dem Hinweg teilen wir uns Taxis und treffen uns dann vor dem Starbuck’s, das mittendrin im Viertel mit Blick auf alte Industriegebäude und Kühltürme liegt. Kein Park mit Eingangstoren, sondern ein Straßenviertel, das anders als der Art District 798 nicht mit Schranken abgegrenzt ist.

Das Gelände soll laut offizieller Werbung lebendig-florierend sein. Das ist es nicht wirklich, zumindest nicht heute. An diesem kalten Februartag sind außer uns nur wenige Leute hier unterwegs. Der Skywalk ist geschlossen, also stromern wir unten auf den leeren Straßen zwischen den riesigen Anlagen hindurch. Und trotzdem ist es interessant, der leicht morbide Charme des Vergangenen wird gerade durch die leeren Straßen verstärkt.

Es gibt zwar einige wenige Infotafeln (chinesisch und englisch), für meinen Geschmack hätten das viel mehr mit ausführlicheren Informationen sein können.

Die Big Air Schanze

Wir durchqueren das Gelände nach Westen in Richtung Big Air Schanze.

Ein paar Schritte weiter hören wir Musik – die kommt von einer Eisbahn. Trotz der an sich coolen Location: wir haben die trostloseste Eisbahn Pekings gefunden.

Hier stoßen wir auf eine Treppe zum Skywalk, die nicht abgeschlossen ist. Nichts wie rauf!

Uns kommen ein paar wichtig aussehende Männer entgegen, ihnen folgt ein warm eingepackter Wächter, der uns wort- und gestenreich bedeutet, dass hier geschlossen ist. Aber er lässt uns noch ein paar Fotos machen, bevor wir wirklich wieder runter müssen, fragt uns, wo wir herkommen – und begleitet uns die nächsten zwanzig Minuten, bis er auf einen Kollegen trifft.

Tolle Beleuchtung!

So langsam dämmert es, aber um länger herumzustehen ist es doch noch viel zu kalt.

Wir schießen nur noch ein paar Bilder aus der Hand von den rot beleuchteten Gebäuden und machen uns dann mit der Metro (Station Jin’anqiao, Linien 6, 11 und S1) auf den Rückweg. Um diese Zeit geht das erheblich schneller als mit dem Taxi, denn damit hätten wir dank Feierabendverkehr ewig im Stau gestanden (Staus machen mich allerdings immer noch absurd glücklich, weil so wunderbar normal).

Das war jedenfalls ein toller Ausflug, ein absolut lohnenswertes Ziel. Sobald es abends nicht mehr so eisig ist, will ich wieder hin.

Viele Fotos!

Winter im Sommerpalast

Mit der Fotogruppe geht es in den Sommerpalast. Es ist ein knackig kalter Wintertag, morgens noch grau und mit mäßigem Smog, aber später am Vormittag sollen die Luftwerte dank Wind aus der richtigen Richtung gut werden. Es gibt sogar eine „blaue Landsturmwarnung“ (blau ist die niedrigste von vier Warnstufen), der ich dusseligerweise keine Beachtung schenke, denn ich arbeite ja nicht als Fensterputzerin oder auf einem hohen Gerüst.

Wir sind nur zu dritt (interessante parallele Veranstaltungen und viele noch/schon verreist) und teilen uns ein Taxi ab der Schule. Die Straßen sind leer und wir sind in noch nicht einmal einer halben Stunde am Nordtor des Sommerpalasts – Rekordzeit. Sofort stürzt sich ein Baoan auf uns und zeigt uns eine Infotafel, wo wir den QR-Code scannen sollen, um die Tickets zu kaufen. Ich habe das Sommerpalast-Miniprogramm bereits und bin schon im System, aber der Mann ist unsicher und winkt eine weitere Mitarbeiterin zu uns. Beide sind wirklich nett und hilfsbereit, aber auch so klappt alles problemlos. Anlässlich der Feiertage zahlen wir nur den halben Preis (25 statt 50 RMB) – das hätte ich nicht gewusst. Kein Messen der Temperatur mehr, kein Scannen des Healthcodes, nur noch den QR-Code der Tickets vorzeigen und wir sind drin.

Suzhou-Market-Street

Der Nordeingang ist der Eingang direkt an der Suzhou-Street. Hier stürzt sich wieder ein Mann auf uns und will uns hier aufs Eis locken. Rückblickend wäre das eine gute Sache gewesen, aber unser Plan ist es, erst auf den Hügel hinauf zu klettern, dann hinunter in Richtung Marmorboot, durch den langen Korridor am See entlang bis hin zur 17-Bogen-Brücke und als abschließender Höhepunkt aufs Eis des Kunming-Sees.

Zugefrorener Kanal im Sommerpalast, gesäumt von historischen zweistöckigen Bauten.

Wir gehen also weiter. Ich bin zwar im Wesentlichen wieder fit, aber bei den Stufen bergauf bin ich doch noch kurzatmiger als normalerweise. Aber das ist dann auch das Einzige, was ich noch von Covid übrig habe, ansonsten bin ich endlich wieder ganz gesund, keine komischen Husten- oder Schwächeanfälle mehr, es ist also endlich überstanden.

Zu Schauen gibt es mehr als genug, zum Beispiel die Dachreiter auf den zahlreichen Pavillons und Hallen.

Grüne glasierte Dachreiter auf einem Pavillon

Das Marmorboot

Wir erreichen das Marmorboot. Noch ist es grau und zusammen mit dem Gegenlicht kann das Marmorboot auch mal ganz düster wirken. Die Holzaufbauten wirken aber tatsächlich schäbiger als früher, hier stehen sicher bald Renovierungsarbeiten an.

Marmorboot auf/am Kunming-See im Pekinger Sommerpalast

Wir spazieren durch den langen Korridor, machen eine kleine Kaffeepause, das wärmt von innen. Es ist wirklich bitterkalt. So langsam wird es windig, aber noch sind wir im geschützten Bereich der Innenhöfe. Die Bäume sind mit Hunderten von roten Mini-Laternen geschmückt und zu meiner großen Freude sehe ich den Wimpel einer Touristengruppe. Dass die einem mal fehlen würden bzw. dass man sich so freut, dass die endlich wieder da sind…

Hunderte kleiner roter Lampions in einem kahlen Baum, im Hintergrund ist ein traditionelles chinesisches Gebäude zu erkennen

See und Eis

Wir spazieren weiter am See entlang und haben wirklich tolle Aussichten über den See hinüber zum Langlebigkeitshügel und den historischen Gebäuden.

Zugefrorener Kunming-See im Pekinger Sommerpalast

Inzwischen ist es deutlich windiger geworden, das Grau verschwindet. Wir nähern uns erstmal der 17-Bogen-Brücke, überqueren diese und schlendern über die Insel.

17-Bogen-Brücke im Pekinger Sommerpalast

Nun geht es aufs Eis. 100 RMB pro Person sind für Zugang plus Eisfahrrad zu berappen. Wir schlittern drauf los, setzen uns auf die Eisräder – und dann stellt sich rasch heraus, dass das angesichts der teils heftigen Windböen eine nicht ganz so kluge Idee gewesen ist. Eigentlich wollten wir kreuz und quer über den See und schließlich an der Nordost-Ecke zurück an Land. Uneigentlich mussten wir gegen den Wind anradeln – und sind praktisch nicht vorwärts gekommen. Kein Vergleich zum letzten Jahr, wo ich kreuz und quer über den gefrorenen See sausen konnte.

Das Gefühl, dass es so toll ist, hier zu sein und das erleben zu können, hält nur kurz an, denn wir merken rasch, dass es bei den heftigen Windböen nicht ganz ungefährlich auf dem Eis ist. Herrenlose Schlitten und Räder sausen mit hoher Geschwindigkeit übers Eis – wenn die einen treffen, könnte das nicht nur weh tun, sondern einen ernsthaft verletzen. Aber auch wir selbst werden vom Wind in Richtungen getrieben, in die wir gar nicht wollen, da hilft es nicht mal, sich mit den Füßen gegen das Eis zu stemmen.

Als eine von uns sieht, dass ein Mann stürzt und zunächst nicht wieder aufsteht, ist es kein lustiges Abenteuer mehr, wir entschließen uns abzubrechen. Wir geben die Räder ab und schlittern vorsichtig zurück an Land. Wir sind gerade auf der Rampe, als wir sehen, dass hinter uns das Eis geräumt wird. Tickets werden auch keine mehr verkauft. Also wieder was gelernt: auch die „harmlosen“ blauen Warnungen haben ihren Sinn – und künftig bei heftigen Windböen nicht mehr aufs Eis.

Unterm Strich war es dennoch ein toller Ausflug. Es bleibt ja noch eine ganze Zeitlang frostig, vielleicht gönne ich mir das (Eis-)Vergnügen doch noch mal, sonst spätestens im nächsten Jahr wieder. Ansonsten bin ich spätestens im Frühling wieder im Sommerpalast.

Fotos

Lamatempel und Hutongs

Nach der langen Sommerpause starten so nach und nach wieder alle Gruppenaktivitäten. Heute war ich mit der Fotogruppe unterwegs: erst im Lamatempel und dann kurzer Hutongspaziergang samt Lunch im „Little Yunnan“. Da mein Orientierungssinn manchmal nur so mittelgut ausgeprägt ist, bin ich früher losgefahren, um noch einen netten Weg vom Tempel zum Restaurant auszukundschaften. Abgesehen davon war ich aber auch nervös, denn das letzte Mal, als es mit der Fotogruppe in den Lamatempel gehen sollte, hing ein handgeschriebenes „geschlossen“-Schild an der Tür. Der Lamatempel ist in der Pandemiezeit ein bisschen Indikator dafür geworden, wie angespannt die Lage ist: hier war immer als erstes geschlossen (und am längsten).

Auf dem Weg schon viel zu gucken

Schon auf dem Weg fallen mir viele Fahrzeuge ins Auge, die in den letzten Jahren total selbstverständlich für mich geworden sind, die es so in Deutschland nicht gibt. Guckt, das ist ein Lastenrad (mit e-Unterstützung).

Und das hier ist eine Rikscha, von denen es an der Metrostation Dongzhimen so langsam wieder mehr gibt. Hier werden nicht wie am Shichahai Touris rund um den See gefahren, sondern es ist wie ein Taxi für kürzere Strecken. Außerdem im Bild: Leihfahrrad, Scooter (und ein paar Fahrzeuge, die ständig im Weg oder im Stau stehen).

Ich tuckere durch die Hutongs, finde viel Interessantes – nur das Restaurant finde ich nicht wieder…

Nein, hier ist es auch nicht…

Unverrichteter Dinge mache ich mich zum Treffpunkt auf, wo sich schon bald die anderen einfinden.

Im Lamatempel (Yonghegong)

Zum ersten Mal seit langer Zeit gehe ich wieder durch die Ginkgo-Allee, die in wenigen Wochen schon goldgelb leuchten wird.

Obwohl es keine großen Touristengruppen gibt, ist der Tempel voll. Das könnte am bevorstehenden Mondfest (am Sonnabend) liegen. Bemerkenswert: es sind viele jüngere Leute.

Es riecht intensiv nach Weihrauch, der in Massen verbrannt wird. Plötzlich rennt ein Wächter los, schreit hinter einem jungen Mann her. Der hatte ganz in Gedanken Weihrauchstäbchen mit in die Halle genommen. Ups!

Ich hab hier ja mal erzählt, dass ich den Lamatempel auch schon mal auslassen würde, wenn Besuch da ist, und den dort alleine hinschicke. Aber nun war so lange kein Besuch mehr hier, so dass ich mich sehr freue, wieder in dieser wunderschönen, beeindruckenden Anlage zu sein.

Vor dem blauem Himmel sieht das alles nochmal so gut aus.

Hier im Tempel (der ja früher Prinzenpalast war, bevor er umgewidmet wurde) findet sich die klassische Palastarchitektur, gemischt mit tibetischen Elementen. Manche Beschriftungen finden sich in vier Sprachen: Mandschurisch, Chinesisch, Tibetisch und Mongolisch.

Noch mehr Eindrücke:

Mich zieht es wieder zur letzten großen Halle, in der der riesige Maitreya-Buddha aus einem einzigen Stück Sandelholz steht. Der 7. (oder 8.?) Dalai Lama hat diesen dem Kaiser Qianlong zum Geschenk gemacht. Der Transport von Tibet nach Peking hat drei Jahre beansprucht.

In den Hallen sind zwar die großen Schilder mit der roten durchgestrichenen Kamera verschwunden, das steht jetzt diskreter auf den Schildern draußen an den Hallen. Aber sobald man auch nur den Anschein erweckt, fotografieren zu wollen, kommt ein Mönch, um das zu unterbinden. Die Mönche tragen heute nicht die gelbbraune Kutten, an die ich mich erinnere, sondern traditionelle rote Jacken zu dunklen Hosen.

Die Granatäpfel sind (fast) reif!

Paifang (Torbogen) am Eingang:

Noch mehr Bilder vom Lamatempel, u.a. auch des riesigen Sandelholz-Buddhas, finden sich hier.

Ulrike vom Bambooblog erzählt hier von ihren Eindrücken, aber auch viel zur Geschichte.

Durch die Hutongs

Zum Glück hat eine der anderen einen Location-Pin vom „Little Yunnan“ samt Wegbeschreibung und so spazieren wir durch die Hutongs dorthin.

Hier wird auch Mittagspause gemacht.

Das Essen im Little Yunnan ist genauso toll, wie ich es in Erinnerung hab. Und: ich hab jetzt auch einen WeChat-Location-Pin, damit kann ich es künftig leicht wiederfinden. Jetzt fehlt nur noch der Besuch, den ich dahinschleppen kann…

Nun trennen sich unsere Wege, mit Leihrad, Bus, Bahn oder Scooter machen wir uns alle auf den Rückweg. Aber auch da gibt es noch viel zu sehen.

Chilis werden getrocknet.

Und das sind die ersten Maronen in diesem Herbst. Aber bei 30 Grad verzichte ich lieber – zum Leidwesen des Verkäufers, der etwas abseits im kühleren Laden gewartet hat, und sofort angerannt kommt, sobald er mein Interesse bemerkt.

Hund im Fahrrad- oder Scooterkorb sieht man inzwischen auch ziemlich oft. Und ganz oft ist es auch genau diese Pudelrasse.

 

Drei Tempel in Xisi

Ich bin im Ferienmodus, ich hinke mit der „Berichterstattung“ hinterher… Jetzt ist es schon über eine Woche her, dass meine Freundin und ich unsere historischen Stadtspaziergänge fortgesetzt haben und noch einmal in Xisi waren. Diesmal hatten wir vor allem die Tempel auf dem Zettel, die wir beim vorigen Besuch wegen meines fehlenden Testergebnisses nur von außen angeguckt haben:

  • Guangji Tempel (Tempel der umfangreichen Hilfe),
  • Lidai Diwang Miao (Tempel der alten Monarchen) und
  • Baita Si (Tempel der Weißen Pagode).

Und auch die Hutongs dort, die diversen Residenzen in Richtung Zhongnanhai – da ist noch einiges anzusehen.

Guangji Tempel

Ausgerechnet vom schönsten, interessantesten Tempel dieser Tour habe ich fast keine Bilder gemacht… Aber von vorn: Der Guangji Tempel ist Sitz der größten buddhistischen Vereinigung in China, der Chinesischen Buddhistischen Gesellschaft. Auch die chinesische buddhistische Forschungsgesellschaft ist hier angesiedelt. Schon draußen an der Straße ist viel los, Leute kommen und gehen. Auf Stellschildern prangen zwei QR-Codes, einer ist natürlich der für die Health App, den erkennt wohl inzwischen jeder. Wozu der andere wohl ist? Aber ich habe die Frage noch nicht einmal zu Ende gedacht, als schon mehre Mönche (oder Gläubige) in schlichter, traditioneller Kleidung bei uns sind und uns helfen. Okay, nun sind wir also als Besucherinnen von Pekings religiösen Stätten registriert (man lernt hier seine Passnummer in Handumdrehen auswendig, so oft wie die abgefragt wird) und dürfen hinein – der Eintritt ist frei.

Direkt nach diesem Foto werde ich darum gebeten, bitte nur zurückhaltend zu fotografieren und auf gar keinen Fall die Buddha-Statuen. Ich schalte die Kamera aus und nehme dann lieber die Atmosphäre mit allen Sinnen auf. Es ist heiß, das angenehme Gefühl der Sonnenstrahlen auf der Haut, den Geruch von Räucherstäbchen, Stimmengewirr, leise Musik… In einer Ecke werden Bücher an Kinder ausgegeben, vor einer Halle sitzen viele Menschen und lesen. Es ist bunt und lebendig und wirklich schön hier. Um nicht zu stören, schauen wir nicht in jede Ecke, sehen aber doch das meiste. Als wir uns dem Ausgang nähern, werden uns noch Wasserflaschen übergeben, selbst als ich auf die Flaschen zeige, die aus meinem Rucksack rausgucken. Einen Besuch hier kann ich nur empfehlen.

Tempel der alten Monarchen

Es geht weiter zum Tempel der alten Monarchen, einfach ein Stück weiter die Fuchengmennei Dajie (oder kürzer Funei Avenue) entlang. Dabei kommen wir an einer Comic Galerie vorbei, die wir uns auch noch kurz ansehen. Neben chinesischen Klassikern und „Revolutionärem“ gab es unter anderem auch Micky Mouse und Goofy.

Der Tempel der Herrscher der Vergangenheit (Lidai Diwang Miao) ist zwar der größte in Xisi, unser Guide (vergriffene Ausgabe von „Beijing by Foot“) attestiert ihm einen Mangel an Atmosphäre. Was damit gemeint ist, wird uns klar, sobald wir den Tempel betreten haben. Dieser Tempel, 1530 erbaut, diente dem Staats- und Ahnenkult, Besucher gibt es außer uns fast keine. Es ist alles picobello sauber, ein paar Pflanzen sind dekorativ aufgestellt – aber es ist leer und öde. Es gibt eine Ausstellung, die aber nur rudimentär auch in Englisch beschriftet ist, wir verlieren schnell das Interesse.

Es ist wirklich heiß. Wir setzen uns auf einen Bank unter einem riesigen, uralten Wachholder und machen eine Pause. Jetzt freue ich mich über das geschenkte Wasser – das mitgebrachte ist längst alle. Wir beschließen, uns wenigstens den Tempel der Weißen Pagode noch anzugucken, angesichts der Hitze müssen wir dann nicht noch mehr machen.

Tempel der Weißen Pagode

Wir kommen wieder an „Shutter Island“ (dem etwas gruselig wirkenden Krankenhaus) vorbei, überqueren eine Hauptstraße, bei der Hitze zieht sich der Weg weiter als wir es in Erinnerung haben. Aber endlich sind wir da.

Wie in vielen Tempeln wird die erste Eingangshalle von den vier Himmelskönigen bewacht.

Wir lassen die weiteren Hallen links und rechts liegen, denn es zieht uns als erstes zur weißen Pagode.

Aber leider ist die Treppe zur Pagode hinauf geschlossen, es sieht nach dauerhafter, nicht nur temporärer Sperrung aus. Aber immerhin, wir sind so dicht dran, wie es eben geht. Diese 1271 erbaute Stupa ist das älteste Gebäude in Peking und wurde auf Befehl von Kublai Khan vom nepalesischen Architekten Araniko erbaut. Wir umrunden die Stupa, ich hatte ja noch eine leise Hoffnung, dass es vielleicht doch noch einen Aufgang gäbe. Fehlanzeige.

Wir kommen am Souvenirshop vorbei und werfen einen Blick hinein. Einen langen Blick, denn es ist nicht nur wunderbar kühl, sondern die erhältlichen Souvenirs gehen über das übliche hinaus. Natürlich gibt es die gängigen Kühlschrankmagneten, viel chinesische Literatur, aber auch Becher, Taschen, Aufkleber…

Inzwischen sind nicht nur unsere Köpfe übervoll mit Eindrücken, die erstmal sacken müssen, sondern es ist wirklich unangenehm heiß (nur für den Fall, dass ich das noch nicht erwähnt haben sollte). Schluss für heute! Meine Freundin fährt mit dem Bus, ich schleiche die Straße entlang zurück zu meinem Scooter. Der Fahrtwind unterwegs ist klasse, die An- und Aussichten ebenfalls – zum Beispiel der Blick auf die andere Weiße Pagode in Peking mitten im Beihai (todesmutig während der Fahrt geknipst, Anhalten strengstens verboten, alle paar Meter stehen Wachen – Zhongnanhai ist um die Ecke).

Fazit

Das war sicherlich nicht der letzte Spaziergang in Xisi. Nicht nur, dass noch zahlreiche Residenzen und Hutongs auf uns warten, ich „muss“ nochmal in den Tempel der Weißen Pagode, um die Statue des nepalesischen Architekten anständig zu fotografieren – und ich möchte gerne wieder in den Guangji Tempel, dessen Atmosphäre mir unglaublich gut gefallen hat. Und vielleicht kann ich dort dann auch diskret und respektvoll doch noch ein, zwei Bilder mehr machen. Wer zum ersten Mal in der Ecke ist: dann kann man der Vollständigkeit halber auch einen Blick in den Tempel der alten Monarchen werfen, aber soviel verpasst man nicht. Ich bin jedenfalls sehr begeistert von Xisi, ein wirklich schönes, lebendiges, authentisches Pekinger Altstadtviertel!

Fotos!

 

Hutongs und Historie

Ich bin wirklich froh, dass Peking so groß ist, denn es gibt für mich immer noch interessante Ecken zu entdecken. Mit der Metro fahre ich bis zur Station Xidan. Diese liegt direkt an der Kreuzung West Chang’an Avenue und Xuanwumen Street. Zur Orientierung: Wenn man die West Chang’an Richtung Osten geht, kommt man nach 2 Kilometern auf den Tiananmen. Es ist also eine der größten und bekanntesten Straßen hier in Peking mit entsprechendem Verkehr, riesigen Malls und sonstigen Baukolossen. Doch gleich um die Ecke liegt ein ruhiges Hutong-Viertel mit einigen Sehenswürdigkeiten, und das wollen wir uns diesmal ansehen.

Uni, Prinzenresidenz und Schule

Als erstes stehen wir vor der früheren Jingshi Woman Normal University in der Xinwenhua Street. Eine der Studentinnen war Liu Hezhen, die beim Massaker am 18. März 1926 getötet wurde. Eine von Li Dazhao angeführte Demonstration eskalierte, 47 Demonstranten starben, über 200 wurden verletzt, einer davon Li Dazhao. Auf letzteren gehe ich weiter unten noch ein.

Während wir hier stehen und schauen, gesellt sich eine alte Dame zu uns. Sie hat hier mal studiert, erzählt sie uns. Wenn das keine Gelegenheit ist, viele Fotos zu machen – ihr Mann kommt ganz schön ins Schwitzen.

Direkt neben der ehemaligen Universität befindet sich die Residenz von Prinz Keqin Jun, die nun eine Grundschule ist.

Shoushuihe Hutong

Dann biegen wir in den Shoushuihe Hutong ein. An einer der Hauswände findet sich sowas wie eine Ahnentafel des Viertels (?). Rechts im Bild der Autor Lu Xun, in der Mitte Zeng Guofan, zweiter von links Li Dazhao.

Schräg gegenüber könnte man sich nett hinsetzen. In diesem Hutong gibt es auch ein Papercut Museum, das an Wochenende geöffnet sein soll. Um es zu finden, muss man aber sehr suchen (mit anderen Worten, wir waren uns nicht sicher, ob es sich um ein normales Wohnhaus oder das Museum handelt).

Wir lassen uns ein bisschen kreuz und quer durch die Hutongs treiben.

Cathedral of the Saviour

Schließlich erblicken wir diese Bruchbude, die sich als unser nächstes Ziel entpuppt: die anglikanische Cathedral of the Saviour.

Ein Wächter passt auf, dass wir uns der Baustelle (die nicht danach aussieht, als würde hier aktuell gearbeitet werden) nicht zu sehr nähern, lässt uns aber auf den Hof, damit wir uns die Front ansehen können. Architektonisch bemerkenswert ist der Mix aus chinesischen und westlichen Baustilen. Wir versuchen später von der Rückseite eine bessere Sicht auf das achteckige chinesische Kirchtürmchen zu bekommen, aber irgendwas verdeckt immer den Blick.

Die Kirche gilt seit 2003 als Cultural Relic Protection Site und auch eine Buchhandlung soll sich darin befinden. Sieht derzeit nicht so aus.

Weiter durch die Hutongs

Was genau der historische Gebäudeteil im Bild unten ist bzw. war, haben wir nicht herausgefunden. In dieser Ecke zwischen Xuanwumen und Tonglinge Road sitzt auch (ein Teil) der Xinhua News Agency.

Auch typisch für Peking. ganze Familien auf einem Scooter.

Auch wenn man sich in den Hutongs leicht verfransen kann – das Super 8 Hotel lässt sich sicher leicht wiederfinden. (Ob es darüberhinaus empfehlenswert ist? Keine Ahnung.)

Naoshikou Street

Wir biegen auf die Naoshikou Street ein – eine breite mehrspurige Hauptstraße. Und doch gibt es hier diesen lauschigen Platz – inklusive Huhn.

Wir wollen zur Residenz von Li Dazhao, stehen aber vor einem verschlossenen Tor. Ich spreche den Wächter an, der uns erklärt, dass der Eingang auf der anderen Seite ist – und dass erst um 14 Uhr geöffnet wird.  Trifft sich gut, wir machen – eine für chinesische Verhältnisse späte – Mittagspause und bekommen in einem der zahlreichen Restaurants in der Naoshikou Street hervorragende Nudeln und Gurkensalat.

Gestärkt und runtergekühlt (Klimaanlage lief  im Turbomodus) machen wir uns wieder auf in die Hitze, gespannt, ob wir die Residenz nun finden werden.

Die Residenz von Li Dazhao

Wir biegen in den außergewöhnlich gepflegten, hübschen Wenhua Hutong ein, in dem die Residenz von Li Dazhao liegt.

Li Dazhao (1889-1927) ist außerhalb Chinas nahezu unbekannt, aber von großer Bedeutung für die Chinesen. Er gilt als Chinas erster Kommunist. Zusammen mit Chen Duxiu gilt er als Mitbegründer der Kommunistischen Partei Chinas. Auch hatte er großen Einfluss auf Mao.

Zum Weiterlesen: Wikipedia und hier.

Die Residenz ist täglich außer montags von 9-12 und von 14-16:30 geöffnet, der Eintritt ist frei. Wichtig: Pass mitnehmen!

Schon von weitem sehen wir eine Gruppe von etwa 30 Leuten in weißen Hemden und dunklen Hosen bzw. Röcken. Alle mit Parteiabzeichen am Hemd. Pünktlich um 14 Uhr geht das Tor auf. Alle zeigen ihre ID-Karte, wir gucken uns an: beide keinen Pass dabei. Wie so Peking-Anfänger. Ich bin schon dabei zu sagen, dass wir dann halt ein anderes Mal wiederkommen, aber inzwischen sind zwei Uniformierte, die Ticketverkäuferin und eine Besucherin dabei, uns zu helfen.

Zum Glück haben wir Fotos unserer Pässe auf den Handys, dazu ein Blick in meinen chinesischen Führerschein und diktierter Handynummer: Problem gelöst, wir dürfen eintreten.

Auf einmal hören wir, wie im Chor gesprochen wird. Wir eilen um die Ecke und sehen, wie hier wohl ein Eid abgelegt wird (oder etwas Ähnliches).

Im Anschluss wird noch gesungen und natürlich Fotos gemacht – und die Residenz wird auch besichtigt.

Die Ausstellung ist ausschließlich chinesisch beschriftet, aber mit Übersetzungsapps kommt man gut zu Recht. Für einen Besuch sollte man eine halbe Stunde einplanen, wenn man wirklich alles liest/übersetzt vielleicht ein bisschen länger.

Durch die Hutongs zum Sanwei Bookstore

In Peking schneit es ja dauernd, wenn auch nicht unbedingt Schnee. Im Frühling ist es der white cotton fluff (Weidenblüten), jetzt ist der „Schnee“ eher gelb. Wie ich gerade erst gelernt habe, handelt es sich dabei um die Blüten des „Honigbaums“ (= Japanischer Schnurbaum), der bei Pekingern auch als Nationalbaum gilt. Die Blüten sind essbar und finden in der TCM Verwendung. Und sie kleben mächtig…

Wir erreichen unser letztes Ziel für heute, den Sanwei Bookstore. 1988 gegründet, handelt es sich um die älteste private Buchhandlung in Peking. Eigentlich soll der Laden täglich ab 12 Uhr geöffnet sein, aber die Tür ist verschlossen, die Rolläden sind heruntergezogen. Durch eine Ritze sehe ich, wie ein Mann innen das Licht anschaltet, erhasche einen Blick auf symmetrisch angeordnete Buchregale, aber das Geschäft bleibt zu.

Hinter der Buchhandlung ist eine kleine Grünfläche mit einer Taschenuhr und einem Buch. Am 28.7.1937 war der Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke, der Auslöser für den Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg.

Den Text des Buches habe ich noch nicht ganz entziffert, es hat mit General Hao Mengling zu tun, der nach dem Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke seinen vorzeitigen Ruhestand beendete – und unter anderem deshalb getötet wurde, weil er dem Drängen seiner Untergebenen, seine verräterische Generalsuniform gegen eine einfache Uniform tauschen, nicht nach gab.

Bus und Bahn mit zwei Klimazonen ;)

Inzwischen sind wir beide kaputt. Es ist wirklich furchtbar heiß. Meine Freundin geht zur Metro in die eine Richtung, ich zum Bus in die andere, denn ich möchte mit dem Bus Nr. 1 die Chang’an entlang und am Tiananmen und Verbotener Stadt vorbeifahren, da sieht man mehr, hier z.B. den Tiananmen mit dem Mao-Mausoleum.

Allerdings wird der Bus schnell so voll, dass ich es dann doch vorziehe, bei der nächsten Gelegenheit (Jianguomen) in die Metro umzusteigen. Die ist klimatisiert – und sogar unterschiedlich: in der Mitte gemäßigt, vorne und hinten ist es eisig, also lieber in die Mitte. Beim Umsteigen in Guomao muss ich rennen, da lande ich hinten: ja, das ist echt zu kalt. Sehr coole Neuerung (vor einiger Zeit gab es nur eisig, inzwischen sind es immer mehr (alle?) Linien).

Fotos

Frühling in der Verbotenen Stadt

Es ist schon fast zwei Jahre her, dass ich zuletzt in der Verbotenen Stadt war. Das war Anfang Mai 2020, direkt nachdem der Kaiserpalast nach der Pandemie-bedingten Schließung wiedereröffnet hat. Nur 5.000 Tickets durften damals pro Tag verkauft werden – und das war schon ein ganz besonderer Palastbesuch, wenn man bedenkt, wie voll es sonst in der Forbidden City ist. Ich bin zwar immer wieder mal an der Verbotenen Stadt vorbeigefahren oder habe von oben vom Kohlehügel drauf geguckt, aber drinnen war ich seit dem nicht mehr. Gab ja auch keinen Besuch aus Deutschland, mit dem ich dort hätte hingehen können…

Von daher war ich Feuer und Flamme, als eine Freundin gefragt hat, ob wir nicht mit zwei weiteren fotobegeisterten Freundinnen diese Woche hingehen wollen. Die Wetteraussichten waren gut, der Sandsturm würde sich hoffentlich vom Acker gemacht haben, also habe ich zugesagt. Ich habe direkt das Ticket (60 RMB) gebucht. Das kann man inzwischen zwar auch über eine App machen, ich finde es einfacher über die Webseite.

Tolle Bedingungen: Wetter, Luft – und kein bisschen voll

Wir haben Glück: der Sandsturm hat sich verzogen, das Wetter ist großartig. Wir lassen uns mit einem Didi zum Osttor bringen (am Tian’anmen darf man nicht anhalten, und wir kennen den Weg unter dem Mao-Porträt hindurch alle schon).

Weg am Fluss entang

Der Weg zum Osteingang

Am eigentlichen Eingang wird es kurz kompliziert, einer der Wächter will uns unbedingt zum Ticketschalter hinüber schicken und es dauert ein bisschen, bis wir ihm verständlich machen konnten, dass wir Langnasen tatsächlich schon online die Tickets gekauft haben. Aber dann klärt es sich auf: wir sollen noch einen QR-Code scannen und in dem sich öffnenden Formular unsere Passnummer eingeben. Und als sich dann die nächste Seite öffnet, war es das auch schon. An der Sicherheitskontrolle muss man trotzdem den Pass vorzeigen. Wieder etwas umständlicher als früher, aber ich habe mir hier abgewöhnt nach dem Warum zu fragen, ich kann’s eh nicht ändern.

Okay, also Foto-Thema „Frühling in der Verbotenen Stadt“. Ich wollte nicht unbedingt nur Blüten ablichten (das könnte ich auch in unserem kleinen Innenhof), ich hab gedacht, ich versuche mich mal weiter an Timelapse-Videos und habe mein Stativ eingepackt. Aber dann schlendern wir durch die ersten Höfe und der Gedanke an Wimmel-Videos verschwindet, denn es wimmelt gar nix. Es dürfen jetzt zwar 30.000 Tickets/Tag verkauft werden, aber es sieht nicht viel voller aus als vor knapp zwei Jahren!

So viel Platz, so wenig Besucher:innen!

Kein Wunder, Reisen nach Peking ist derzeit auch innerchinesisch kompliziert, also gibt es keine Touristengruppen. Dafür gibt es unglaublich viele verkleidete Frauen und noch mehr Fotograf:innen. Und das wird dann auch das, was fotografisch an diesem Tag im Mittelpunkt stehen wird. Pläne machen ist gut, spontan Gegebenheiten beim Schopfe packen ist besser. Wir folgen also den vielen, die es in den östlichen Bereich des Palastes zieht.  Dahin, wo die Apfelbäume in voller Blüte stehen. Dabei (und auch immer wieder im Laufe des Tages) kommen wir an Wächtern im Anzug vorbei, die im Gänsemarsch ihre Patrouillen absolvieren.

Here come the men in black… ;)

Es ist so schön!

Wir gehen durch ein Torhaus, im Schatten sitzen Frauen und Kinder, die geschminkt und frisiert werden und alle paar Schritte gibt es eine andere Gruppe, die posiert. Und das ist dann alles zusammen einfach nur wunder-, wunderschön!

Zu zweit….

… oder solo, aber alle irgendwie schön!

Es sind übrigens mindestens zehnmal so viele Fotografinnen und Fotografen hier wie „Models“. Die machen es teils zum eigenen Vergnügen und knipsen sich gegenseitig mit ihren Handys. Andere sind in Kleingruppen da: Model, Stylistin, Fotografin… Es dauert, bis wir uns hier losreißen können. Es ist unfassbar schön: die tolle Kulisse der roten Hallen der Verbotenen Stadt, die Apfelblüte und der betörende Duft, die fröhliche Stimmung.

Und endlich wird mir ganz leicht ums Herz. Zwar melden sich ab und zu unsere Handys mit Seuchen- und Kriegsnews (Kerry Residence im Lockdown! Giftgas in Mariupol! …), wir nehmen es zur Kenntnis und können es an diesem Tag doch irgendwie ausblenden (auch wenn es natürlich im Hinterkopf bleibt und mich nachts nicht schlafen lässt).

Wir reißen uns irgendwann los vom Blütenmeer und den kostümierten Schönheiten los und schlendern weiter.

Eine Frau in einer roten Jacke schaut durch den Spalt eines verschlossenen roten Tores in der Verbotenen Stadt

Was gibt es hier wohl zu sehen?

Wir wechseln so langsam vom östlichen in den den westlichen Bereich und können dabei immer wieder einen Blick auf den Kohlehügel werfen.

Der Pavillon des Ewigen Frühlings oben auf dem Kohlehügel von der Verbotenen Stadt aus gesehen

Goldene Dächer samt Blick zum Pavillon des Ewigen Frühlings oben auf dem Kohlehügel

Es sind überwiegend Frauen, die kostümiert sind, aber einige beziehen auch ihre Kinder mit ein.

Die sind mal mit mehr, mal mit weniger Begeisterung bei der Sache.

Kleiner Junge im historischen Kostüm späht in eine rote Halle in der Verbotenen Stadt

Wer muss hier nicht an den Film „Der letzte Kaiser“ denken?

Wir machen eine kurze Pause und trinken zwischendurch einen Kaffee. Ja, es gibt jetzt ein kleines Café mit wirklich gutem Kaffee innerhalb der Verbotenen Stadt (bei den ehemaligen Eishäusern).

Der Kaiserliche Garten (Imperial Garden)

Wir gehen zurück zur Mittelachse, genießen den Blick über Altes und Modernes Peking:

Nun zieht es uns in den Kaiserlichen Garten. Hier ist es lauschiger, keine großen gepflasterten Plätze, sondern alles ist dichter zusammen, grüner, lauschiger.

Hier wird natürlich auch posiert.

Beim Kaiser/Kaiserinnen-Baum ist tatsächlich nichts los! Hier posiert heute tatsächlich niemand. Der Baum ist eigentlich ein Symbol für ewige Liebe, früher standen die Pärchen hier Schlange, um sich ablichten zu lassen…

Wir überlegen kurz, zum Nordtor hinaus zu gehen und dann noch im Jingshan Park auf den Kohlehügel zu steigen, entscheiden uns aber dagegen und lassen uns zurück in Richtung Osttor treiben. Mit Blick auf einen der größeren Plätze haben ich dann noch mal ein wenig mit Timelapse-Videos herum probiert. Mir hat allerdings ein bisschen die Ruhe gefehlt (wobei das eher an mir als den anderen lag, ich hätte sicher mit Verständnis dafür rechnen können, dass ich jetzt mal 30 Minuten an Ort und Stelle bleibe), aber es geht voran – sicher demnächst hier im Blog zu sehen.

Inzwischen ist noch weniger los, fast nur noch Kostümierte und Fotografierende. Und einige Kinder mit dabei.

Wie man sehen kann: es ist noch leerer geworden – kaum noch jemand auf dem Platz unterwegs.

Zurück bei den Apfelbäumen

Aber bei den Apfelbäumen ist noch ordentlich etwas los. Eine kostümierte Schönheit nach der anderen posiert und wird von unzähligen Kameras eingefangen.

Eine Lautsprecherdurchsage macht darauf aufmerksam, dass der Kaiserpalast in Bälde schließen wird und man seinen Besuch bitte daraufhin abstimmen möge (soll wohl heißen: sich rechtzeitig zu den Ausgängen zu begeben). Und tatsächlich packen jetzt alle ihre Siebensachen zusammen und strömen zu den Ausgängen.

Wir beschließen den Tag nicht weit vom Ausgang im „Beijing Pie“, einem kleinen, typischen Pekinger Restaurant mit ebenso typischen Pekinger Gerichten (und nein, keine Touristenfalle, was man so nahe an der Verbotenen Stadt befürchten könnte), sondern wirklich rundum gut (und günstig).

Als ich abends zuhause ankomme, bin ich total erledigt, aber so gut gestimmt wie schon lange nicht mehr: der Tag war einfach perfekt, leicht und unbeschwert – eine Auszeit, mit der ich so gar nicht gerechnet hatte, und die ich deshalb umso mehr zu schätzen weiß.

Achtung, viele Bilder!

Im Westen des Sommerpalasts

Im Westen des Sommerpalastes sieht man nicht nur die Westberge, sondern besonders die Pagode auf dem Jadehügel fällt immer ins Auge – das wollte ich mir schon länger aus der Nähe ansehen. Gleichzeitig schau ich ja auch fast immer, ob ein Ort auch reizvoll für die Fotogruppe sein könnte. Eigentlich stand die Fotogruppen-Planung bis zum Sommer ja schon, aber angesichts der Pandemie-Lage überlegen wir uns gerade Alternativen zum Künstlerdorf Cuandixia und zum Wasserdorf Gubeikou – beides nicht mehr innerhalb Pekings, und das könnte problematisch werden. Mit einer Freundin bin am Dienstag also auf Erkundungstour gegangen.

Jadehügel? Kein Zutritt.

Reiseführer geben zu der Ecke kaum etwas her, auch auf Webseiten sind wir nicht groß fündig geworden, dabei sind rings um den Jadehügel mehrere große Parks auf den Karten eingezeichnet. Wir haben uns also ein wenig auf ins Blaue gemacht und uns mit dem Didi zu einer Kreuzung unterhalb des Jadehügels bringen lassen.

Wir haben schon damit gerechnet, dass wir nicht zur Pagode hochlaufen können, ich hatte auch schon mal gelesen, dass das Gelände rund um die Pagode für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, denn hier wohnen hochrangige Politiker und Militärs, quasi das inoffizielle Hinterzimmer der chinesischen Politik (im Gegensatz zum offiziellen Sitz Zhongnanhai im Zentrum der Stadt). Aber hier ändert sich alles so schnell, vielleicht würden wir ja doch Glück haben? Zumindest mal aus der Nähe fotografieren müsste doch drin sein?

Aber auch wenn sich hier alle schnell ändert, das nicht. Der Hügel ist durch eine hohe Mauer abgesperrt, alle paar Meter stehen schwer bewaffnete Soldaten und/oder Polizisten.

Beiwu-Park

Nun gut, wir gehen in den Park, wollen uns dort ein bisschen durch die Gegend treiben lassen und dann in Richtung Sommerpalast weitergehen.

Der Blick zur Pagode ist durchaus nett, aber der Park ist nicht so besonders, dass man extra den weiten Weg hierher auf sich nehmen müsste. Vor allem nicht, da Peking eine Vielzahl wirklich schöner, interessanter Parks hat. Immerhin, dieser Park hat auch ein eigenes kleines Marmorboot.

Marmorboot im Beiwu-Park

Auf die Pagode hat man immer wieder einen netten Blick.

Eingemauerte Jadehügel

Wir haben Zeit, lassen uns durch den recht großen Park treiben. Allerdings ist es kühler als erwartet, die Sonne kommt nicht wie erhofft raus, wir bleiben also nirgends länger stehen, weil wir sonst frieren. Immerhin: die Luft ist gut, das Grau kommt vom Wetter.

Feuerlöscher im Park

Bei schönem Wetter sicher noch viel hübscher

Der Frühling kommt, wenn auch langsam

Aber trotz dieser Pagoden-Ansichten haut uns der Park nicht um, und so machen wir uns auf zum Westtor des Sommerpalasts.

Sommerpalast mal vom Westen aus

Ich habe den Sommerpalast schon durch fast alle Tore betreten und verlassen, nur durch das Westgate bisher nicht, also Premiere. Es ist zwar immer noch grau und kalt, aber der Blick über den Kunming-See auf die 17-Bogen-Brücke mit den blühenden Bäumen auf dem Damm davor – das ist schön.

Wir schlendern also am westlichen Ufer des Sees entlang, wechseln auf den Damm mit den vielen Brücken dazwischen. Die meisten Bilder, die man vom Sommerpalast zu sehen bekommt, sind solche, die den Tower of Incense (Pavillon des buddhistischen Wohlgeruchs) zeigen – vom Haupttor aus fotografiert. Heute also mal vom Westufer des Sees aus:

Bis kurz vor diesen Booten konnte ich „neulich“ (vor gut zwei Monaten…) noch mit dem Eisfahrrad fahren! Aber der Winter ist vorbei, wie man an den vielen Knospen, Blüten und dem zarten Grün sieht: so langsam kommt der Frühling. Den Magnolien in der Stadt hat der Kälteeinbruch samt Schnee in der letzten Woche aber gar nicht gut getan:

Magnolie mit Frostschaden

Wasserschutzgebiet und Zugvögel

Wir kommen an einen Zaun vorbei, aus dicken Metallstreben. Dieser Zaun meint es ernst, anders als die Bändchen in Kniehöhe, die hier meist zum Einsatz kommen. Er ist wirklich undurchdringlich und unüberwindbar (zumindest nicht ohne Leiter oder Seil, ich bezweifle aber, dass man mit Leiter in den Palast eingelassen wird… ). In diesem Zaun sind aber einige wenige Gucklöcher eingearbeitet. Der Zaun schützt den dahinterliegenden See, der als Trinkwasserreservoir dient – und von Zugvögeln als Rastplatz genutzt wird. Durch die Gucklöcher hat man auch noch einen netten Blick auf den Jadehügel samt Pagode und Tempel auf dem Hügel nebendran.

Zaun mit Guckloch

Zugvögel, Westberge (und Dreck auf dem Objektiv?)

Leerer Langer Korridor

Wir beschließen, in dem kleinen Café in dem Hof hinter dem Marmorboot einen Kaffee zum Aufwärmen zu trinken. Die kleine Auszeit in dieser Idylle tut gut. Obwohl wir im Freien sitzen, lässt es sich gut aushalten und uns wird wieder wärmer. Leider hält das nicht lange vor. Schon am Marmorboot ist mir wieder kalt. Es wird klar, dass wir nicht mehr zu lange bleiben sollten, um uns nicht zu erkälten. Ich möchte gerne durch den Langen Korridor gehen, denn es ist so schön leer, dass man das mal richtig genießen können sollte. Sonst ist es dort ja oft so voll, dass man nur einen kurzen Blick hineinwirft und dann auf dem breiten Weg daneben weitergeht. Und richtig, freier Blick im Langen Korridor.

Kurz vor dem Haupttor sehen wir, dass die Pfingstrosen austreiben. Jetzt heißt es, den Zeitpunkt der Pfingstrosenblüte nicht zu verpassen! Ich möchte sie mir im Botanischen Garten, im Jingshan-Park und im Sommerpalast ansehen.

Fotos

Lieblingsort Kohlehügel

Der beginnende Frühling macht tatsächlich wieder mehr Lust aufs Unterwegs-sein. Es ist Montag, d.h. fast alle Museen sind geschlossen, also müssen Skurrilitäten wie das Leitungswassermuseum noch auf mich warten. Ich bin noch unentschlossen wohin, egal, erst mal raus, wird sich schon was finden, sobald ich unterwegs bin. Ich starte in Richtung Zentrum. Da komme ich an der Botschaft vorbei, inzwischen hängt auch hier die Flagge der Ukraine.

Ich kreuze den 2. Ring, aber erst als ich die Andingmen Inner Street überquere, fängt es wieder an zu kribbeln. Achja, das Zentrum Pekings reizt mich immer noch und immer wieder. Und selbst hier gibt es immer noch einiges zu entdecken oder auch mal einen Anblick, den man nicht immer hat – das geöffnete Tor am Trommelturm hier zum Beispiel.

Zum Jingshan-Park!

An der Kreuzung hier beim Trommelturm fällt mein Blick auf den Wanchun-Pavillon oben auf dem Kohlehügel, und in dem Moment weiß ich, wo ich hinfahre: zum Jingshan-Park. Ein paar Minuten später bin ich schon da, stelle den Scooter ab. Stelltafeln mit QR-Codes und bebilderter Anleitung machen klar: Ticket per App kaufen! Okay, inzwischen haben wir hier ja damit Erfahrung, ich tippe Namen und Handynummer ein, wähle „ausländischer Reisepass“ aus, kopiere meine Passnummer ins zugehörige Feld – Fehlermeldung: „Bitte geben Sie eine korrekte ID-Nummer an“. Alles klar, da haben die App-Programmierer für das Feld nur Ziffern vorgesehen, ist nicht das erste Mal. Also muss ich doch zum Schalter, halte mein Handy mit der Fehlermeldung hoch – und muss nicht lange erklären, das Problem ist wohl schon bekannt, meine Passnummer wird von Hand notiert und dann bekomme ich mein Ticket und kann endlich durch das Tor in den Park treten.

Den Anblick mit den Lampions in den Bäumen kenne ich ja schon – und finde ich immer noch schön.

Die Schneeflocken sind aber neu, die sieht man dank Olympia noch fast überall.

Ebenfalls immer wieder schön: dieser Pavillon.

Mich zieht es direkt nach oben auf den Kohlehügel. Ziemlich weit oben gibt es eine Neuerung: die „Imbissbude“ (die eh nur selten besetzt war) beherbergt jetzt nur noch Getränkeautomaten.

Der beste Blick über die Verbotene Stadt

Schließlich komme ich ganz oben an und kann die Aussicht über die Verbotene Stadt genießen.

Da Montag ist, ist die Verbotene Stadt geschlossen, dafür wird dort gearbeitet, das Hämmern hört man bis hier oben.

Große Halle des Volkes: Two Sessions

Die Große Halle des Volkes ist reich beflaggt: derzeit finden die „Two Sessions“ statt. Two Sessions, chinesisch: 两会 Lianghui , sind die alljährlich gleichzeitig stattfindenden Sitzungen des Nationalen Volkskongresses und der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes.

Blick nach Westen

In Richtung Westen sind die Berge in Sicht, die Weiße Pagode auf der Insel im Beihai-Park, die (kleinere) weiße Pagode im Tempel der Weißen Pagode (leicht links von der Bildmitte) und natürlich der Fernsehturm.

Wanchun-Pavillon

Die oberste Plattform des Wanchun-Pavillons ist immer noch gesperrt (wegen der Pandemie, hier ist normalerweise Abstand halten unmöglich). Ich umrunde den Pavillon mehrmals, die Aussicht über die Verbotene Stadt ist natürlich unvergleichlich, aber auch der Blick in die anderen Richtungen gefällt mir. Die Bänke, die auf der Nordseite standen (mit Blick Richtung Olympia-Gelände) sind weg.

Noch eine Runde…

Hier sieht man das Nationalmuseum – und wie unglaublich groß es ist.

Noch sind ja die Paralympics, hier also der Blick in Richtung Olympia-Gelände, davor der Trommelturm, erst herangezoomt und dann die große Ansicht.

Blickt man Richtung Nordosten, sieht man Wangjing, das „weiße Segel“  links ist einer der Türme des Wangjing Soho.

Nicht fehlen darf auch der Blick nach Südosten: der CBD mit Langer Unterhose, Citic Tower usw.

Xizhimen

Ich schaue noch einmal nach Westen: Xizhimen. Das Wort „men“ bedeutet Tor, das alte Xizhimen-Tor, durch das früher das Trinkwasser aus den Jade Spring Hills nach Peking gebracht wurde, wurde 1969 abgerissen. Pünktlich zur Eröffnung der Sommerolympiade 2008 wurde hier ein Verkehrsknotenpunkt eröffnet, weithin sichtbar durch das Bürogebäude mit den drei abgerundeten Türmen.

Hier noch einmal die beiden Weißen Pagoden, wer im Bild oben den Tempel der Weißen Pagode nicht gefunden hat: hier am linken Bildrand.

Habe ich schon mal erwähnt, wie hübsch ich diese Pavillons finde?

Frühling!

Die Pfingstrosen sind noch nicht dran, als erstes blühen hier die Magnolien. Traumschön, oder?

Das hat gut getan. Irgendwie habe ich es in den vergangenen Jahren immer geschafft, die Pfingstrosenblüte hier zu verpassen, das soll mir dieses Jahr nicht passieren.

Spaziergang im Stadtmauerpark

Wie kann man angesichts des Krieges in Europa „normal“ bloggen?  Ich bin wie wohl die meisten anderen Menschen auch voller Sorgen und Ängste – und voller Wut. Wir haben 2022 und Konflikte werden wie im finstersten Mittelalter mit Waffengewalt „gelöst“? Es mag wohl Wunschdenken gewesen sein, aber bis zuletzt habe ich auf eine nicht-kriegerische Lösung gehofft. Ich bin wirklich entsetzt, dass Putin nun tatsächlich angegriffen hat. Es gibt schon über 100 Tote – und wozu? Beängstigend, nicht zu wissen, wie dieser Krieg sich nun weiterentwickelt. Wird das ein Sieben-Tage-Krieg, eine Art Vietnam-Afghanistan oder WW3?

Gleichzeitig läuft hier aber auch der normale Alltag weiter, auch wenn überall in meinem Umfeld der Krieg erst einmal Thema ist. Für mich hieß Alltag gestern: ein Spaziergang mit der Fotogruppe. Es ging zum „Ming City Wall Relics Park“, kurz Stadtmauerpark. Darüber habe ich letztes Jahr im April ja schon mal geschrieben: Pekings Stadtmauer.

Alltag: Fotowalk

Kurz nach 9 verlasse ich also das Haus. Die Sonne strahlt, die Temperaturen sind schon über Null. Ich schwinge mich auf den Scooter und tuckere los. Noch ist Berufsverkehr, es staut sich auch auf der Bikespur an den Ampeln….Um diese Zeit ist es tatsächlich etwas anstrengend, aber je länger ich unterwegs bin, desto entspannter wird es.

Ich fahre durchs Botschaftsviertel, dann ein längeres Stück am 2. Ring entlang, schließlich am Pekinger Hauptbahnhof vorbei und lande rechtzeitig am Treffpunkt an der Metro Chongwenmen. Ich parke den Scooter, eine Freundin kommt fast gleichzeitig mit dem Leihfahrrad an und auch die anderen trudeln ein.

Wir überqueren die Kreuzung, gehen ein paar Stufen zum Park hoch (der in Wahrheit ja kaum mehr als ein sehr breiter Grünstreifen ist), kein Eingangstor oder ähnliches wie bei den vielen anderen Parks. Von hier aus geht der Blick nach Westen – Zhengyangmen in Sicht, das Tor am südlichen Ende des Tian’anmens.

Vielbefahrene Kreuzung in Peking mit Blick auf Zhengyangmen, das Tor am Südende vom Platz des Himmlischen Friedens

Auf dem kleinen Platz mit dem Blick auf die Kreuzung steppt der Bär. Viele beobachten eine Verkehrskontrolle, bei dem Radler, die die Kreuzung in der falschen Richtung überqueren, angehalten, verwarnt. und zur Kasse gebeten werden (20 RMB ~ knapp 3 Euro). Aber die meisten kümmert das nicht, so wie die tanzenden Tantchen („dancing ayis“) zum Beispiel, die ihr Ding durchziehen.

Das Wetter ist super, endlich nicht mehr so bitterkalt, dazu gute Luft – kein Wunder, dass im Park viel los ist. Spielende Kinder mit Luftballons, Seifenblasen, Laufrädern, ein paar Sängerinnen und wirklich viele Spaziergänger.

Dazu natürlich der Blick auf die Stadtmauer und die Türme im Central Business District.

Schließlich kommen wir zu dem Tor mit dem Tickethäuschen. Ich will die Tickest für uns alle lösen, soll einen QR-Code scannen. Name, Telefonnummer eingeben, aber es scheitert dann an der Eingabe der Passnummer – Buchstaben nicht vorgesehen, und auch der sonst meist hilfreiche Trick, die Passnummer per copy & paste einzugeben, funktioniert nicht. Da hält die Kassiererin uns einen anderen QR-Code hin, mit dem kleinen gelben Meituan-App-Symbol – damit klappt’s natürlich. Wieder was gelernt, künftig also gleich danach die Augen aufhalten.

Ich hab den Spaziergang bis hierhin schon sehr genossen. In der Sonne ist es so angenehm, endlich fühle ich mich wieder menschlich. Aber als wir die Treppe hochkommen, der Blick auf Mauer, Hauptbahnhof, den Foxtower und die Stadt – ich kriege ein bisschen Gänsehaut, weil ich es immer noch unglaublich toll finde, dass ich das alles sehen und erleben kann.

Wir werfen noch einen kurzen Blick in den Foxtower. In dem ist es düster – und bitterkalt, es treibt uns direkt wieder raus in die Sonne.

Auf dem Rückweg brettert noch dieses Tuktuk an mir vorbei. Kreative Sitzlösung! :)

Es macht endlich wieder Spaß, draußen unterwegs zu sein, ich freu mich schon auf die vor mir liegenden Streifzüge.

Fotos

 

 

 

Vorerst letztes Mal Olympiagelände

Die Olympischen Spiele rücken näher. Für die Eis-Wettkämpfe und die Eröffnungs- und Schlussfeier werden die vorhandenen Gebäude der Sommerspiele von 2008 im Olympic Sports Park renoviert und umgebaut. Im Vogelnest finden keine Wettkämpfe (aber die Eröffnungs- und Schlusszeremonie) statt, der Watercube ist nun ein Eiswürfel, in dem die Curling-Wettbewerbe stattfinden werden. Im National Indoor Stadium wird Eishockey gespielt werden.

Ab jetzt: Zutritt nur noch für Akkreditierte

Vorgestern machte dann die Nachricht die Runde, dass der zentrale Bereich des Olympic Sports Park in Vorbereitung auf die Winterspiele abgesperrt werden wird – bis zum 20. März 2022. Hier der gesperrte Bereich:

www.mapz.com · Download site for road maps und city maps · Downloadportal für Stadtpläne und Landkarten

Gestern war also für ein paar Monate die letzte Gelegenheit, hier aus der Nähe zu fotografieren. Da ich die Ecke sehr mag, war es keine Frage, dass ich das noch mal ausnutzen musste. In der Fotogruppe getrommelt, zwei haben sich angeschlossen, lose vor dem Vogelnest verabredet (mit WeChat und Echtzeit-Standort kann man hier immer zusammenfinden).

Ein paar Pflichten mussten trotzdem erst erledigt werden, ich bin erst so spät losgekommen, dass leider keine Tageslichtaufnahmen mehr drin waren. Bei dem schönen Licht wäre ich gerne schon vor Ort gewesen.

Ganz in Gedanken bin ich mal wieder an der Metrostation Olympic Sports Center vorbeigetuckert – wenn ich aus dieser Richtung komme, wäre das die beste Gelegenheit den Scooter abzustellen: nur noch durch den Metrotunnel und zack, steht man südlich vom Vogelnest. Tja, so musste ich Richtung Osteingang fahren.

Mit der Health App den QR-Code scannen, durch den Sicherheitscheck und dann dieser Anblick.

Jetzt schon Absperrungen

Das Tickethäuschen fürs Vogelnest ist schon geschlossen, schade, das wäre es noch mal gewesen. Ringsherum ist mit Gittern abgesperrt, und ich musste erst ein ganzes Stück nach Norden laufen, bevor ich dann auf die Hauptachse und in Richtung Vogelnest zurückgehen konnte. Da bin ich dann auch auf die beiden anderen gestoßen (Danke, WeChat ;) ). Die Dämmerung schritt rasch voran, nur die Lichter gingen nicht an.

Oh.

Viel los war nicht, Touristengruppen derzeit ja eh nicht, nur einige wenige Spaziergänger, Skater und Arbeiter. Und wir drei Langnasen mit Kamera. Ob die Beleuchtung womöglich eingespart wird?

Dann tat sich endlich was. Erst ging oben das Licht an.

Und dann auch unten. Glück gehabt.

Wir wurden übrigens die ganze Zeit beschallt. Die üblichen Durchsagen, die mit „thank you for your cooperation“ enden, und immer wieder die gleichen drei Songs.

Merkt man, wie sehr ich die Ecke mag? Trotz (und sicher auch ein bisschen wegen) der Gigantomanie (es ist alles so unglaublich RIESIG) strahlt das Gelände etwas Fröhlich-Faszinierendes aus (und ja, selbst in diesen Tagen).

Es wird dunkler und immer kälter.

Der Countdown läuft.

Und weil es so schön ist, nochmal:

Das reicht dann auch, wir packen zusammen, die beiden anderen gehen zur Metro, ich zurück zum Osteingang.

Ich packe meine Spiegelreflex (wen’s interessiert: Canon EOS 80D) weg, schieße jetzt mit der kleinen Sony (RX100) aus der Hand.

Noch ein Blick auf die Fackel – nun ist es ja nicht mehr so lang, bis das olympische Feuer hier wieder brennt – und dann tuckere ich gemütlich nach Hause.

Mal schauen, ob ich mich wirklich erst ab Ende März wieder hier herumtreiben kann – oder vielleicht wird der Traum von der Eröffnungsfeier ja doch noch wahr…

Art District 798

Am nordöstlichen Rand des inneren Pekings, 15 Kilometer vom Tianan’men entfernt, liegt der 798 Art District (auch 798 Art Zone oder Kunstbezirk Dashanzi, 798艺术区, 798 yìshù qū).

Geschichte und Architektur

In den 1950er Jahren hat China hier mit der Unterstützung der Sowjetunion und der DDR Fabriken fürs Militär gebaut. Die Bauhaus-inspirierten Gebäude mit den Sägezahn-Dächern waren etwas ganz Neues in China (typisch sowjetische Brachialbauten gab es schon). Das Material für die Fabriken wurde zum Teil mit der TransSib nach China gebracht, die DDR entsandte 100 Fachleute.

Die Gebäude wurden so konzipiert und ausgerichtet, dass sie die größtmögliche Lichtausbeute hatten – deshalb die Sägezahn-Dächer. Die Fenster sind nach Norden ausgerichtet, um Schatten zu vermeiden.

In den 1990er Jahren kam die Produktion der staatlichen Firmen im „Joint District 718“ (später in Unterdistrikte und eben auch 798 unterteilt) zum erliegen. Ende der Neunziger zogen die ersten Künstler: Maler, Bildhauer, Designer in die lichtdurchfluteten Hallen und wandelten die Fabriken in Werkstätten um. Galerien wurden eröffnet, zum Beispiel 798 Space und UCCA, mehr und mehr Bars, Cafés und Restaurants eröffneten im Viertel. Je angesagter 798 wurde, desto höher wurden die Mieten, einige Künstler zogen weiter, z.B. nach Caochangdi. Heute kann man das Viertel als Bobo beschreiben (bourgois-bohémian). Es heißt inzwischen auch: hier ist mehr Show als Kunst. Und doch gibt es hier eine einzigartige, bunte und lebendige Atmosphäre.

798 ist nach der Verbotenen Stadt und der Mauer das am dritthäufigsten besuchte touristische Ziel in Peking.

Am Vormittag durch den 798 Art District

Ich war schon eine ganze Zeit lang nicht mehr dort und bin gestern bei tollem Wetter und guter Luft spontan mit einer Freundin durch den Art District geschlendert.

Buggies im Gänsemarsch – da wäre ein einfarbiger Hintergrund praktischer gewesen, aber hier gibt es das, was es sonst in Peking so gut wie gar nicht gibt: Graffiti.

Nicht nur Tags, sondern ganze Wandgemälde gibt es hier.

Und dann gibt es auch „Gekritzel“.

Sogar die Toiletten sehen cool von außen aus (und innen sind sie sauber).

Grün gibt es auch.

Hier am Pace (Faurschou Foundation) kann man die Bauweise mit den Sägezahn-Giebeln und den nach Norden ausgerichteten Fenstern gut erkennen.

Und auch hier im hippen Art District werden ganz traditionell die Vogelkäfige tagsüber nach draußen gehängt.

Dies ist ein Blumenladen mit angeschlossenem Café – das leider erst nachmittags öffnet.

Ja, Cafés gibt es viele. Hier eines mit Hund.

Kein Pilot, sondern Parkplatz-Anweiser.

Auch hier wird Fuß-Federball gespielt.

Oder mit den Großeltern spazieren gegangen.

Grün gibt es auch einiges.

Und ein Café mit Gans.

Es ist gerade noch warm genug für die Dachterrasse eines Cafés – Aus- und Ansichten inbegriffen.

Wie gesagt: auch Graffiti.

Schön war es wieder. Am Ende habe ich mich gefragt, warum ich nicht viel öfter hier unterwegs bin, ich hab’s gar nicht so weit.

Fotos

Hier sind noch ein paar mehr, ältere Bilder zu sehen: Ein Frühlingsspaziergang durch den Art District 798. Und hier sind Bilder von einem November-Spaziergang im Art District.

 

 

 

Zum Mondfest in den Botanischen Garten

Am Dienstag war nicht nur das chinesische Mondfest, sondern auch traumschönes Wetter. Da nicht nur dieser Sommer ungewöhnlich verregnet war, sondern sich das überwiegend miese Wetter auch noch im September fortsetzt, musste das unbedingt ausgenutzt werden. Ich habe nicht lange überlegt, und mich für den Botanischen Garten entschieden. Mit dem Scooter käme ich hin, aber nicht mehr zurück, also entscheide ich mich für die schnellste Lösung: Metro. Von „unserer“ Station Liangmaqiao nehme ich die Linie 10 „outer loop“. Die Bahn ist ziemlich leer. Ach ja, Feiertag.

 

Die Vorort-Bahn

Leere Bahn? Tja, das ändert sich, als ich in Bagou in die Xijiao Linie (Xijiao – 西郊 – Westliche Vororte) umsteige. Die Linie gibt es erst seit knapp vier Jahren und fährt von Bagou aus am Sommerpalast und Botanischen Garten vorbei zu den Duftbergen. Also kein Wunder, dass es nun brechend voll wird. Es sind Familien und Paare, die unterwegs sind, anders als bei meinen bisherigen Ausflügen zum Botanischen Garten keine Gruppen. Klar, ist ja ein Familienfest.

Am Sommerpalast steigen nur einige wenige aus, mit mir zusammen ein paar mehr am Botanischen Garten. Immer noch gut gefüllt fährt die Stadtbahn weiter zu den Duftbergen. Die Stadtbahnhaltestelle ist in der Mitte der Straße genau gegenüber vom Haupteingang des Botanischen Gartens – mit Schranken und Zebrastreifen und Uniformierten wird für sicheren, geordneten Überweg gesorgt (ich habe eine vage Vorstellung, wie das ohne aussehen könnte…).

Eintauchen in den Botanischen Garten

Vorm Tickethäuschen und im gesamten Eingangsbereich steppt der Bär. Ich löse nur das normale Parkticket für 5 RMB, bei dem Traumwetter zieht es mich weder ins Gewächshaus noch in den Wofo-Tempel (und selbst wenn spontan doch, könnte ich dort jeweils direkt am Eingang nachlösen). Schon nach wenigen Schritten verteilt sich das Gewusel. Ich schlage dieses Mal eine andere Richtung ein als bei meinen bisherigen Besuchen und gehe zunächst in Richtung Rosengarten. Hier ist nicht viel los, die meisten Rosen sind bereits verblüht. Ich genieße es trotzdem, sauge die Sonne auf. Mir graut jetzt schon vor dem langen, kalten Winter, da will ich jetzt noch soviel Wärme und Sonne tanken, wie es nur geht. Und grün sehen, bevor alles grau-braun und kahl wird!

Ich gehe am Gewächshaus vorbei weiter in Richtung „Cherry Valley“.

Nicht nur die Botanik, auch die Schatten faszinieren mich.

Man könnte es sich bequem machen und zum Wofo-Tempel mit dem Elektrobus hochfahren. Oder eine Runde mit der Bimmelbahn drehen. Aber auch wenn man das nicht tut, kann man dem Getute, Gebimmel und Gedudel nicht entkommen. Dabei fällt mir ein, wie überwältigend ich den allgegenwärtigen Lärm vor einigen Jahren noch empfunden habe – und jetzt habe ich mich daran gewöhnt und höre darüber hinweg. (Nein, ich werde nicht schwerhörig!)

Bambusgarten und Bach

Den Wofo-Tempel lasse ich links (bzw. rechts) liegen und drehe erst einmal eine Runde durch den Bambusgarten. Irgendwann höre ich auf zu zählen, wie viele verschieden Sorten Bambus hier wachsen – es sind viele.

Schließlich setze ich meinen Weg oberhalb des Bambusgartens fort, finde einen schmalen Weg etwas oberhalb der „Hauptstraße“, den ich noch nicht gegangen bin.

Schließlich komme ich an den Bach, der von oben den Hügel hinab ins Tal plätschert. Nach dem vielen Regen ist der voller als ich ihn bisher gesehen habe.

Noch ein Stück weiter oben sind einige Wege abgesperrt, dort scheint gebaut zu werden. Schließlich komme ich an diesen Überweg und kann zuschauen, wie jeder zweite sich nasse Füße holt und ein Teenager auch eine nasse Hose.

Ich habe zwar Trekkingsandalen an, mit denen ich da sicher und problemlos durchwaten könnte, aber ich gehe lieber den gleichen Holzbohlenweg zurück, der ist einfach hübscher als der gepflasterte Weg auf der anderen Seite.

Es gibt in China übrigens ziemlich große Spinnen…

Ich lasse mich weiter kreuz und quer durch den Botanischen Garten treiben, genieße die Aussicht.

Schmetterlinge

Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.
(Carlo Karges)

Inzwischen bin ich wieder weiter unten angekommen. In der Nähe des Gewächshause verläuft ein Weg, wo immer Pflanzen der Saison blühen. Und richtig gedacht, hier bekomme ich einige Schmetterlinge vor die Linse.

Am See

Ich finde die Kombination von blauen Himmel mit Schäfchenwolken, Wasser und Grün unwiderstehlich! Ich bin einem chinesischen Paar gefolgt, bin mir nicht bewusst, eine Absperrung überwunden zu haben, aber es hätte wohl eine da sein sollen. Immerhin, ich komme tatsächlich mal direkt ans Südufer. Umkehren will ich nicht, also muss ich doch ein bisschen klettern.

Schließlich lande ich doch wieder auf dem breiten Weg. Inzwischen hat es sich spürbar geleert und auch ich mache mich so langsam auf in Richtung Ausgang.

Was dieser Mann hier wohl macht?

Zum Abschluss werfe ich noch einen Blick auf die Blumenskulptur. Die sind hier in China wirklich angesagt, nicht nur hier im Botanischen Garten. Zu besonderen Anlässen sieht man sie aber wirklich überall.

Nun mache ich mich auf den langen Heimweg. Die Uhr behauptet, ich wäre fast 15 km gelaufen (und ich habe wieder nicht alles angesehen). Als ich zuhause ankomme, ist es stockfinster. Macht nichts, denn ich spüre noch immer die warme Sonne auf der Haut und habe viele bunte, sonnige Bilder im Kopf (und der Speicherkarte).

Fotos. Viele Fotos.

 

Mao statt Museum – ein Vormittag in Peking

Eigentlich wollte ich mit meiner Freundin am Shichahai spazieren gehen und den Tempel des Feuergottes noch einmal besuchen. Sie war da noch nicht, hätte aber die chinesischen Schilder  übersetzen, die Mitarbeiter und Mönche fragen und so mehr erklären können. Weil es morgens aber gewittert hat, haben wir umdisponiert und wollten stattdessen ins Nationalmuseum gehen. Dazu haben uns am Tian’anmen verabredet.

Blick vom Metro Ausgang Tiananmen Ost zum Tor des Himmlischen Friedens

Treffpunkt Metro Tian’anmen Ost

Wie sich herausstellt, hätten wir mindestens einen Tag vorher reservieren müssen. Das ist aber nicht so wild, denn wenn man schon am Tian’anmen ist, gibt es mehr als genug zu tun und zu gucken. Zum Glück macht der Regen Pause.

Rund um den Tian’anmen

Rund um den Tian’anmen stehen fünf bedeutende Gebäude:

  • im Norden das Tor des Himmlischen Friedens (der Eingang zur Verbotenen Stadt),
  • im Osten das Nationalmuseum,
  • im Süden das Mao-Mausoleum und dahinter Zhengyangmen (das größte und prächtigste Stadttor) und
  • im Westen die Große Halle des Volkes

Auf dem Platz steht dann auch noch das Denkmal für die Helden des Volkes – und nicht zuletzt ist auch das Gewusel und Gewimmel hier unglaublich interessant.

Das Tor des Himmlischen Friedens

Es geht direkt los mit dem Tor des Himmlischen Friedens. Jedes Mal, wenn ich hier bin, überkommt mich ein ganz unwirkliches Gefühl – ich bin wirklich in Peking?!

Tor des Himmlischen Friedens in Peking, davor Auto-Stau

Tor des Himmlischen Friedens

Wir gehen durch die Sicherheitskontrolle. Hier werden die chinesischen ID-Cards automatisch gescannt, ausländische Pässe müssen von Hand gecheckt werden. Aber anstatt wie meistens meinen Pass nur vorzuzeigen und durchgewunken zu werden, werde ich gefragt, warum ich in Peking bin und wie lange schon. Letztendlich stellt sich heraus, dass der Sicherheitsbeamte wissen wollte, ob ich Diplomatin sei. Seltsam, sonst wird eher nach Journalisten gefragt. Ob das was mit dem Fall des an Covid-19 erkrankten Diplomaten zu tun hat, der nicht weit von hier im Legendale abgestiegen war (das Hotel ist nun unter „closed management“)? Naja, ist ja auch egal, wir sind auf dem Platz.

Tian'anmen mit Mao-Mausoleum

Mao-Mausoleum, dahinter Zhengyangmen und Bogenschützenturm

Wir schlendern erst einmal über den Platz, der mich nicht nur wegen seiner Größe („größter befestigter Platz der Welt“) beeindruckt.

Tian'anmen, Blick zum Tor des Himmlischen Friedens

Auf dem Tian’anmen

Die Deko anlässlich der 100-Jahr-KP-Feierlichkeiten steht noch.

Tian'anmen, Blick auf die Große Halle des Volkes und das Denkmal für die Helden des Volkes

Große Halle des Volkes und Denkmal für die Helden des Volkes

Das Nationalmuseum

Der Eingang des Nationalmuseums war früher hier von der Platz-Seite aus. Jetzt ist er nach vorne zur Chang’an Avenue (zurück-?)verlegt worden. Das ist dichter an der U-Bahn und noch vor dem Sicherheitscheck am Tian’anmen, also etwas praktischer.

Pekings Nationalmuseum vom Tian'anmen aus gesehen

Nationalmuseum

Das Denkmal für die Helden des Volkes

Meine Freundin erzählt, dass sie als kleines Kind einem Missverständnis aufgesessen ist und geglaubt habe, dass unten in dem Denkmal die Soldaten wohnen würden. Damals hätte sie vergeblich nach Fenstern und Türen gesucht. Heute kommt man nicht mehr so dicht dran, aber das Missverständnis hat sich inzwischen ja auch aufgeklärt.

Denkmal für die Helden des Volkes auf dem Tian'anmen in Peking

Denkmal für die Helden des Volkes

Volksfeststimmung

Auf dem Platz ist richtig viel Trubel. Familien, Paare, kleine und große Reisegruppen sind hier unterwegs. Manche warten hier auf ihre Begleitung, denn in das Mao-Mausoleum darf man keine Taschen, Schirme, Kameras, Gepäck mitnehmen – nur Handy und ID-Card/Pass sind erlaubt.

Spaziergänger, Touristen, Familien schlendern über den Tian'anmen oder sitzen auf dem Boden und warten, während ein kleines Reinigungsfahrzeug herumfährt. Im Hintergrund das Tor des Himmlischen Friedens.

Trubel auf dem Tian’anmen

Spaziergänger, Touristen, Familien schlendern über den Tian'anmen oder sitzen auf dem Boden und warten. Im Hintergrund das Tor des Himmlischen Friedens.

Trubel auf dem Tian’anmen

Die große Halle des Volkes

Auf die große Halle des Volkes werfen wir nur einen kurzen Blick.

Tian'anmen: Blick auf das Denkmal für die Helden des Volkes und die Große Halle des Volkes - mit vielen Menschen auf dem Platz

Denkmal und große Halle des Volkes

Mao-Mausoleum

Meine Freundin fragt mich, ob ich Mao schon mal gesehen habe. Nein, habe ich nicht. Sie zückt ihr Handy, scannt den QR-Code, der an der Absperrung zum Mausoleum hängt, hält mir das Handy hin, damit ich meinen Namen und meine Passnummer eingebe – und zack, haben wir einen Besucherslot von 10-11 Uhr gebucht. Das kam jetzt überraschend.

Aufwendige Sicherheitsmaßnahmen

Wir überqueren die Straße, gehen am Nationalmuseum vorbei zu einem weiteren großen Gebäude, wo man seine Habseligkeiten abgeben kann – wie gesagt, ins Mausoleum darf man nichts mit hineinnehmen. Die Schlange hier ist sehr lang, oben auf der Treppe steht ein Mann und brüllt seine Anweisungen in ein Megaphon: Keine Taschen! Keine Schirme! Alles hier abgeben! Es werden immer große Gruppen von Leuten hineingelassen, und es scheint ewig zu dauern. Das kriegen wir bis 11 Uhr nicht mehr hin. Wir beschließen, es so zu machen, wie viele der anderen Leute auch: wir gehen abwechselnd ins Mausoleum.

Meine Freundin sagt, ich soll zuerst gehen, sie wäre ja schon mal da gewesen, nimmt mir meine Tasche ab und drückt mir ihr Handy in die Hand (weil sie damit unseren Slot gebucht hat). Und schon passiere ich eine erste Einlasskontrolle, bei dem wohl nur geguckt wird, dass man wirklich nichts weiter dabei hat. Durch viele Absperrgitter schlängelt sich der Weg zum Mausoleum, es geht aber zügig voran.

Dann kommt eine Sicherheitskontrolle, wo QR-Code und Pass gecheckt werden, nach dem Scanner werde ich noch mal von Hand abgetastet und darf weitergehen.

Nelken für Mao

Unmittelbar hinter der Sicherheitskontrolle steht eine kleine Verkaufsbude, wo man in Plastikfolie verpackte weiße Nelken für 3 Kuai/Stück kaufen kann. Das tun viele der chinesischen Besucher. Ich bin überhaupt die einzige Langnase weit und breit. Der Weg schlängelt sich weiter, an weiteren Nelkenbuden vorbei. Vor den Stufen zum Gebäude stockt es schließlich, hier wird der Einlass der Menschen genau getimed.

Und dann geht es so schnell, dass ich jetzt schon beschließe, dass ich den Besuch hier wiederholen muss.

Wächter machen das wohl überall auf der Welt verständliche „Psst!“-Zeichen und legen den Finger auf den Mund. Fotografieren ist strengstens verboten!

Nach der Eingangstreppe landet man in einem großen Vorraum, in der eine großen Mao-Statue steht. Die weißen Nelken werden Soldaten in die Hand gedrückt, die sie ordentlich auf und um ein Podest vor der Statue stapeln. Aber bitte nicht stehen bleiben, gleich weitergehen.

Da liegt er

Die Schlange teilt sich hier und wird nun links bzw. rechts an der Statue vorbei in den nächsten Raum geschleust: Maos Grabkammer, wo er in seinem Kristallsarg liegt. Eigentlich wollte Mao selbst kremiert werden, aber nun liegt er seit 45 Jahren hier, sieht aus wie eine Wachsfigur (wenn es denn wirklich seine Leiche ist, Gerüchte stellen das infrage). Das wächserne Gesicht leuchtet orange, ich sehe allerdings keine Lampe, die ihn anstrahlt, was das ganze noch surrealer macht.

Alle werden langsamer, während sie schauen. Bei nicht wenigen fließen Tränen. Ich werde wohl zu langsam, ein Wächter winkt und ich beschleunige meinen Schritt. In einem kleineren Raum fließen beide Besucherströme wieder zusammen und dann geht es auch direkt hinaus und man steht auf dem Platz vor dem Zhengyangmen. Hier könnte man sich noch mit Souvernirs eindecken, ich passe.

Rückseite/Ausgang des Mao-MausoleumsRückseite/Ausgang des Mao-Mausoleums in Peking

Ich eile zurück zum Eingangsbereich, fliegender Wechsel. Wir machen nur noch schnell aus, dass wir uns am Ausgang wieder treffen.

Später erzählt meine Freundin mir, dass viele Chinesen aus der Provinz ihr Leben lang sparen, um nach Peking reisen und Mao sehen zu können. Ich hatte den Besuch hier bisher nicht auf der Liste, u.a. auch weil mich die langen Schlangen abgeschreckt haben. Doch obwohl es eine solche Menschenmenge ist, die hier Tag für Tag (außer montags, grins) durchgeschleust wird, geht es erstaunlich schnell. An keinem Punkt (außer an dem „Taschengebäude“) steht man sich die Beine in den Bauch, es geht immer voran. Tatsächlich war es völlig unabhängig davon, wie man zu Mao steht, eine interessante Erfahrung: das Prozedere, die Leute und deren Reaktion.

Zhengyangmen

Zhengyangmen (auch Qianmen) ist das Haupttor und das größte und prächtigste aller Pekinger Stadttore. Hier gibt es auch ein Stadttor-Museum, dass wir uns heute aber nicht mehr ansehen. Stattdessen gehen wir in einem Hutong abseits der Qianmen Street zum Mittagessen.

Pläne machen ist gut, Pläne umschmeißen wie man sieht aber auch. Ich bin direkt dankbar für das Gewitter am Morgen, das den Anstoß für die Planänderung gegeben hat.

Unterwegs in Peking: Tempel und mehr

In diesem Sommer regnet es noch mehr als üblicherweise im Juli, gefühlt immer, wobei es zum Glück doch Regenpausen gibt. Gestern habe ich ein paar trockene Stunden genutzt und bin spontan drauflosgetuckert.

Diesen fahrenden Händler (mit dem Kopf hinter den Grillenkäfigen) sehe ich relativ oft in verschiedenen Ecken. Er hat immer Grillen und Vögel dabei – und immer einen Pulk von Leuten um sich herum.

Tempel des Feuergottes

Kurz danach bin ich am Shichahai gelandet, wo ich mir spontan den Tempel des Feuergottes angesehen habe. Der Eintritt ist frei, keine Voranmeldung nötig – geht also tatsächlich spontan. Nur den Healthcode scannen und man darf eintreten.

Die meisten Touristengruppen gehen achtlos vorbei und steuern direkt den See und/oder die Rikschas dort an. Ich selbst habe das Gebäude auch erst vor Kurzem als Tempel wahrgenommen, es war aber abends und schon geschlossen.

Der Geschichte des taoistischen Tempel des Feuergotts (Huode Zhenjun-Tempel) reicht zurück bin in die Tang-Dynastie (7. Jahrhundert). Er muss eine recht wechselvolle Geschichte hinter sich haben, aber leider habe ich weder vor Ort noch im Internet oder meinen Reiseführern weitergehende Informationen gefunden.

Der Tempel ist überschaubar, lebendig, bunt, aktiv und gefällt mir auf Anhieb richtig gut.

In den Hallen sind die Altare vor den Buddhas bunt und üppig geschmückt (keine Bilder, Fotografieverbot). Besucher verbeugen sich, lassen sich auf Knien auf den Kissen davor nieder, berühren dreimal mit der Stirn den Boden. Diese Verbeugungen werden von Gongschlägen begleitet.

Dies Tor führt zu Straße, ist geschlossen und dient daher prima als Bike-Parkplatz. :)

Rikschas

Danach bin ich noch ein bisschen am See spazieren gegangen.

Ich selber bin erst einmal mit einer Rikscha gefahren, als ich an einem organisierten Ausflug teilgenommen hab, wo das mit dazugehörte. Ich habe ein ambivalentes Verhältnis dazu, ich fühle mich nicht wohl, wenn andere für meine Fortbewegung körperlich arbeiten müssen, da steige ich lieber selbst aufs Fahrrad oder meinen Scooter (der hat auch seinen Fun-Faktor).

Die Bogenbrücke ist zu steil, bis auf ein schlafendes Kind müssen alle aussteigen und zu Fuß über die Brücke. Manche Fahrgäste packen mit an.

Kreuz und quer durch die Hutongs

Inzwischen wurde es wieder düsterer, Zeit zum umkehren, um nicht nassgeregnet zu werden. Auch die Hochzeitsfotografen an „der Ecke“ der Verbotenen Stadt waren am zusammenpacken.

Hutongs können – nicht nur wegen des herannahenden Regens – ziemlich grau und trist wirken…

… aber auch bunt und idyllisch.

Eigentlich ist hier an der Kreuzung gerade eine große Verkehrskontrolle. Uneigentlich:

Tja, so hübsch kann „Straßenbegleitgrün“ aussehen.

Dieser Weihnachtsbaum steht hier „schon immer“, ganzjährig, seit ich in Peking angekommen bin.

Ich sprinte noch schnell durch den Jingkelong, als ich wieder rauskomme, nieselt es schon. Einer der Bao’ans (Sicherheitskräfte in schwarzen Uniformen mit roter Armbinde) lässt es sich nie nehmen, mir zu helfen. Anfangs war mir das peinlich und auch etwas lästig, weil ich meinen Scooter alleine schneller bepacken kann. Aber er lässt nicht locker, freut sich offenkundig immer, wenn er mich sieht, und nun gehört das halt zu meinem Jingkelong-Einkauf mit dazu. Nicht zuletzt hat es auch was von hier Zuhause zu sein.

Ich komme gerade noch trocken zuhause an – dann schüttet es wie aus Eimern. Glück mit dem Timing gehabt!

Fotos

100 Jahre Kommunistische Partei – Ausstellung im National Art Museum

Letztes Wochenende war ich mit meiner chinesischen Freundin im National Art Museum, wo anlässlich des 100. Geburtstags der KP zahlreiche Bilder ausgestellt sind. Ich weiß nicht, ob ich von selbst auf die Idee gekommen wäre (Propaganda?), aber in chinesischer Begleitung versprach das dann doch ganz interessant zu werden.

Als ich mich morgens auf den Scooter schwinge, ist der Himmel strahlend blau, die Luft total klar und sauber. Als ich so durch die Straßen fahre, denke ich zum allerersten Mal, dass Peking sogar gut riecht – da fahre ich gerade durch eine Allee, in der gerade die Blumenbeete gewässert werden. Das macht richtig gute Laune.

Am Museum bin ich schon oft vorbeigefahren, aber nun ist es das erste Mal, dass ich es besuche. Während ich auf meine Freundin warte, kann ich zusehen, wie viele Besucher als erstes Selfies von sich mit dem Museum im Rücken machen. Das große rote Banner fällt natürlich sofort ins Auge.

Journeys to greatness and pictures of time 1921-2021. An Exhibition celebrating the 100th anniversary of the founding of the communist party of China

Da Gebäudes des National Art Museum in Beijing - mit wehender roter Fahne und dem Ausstellungsbanner am Zaun

National Art Museum in Beijing

Am Ticketschalter müssen Reisepass bzw. chinesische ID-Card vorgezeigt werden, reserviert für den Besuch hatten wir ja zusammen eine Woche zuvor im Purple Bamboo Park. Nun folgt das übliche Sicherheitsprozedere, und dann sind wir drin. Im Museum ist Essen und Trinken streng verboten, und so sieht man einige Leute, die jetzt noch mal trinken, bevor sie hineingehen.

Die Ausstellung ist über drei Etagen verteilt und wir sehen uns jedes einzelne Bild genau an. Eine „kleine“ Auswahl folgt weiter unten in der Fotogalerie.

Ich bin zunächst erstmal total beeindruckt, wie viele Besucher an diesem wundervollen Sommertag hier im Museum sind.

100 Jahre KP - Ausstellung im National Art Museum, vier große Gemälde an rot gestrichener, geschwungener Wand, davor zahlreiche Besucher.

In den großen Ausstellungsräumen verteilen sich die Besucher zum Glück ganz gut

Father von Luo Zhongli

Dieses Bild habe ich sicher schon ein paar Mal gesehen, kein Wunder, es zählt zu den bekanntesten zeitgenössischen chinesischen Werken. Allerdings kannte ich bisher die Geschichte dazu nicht. Es ist nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern auch wegen der damit verbundenen Symbolik berühmt.

Das Bild "Father" von Luo Zhongli im National Art Museum in Peking

Father von Lou Zhongli

Luo Zhongli hatte dies 1980 entstandene Bild ursprünglich „My Father“ genannt, aber da dies als zu persönlich galt, wurde es umbenannt und das „my“ gestrichen. Auch der Stift hinter dem Ohr wurde erst nachträglich eingefügt, um zu zeigen, dass der Bauer lesen und schreiben kann. Erst mit diesen Änderungen konnte Luo das Bild für die 2. China Youth Art Exhibition einreichen – und gewann den 1. Preis. Davon ab ist an diesem realistischen Bild (dunkle, raue Haut, trockene Lippen, beschädigte Schüssel) nichts idealisiertes, nicht das für die damalige Zeit typische Bild des rotwangigen, fröhlichen Bauern. Auch, dass das Bild so groß ist, symbolisiert einen Helden – so große Portraits waren bis dahin nur Berühmtheiten vorbehalten.

Welche Sehenswürdigkeit auch immer besucht wird, man sieht immer Leute, nicht nur Kinder/Schüler, die zeichnen und malen, sondern auch viele Erwachsene. So auch hier.

Der Mann erzählt uns, dass er am Vortag schon fast zehn Stunden an seinem Bild gezeichnet hat und heute auch schon über eine Stunde. Ich bin beeindruckt.

Lange Straße (路漫漫 – lù mànmàn) von Li Tianxiang

Oder: Die Geschichte vom kleinen Karottenkopf

Vor diesem Bild haben wir lange verweilt und meine Freundin hat mir die Geschichte des Jungen auf dem Bild erzählt.

Das Bild zeigt das Gemälde "lù mànmàn" (Lange Straße)

Li Tianxiang: lù mànmàn – Lange Straße

Der 1940 geborene Junge Song Zhenzhong kam mit nur acht Monaten mit seinen kommunistischen Eltern Xu Linxia und Song Qiyun ins Gefängnis und wurde dort mit 9 Jahren am 6. September 1949 von den Kuomintang ermordet. Nie hat der Junge die Außenwelt gesehen – diesen Aspekt findet meine Freundin besonders schlimm, aber auch bei meinen Versuchen, mehr über diese Geschichte herauszufinden, wird dies immer wieder betont. Durch die schlechte Ernährung blieb er winzig mit großem Kopf und wurde daher Xiaoluotou – Kleiner Karottenkopf – genannt. Er soll im Gefängnis fleissig gelernt haben (und natürlich den Lehrer sehr respektiert haben), Botengänge zwischen den Gefangenen gemacht haben – und gilt als jüngster revolutionärer Märtyrer. In seinem Geburtsort Pizhou in Jiangsu wurde eine Gedächtnishalle errichtet.

Weiter durch die chinesische Geschichte

Wir gehen weiter durch die Ausstellung. Viele Bilder zeigen Kämpfe, Bürgerkrieg und Krieg gegen die Japaner, Bilder vom Langen Marsch… Vor diesem Bild machen viele Gruppen längeren Halt, es zeigt einen Fackelzug in Yan’an 1945 nach der Kapitulation Japans – und ist ein Beispiel für „Variantenmalerei“.

Besuchergruppe vor Gemälde im NAMOC

Besuchergruppe vor Cai Liangs „Yan’an Torch“, 1972

Die erste Variante dieses Bildes (nicht im Museum gezeigt) entstand 1959 – ohne Mao-Porträt.

Es geht weiter mit dem Aufbau Chinas, der industriellen, technologischen und gesellschaftlichen Entwicklung.

Bild: Eine ältere chinesische Frau hält einen Wahlzettel in der Hand.

Yang Zhiguang: „Das erste Mal im Leben“ (die erste Wahlkarte)

Dong Xiwen: Thousand Years of Land Turn Over

Xu Wenhua "Morgen" - eine Frau wartet vor der Bibliothek

Xu Wenhua „Morgen“ – eine Frau wartet vor der Bibliothek

Shi Weiping, „Polar Scientific Expedition: The Snow Dragon Sailing into the Arctic Ocean“

Zum Schluss kommen wir in der jüngsten Vergangenheit an.

Bilder im NAMOC, die Covid-19-Themen zeigen: Maske, Krankenwagen, medizinisches Personal in Schutzkleidung

Auch Covid-19 fehlt nicht in der Ausstellung

Lohnt sich der Besuch?

Auch wenn die Ausstellung aus einer bestimmten Perspektive gestaltet wurde, gibt es doch viel zu entdecken und zu lernen – und etliche Bilder stehen für sich und sind definitiv sehenswert. Die Lücken lassen sich ja andernorts füllen. Um China wieder ein klitzekleines bisschen mehr zu verstehen, ist ein Besuch dieser Ausstellung (wenn man denn die Möglichkeit hat) die Zeit alle mal wert. Wir haben uns wirklich jedes einzelne Bild angesehen und waren 4 Stunden im Museum. Da nur die Einleitungstexte zu den unterschiedlichen Abschnitten auf Englisch übersetzt sind, empfiehlt sich chinesische Begleitung. Die Ausstellung endet am 25. Juli 2021.

Fotos

Purple Bamboo Park und Eindrücke von unterwegs

Wieder war ich mit meiner neuen chinesischen Freundin unterwegs. Diesmal ging es zum Zizhuyuan, dem Purple Bamboo Park. Dieser Park zählt nicht nur zu den sieben größten Parks in Peking, sondern auch zu den schönsten. Hier gibt es Seen und Hügel und über 50 verschiedene Bambus-Arten. Da der Park nicht wirklich zentral liegt, sondern noch ein Stück hinter dem Zoo in Haidian, bin ich bislang nicht dort gewesen. Ein Fehler, denn dieser Park ist tatsächlich besonders schön!

Aktives Parkleben

Auch wenn der Park zum Spazierengehen und Verweilen einlädt, sieht man hier viele der verschiedenen Aktivitäten in chinesischen Parks.

Tanzen

Turnen-Tanzen mit Bändern

Musik solo

Musik Duo

Noch mehr Tanzen

Wasser

Die Geschichte des Geländes reicht weit zurück. In der Antike waren hier tiefliegende Feuchtgebiete. Während der Ming-Dynastie wurde am Nordufer des Sees der Zizhuyuan-Tempel errichtet. Der Park selbst wurde erst 1949 errichtet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute gibt es drei miteinander verbundene Seen mit zwei Inseln, viele kleine Wasserläufe, einen Fluss. Die Seen sind voller Lotus, die Wasserläufe von Bambus gesäumt. Man kann sich kleine Elektroboote leihen oder über den See schippern lassen oder am und mit dem Wasser spielen.

Wir setzen uns in einen Pavillon – davon gibt es im Park verteilt viele verschiedene. Wir lauschen einem Chor, unterhalten uns, verabreden uns für nächste Woche für eine Ausstellung im Kunstmuseum und buchen über eine WeChat-App die Tickets dafür. Alleine hätte ich mich da kaum durchklicken können, so war das relativ simpel. Dann schlendern wir in Richtung Ausgang zurück, wo sich unsere Wege erstmal trennen.

Ich bin jedenfalls total begeistert vom Zizhuyuan, denn man ist hier zwar mitten in der Großstadt, aber gleichzeitig ganz im Grünen.

Impressionen vom Rückweg

Wie gesagt, der Purple Bamboo Park und der Zoo liegen nahe beieinander in Haidian, beides von uns aus halt doch eine Ecke entfernt (mit dem Scooter etwa eine Stunde, mit der Metro wäre es etwas länger, mit Auto/Didi bei freier Fahrt (kicher) etwa eine halbe Stunde), also eher nichts für kurze Alltagsausflüge, sondern mehr Zeit erforderlich. Auf dem Hinweg habe ich diese Brücke mit dem Scooter überqueren müssen, sonst gibt kilometerlang keine Chance, die Straßenseite zu wechseln. Den Tunnel unter der Kreuzung (vor dem Hochhaus im Hintergrund) nutze ich erst auf dem Rückweg, so weit mag ich nicht auf der falschen Seite fahren.

Auf dem Rückweg geht es also kurz hinter dieser Brücke unter die Erde. Ich schaffe es immerhin im dritten Anlauf, die richtige Rampe nach oben zu finden.

Dies ist die Straße über dem Monkey Mountain im Zoo.

Hatte ich erwähnt, dass es zum 100. Geburtstag der Kommunistischen Partei überall neue Blumenarrangements gibt? Dies ist eines davon am 2. Ring Nord, irgendwo zwischen Deshengmen und Yonghegong. Hier lief auch Musik.

Im Lama-Tempel wird gebaut, die hinterste Halle ist komplett eingerüstet.

Purple Bamboo Park – viele Fotos

Infos

Adresse: No 35 Zhongguancun Nandajie, Haidian District

Hinkommen: Metrostation National Library (Linien 4 und 9), Exit D – 2 Minuten zum Osteingang

Website des Parks: zizhuyuangongyuan.com/

Eintritt: frei

Öffnungszeiten: täglich 6-21 Uhr, November bis März 6-20 Uhr

Ein Besuch in Pekings Zoo

Am Wochenende war ich mit einer chinesischen Freundin im Pekinger Zoo. Es hat sich hier zwar seit unserem bisher ersten und einzigen Zoobesuch einiges getan, aber dafür habe ich diesmal anderes gesehen, was mir nicht gefällt. Ich bin keine Zoo-Expertin, aber das Hin- und Herlaufen eines Luchses war schon sehr auffällig. Gleichzeitig gibt es aber bereits modernisierte Gehege, der Zoo wird stetig fortentwickelt. Der 1906 gegründete Zoo gilt als einer der ältesten, größten und bedeutendsten in ganz Asien. Mit 90 ha Fläche ist er mehr als 3,5 mal so groß wie Hagenbecks Tierpark in Hamburg.

Pandas

Eines der Highlights des Zoos sind die Pandas, deren Gehege sich gleich hinter dem Haupteingang befindet. Das 1989 gebaute Panda-Haus wirkt etwas in die Jahre gekommen, aber es ist sauber und großzügig. Als wir im Februar 2015 dort waren, konnte man nur sehr eingeschränkt auf die Pandas gucken: Bauarbeiten. Keine Ahnung, was im für Besucher nicht sichtbaren Bereich gewerkelt wurde, außen sieht man nur an einigen der Spielgeräten neuere Holzbalken. Heute ist es nicht nur mir, sondern auch den Pandas zu heiß: die meisten schlafen.

Schmutzige Glasscheiben

Ich bin ja Hagenbeck-sozialisiert, das heißt, ich bin ungehinderte Sicht auf die Tiere gewöhnt. (Fast) Gitter-los, stattdessen tiefe, teils wassergefüllte Gräben. Hier in Pekings Zoo gibt es stattdessen Gitter oder Glasscheiben, letzteres leider zumeist ziemlich dreckig.

Panda im Panda-Haus im Pekinger Zoo

Im Panda-Haus

Flach ausgestreckt schlafender Panda im Pekinger Pandahaus

Im Panda-Haus

Panda auf Spielgerät im Freigehege

Im Freigehege

Nicht nachmachen: Zoobesuch bei 37 Grad

Nach den Pandas kaufen wir uns erstmal Getränkenachschub – an dem Stand, an dem ich vor 6 Jahren meine Junioren abgefüttert habe; das Angebot ist noch das gleiche.
Ich bin mit dem Scooter zum Zoo gefahren, fast eine Dreiviertelstunde in sengender Sonne, mein mitgeschlepptes Wasser war schon alle, noch bevor ich überhaupt angekommen bin. Vor dem Start schon total erledigt und kaum aufnahmefähig, so sehr ich meine Unabhängigkeit mit dem Scooter auch schätze, das war eine ganz dumme Idee. 37 Grad sind wirklich nicht ideale Bedingungen für einen Zoobesuch, bei vielen Tieren hatte ich den Eindruck, dass sie ebenso wie die Menschen unter der Hitze leiden.

Monkey Mountain

Vor dem Affen-Bereich, Monkey Mountain genannt, ist eine Reihe kleiner Affen-Statuen aufgestellt.

Affenstatue mit Händen über den Ohren, konsterniertem Gesichtsausdruck

Ja, so hab ich mich auch gefühlt

Am Rand des Zoos, über den Gehegen für Affen, Wild- und Großkatzen verläuft eine Hochstraße! Es ist nicht laut, aber schon leicht störend, dazu vibriert es regelmäßig. Meine Begleiterin meinte, dass früher der Monkey Mountain auch viel größer gewesen sei.

Die Rhesusaffen erfreuen sich großer Beliebtheit. Mich irritiert allerdings, dass manche der Tiere ziemlich struppig aussehen, und ich empfinde dies Gehege als sehr trostlos.

Rhesusaffenmutter zieht ihr Junges am Schwanz im Pekinger Zoo

So einen handlichen Henkel hätte ich an meinen Kindern auch gern gehabt…

Aber ohne Zweifel: sehr knuffige Tiere!

Gegenüber ist das Gehege der Husarenaffen. Das war mit Abstand der deprimierendste Anblick im ganzen Zoo.

Husarenafffen-Gehege im Pekinger Zoo, direkt unter einer Hochstraße

Seufz…

Sicherlich gibt es eine Erklärung dafür. Ich finde dies auch deshalb so irritierend, weil im ganzen Zoo wie in praktisch allen chinesischen Parks so viel Wert auf Harmonie und Ästhetik gelegt wird. Dagegen fällt insbesondere dies Gehege halt extrem ab.

Eisbären

Den Eisbären gefällt der Pekinger Winter bestimmt gut, aber die Hitze jetzt ist sicher nicht so optimal. Deshalb erstmal baden und abkühlen.

Eisbär badet in Pekings Zoo

Eisbär badet in Pekings Zoo

Eisbär in Pekings Zoo

Eisbärenpranke

Ganz schön groß…

Eisbär in Pekings Zoo

<3

Das hat mir richtig gut gefallen – so dicht ran kommt man in gitterfreien Zoos nicht.

Felidae

Unter der Hochstraße führt uns der Weg weiter zu den Groß- und Wildkatzen.

Hochstraße über Gehegen in Pekings Zoo

Unten Gehege, oben Straße

Man könnte die Wege auch mithilfe dieser kleinen Elektrobusse (10 RMB) abkürzen, die – natürlich – Musik vor sich hindudeln. Das macht Hupen überflüssig. ;)

Eingang zum Katzenhaus

Eingang zum Katzenhaus

An den Katzengehegen mit verschiedenen Luchsen gehen wir relativ zügig vorbei. Ich hoffe, dass sich auf der Rückseite Freiflächen befinden, sonst wäre das doch recht wenig Platz.

Liegender Serval in Pekings Zoo

Serval

Mehr Park als Zoo?

Wir schlendern weiter durch den Park. Breite Wege, gepflegte Grünanlagen, auch große Rasenflächen (den Platz würde man manchen Tieren gern gönnen).

Ein Trend in Peking ist dieses Jahr Eis in der zur Sehenswürdigkeit passenden Form. Am Himmelstempel gibt es Eis in der Form der Halle der Ernte, hier im Zoo gibt es natürlich Tiere.

verschiedene Eissorten in Tierform: Papagei, Elefant, Panda, Giraffe

Eis in Tierform

Durch den Zoo führt auch ein Kanal, auf dem man Schnellboot fahren kann.

Natürlich gibt es auch im Zoo riesige Statuen.

Elefanten

Unsere für dieses Mal letzte Station sind die Elefanten. Hier gibt es sowohl afrikanische als auch asiatische Elefanten. Die Boxen im Elefantenhaus kommen uns für die riesigen Tiere echt klein vor, deshalb gehen wir direkt raus. Da ist es besser. Und trotzdem denke ich an die in Yunnan herumstreifenden Elefanten, wie gut die das im Vergleich haben.

Elefant im Pekinger Zoo

Elefanten in Pekings Zoo

Elefanten in Pekings Zoo

Hier setzen wir uns auf eine Bank in den Schatten, gucken den Elefanten zu und unterhalten uns lange. Erst als es am spätnachmittag etwas „kühler“ wird (immer noch über 30 Grad), schlendern wir langsam zum Ausgang zurück.

Wir kommen am Nashorngehege vorbei, das offensichtlich schon modernisiert ist. Aber wir gucken nicht mehr, wir sind beide platt und haben noch den Rückweg vor uns. Wir wollen bald wieder kommen, um die anderen Bereiche des Zoos zu erkunden – wir haben ja nur einen Bruchteil gesehen.

Deko am Nashorngehege

Deko am Nashorngehege

Wir passieren ein schönes Antilopengehege und die Wasservogelwelt. Wir sehen das Reptilienhaus, aber ich mag keine Schlangen, da muss ich nicht unbedingt rein und für heute reicht es wirklich. Hab ich die brütende Hitze schon erwähnt?

Pekings Zoo – Infos

Zoos leisten einen wichtigen Beitrag zum Artenerhalt, für Zucht und auch Auswilderung. Sie sind wichtig für Forschung, Erziehung und Bildung. Zootiere wecken Sympathie und Verständnis, weit über das hinaus, was durch Filme möglich ist. Auch wenn im Pekinger Zoo sicher Luft nach oben ist, scheint mir der Zoo auf einem guten Weg zu sein. Es gibt unglaublich viel zu entdecken, ein Nachmittag allein reicht nicht. Im Norden des Zoos liegt das zugehörige Aquarium, das ich vor sechs Jahren wirklich großartig fand. Hier zahlt man noch mal 150 RMB Eintritt zusätzlich, zehnmal mehr als für das Zoo-Ticket.

Info

Website des Zoos (chinesisch, kann man mit dem Browser übersetzen lassen): Beijing Zoo

Auf Chinesisch heißt  Zoo 动物园 – Dòngwùyuán.

Adresse: No.137 Xizhimenwai Main Street, Xicheng District, 100044 Beijing

Hinkommen: Taxi, Scooter, Auto (Parkplatz gegen Gebühr direkt neben dem Haupteingang), U-Bahn (Haltestelle Beijing Zoo, Exit B ist eine Minute vom Ticketcenter entfernt).

Die Boote auf dem Imperial Waterway zwischen Sommerpalast und Zoo fahren derzeit nicht!

Tickets: Werden derzeit über eine App, deren QR-Code man vor Ort scannen kann, verkauft. Reisepass nicht vergessen! Die App ist nur Chinesisch.

Eintrittspreise:

  • Zoo: 15 RMB.
  • Zoo und Pandas: 19 RMB. Von November bis März jeweils 5 RMB weniger.
  • Aquarium: Zooticket erforderlich plus 150 RMB.

Öffnungszeiten:

  • Zoo 7:30 – 18 Uhr, November bis März 17 Uhr
  • Aquarium 9-17:30 Uhr, November bis März 16:30 Uhr

Spaziergang im Taoranting-Park

Mit einer neuen chinesischen Freundin habe ich den Taoranting-Park besucht. Der liegt auf einer Höhe mit dem Himmelstempel, rund 7 km südwestlich vom Tiananmen, und ist damit relativ weit weg vom Zentrum. So verlaufen sich nicht viele Ausländer und schon gar keine Touristen dahin. Bei den in der Nähe wohnenden Pekingern ist der Park aber extrem beliebt. Seit 2002 ist der Park als 4A/AAAA-Attraction (in ganz China gibt es nur 279 5A/AAAAA-Attractions) klassifiziert.

www.mapz.com · Download site for road maps und city maps · Downloadportal für Stadtpläne und Landkarten

Kindheitserinnerungen

Wir betreten den Park am Nordeingang und nach wenigen Schritten stehen wir vor hüpfenden Kängurus. Okay, keine echten, sondern ein Känguru-Karussell! Hier ist ein kleiner Rummelplatz, „Fun Park“ vor allem für Kinder: verschiedene Karussells, eine kleine Achterbahn – man denke sich die entsprechende Lärmkulisse dazu…

Känguru-Karussell im Pekinger Taoranting-Park

Am Ende des Rummelplatzes steht ein Plastik-Hügel „Snow Mountain“. Hier können Kindern klettern und rutschen. Meine Freundin wird ganz wehmütig, sie war als Kind oft mit ihren Großeltern hier. Mich erinnert der „Snow Mountain“ an die Bullerberge in Planten un Blomen in Hamburg, sogar der Geruch ist ganz genau so (dieses warme Plastik in der prallen Sonne…). Leider hab ich gar kein Foto gemacht, es war aber auch kein Foto-Ausflug, sondern unser Gespräch stand im Vordergrund, zum Beispiel mit eben dieser Erkenntnis, dass es außer vielen Unterschieden auch viel Vergleichbares gibt.

Pavillons

Jedenfalls wird es viel ruhiger, als wir den Rummelplatz hinter uns lassen, obwohl der Taoranting-Park gut besucht ist.

Der heutige Park wurde 1952 errichtet. 1985 wurde der Park renoviert und 36 originalgroße Nachbildungen berühmter Pavillons aus ganz China im Park verteilt. Allein das lohnt sich für einen weiteren Ausflug, dann mit dem Fokus aufs Fotografieren. :)

Einer der Pavillons auf einem Hügel im Pekinger Taoranting-Park.

Aktives Parkleben

Eine Weile beobachten wir diese Gruppe, wie sie ihre Instrumente (aufeinander ab-) stimmen. Meine Begleitung erklärt mir Erhu und Pipa. Wir hören noch eine Weile zu und schlendern dann weiter.

Park-Orchester - Pekinger Bürger musizieren gemeinsam im Taoranting-Park

Später kommen wir an dieser Plattform vorbei. Die wurde eigens nachträglich für die Tänzer, die sich täglich hier treffen gebaut.

Plattform mit Tänzern im Taoranting-Park

Es gibt Spieltische, überall wird solo oder in kleinen Gruppen TaiChi gemacht.

Der See

Besondere Anziehungskraft hat natürlich der 16 ha große See. Hier sind die Elektro- und Tretboote besonders beliebt. Wir setzen uns in einen der Pavillons am Wasser, wo es etwas kühler ist. Zum Glück gibt es noch keine Mücken, die sind dieses Jahr spät dran und nicht so zahlreich – hoffentlich bleibt das so!

See im Taoranting-Park

Blick über den See auf die Xiehu Bridge

Im Winter soll es sich hier prima Schlittschuhlaufen lassen.

Chinesischer Pavillon am See mit blauem Elektroboot davor

Einer der Pavillons am See

Das Nonnenkloster…

Wir steuern das Cibei Nonnenkloster an, welches auf einer Insel in der Mitte des Sees liegt und über Brücken zu erreichen ist. Hier ist auch der für den Taoranting-Park namensgebende Taoran-Pavillon.

Während der Qing-Dynastie war das ein Ort für Gelehrte und Literaten. Zu der Zeit waren die meisten Parks und Gärten den kaiserlichen Familien vorbehalten. Wie man sieht: nur drei Dachreiter (je mehr, desto mächtiger die Bewohner, nur in der Verbotenen Stadt gibt es auf der Halle der Höchsten Harmonie elf Dachreiter).

… und die Kommunisten

Fast hätte ich Kloster und Ausstellung nicht besuchen können – hier wird wieder eine App eingesetzt, die ohne Chinesischkenntnisse schwer zu durchschauen ist. Zum Glück kann meine Begleitung einfach zwei Tickets kaufen – Glück gehabt.

Es riecht nach frischer Farbe, die Ausstellung ist ganz neu eröffnet. Passt, denn jetzt starten überall die 100-Jahr-Feierlichkeiten zum Jubiläum der Kommunistischen Partei Chinas.

Hier haben sich 1919 Mao, Zhou Enlai und Li Dazhai getroffen und gearbeitet. Leider sind nur einige wenige Schilder übersetzt. Schade. Ich muss nämlich gestehen, dass mich die allermeisten Geschichtsbücher langweilen (das muss doch auch interessanter und spannender zu erzählen sein!), dass es mir aber großen Spaß macht, an Originalschauplätzen und Museen etwas dazuzulernen. Das ist dann zwar nur häppchenweise, sicherlich hier und dort auch mal ideologisch eingefärbt, unsystematisch, unvollständig, unstrukturiert – aber ich strebe ja auch keinen wissenschaftlichen Abschluss an, sondern möchte nur mehr über das Land lernen, in dem ich lebe. Und dafür sind solche Ausstellungen und Museen wirklich super, ist halt nur schade, wenn man an der Sprache scheitert. Unsere Denglisch-Chinglish-Kombi ist da leider auch an Grenzen gestoßen.

Neben der Foto-Ausstellung kann man schließlich noch einen Blick in diese Halle werfen.

Zum Abschluss noch mal ein Schild mit Politlyrik!

Die Dekorationen außen an der Halle sind aber ganz unideologisch und objektiv hübsch!

Inzwischen hat es sich zugezogen, ein Gewitter ist im Anmarsch und über eine der Brücken gehen wir von der Mittelinsel zurück zum Ausgang.

Hier werde ich sicher bald noch mal wieder hinkommen. Meine Liste „wohin“ wird tatsächlich wieder länger und länger.